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[Vorworte]

Vorwort

Es gehört einiger Muth dazu, nach der »Fabiola« des Cardinals Wiseman einen verwandten Stoff zu behandeln; Manche haben es versucht, allein sie alle sind weit hinter ihm zurück geblieben. Wird die »Valeria« glücklicher sein? Ich glaube es nicht, und dennoch habe ich es gewagt, die Erzählung zu schreiben. Auch ein Maler, der kein Raphael ist, kann es nicht lassen, nach Palette und Pinsel zu greifen, um das Bild, welches vor seiner Seele steht, auf die Leinwand zu übertragen, so gut und so vollkommen, als die Liebe zu seinem Ideal es vermag. Wenn die strenge Kritik Manches an seinem Gemälde zu tadeln findet, es wird doch, so hofft er, auch Viele erfreuen. Wer sich seit dreizehn Jahren mit dem Studium des christlichen Alterthums, mit den Denkmälern der Katakomben beschäftigt, der lebt sich in das Leben der ersten Christen hinein, dem gewinnt ein Name, den er auf einem Grabstein liest, wieder Gestalt, und die Phantasie spinnt den Faden, den die Inschrift ihr an die Hand gibt, zum Lebensfaden aus; die Kämpfe, die Opfer, das Martyrium bis zu dem nächtlichen Leichenzuge hinab in die heilige Todtenstadt treten mit all' ihren Einzelheiten vor das geistige Auge, und wie von selbst gruppiren sich Freunde und Feinde und weben sich auf den geschichtlichen Einschlag zu dem Bilde der Erzählung zusammen. So sind diese Blätter entstanden, – ein erster Versuch, – und wenn es mir einigermaßen gelungen sein sollte, das Interesse des Lesers für eine Periode der Kirchengeschichte zu fesseln, zu der jeder Christ in frommer Verehrung emporschaut, dann werde ich reichlich belohnt sein, um so reichlicher, wenn er in den Kämpfen der Gegenwart Muth und Vertrauen gewinnt durch den Hinblick auf die Helden der christlichen Vorzeit.

Außer einer Anzahl zum Theil künstlerisch vollendeter Holzschnitte sind jedem Kapitel erläuternde Noten beigegeben, die einen, um dem Leser den historischen Boden zu zeigen, auf welchem sich die Erzählung aufbaut, die anderen, um durch weitere Pinselstriche das Bild jener Zeit genauer und feiner auszuführen. Uebrigens wollen sie eben nur Noten, keine erschöpfenden Abhandlungen sein.

Das Buch sei den zahlreichen Landsleuten in der Heimath, die ich bei ihrem Besuche der ewigen Stadt in die Katakomben geführt habe, ein freundlicher Gruß, der von dem stillen Campo santo neben St. Peter her liebe Erinnerungen an Rom in ihnen wecken möchte. Es sei im Besondern und mit herzlichstem Danke all' den vielen Wohlthätern unseres Priester-Collegiums dargebracht, deren hochherzige Spenden die Gründung und Entwicklung desselben ermöglicht haben.

Die Erzählung ist geschrieben worden in Mitten mannigfaltigster Berufsgeschäfte, die mich wiederholt auf Monate nöthigten, die Feder ruhen zu lassen; nur wenn die heiße Gluth des Sommers die Fremden von Rom fern hielt, fanden sich die freien Stunden, um den abgerissenen Faden wieder aufzunehmen. Möge daher das Buch eine nachsichtige Beurtheilung finden!

Rom, am Pfingstfeste 1884.
Der Verfasser.

Vorwort zur Handausgabe.

Die nachsichtige Beurtheilung und die freundliche Aufnahme, welche die im vorigen Herbste erschienene größere Ausgabe der »Valeria« in der Heimath gefunden, ermuthigten mich, eine Handausgabe der Erzählung in kleinerem Format und bescheidenerer Ausstattung, aber zu einem Preise zu veranlassen, der eine weite Verbreitung ermöglicht. Denn wenn das Buch nicht bloß unterhalten, sondern nach meinem innigsten Wunsche vor Allem über das Leben, die Sitten, die Anschauungen der ersten Christen belehren, uns an dem erhabenen Beispiele ihrer Opferfreudigkeit erheben, unsern Glauben an die Göttlichkeit der Kirche Jesu Christi und an ihren Sieg über die Welt stärken sollte, dann ist mein Zweck um so vollständiger erreicht, in je mehr Hände die Erzählung kommt. – Zugleich war es dann von selbst gegeben, daß ich überall die verbessernde Hand anlegte, hier ein welkes Blatt ausbrach, dort ein frisches Reis einsetzte, bald die Zweige beschnitt oder enger band, bald einer Pflanze mehr Luft und Licht gab, wie es der Gärtner in seinen Beeten thut. In der äußern Anordnung sind die Noten, statt hinter jedem Kapitel, zusammen an den Schluß verwiesen; wenn auch die größeren Bilder in der Handausgabe keine Stelle finden konnten, so beläuft sich die Zahl der Illustrationen immerhin noch über vierzig.

So möge denn die »Valeria« neuerdings hinausgehen und dem Leser erzählen von den ersten Christen und ihrem Lieben und Leiden, ihren Kämpfen und ihrem Triumphe, uns, den Erben ihres Glaubens, zu Vorbild, Trost und Stärkung.

Rom, am Feste des hl. Callistus, 1885.
Der Verfasser.


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