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Jugend

Ich bin der Erde gleich
Im Frühlingsauferwachen;
Ich bin dem Himmel gleich
Im ersten Morgenlachen.

Ich bin der Sonne gleich,
Die alles glühend herzet;
Ich bin dem Lüftchen gleich,
Das mit den Blumen scherzet.

Ich bin der Quelle gleich,
Geschwellt vom Frühlingshauche;
Ich bin dem Vöglein gleich,
Das singend baut im Strauche.

Ich bin den Hügeln gleich,
Die tiefbeschaulich weilen;
Ich bin den Schäfchen gleich,
Die durch das Blaue eilen.

Ich bin den Bergen gleich,
Die Erz in den Adern rollen;
Ich bin den Wolken gleich,
Den Blitz und Donner vollen.

Ich bin dem Veilchen gleich,
Das still im Duft sich freuet;
Ich bin dem Baume gleich,
Der breiten Schatten streuet.

So  all und jedem gleich
In Wesen oder Weise,
Steh' ich im weiten Reich
Wie im Familienkreise.

Es zieht mich her und hin,
Es drängt mich weit und weiter,
Der jugendfrohe Sinn
Ist Führer und Begleiter

Und sich allüberall,
Auf Flur und Feld und Heide,
Im Wald , am wilden Fall
Ist Lust und Augenweide

O Lenz, o Jugendlust,
O jubelvolle Erde,
Was hätt' ich denn gewußt,
Wenn Gott nicht sprach sein: "Werde!"

Nun hebt der Vögel Chor
Im Haine an zu psalmen
Und neigt der Wiesenflor
Die Häupter an den Halmen:

Da beug' auch ich das Knie
Zu Preis und Dank und flehe,
Daß Lieb' und Glauben nie
Mir ganz verlorengehe!


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