Franz Stelzhamer
D' Ahnl
Franz Stelzhamer

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Tausend, is das á Zeil, und so schen gehts daher nach dá Schnoazen,
D’ Spielleut voraus, schier ollsand in dá Gögnd, dö Geiger und d’ Figlá,
Zerst dö »Drei vo dá Wiagn«, dá Toni, dá Tháddä und Ha-Hias,
Aft den Öldern sein Suh, dá Dudu-Hagn und dá schen Háning-
Fránzl, dánöbn; drauf d’ Ferdeln all drei, dö kreuzsaubern von Schachá;
Gar dá »Wirt z’ Schildern« is mit, der Notenschrift schreibn kann und chorgeign;
Und, dáß i dert nöt vogiß – á dá Katzenhäuthandler, dá Friedel –
Der wann nöt wár, wár um oan’n áf dá Haozát wengá, do zweng nöt! –
Na, awá heunt gebts nöt zsamm áf oans und er hámmerlt ja 's Cymbál.
D’ Blaser und d’ Schwegler sánd fremd, sánd extrá bstöllt worn und zuagroast.
Áffá vo Münster, Utzenoach und daher, wos dö herrischen Baun gát;
Aft go d’ Turner vo Riad mit eahn Moaster, den lustingá Schleifer.
Graoß und kloan láft zsamm und luagt vo Wuner und löffelt;
Koans vo dö Oldn hats dálöbt und dálöbts á koans vo dö Jungá! –
Und für dö Dráfgeher aft áfn Abnd hánd bstimmt nu dá Straußhans,
Ará Wiagngeigá Gliad und á seelguats Biagl, das Hagn hoaßt;
Aft dá rár Reisl, der 's Büchserl schier bössá kennt hat als sein Geigerl;
Na und dá Blofuaß kimmt, wo nix fáhlt, wann ár anders á Geign kriagt,
Weil á von Kirötag znáchst dö seine mehr trümmáweis hoam hat;
A dá jung Finstámann láßt nöt leicht so á Glengát vobeigehn –
Buar und das Bürschl geigt! Is koan Kunst, dens dá Schulmoastá selm lernt: –
Stricháldö, streicháldö gehts und stimpfáldö, stámpfaldö treten s’,
Gigáldö, geigáldö geign s’ – o du himmlische Schulmoastá-Musi! – –
Spielleut mehrá wos gnua, á Volk wirds göbn übágnüagö,
Wann ná dá Platz – wiar á 's Wirtshaus is graoß, nöt denigá z’kloan wird! –
Tausend, is das á Zug, und so schen nach dá Schnoazen gehts weidá!
Siagst, dö zwo Bräut, dö oan jung und schen mild, dö oan wildschen und stoanold,
Aft dö Bräuggá dázua, zwoa Mannáleut, stadli und rándi!
Was den oan’n 's Öltá schan taucht, um das bámt den andern sein Jügát.
Ernstli sánd olli zwen, und án iader schaut zeitweis sein Braut an;
Oaná wurd heunt gern nöt ausgreint, ja, und der ander mecht geint wern,
Aft gschách án iaden 's erst Mol, was nu koan’n is gschegn von sein’n Brauttail! –
Dö zwen Bräutführer aft voll Putz: und Brautweiber, á zwoa,
Mit graoßmächtige Körb – Kindá, freuts enk! – voll Schifteln und Krapfen.
Schreits ös nár an, wann s’ enk ebbá nöt sehá wölln: »Brautwei, dahe!«
Laßts ná nöt nach zun Schrein, aft greifens s’ schan einhi in d’ Körbeln –
Sechts, und werfen – tappts, Kindá, tappts! intá d’ Leut á par Händtvoll;
Und übern »Lidlstög« – láfts und sets, da habts á kloans Strickel! –
Fahts dö zwen Brautführ áf, leicht sötzts á Söchserl, á Zwölferl?
Herrgott, ist das á Zug, iazt zöhl i schan 97 – l00,
Hundert und 3 – 4 – 5 – 8 – 9 – l0 – hundert und zwöláf,
Lautá Bluatsfreundschaft, Moahm’und Vödern und Göten und Gotná,
Und – ja d’ Áhnl! – so wohl als es dád und so woh als sies häden,
Olli wia oaner und zwen, Zeug und Wágen und rennáde Rössá –
Z’ Fuaß muaß gangá wern von Moarhof bis hi zun Gottshaus. –
»Ja, wanns nu wár wia vo fufzg, vo hundert, vo zwoahundert Jahren,
Wos um Kathrein schan kold is gwön und hat Schnee ghabt roan kniatoif –
D’ Schellnkránz hör i schan gern und á Froisáds is fraoh um á Renngoaß!
Iazt is 's viel wörmá bon Wold, weil d’ Leut Hitz und Andacht vodüsen;
Iazt froist iweni d’ Leut, nutzt 's Selmtráppeln mehr wos dá Roßtrapp.«
So hat s’gsagt. Und is 's wahr odá nöt wahr, dást má fein Ja sagst,
Ja sagst und gehst und tuast seelnvognügt, zwann dá’s Gehn über alls wár;
Denn sist gehts – ná, nöt – schlecht, awá sierö und hárö hald machst ás.
Siah, und ás geht á dáhi recht schen, nöt z’ resch und nöt z’ ruaschát,
Eiá d’Leut, wann s’á Roß und Wagn ham, sein toan s’zun Gehn bstimmt!
Sunn und Man und Stern und Wind und Gwásser und Gwülk geht;
Is Gvickát schier olls geht und was nöt gehn kann, das hupft hald und háxelt,
Dnettá dá Vogel, der floigt, Wurm und Nader kroicht und dá Fisch schwimmt. –
Schen, recht schen gehts dáhi, mags án iads leicht dátoan und dápfnehá!
Los’, und d’ Uhr áfn Turn, ázwann s’ ehntár und spötá nöt derfát,
Schlöcht, wia s’ d’ Kirá dároacht ham und dnettá wird zsammgläut zun Lobambt. –
Schen gehts zsamm und ganz leicht: dá Pfarrer is Vöder und Suh z’glei
Vo dö zwoa Bräut; und Göt erster Eh von Schulmoastákindern.
Dö vo dá zweiten Frau hat á nimmá ghöbt, is schan z’ matt worn,
Awá dá Schulmoastá hat wögn den nöt den gringsten Fáschee zoagt,
Ruckt eahm wia sist und eh d’ Uhr, ja, und läut’t, wann ers habn will.
O, so á Schulmoastá-Seel, so á guate, neunhäutige Schafseel!
»Awá dö Jungá hánd á nimmá das« – soat d’Ahnl – »sit 's A’ á hoaßt.
Sit s’ musizirn áfn Cho, mit den ganzen türkischen Krimpskrámps,
Dáß dö Gmoan ná luagt und lost statt andächti mitsung,
Wáchst 'n Kántner dá Kren und Kántnerin muit, sie wá Bäuring! –
Afá ná áhn, meints ös!« greint d’ Áhnl und macht eahm á Feign an –
»Ná áhn, meints ös, und da wáchst üs – zoihts enk 'n auá! – dá Knofel!
Is Schulgeld und d’ Sammlung kriagts und Schmalz und Oar nehrnts fürs Beichtschreibn.« –
»Áhnl, hau hau« – dámahnt oans – »wird ja olls á weng anders wos 's gwön is:
Lernán ja d’ Kind« – »án schen’n Schund, und án andáne Haofart und Baoshát
Lernán s’! Anders á weng, sag – um viel und ums Baunvolk viel schlechtá!
’s Kunderl, wia gschlecht dáwöllt, zám sö mehr wos á Baunmensch;
D’ Hándwerichsleut – áf d’ Löst wárn d’ Höfenführá 'n Baun für! –
Mir hánds, mir hán bliebn, wos dáradam is gwön und d’ Adaming;
Mir dánihrn dö ganz Welt und üs braucht dá Herrgott wia eahm mir:
Kaiser und Küni und Papst und olls, wos á liabt, ißt á Braot gern!
Mir dábeten án Rögn, wann olls lechátzt vo Hitz und voschmacht schier;
Mir dábitten d’ Sunn, wann vo Nößen olls duscht und wur austränkt;
Mir« – awá hau, das ghert ja nöt her, heunt is d’ Ahnfrau ganz anders –
So rödt s’ nár iabl von Baunstolz bláht, wann s’ á Herrenmensch háribt –
Hau, und á Hárbs is nöt mild, á Sierigs rödt dá nix Liabs nach! –
Heunt, o wia mild und frumm, wia voll Andacht, siagst und voll Deanmuat!
Weil s’dá Herrgott so gsögnt hat mit langá Löbn und mit Gsundheit,
Dáß s’ kann zun zweiten Mol toan, was bei   d e r   Zeit häufti nöt oanmol
Kinnán und derfen: heiráchten und á Haochzátmahl anstölln!
Und sie hat á recht, schau ná hi, dö ganze Kirá is gstrotztvoll
Leut, zwann á Ablaoßzeit wár, 's Schiff, d’ Oratori und d’ Porkirch;
Körzen brinnán soviel, zwann Apostelföst wár odá Liachtmöß;
Pfarrer und Ministrirbuam stehnt in kostbarsten Anzug;
’s Weißzeug áfn Altar frisch gstörkt und olls agstaubt und áfputzt;
D’ Leut, go dö Kinder olls stád, mausstád, koan Drucká, koan Dauchá –
Leichtli gehts ausánand und ruali schließt es sö wiedá. –
– Iazt treten s’ vor. – Dá Pfarrá, má siahts, muaß ötlimol schlündten,
Eht á d’ Röd vomag; glaubs gern, dö olden Öltern und 's Tächterl
Vo sán Bruadern, den taotn, sollt á bspröchá und priastálö zsamgöbn!
Zsammkuwliern mit án Klang, der ewi nöt láßt und nöt áfgeht!
Bo dö Olden is 's leicht, in fufzg Jahrn gwehnt má ja 's Ehjoch;
Awá dö jungá zwoa, go 's Raosidl mit den fein’n Hálserl!
In Gottsnam! Er muaß sö hald denká: er müaßt s’ á bograbn, wann s’
Gstoribn wárn; na und d’ Fastenprödign, dö traurign, wer halt s’ denn?
Er hald, er, und wanns go z’trauri kimmt, so woant á hald selm mit.
Na, und áso is 's á worn. – Wia dö Oldn án Ghoaß in sein Händt göbn,
Dáß s’ in Liab und Treu, in Frieden und Ghorsam wia bisher –
Föllt eahm ein, weil ers weiß, dáß sein Vader in Ehstand viel aussteht
Und den 30jáhrign Kriag schan bald zwoamal führt mit dá Muadá! –
Ein- und beid Augn áf oanmol stehnt toif in Wasser und d’ Stimm bricht.
Leut vielmächti, Haozátpaschaná, dös wissen, und andrö,
Dös dáhoam ár áso ham, wern woach und woan’n mit; awá d’Ahnfrau
Kám dáß s’ es gspürt, tuat án Räuspler án fösten – so weit defs nöt kemmá –
Denkt s’ eahm – mir ham heunt nu mehrá z’ toan! – und siah, glei wirds anders!
Das, wer 'n kennt, is   d e r   Räusplá, jo – und wer 'n ghert hat, der kennt 'n! –
Wo öbs anders wern muaß, wann s’ nöt bes wern sollt, dö guat Ahnfrau.
Mann und d’ Kinder und d’ Freund und d’ Leut aus dá Nachbaunschaft, olls hörts;
Schau, und á guat hats tan; dá Pfarrer wird hirt wia kalts Eisen
Und kann spröchá áfs schenst, dáß d’ Leut nur vo wunnerswögn lisnán –
Lisnán und geltsgott! sagn, zwann á vo dá Kanzel häd prödigt.
Wissen wohl dád is, do hau, i mags nöt vodöribn mitn Nachsagn,
Fraoh awá bin i, z’ Taod fraoh wögn dö andern und bsunders
Wögn dá Raosidl-Braut, dáß koan süaße Brüah und koan Lenkoch
Draus is worn – gschehá muaß 's und zun ändern wárs nöt und wurs nöt.
Is á nix wert hin und her, liabá gradaus und furt, wanns glei gfáhlt geht.
Tragn muaßt dein Schicksal, Mensch, und wers leicht troat, den druckts nöt so bluadi,
Ráffen dámit derfst á, is eahm awá koaná nu Herr worn. –
Is Raosidl hat 's Jawort göbn, dreimol – gern, nöt gern? i woaß nöt.
Hergöbn hat sis ámol und is dená dá Himmel nöt eingfolln;
Nöt ámol 's Gwölb odá d’ Wändt in dá Kirá, koan Ruckerl – do ahá,
Loign derf i nöt: in dá Porkirá obn hats mit ötli Husárn
Öbbás gsötzt, woaß nöt was, is á glei wiedá dämpft worn und gar gwön –
D’Andacht, hau, is viel z’stark, muaß sö d’ Baosát allmal glei guschen!
Kurz, vobeigangár is 's nach dár Áhnl sán Wunsch: ahne Unglück!
D’ Brautweibá habnt sö dö Körb in dá Sakrástei aft gschwind leicht gmacht:
Was dá Soldat áf fünf Tag Camißbraod foßt, soviel Krapfen
Lögn s’ fürn Schulmoastá hi und fürn Pfarrá natürli dös Dowelt;
D’ Bräutführá greifán in Sack und vosteht sö hübsch toif, aft gehts weidá. –
Daustern Freidhof glei wern d’ Spielleut geigát und blasát.
Leicht und lusti zun gehn dráf machán s’ á Stückl, á rebigs.
D’ Bándl an Geign und Trumpeten wácheln in Wind dáß 's á Lust is;
D’ Fürtá , dö seidern, rauschen, und áf dá »Linzáhaubn« d’ Máschen
Krachán vo Steifen schier wia Hobelschoaten, wannst dráftretst.
D’ Sunn schauát gern á weng auá, geht eahm awá dá Wind z’ kold;
Macht wiar á Vögerl, das froist, ollmol glei án Pölz und vobirigt,
Zwann s’ schan einschlafn mecht, 'n Kopf in d’ Pflám intern Gfiedrát.
Völli huschelát is 's und 's Raosidl gruselts voneten.
D’ Áhnl awá glost und glüat und is hoaß wiar á brinnádá Sandlew –
Hau, zerst gfrerts dár in Schnee und aft reibst dár in Schnee wiedá d’ Händt hoaß! –
D’ Spielleut, wia örgá dáß s’geign und blasen, wia freundligá winkt s’ eahn,
Na, und dö kennán das Ding und werkán, däß wild is, so gro schen!
D’ Figelbögn boign sö und 'n »Fridl« sein Cymbál zspringt schier, so millt ers;
’n Leuten höbts d’ Köpf und d’ Füaß, und Füaß und Mäulá machts gehát,
Wár ná schau d’ Haozátstubn da, gflickt wur und tanzt, dáß 's á Lust wár! –
Hau, gách is 's stád. – Wos gáts áf oanmol, dáß 's stád is, la gucká!
»Nit geig, Zigeuner verfluckt, ower schlag ich Figlin und Cymbál,
Pássám, olles schlag zham, wann nit Maul halt schwind – Deremdede!« –
Herst, so schreit dá Husár und vospört eahn 'n Wög mit nu ötlign –
Olle ham s’ Tremmeln und höbn s’, ázwanns glei wur zun trümmán und dreinschlagn.
D’ Spielleut – denn olls was mitn Fingern hantirt, wia d’ Schneider und d’ Schreiber,
Is nöt viel mit dá Faust! – dö druckán glei zruck áf den Anruaf;
Awá wias Hasenfüaß gát, so gáts á beißádö Hundsköpf:
»Wos hats, Sákáráwold! und wos wöllts, ös Sákárámenlign!«
Bricht dár oan Bräutführá laos und pröllt glei hi áfn »Pássám«.
Der awá wár nöt z’ fäul und lenierát eahm frisch oane abá,
Wann á dár ander nöt fieng just nu recht und zruck riß und röttát –
’s Ertel á is guat gwählt: just bon Stög, wo nár allzeit án Oanzigs
Dráf kann und drüber, da plescháten schan eahn ötlige ellá –
Awá dá Bräuggá, dá jung – eiá kimmt den áf oanmol dá Bitzlá!
Sákrá, und schau eahm zua, der vosteht das Gschäft! – »Wen is 's Löbn fail?«
Schreit ár und schoißt wiar á Schußnadá schnell übern Stög und dáwischt glei
Zwen áf oan’n Griff und höbt s’ grundlaos und láßt s’ á weng schnöbln in Lüften –
»Enk zwen Nigeln wárs fail« – built á – »aber i mags nöt!« – und láßt s’ falln.
»Höbts enks áf!« – brüllt ár aft dö andern an, dö ganz stárr stehnt,
»Odá blangt enk zun eahn, nur án Rucká toats und án Mucká! –
Spielleut, frisch auf und frischan, und frisch nachi Leut nachi, i bleib stehn!«
Schreit ár áf d’ Seit, awer Augn wendt á koans, leicht á denn 's Bannásirn kann! –
Siah, und alls folgt, sá Sprách und sán Arm sánd Gschwistárátkindá.
Gehn muaß 's, wann á schafft: »Geh!« und bröchá, wann á soat: – »Brich, Dröck!«
Awer á bleibt nöt álloan, dö zwen Bräutführá, siagst ás und – is leicht
Schan in dár Art! – sá Vadá, dár old, stölln sö ráffárisch nöbn eahm.
»Fáhln tuat dá nix, Sepp« – soat dár Old – »und freun tuast mi ollmol!«
Awá dá Sepp, i sag, er hert nix und siacht nix von Vadern:
Dnettá geht 's Raosidl, sá Braut, sá schens, sá jungfräuligs Weiberl,
Mit dár Áhnl vobei und – ná, ná, e irrt sö nöt dösmol! –
Schaut 'n voll Freundlikeit an, weng fáhlt, dáß s’ glacht häd und gwunká.
Herrgott, á freundligá Blick, wer oan’n kriagt hat – den ersten! der woaß 's schan:
Kötten zriß má, Krautstoan fráß má, umbrácht má vo Liab oans,
Nix gábs, was má nöt kunnt, und án Unglück is 's, wer nix z’ toan kriagt! –


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