Walter Seidl
Romeo im Fegefeuer
Walter Seidl

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10

Es war immer noch nicht Frühling, und auch die armen Veilchen gab es nicht, vielmehr war der scheidende Winter mit verstärkter Gewalt zurückgekehrt, und Romeo und Yvett hatten nicht im mindesten Lust, dem noch um manches zu bereichernden Reiz ihrer heimlichen Zusammenkünfte zu entsagen.

Yvetts Eltern aber waren schärfer denn je hinter dem Töchterchen her, um es im Hinblick auf den gefährdeten Semesterschluß ausschließlich zum Lernen anzuhalten. Es war mit ihnen jetzt überhaupt nicht zu reden. Seit dem peinlichen, Mutter sagt sogar: 156 blamablen Schlußintermezzo der Venezianischen Nacht – es hatte den besseren Kreisen der Stadt tagelang Gesprächsstoff geliefert – waren Vater und Mutter, beide, unentwegt in gereizter galliger und völlig unzugänglicher Stimmung.

Gestern war Yvett indes von außen her unerwartet Hilfe gekommen. Dem Hausarzt war ihr schlechtes blasses Aussehen aufgefallen – tatsächlich sah sie nicht frisch und gesund aus, denn sie schrieb die halben Nächte hindurch verworren-pathetische Briefe an Romeo, von denen er jedoch nur die belanglosesten zu Gesicht bekam – der Hausarzt hatte sich nun den Eltern gegenüber geäußert, Yvett müsse den Rest des Winters unbedingt in der Weise ausnützen, daß sie, wenigstens an den freien Sonntagen, ins Gebirge hinausfahre, um Ski zu laufen.

Das ergab nun eine neue, übrigens die einzige Möglichkeit. Romeo mußte gleichfalls ins Gebirge fahren. Ja aber wie? Allein würden die Eltern Yvett jedenfalls nicht ins Gebirge fahren lassen, es wäre denn Lotte mit bei der Partie. Die war nun zwar eine leidenschaftliche Skiläuferin, aber . . .

Von einem Tag zum andern schob Yvett es hinaus. Nun waren's indes nur noch drei Tage bis zum Sonntag, und eine andere Möglichkeit gab es nicht. Keine. Da entschloß sich Yvett mit großer Bangigkeit nun doch, Lotte in ihr Geheimnis einzuweihen.

Lottes Blick ruhte kühl und verschlossen – Yvett schien es: grausam – auf der Freundin, die ihr mit schlecht erkünsteltem Gleichmut von Romeo als von einem netten, wenngleich im Grunde ziemlich nichtssagenden blonden Jungen Näheres berichtete.

157 Lotte schützte alle möglichen Gründe vor, bis sie sich von Yvetts immer dringlicher werdenden Bitten endlich erweichen ließ und ihren Beistand zusicherte. Na, so wolle sie den Sonntagsausflug, wenigstens den ersten, in Gottesnamen mit Yvett und diesem Romeo mitmachen.

Yvett überbot sich in überschwenglichen Dankesbezeigungen für diesen einzigartigen Beweis einer wahrhaft schicksalverbundenen Solidarität. Stotternd erklärte sie sich zu Gegendiensten stets gerne bereit. Der Ausdruck war ihr in einem Geschäftsbrief des Vaters als besonders ritterlich aufgefallen und im Gedächtnis haften geblieben. Lotte murmelte kühl nur etwas, wie »doch ganz selbstverständlich«.

Die Mädchen vereinbarten alles. Ziel, Treffpunkt, sowie die Stunde der Abreise. Romeo solle besser mit dem ersten Morgenzug allein vorausfahren. Er hätte allerdings noch nie auf Skiern gestanden, meinte Yvett: aber das würden sie ihm schon beibringen, meinte Lotte. Ach, es würde überhaupt sehr lustig werden für alle. Meinte Yvett.

*

Romeo war mit dem ersten Zug zeitig morgens vorausgefahren. Nun saß er wartend im überhitzten Wartesaal des kleinen Mittelgebirgsbahnhofs. Elf Minuten hatte er noch Zeit. Dann mußte der Zug mit den Mädchen eintreffen.

Er war nicht in bester Laune. Er hatte kurze Hosen an, eine alte Wollweste, deren Ärmel bereits zu kurz waren, und Wadenstrümpfe. Er wußte, daß er in diesem Aufzug nicht übertrieben vorteilhaft 158 aussah, jedenfalls nicht sehr erwachsen. Zwar hatte Lotte ihn schon einmal normal gekleidet gesehen, kürzlich, bei der Venezianischen Nacht. Aber damals hatte er wiederum wenig vorteilhaft von den anderen Herren im Smoking abgestochen. Wirklich ein verfluchtes Pech war das. Überdies war Lotte angeblich doch eine famose Skiläuferin. Und er –? Er hatte in seinem Leben nie auf Skiern gestanden, und so wird er heute wahrscheinlich eine recht komische Figur machen. Na, aber dafür wird er's Lotte auch gebührend fühlen lassen, daß sie ihm nicht imponierte, in keiner Beziehung. Wie die sich nur stets gegen Yvett aufgeführt hatte. Unfair. Da war Yvett doch ein ganz anderer Kerl, ein feiner Kerl, die Yvett. Schön dumm von ihr, daß sie sich im Schatten der Sonne »Lotte« stets bedrückt gefühlt hatte. Eine feine Sonne. Nun, er würde der lieben feinen Yvett wenigstens die eine kleine Genugtuung schaffen, daß er nun seinerseits über Lotte gleichgiltig hinwegblicken werde. Yvett sollte sehen, daß etwas so allgemein Begehrtes, wie Lotte, ihn nicht reize. Etwas, was jedem geschniegelten Laffen im gutsitzenden Smoking gefiel, das konnte ihm nicht gefallen. Im Gegenteil: eine Lust wird es ihm sein, Lotte unverkennbar en bagatelle zu behandeln. –

Ein Signal ertönte. Die drei übrigen Wartenden traten auf den Bahnsteig hinaus. Nun hörte man auch schon die Lokomotive asthmatisch die Steigung heraufkeuchen. Ein wenig aufgeregt nahm Romeo die Mütze vom Kopf, fuhr mit dem Kamm durch die Haare, half mit der Hand nach, der Frisur die richtige dekorativ-künstlerische Unordnung zu verleihen. 159 Das glatt Zurückgekämmte machte sein Gesicht bedeutungslos. Er trat, die ausgeliehenen Skier über der Schulter, auf den Bahnsteig hinaus, die Mütze hielt er in der Hand.

In diesem Augenblick fuhr die lächerliche Gebirgslokomotive mit ihren drei Waggons auch schon ein.

Lachend entstiegen die Mädchen dem letzten Wagen. Ihr Anblick verwirrte Romeo; doch ohne sonderliche Hast ging er ihnen entgegen. »In was für eine gottverlassene Gegend habt ihr mich denn da herausgelockt?« rief er ihnen burschikos entgegen. »Und für dieses Vergnügen versäume ich das Stiftungsfest bei den Markomannen. Na . . . Grüß dich, Yvettchen.« Er küßte Yvett, vertraulich-blasiert lächelnd, die Hand. »Tag, Fräulein Lotte«, sagte er dann. »Schön, daß Sie mitmachen.«

Lotte lächelte bescheiden. »Ja. Das ist schön von mir. Aber was soll man als aufopfernde Freundin auch anderes tun. Also, gehen wir los?«

»Wohin? Was habt ihr mit mir eigentlich vor?« fragte Romeo mit komischem Stirnrunzeln.

»Das werden Sie sehen. Zunächst auf die Übungswiese, damit Sie etwas lernen. Vielleicht können wir dann am Nachmittag schon eine kleine Tour unternehmen.«

»Na, das scheint mir in Anbetracht meiner Ungeschicklichkeit in Sportdingen ein wenig optimistisch gedacht. Aber gehn wir jedenfalls.«

Sie verließen den Bahnhof. Sie stapften auf einer Straße hin, die in sanfter Steigung zu einem höher gelegenen Waldsaum hinaufführte. Es fielen spärliche Flocken.

160 Romeo führte die Unterhaltung. Von der Wildheit des Studentenlebens in der Großstadt erzählte er. Er ließ durchblicken, daß er alles das zwar aus eigener Erfahrung kenne, daß er sich aber schon lange davon fernhalte. »Wie unvernünftig hingegen so manche von den jungen Kerls sind –!« meinte er mit leichtem Stirnrunzeln. »Sobald sie aus den Provinzgymnasien frisch an die Universität kommen, zerrütten sie in wilden Gelagen ihre Gesundheit, holen sich bei käuflichen Weibern ansteckende Krankheiten und alles das . . .«

»Schrecklich!« flüsterte Yvett.

»Sie sind . . . in welchem Semester?« erkundigte sich Lotte, ernst.

Romeo blickte plötzlich angestrengt zu Boden. »Tja . . . am Ende des ersten. Aber ich hatte natürlich schon vor dem Abitur Verbindung mit Akademikerkreisen.«

»Das ist doch kein Grund, rot zu werden«, sagte Lotte, sanft und verständnisvoll.

Lotte schlug vor, man möge schon jetzt die Skier anschnallen, denn man sinke zu tief im Schnee ein. Das Gehen auf den Brettern würde Herrn Reif wohl keine Schwierigkeiten machen.

Yvett war Romeo beim Anschnallen behilflich. Beide Mädchen sparten nicht mit Erläuterungen.

Romeo hielt sich beim Gehen zwar einigermaßen steif, aber er kam mühelos vorwärts. Das Lob, das die Mädchen ihm dafür zollten, beglückte ihn insgeheim, nichtsdestoweniger schimpfte er in komischen Ausdrücken, denen eine gewisse Selbstpersiflage nicht abging, über die ›Schnapsidee‹, aus ihm auf seine alten 161 Tage noch einen Sportfexen machen zu wollen, und ähnliches äußerte er. Inzwischen näherte man sich einer Halde, die die Mädchen als Übungswiese bezeichneten.

Auf dem ganzen Weg war Romeo zu Yvett von vorbildlicher Artigkeit und Zuvorkommenheit gewesen, nicht ohne mit jedem Wort und jeder Geste Vertraulichkeit hervorzukehren. Yvett staunte, mit welch unbeteiligter, nahezu gnädiger Herablassung er dagegen Lotte behandelte. Darüber vermochte sie sich indes nur wenig zu freuen. Sie hatte bei all dem ein Gefühl der Trockenheit in der Kehle, gleichsam als hätte sie Angst. Wovor nur –? Und dieses dumme Gefühl wollte nicht und nicht von ihr weichen; im Gegenteil, von Minute zu Minute überkam es sie stärker: es würde ihr noch den ganzen heiß ersehnten Tag verderben! Dabei hatte sie sich über Romeo doch wahrhaftig nicht zu beklagen. Wie nett er zu ihr, wie gleichgiltig er gegen Lotte war. Das war doch eigentlich mehr, als sie im Innersten zu hoffen gewagt hatte. Und auch Lotte benahm sich untadelig. Kameradschaftlich und völlig unbefangen; ja wenn Romeo hin und wieder etwas besonders Nettes zu Yvett sagte, schien auch sie darüber eine reine und ungetrübte Freude zu empfinden. Überhaupt war Lotte heute noch um vieles anziehender als sonst, das empfand auch Yvett nur zu gut. Gewiß wirkte sie auch auf Romeo so. Wenigstens entwickelte er heute in Lottes Gegenwart eine Beredsamkeit, wie Yvett sie in solchem Maße an ihm niemals bemerkt hatte. In den letzten Minuten sprühte er geradezu vor Klugheit und Witz. Wenn er das meiste auch gleichsam 162 nur für Yvett allein äußerte und für Augenblicke Lottes Gegenwart völlig zu vergessen schien. So beredt war er, seit Yvett ihn kannte, jedenfalls nur ein einziges Mal gewesen, und da nicht in solchem Maße – damals, unmittelbar bevor er sie zum ersten Mal geküßt hatte.

In der Tat fühlte sich Romeo von Minute zu Minute selbstsicherer, wohliger in seiner Haut. Er spürte deutlich, daß die Schöngeistigkeit, die Ausdrucksgewandtheit, die er im Gespräch offenbarte, ihre Wirkung auf . . . auf die Mädchen nicht verfehlte. Zudem fand er, daß die Mädchen in ihren plumpen Skihosen und Schuhen, mit all dem wollenen Zeug und den farblosen Windjacken, auch nicht gerade bildhaft wirkten. So daß er sich in seinem zusammengestückelten Sportdreß durchaus nicht mehr minderwertig vorkam. Er konnte zufrieden mit sich sein, er wirkte. In jeder Beziehung.

Lotte fühlte in sich eine gelinde Wehmut. Die sie die anderen freilich nicht merken, sondern gleichsam nur ahnen ließ. Wie gut, wie selbstlos von ihr – dachte sie, während ihr Blick fern am schneegrauen Horizont haftete – wie edel von ihr, daß sie ihr eigenes Menschentum seit langem, seit den Tagen Axel Kolbenstetters, so tief und tapfer in ihrer Brust verschloß; daß sie stets allein war mit ihrer Traurigkeit und ihren Büchern, allein, in stolzer elegischer Einsamkeit. Sie suchte niemals Zuflucht bei der Freundin, bei keinem Menschen suchte sie Zuflucht. Heute wie immerdar opferte sie das eigene fühlende Selbst anderen auf; sie ging, ein kameradschaftlicher Schatten, still nebenher, fremdes 163 Liebesglück ermöglichend. Was für ein Mensch sie doch war, welch einsamer stolzer, von allen verkannter, lächelnd leidender Mensch. Aber sie würde den beiden Weltkindern an ihrer Seite, wie niemandem jemals, etwas von dem merken lassen, was ihre eigene Brust so schmerzlich bewegte; nur freuen würde sie sich, still und aus der Ferne, an der Einigkeit der beiden, an ihrem Glück. Lottes Augen wurden ein wenig feucht bei dem Gedanken.

Da war man oben, am Waldsaum. In eben diesem Augenblick brach unten, zwischen all den grauen Schneewolken über dem winzig wirkenden Bahnhof, die Sonne hervor und strahlte nun glitzernd über die weißen Flächen hin. Lotte und Yvett wandten sich geschickt auf den Brettern herum, unter lebhaften Ausrufen blickten sie ins Tal. Romeo versuchte ein gleiches zu tun. Da er aber nicht wußte, daß man beim Umwenden die Skier nacheinander nur in entgegengesetzter Richtung zu kippen brauchte, wandte er sich in einem kleinen Kreis tappend herum und stand nun, ein wenig abseits von den Mädchen, gleichfalls mit dem Gesicht zum Tal gewandt. »Wie in der Sonne alles gleich viel schöner wirkt«, rief er aus – da gerieten die Bretter unter seinen Füßen ins Gleiten. Romeo suchte sich mit dem Oberkörper zurückzureißen, doch pfeilschnell sausten die Skier mit ihm bereits über die abschüssige Fläche dahin. Er hörte noch, wie in seinem Rücken Yvett einen leisen Schreckensruf ausstieß, dann sah er mit schreckgeweiteten Augen nur noch die endlose schneeige Fläche vor sich. Er hatte den Impuls, sich einfach zu Boden fallen zu lassen, doch bei der atemraubenden 164 Geschwindigkeit, mit der er zu Tal sauste, wagte er's nicht. Instinktiv sank er, wenn die tolle Fahrt über Hügel und Böschungen wegging, ein wenig in die Knie, neigte er sich vor und zurück. Einige Male schien es, als würde er das Gleichgewicht verlieren und mit voller Wucht hintüber stürzen, doch unentwegt rissen die Bretter ihn vorwärts. Jetzt nahm die Geschwindigkeit ein wenig ab, Romeo glitt über eine nahezu ebene Fläche dahin. Doch dort . . . – mit Entsetzen gewahrte er's: er näherte sich einem steil abfallenden Abhang . . .!! Aus seinem halbgeöffneten Mund drang ein schwacher wimmernder Schreckenslaut; er fiel ins linke Knie, angstvoll warf er gleichzeitig den rechten Schneeschuh seitwärts herum – –

– und stand. – – Eine Weile blickte er stumpfsinnig vor sich hin.

Von oben näherte es sich sausend, bremste; Schnee knirschte, wirbelte beiderseits von Romeo auf – Yvett und Lotte hielten hart vor ihm an. Ihre jubelnden Ausrufe verwirrten ihn. »Fabelhaft! Perfekter Skiläufer! Schneepflug! Telemark . . .«, drangen Ausrufe an sein Ohr.

»Aber was denn? Ist doch gar nichts dabei!« stammelte Romeo, noch bleich vom Schrecken. – Das hätte er sich viel schwieriger vorgestellt, verkündete er mit rasch wiederkehrender Sicherheit. Oder sollte das etwa auch schon eine Kunst sein –?

Die staunende Bewunderung in den Blicken der Mädchen tat ihm unsagbar wohl. Innerlich hätte er aufjubeln mögen vor Lust an diesem gebenedeiten Tag. Aber auch aus den Gemütern der beiden 165 Mädchen war durch den aufregenden Zwischenfall die dumpfe Spannung von vorhin geschwunden. In gedankenloser Freude an der Bewegung gaben sie sich, alle drei, nun dem Reiz der freien unbewölkten Stunde hin. Nichts anderes mehr als ausgelassene Kinder, tummelten sie sich auf den sonnebeschienenen Abhängen. Bis es im Dorf unten Mittag läutete. Da ging es sausend zu Tal. –

Lotte kannte ein kleines, von Sportlern besuchtes Gasthaus unweit vom nächsten Dorf, wo man verhältnismäßig gut zu Mittag essen würde. Auf der Waldstraße dorthin sonderte sie sich, wo immer es anging, von Romeo und Yvett ab; sie zeigte die Munterkeit aufrichtigster Freude an ihrer Einigkeit und gab sich in allem und jedem ganz als guter Kamerad. Alle waren sie von der Bewegung erhitzt, sie hatten die Windjacken und Wollwesten längst in die Rucksäcke verstaut und zogen in Hemd und Bluse dahin. Lotte hatte gerötete Wangen, blinkende Augen; Romeo empfing, wenn er sie ansah, den Eindruck einer von innen erwärmten köstlichen Frische, die ihr Körper in der sonnigen Schneeluft ausstrahlte. Aber wie lieb, wie zart und fremdartig Yvett daneben wirkte, die Feine Komplizierte, mit ihren Meeraugen, dem schweren strähnigen Jungenhaar und ihrer großen Liebe zu ihm . . . »Yvettchen.« Er tastete nach ihrer Hand.

»Mein Junge . . .«

Romeo fühlte plötzlich ein starkes unbegreifliches Mitleid mit Yvett.

*

166 »Ich hab einen Riesenhunger!« rief Lotte aus, als sie die bäuerlich-behagliche, von schmausenden Sportlern beider Geschlechter lärmend erfüllte Gaststube betraten. Mit fröhlicher Lüsternheit sog sie den Geruch der Speisen ein. Romeo schritt den Mädchen voran; in männlich verantwortungsbewußter Haltung suchte er Platz. Vor einer Nische, bei einem Tisch, an dessen Ende nur ein einzelner, nahezu sommerlich gekleideter Herr saß, der in einem abgerissenen Kinderbilderbuch blätterte, blieb er stehen. Mit einladender Handbewegung wandte er sich nach den Mädchen um. »Uff, bin ich müde«, rief Lotte heranschlendernd aus. Aufatmend wollte sie sich, wie die anderen, in einen Stuhl fallen lassen, da erstarrte sie, wurde blutrot. Axel Kolbenstetter . . .!

Herr Kolbenstetter blickte flüchtig von seinem Buche auf. Er erkannte Lotte. Zunächst blickte er rasch wieder in sein Buch, dann lächelte er unsicher. Schließlich lachte er wohlwollend heraus. »Auch Lufthunger, Lotte Freißler?« Er streckte ihr die Hand entgegen.

Hastig legte Lotte ihre Hand in die seine. Sie stammelte dummes unzusammenhängendes Zeug. Zum Glück trat in diesem Augenblick eine Kellnerin rettend dazwischen; sie fragte nach den Wünschen der Herrschaften. »Einen Augenblick«, stotterte Lotte, »ich möchte mir nur rasch noch die Hände waschen. Kommst du mit, Yvett?«

Arm in Arm eilten die Mädchen hinaus. Romeo musterte angestrengt die Speisekarte. Er wußte nicht: war es nun eigentlich korrekt, sich dem Herrn am Tisch vorzustellen, oder ihn nur durch ein stummes 167 Kopfneigen zu grüßen, oder überhaupt nicht . . .? Er entschied sich für überhaupt nicht.

Im Vorraum erklärte Lotte Yvett hastig und mit unzusammenhängenden Worten, der Herr am Tisch sei Axel Kolbenstetter, sie kenne ihn, aber zuhause in Rietheim dürfe niemand wissen, daß sie mit ihm bekannt sei.

In Yvetts Meeresaugen trat ein bereitwilligst verstehendes Leuchten; sie griff nach Lottes Hand, preßte sie. »Aber Lottchen –. Zähl auf mich. Immer und in allem!«

Lotte entzog ihr hastig die Hand; ihre Miene drückte unnahbare Abwehr aus. »Na, ich bitte dich, was stellst du dir darunter vor? Es paßt mir lediglich nicht, daß die . . . die blöden Rietheimer erfahren, daß ich Herrn Kolbenstetter kenne. Ich habe mit ihm mal über einem Problem gesessen. Das ist alles, basta. Gehn wir wieder hinein.«

Yvett verstummte betreten. Voll geheimer staunender Scheu folgte sie der problemumhauchten, eilig vorangehenden Freundin.

Das Mittagessen verlief in belangloser, häufig stockender Unterhaltung, an der sich Herr Kolbenstetter nur durch einzelne Fragen über Vorteile und Erlernbarkeit des Skilaufens, über Zugverbindungen, Temperaturunterschiede und derlei, beteiligte. Die Auskünfte, die ihm scheu-beflissen, wie dem Herrn Lehrer, gegeben wurden, nahm er mit einem konventionell interessierten »aha, ja«, oder »so, hm« zur Kenntnis; nie widersprach er, nie fügte er irgend etwas ergänzend hinzu. Romeo hatte den Namen Axel Kolbenstetter heute zum ersten Mal vernommen; er wunderte 168 sich daher über die respektvolle Scheu, mit der die Mädchen die stupiden Fragen des langweiligen simplen, übrigens reichlich spießbürgerlich gekleideten Patrons beantworteten. Die ganze schöne Stimmung war durch diesen kinderbilderbücherlesenden Spießbürger nun gestört. Dem verschaffte wahrscheinlich nur ein dicker Geldsack Ansehen in Rietheim. Na, er, Romeo, würde sich in seiner guten Laune jedenfalls nicht beeinträchtigen lassen. Was ging ihn der Herr Bierbrauer, oder was der Mann eben sein mochte, denn an? Wenn schon die Mädchen so dumm waren, sich mit einem Mal dermaßen eingeschüchtert und ängstlich-korrekt zu betragen, dann wollte er wenigstens dokumentieren, daß ihm der Herr gar nicht imponieren konnte, der Herr Bierbrauer und Stadtrat. Er war schließlich auch etwas, Akademiker war er, und er brauchte heute nicht einmal besonders zu sparen, da er sich das Taschengeld für den ganzen Monat von der Mutter hatte im voraus geben lassen. Was den wohlgenährten Pfahlbürger indessen noch nicht veranlaßt hatte, auch nur ein einziges Mal das Wort an ihn zu richten!

Romeo trank hastig und viel. Das war einmal etwas, dieser Wein! Romeos Augen glänzten, er lauerte auf irgendeine günstige Wendung des Gesprächs, die es ihm ermöglichen würde, die Unterhaltung an sich zu reißen.

Am Nebentisch erhob sich, von der Gesellschaft durch Zurufe und Beifallklatschen angefeuert, ein geckenkaft-sportlich gekleideter junger Mann, ein besserer Handlungsreisender, oder so was, mußte der sein. Er setzte sich ans Klavier und spielte 169 Sentimentales mit falscher Begleitung. Die Gans im Pullower, die an seiner Seite gesessen hatte, trällerte die Melodie hingegeben mit.

Romeo krampfte die Faust um den Aschenbecher, hob ihn ein wenig über die Tischplatte empor und erklärte halblaut, in weither geholten hochtrabenden Ausdrücken, denen eine gewisse Selbstpersiflage nicht abging, er werde ihn diesem sentimentalen Klavierschwein an den Kopf werfen. Wobei seine Miene und Haltung jedoch ausdrückte, daß er nicht im entferntesten die Absicht habe.

Axel Kolbenstetter beobachtete Romeo vom Tischende, er führte das Bierglas an den Mund, brach aber plötzlich in Lachen aus. Durch das zu spät vorgehaltene Taschentuch tropfte es auf die Tischplatte. Die Mädchen lachten aus voller Kehle mit.

Romeo lächelte. Befriedigt und rasch versöhnt in dem Gefühl, daß sein aggressiver Humor sogar bei dem Pfahlbürger Anklang gefunden hatte. Hastig überlegte er, was er der Äußerung noch hinzufügen könnte – doch Herr Kolbenstetter lachte unentwegt weiter, von Sekunde zu Sekunde stürmischer. Kopfschüttelnd sah er Romeo an, prustete, sah Romeo nochmals an . . . – In Romeo dämmerte die Erkenntnis, daß diese entfesselte Heiterkeit nicht seinem Witz galt, sondern seiner Person. Sogleich wurde er ernst und förmlich; herausfordernd musterte er nun seinerseits den impertinenten Geldsack. Worüber Herr Kolbenstetter indessen nur noch heftiger lachte.

Herrn Kolbenstetter höhnisch fixierend, wandte sich Romeo an Yvett. »Sag mal«, fragte er, ohne die Stimme zu dämpfen, »will sich dieser Beduine«, 170 das ging auf den Christusbart, »etwa über mich lustig machen?«

Herr Kolbenstetter stöhnte vor Lachen. »Beduine!!« stieß er hervor und hielt sich die Seiten.

Yvett war über die Maßen verlegen. »Ich bitte dich, Romeo«, flüsterte sie Romeo hastig zu, »du hast getrunken! Der Herr ist doch ungeheuer gescheit und besitzt unermeßlich viele Bücher!«

»P–haha«, platzte nun Romeo höhnisch heraus, und erregt nahm er einen tiefen Schluck Wein. »Soll mir das vielleicht auch schon imponieren? Auch schon etwas! Bücher. Im Kopf muß man sie haben. Bücher haben wir massenhaft zuhause im Bücherschrank.«

Lotte blickte gespannt, mit einem sonderbaren Lächeln von einem zum andern. Herr Kolbenstetter schien zu ersticken.

Romeo fühlte, daß er mit den Büchern da nun etwas wirklich Albernes gesagt hatte. »Sogar den Postkalender besitzen wir!« setzte er darum eilig hinzu, als wäre das ganze ironisch gemeint gewesen. Und nun versuchte er seinerseits laut und schallend zu lachen.

Doch da wurde Herr Kolbenstetter mit einem Schlag ernst. Nachdem er noch einmal leise aufgestöhnt hatte, blickte er verlegen zur Seite.

Über Romeos Stirn flüchtete eine rote Wolke. Erregt sprang er von seinem Sitz auf. »Ja also – jetzt hab ich genug!« rief er. »Der Mensch da will mich anscheinend provozieren!« Zornig schüttelte er Yvetts Hand ab, die sich angstvoll auf seinen Arm gelegt hatte; er legte das Gesicht in akademische Falten, 171 trat vor Herrn Kolbenstetter hin, verneigte sich kaum merklich, indem er das Kinn ein wenig vorschob, und verkündete mit eisiger Stimme: »Romeo Reif – mein Name. Ich möchte Sie dringend um Aufklärung ersuchen, mein Herr, was Ihr wenig geistvolles Lachen . . .« Weiter kam er nicht. Denn von einem neuen fessellosen Lachen geschüttelt, vermochte der Riese nur gurgelnd hervorzustoßen: »Romeo!! Auch das noch! Hilfe! Hilfe! Ich . . . ich kann . . . nicht . . . mehr!«

Romeo verfärbte sich. So wie er war, mit vorgeschobenem Kinn, in korrekt-akademischer Haltung, blieb er ratlos vor Axel Kolbenstetter stehen; ein rascher argwöhnischer Seitenblick überzeugte ihn, daß die Situation höchst blamabel für ihn zu enden drohte. Lotte lächelte dreist, Yvett sehr verlegen. Nein, nein! Vor Lotte konnte er sich diesen unerhörten Affront unter keinen Umständen bieten lassen. Rasch verzog er den Mund wie zu einem höhnisch-verächtlichen Grinsen. »Mein . . . äh . . . Herr!« verkündete er, höhnisch, doch mit hörbar vibrierender Stimme. »Satisfaktionsfähig sehen Sie ja leider nicht aus, und so kann ich Ihr . . . Ihr unqualifizierbares Benehmen lediglich für bübisch und gemein erklären.« Abermals verneigte er sich kaum merklich, indem er das Kinn ein wenig vorschob; eilig schritt er zu seinem Platz zurück.

»Sein Sie mir nicht bös, Herr . . . Romeo«, würgte Axel Kolbenstetter, von unbezähmbarer Heiterkeit geschüttelt, hervor. Er hatte Tränen in den Augen.

Dunkle Röte im Gesicht, starrte Romeo geradeaus vor sich hin. »Gegenbeleidigung, schon erledigt«, 172 murmelte er. Niemand verstand, was er damit sagen wollte.

»Kein Wort mehr, Romeo«, flüsterte Yvett ihm erregt zu. »Alle Leute sehn herüber und lachen!«

»Also vorwärts! Gehn wir!« fuhr Romeo auf. »Hier stinkt es mir zu sehr nach wildgewordenen Pfahlbürgern. Zahlen! Zah–len, Fräulein!«

Doch keine der beiden Kellnerinnen war im Augenblick in der Gaststube zu entdecken. Zudem fürchtete Romeo, durch einen allzu eiligen Aufbruch einen neuen Heiterkeitausbruch hervorzurufen. Mit knabenhaftem Trotz lehnte er sich im Sessel zurück und pfiff durch die Zähne vor sich hin.

Stumm kauerte Yvett an Romeos Seite. Scheu blickte sie einige Male auf Herrn Kolbenstetter, der sichtlich noch immer belustigt nun wieder in sein Bilderbuch vertieft zu sein schien.

Jetzt hatte Romeo sich soweit gefaßt, daß er wieder normal zu reden vermochte, gleichsam als wäre nichts vorgefallen. Doch aus irgendeinem Grund richtete er das Wort nun ausschließlich an Lotte, die auch bereitwilligst auf seine belanglosen Äußerungen einging. Romeos schneidiges Benehmen hatte ihr nicht wenig imponiert; denn von Anfang an hatte sie sich mit Romeo in der Beleidigung durch Axel Kolbenstetters Gelächter solidarisch gefühlt. Der schien übrigens wirklich nichts anderes zu können, als ohne jeden Grund die Menschen zu verlachen. Und sie war einmal gutgläubig genug gewesen, anzunehmen, dies konvulsive Lachen wäre nur ein nervöser Leidenschaftausbruch gewesen, der angesichts ihrer Person über Axel Kolbenstetter gekommen sei. Da! Nun sah sie's 173 ganz deutlich: immer machte er's so, und das ganze war tatsächlich nichts anderes als Hohn, beispielloser Hohn. Ein überheblicher lächerlicher Narr war Axel Kolbenstetter, sonst nichts.

Herr Kolbenstetter war vollkommen ernst geworden. Und einigermaßen verlegen. Mehrmals schien er etwas äußern zu wollen, doch immer schwieg er dann.

Yvett hielt den Blick stumm auf die Tischplatte geheftet. Romeo und Lotte sprachen vom Freihandzeichnen in der Schule.

Einige Male streifte Axel Kolbenstetters Blick Yvett. Plötzlich beugte er sich – mit einem gütigen entspannten teilnahmsvollen Ausdruck, der in seltsamem Gegensatz zu seiner Miene von vorhin stand – zu ihr hinüber. »Sie sind in Rietheim zuhause, Fräulein?« fragte er leise. »Trachten Sie doch, von dort fortzukommen. Unter Menschen. Um Sie wird es vielleicht schade sein.«

Lotte hatte, als Axel Kolbenstetter das Wort an Yvett richtete, im Gespräch innegehalten. Nun sprach sie um so eifriger wieder auf Romeo ein. Doch in ihrer Stimme war jetzt, kaum merklich, ein schriller Klang.

Verwirrt schlug Yvett die Augen zu Herrn Kolbenstetter auf; das Meer war in ihnen. »Sie selbst leben doch in Rietheim, Herr Kolbenstetter«, erwiderte sie, leise und in bedrücktem Ton.

Axel Kolbenstetter senkte den Blick rasch zu Boden. »Ja ich . . .«, murmelte er. Er hob den Blick abermals zu Yvett. »Ich lebe dort? – Nein.« Er lehnte sich in den Stuhl zurück, um nun wieder angelegentlich in seinem Bilderbuch zu blättern.

»Zahlen!« rief Romeo herrisch. Die Kellnerin eilte 174 herbei. Romeo zahlte für sich und trotz Widerspruch auch für die Mädchen. Man werde sich später schon ausgleichen, murmelte er mit wegwerfender Handbewegung.

»Ich zahle auch, Fräulein«, rief Herr Kolbenstetter.

Yvett stand auf, ging zu ihm hin, gab ihm die Hand. »Auf Wiedersehn, Herr Kolbenstetter . . .«

Schlendernd trat nun auch Lotte hinzu. »Leben Sie wohl, Herr Kolbenstetter«, sagte sie munter, uninteressiert, und gab ihm die Hand.

Romeo stand wartend, abgewandt.

Herr Kolbenstetter ermannte sich, trat vor ihn hin. »Ich bitte, entschuldigen Sie«, sagte er lächelnd. »Meine Heiterkeit war natürlich in keiner Weise beleidigend gemeint. Unterhalten Sie sich weiter gut!«

»Schön. Ich nehme Ihre Erklärung zur Kenntnis«, entgegnete Romeo, an Herrn Kolbenstetter vorbeisehend. Er hätte sonst zu dem Riesen aufblicken müssen, und das wollte er vermeiden. »Also, sind wir so weit?« rief er den Mädchen zu und schritt ihnen auch schon in steifer Haltung voran, zum Ausgang.

»Das war nett von dir, Romeo«, flüsterte Yvett ihm draußen, vor dem Gasthof, zu, »daß du wenigstens zum Schluß höflich warst. Er ist doch schließlich ein älterer Herr und . . .«

»Überlasse die Beurteilung der Situation bitte mir!« unterbrach Romeo sie abweisend.

Lotte, Romeo und Yvett waren mit dem Anschnallen der Skier beschäftigt, als auch Herr Kolbenstetter aus dem Hause trat; er führte ein kleines Dorfmädchen an der Hand, das das Bilderbuch an die Brust gepreßt hielt. Blinzelnd blickte er in die Sonne. 175 Romeo erhob sich aus seiner gebückten Haltung, kehrte ihm den Rücken zu und pfiff etwas vor sich hin, was keine Melodie hatte. Herr Kolbenstetter lächelte kurz und freundlich, er blickte weiter in die Sonne. Yvett rief Romeo zu, er möge doch rasch machen mit dem Anschnallen, man sei ohnehin in Verspätung. Romeo überhörte es und pfiff weiter. Nicht einen Schritt auf den Brettern würde er tun, solange der Kerl noch hier stand. Das fehlte gerade noch, ihm durch ungeschickte Haltung auf den Skiern neuen Lachstoff zu liefern. – Wäre Romeo ein virtuoser Skiläufer gewesen, er hätte keine Sekunde gezögert, sich so rasch wie möglich aus dem Bereich dieses absonderlichen Menschen zu entfernen, dem gegenüber man zum Verzweifeln machtlos war. Aber es ist doch auch wirklich zu dumm – ging es Romeo unvermittelt durch den Kopf – daß er ausgerechnet Romeo heißen mußte. Obwohl er den Namen sonst gar nicht ungern trug, schon der jungen Mädchen wegen.

»Also Romeo!« rief Yvett vorwurfsvoll. »So beeile dich doch!« Sie war, ebenso wie Lotte, bereits fertig gerüstet.

Mit einer fast feindlichen Bewegung fuhr Romeo – der Fremde stand immer noch da – zu Yvett herum. Daß er sich in dem albernen Riemenzeug nicht auskenne, erklärte er gereizt, sie müsse daher schon so gütig sein, ihm beim Anschnallen zu helfen. Sonst hätte sie auf seine unsportliche Person bei dem Ausflug ja auch verzichten können, setzte er hinzu.

Yvett kniete im Schnee. Mit roten erfrorenen ungeschickten Händen machte sie sich an Romeos Füßen zu schaffen. Romeo stand hoch aufgerichtet, 176 gespreizt, auf den Stock wie auf eine Lanze gestützt und starrte mit verbissenem Ausdruck in die Ferne.

Lotte sah, daß Herr Kolbenstetter dieses Bild mit den Blicken zu verschlingen schien.

»Herr Parsifal und das Fräulein Kundry!« lachte Herr Kolbenstetter laut auf, grüßte freundlich, drückte dem kleinen Dorfmädchen die Hand und stapfte durch den hohen Schnee davon. Ohne Hut, in einem sommerlichen Regenmantel.

Lotte betrachtete Romeo mit einem Ausdruck von unverhehltem, tiefernstem sachlichen Interesse.


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