Gustav Trockenbrodt
Ascheberger Sprüch
Gustav Trockenbrodt

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Verfehlt

De Geiger’s Schorsch, die Schwinde Lies’,

Die hawwe sich verschproche,

Sie sein scho’ uffgebote wor’n

Un heiern nächsti Woche.

De Pfarrer redt noch mit de Lies’:

"Duht’s Bete ni’ vergesse!

Seid brav un orndlich, kriegt kän’ Schtreit!«

"Mir ham uns gern zum Fresse!«

Dann hat die Lies’ in äner Tour

Blouß von ihr’m Schorsch verzählt;

Da fragt de Pfarrer: »Habt er eich

Aach bisher nie verfehlt?«

»0 mei’, Herr Pfarrer«, sagt die Lies’,

»Ich will’s glei’ eingeschtehe,

E änzig’s Mol, vorgestert nacht

Sou um e halber Zehe.«

»Was wor do lous?«

Da wollte mer Minanner zammekumme;

Ich wor allä schuld, deß die Sach’

E sou dumm’s End’ genumme!

’s wor alles so schöi’ ausgemacht,

Kä’ Mensch hett’ uns gesehe,

Wer hett’ dann aach an des gedacht!«

»So sag’, was is geschehe?«

»Ich sollt’ blouß warte am Scharfeck,

Ich kennt’ mich druff verlasse,

Um halber zehe wär’ er do,

Ich sollt’ ner uff’n basse.

De Schorsch wouhnt in de Fischergaß’,

Ich hab’ ni’ warte möge,

Ich war scho’ vorher zwazzelig,

Drum gäih ich ’m entgege.

Des wor mei’ Unglück, wor mei’ Schuld!

Nä sou was Dumms! Kä’ Wunner,

Er kummt In Löhergrabe ruff,

Ich gäih’n Windfang nunner!

Ich seh’ kän’ Schorsch, er siecht kä’ Lies’,

Sou wor’s, wie ich’s verzählt,

Des wor es erscht’ un letzte Mol,

Deß mer uns verfehlt!«


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