Walter Seidl
Anasthase und das Untier Richard Wagner
Walter Seidl

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14.

Der Zug nähert sich Bayreuth. Anasthase und Saul Ring stehen mit Anderen am Fenster. Die Gegend hat Reiz.

Ein Mitreisender macht auf ein rotes Ziegelgebäude aufmerksam, das trostlos die Stadt übersteigt: Das Festspielhaus!

»Ha!« lacht Anasthase trocken auf, aber in seinem Blick irrlichtert es.

»Die Scheune!« lacht auch Saul Ring, jedoch wohlwollender. –

Sie schlendern durch die Stadt. Saul Ring wittert Rokoko, ist von den Gebäuden der alten und neuen Residenz beglückt, sucht in alles Versperrte einzudringen. Anasthase hingegen betrachtet nicht ohne Feindseligkeit den überall zur Schau gestellten Wagnerkult: Bildnisse, Büsten des Meisters, mit oder ohne Franz Liszt. Familie Wagner in all ihren Verzweigungen, Bayreuthsänger und -dirigenten auf Postkarten. In den Schauläden: Festspielhaus-Standuhren, Wagnergrab-Briefbeschwerer und sicherlich vieles andere noch. Immer, wenn Anasthase etwas Derartiges entdeckt, macht er auch Saul Ring darauf aufmerksam. Der aber macht den Eindruck, als befände er sich in einem Residenzstädtchen Bayreuth irgendwann im 18. Jahrhundert und als sähe er nichts 96 von der Wagnerindustriestadt, die ihn tatsächlich umgibt. Unwillkürlich neidet Anasthase ihm diesen historischen Sinn und sucht seine Versunkenheit in die Spuren des Rokoko zu stören. »Sie sehen das Beste nicht, Herr Ring!« spottet er. »Wollen Sie sich nicht so einen Wagnergrab-Briefbeschwerer zulegen, oder einen Gralsbecher? Nicht? Also vielleicht einen Trenchcoat Marke ›Holländer‹! Auch nicht? Na, hören Sie! Ha, aber da sehe ich etwas: Virile Kraftpillen Marke ›König Marke‹!«

Saul Ring lächelt: »Sie sind schon durch Ihre eigene üppige Phantasie zum Schlachtopfer der Neuromantik vorherbestimmt, Verehrtester!« Damit läßt er Anasthase aber auch schon wieder stehen, setzt über die Straße, um drüben einen alten Brunnen eingehend zu betrachten.

Anasthase folgt ihm langsam nach. Er fühlt deutlich, daß der Antiquitätenhändler der Reichere von ihnen beiden ist; daß er sich auch gerade jetzt wieder bereichert, indem er, ein Kulturinsekt, seinem Geist Werte aus den Ruinen dieser alten Stadt saugt – blind für alles Gegenwärtige. Während Anasthase selbst nur den Kitsch, das Philiströs-Patzige der Wagner- und Fremdenstadt zu sehen vermag. Wahrnehmungen, die ihn bestenfalls zu billigem Spott anregen. Und in der nämlichen Gereiztheit, die den zwar begabten, doch schlechten Schüler befallen mag, wenn er den Klassenersten in ernste schulmäßige Arbeit vertieft sieht, drängt etwas auch Anasthase, Saul Rings Geist vom Reich dieses fernen Jahrhunderts abzulenken und mit dem Mist seiner eigenen Beobachtungen zu erfüllen. Hierzu genügte ihm bald das Tatsächliche nicht mehr: er erfindet.

»Kommen Sie, Herr Ring! Blicken Sie der Gegenwart mannhaft ins Auge! Eine ganze Volkswirtschaft sehen 97 Sie hier, die sich der Ausgeburten der P. T. Richard Wagnerschen Phantasie bedient, um ihre Gewerbe möglichst ausdrucksvoll zu bezeichnen. Wenn Sie zum Beispiel nur die Schilder an den Häusern ein wenig Ihrer Beachtung würdigen wollten! Da haben Sie die Wechselstube ›Rheingold‹, die Tanzdiele ›Venusberg‹, das Heiratsvermittlungsbüro ›Hunding‹ . . .«

»Hören Sie auf, Sie respektloser Gallier!« lacht Saul Ring auf; die genaue Kenntnis der Wagnerschen Symbolik, die in dieser verzerrten Aufzählung immerhin liegt, bereitet ihm Spaß. »Dabei kann Ihre bösartige Liste nicht einmal Anspruch auf Vollständigkeit erheben,« setzt er lachend hinzu, »solange Sie den Protestverband ›Grane‹ der oberfränkischen Droschkenkutscher gegen die Ausbreitung der Mietautos übersehen!«

Anasthase bewahrt komisch ernste Miene: »Daran ist nur Ihr Übereifer schuld, geschätzter Herr Kollege, der Sie mich vorzeitig unterbrechen ließ. Denn ich hatte ja meine Liste eben erst begonnen. Da ist also weiters die Treuhandgesellschaft ›Wotan‹, die Baugenossenschaft ›Wahnfried‹, der voreheliche Keuschheitsmädchenbund ›Walküre‹, die . . .«

»Einen Augenblick!« fällt Saul Ring ein – er ist selbst bereits vom Eifer des Spieles ergriffen. »An dieser Stelle müssen außerdem genannt werden: die Ehefrauliga ›Fricka‹ gegen die Überhandnahme von Polygamie und Inzest, sowie der . . .«

». . . die Privatklinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten ›Amfortas‹, ferner das kürzlich über sittenpolizeiliche Verfügung gesperrte Familienbad ›Rheintöchter‹!« sprudelt Anasthase lustig hervor.

Saul Ring blickt strafend auf ihn: »Lassen Sie diesen 98 Zweig der Volkswirtschaft, Sie Traumerotiker! Halten Sie sich mehr ans Kulturelle: die Verlagsbuchhandlung ›Beckmesser‹ dort, oder . . .«

». . . die Kochschule ›Mime‹ vielleicht?« reißt Anasthase das Wort sofort wieder an sich. Es ist bereits ein Wettstreit der Einfälle! Saul Ring ist durchaus nicht gesonnen, sich schlagen zu lassen. »Oder von gesellschaftlichen Einrichtungen: der Kegelklub ›Walhall‹«, setzt er fort.

»Haha«, lacht Anasthase beifällig. »Wie steht es mit der Tischgesellschaft zur Pflege gesunder Grobheit ›Jung Siegfried‹?«

»Ist kartelliert mit der Ferialburschenschaft ›Gibichungen‹!« gibt Saul Ring, höchst angespornt, zurück. Einer sucht den andern zu übertrumpfen. Es geht Schlag auf Schlag.

»Ein kommerzielles Unternehmen mit einem Schuß Mystik stellt die Kartenaufschlägerin ›Erda‹ dar«, spielt Anasthase aus.

»Das gleiche, nur ohne diesen Schuß Mystik: Informationsbüro ›Loge‹!« trumpft Saul Ring.

»Sozialpolitisches: Der Hausbesitzerverband ›Fafner‹!«

»Dienstbotenorganisation ›Kundry‹!«

»Unsozial: der Bergwerkstrust ›Alberich‹!«

»Na, vor allem doch die Großbank ›Götterdämmerung‹!«

Hier aber stutzt Anasthase. »Wie ist das?« erkundigt er sich. »Da verstehe ich nicht die . . .!«

»Geschlagen!« jubelt Saul Ring. Und im Wagnerschen Tonfall erklärt er ihm: »Euch Einlegern dämmert ein Tag . . .!«

»Ach so!« begreift Anasthase. »Die Pleite!!«

99 Jetzt lachen beide, laut und herzhaft.

»Kommen Sie!« endet Saul Ring. »Nach dieser Geistesgymnastik kann uns selbst ein Mittagessen nicht mehr allzu schläfrig für den ›Tristan‹ machen.«

»Alles in allem jedoch –« setzt Anasthase im Weitergehen ernster hinzu, »hat mich in meiner Bedrängnis nicht sicherer Instinkt geleitet, als ich erkannte, daß ich, gerade ich einmal nach Bayreuth gehen müßte? Wo sonst in der Welt könnte mir der Wagner unfehlbarer verekelt werden?«

Diese Folgerung belustigt Saul Ring. Immerhin glaubt er hier berichtigen zu müssen: »Wenn Sie finden, daß Wagners Schöpfungen es nicht verdienen, gegen ihre Auswirkungen ins Pfahlbürgerliche hin abgegrenzt zu werden – – hm –?!«

Anasthase aber brummt bloß etwasUnverständliches. –

 

Sie speisen in der »Wolfsschlucht«. Das Lokal ist harmlos und freundlich; doch einiges vom Grauen des zweiten Aktes »Freischütz« weht aus den Speisen. Anasthase verschüttet etwas von der Tunke seines Sauerbratens aufs Tischtuch. Zum Schutz seines Rockes breitet er die Papierserviette über den Fleck. Als er sie nach einer Weile wegziehen will, ist sie wie an den Tisch genagelt. Mit komisch verzerrtem Gesicht macht er den Freund darauf aufmerksam. Der lacht, vom Essen weniger geistvoll: »Klebt, leimt, kittet alles! Was wollen Sie mehr?« – »Ein Weihespiel!« berichtigt Anasthase, düster.

Der Wirt macht sie auf eine Gesellschaft aufmerksam, die geschwätzig an den Nebentischen tafelt. »Lauter Bühnenkünstler!« erklärt er mit vor Achtung gepreßter Stimme. Immerhin interessiert, sehen sich die Freunde 100 um. Da geht der Wirt mehr ins Detail: »Die, was jetzt grad trinkt, dös is die, was heut abend die Brunhült singt!« Erschreckt fährt Anasthase in die Höhe: »Heute ist doch ›Tristan‹?!« – »Freili!« bestätigt ihm der Wirt und eilt an den nächsten Fremdentisch.

Anasthase wendet sich Saul Ring zu: »Es wäre immerhin interessant zu wissen, wie die Darsteller selbst sich zu dem Werke einstellen!« Saul Ring aber scheint bühnenerfahrener: »Die Kulis da?« höhnt er. »No, ich bitte Sie! –« Da winkt ihm Anasthase lauschend ab:

»Paß nur auf, Miazerl, daßt nächstens net vom Striackerl abifallst und darsäufst!« schwelgt eine sonore Baritonstimme am Nebentisch in ihrem eigenen Klang.

»Waas?« erkundigt Anasthase sich bei Saul Ring, mit lächelnder Befremdung; er ist keineswegs im Bilde.

»Sehr einfach!« erläutert ihm dieser belustigt. »Der Bariton da zittert jedenfalls für das Leben dieser Rheintochter!«

Da – ein weicher, melodischer Sopran: »Die Inge Fahlström – Gschwandtner Peppi heißt sie eigentlich – hat auch gedacht, sie singt schon in Bayreuth. Jetzt ist sie in Königsberg!« Idiotisches Kichern.

Nun erknarrt ein kerniges Männerorgan: »Protektionswirtschaft der janze Festspielbetrieb! Mich haben sie hier jesehen! Den Melott, den solln sie sich nur man selber singen! Fürs kommende Jahr habe ich schon den Kontrakt mit der Metropolitan in der Tasche. Tja!«

Ganz neben Anasthase bereitet ein Riese mit schütterem Haar und einem riesigen Wollschal eben eine Rede von vorauszusehender Wucht vor; er kneift die Augen ein, blickt, als spräche er bereits, wie nach Zustimmung 101 in der Runde umher, hebt die Faust mit steil weggespreizten Daumen an die Brust. »Wonn i –«, er beschreibt mit dem Daumen kleine, inhaltsvolle Kreise. »Wonn i nur wolln hätt! Mi hat dar Siegfried bitt und bettelt, i soll den Wotan singen, h –aber i hab net wolln! Für mi is a weit a erhebendares Gfüij, in Baireith im Chor mitzuwirken, dös kann i scho sagn! In Baireith is ja e dar Chor 's peste!«

»Zahlen!« ruft Anasthase. Saul Ring sucht ihn zurückzuhalten; er ist durch die Verdauung träge gestimmt. »Warum?« tadelt er den hitzigen Anasthase. »Das ist doch sehr interessant!« Doch Anasthase hat sich bereits erhoben; entschlossen wehrt er ab: »Nein. Gehen wir! Sie scheinen den Zweck meines Hierseins zu verkennen, Herr Ring! Diese Gespräche seiner Interpreten könnten mich am Ende meinem verehrten Feind Wagner wieder näherbringen!«

»Versteh ich nicht ganz!« macht Saul Ring stirnrunzelnd.

»Nun, sehr einfach! Wenn ich da noch eine Weile zuhören muß, welche Albernheiten die Gemüter derselben Leute beschäftigen, die uns in wenigen Stunden vielleicht die Illusion der Tristangestalt oder jener der Isolde überzeugend vermitteln werden, dann erschiene mir die Vereinsamung des Schöpfers vielleicht so sublim, und sein Bedürfnis, sich in eine zwar grundverlogene, doch immerhin noch bessere Götter- und Heldenwelt zu retten, so einleuchtend, daß ich stärker als jemals mit Wagner empfände. Was ja nicht gerade mein Wunsch sein kann.«

Saul Ring setzt eine komisch gequälte Miene auf: »Gnade, Verehrtester! Ihre psychologischen 102 Spitzfindigkeiten beginnen mir unheimlich zu werden!« Scheinbar ist er etwas gereizt, daß er die Verdauung unterbrechen muß. –

Eine halbe Stunde vor Beginn nehmen die beiden Pilger ein Taxi und lassen sich zum Festspielhügel hinauffahren. Zu beiden Seiten einer kaum unterbrochenen Reihe von Automobilen – meist prunkvolle Karosserien – eilen Fußgänger die Allee hinan. Die Fassade des Theaters wird sichtbar; die Freunde sind von ihrem Eindruck angenehm überrascht. Da vollführt der Wagen plötzlich eine Schwenkung – silberbeschlagene Pickelhauben – Richtungszeichen von Händen in weißen Handschuhen – der Wagen steht. Sein Schlag wird aufgerissen.

»Das ist mir noch nicht passiert, daß so viele Uniformen sich um mich bemüht haben!« glossiert sich Saul Ring beim Aussteigen. Er trägt einen weißen Tropenanzug; es ist wegen der Konzentrationsfähigkeit. Bei Kunstgenüssen verträgt er keine Hitze. »Fürchten Sie nichts,« beruhigt er den begräbnisfeierlich gekleideten Anasthase, »man wird mich für einen südamerikanischen Krösus halten. Aber jetzt wollen wir uns die Elégance hier ansehen! Es interessiert mich doch, die Leute zu sehn, die demnächst hängen werden!«

Doch das Gepräge ist nicht so großbourgeois, als die Freunde erwartet hatten. Vielmehr herrscht der Eindruck: hier wird eine nationale Ehrenangelegenheit ausgetragen. Martialische Herrengesichter mit Schmissen – an Smokingröcken prunkende Eiserne Kreuze –, schlichtgekleidete Frauen mit strenggekämmtem, langem Haar – und Schüler mit abgeschorenen Schädeln, auf welchen dennoch Scheitel angedeutet stehen: aus einem 103 Brennpunkt über der Stirn strahlt nämlich nach beiden Seiten zielbewußt je eine Reihe von wenigen Haaren schräg in die Luft. –

Unter den Fremdsprachigen ragen durch Menge und körperliche Höhe auch hier die Briten hervor. Versöhnen jedoch durch die Anmut und Zartheit einzelner mitgeführter Mädchenexemplare mit der Trostlosigkeit, die ihre Gattung um sich zu verbreiten pflegt. Da und dort, grazil und duftend, schwebt eine Wolke höhere Welt: Eine Pariserin!! Man sucht in ihre Nähe zu gelangen, gewissermaßen an ihrer Sphäre zu saugen – da spricht sie Berlinerisch. Trotzdem – ! Doch eben entsteigt einem schimmernden Auto eine weißhaarige Frau von dunklem Teint, in einem reichen, exotischen Gewand. Ah! – – Sogar der vorbeigehende König von Bulgarien kommt durch sie um seinen Effekt. Einzig Saul Ring blickt ihm nach. »Wo der sich wohl das Geld für die Karte ausgeborgt haben mag?« erkundigte er sich bei Anasthase. Der lacht, rät ihm aber: »Seien Sie auf der Hut, Herr Ring! Borgen Sie ihm nichts, falls er Sie anpumpt!« Schon ist sein Interesse aber wieder von einzelnen Persönlichkeiten gefesselt: charakteristische Köpfe, die er aus illustrierten Zeitschriften bereits kennt. Auch ihm gänzlich Unbekannte fallen ihm jedoch auf; im Abglanz einer gewissen Geistigkeit treten ihre Erscheinungen aus dem Gewimmel hervor. Bedeutende Dirigenten, Autoren, Künstler vermutlich. Anasthase fährt herum – hinter ihm war der Name Kͅenek geflüstert worden. »Was macht der in Bayreuth?« bemerkt eine Spröde mit Hornbrille, »der müßte seine Anregungen doch eigentlich in Afrika suchen!« In diesem Augenblick wird der für Kͅenek gehaltene junge Mann von einem anderen freudig begrüßt: »Grüß Sie 104 Gott, Herr Riesel, schau, schau! Ja wie kommen denn Sie daher? Sind Sie noch immer bei Schenker & Co.?«

»Nu, denn nich Kͅenek, sondern Riesel«, resigniert die Hornbrillenschlange mit Gleichmut.

Jetzt folgen die Autos mit Festspielbesuchern schon in Viererreihen und fast ohne Zwischenräume aufeinander; die Verkehrsbeamten haben rote, feuchte Köpfe. Seitlich von der Auffahrt drängt sich die Bayreuther Bevölkerung. Um ihr Festspiel zu genießen: Das Aussteigen der Fremden.

Da erscheinen am Balkon des Festspielhauses einige harmlose Gestalten in langen schwarzen Bürgerröcken und mit Blechinstrumenten bewaffnet. Gleich darauf ertönt ein Tristanmotiv, roh und militärisch geblasen. Anasthase strahlt: »Ich freu mich, daß ich hier bin. Beste Hoffnungen, endlich einmal wirkungsvoll gegen die Wagnerseuche geimpft zu werden!«

Das Publikum strömt ins Haus. Saul Ring gibt einer gewissen Befriedigung über das einfache stilvolle Innere Ausdruck. Doch Anasthase hört nicht mehr recht, was er sagt. Er ist sonderbar erregt. Die Stätte übt eine Wirkung auf ihn, deren er sich vergeblich zu erwehren sucht: Ein tiefer, feierlicher Ernst dringt aus ihr und greift auf ihn über. Anasthase verwünscht sich. Sollte er etwa hergekommen sein, nur um sich zu überzeugen, daß diese verruchte Kunst in vollendeter Wiedergabe ihn noch stärker hinreißt als sie es sonst schon tat?! Dann verdiente er wirklich, künftig bloß noch Donizetti zu hören! Eines verspricht er sich: nüchtern und skeptisch will er bleiben. Sollte die Überzeugungskraft des Werkes sich trotzdem als stärker erweisen wie sein Wille, nur 105 tönende Höhlheit daraus zu entnehmen, dann –! Ja – was dann?

Langsam verlöschen die matten Lichter. Einiges Sitzegeklapper, Zurechträuspern noch – dann Grabesstille.


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