Alfred de Vigny
Cinq-Mars oder eine Verschwörung gegen Richelieu
Alfred de Vigny

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Sechzehntes Kapitel. Die Verwirrung

An diesem nämlichen Morgen, dessen verschiedenartige Wirkungen wir bei Gaston von Orleans und der Königin gesehen haben, herrschten in einem bescheidenen Kabinett eines großen, dem Palais de Justice nahegelegenen Hauses die Ruhe und das Schweigen des Studiums. Eine kupferne Lampe von gotischer Form kämpfte mit dem anbrechenden Tage um die Herrschaft, warf ihr rötliches Licht auf einen Haufen Papiere und Bücher, die einen großen Tisch bedeckten, und beleuchtete die Büsten l'Hospitals, Montaignes, des Präsidenten und Geschichtschreibers von Thou und des Königs Ludwig XIII.; in einem Kamin, der hoch und groß genug war, daß ein Mann darin hätte stehen und sitzen können, brannte auf ungeheuren eisernen Böcken ein mächtiges Feuer. Auf einem dieser Böcke ruhte der Fuß des studienbeflissenen von Thou, der, bereits aufgestanden und angekleidet, aufmerksam in den neuen Werken von Descartes und Grotius forschte; auf seinem Knie schrieb er Noten über diese philosophischen und poetischen Bücher, die damals in allen Zirkeln gebildeter Männer den Gegenstand der Unterhaltung bildeten; allein in diesem Augenblick zogen die metaphysischen Betrachtungen seine ganze Aufmerksamkeit auf sich; der Philosoph der Touraine entzückte den jungen Rat. In seiner Begeisterung schlug er oft unter Ausrufen der Bewunderung auf das Buch; zuweilen ergriff er eine neben ihm stehende Erdkugel, drehte sie lange unter seinen Fingern und vertiefte sich in die ernstesten Forschungen der Wissenschaft; dann von ihrer Tiefe zu einer noch größeren Höhe sich schwingend, warf er sich plötzlich vor dem Kruzifix auf dem Kamine nieder, weil er an den Grenzen des menschlichen Geistes Gott angetroffen hatte. Bald nachher warf er sich dann in seinen großen Armstuhl, so, daß er fast auf der Rückenlehne saß, hielt seine beiden Hände vor die Augen und verfolgte in seinen Gedanken die Spur von René Descartes' Vernunftschlüssen von folgender Idee der ersten Betrachtung:

»Angenommen, wir seien eingeschlafen und es seien alle diese besonderen Umstände, daß wir nämlich die Augen öffnen, den Kopf bewegen, den Arm ausstrecken, bloß leere Täuschungen . . .«

bis zu dem erhabenen Schlusse der dritten:

»Es bleibt mir nur eines zu sagen, das ist, daß gleich wie die Idee meiner selbst, so auch die Idee Gottes von meiner Erschaffung an in mich gepflanzt ist, mit mir geboren wurde und in mir heranreifte. Und gewiß darf man nicht staunen, daß Gott mir bei meiner Erschaffung diese Idee eingeimpft hat, gleichwie der Arbeiter seinen Stempel auf sein Werk drückt.«

Diese Gedanken beschäftigten die Seele des jungen Rates ausschließlich, als sich ein großer Lärm unter seinen Fenstern vernehmen ließ; er glaubte, eine Feuersbrunst möchte die Veranlassung dieses andauernden Geschreies sein und schaute schleunig nach dem von seiner Mutter und seinen Schwestern bewohnten Flügel hinüber; aber alles schien dort zu schlafen, und den Kaminen entstieg kein Rauch, der vom Erwachen der Bewohner gezeugt hätte; er dankte dem Himmel dafür und sah, an ein anderes Fenster eilend, wie das Volk, dessen Heldentaten wir bereits kennen, sich den engen Straßen zudrängte, die nach dem Kai führen. Nachdem er diese Rotte von Weibern und Kindern, die lächerliche Fahne, die ihnen vorangetragen wurde, und die argen Verkleidungen der Männer betrachtet hatte, sagte er bei sich selbst:

»Es muß ein Volksfest oder eine Karnevalskomödie sein.«

Er setzte sich dann von neuem in die Kaminecke, nahm einen Kalender zur Hand und begann mit großer Sorgfalt nachzuschlagen, welchen Heiligen man wohl heute feiere. Er schaute auf die Spalte des Dezembermonats, fand am vierten desselben den Namen St. Barbara und erinnerte sich nun, daß er soeben eine Art kleiner Kanonen und Pulverwagen habe vorbeifahren sehen. Vollkommen befriedigt über die Erklärung, die er sich selbst gab, beeilte er sich, die Idee, die ihn zerstreut hatte, zu verscheuchen und vertiefte sich wieder in sein Lieblingsstudium, indem er nur zuweilen aufstand, um ein Buch aus den Fächern seiner Bibliothek zu holen, das er, nachdem er einen Satz, eine Linie oder bloß ein Wort darin gelesen hatte, neben sich auf einen Tisch oder auf den Boden warf, der schon voller Papiere lag, die er sich wohl hütete, an ihren Platz zu legen, aus Furcht, den Faden seiner Träumereien zu verlieren.

Plötzlich kündete man mit raschem Öffnen der Tür einen Namen an, den er vor allen beim Gerichtshofe auszeichnete, und einen Mann, den er durch seine Verhältnisse als Beamter näher hatte kennen lernen.

»Ei, durch welch einen Zufall sehe ich um fünf Uhr morgens Herrn Fournier bei mir?« rief er; »gibt es einen Unglücklichen zu verteidigen, einige Familien mit den Früchten seines Talentes zu ernähren? Hat er einen unter uns eingeschlichenen Irrtum zu zerstören, eine Tugend in unseren Herzen zu erwecken? Denn das sind seine gewöhnlichen Werke. Sie kommen vielleicht, mir eine neue Schmach unseres Parlamentes mitzuteilen; ach! die Folterkammern des Arsenals sind mächtiger als die alte Magistratur, die Clovis' Zeitgenossin war; das Parlament hat sich auf die Knie geworfen, alles ist verloren, wenn es sich wenigstens nicht plötzlich mit Männern wie Sie füllt.«

»Mein Herr, ich verdiene Ihre Lobsprüche nicht«, sagte der Advokat, mit einem ernsten älteren Manne eintretend, der, wie er, in einen großen Mantel gehüllt war; »ich verdiene im Gegenteil Ihren ganzen Tadel und fühle beinahe Reue, so wie der Herr Graf du Lude hier. Wir kommen, Sie um ein Asyl für heute zu bitten.«

»Um ein Asyl! Und gegen wen?« fragte von Thou, indem er sie einlud, sich zu setzen.

»Gegen die gemeinste Volksklasse von Paris, die uns zu Anführern verlangt und die wir fliehen; es ist ein abscheuliches Gesindel; Blick, Geruch, Gehör und besonders das Gefühl wird bei der Berührung mit demselben zu sehr verletzt«, sagte Herr du Lude mit komischem Ernste; »das ist zu arg!«

»Haha, Sie sagen also, das sei zu arg?« entgegnete von Thou höchst erstaunt, ohne sich jedoch den Anschein zu geben.

»Ja«, sagte der Advokat; »wahrhaftig, Herr le Grand geht zu weit, unter uns gesagt.«

»Ja, er betreibt die Sache zu schnell; er wird unsere Pläne scheitern machen«, fügte sein Begleiter hinzu.

»So, Sie sagen also, er gehe zu weit?« antwortete von Thou, sich das Kinn reibend, immer erstaunter.

Schon seit drei Monaten hatte er von seinem Freunde Cinq-Mars keinen Besuch gehabt und ohne sich darüber zu beunruhigen, da er ihn in St. Germain sehr in Gunsten und stets um den König wußte, war er selbst in den Nachrichten vom Hofe sehr zurück. Seinen ernsten Studien hingegeben, erfuhr er die öffentlichen Ereignisse nie, bis er durch den Lärm gezwungen wurde, sich danach zu erkundigen; er war nur aufs notdürftigste von dem Laufe der Welt unterrichtet und verschaffte durch sein naives Staunen seinen vertrauten Freunden oft manches ergötzliche Schauspiel, um so mehr, da er bei einer kleinen weltlichen Eigenliebe den Anschein haben wollte, als verstehe er sich auf die öffentlichen Angelegenheiten, und das Erstaunen, das er bei jeder Neuigkeit empfand, zu verbergen suchte. Diesmal befand er sich wieder im nämlichen Falle und jetzt gesellte sich zu seiner Eigenliebe noch die Freundschaft; er wollte nicht glauben lassen, daß sich Cinq-Mars in diesem Punkte gegen ihn verfehlt habe, und um der Ehre seines Freundes selbst willen wollte er von dessen Plänen unterrichtet scheinen.

»Sie wissen wohl, wie es mit unserer Sache steht?« begann der Advokat wieder.

»Gewiß, fahren Sie nur fort.«

»Bei dem engen freundschaftlichen Verhältnisse, in dem Sie zu ihm stehen, kann Ihnen nicht unbekannt sein, daß sich seit einem Jahre alles organisiert . . .«

»Gewiß . . . Alles organisiert sich . . . doch nur weiter . . .«

»Sie werden mit uns zugeben, mein Herr, daß Herr le Grand unrecht hat . . .«

»Hm, hm! je nachdem, doch erklären Sie sich, ich werde sehen . . .«

»Wohlan! Sie wissen, was man bei der letzten Konferenz, deren Ergebnis er Ihnen mitgeteilt haben wird, verabredete?«

»Ja, das heißt . . . um Verzeihung, ich merke die Sache ungefähr wohl; doch bringen Sie mich ganz auf den Weg . . .«

»Das ist unnötig, Sie können ohne Zweifel nicht vergessen haben, was er selbst uns bei Marion de Lorme anempfahl.«

»Unserer Liste niemand mehr beizusetzen«, ergänzte Herr du Lude.

»Ach ja, ja, ich verstehe«, sagte von Thou, »das scheint mir vernünftig, sehr vernünftig, in der Tat!«

»Wohlan!« fuhr Fournier fort, »er selbst hat nun diese Verabredung überschritten; denn außer den Schlingeln, die uns dieser vorwitzige Abbé von Gondi zugeführt hat, sah man heute morgen, ich weiß nicht was für einen großsprecherischen Vagabunden, der während der Nacht mit Degen und Dolch auf Edelleute beider Parteien losging und aus vollem Halse schrie: Jetzt hab' ich dich, d'Aubijoux! Du hast mir dreitausend Dukaten abgewonnen, da nimm drei Degenstiche dafür. – Jetzt hab' ich dich, La Chapelle! Du sollst mir statt meiner zehn Pistolen zehn Tropfen deines Blutes lassen. – Und ich sah ihn dann mit eigenen Augen diese und mehrere andere Herren beider Parteien angreifen, und zwar auf ziemlich ehrliche Weise, das muß man sagen, denn er packte sie nie von hinten, sondern stets in der Stellung des Fechtenden an, jedoch mit viel Glück und einer empörenden Unparteilichkeit.«

»So ist's, mein Herr, und ich wollte ihm eben meine Meinung sagen«, versetzte du Lude, »als er gleich einem Eichhörnchen in die Menge entwischte, wo ich ihn mit einigen Unbekannten mit sonnverbrannten Gesichtern herzlich lachen sah; ich kann indes nicht zweifeln, daß Herr von Cinq-Mars ihn gesandt hat, denn er erteilte jenem Ambrosio, den Sie kennen müssen, jenem spanischen Gefangenen, jenem Taugenichts, den Ihr Freund als Bedienten angenommen hat, Befehle. Meiner Treu, dergleichen verleidet mir die ganze Sache; ich bin nicht gesonnen, mit dieser Canaille untereinander geworfen zu werden.«

»Es verhält sich hier ganz anders, mein Herr, als bei der Geschichte in Loudun«, begann Fournier wieder. »Das Volk lehnte sich nur gegen Gewalttätigkeiten auf, ohne einen wirklichen Aufstand zu beabsichtigen; in jener Gegend war es der gesunde und ehrenwerte Teil der Bevölkerung, die über einen Mord entrüstet, nicht aber durch Wein und Geld aufgeregt und bestochen war. Es war ein gegen einen Henker ausgestoßener Schrei, ein Schrei, dessen Organ man auf ganz ehrenwerte Weise sein konnte, und nicht dieses Brüllen aufrührerischer Heuchelei und eines Volkshaufens ohne Gesinnung, dem Kote von Paris entstiegen und von seinen Kloaken ausgespien. Ich gestehe, daß ich alles, was ich hier sehen muß, mehr als satt habe, und bin ebenfalls gekommen, Sie zu bitten, mit Herrn le Grand darüber sprechen zu wollen.«

Von Thou wurde durch diese Mitteilung sehr in Verlegenheit gesetzt und suchte sich vergeblich begreiflich zu machen, was Cinq-Mars wohl mit diesem Volke zu schaffen haben konnte, das nach seiner Meinung einen vergnügten Festtag gefeiert hatte; andererseits hielt er beharrlich mit dem Geständnis seiner Unbekanntschaft mit allem zurück, obwohl er wirklich von gar nichts wußte, denn als er seinen Freund das letztemal gesehen, hatte dieser nur von Pferden und den königlichen Leibställen, von der Falkenjagd und der Wichtigkeit eines Oberjägermeisters in den Staatsangelegenheiten gesprochen, was ihm keine großartigen Pläne, bei denen das Volk beteiligt sein könnte, anzukündigen schien. Endlich wagte er schüchtern, ihnen zu entgegnen:

»Meine Herren, ich verspreche Ihnen, Ihren Auftrag auszurichten; unterdessen stelle ich meinen Tisch und meine Betten, so lange Sie wollen, zu Ihrer Verfügung. Allein in bezug auf dieses alles meine Meinung gegen Sie auszusprechen, müßte mir sehr schwer fallen. Doch sagen Sie mir, hat man diesen Morgen nicht St. Barbara gefeiert?«

»St. Barbara!« sagte Fournier.

»St. Barbara!« rief du Lude.

»Richtig, richtig, man hat Pulver verknallt, das ist's, was Herr von Thou sagen will«, entgegnete der erstere lachend. »Haha, das ist possierlich, höchst possierlich! Ja, ich glaube wirklich, es ist heute St. Barbara.«

Diesmal war von Thou über ihr Staunen betroffen und zum Schweigen veranlaßt, sie aber, die sahen, daß sie sich nicht verständen, wußten nichts Besseres zu tun als ebenfalls zu schweigen.

Noch saßen alle drei stumm da, als sich die Tür öffnete und der ehemalige Lehrer Cinq-Mars', der Abbé Guillet, etwas hinkend eintrat. Seine Miene war sorgenvoll, und sein Wesen und seine Reden hatten nichts von seiner vormaligen Heiterkeit beibehalten, nur sein Blick war lebhaft und sein Reden rasch geblieben.

»Um Vergebung, um Vergebung, mein lieber von Thou, wenn ich Sie so früh in Ihren Beschäftigungen störe; das ist zum Verwundern, nicht wahr, von seiten eines Podagristen? Ach, die Zeit eilt eben vorwärts! vor zwei Jahren noch habe ich nicht gehinkt; ich war im Gegenteil auf meiner Reise nach Italien sehr flink; doch es ist wahr, die Furcht macht Beine.«

Mit diesen Worten warf er sich auf einen Sitz in einer Fenstervertiefung, winkte von Thou zu sich heran und fuhr leise fort:

»Ich muß Ihnen was sagen, mein Freund, da Sie ja in ihr Geheimnis eingeweiht sind; ich habe sie vor vierzehn Tagen verlobt, was sie Ihnen erzählt haben werden.«

»Ja, ist's wahr?« sagte der arme von Thou, von der Charybdis in die Szylla fallend, mit neuem Staunen.

»Gehen Sie, spielen Sie nicht den Erstaunten, Sie wissen wohl wen«, fuhr der Abbé fort. »Doch, meiner Treu, ich fürchte, etwas zu viel Gefälligkeiten gegen sie gehabt zu haben, obwohl diese beiden Kinder in ihrer Liebe wahrhaft interessant sind; für ihn fürchte ich mehr als für sie; nach dem Aufstande von diesem Morgen zu schließen, glaube ich, er macht Dummheiten. Wir sollten miteinander Rats darüber pflegen.«

»Aber«, entgegnete von Thou sehr ernst, »ich weiß auf Ehre nicht, was Sie sagen wollen. Wer macht denn Dummheiten?«

»Gehen Sie doch, mein Lieber, wollen Sie schon wieder den Geheimnisvollen gegen mich spielen? Das ist beleidigend«, sagte der gute Mann, indem er böse zu werden begann.

»Nein, wahrhaftig! Wen haben Sie denn verlobt?«

»Noch einmal? Pfui doch, mein Herr!«

»Aber was war denn das für ein Aufstand heute morgen?«

»Sie machen sich über mich lustig! – Ich gehe«, sagte der Abbé aufstehend.

»Ich schwöre Ihnen, daß ich von allem, was ich heute hören muß, nichts verstehe. Reden Sie von Herrn Cinq-Mars?«

»Schon gut, mein Herr, Sie behandeln mich als Kardinalisten, wohlan, trennen wir uns!« rief der Abbé Guillet wütend.

Er ergriff seine Krücke und entfernte sich schleunig, ohne auf von Thou zu hören, der ihn bis an seinen Wagen verfolgte und ihn zu beschwichtigen suchte, was ihm jedoch nicht gelang, weil er den Namen seines Freundes vor seinen Bedienten auf der Treppe nicht zu nennen wagte und sich nicht näher erklären konnte. Zu seinem großen Leidwesen mußte er seinen alten Abbé noch ganz im Zorn abfahren sehen. Während der Kutscher seine Pferde peitschte, rief er ihm noch zu:

»Auf Wiedersehen morgen!«

Der Abbé gab ihm aber keine Antwort.

Es war ihm jedoch von Nutzen gewesen, bis auf die Haupttreppe hinabgegangen zu sein, denn er sah scheußliche Gruppen jener Volksklasse, die vom Louvre herkamen, und war nun imstande, besser über die Wichtigkeit ihrer Bewegung vom Morgen urteilen zu können, er hörte, wie rohe Stimmen im Triumphe schrien:

»Sie ist dennoch erschienen, die kleine Königin!«

»Es lebe der Herzog von Bouillon, der angekommen ist! Er hat hunderttausend Mann bei sich, die auf Flößen auf der Seine kommen. Der alte Kardinal von La Rochelle ist tot.«

»Es lebe der König! Es lebe Herr le Grand!«

Diese und andere Rufe verdoppelten sich bei der Ankunft eines vierspännigen Wagens, dessen Kutscher und Bediente die Livree des Königs trugen und der vor der Tür des Rates hielt. Er erkannte Cinq-Mars' Equipage, von der Ambrosio abstieg, um die großen Vorhänge zu öffnen, wie die Wagen jener Zeit sie hatten. Das Volk hatte sich zwischen den Wagentritt und die ersten Stufen an der Tür geworfen, so daß es einer wahren Anstrengung bedurfte, auszusteigen und sich von den Weibern des Pöbels loszumachen, die ihm um den Hals fallen wollten und riefen:

»So bist du da, mein Herz, mein kleiner Freund! Du kommst also, Schätzchen! Schaut nur, wie hübsch er ist, dieser Liebling, mit seinem großen Halskragen! Ist der nicht besser als der andere mit seinem weißen Schnurrbart? Komm', mein Sohn, bring' uns guten Wein, wie heute morgen.«

Errötend drückte Henri d'Effiat die Hand seines Freundes, der sich beeilte, seine Tür zu schließen.

»Diese Volksgunst«, sagte er eintretend, »ist ein herber Kelch, den man leeren muß . . .«

»Mich dünkt«, antwortete von Thou ernst, »Sie trinken ihn bis auf die Hefe.«

»Ich werde Ihnen diesen Lärm erklären«, entgegnete Cinq-Mars etwas verlegen. »Jetzt aber, wenn Sie mich lieben, kleiden Sie sich an, um mich zur Toilette der Königin zu begleiten.«

»Ich habe Ihnen viel Nachsicht versprochen«, sagte der Rat; »dennoch kann sie nicht länger dauern, aufrichtig gesagt . . .«

»Noch einmal, ich werde mich ausführlich gegen Sie aussprechen, wenn wir von der Königin zurückkehren. Doch beeilen Sie sich; es ist bald zehn Uhr.«

»So will ich Sie denn begleiten«, sagte von Thou, indem er ihn in das Kabinett einfühlte, wo sich der Graf du Lude und Fournier befanden; von Thou begab sich dann in ein anderes Zimmer.



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