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Zwölftes Kapitel

 

24. Heraus aus dem Schneckenhaus! Der Wettlauf zwischen Krieg und Frieden.

Adda ist gleich am nächsten Abend nach der Auseinandersetzung mit Donald zu Ohm Ernest gefahren. Sie geht mit ihm in den Garten, wo man auf einer kleinen Mauer niedersitzt. Aufmerksam hört der Ohm Addas Bericht und bittet sie, Donald und Beß gegenüber nicht weiter zu reagieren. Er habe von Dr. Boyle erfahren, wie mutig und klug sie – Adda – sich auf der Farm von Mr. Clerk verhielt. Es sei an der Zeit, nun auch sie einzureihen. Wahrscheinlich werde man nicht lange mehr schweigen können. Er betrachte auch sie jetzt als einen der jungen Kämpfer und Friedenspartisanen.

Mit Genugtuung erkennt Ohm Ernest in Addas ernstem dunklem Gesicht die heilige Entschlossenheit der Jugend, für eine Sache durchs Feuer zu gehen. Und Adda hat nie zuvor den Ohm so geliebt wie in diesem Augenblick, da der alte erfahrene Arbeiter ihr sein Vertrauen schenkt. Noch unklar empfindet sie, daß es nicht bloß das Vertrauen dieses einen Mannes ist, sondern sehr vieler, die hinter ihm stehen und, über seine Schulter grüßend, ihr freundlich in die Augen blicken.

Es wird verabredet, daß Adda sofort zu Dr. Boyle fährt und innerhalb der nächsten zwei Abende eine Zusammenkunft bei ihm ausmacht.

*

Da sitzen sie nun in dem nicht allzu geräumigen Arbeitskabinett des Doktors bei Fruchtsäften, Whisky, Tee und einigen Sandwiches als eine kleine, harmlose Gesellschaft – Ohm Ernest, Adda, Ann, Pat, Gene und auch Al Flagg, der Journalist, der nach seiner Flucht aus der Redaktion des »Democratic Globe« sich dem Doktor anvertraute und bei ihm in seiner Junggesellenwohnung vorerst Quartier bezog.

So sehr Dr. Boyle oft bis in die Nacht hinein von seiner ärztlichen Praxis, von der Arbeit in sozialen Organisationen und in letzter Zeit von einer noch nicht sehr sichtbaren Tätigkeit im Kampf um den Frieden beansprucht wird, so führt er doch noch »eine Art Privatleben«, wie er es nennt. Er ist Sammler. Er besitzt eine beträchtliche Kollektion natürlicher Kristalle, die er in einer großen Vitrine an der breiten Seitenwand des Zimmers sorgsam geordnet hat. Dr. Boyle sieht im Kristall die erste gesetzmäßige Ordnung auf dieser Erde, »die Vernunft des Steins«, und zugleich die konzentrierteste Schönheit der gebändigten Elemente. Tatsächlich wirken diese geometrisch gewachsenen Formationen der verschiedenen Metalle, Quarze und Salze in ihren durchsichtigen Farben wie eine noch unverfälschte sinnvolle Architektur. Wenn man sich in die Kristallandschaft der Vitrine vertieft, so kann man sich unschwer in eine Urwelt versetzt fühlen, in der schon vor dem Menschen ein Gesetz wirksam war.

Doch in dieser Stunde geht es um den Menschen, nur um den Menschen, um seine Ordnung und Unordnung.

Dem ausführlichen Bericht Addas über Donalds drohende Beschuldigung folgt zuerst Schweigen. Man muß diese Worte gewissermaßen sich selbst nochmals wiederholen. Das bedeutet: das Gespenst greift schon mitten unter sie. Was aber ist in diesem Fall phantastische Erpressung, was plumper Schwindel, was Realität? Natürlich ist alles möglich, auch daß Ohm Ernest, Adda und Beß seit dem Luftalarm von den herumschnüffelnden Agenten als »subversive Elemente und sowjetische Beauftragte« ausgemacht sind und jetzt unter Beobachtung gehalten werden. Natürlich hat Robbys Angelegenheit die Lage nicht gerade gemildert.

»Vielleicht kann Ann uns ein Wort dazu sagen?« meint Ohm Ernest, der gestern sich lange mit seiner Schwiegertochter über die ganze Sache unterhielt.

Ann hat auf diese Aufforderung wohl schon gewartet. Die Hautmuskeln um den Mund in ihrem festen, hellen, sommersprossigen Gesicht zucken leicht; sie schraubt die verschränkten Finger ineinander, daß die Knöchel knacken. »Und ich behaupte, die Kinder haben trotz allem richtig gehandelt!« legt sie los, als habe jemand das Gegenteil behauptet. »Die Kinder haben das ausgedrückt, was wir alle empfinden und was wir selbst eigentlich schon längst ausdrücken sollten!«

»Was haben die Kinder denn ausgedrückt, und welche Kinder?« fragt Pat.

Jetzt berichtet Ann, was die kleine Ille nach eindringlichem Befragen ihr anvertraute, eben die Sache mit den Kinderbriefen, über die der ganze Stadtteil sprach, ohne den Tätern auf die Spur zu kommen.

Pat meint, es sei tatsächlich beschämend, daß die Kinder bei dem Alarm sicherer reagiert hätten als die Erwachsenen.

»Die Kinder reagierten ihre Furcht ab durch Handeln«, erklärt Dr. Boyle. »Darauf beruht wohl auch das Geheimnis der Heilung, um nicht zu sagen: der Selbstheilung, des kleinen Jimmy.«

»Ist das schlecht?« fragt Ann.

Und Ohm Ernest, um dem Gespräch wieder eine realere Richtung zu geben, meint, immerhin könne man Kinder, so wichtig und gut ihre Initiative sei, doch nicht unbeaufsichtigt Politik machen lassen. Er sucht jetzt die einzelnen Fäden zu entwirren, die bis zu jener Drohung des Fliegeroffiziers Donald führen. Am Morgen nach dem Alarm habe er bemerkt, daß seine Arbeitskleider in der Box anders hingen als sonst; auch war sein persönlicher Zündkerzenprüfer in der linken Hosentasche statt in der rechten. Old Bill, Robbys Vater, sei ihm aus dem Wege gegangen und habe ein Gesicht gemacht wie ein Kater, wenn's donnert, während Pop Matthews, der Boß, süß wie Sahne gewesen sei. Wahrscheinlich sei die F.B.I. dem Ursprung der Kinderbriefe doch irgendwie auf die Spur gekommen. Da Adda ihm dann mitgeteilt habe, daß man ihn als »sowjetischen Agenten« beobachte, sei es nicht schwer, die Zusammenhänge zu sehen.

Ohm Ernest hat geendet. Er gießt sich einen White Horse Whisky ein und füllt auch Pats, Anns und Genes Gläser, während der Doktor an seinem Grapefruit Juice saugt und Al Flagg und Adda es mit dem Tee halten.

Die Pause ist notwendig.

Die Menschen in dem stillen Raum stehen plötzlich vor einer ganz neuen Situation, die von jedem eine Entscheidung fordert. Alle spüren, daß über Ohm Ernest als Kommunisten das Schwert hängt wie an einem Faden und daß er sich bereits entschieden hat. Alle wissen auch, wie man mit führenden Genossen – William Foster und Eugene Dennis – verfahren ist, und was mit Hunderten noch geschehen kann.

Das Kabinett des Doktors mit den geschnitzten eichenen Renaissancemöbeln und den ebenso dunkel getäfelten Wänden wirkt im gedämpften Licht der hohen Stehlampe wie eine Festung, in der man sich geborgen fühlen kann – bis zu dem Moment, da man nachher wieder die Straße betritt.

»Die Frage ist: Was tun?« sagt Pat.

»Wie immer«, ergänzt der kleine Flagg ironisch.

Der Doktor glaubt nun eine gewisse Analyse der veränderten Lage geben zu müssen. Zweifellos habe der bereits ein Jahr sich hinziehende Koreakrieg die verschiedensten Voraussagen: das Ganze sei bloß eine Polizeiaktion der UN!, ferner McArthurs großspurige Prognose, zu Weihnachten 1950 seien unsre Boys wieder zu Hause, gründlich widerlegt. Zweifellos auch gehe das Land infolge der enormen Rüstungskosten, trotz der scheinbar gesteigerten Kapazität der Industrie und der vermehrten Arbeitsplätze, einer allgemeinen Krise entgegen. Noch mehr aber fürchteten die Rüstungsmänner, die großen Bosse um Morgan, Dupont, Harriman, die »Friedensdrohung« und ihre Verluste bei der Umstellung auf Friedensproduktion. Natürlich sähen jene Herren auch das Anwachsen des Millionenheeres der Friedenskämpfer in allen Ländern, einschließlich Amerikas; sie sähen die reale Macht der Sowjetunion, die unaufhaltsam zunähme.

»Also fühlten sie sich von der Sowjetunion wirklich bedroht?« fragt Adda.

Und Pat: »Sie selbst bewirken durch ihr Wettrüsten und die Jagd nach riesigen Rüstungsgewinnen erst die Bedrohung.«

Ohm Ernest greift mit Absicht noch nicht ein. Er will sehen, wie weit die Gruppe ist, jetzt da sie in den Kampf treten soll – wie vor allem die Jungen ihre Waffen handhaben? Sie kreuzen ziemlich wild mit Argumenten und Gegenargumenten die Klingen. Es bleibt heute leider keine Zeit, alles bis ins einzelne theoretisch zu klären, gewissermaßen auf dem Übungsplatz der Schulung und inneren Diskussion. Partisanen des Friedens sind sie. Halb pazifistische bürgerliche Ideologen, wie der Doktor und der kleine Flagg, noch nicht klassenbewußte Angestellte, wie Gene und Adda, Arbeiter, wie Ann und Pat. Wobei Pat, der Genosse, zu frontal vorgeht. Die Frage der Sowjetunion ist in diesem Lande die schwierigste. Sie ist ein heißes Eisen, das die meisten Menschen hier noch nicht anzufassen verstehen. Ja, die Presse, der Rundfunk, die Senatoren, Generale und Minister, der ganze Staatsapparat hat da andere Möglichkeiten. Dort wird man nicht müde zu betonen, daß die Sowjetunion den Frieden bedrohe. Man verschweigt natürlich, daß gerade das anwachsende Friedenspotential Rußlands, Chinas und der Volksdemokratien die Macht dieser Länder darstelle und den Krieg völlig überflüssig, ja sinnlos und verbrecherisch erscheinen lasse. Wie schwer aber kann die hiesige Jugend sich in diese an sich so klare Wirklichkeit hineinversetzen, da sie im Lande täglich das Gegenteil erlebt? Eine gewaltige Phantasie gehört zu der Erkenntnis, ein geduldiges Wissen.

Nun, er selbst ist auch nicht gleich als ein perfekter Genosse aus dem Ei gekrochen. Wieviel Umwege und Irrwege gab es da gerade in seiner Jugend! Als Heizer auf einem der großen Pazifikkähne gehörte er, wie viele jungen Kerle, einer syndikalistischen Gruppe an. Dann war ihm auch das eine Beschränkung seiner »Freiheit«. Ein Seemann läßt sich von niemandem in seine Meinung hineinreden, dachte er. Doch als er später wegen eines Wortes gegen die Hundelöhne nicht mehr angeheuert und dann auch in Detroit aus dem Fordbetrieb hinausgefeuert wurde, weil er weiter den Mund nicht hielt, als er nunmehr auf der schwarzen Liste stand und nirgendswo mehr ankam, da begriff er, was die Glocke geschlagen hatte. Er begann, sich an die Nase zu fassen, nachzudenken, zu lesen und sich einzureihen. In die Partei.

Aber dann fing die Arbeit erst richtig an, das heißt zwei Jahre Arbeitslosigkeit, Hunger, auf der Straße liegen – und doch Arbeit: lesen, jeden Fetzen gedrucktes Papier sammeln, vor allem den »Daily Worker«, und auch die dünnen Heftchen nach allem Wissenswerten durchstöbern, danach sich orientieren, lernen, aber diese Broschüren auch an den Mann bringen, Menschen anreden, kämpfen um jeden der Angesprochenen. Und wieder eine Periode, in der er plötzlich in einer mittleren Metallbude Arbeit fand und Rose heiratete. Das war eine Art Pause verträumten Glücks, mit Motorrad und Fahrten am Weekend zu den Niagarafällen und in die Berge … ein Aufatmen. Da kam vor dem Weekend ein Freitag, »der schwarze Freitag« 1929. Und plötzlich war alles vorbei. Er lag wieder auf dem Pflaster. Denn in der großen Krise krachte mit tausenden kleinen und mittleren Betrieben auch der, in dem er arbeitete. Als Erdarbeiter, Straßenreiniger, Wäscher, Kistenverlader schob er sich und seine Familie mit Ach und Krach durch die Jahre bis 1936. In diesen sieben Jahren, die Hunderttausenden noch heute in den Knochen staken, verlor er seine paar Ersparnisse, sein Motorrad, seine Jugend, und durch die Grobarbeit seine Handfertigkeit, das Fingerspitzengefühl des Maschinenschlossers, zumal auch die alten Maschinen längst durch moderne ersetzt waren und man umlernen mußte.

Doch die Sache der Partei hatte er dabei nicht vergessen; im Gegenteil, sie war ihm noch näher gerückt, so nah wie die Schlagader an seinem Halse. Und als gestreikt wurde, stand er vorn in der picketline. Wieder wurde er hinausgefeuert. Schließlich kam er in der Werkstatt bei Pop Matthews unter. Und jetzt? Ob nun all diese jungen Menschen heute diesen weiten Weg gehen müssen? Diesen mühevollen Zickzackweg? Jeder für sich? Sehr verschiedene, aber ehrlich sich mühende junge Kerle sind es. Pat, das ist klar. Er hat schon festen Grund unter den Füßen. Aber für die anderen liegen noch mächtige Steinbrocken auf dem Weg, der für sie gerade erst beginnt.

Da versteift sich der kleine Flagg, ein so guter, aufrichtiger und gebildeter Junge, darauf, das gesteigerte Wirtschaftspotential der Sowjetunion und Chinas müsse die Wallstreetmänner beunruhigen. Und Adda fragte eben nicht anders. Schwer scheint es unsrer Jugend, sich hineinzudenken, daß diese Riesenvölker im Osten ihre Macht nur zur friedlichen Arbeit und zum Aufbau gebrauchen, daß sie darauf ihre ganze Aufmerksamkeit richten, daß sie darin ihr Glück sehen.

Und der Doktor meint, weshalb in diesem Falle die Wallstreetgrößen mit ihrem ebenso gewaltigen Wirtschaftspotential nicht in friedlichem Konkurrenzkampf antworten könnten? Weshalb reagiere man hier mit einem noch verstärkten Wettrüsten und mit Eisenhowers Kommando an die Europastaaten: Schneller, schneller!

Wenn Ann bloß nicht so heftig loslegen wollte; denn an sich erwidert sie nicht schlecht: die Antwort könne man wahrhaftig nicht von denen erwarten, die daran verdienen, wenn sie unsere Jungen nach Korea werfen. Die Antwort könnten wir uns nur selber geben!

Der Doktor meint, zudem könnten wir hier es auch nicht allein schaffen. Alle Menschen der Erde, denen ihr Leben lieb sei, müßten die Antwort geben, bevor sie unter dem Rüstungspanzer zusammenbrächen.

»Wir werden schon nicht zusammenbrechen!« hält Ann dagegen.

Und Pat ihr sekundierend: »Nein, das wird nicht geschehn!«

»Das weißt du?« fragt Gene.

»Und auch du solltest es wissen, du Funker am Gerät!« entgegnet Pat.

»Eben weil ich am Gerät nicht bloß höre, was man mit einem Ohr hören will, sondern was alle Sender bringen …«

»Da alle Sender von Wallstreet und dem Capitol gespeist werden, hörst du ja bestimmt nicht bloß mit einem Ohr!« spottet Pat.

Und Ann aufbrausend: »So läßt du dir das Vertrauen zu uns aus den Knochen blasen?«

»Darf er sich nicht eine Meinung bilden?« fragt Adda. »Unser Kreis hier ist sehr klein. Was wissen wir denn, was draußen wirklich vorgeht, wenn wir uns so abschließen?«

Ohm Ernest spürt, hier ist ein Hebelpunkt – ein Falsches und ein Richtiges, sehr nahe beieinanderliegend: Freiheit der Meinung und Selbstisolierung. »Richtig, Adda«, mischt er sich ein, »wir haben uns zu lange abgeschlossen. Wir müssen jetzt heraus aus dem Schneckenhaus! Das ist das eine, über das noch zu reden sein wird. Und das andere: Wir müssen uns eine Meinung bilden, indem wir alle Sender hier hören! Schön. Bloß, bekommen wir so eine richtige und genaue Meinung? Vor kurzem streikten 60 000 Seeleute und Hafenarbeiter an der Westküste. Was habt ihr davon gehört? Ein paar entstellte Nachrichten: Die Streikenden von den Roten verhetzt – unser ganzes Transportwesen in Gefahr – Streikversuche im Keime erstickt – rote Streiklawine rollt gegen die Fundamente unsrer Wirtschaft – nur unbedeutende kommunistische Splittergruppen im Ausstand. Nein, Adda, in solchen Informationen liegt keine Gewißheit. Die liegt in dem, was wir selbst erfahren haben, was wir als vernünftig und richtig erkennen.«

»Und auch als Funker kann man wissen«, wendet sich Pat wieder zu Gene, »daß die Dockers von Toulon, Marseille und Genua sich weigerten, Schiffe mit unseren Waffen zu entladen, daß sie sogar Panzer ins Meer stürzten.«

Gene nimmt die Herausforderung an. »Einverstanden. Und doch möchte ich mich gerade als Funker mehr auf meine Augen verlassen. Ich habe hier im Hafen noch keinen Panzer ins Meer stürzen sehn.«

»Von allein stürzt er natürlich nicht!« sagt Pat. »Und wenn man bloß wartet …«

»Was die andern machen …«, reizt Ann.

»Wenn man in Illusionen lebt und die anderen in wilde, unüberlegte Sachen hineintreibt«, schlägt Gene zurück, »und die anderen dann in der Patsche läßt …«

Alle sind aufgesprungen. Ohm Ernest spricht auf Pat und Ann ein. Adda empfindet Genes Ungerechtigkeit – vielleicht gerade, weil sie ihn liebt – doppelt. »Das ist nicht fair, Gene!« sagt sie. »Wo hat hier einer den anderen in der Patsche gelassen? Auch das hast du nicht gesehen! Überhaupt mit diesem Allessehenwollen! Wenn ich warten wollte, bis ich sehe, wie es auf die Stahlbunker kracht, zu denen ich jetzt die Zeichnungen mache … schließlich kann man auch ein bißchen denken.«

»Das ist's!« sagt Pat.

Adda erschrickt über diese Zustimmung. Sie sieht, wie Gene ganz blaß wird in seinem schmalen, trotzigen Jungengesicht, wie er sich sperrt und schweigt. Aber sie selbst ist schon zu sehr gepackt von dem Gespräch. Da berichtet Ohm Ernest von seinen Beobachtungen am Hafen, und ihr – wie Gene sie oft verspottet – »männlicher Verstand« ist jetzt hineingerissen in die erregte Kontroverse.

»Auch unsere Dockers hier spitzen schon mächtig die Ohren«, erklärt Ohm Ernest. »Und glaubt ihr, die warten, bis man sie und uns fertiggemacht hat? Ja, Kinder, die Sache hat bereits ein tolles Tempo; es ist das reinste Wettrennen …«

»Wieso Wettrennen?« fragt Adda.

»Hast du nicht eben selbst erzählt, Adda«, erwidert ihr der Doktor, »wie man in den Trainingslagern ein Tempo vorlegt, in sechs Monaten perfekte Mörder aus den Soldaten und unserm Robby zu machen – schneller, schneller! Ja, es ist ein Wettlauf zwischen dem drohenden Tod und dem Sichwehren gegen den Tod, ein Wettlauf, wobei die Zeit für uns arbeitet.«

»Stop, Doktor! So ist es wohl doch nicht!« meint Ohm Ernest. »Sie haben darin zwar recht, daß die Kräfte heute in Bewegung sind und die Gewichte sich zu unseren Gunsten verschieben, aber nur dann, wenn wir selbst den Hebel ansetzen. Wir sind – wie in unserem Lande so häufig – eine Art Sekte, oder wie man es so schön nennt: eine große Familie …«

»Wobei immerhin einige von uns in der Gewerkschaft und bei der Jugend sind!« protestiert Ann.

»Natürlich, Ann; aber auch das ist für viele eine Sonntagsangelegenheit wie früher der Kirchgang, wo man eben am Sonntag etwas für seine Überzeugung tut. Doch heute geht es um etwas anderes: ob die Menschen überhaupt noch weiterleben oder ob sie mit offenen Augen in den Abgrund rennen wollen.« (Alle staunen, wie der ruhige Ohm Ernest jetzt loszieht.) »Das heißt für uns, ob nicht auch die kleinste Gruppe heute sich überlegen muß: genügt dies individuelle Unterschriftensammeln noch, oder ist es Zeit, gemeinsam mit größeren Organisationen zu handeln und hervorzutreten?«

»Die Jungen und Mädchen der Jugendliga haben schon den Anfang gemacht«, sagt Ann lebhaft. »Die haben in unserm Fabrikhof Plakate geklebt mit dem offnen Brief des Sandy Vena aus Philadelphia an Truman, worin Sandy Vena, der den Bericht der Internationalen Frauenföderation aus Korea gelesen hatte, den Präsidenten fragt, wie lange er die Mordtaten der amerikanischen Soldaten an Frauen und Kindern noch zulassen wolle? Und wenn man auch die Plakate im Hof abkratze, sie kleben immer wieder außen an der Fabrikmauer.«

»Man hat niemanden entlassen?« fragt Adda.

»Sollen sie's riskieren!« antwortet Ann. »Bei uns sind fast zweihundert von der Jugendliga!«

Und Pat: »Ann hat recht, die Kinder haben's uns gezeigt, die Jugendliga zeigt es uns – wir müssen heraus aus dem Schneckenhaus! Ann, Adda, Flagg und ich, wir könnten uns ebenfalls in der Liga einreihen.«

Adda schaut auf Gene, der, ohne daß es sonderlich auffiel, nicht genannt wurde, der aber für sich ganz isoliert und in sich gekehrt dasitzt. Sie möchte ihm helfen, so gern möchte sie ihm helfen. Grade er müßte heraus aus seinem Schneckenhaus! Aber was kann man tun? Ihr ganzes Wesen wendet sich ihm zu. Zugleich aber wehrt sie sich, es zu zeigen. Wenn er selbst sich doch rührte! Ist es denn so schwer?

 

25. Mit dem roten Dotter im Gehirn. Die wirklichen Siege.

Da hat es der kleine Flagg einfacher. Er fragt jetzt Pat: »Liga, Organisation … gibt es da ein Programm? Man muß doch wissen: wie und wohin?«

»Wie und wohin?« repetiert Pat. »Wohin? Zum Frieden! Wie? Indem wir etwa im Falle Robby und der Killer von Korea uns bemerkbar machen, wobei wir hindeuten, daß auf der einen Seite die Brandstifter vom Pentagon und von Wallstreet stehen, auf der Seite des Friedens aber die Sowjetunion, China und deren Freunde.«

»Muß man denn unbedingt die Sowjetunion mit hineinziehen?« fragt Adda.

Das kam wie ein Schlag.

Adda ist selbst erstaunt über ihre Frage. Wer hat die Frage gestellt? Sie oder Gene?

»Unbedingt, Adda!« erklärt Pat. »Unbedingt! Wie willst du sonst diskutieren, da man überall behauptet, wir rüsten nur deshalb, weil wir uns gegen die Aggression der Sowjetunion verteidigen müßten.«

»Und welchen Beweis gibt es, daß es nicht der Fall ist?« fragt Adda wie unter einem Zwang.

»Das ist ja wunderbar«, erwidert Pat, »die Sowjetunion, die nicht angreift, muß beweisen, daß sie nicht angreift! Und wir, die wir in unsern illustrierten Magazinen Bomben über dem Kreml regnen lassen … liest du denn keine Zeitungen, Adda? Hast du nie die Broschüre in die Hand bekommen von der Tagung des Friedensrates in Berlin, wo unser Reverend Darr sprach?«

»Ich bin kein Kommunist«, sagt Adda gereizt.

»Auch Reverend Darr ist kein Kommunist, Adda«, greift Ohm Ernest jetzt ein. »Aber du, Adda, wirst dich fragen müssen, eh du etwas Gedankenloses über ein anderes Volk sagst, ob du einen einzigen Fall nennen kannst, in dem die Sowjetunion ein Land angegriffen hat?«

Adda schweigt.

»Es wäre auch ganz unlogisch«, fährt Ohm Ernest fort, »zu jedem Zeitpunkt unlogisch. Denn dieses Riesenland hat – neben andern Gründen – so viel zu tun mit seinem friedlichen Aufbau, daß es schon dafür alle seine Kräfte aufs äußerste anspannen muß.«

Der kleine Al Flagg, der die ganze Zeit wie ein Fox mit Würmern auf seinem Stuhl hin und her rutschte, schießt jetzt los: »Das ist gewiß alles gut und richtig für Rußland; aber bei uns wirkt das wie kommunistische Propaganda.«

»Drei Plätze herunter!« kommandiert Dr. Boyle. »Wie können Sie, lieber Ali, als nicht ganz geisteskranker Journalist solch kapitalen Schnitzer machen?«

»Bitte, wieso?«

»Wieso? Sehr einfach: Dr. Boyle ist für den Frieden. Die Kommunisten sind für den Frieden. Also ist Dr. Boyle ein Kommunist, und was er sagt, ist kommunistische Propaganda. Was es gar nicht ist.«

Alle lachen. Nur Gene brütet vor sich hin.

Flagg meint darauf: »Zugegeben, es gibt Menschen, die werden schon mit dem roten Dotter im Gehirn geboren.«

»Viel zu wenige!« sagt Pat.

»Und was haben Sie schließlich von all Ihrer Weisheit und Wahrheit?« ereifert sich der Kleine.

Und Pat: »Richtig, was haben wir davon? Von der Wahrheit an sich?« Er zuckt die Schultern. »Ich denke mir, eine Wahrheit wird erst zur Wahrheit, wenn man sie tut.«

»Tut? Einverstanden!« Flagg scheint seiner Sache wieder sicher zu sein. »Tut … und zwar mit einem gewissen Druck, den man dahintersetzt, mit einem gewissen Tempo, und auch einem bißchen Dynamit, die Mauer der Lüge zu sprengen – mit einem Wort, wenn sonst nichts hilft –, mit etwas Revolution.«

»Was verstehen Sie eigentlich unter – etwas Revolution?« entgegnet Ohm Ernest. »Ich glaubte, wir waren uns bereits klar darüber, daß eine Revolution weder durch Druck von außen noch künstlich von innen erzeugt werden kann.«

Und Flagg: »Also gibt es eigentlich keine Revolution?«

»Natürlich gibt es zum Beispiel, wenn bei uns das Leben der Hafenarbeiter und aller einfachen Menschen so schwer wird, daß sie es nicht mehr ertragen können und wollen, und wenn andrerseits es unseren Regierenden nicht mehr gelingt, uns niederzuknüppeln oder mit Hilfe der gekauften Gewerkschaftsführer uns länger zu betrügen. Mit einem Wort, wenn die Lage reif ist wie ein Apfel, den der Sturm vom Ast reißt.«

»Und wenn noch ein verlorener Krieg den Sturm verstärkt«, sucht Flagg die Sache zu treiben.

»Das muß nicht sein«, erklärt Ohm Ernest.

»Und wie war es 1917 in Rußland?« fragt Gene.

Und Pat: »Heute brauchen die Siege nicht auf den Schlachtfeldern zu liegen.«

»Wozu reden wir denn überhaupt von Korea?« entgegnet Gene gereizt. »Nicht auf den Schlachtfeldern?«

»Aber Jungens, gibt es heute nicht noch viel Entscheidenderes als die Schlachtfelder?« fragt Ohm Ernest. »Ist die Wirkung der Atomkraft, eine Gebirgskette zu sprengen und große Flüsse in ihrem Lauf umzulenken, nicht ein entscheidenderer Sieg als die vernichtende Wirkung der Atombombe auf unsere Städte? Vergeßt doch nicht immer wieder, wie das friedliche Wachstum der Sowjetunion, die hundertmal totgesagt war, gerade heute wirkt – wie es die Rüstungsherren verwirrt und die Arbeiter ermutigt! Kinder, begreift es doch, darin bestehen heute für uns alle die wirklichen Siege, die Siege ohne Bomben und Maschinengewehre, wenn ihr wollt: die revolutionären Siege. Denn diese bisher unerhörten Taten und Tatsachen krempeln ja auch unser ganzes Denken um, unsere ganze Vorstellung vom Leben. Und ihr alle erwartet doch wohl nicht, daß die Sowjetunion ihren Aufbau bloß deshalb stoppen soll, weil es unseren Bossen nicht angenehm ist, daß diese ›kommunistische Propaganda‹ unsere Arbeiter aufhorchen läßt und ermuntert.«

»Das stimmt«, erklärt der kleine Flagg jetzt nachdenklich. »Für Sie als Kommunist ist das alles klar.«

»Aber mit dem roten Eidotter im Gehirn bin ich auch nicht grad zur Welt gekommen«, meint Ohm Ernest lächelnd. »Etwas muß man schon selbst dazutun. Und dann wird man es eines Tages noch verteidigen müssen.«

»Was auch nicht ganz leicht ist«, fügt Pat hinzu.

»Ohm Ernest hat recht!« sagt Adda erregt. »Wir müssen viel mehr davon wissen!«

Und Ann: »Wir haben einen kleinen Zirkel der Freunde der Sowjetunion in unserem Bezirk; du kannst mitkommen!«

»Ich komme auch«, erklärt Pat.

 

26. Weshalb schwindelt Gene? Wird Donald helfen?

Gene schweigt; er glaubt, daß alle auf ihn blicken. Was kann er tun? Nichts. Adda wird sich frei machen, und Pat wird sie dort im Zirkel treffen. Er aber ist mehr als je dienstlich beschäftigt. In letzter Zeit hat Colonel Kennedy ihm den Sonderauftrag erteilt, ab 22 Uhr die seltsamen nächtlichen Funksignale auf Ultrakurzwelle abzuhören. Diese verfluchten Untertassen! Einmal machte der Colonel nach der dritten Marihuanazigarette merkwürdige Andeutungen, als seien diese Flugkörper ganz etwas anderes; aber dann verwirrte sich seine Vorstellung in Weibersachen und einen Disput mit General Ridgway.

Adda, die Genes Isoliertheit bemerkt, will ihm zu Hilfe kommen, indem sie fragt: »Hast du etwas für den Transport der Stafettenbotschaft erfahren können, Gene? Es ist höchste Zeit!«

Und Gene, der spürt, wie auch Pat sprechen will, ist im Bruchteil einer Sekunde entschlossen: »Natürlich habe ich jemanden«, redet er plötzlich drauflos, »aber wenn ihr hier dauernd in hoher Theorie macht … einen Bordfunker hab ich, 'nen jungen Burschen, der letzte Woche mir so 'nen Friedensappell vorlegte, ist wohl auch in 'ner Jugendliga, sein Bruder sei in Korea in Gefangenschaft, der schreibe, es sei okay bei den Roten und wir sollten hier Schluß machen …« Hölle, wie er schwindeln kann! Und jetzt verlangen die anderen, daß er diesen Funker möglichst auch heranziehe in ihren Kreis. Er wird nachher mit Adda heimfahren und die Stafettenkapsel von ihr empfangen.

Adda bittet ihn noch, vielleicht an seinen Colonel heranzutreten und zu erkunden, was man wegen Robby tun könne, da Beß ihr in den letzten Tagen ernsthaft Sorgen mache.

Plötzlich ist Gene eine zentrale Figur in dem Kreis. Doch ihm ist nicht wohl dabei.

Al Flagg und der Doktor werden beauftragt, mit den »Progressiven« Verbindung aufzunehmen. Man beschließt ferner, daß alle jetzt die wichtigsten Dokumente studieren sollen: Stalins Interview mit dem »Prawda«-Korrespondenten, die Broschüre über den Warschauer II. Weltfriedenskongreß, die Beschlüsse der Berliner Tagung des Weltfriedensrates mit der Rede des Reverend Darr; auch daß man jetzt aktiv an allen Versammlungen der Friedenskämpfer teilnimmt, auf jede Gefahr hin.

Ohm Ernest erklärt, man solle sich noch einmal nächste Woche um die gleiche Zeit hier treffen; dann aber müßten diese »familiären« Zusammenkünfte zurücktreten vor der Arbeit in den Massenorganisationen gegen den Krieg. Wenn etwas Besonderes vorfalle, etwa seitens der F.B.I. oder im Falle Robbys, so gehe die Benachrichtigung nicht mehr direkt, sondern nur noch über den Doktor.

Dr. Boyle selbst mahnt bei aller notwendigen Entschlossenheit zur Vorsicht. Jeder unnütze Verlust eines Kämpfers könne die ganze Kette sprengen. Falls er selbst ausfalle, so wolle er noch feststellen, ob die junge Studentin Francis Clerk, die in heftigem Gegensatz zu ihren Eltern stehe, sich als Bindeglied eigne. Vor allem solle man sich mehr um die Kinder kümmern, um die kleine Ille und ihren Kameraden.

Ann verspricht es.

*

Sie verlassen in Abständen einzeln und zu zweien das Haus. Adda spürt, daß Pat auf sie wartet; doch sie geht mit Gene. Sie muß ihm die Stafettenkapsel geben. Pat hält sich jetzt zu Ann; er spricht mit ihr in seiner eindringlichen Art.

Unterwegs fragt Adda plötzlich Gene: »Wenn einem von uns beiden etwas passiert …«

»Was?«

»Ich weiß nicht; aber wird einer dem andern helfen?«

»Wenn ich damals meinem verwundeten Geschwaderchef, dem Colonel, geholfen und ihn zwei Tage durch den Schnee geschleppt habe, glaubst du, du bist mir weniger?«

Er fühlt sich plötzlich hundeelend. Wie konnte er bloß Adda so beschwindeln? Aus Eifersucht? Und Adda, die nachdenklich neben ihm geht, deren Schultern er mit den seinen im Schreiten berührt, glaubt ihm; sie wird ihm die Stafettenkapsel geben. Ob er ihr nicht doch die Lüge gesteht? Aber dann wird sie ihn verachten und sich von ihm wenden. Nein, er kann nicht mehr zurück. Er spürt, wie sehr er Adda liebt. Oder müßte er nicht grade, weil er sie liebt … mein Gott, was ist das?

»Du erlaubst doch? Ich bin etwas müde.«

Adda hat sich bei ihm eingehakt. Er spürt die Wärme ihres Arms an seiner Brust. Er wird das Äußerste versuchen, die Kapsel zu befördern; er wird sich selbst als Bordfunker melden! Colonel Kennedy, dem er im Ardenner Wald das Leben rettete, kann ihm die Bitte nicht abschlagen! Weshalb er nicht längst auf diese einfache Lösung kam? Wie gut das Leben im Grunde ist!

»Es lohnt noch!«

Adda hält im Gehen inne und schaut ihn an. »Sagtest du was?«

»Dieser Pat ist ein Teufelskerl!«

»Weshalb?«

»Mit seiner – tätigen Wahrheit.«

»Wie kommst du darauf?«

»Ich meine, er hat recht, man muß einfach das Wahre tun; dann spielt alles andre keine Rolle mehr.«

Sie sind an der hohen Frontmauer, die Clerks Anwesen umschließt, etwa zehn Meter von der Mitte, angelangt, an der Auffahrt mit dem mächtigen schmiedeeisernen Tor. Adda bleibt im tiefen Schatten der über die Mauer geneigten Platanen stehn. Sie lehnt sich an ihn. Er spürt ihre Schwere.

»Ich fürchte mich jetzt immer hineinzugehn«, sagt sie. »Da sitzt Beß, grad wie eine Tote.«

»Ich werde mit dem Colonel sprechen.«

»Ja, Gene, ja!« Sie preßt ihn an sich, nimmt seinen Kopf und bedeckt ihn mit Küssen. »Tu das, bitte! Wir hier schaffen es nicht …«

Ein Hupen reißt sie von ihm. Durch das Tor fährt ein Wagen, biegt in die Straße ein und braust mit Vollgas davon.

»Sein Wagen …«

»Donald?«

»Laß mich!« Sie rennt zum Tor.

Gene folgt. An der Mauer des Pförtnerhauses steht das Motorrad. Aus dem Haus dringen die erregten Stimmen Addas und des alten Manuel.

Dann stürzt Adda heraus. »In dem Wagen waren Donald und Beß! Wir müssen ihnen nach!«

Gene tritt das Motorrad an. »Zum Militärflugplatz?«

»Zu Beß!«

»Gut; sitz auf!«

»Warte!« Adda läßt den Kopf auf Genes Schulter sinken. »Mein Gott, vielleicht kann er ihr helfen? Glaubst du es nicht?« Flehend schaut sie auf Gene.

»Für ihn ist manches möglich«, sagt Gene. »Da die Sache sehr dringend ist, könnte er morgen früh in einer Stunde zu Robbys Lagerkommandanten fliegen.«

»Siehst du!« Sie faßt ihn an den Schultern und schaut ihm nahe in die Augen. »Oder? Glaubst du, Gene …, daß er gemein sein wird?«

»Nein, Adda.«

Sie streicht ihm übers Haar und legt ihren Kopf an seine Wange.

So kennt er sie kaum.

»Rufe mich bitte morgen an, Gene!«

»Bestimmt, Adda.«

Sie faßt in ihre Manteltasche und drückt ihm etwas in die Hand. Es ist die Stafettenkapsel. Er spürt es, ohne hinzusehn, und steckt sie zu sich. Er stülpt sich die Lederkappe auf, tritt das Motorrad an und rattert davon.


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