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– nur der, dessen Herz vor Freude über die hüpfenden Wogen gebebt hat, kann die Entzückungen Derer beschreiben, welche über diese end- und pfadlosen Ebenen irren.
Lord Byron, der Corsar I. 5.
Dir gehören die Frauen, – dir die Hunde und Pferde, – dir das Schwert des Kriegers, feurige, blühende Jugend! schönes Alter! voll Unbekümmertheit und Kühnheit; glückliche Zeit! wo das Leben so lang scheint, daß man es Jedem preisgiebt, und doch noch genug davon übrig behält, um dem Bacchus und der Venus im Uebermaße zu opfern.
Liebe! Jagd! Krieg! – edle aber grausame Spiele. – Das Mädchen schwimmt in Thränen, der Damhirsch wird abgefangen, der Feind getödtet. –Das Hallali ertönt, ein trocknes Auge, ein frisches Pferd, ein neues Schwert, und beginne von Neuem, mein Junker!
Glücklicher Heinrich! Das ist dein Leben! Vergiß Versailles und seine Frauen, deine Wälder, deine Koppeln und deine Jäger. Es ist jetzt Krieg, Heinrich, Krieg! Der Stern Amerika's erhebt sich, beide Welttheile stehen im Feuer; von dem Norden zum Süden brüllt das Meer, die Kanone donnert; höre … es ist noch die alte Flagge Frankreichs, welche über den Ocean segelt, mit ihren flammenden Wimpeln, ihrem donnernden Geschütz …
Und die, welche sie halten, diese weiße Flagge, haben eine rauhe und feste Hand. Es ist Destaing, La Mothe-Piquet, Grasse, Suffren, Destouches, Descars, – hoch, wehend, oder gesenkt, – sie wollen es so. – Du kennst sie übrigens, Heinrich, es sind deine Lehrmeister. Edle Lehrmeister, als deren würdiger Schüler du dich zeigen wirst, denn nach Verlauf einer gewissen Zeit macht das feste Land Langeweile, nicht wahr? … Dann besonders, wenn jenes verzehrende, fieberhafte Streben, welches dich Feste auf Feste häufen ließ, Liebe auf Liebe, und Dir erlaubt, Alles zu genießen, Alles zu umfassen, durch das Uebermaß dem Menschen zum Ekel wird.
O! Nicht wahr, dieses glänzende, ausschweifende und sinnliche Leben, welches bei Kerzenschein auf seidnen Polstern und unter Wohlgerüchen dahinfließt, wird auf die Länge ermüdend? Nicht wahr, man fühlt das gebieterische Bedürfniß, die vortreffliche, wenn auch rauhe und scharfe Seeluft einzuathmen, welche das Blut in den Adern verdünnt und flüssiger macht? Nicht wahr, es ist süß, seine vom übertriebenen Genuß glühende Stirn den frischen Winden des Oceans darzubieten? …
Nicht wahr, man kann sich in voller Sicherheit vor Gemüthsbewegungen an dem schmerzhaften Schauspiele eines Kampfes oder eines Sturmes erfrischen?
Nicht wahr, das Herz hebt sich, wenn man den Fuß auf seine Fregatte setzt, und zu sich selbst sagt: hier gilt mein Gesetz, hier mein freier und unumschränkter Wille; hier gehorchen mir auf ein Wort, auf ein Zeichen 300 Menschen, so gut wie ein einziger, – denn, meiner gewiß, haben sie mir stillschweigend ihr Leben überlassen und mir gesagt: – »Nimm es hin, und bediene dich dessen zum Ruhme des Königs von Frankreich.«
Nicht wahr, er scheint dir schön, der Gedanke, daß auch du für den Ruhm des Königs und Frankreichs stehst? Nicht wahr, dieser hohe Beruf beunruhigt dich nicht, Heinrich! denn du hast Segel, Pulver und Waffen; – denn, wenn die Ueberzahl dich besiegte, weißt du wohl, daß der treue Ocean denen niemals eine glorreiche Freistätte in den Tiefen seiner Abgründe verweigert, welche nicht zugeben, daß ihre Flagge dem siegenden Feinde als Trophäe diene.
Empfandest du endlich nicht eine lebhafte Rührung, eine unerklärliche Unruhe, brennende Neugier, als du bei deiner Ankunft in Brest an den Hafen eiltest, deine Fregatte, deine Sylphide zu sehen? …
Aber sie auf diese Art zu sehen … was war das? Ich weiß, daß du mit deinem raschen, durchdringenden Kennerblicke ihre Vorzüge und ihre Mängel im voraus zu beurtheilen vermochtest. – Aber ach! eine Fregatte im Hafen zu sehen, ist eben so viel, als einen Renner im Stall.
Seht es dort, dieses edle Roß, wer würde in ihm den würdigen Sohn des Old-Port, des Champagne, oder der Miß Craven erkennen? – Sehet … wie es traurig, finster und mißmuthig ist; seine Ohren hängen herab, sein Auge ist glanzlos, seine Knie beugen sich, sein Rücken senkt sich, denn die Luft, das Licht, der Raum fehlt ihm …; der Raum besonders! denn dieser ist sein Muth, seine Kraft, seine Glut; der Raum ist seine Schönheit, seine Anmuth, seine Stärke.
Aber führt es heraus aus dem dunkeln Stall, damit das Licht es umfließe, damit es den Himmel erblicke, und Wälder, Bäche, Barrieren und unübersehbare Ebenen, damit es fühle, wie die Luft seine glänzende Mähne erhebt und mit seinem wallenden Schweife spielt, … dann … ja dann sehet … wie sein Haar schimmert von dem goldigen Wiederschein eines reinen und edlen Geblütes! – Sehet – wie sein Hals sich rundet, seine Adern schwellen, sein Auge flammt, seine Nüstern sich erweitern; es spitzt die Ohren, seine Croupe steigt, seine Gelenke strecken sich; es wiehert, es bäumt sich, zerstampft den Boden, kauet an seinem Gebiß, und färbt es mit silbernem Schaume! … Und dann laßt dem glühenden Eifer, der es belebt, freien Lauf … es läuft … es läuft; … mit bis zur Wuth gesteigertem Feuer verfolgt es den unerreichbaren Horizont, welcher vor jeder Anstrengung des tapfern Rosses zu fliehen scheint. Es fliegt, es schwimmt in dem Raume … aber laßt es die Stimme seines Herrn hören, – es bleibt stehen, es beruhigt sich, es sammelt sich. – Dann ist es nicht, mehr jener ungestüme, berauschende, schnelle Lauf, wie der Aufflug eines durch kräftigen Arm abgeschossenen Pfeiles, … es ist die sanfte Bewegung der canadischen Wiege, welche sich schaukelt an den blühenden Zweigen des Eppichbaumes …
Eben so konnte Heinrich, als er seine Fregatte im Hafen erblickte, seine Fregatte, zur Hälfte verdeckt durch die großen Mauern des Zeughauses, – allein, im Schatten, von allen Seiten an das Holz oder an den Stein anstoßend, halbbedeckt mit schwerfälligen Zelten, welche ihre reichen Malereien verhüllten, – unbeweglich auf einem sumpfigen und stillstehenden Wasser, ohne einen Luftzug, um die edle Flagge zu entfalten, welche an ihrem Mast herabhing, eben so konnte er nicht beurtheilen, wie schön, lebhaft und stolz auch sie, die Sylphide, sei.
Aber als er sie späterhin, an einem schönen Januartage, bei einem frischen Westwinde, mitten in die unermeßliche Rhede von Brest geführt hatte, wie sehr veränderte sich da Alles! Wie kam auch hier der freie Raum der Fregatte zu Statten, wie spiegelte sich ihr Tauwerk schön und wehend am silbergrauen Himmel ab, wie schien sie so frei, so leicht und ungeduldig in der Mitte dieser Fläche grünlicher Gewässer, welche auf das Kupfer ihres Kiels einen Wiederschein smaragdfarbenen Marmors warfen!
Und als der Graf, ihre schönen weißen Segel entfaltend, und ihr freien Spielraum lassend auf der großen Rhede von Brest, als ein vollendeter Seemann, den Lauf seiner Fregatte versuchte, wie man vor dem Kampfe den Gang seines Streitrosses versucht; – wie war er da so ernsthaft, so nachdenkend und bewegt, indem er sie beobachtete, ihre Geschwindigkeit und Genauigkeit berechnete; – und wie sprang er dann auf vor Freude, wie war er so stolz auf die geringste Sorge, welche er auf die Ausrüstung der Sylphide verwendet hatte, als er fand, daß sie geschmeidig war, beweglich in ihrem Gefüge, vortrefflich ruderte, unerschrocken segelte, schnell, leicht und feurig war, … ja feurig, … sich in den Wind stürzend, wie ein Roß, das sich bäumt … Es ist dies beinahe ein Fehler, wie Einige meinen, ich weiß es; aber Heinrich liebte Fehler dieser Art.
Und wie er sie nun unter vollen Segeln laviren, beilegen, gegen den Wind stechen ließ; – wie er ihren Lauf und ihre Haltung beobachtete, um zu entdecken, wie er sich ihrer zum Kampfe, zur Verfolgung oder zum Rückzuge am Besten bedienen könne!
Jetzt fuhr er, die Schnelligkeit seiner Fregatte durch alle bekannte Mittel beschleunigend, mit Stolz ihren raschen Lauf beobachtend, hart am Lande hin, und lenkte dort, während fast die ältesten Matrosen erblaßten, in dem Augenblicke, wo sein Bugsprietmast die Felsen berühren wollte, Dank der Vortrefflichkeit seines Fahrzeugs und der erstaunlichen Genauigkeit, womit die Equipage das Manöver ausführte, stolz den Lauf, und die Fregatte entfernte sich majestätisch von der Küste, gleichsam als spottete sie der entsetzlichen Gefahr, der sie getrotzt hatte …
Dann wieder die untern Segel einziehend und die Wirkung der Topmastsegel hemmend, indem er sie maskirte, hielt Heinrich den Lauf der Sylphide zurück und ließ sie wollüstig sich schaukeln nach den Launen der schmeichelnden Wogen, als wolle er sie sich erholen lassen von dem schnellen Laufe.
So treibt bisweilen der Araber der Wüste kühn sein Roß nach dem Rande eines Abgrundes; und, wenn man ihn nun so mit verhängtem Zügel in der Mitte einer Staubwolke dahinfliegen sieht, … und schaudert, … hält er scherzend sein Roß nahe an dem Rande der schrecklichen Tiefe zurück, macht eine leichte Wendung und erreicht, anmuthig reitend, langsam die Ebene.
– So war die Sylphide …
Auch fühlte Heinrich, als er am Abend seine Fregatte, um Anker zu werfen, zurückführte, und den Werth dieses vortrefflichen Schiffs und seine Equipage kennen gelernt hatte, ich weiß nicht welche innere Ahnung einer glorreichen Zukunft, edler Kämpfe, die ihn mit gewaltiger Ungeduld den Augenblick des Auslaufens herbeiwünschen ließ, um ein Glück zu versuchen, welches er so günstig für seine Waffen träumte …
In Erwartung dieses ersehnten Tages brachte er alle seine Augenblicke zu, sein Schiffsvolk durch Bilder des Kampfes einzuüben, die Ausrüstung seines Schiffs mit der äußersten Genauigkeit zu vollenden, und es, nach Sitte der damaligen Zeit, mit dem reichsten Schmucke zu verzieren.
Denn was dieser Fregatte ihr besonderes Gepräge verlieh, das Gepräge der damaligen Zeit, war ihre Ausschmückung, – wenn man so sagen darf – denn die Sylphide glich eben so wenig einer heutigen Fregatte, als das Costüm der Frauen unserer Tage dem unserer Großmütter gleicht.
Statt bürgerlich schwarz bemalt zu sein, mit weißer Batterie, und mit ihrem dicken, runden Hintertheile ohne Schmuck und Vergoldung, so wie jede brave und bescheidene National-Fregatte unserer konstitutionellen und ökonomischen Zeit ist und sein soll, fühlte die Sylphide recht wohl ihren Adel und ihren königlichen Schutz; kurz, sie hatte ein Ansehen, als gehöre sie der Zeit Ludwigs XV. an, was sie, meiner Meinung nach, recht gut kleidete.
Man mußte sie sehen mit dem prächtigen Schmucke ihres glänzenden, auf weißem Grunde vergoldeten Hintertheils, dessen Widerschein in dem klaren, azurfarbigen Wasser sich in der Ferne wie ein Goldmantel auf einem blauen Teppich zu entfalten schien.
Ihr mit ausgesuchter Feinheit geschnitzter Hackebord stellte zwei Najaden vor, auf Seerossen liegend; diese Gottheiten hielten in der einen Hand den Dreizack, mit der andern das königliche Wappenschild von Frankreich; alles dies in halberhabener Arbeit; – Alles vergoldet und eingefaßt von einem zierlich mit Laubwerk umwundenen Fries.
Fünf vergoldete Sirenen, große und schlanke Caryatiden, welche sich mit erhobenen Armen einander die Hände reichten, bildeten so die Bogen und Stützen zu den vier Fenstern in der Gallerie der Fregatte; eine Gallerie, ruhend auf einem durchaus vergoldeten und geschnitzten Grunde, worauf man eine große Zahl von hosenbekleideten Tritonen mit Najaden in Reifröcken scherzen sah, umringt von einer Menge Delphine und anderer Seeungeheuer, welche unter dem Schaume des Meeres auftauchten.
Was soll man noch sagen von den prächtigen Cajütengallerien, mit ihren spitzig hervorragenden Zierrathen, gestützt auf Adler mit ausgespreizten Flügeln, den Donnerkeil in der Klaue und gekrönt von zwei Famas mit langer Tuba …
Und die blendend weißen Barkhölzer, so wundervoll gemeißelt, welche das Schiff wie mit einer breiten goldenen Schärpe umgaben, deren äußerste Enden, sich gefällig krümmend, am Vordertheil zusammenstießen, um eine zierliche Sylphide zu tragen, die so vergoldet war, daß man geglaubt hätte, sie wäre erst unter dem Meißel Lemoines hervorgegangen.
Ich weiß wohl, daß dieser ganze Luxus, alle diese Sculpturen nicht ein ernstes und kriegerisches Ansehen hatten; aber sie war doch entzückend anzuschauen, die so gebaute prächtige Fregatte, weiß und golden! stolz und erhaben, wie eine Herzogin, mit ihrem funkelnden Fanal als Diadem.
Ich weiß auch recht gut, daß ihr Anblick nichts Fürchterliches hatte; ich weiß, daß man sie eher für eine gefallsüchtige und wollüstige Gondel gehalten hätte, welche sich gern in einem See mit blühenden Ufern spiegelt, als für eine rauhe Kriegsmaschine, bestimmt, dem Sturme zu trotzen …
Denn in Wahrheit, mitten unter diesen Zierrathen, diesen Nymphen, diesen goldenen Sirenen, welche sich kreuzen, spielend sich umschlingen, wie sollte man da an die Mündung einer Kanone denken! …
Und es gab doch Kanonen an Bord der Sylphide, und sogar viele; aber wie sollte man glauben, daß aus ihren bronzenen Verzierungen, die mit so viel Geschmack und so viel Reichthum gearbeitet waren, daß ihre gorgonischen, grotesk geöffneten Mündungen Eisen und Flammen speien würden! … Eisen, welches tödtet, Flammen, welche zünden! …
Und doch war dies der Fall! – Die Sylphide gab Feuer, wenn es nöthig war, und sie gab bisweilen mehr als nöthig; sie sprühete ein höllisches Feuer; ein Feuer, eben so gut unterhalten, als es die ernsteste Fregatte heut zu Tage geben würde.
Und ihre Offiziere, sie, so zart, so wollüstig, so geputzt, wie viele Mal hatten sie nicht mit den Spitzen ihrer weißen, halb von Diamanten und Manschetten bedeckten Hände das Zeichen zu einem wüthenden Kampf gegeben; zu einem Kampfe auf Leben und Tod, dabei nur Eines fürchtend: Ihr Haar in Unordnung zu bringen! – denn diese Edelleute gingen in's Feuer wie auf den Ball; sie machten dazu ihre Toilette; sie beschossen den Feind voll Koketterie mit Kartätschen und enterten, den Degen in der Hand mit einem Savoir vivre, das von Zierlichkeit und guten Geschmack zeugte.
Und in der That, wenn sie ihre blauen und vergoldeten Klingen aus der brillanten Scheide von gesticktem Sammet zogen, fühlte der Engländer, bei Gott, wohl, daß sie von eben so gutem Stahle waren, als wenn sie ganz verrostet aus einer unansehnlichen Scheide gekommen wären. – Glaubt mir! an einem Schlachttage oder in einer Gewitternacht hielten sich die rothen Absätze auf dem prächtigen Gesimse des Scepters Le Royal Louis, – Le Sceptre, – Les Droits de l'Homme und le Sans-Culotte, Namen von 4 Kriegsschiffen vor und während der Revolution von 89. oder des Royal-Louis eben so fest, als späterhin die Holzschuhe auf der schmutzigen Kampanei der Droits de l'homme oder des Sans-Culotte.
So war die Sylphide in physischer Hinsicht; ihre moralische Kraft erkennt man aus ihrem Stabe.
Was ihre Matrosen betraf, so waren sie ungefähr dieselben, wie die unsrigen; … denn jemehr die gesellige Bildung steigt, desto mehr verschwinden die hervorstechenden Formen, da, wie anderswo. – Die See-Offiziere des 18ten Jahrhunderts brachten, da sie zum Theil auf dem festen Lande lebten, an ihren Bord die Gewohnheiten, die Sitten, den Charakter ihrer Zeit; – eben so verhält es sich mit den Offizieren unserer Tage.
Das Schiffsvolk anlangend, den eigentlichen Matrosen, welcher kaum das feste Land kennt, so ist er ungefähr derselbe geblieben – im 18ten Jahrhundert wie im 16ten, – im 19ten wie im 18ten; – denn die tiefen Erschütterungen, welche die Formen der Stationen und der Gesellschaften gestürzt haben, überschritten nie die Ufer des Oceans …
Und das kommt daher, weil auf dem festen Lande der Müßiggang, der Neid, das Elend, und die Wissenschaft so schnell eine Menschengattung verderben; weil die Traditionen verloren gehen, die Tempel einstürzen, der Erdboden tausend wechselnde Gestalten annimmt; – weil diese Civilisation da ist, welche unaufhörlich die Glaubensmeinungen und die Trümmer jedes verwichenen Jahrhunderts in den Wind streut, um an deren Stelle den lebendigen Keim einer neuen Gesellschaft zu setzen, welche heraufwächst, um in das Nichts zurück zu kehren; – die Civilisation, diese glühende und unversöhnliche Feindin der Nationalität und der Poesie, der Zukunft und der Vergangenheit.
Also haben die Jahrhunderte die Menschen nach ihrem Gange gemodelt und der Stirn jeder Generation ein neues Gepräge aufgedrückt; – aber dieser Schlag Menschen, welcher auf dem Ocean lebt, wird noch lange Zeit von dem Abdrucke jedes Zeitalters frei und unabhängig bleiben. Das Licht der Alles verschlingenden Civilisation wird wohl auch die dicke und rauhe Rinde dieser natürlichen Menschen einigermaßen erleuchten, nie aber sie ganz durchdringen können, denn der Ocean ist ja der Ocean der Schöpfung geblieben! …
Und wie er ewig derselbe ist mit seinem unbegrenzten Horizont, seinen einsamen Wogen und seinem geheimnißvollen, unerforschlichen Schweigen, so werden auch die Menschen dieses Elements fort und fort ihre eigenthümliche Physiognomie beibehalten, die hervorstechenden Züge ihres Charakters, Wirkungen der immerwährenden Anschauung dieses urkräftigen Elements, und der schrecklichen, fast täglich sich erneuernden Kämpfe, welche sie mit demselben zu bestehen haben.