Georg Wegener
Erinnerungen eines Weltreisenden
Georg Wegener

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7. Im großen Cañon des Colorado

Im allgemeinen sind die Steilwände des Cañons völlig ungangbar. Es gibt jedoch an mehreren Stellen, wo Schluchten oder Schutthalden die senkrechten Gesteinstufen abschrägen, schwindelkühne Pfade, meist alte Indianerwege, die in zahllosen Schlangenwindungen zum Talgrund hinabführen. Ab- und Wiederanstieg erfordern einen vollen Tag.

Ein solcher Pfad, the old Indian garden's trail, d.h. »der alte Indianergarten-Pfad«, leitet unmittelbar neben der Stelle, wo das Bright-Angel-Blockhaus liegt, zur Tiefe hinab. Ich betrat ihn gegen 8 Uhr morgens, zusammen mit dem gestern gefundenen Reisegenossen, dem jungen amerikanischen Schullehrer.

Steil führte er abwärts. Zunächst in eine mit schwerem Geröll und dichtem Baum- und Strauchwerk verhüllte Schlucht, in der Felswände den Ausblick umschränkten. Hinter uns wuchs der scharfgeschnittene Rand des Plateaus, auf dem das Blockhaus stand, rasch zu einer gewaltigen, stellenweise überhängenden Mauer über unserm Haupte empor, in bizarre Felsgebilde sich gliedernd, die wir von oben nicht gewahrt hatten, die aber jetzt Türmen gleich zwischen den Baumwipfeln auf uns herniederschauten. Gerade über unsern Köpfen, zur Linken des Pfades, starrte ein solcher Felszacken, wunderlich zerfressen, in die Luft, wie ein gigantisches Monument von fremdartig uralten Formen, das zu verwittert ist, um noch erkennen zu lassen, was es bedeutet. In einem andern Lande würde es wahrscheinlich längst irgendeinen romantischen Namen tragen und man würde allein seinetwegen eine Reise machen, so groß und seltsam sah es aus.

Die Stelle, wo der old Indian garden's trail abwärts stieg und wo das Blockhaus lag, war der Hintergrund eines der ungeheuren Felsenhalbrunde, die den Cañon gliedern; eine große seitliche Ausbuchtung des Coloradotals, in Form eines griechischen Theaters etwa, nur um das Tausendfache größer. Der Boden dieses Halbrunds, die Orchestra des Theaters, erstreckte sich als ein grünliches Plateau weiter in das Haupttal hinaus. Ein harter, feuersteinreicher Kalk bildete, treppenförmig abgesetzt, die oberste, 70–80 Meter starke Schichtenfolge der Wände dieses Theaters. In unserer umgrünten Schlucht durchmaßen wir sie und kamen nun in den Bereich einer Schichtenfolge aus sehr reinem hellfarbigen, in Riesenbänken gelagertem Sandstein, dessen harte Struktur es mit sich brachte, daß er überall, soweit ihn das Auge, auf zahllose Kilometer, wagerecht dahinziehen sehen konnte, durchaus vertikale Steilwände bildete. Von oben hatte er wie ein schmales, endloses weißliches Band ausgesehen. Auch diesen Sandstein hatte unsere Abstiegschlucht schräg durchschnitten. Seine Massen wuchsen daher riesenhaft um uns empor, senkrechte Kluftflächen von mehr als 100 Meter Höhe bildend. Auf diesen hellen Sandstein folgten verschiedene Schichtgruppen eines roten Sandsteins, deren Gesamtmächtigkeit mehr als 500 Meter betrug und in unerschöpflich wechselnden Formen: in jähen Steilwänden von noch größerem Ausmaß als vorhin, in Riesenkuppen, überhängenden Felsgesimsen, Geröllströmen, tiefen Höhlungen und dergleichen gegliedert war.

Im Bereich dieses roten Sandsteins leitete uns der Pfad jetzt in das Freie. Hier an steiler Wand über jähem Abgrund klebend, dort zwischen wilden Klippen sich hindurchwindend, hier über Ströme von Schutt im Zickzack steigend führte er weiter abwärts. Nun konnten wir weit voraus und in die Ferne schauen. Felszacken, die einige Zeit vorher klein wie ein Finger ausschauten, wuchsen, wenn wir herankamen, zu einer Riesengröße auf, die alles Menschenwerk hinter sich ließ. Staunend sahen wir uns auf allen Seiten von einer Felsenwelt umringt, in der die Masse des Kölner Doms wie ein aus Elfenbein geschnitztes Schmuckkästchen angemutet hätte.

Mit unserm Abstieg war die Luft rasch wärmer und wärmer geworden. Oben auf der Höhe hatten wir Schnee und nordische Fichtenwälder zurückgelassen, in der Mitte der Taltiefe herrschte schon eine Hitze, die den Kaktus in den mannigfachsten Abarten zwischen den Felsblöcken erblühen ließ. Endlich war auch die breite Zone des roten Sandsteins durchmessen. Nunmehr begann ein dünnblättriger grünlicher Kalk zu herrschen, dessen Mächtigkeit wieder nahezu 500 Meter betrug. Infolge seiner Weichheit bildete er nicht solche schroffe Steilhänge und Felszacken wie der weiße und rote Sandstein, sondern sanfte Abhänge.

Beflügelten Schrittes eilten wir weiter und sahen nach kurzer Wanderung, um einen Hügel biegend, ein Zelt, das wir schon vom Blockhaus aus als einen kleinen weißen Punkt erblickt hatten. Es war in Wirklichkeit recht stattlich, besaß einen für ein Dutzend Personen ausreichenden Schlafraum und eine davon gesonderte Küche. Bewohner waren nicht darin, aber Tiegel und Pfannen konnten erst vor kurzem gebraucht sein.

Der Platz, an dem man es aufgeschlagen hatte, war ein unerwartet reizendes Idyll in dieser heroischen Umgebung. Wenig oberhalb entsprang ein kleiner Bach, den ein breiter Gürtel von hohem Schilfrohr und frischgrünen Weidenbäumen begleitete. Unter diesen Weiden bildete der Bach hier und dort kleine poetische Teiche, auf deren stillem Wasserspiegel die Sonnenflecken zitterten. Rückwärtsschauend überblickten wir von hier aus das Felsenrund, in dem wir abgestiegen waren. Jetzt reckten sich seine Wände rings um den Talgrund zu einem ungeheuren Halbzirkel von überwältigender Majestät empor. Kaum war oben am Plateaurand das Bright-Angel-Blockhaus noch zu unterscheiden, so klein war es geworden: der weiße Sandstein und die oberen Lagen des roten erschienen nun von unten wieder, wie ehedem von oben, gleich schmalen parallelen Streifen: und ganz vergeblich suchten wir jenes erste feierliche Felsenmonument, das uns beim Beginn unseres Abstieges so groß und merkwürdig erschienen war: es war in der Fülle von ähnlichen Auszackungen des Plateaurandes, die von hier allesamt wie unbedeutende Klippen aussahen, überhaupt nicht mehr festzustellen.

Nachdem wir im Schatten der Weiden einen wohlverdienten Imbiß verzehrt und uns durch einen Trunk aus dem klaren Bach wieder gestärkt hatten, begannen wir die Wanderung aus dem Felsentheater hinaus auf die Fläche des Haupttals, um den eigentlichen Coloradoschlund aufzusuchen. Lange schritten wir gemächlich zwischen welligen Geröllhügeln und dürren Salbeibüschen vorwärts, bis ein plötzlicher, durch eine Wendung veranlagter Rückblick uns zu neuem Staunen festhielt. Immer glaubt man, nunmehr die letzte mögliche Steigerung des Eindruckes im Cañon erlebt zu haben, und immer wieder sieht man das bisher Bewunderte in noch Größerem aufgehen. Das Felsentheater, in dem wir abgestiegen waren, schien auf Erden nicht seinesgleichen haben zu können – jetzt erblickten wir, aus ihm in das Haupttal herausgetreten, zu seiner Rechten und zu seiner Linken, durch riesenhafte Halbinseln und Zungen des Plateaus gesondert, neue solche Theater von ganz der gleichen Größe, mit ganz der gleichen Fülle an Einzelgebilden ausgestattet und so ähnlich dem unsrigen, daß wir uns sofort einige genaue Kennzeichen unseres durchmessenen Weges merkten, um bei der Rückkehr nicht in einen falschen Felsenkessel zu geraten. Auch gegenüber, an dem nun näher gerückten andern Ufer des Canons, erkannte das Auge ganze Reihen derselben Ausbuchtungen; und wenn auch aufwärts und abwärts in der Ferne Felsenkulissen noch weiteren Ausblick verschlossen, so blieb doch kein Zweifel, daß sich die gleichen ungeheuren und im einzelnen ähnlich ausgestatteten Bildungen viele, viele Meilen weit wiederholen mußten.

Endlich aber näherten wir uns der Hauptschlucht, dem großen, düsteren Spalt, der sich durch die Mitte des Talbodens dahinwand. Eine vor uns liegende schmale, in den geheimnisvollen Riß vorspringende Felsennase erschien als ein Punkt, von dem aus der Fluß selbst gut sichtbar werden müßte. Jäh, mit wetterzerrissenen Wänden, auf ihrer Oberfläche nur noch ein wildes Haufwerk aus losen, absturzbereiten Platten, fiel sie in eine, zunächst noch unabsehbare Tiefe hinunter. Prüfenden Schrittes trat ich ganz auf sie hinaus: ein dumpfes, fernes Rauschen drang an mein Ohr – der erste Laut des Flusses –, und mit einem unwillkürlichen Gefühl des Schauderns stand ich still. Mein Blick fiel gerade hinab in den furchtbaren Schlund. 500 Meter etwa noch unter mir, also fast in der doppelten Tiefe des Eiffelturmes, rann der Strom, ein schmales, trübgelbes Wasserband, schäumend und wirbelnd zwischen finsteren, tiefbraunen, anscheinend lotrechten Felsenwänden dahin. So tief und eng ist die letzte Schlucht des Colorado, daß selbst zur Mittagszeit die Sonnenstrahlen nur an wenigen Punkten zu seinem Wasser hinabgelangen.

Äonen rückwärts in der Geschichte des Erdballes – niemand kann eine Zahl an Stelle dieses Ausdruckes setzen –. und Weltmeere schlugen ihre Wellen über diesen Gegenden, in denen wir weilen. In ihren lichtlosen Tiefen bauten sich, allmählich zu Stein erhärtend, die Felsenschichten auf, die heute hier die Erdrinde zusammensetzen. Dann stieg, in der vorletzten geologischen Periode, der Tertiärzeit, der Meeresgrund langsam empor und wurde Festland. Der Strom, der heute dort unten schäumt, entstand auf diesem Festland, floß in mannigfachen Windungen über dessen wagerechte Oberfläche dahin und begann sich einzuschneiden in sie, tiefer und tiefer. Und wie die Säge die Jahresringe eines Baumstammes zerteilt, so durchschnitt er eine nach der andern von den in Jahrmillionen abgelagerten und Stein gewordenen Schichten bis hinab zu ihrem Fundament, auf dem das Meer sie aufgebaut hatte, dem Urgestein, der Erstarrungsrinde des ehemals feurigflüssigen Erdballs. Und auch hier hat er nicht haltgemacht, sondern er hat sich noch 300 Meter tief in den stahlharten, klingenden Urgesteinfels hineingearbeitet!

Ein Anblick von grandioser, an Dantes Hölle gemahnender Gewalt, diese letzte düstere Klamm mit ihren braunroten Felsenwänden, die scharfkantig und blank, wie poliert, aus dem strudelnden Wasser aufstiegen und nur hier und da einer Sandbank, aber keinem zusammenhängenden Weg am Ufer Raum gaben.

Wohl eine Stunde weilten wir hier vor dem beispiellosen Bilde. Dann kehrten wir zurück zu dem alten Indianergartenpfad, um durch weitere Klüfte und Gründe zum Fluß selbst hinabzuklettern.

Bis in die Region des Granits waren wir dabei bereits gelangt, als plötzlich ein anderer Anblick uns festhielt und alles andere vergessen ließ. An einer senkrecht aufsteigenden Talwand über uns erschauten wir ein paar merkwürdige Gebilde: Steinmassen, die nicht von der Hand der Natur geformt sein konnten. Ein Blick durch das Glas gab die Gewißheit, daß es »cliff-dwellings« sein mußten, einige jener merkwürdigen rätselhaften Felsenwohnungen eines untergegangenen Volkes, das in unbekannter Zeit in diesen Einöden gehaust hat. Man hat diese »Cliffdwellings« in verschiedenen Teilen des Cañons entdeckt, besonders zahlreich in dem sogenannten »Walnut-Creek« weiter flußabwärts.

In den Grundzügen gleichen sich alle diese Klippenwohnungen. Es sind niedrige Gemäuer zwischen den horizontalen Flächen zweier hervorstehenden Felsengesimse an einer steilen Bergwand. Sie umschließen kleine Räume, die selten hoch genug sind, um einem Mann das Aufrechtstehen zu erlauben: Decke und Fußboden bildet der natürliche Felsen. Oft hoch über dem Tal an Wänden angelegt, wo sonst nur Vögel zu nisten pflegen, dienten sie wohl als unnahbare Zufluchtsorte beim Herannahen eines Feindes. Kein Lied, keine Sage meldet uns mehr von dem Namen, der Rasse, der Lebensweise jenes Volkes; nur diese Mauerwerke und Reste einer kunstvollen Töpferei, die man hier und da in ihnen gefunden, geben noch eine dürftige, rätselreiche Kunde.

Wir kletterten auf einer Schutthalde zum Fuß der Sandsteinwand empor, an der unsere Cliffdwellings hingen. Die eine Höhlenwohnung freilich schwebte in so schwindelnder Höhe an dem senkrechten Absturz über uns, daß es unbegreiflich blieb, wie die Bewohner dort hinaufgelangt sein mochten. Für uns bestand keine Möglichkeit, sie zu erreichen. Die andere lag nur etwa 15 Meter über dem Fuß der Wand, eingeklemmt zwischen zwei vorspringenden Schichten des Felsens, die durchschnittlich kaum [3/4] Meter hoch übereinanderlagen. Von der rechten Seite her war die untere Schicht dieser Felsspalte leicht zu erklettern. Auf allen vieren krochen wir dann auf ihr entlang, um einen Felsblock herum, der nicht von Natur dort liegen konnte, sondern jedenfalls wohl zur Verengung des Zugangs dorthin gewälzt worden war, und gelangten so an die Türöffnung des ersten Raumes. Die Mauern bestanden aus übereinandergeschichteten, mit rotem, bröckligem Lehm verbundenen, urtümlich behauenen Steinplatten, die aber doch in vollkommen rechtwinkligen Wänden gefügt waren. Der erste Raum schloß oben an die obere Felsdecke an und war so niedrig, daß ich gerade darin aufrecht sitzen konnte. Bei dem nächsten war die Felsdecke höher, man konnte stehen. Hier reichte die Mauer nicht bis oben hinauf, sondern bildete nur eine geschlossene Brustwehr.

Im ersten Raum fand sich etwas Stroh und ein kleiner glasierter Scherben, sonst nichts. Wahrscheinlich stammte das Stroh von modernen Viehhirten her, die im Winter gern ihr Vieh in den warmen Cañon hinabführen, und so war auch der Scherben als urkundliche Spur der Erbauer kaum brauchbar.

Es war inzwischen 3 Uhr nachmittags geworden; wir mußten heimwärts eilen, wenn wir den langen und beschwerlichen Anstieg zu dem Bright-Angel-Blockhaus noch vor Einbruch der Nacht vollenden wollten. Es blieb infolge jener Abschweifung leider unmöglich, noch bis zum Flusse selbst hinabzusteigen.

Inzwischen hatte sich auch das Wetter geändert. Oben mußte ein scharfer Wind wehen, pfeilschnell kamen die Wollen von Süden über den jetzt so himmelhoch über uns hängenden Plateaurand herübergeflogen, zuweilen in dichten düsteren Massen. Dann rauschte prasselnder Regen oder Hagelschlag hernieder, so daß wir wiederholt unterwegs, unter irgendwelche Felsenplatten geduckt, den alten Cliffdwellern ähnlich, den ärgsten Schauer abwarten mußten, und dumpfer Donner rollte zwischen den Wänden in langtönendem Echo. Aber der Landschaft des Cañons gab das noch einen neuen Reiz. War das Wetter für uns vorüber, so blitzten die Felsen rings in der klaren Atmosphäre in noch reineren Farben als zuvor. Über den Riesenklüften der jenseitigen Ufer hingen nun die Gewitterwolken, düsterblau und mächtig, und einmal spannte sogar ein schimmernder Regenbogen eine zauberische Brücke gerade über den Höllenschlund des Hauptrisses hinweg.

Über alle Beschreibungen schön wurde das Schauspiel, je mehr die Sonne, während wir aufwärts stiegen, sich dem Untergange neigte. Langsam rückten die Schatten der westlichen Felsenwände an den gegenüberliegenden östlichen empor und hüllten sie höher und höher hinauf in dunkelblaue, mystische Schleier. Um so wundervoller schimmerten dafür die rotgoldenen Abendstrahlen auf den oberen Gehängen. Goldene Mauern umschlossen nun, unabsehbar hinziehend, den dunklen Talgrund; goldene Inseln, die Spitzen der einzelnstehenden, aus Dämmertiefen noch in das Licht emporragenden Felsgebilde, schwammen wundersam über dem langsam steigenden Schattensee; als leuchtende Bänder standen die helleren Gesteinsschichten an den näheren Felswänden, und ein wahrhaft märchenhaftes Rosenrot überhauchte die große Ferne.

Doch die goldenen Inseln versanken, das Feuer der Bänder erlosch, und schließlich verdämmerte auch das letzte Rosa; in feierlichen, nächtigen Schatten lag der Cañon unter uns.

Es war fast Nacht geworden, als wir uns endlich, todmüde, auf dem vom Regen in schlüpfrigen Brei aufgelösten Pfad dem Plateaurand und dem Bright-Angel-Blockhaus wieder näherten. Aus dem großen Haupttal waren wir wieder in unser gigantisches Felsenamphitheater getreten, hatten die Bänder des grünlichen Kalkes, des roten Sandsteins mit seiner gewaltigen Formenwelt, des weißen Sandsteins mit seinen jähen Steilwänden und zuletzt unsere erste, umgrünte Engschlucht rückwärts durchschritten. Kurz ehe wir ihr ersehntes Ende erreichten, stand urplötzlich über den Baumwipfeln der Schlucht von neuem jener merkwürdige Felsen, der uns beim Abstieg zuerst so ins Auge gefallen war. Bei der veränderten Richtung der Lichter und Schatten erkannten wir mit einemmal deutlich, daß er ein seltsames, riesenhaftes Gesicht trug, ein durch wunderbares Naturspiel geformtes Antlitz von dämonischen Zügen, den Göttermasken ähnlich, die die Indianer des kanadischen Nordwestens schnitzen. Die tiefen Schattenaugen sahen schweigend in die ungeheure, totenstille Welt hinaus, mit einem Ausdruck, wie ihn der große Sphinx von Giseh besitzt; jenem starren Rätselblick, in dem die Mysterien von Jahrtausenden zu schlummern scheinen.


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