Heinrich Zschokke
Die Rose von Disentis
Heinrich Zschokke

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1.
Einleitung.

Wer ein Leben voll reicher Ereignisse betrachtet, findet darin zuweilen Vorfälle, die romanhafter sind, als alle unsere Alltagsromane. Man kann die, von denen ich hier erzählen will, auch dazu rechnen. Ich will mir nicht die Mühe geben, den Leser oder Hörer dieser Geschichte von der Wahrheit derselben zu überreden. Mag Jeder davon halten, was er will. Man traut heutigen Tages bekanntlich Niemandem weniger, als sogenannten Novellendichtern und Diplomaten; mögen Beide für ihre Aufrichtigkeit schwören, wie sie wollen.

Die hier besprochenen Begebenheiten fallen in die Zeit der französischen Umwälzungskriege, und stehen mit einem Vorgang derselben in Berührung, dessen die meisten Geschichtschreiber kaum erwähnen, oder doch nur beiläufig gedenken, obgleich dieses nur beiläufig besprochene Ereigniß viele Hundert Menschen in Elend und Tod stürzte.

Der Schauplatz des Trauerspiels sind wenig bekannte, selten besuchte Thäler zwischen Felsen, von denen unsere Geographen und Reisebeschreiber kaum etwas zu sagen wissen, ob gleich jene im Mittelpunkt Europa's liegen, und zu den sehenswürdigsten der Schweiz gehören. Eben so fremd für die übrige Welt ist das darin wohnende Völkchen, obgleich es sich in seinen Wohnsitzen des ältesten und unvermischtesten Herkommens rühmen könnte, wenn ihm an solchem Ruhme etwas gelegen wäre.

Dieses Alles verpflichtet den Erzähler, seine Geschichte, die vielleicht doch wohl zur Unterhaltung dienen wird, mit einigen erläuternden Anmerkungen zu begleiten; und nöthigt ihn, einen allgemeinen Ueberblick der Zeitverhältnisse und des Schauplatzes vorauszusenden, damit sich der geneigte Leser darin desto besser zurechtfinde.


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