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Neuntes Kapitel
Herr Nicholson erklärt sich grundsätzlich bereit, ein festes Taschengeld auszusetzen

Trotz dem Grollen des Tages und dem Teetrinken in der Nacht schlief John wie früher als Kind. Er wurde davon wach, daß das Mädchen, wie wenn es vor zehn Jahren gewesen wäre, an die Tür klopfte. Die aufgehende Wintersonne malte den Osten mit roten Farben; und da das Fenster nach hinten hinaus ging, schien sie mit vielen seltsamen Farben gebrochenen Lichtes in das Zimmer hinein. Draußen waren die Häuser alle sauber mit Schnee gedeckt; die Gartenmauern trugen einen fußhohen Aufsatz; die Rasenflächen lagen glitzernd im Sonnenschein. Aber so seltsam der Anblick von Schnee für John nach dem jahrelangen Aufenthalt an der Bai von San Francisco war, einen viel tieferen Eindruck machte auf ihn, was er drinnen sah. Denn Alexander hatte Johns eigenes Zimmer geerbt; es war noch die alte Tapete mit dem Blumenmuster, worin eine muntere Phantasie das Gesicht von Skinny Jim, Johns früherem Religionslehrer auf dem Gymnasium, entdecken konnte; da war die alte Kommode; da waren die Stühle – eins, zwei, drei – drei, genau wie früher. Nur der Teppich war neu, und dazu der Kram von Alexanders Kleidern und Büchern und Zeichensachen, und eine Bleistiftzeichnung an der Wand, die Johns Augen als ein Wunderwerk von künstlerischer Vollendung erschien.

So lag er und guckte und träumte – zwischen zwei Epochen seines Lebens schwebend; da kam Alexander an die Tür und gab seine Anwesenheit durch ein lautes Räuspern kund. John ließ ihn ein und sprang gleich wieder in das warme Bett zurück.

»Also, John,« sagte Alexander, »das Kabelgramm ist in deinem Namen abgeschickt, mit zwanzig bezahlten Worten für die Antwort. Ich war bei dem Fuhrgeschäft und bezahlte deine Droschke, sah sogar den alten Herrn selber und entschuldigte dich in geziemenden Worten. Er war riesig friedfertig und deutete seine Meinung an, du hättest wohl etwas getrunken gehabt. Dann klopfte ich den Mac Even aus dem Schlaf, holte ihn aus dem Bett und erklärte ihm die Geschichte, während er frostklappernd in seinem Schlafrock vor mir saß. Vorher war ich schon in der High Street gewesen, wo sie von deinem Leichnam nichts gehört hatten, so daß ich zu der Meinung neige, du hast diese ganze Geschichte bloß geträumt.«

»Hol mich –« rief John.

»Na, die Polizei weiß ja überhaupt niemals was,« stimmte Alexander ihm bei; »auf alle Fälle haben sie einen Mann hinausgeschickt, um nachzusehen und deine Hose und dein Geld in die Stadt zu bringen; dein Sündenregister ist jetzt also so ziemlich bereinigt, und ich sehe bloß noch einen einzigen Löwen auf deinem Pfade – unseren Alten Herrn.«

»Du wirst sehen, er schmeißt mich wieder hinaus!« sagte John kläglich.

»Das glaube ich nicht; jedenfalls nicht, wenn du es so machst, wie Flora und ich es verabredet haben; deine Sache ist es jetzt, dich anzuziehen, und zwar ohne dabei zu trödeln. Geht deine Uhr richtig? Schön, du hast eine Viertelstunde Zeit. Fünf Minuten vor halb mußt du am Tisch sitzen, auf deinem alten Stuhl, unter Onkel Duthies Bild. Flora wird da sein, um dir zu helfen; und wir werden dann sehen, wie es kommt.«

»Wäre es nicht gescheiter, wenn ich im Bett liegen bliebe?« sagte John.

»Wenn du deine Angelegenheiten selber besorgen willst, dann kannst du natürlich ganz einfach tun, wozu du Lust hast; aber wenn du nicht fünf Minuten vor halb auf deinem Stuhl sitzest, dann lehne ich jedenfalls die Verantwortung ab.«

Damit ging er. Er hatte etwas ärgerlich gesprochen; aber die Wahrheit zu sagen: er war in seinem Herzen etwas besorgt. Und wie er so über das Treppengeländer hinunterspähte, ob sein Vater käme, mußte er sich Mühe geben, für das bevorstehende Zusammentreffen seine Ruhe zu bewahren.

Wenn er es gut aufnimmt, dann soll es mich freuen; aber wenn er es krumm nimmt – na, dann wird es jedenfalls eine Ablenkung von der anderen Geschichte geben, und vielleicht kommt dadurch erst recht alles in Ordnung. Er ist ein verdammter Döskopf, mein Herr Bruder, aber er scheint ein anständiger Kerl zu sein.

In diesem Augenblick öffnete sich im unteren Stockwerk eine Tür mit einem gewissen Nachdruck, und Alexander sah den alten Herrn Nicholson feierlich die Treppe hinuntergehen und in sein Arbeitszimmer eintreten. Alexander folgte ihm, inwendig zitternd, aber mit ruhigem Gesicht. Er klopfte an. »Herein!« und er sah seinen Vater vor der erbrochenen Schieblade stehen, auf die er mit dem Zeigefinger deutete.

»Das ist eine höchst merkwürdige Sache!« sagte er; »ich bin bestohlen worden!«

»Ich fürchtete schon, du würdest es merken, Vater,« sagte der Sohn; »ich habe den Tisch böse zugerichtet.«

»Du fürchtetest, ich würde es merken?« wiederholte der alte Herr. »Was soll denn das bedeuten, bitte?«

»Daß ich ein Dieb war, Vater,« antwortete Alexander. »Ich nahm gleich das ganze Geld, damit die Dienstboten nichts in die Hände bekommen könnten; und hier ist der Rest, nebst einer Aufstellung meiner Ausgaben. Du warst ja auch schon zu Bett, und ich dachte, ich dürfte mir nicht erlauben, dich zu wecken; aber ich denke, du wirst mein Vorgehen für richtig halten, wenn du die Umstände vernommen hast. Die Sache ist nämlich so: Ich habe Grund anzunehmen, daß in bezug auf meinen Bruder John ein gräßliches Mißverständnis obgewaltet hat; je schneller dieses aufgeklärt werden kann, desto besser ist es für alle Beteiligten; es war eine geschäftliche Angelegenheit, Vater – und so entschloß ich mich, auf meine eigene Verantwortung, ein Telegramm nach San Francisco abzuschicken. Dank meiner Fixigkeit können wir vielleicht schon heute abend Bescheid haben. Es scheint kein Zweifel daran zu sein, Vater, daß man John fürchterlich unrecht getan hat.«

»Wann hat dies alles stattgefunden?« fragte der Vater.

»Diese Nacht, Vater, nachdem du zu Bett gegangen warst.«

»Das ist ja höchst sonderbar; willst du allen Ernstes sagen, daß du die ganze Nacht ausgewesen bist?«

»Ganz recht, die ganze Nacht, wie du sagst, Vater. Ich war auf dem Telegraphenamt und bei der Polizei und bei Herrn Mac Even. Oh, ich hatte alle Hände voll zu tun!«

»Ganz gegen alle Regeln! Du denkst an keinen anderen Menschen, als an dich selbst!«

»Ich sehe nicht ein, daß ich viel dazu zu gewinnen habe, indem ich meinen älteren Bruder wieder ins Haus bringe,« antwortete Alexander verschmitzt.

Die Antwort gefiel dem alten Mann; er lächelte und sagte:

»Nun schön, wir wollen nach dem Frühstück weiter darüber sprechen.«

»Es tut mir leid um den Tisch,« sagte der Sohn.

»Der Schaden am Tisch ist eine Kleinigkeit; ich mache mir nichts daraus.«

»Es ist ein neues Beispiel,« fuhr der Sohn fort, »in welche Verlegenheit ein Mensch kommen kann, wenn er kein eigenes Geld zu seiner Verfügung hat. Wenn ich ein angemessenes Taschengeld hätte, wie andere junge Leute meines Alters, wäre das Aufbrechen des Schiebladens vollkommen unnötig gewesen.«

»Ein angemessenes Taschengeld?« wiederholte sein Vater, und in seinem Ton lag ein Spott, der dem jungen Mann nicht viel Hoffnung ließ; denn das Thema wurde nicht zum erstenmal behandelt. »Ich habe dir niemals Geld verweigert, das du zu einem anständigen Zweck wünschtest.«

»Gewiß, gewiß nicht!« sagte Alexander; »aber sieh mal: du bist nicht immer gerade da, daß man dir etwas erklären kann. Diese Nacht –?«

»Diese Nacht hättest du mich wecken können!« unterbrach sein Vater ihn.

»War es nicht eine ähnliche Geschichte, die damals zuerst John in die Patsche brachte?« fragte der Sohn, indem er es geschickt vermied, näher auf die Sache einzugehen.

Aber der Vater war nicht weniger geschickt; er fragte:

»Und bitte, mein junger Herr, wie kamst du denn aus dem Hause heraus und wieder hinein?«

»Ich hatte scheint's vergessen, die Tür zu verschließen.«

»Hierüber habe ich nur zu oft Ursache gehabt, mich zu beklagen. Aber ich verstehe immer noch nicht ganz: waren denn die Dienstboten deshalb aufgestanden?«

»Ich schlage vor, das alles besprechen wir ausführlich nach dem Frühstück,« antwortete Alexander. »Da schlägt es halb; wir dürfen Fräulein Mackenzie nicht warten lassen.«

Und mit außerordentlicher Kühnheit öffnete er die Tür.

Sogar Alexander, der – wie der Leser bemerkt haben wird – verhältnismäßig recht frei mit seinem Vater sprach, sogar Alexander hatte bisher niemals in seinem Leben gewagt, ein Gespräch nonchalanterweise abzubrechen. Aber die Wahrheit zu sagen: gerade die ungeheure Masse der Frevel seines Sohnes überwältigte den alten Herrn. Er war wie der Mann mit der Apfelkarre – dies war zuviel für ihn! Daß Alexander seinen Schreibtisch verdorben, sein Geld genommen hatte, die ganze Nacht außer dem Hause gewesen war und dann ganz kühl dies alles zugab – das war etwas, wovon Nicholsonsche Philosophie sich nichts träumen ließ, und ging über jeden Kommentar hinaus. Die Rückgabe des übriggebliebenen Geldes, das der alte Herr immer noch in der Hand hielt, war an sich schon eine unerhörte Unverschämtheit gewesen, die ihn wie ein Faustschlag getroffen hatte. Dann die Bemerkung über Johns erste Flucht – ein Gegenstand, den er selber absichtlich in seiner Erinnerung verhüllt ließ – denn er war ein Mann, der Wert darauf legte, niemals einen Fehler gemacht zu haben, und der, wenn er fürchtete, er hätte doch vielleicht einen gemacht, die Papiere unter Siegel legte. Angesichts aller dieser Überraschungen und unangenehmen Erinnerungen sowie ferner des ruhigen, überlegenen Benehmens seines Sohnes begann den alten Herrn Nicholson ein unbehagliches Gefühl zu beschleichen. Es kam ihm vor, wie wenn er zu tief ins Wasser gegangen wäre: wenn er irgend etwas täte oder sagte, könnte er das vielleicht bedauern müssen. Außerdem benahm der junge Mann, worauf er selber hingedeutet hatte, sich sehr großmütig und uneigennützig. Und wenn jemandem Unrecht geschehen war – und zwar einem, der schließlich und trotz alledem doch ein Nicholson war –, so sollte das sicherlich wieder in die Richte gebracht werden.

So ungeheuerlich es nun war, daß ihm das Verhör kurz abgeschnitten wurde, so fügte der alte Herr sich doch, in Anbetracht aller Umstände; er steckte das Geld ein und folgte seinem Sohn ins Eßzimmer. Während dieser paar Schritte empörte er sich noch einmal inwendig, aber wiederum, und diesmal endgültig, streckte er seine Waffen: eine ganz leise Stimme in seiner Brust verkündigte ihm eine unumstößliche neue Gewißheit: daß er sich vor Alexander fürchtete. Das Merkwürdige dabei war, daß diese Furcht ihm angenehm war. Er war stolz auf seinen Sohn, und er durfte stolz auf ihn sein: der Junge hatte Charakter und verstand und wußte, was er tat.

Mit diesen Gedanken beschäftigt, betrat er das Eßzimmer. Fräulein Mackenzie saß auf dem Ehrenplatz und machte feierliche Bewegungen mit einer Teekanne und einem Wärmer, und siehe da! es war noch eine andere Person anwesend: ein breiter, stattlicher, backenbärtiger Mann, von sehr behaglichem und anständigem Aussehen, der jetzt von seinem Stuhl aufstand, mit ausgestreckter Hand auf ihn loskam und sagte:

»Guten Morgen, Vater.«

Von dem Gefühl der Befriedigung, die unter Herrn Nicholsons gestärkter Hemdbrust hohe Wellen schlug, wurde kein äußerliches Zeichen sichtbar; er wußte sofort, was er zu tun hatte. Aber in dem nächsten kurzen Augenblick übersah er im Nu ein weites Feld von Möglichkeiten in Vergangenheit und Zukunft: ob es möglich wäre, daß er in der Behandlung seines Sohnes John doch nicht ganz weise gewesen wäre; ob es möglich wäre, daß John unschuldig wäre; ob es möglich wäre, ein öffentliches Ärgernis zu vermeiden, wenn er John zum zweitenmal aus dem Hause wiese, wie seine beleidigte Autorität ihm zuflüsterte; und ob es möglich wäre, daß Alexander sich offen auflehnte, wenn es zu diesem Äußersten käme.

»Hm!« sagte der alte Herr Nicholson und legte seine Hand, schlaff und tot, in Johns Hand.

Und dann nahmen in verlegenem Schweigen alle ihre Plätze ein; und sogar die Zeitung – von der der alte Herr täglich seine Portion Ärger zu beziehen pflegte, da aus ihr die Abwärtsbewegung unserer Staatseinrichtungen hervorging – sogar die Zeitung blieb unentfaltet neben seinem Teller liegen.

Aber auf einmal kam Flora ihnen allen zu Hilfe. Sie unterbrach das Schweigen mit einer technischen Frage, indem sie sich bei John erkundigte, ob er noch ebenso wie früher so eine unvernünftige Menge Zucker nehme? Von hier war es nur noch ein kleiner Schritt zu der brennenden Frage des Tages; und in etwas zitterigen Tönen sprach sie von dem langen Zeitraum, der vergangen sei, seitdem sie zum letztenmal dem Verlorenen Sohn den Tee bereitet habe, und sprach ihm ihren Glückwunsch zu seiner Heimkehr aus. Und dann wandte sie sich zu Herrn Nicholson und sprach auch ihm ihren Glückwunsch auf eine Weise aus, die seiner schlechten Laune Trotz bot; von da kam sie in eine Erzählung von Johns Mißgeschicken, die sie nicht ohne ratsame Auslassungen vorbrachte. Nach und nach mischte Alexander sich ein; auch aus John brachten die beiden ab und zu ein Wort oder zwei heraus, er mochte wollen oder nicht; und diese Worte kamen so zitterig aus seinem Munde und zeugten so beredt für eine angsterfüllte Seele, daß Herrn Nicholson das Herz weich wurde. Schließlich trug sogar er durch eine Frage zu dem Gespräch bei, und bevor das Frühstück zu Ende war, plauderten alle vier ganz munter.

Dann kam das Gebet, wobei die Dienstboten den Neuankömmling anstarrten, dem niemand die Tür geöffnet hatte; und nach dem Gebet kam der Augenblick, da der Zeiger der Uhr das Signal zu Herrn Nicholsons Ausgehen gab. Da sagte er:

»John, natürlich wirst du hierbleiben. Sei recht behutsam, daß du Maria nicht aufregst, wenn Fräulein Mackenzie es für wünschenswert halten sollte, daß du sie siehst. Alexander, ich wünsche mit dir allein zu sprechen.«

Und als die beiden wieder in dem Hinterzimmer waren, sagte er:

»Du brauchst heute nicht in die Kanzlei zu kommen; du kannst zu Hause bleiben und deinen Bruder unterhalten, und ich denke, der Respekt würde erfordern, daß du einen Besuch bei Onkel Greig machst. Und dann noch, hm,« – dies wurde mit einer gewissen – dürfen wir uns so ausdrücken? – Verschämtheit gesprochen – »ich bin bereit, ein Taschengeld grundsätzlich zu genehmigen; und ich will Dr. Durie um Rat fragen, welcher Betrag angemessen wäre; das ist ein Mann, der in der Welt Bescheid weiß und selber Söhne hat. Und, mein schöner junger Herr, du kannst dich glücklich schätzen!« setzte er mit einem Lächeln hinzu.

»Danke, Vater!« sagte Alexander.

Bevor es Mittag wurde, hatte ein Geheimpolizist John sein Geld zurückgebracht; er brachte auch Neuigkeiten, die allerdings traurig genug waren, aber immerhin doch nicht so traurig, wie sie hätten sein können. Alan war in seinem Hause an der Regent Terrace gefunden worden, wo sein erschrockener alter Diener ihn bewachte. Er war vollständig wahnsinnig und war nicht ins Gefängnis sondern in die Irrenanstalt Morningside gebracht worden. Der Ermordete war, so schien es, ein durch Gerichtsbeschluß von Haus und Hof vertriebener Pächter, der seit fast einem Jahr seinen früheren Gutsherrn mit Drohungen und Beschimpfungen verfolgt hatte; weiter war über Ursache und Einzelheiten der Tragödie nichts bekannt.

Als Herr Nicholson vom Essen von seinem Klub zurückkam, konnten sie ihm eine Depesche übergeben:

»John V. Nicholson, Randolph Crescent, Edinburgh. Kirkman ist verschwunden; Polizei sucht ihn. Alles aufgeklärt. Könnt ganz beruhigt sein. – Austin.«

Nachdem dies Telegramm ihm erklärt worden war, holte der alte Herr den Kellerschlüssel hervor und machte sich selber auf, um zwei Flaschen von dem 1820er Portwein zu holen. Onkel Greig speiste an diesem Tage bei ihnen, nebst seiner Tochter Robina, ferner, durch einen merkwürdigen Zufall, auch Herr Mac Even; und die Anwesenheit dieser Fremden löste die Spannung, die sonst vielleicht noch vorhanden gewesen wäre. Bevor die Gäste sich entfernten, befand die Familie sich wieder in schöner, wenigstens äußerlicher Eintracht.

In den letzten Tagen des Aprils führte John Flora – oder richtiger gesagt: führte Flora John – zum Altar, wenn man einen Altar nennen kann, was in Wirklichkeit der Kaminsims in Herrn Nicholsons Salon war, und Seine Ehrwürden Dr. Durie stand auf dem Kaminteppich als Priester Hymens.

Zum letztenmal sah ich sie, als ich kürzlich einen Besuch im Norden machte, bei einem Essen im Hause meines alten Freundes Gellatly Macbride; und nachdem wir, nach dem klassischen Ausdruck, »uns wieder zu den Damen begeben hatten«, hatte ich Gelegenheit, ein Gespräch anzuhören, das Flora mit einer anderen verheirateten Dame über ein oft behandeltes Thema, nämlich das Tabakrauchen eines Ehemannes, führte.

»O ja!« sagte sie; »ich erlaube meinem Mann nur vier Zigarren täglich. Drei raucht er zu festgesetzten Zeiten – nämlich nach jeder Mahlzeit, wissen Sie, meine Liebe; und die vierte kann er mit irgendeinem Freund rauchen, wann er Lust hat.«

Bravo! dachte ich bei mir selber; das ist die richtige Frau für meinen Freund John!



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