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Dreißigstes Kapitel.

Das wird ein Hauptspaß sein,
Geh'n die Sachen kraus und bunt,
Freu' ich mich von Herzensgrund.

Shakespeare.

Der Volkssturm war schon seit einiger Zeit beschwichtigt, und der Haufe, der sich auf den freien Platz vor der Villa des Conde geflüchtet, machte noch immer keine Anstalt, seinen Zufluchtsort, in den er sich wie in einen Hafen gerettet, zu verlassen. Einige starrten hinüber auf die Ebene von Capultepec, andere waren beschäftigt, ihre in Unordnung geratene Garderobe in einen geziemenden Zustand zu bringen, wieder andere nahmen die neuen Umgebungen in näheren Augenschein. Diese letzteren warfen verstohlene, mißtrauisch neugierige Blicke in die Fenster und auf den Mirador und dann wieder auf die Wagen, die vor dem Hause hielten und von denen der Phaeton mit der vizeköniglichen Livree das meiste Befremden erregte. Dieses Befremden schien schmerzlicher Art zu sein, nach dem Gemurmel zu schließen, das entstanden war, und den scheuen Blicken, mit denen sie sich allmählich aus der Nähe des Wagens zurückzogen, gleich als ob dieser verpestet gewesen wäre. Immerhin schien der Haufe jedoch durch etwas festgehalten zu werden, obwohl ihn der Anblick dieses Phaetons sichtlich recht schmerzlich verletzte. Auf den Gesichtern der meisten war etwas von Enttäuschung zu lesen; aber diese Enttäuschung schien bitter zu sein.

» Gare! Gare! Vigilancia!« brüllte es auf einmal, schrie und rief es aus der Verbindungsallee heraus, die auf den offenen Platz vor der Villa führte, und der Haufe stob auseinander, um ein Dutzend Wagen hindurchzulassen, die den ängstlichen Gesichtern aller auf einmal den Ausdruck der höchsten Neugierde einprägten. Ein langer Zug von Vehikeln und Fuhrwerken aller Art folgte dieser Avantgarde. Stattliche Nobilitas-Karossen, untermengt mit Kutschen und jenen leichten zweirädrigen Kabrioletts, die wir Gigs nennen, die in der Nachbarschaft unserer Börsen ihren beliebten Standpunkt haben und in diesem Land Kalessinen genannt werden. Alle kamen auf die Villa zugefahren, und zwar so eilig, als ob das Wohl Mexikos von dieser Eile abhinge. An den Insassen dieser verschiedenen Fuhrwerke war unterdessen keine Spur von jener Verstörtheit zu bemerken, die noch immer die Gesichter des Haufens verzogen hielt; im Gegenteile, alle schienen sich recht behaglich zu fühlen, obwohl ihre gerunzelten Stirnen auch von Sorgen zeugten; doch schienen diese Sorgen wieder ganz eigentümlicher Art zu sein: weder Revolutions-, noch Mord-, noch Brotsorgen. Es waren, man hätte schwören mögen, ruhige, friedliebende Bürger, denen Raub und Revolution gleich verhaßt waren, die keine Ansprüche auf Eleganz machten, die aber dessenungeachtet ihre Wichtigkeit trotz einem fühlten. Die Ankunft dieser Kalessinen vor der Villa des Conde erregte eine solche Verwunderung, daß, wie gesagt, Beschäftigte sowohl als Beschauende ihre bisherigen Verrichtungen aufgaben, um die neuen Erscheinungen zu beaugenscheinigen und womöglich auch der Ursache dieses Erscheinens auf die Spur zu kommen.

»Señor Pinto!« rief es auf einmal von allen Seiten. »Señor Pinto! Señor Pinto!«

Wirklich kam der junge Stutzer an der Seite seines Oheims, der sein Maultier mit einer bescheidenen Kalessine vertauscht hatte, einhergaloppiert. Der kleine kurze Hidalgo gestikulierte heftig auf den jungen Mann ein, welche Mimik dieser immer durch ein lautes Gelächter beantwortete.

»Bei San Jago«, schrie der Alte. »Der Bursche hat kaum zehn Realen in der Tasche, außer er hat sie mir weggekapert, und er will in die Sociedad von Männern, die schwerer an Gold wiegen als er an Fleisch und Knochen.«

»Aber wo bleibt denn die Seele, Tio?« rief der junge Mann wieder lachend. »Sagt nicht der Katechismus, der Neue Katechismus, der Mensch bestehe nicht bloß aus dem Leibe, sondern auch aus einer unsterblichen Seele? Und diese Seele, wiegt sie bei einem so galanten Burschen con sagacidad, prudencia y fineza nicht schwerer als alle Goldsäcke, Onkelchen?« rief er ihm zu, den Haufen übersehend. »Was wollen Sie wetten, ich habe ehe zehn Minuten vergehen drei Dinge gewonnen, die aber leider bereits verloren sind; die goldene Kette, die der Engel Laura mir weggekapert, die Manga, die der Bengel von Wirt in dem Hotel Traspanna in Verwahrung genommen, und den Guadalaxara-Hut, der das liebe Haupt Ihres teuren Neffen bedeckt und ziert.«

» Dios nos guarde!« Gott behüte uns. donnerte ihm sein vor Wut zappelnder Onkel zu. »Der Polizonte Schlingel, Bursche. hat seine razón Verstand. rein verloren.«

»Onkel! Onkel!« rief der junge Mann laut lachend. »Ich muß hinein, Weisheit zu lernen. Wo nur zehn solcher Doktoren wie Sie zusammenkommen, da kann man etwas profitieren. Ich wette, Sie kurieren Mexiko von seinem Fieber, oder sich selbst aus dem Lande hinaus. Adieu, Onkel!« lachte er, auf den Haufen zusprengend, der ihn mit allen Symptomen von Ungeduld erwartete.

»Señor, Señor!« riefen hundert Kehlen, und die im Tumulte am wenigsten Schiffbrüchigen drängten sich vor und umringten den Stutzer, so die übrigen in Blößen versetzend, die das Falkenauge des jungen Wildfanges augenblicklich erspähte.

»Alle Teufel, wie sehen sie doch aus, meine gnädigsten Herrschaften?« rief er laut lachend. » Beso a Usted los pies!« schrie er einer Dame zu, die sich aller möglichen Sorgfalt befliß, einen unnennbaren Teil ihres Körpers, der durch einen gewaltsamen Riß in ihre Basquina und Robe eine schreckliche Blöße darbot, an eine Ulme anzulehnen. »Wie sind doch Ihre Herrlichkeit«, spottete er, vorwärts und rückwärts galoppierend, »in diesen adamitischen oder evaitischen Zustand geraten? Sieh da, Doña Laura, die Rose der Plateriastraße. Wo ist Ihre Mantilla und Ihr Busentuch geblieben, Holde? Wollen Sie einstweilen mit meiner Aushilfe vorlieb nehmen?« Und mit diesen Worten warf er ihr sein seidenes Halstuch zu. »Don Bartolo, einem Ihrer Schuhe sind wir soeben in der San-Agostino-Straße begegnet. Ah, Señoras, Señoras! Doña Isidra!« schrie er wieder, indem er auf ein halb entblößtes Mädchen zusprengte. »Ah, Doña! Auch Sie waren also neugierig und wollten vom verbotenen Apfel der Erkenntnis essen, wollten hinüberschielen zu den Rebellen, durch die Berge? Die Strafe ist auf dem Fuße gekommen. Wissen Sie nicht, daß Se. Erzbischöfliche Gnaden sie alle exkommuniziert, gebannt, verbannt, geketzert und verketzert, in die Hölle gesandt? Und Sie? Virgen Santa!«

»Um der Jungfrauen willen, Señor!« riefen die geängstigten Kreolen und Kreolinnen, und ihre Blicke fielen flehend auf die Kalessinen.

»Ah, die Kalessinen«, rief der lustige Stutzer. »Sie möchten gern wissen, was die Blaumäntel in der Villa einer mexikanischen Grandezza, was die Katzen bei den Hunden zu tun haben?«

Alle nickten verstohlen.

»Ah, Señorias, Señorias!« schrie der junge Stutzer. »Se. Herrlichkeit, mein Papa, der hochmögende Oidor, der die Betise beging, mich in die mexikanische Welt zu setzen, zahlt jedes wahre oder falsche Wort, das er über das getreue Mexiko hört, mit blanken Dublons. Und Sie erwarten, wir sollten weniger tun, weil wir, in Mexiko geboren, eine Espece Kreole sind? Aber lassen Sie hören, Señor maestro de cinco gremios Gnädiger Meister der fünf Zünfte. Das waren: die Seiden-, Tuch- und Leinwand-Händler und -Fabrikanten, Juweliere und Spezereihändler.. Sie, Virey von der Plateria Die Straße, wo die Silberschmiede ihre Laden hatten.«, rief er einen Grünmantel an. »Ich bin Ihnen meine letzte Goldkette schuldig, die die schöne N. N. hinter der San-Franzisko-Kirche Ihnen wahrscheinlich dieser Tage zum Versilbern bringen wird. Señor Murcia, Sie Andelantado des Parian, Ihnen meine letzte Manga, die der Bengel von Wirt in der Traspanna mir gütig aufgehoben; und Ihnen, Don Fernando, meinen Guadalaxara-Sombrero Die von Guadalaxara (sprich Guadalajara) wurden sehr gerühmt.. Señores!« rief er, »streichen Sie die Bilanz, und Sie sollen zwei Neuigkeiten hören, die zehn Goldketten, zwanzig Mangas und hundert Sombreros de Guadalaxara wert sind.«

»Basta«, riefen zwanzig Stimmen.

»Wir geben die Kette«, rief der Graumantel aus der Plateria.

»Wir die Manga«, der Adelantado aus dem Parian.

»Und wir den Guadalaxara-Hut«, sein Nachbar.

» Muy bien!« rief der junge Mann lustig. » Qui capere potest capiat. Soll mir nun mein Onkel sagen, daß ich mein Talent vergrabe oder vergeude! Ah, Señorias! Sie möchten gerne wissen, was – diese Herren Doktoren in den Blaumänteln und Kalessinen beim Grafen San Jago zu tun haben, dem großen Kartenmischer, der, wenn er von seinem Verstande neunundneunzig Hundertstel wegschenkt, noch immer einen ganzen Parian damit ausstaffieren könnte. Señores y Señorias!« sprach er leiser, »diese Doktoren sollen Mexiko von einem Asthma kurieren.«

»Señor!« riefen alle unwillig über den groben Scherz.

»Bei meiner Seelen Seligkeit!« lachte der Jüngling pfiffig. »Von einem Asthma sollen Sie Mexiko kurieren, und die Villa des Grafen soll das Laboratorium sein, wo die Medizin bereitet wird.«

»Für die Gachupins?« fragte einer.

»Schreien Sie nicht so laut«, mahnte Señor Pinto. »Das weiß die heilige Jungfrau und der Teufel; allein, verlassen Sie sich aber darauf,« fuhr er leiser und ernster fort, »daß die Medizin stark sein wird.«

»Und die zweite Neuigkeit?« fragten andere, denen die erste wenig Befriedigung gegeben hatte.

»Die zweite ist,« lachte er wieder lauter, »daß Sie große Hasenfüße waren, sich ins Bockshorn jagen zu lassen, am hellichten Tage jagen zu lassen.«

»Und Vincente Guerrero?« rief eine Stimme aus dem Haufen.

»Ist gekommen, um mit den Leperos Mexiko zu plündern und alle Kreolen zu ermorden, sagen Narren, obwohl er auch etwas vom Zambo hat; gescheite Leute sagen, daß ihn die Rebellen zum Generalleutnant erhoben, daß er gar kein übler Mann für einen Mestizen ist, daß er sein Ave Maria betet, wenn er nichts Besseres zu tun hat, seine Messe hört, wenn der Kirchenkalender es vorschreibt, und seinen Pulque trinkt, wenn er kein Aguardiente de cana hat, und schließlich die Leperos so sehr liebt, daß er sie, trotz seiner Blutsverwandtschaft, noch alle lieber im Chalco ersäufen als mit ihnen eine Zigarre rauchen würde. Ah, Señorias!« flüsterte er pfiffig, »Mexiko ist wieder einmal ein gewaltiger Narr gewesen. Können Sie lateinisch? Haben Sie studiert? Lesen Sie Ihr Dictionarium latinum de Zoëga da werden Sie im Buchstaben F finden lucus, fuci I Betrug, II Hummel, III Anstrich. Qui capere potest, capiat. Señores, wir sind quitt. Adios, leben Sie tausend Jahre!«

Und mit diesen Worten sprengte der Stutzer dem Portale der Villa zu, während die Menge, über seine Tollheiten aufgebracht, ihm laute Verwünschungen nachsandte.

Einige jedoch, die ihm mit Aufmerksamkeit angehört und beobachtet, schüttelten die Köpfe. Es war etwas in dem ausgelassenen Wesen des jungen Mannes, das, bei aller Wildheit oder Zügellosigkeit, wieder ungemein viel Teilnahme für sein Volk verriet.

»Beim Erlöser von Atolnico! Er mag doch recht haben«, hob endlich der Grünmantel an. »Er hat recht, Señores y Señoras!« versicherte er nochmals.

»Er hat recht«, fiel ihm ein Escribano ein, der Feder nach zu schließen, die als Abzeichen seiner Würde im Hute stak. »Hören Sie, Señorias y Señoras!« fuhr der Mann fort, nachdem er sich auf allen Seiten vorsichtig umgesehen hatte; »als wir in eigener Person vor der Villa des Hochherrlichen Conde de San Jago anlangten, sahen wir mit propriis oculis, mit diesen unsern eigenen Augen, den Conde de San Jago und an die zehn Kavaliere oben auf dem Mirador heiter und sorglos konversieren und mit der Hand nach Capultepec deuten und, wie uns bedünkt, selbst lachen. Nun frage ich jeden unter Ihnen, ob Sie gehört, daß Conde de San Jago gelacht, seit der großen Kalamität, die sein gräfliches Haus im Südwesten der großen Republik betroffen?«

» No, no«, riefen alle.

»Was war das für eine Kalamität, Don Juan Cimarosa?« fragte eine Stimme.

»Virgen Santa! – Ist ja allbekannt. Seine Frau und Kind, mit all ihrer Servidumbre, sind lebendig von den wilden Indianern aufgefressen worden.«

»Bekannt, bekannt!« riefen mehrere Stimmen. »Fahren Sie fort, Señor Cimarosa, um der Madre de Dios willen!«

Der Evangelista räusperte sich, warf sich auf diese Aufforderung etwas voller auf und fuhr wichtig geheimnisvoll fort. »Also, er lachte pro primo. Zweitens, frage ich, ob der hochherrliche Conde de San Jago wohl gelacht hätte, wenn er des Glaubens gewesen wäre, daß Vincente Guerrero, der Raubmörder, wie ihn die Gaceta de Mexiko nennt, kommen würde, um vereint mit den Leperos über ruhige Bürger herzufallen und sie zu ermorden, zu plündern, zu schänden und so fort?«

» No, no«, riefen wieder alle.

» Pro tertio, frage ich wieder, ob der Conde de San Jago nicht ein so guter Mexikaner, ein besserer Mexikaner als irgendeiner unserer Nobilitad sind, obgleich sich alle rühmen, daß ihre Vorfahren die erste Belagerung von Tenochtitlan, wie es damals hieß, mitgemacht. Auch frage ich: ob besagter Conde nicht mehr zu verlieren gehabt hätte und füglich lachen konnte?«

»Bei der Jungfrau von Guadalupe!« sprach der Grünmantel. »Die Hauptsache haben Sie vergessen, Don Juan, nämlich, daß der Conde nach Capultepec deutete, wie wir deutlich sahen.«

»Und«, fiel ihm nun der Mann aus dem Parian ein, »sehen Sie hinauf nach Capultepec. Stehen und liegen diese Perros von Cachupines nicht wie Negros der Tierra Caliente? Und würden diese Gojos so ruhig Siesta halten, wenn sie Vincente Guerero von Rio Frio hätten herabkommen sehen, oder San Martin?«

»Jesu Maria! Wir sind also? – –«

» Mistificados – Betrogene«, murmelten zwanzig Stimmen.

Einen Augenblick herrschte eine tiefe, peinliche Stille; es schien der unwürdige Betrug, der ihnen von denjenigen, die sie beschützen sollten, gespielt worden, ihnen für längere Zeit die Sprache zu rauben.

»Ja,« hob der Evangelista endlich leise an, »wir und ganz Mexiko sind mystifiziert worden; warum und weswegen? Das weiß die heilige Jungfrau und der Teufel allein; aber der Conde – –«

»Und wissen Sie,« fragte der Mann aus dem Parian, »wer die ersten gewesen, die Capultepec geschrien, und der zweite, und der dritte? Iztlan, der Leibjäger des Conde, Almagro und Carlos, seine Leiblakaien – –«

»Stille, stille!« riefen nun alle, im freudigen Entzücken zur Villa hinanblickend. »Stille, stille! Dios sea alabado!« flüsterten sie. »Er liebt Mexiko; er ist ihm treu geblieben.« Und wieder wandten sich alle zur Villa. »Er hält es mit Mexiko; er ist nicht zum Gachupin geworden. Stille, stille!«

Nur derjenige wird das Entzücken dieses kleinen Volkshaufens begreifen können, der von den unsäglichen Leiden, mit denen ein tyrannisiertes Volk von allen Seiten heimgesucht wird, den tausend Künsten, die angewandt worden, um seinen Verstand irre zu leiten, es ganz zur Tierherde herabzuwürdigen, seine Kraft zu brechen und ihm seine wenigen Getreuen noch abwendig zu machen, einen Begriff hat. Im ungeheuern Jammer, unter dem damals dieses unglücklichste aller Völker erlag, waren ihm die Leiden so zur Gewohnheit geworden, daß, wie dem blutrünstigen Neger, den die Sklavenpeitsche lahm geschlagen, der leichte Balsam der Sympathie auch eines einzelnen Mitleidenden schon ein stilles Entzücken verursachte, welches ihn für einen Augenblick aller seiner Schmerzen vergessen ließ. Es schien wirklich, als ob der dieser Sympathie zugrunde liegende Gedanke, der Graf sei der Sache seines Volkes treu geblieben, dem Volkshaufen neue Zuversicht gegeben habe.

In verhängnisvollen Momenten, wie der es war, in dem Mexiko sich damals befand, ist es natürlich, daß sich das Volk an diejenigen anschließt, deren Einsicht und Einfluß ihm vorzüglich Vertrauen einflößen. Wo jedoch dieses Anschließen nicht stattfinden kann, wie das in Mexiko der Fall war, wird der Volkssinn, bei aller sonstigen Befangenheit und Blödigkeit, wieder ungemein feinfühlend, und die leisesten Wahrzeichen sind hinreichend, ihm über die Treue oder Untreue seiner natürlichen Führer und Anwälte Aufschluß zu geben. Der ganze Haufe, der großenteils aus sehr achtbar aussehenden Bürgern oder, in der Sprache des Landes zu reden, Kavalieren bestand, wandte sich auf einmal freudig und froh der Villa zu, und zwar mit einem Ausdrucke von Vertrauen und Zuversicht, der mit den trostlosen Äußerungen derselben Menge auffallend kontrastierte. Diese Zuversicht nahm selbst nicht ab, als ein vizeköniglicher Staatswagen, von sechs stolzen Andalusiern gezogen, an die Villa herangerollt kam; vor dem Wagen zwei Leibgardisten der vizeköniglichen Alabardieros, die mit gezückten Schwertern Platz für die hohen Ankömmlinge machten, deren lange Titel sie laut herabzuschreien begannen, nämlich: Se. Herrlichkeit, der sehr illustre Señor Don Trueba usw., Präsident des hohen Finanzkollegiums, und Se. Herrlichkeit, der gleichfalls sehr illustre Señor Don Jose Pinto usw., Oidor der hochmögenden Audiencia, und der illustre Señor, Don Ruy Gomez, Geheimschreiber Sr. Exzellenz des gnädigsten Virey, die in hocheigenen Personen angekommen waren, um dem Hause des Grafen die seltene Ehre zu erweisen, zu den vielen hohen Besuchen, mit denen er an diesem Tage beehrt worden, auch den ihrigen beizufügen.

Da diese Personen von viel zu großer Wichtigkeit für unsere Episode sind, als daß wir ihre nähere Bekanntschaft nicht suchen sollten, so wollen wir uns an den langen Zug anschließen, der ihnen in die Sala der Villa, unter Anführung des Major domo, voranschritt, wo sich bereits eine sehr zahlreiche Gesellschaft versammelt hatte.


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