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Narret.

I. Im Holz.

Da draußt im Holz geht oaner um,
Am Berg drob'n is er z'Haus,
A schöner Bursch mit blaue Aug'n,
Der schaugt zum Fürchten aus.

Barfußet ziehgt er umeinand,
As G'wand is ganz derrissen.
Die Leut, die gehn't ihm aus'n Weg,
Von dem will Niem'd nix wissen.

»Mir,« sagt er, »feit's da drin im Gmüth,
Da drin is was nit recht,
Aber die Leut, die glauben mir's nit
Und sag'n, i bin grad schlecht.

Im Keambsee Chiemsee. san ma übers Eis
Beim Nebel mit'n Schlitten,
Die Fuhr war z'schwaar, da bin i halt
Einbrochen in der Mitten.

Fünf Stund bin i im Wasser g'hangt,
Na' ham s' mi' 'raus zum Land.
Seit dera Zeit bin i im G'müth
Ganz wild, ganz auseinand'.

Ha, wie elendig is der Mensch!!«
So sagt er und springt auf
Und wirft sein Hut in d'Luft und thut
An gachen Jähen. Juhschrei d'rauf!

II. Bei der Musi'.

Beim Wirth am See drunt da war Tanz
Die Wochen, die verwichen',
A Musi' hört er gar so gern,
Da is er zuwig'schlichen.

D'Leut aber ham ihn wegag'jagt,
Jetzt is er 'naus in Wald;
Dort tanzt er um die Tannabaam,
Wenn d'Musi' 'nüberhallt.

Da draht er si' und pfeift und springt,
Daß er ganz lustig werd.
Er is halt soviel voller Freud,
Wenn er a Musi' hört!

III. Die Stoaner.

Auf d'Nacht, da geht er ninderscht 'nein,
Is's Wetter no' so z'wider,
Er legt si' unter'n Daxbaum Tannenbaum. hin
Und in die Stoaner nieder.

»Dös,« sagt er, »is für schlechte Leut
Der beste Platz auf d'Nacht,
Der Stoa, dös is mei Liegerstatt,
Der Herrgott hat mir s' g'macht!«

Na' lacht er auf und schaugt ganz wild,
Auf oamal kimmt ihm 's Woana –
»O mei',« sagt er, »mein Lebtag lang
Bin i nix g'wohnt – wie Stoana!«

IV. A Muader.

Sei Muader haust da drob'n am Berg
Im Häusl, in dem kloan',
Er aber will nit zuwigehn
Zur Muader, zu sein Hoam.

» Die,« sagt er, »is an allem schuld,
Die hat mi' a so g'macht,
Hat mi' verdirbt und außi'g'sprengt
Und auseinanderbracht.

A gute Muader is dös Best,
Was oaner hat, o mein!
Aber a schlechte Muader werd
Wohl aa dös Schlechtest sein.«

Daß's zittert, schlagt er auf'n Tisch –
»Gott tröst mei arme Seel' –
I will mei Muader nimmer sehgn,
Bis drunten – in der Höll!«

V. Am Brecherspitz.

Lang hat ma' nix mehr g'hört und g'moant,
Er hätt sich wegazogen.
Grad droben über'n Brecherspiz
San allweil d'Raben g'flogen.

Und z'letzt san s' dengerscht achtsam wor'n
Da bei die Bauern drunten
Und san halt 'nauf und haben g'sucht,
Da ham s' ihn droben g'funden.

Im tiefsten G'schröff drin is er g'leg'n,
Derhungert und derrissen,
A Latschen hat er zwischen d'Zähnt,
Da hat er sich verbissen.

Er selm is g'sprungen über d'Wand,
Tief abi bei der Nacht –
Im G'stoa da war sei Liegerstatt, – –
Der Herrgott hat s' ihm g'macht!

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