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Fünftes Kapitel.

Ein Kerker ist ein Sorgenhaus,
Das nie Gedeihen gab;
Ein Prüfstein für die Freundschaft ist's;
Dem Lebenden ein Grab.
Manchmal ist es ein Ort des Rechts –
Oft auch des Unrechts dann;
Manchmal ein Ort für Schuft und Dieb, –
Und für manch' wackern Mann.

Inschrift des Gefängnisses in Edinburg.

In der Frühe des folgenden Tages ward der Wagen, in welchem Bertram nach Schloß Hazlewood gebracht worden war, wieder dazu benutzt, ihn, in Begleitung von zwei schweigsamen und mürrischen Männern, nach dem Gefängniß zu Portanferry zu schaffen. Dies Gebäude stand neben dem zu jenem kleinen Seehafen gehörigen Zollhause, und beide lagen so dicht am Strande, daß sie durch ein starkes Bollwerk von großen Steinen gegen die Gewalt der Brandung, welche oft bis hieher reichte, geschützt werden mußten. Die Vorderseite war von einer hohen Mauer umgeben, welche einen kleinen Hofraum bildete, worin die unglücklichen Bewohner des Hauses dann und wann spazieren gehen und freie Luft genießen durften. Das Gefängniß ward als Correctionshaus benutzt und zuweilen auch als Filiale des Landesgefängnisses, weil dieses alt war und überdies für den Distrikt von Kippletringan eine unpassende Lage hatte. Mac-Guffog, der Gerichtsdiener, welcher Bertram zuerst ergriffen hatte und der ihn nun auch begleitete, war der Aufseher dieser angenehmen Wohnung. Er ließ den Wagen dicht an das äußere Thor fahren, und rief die Wächter herbei. Der Lärm, den er machte, brachte zwanzig oder dreißig zerlumpte Jungen in Allarm, welche von ihren Schiffchen und Fregatten, die sie auf den von der Fluth zurückgelassenen Meerwasserpfützen fahren ließen, wegliefen und eilig den Wagen umringten, um zu sehen, welch' unglückliches Wesen in »Glossin's schöner neuer Kutsche« nach dem Gefängniß gebracht würde. Das Thor des Hofes ward, nachdem all' die schweren Ketten und Riegel entfernt waren, von Mrs. Mac-Guffog geöffnet; sie war ein furchtbares Wesen, ein starkes und entschlossenes Weib, so daß sie fähig war, Ordnung unter ihren verruchten Hausgenossen zu halten und die Disciplin des Hauses zu bewahren, während ihr Gemahl abwesend war oder wenn er ein Gläschen über den Durst getrunken hatte. Die brummige Stimme dieser Amazone, die an Härte mit der knarrenden Musik ihrer Riegel und Ketten wetteiferte, zerstreute das kleine Gesindel, welches sich um die Schwelle gedrängt hatte, bald nach allen Richtungen, und sie redete nun zunächst ihren liebenswürdigen Ehegenossen an: –

»Sei flink und scharf, Mann, und gib den Burschen heraus; kannst du nicht?«

»Halt dein Maul in's Teufels Namen, du – – –,« antwortete der liebende Gatte und setzte noch einige Epitheta von sehr energischer Art hinzu, deren Wiederholung wir indeß uns zu erlassen bitten. Sodann redete er Bertram an: –

»Nun, wollt Ihr herauskommen, mein hübscher Bursch, oder sollen wir Euch helfen?«

Bertram stieg aus dem Wagen, und vom Constable beim Kragen ergriffen, sobald er auf dem Boden stand, ward er, obwohl er nicht den geringsten Widerstand leistete, über die Schwelle gezerrt, bei dem fortwährenden Gejauchze der kleinen Sansculotten, welche, so nahe es die Furcht vor Mrs. Mac-Guffog gestattete, zusahen. So wie sein Fuß den fatalen Bezirk beschritten hatte, legte die Pförtnerin ihre Ketten wieder vor, schloß ihre Riegel und zog einen ungeheuren Schlüssel, nachdem sie ihn mit beiden Händen gedreht, aus dem Schlosse, worauf sie ihn in eine große rothtuchene Seitentasche steckte.

Bertram befand sich jetzt in dem kleinen bereits erwähnten Hofe. Einige Gefangene schlenderten umher, und schienen schon durch den flüchtigen Blick erquickt zu sein, den ihnen das offene Thor nach der andern Seite einer schmutzigen Straße vergönnt hatte. Auch kann dieser Gedanke nicht überraschend sein, wenn man erwägt, daß, außer bei solchen Gelegenheiten, ihre Aussicht auf die mit Eisengittern versehene Fronte ihres Kerkerhauses, auf die hohen und düstern Mauern des Hofs, den Himmel oben und das Pflaster unter ihren Füßen beschränkt war; eine Einförmigkeit der Umgebung, die nach des Dichters Worten »gleich einer Bürde auf dem müden Auge lag,« und bei Einigen eine mürrische und düstre Misanthropie genährt hatte, bei andern dagegen jene Ermattung des Herzens, welche den, der ohnehin lebendig in ein Grab gemauert ist, noch ein stilleres und abgeschiedeneres Begräbniß wünschen läßt.

Als sie den Hof betreten hatten, vergönnte Mac-Guffog Bertram eine kleine Pause, damit er einen Blick auf seine Leidensgefährten werfen könnte. Sein Auge ging im Kreise umher und sah Gesichter, auf welche Schuld, Verzweiflung und gemeine Liederlichkeit ihr Stempel geprägt hatten; er erblickte den Gauner, den Dieb, den bankrotten Schuldner, Blödsinnige und Verrückte, welche ein schmutziger Geist der Sparsamkeit zusammengeschaart hatte, um diese häßliche Wohnung zu theilen: – und bei diesem Anblicke beunruhigte der Gedanke sein Gemüth unaussprechlich, daß er die Schmach erdulden solle, unter dieser Gesellschaft zu weilen, wär' es auch nur einen Augenblick.

»Ich hoffe, Sir,« sagte er zu dem Aufseher, »Ihr werdet mir ein besonderes Gemach anweisen?«

»Und was hätt' ich denn davon?«

»Ei, Sir, ich kann hier nur ein paar Tage bleiben, und es würde mir sehr unangenehm sein, mich unter eine Gesellschaft mischen zu müssen, wie ich sie hier sehe.«

»Und was geht mich das an?«

»Ei nun, Sir, um Euch zum Herzen zu reden,« sagte Bertram, »ich werde Euch für die Gefälligkeit recht gern erkenntlich sein.«

»Ja, aber wann, Capitain? wann und wie? das ist die Frage, oder vielmehr die zwei Fragen,« sagte der Kerkermeister.

»Wenn ich frei bin und meine Gelder aus England erhalte,« antwortete der Gefangene.

Mac-Guffog schüttelte ungläubig sein Haupt.

»Ei, Freund, Ihr wollt doch nicht etwa glauben, ich sei ein Uebelthäter?« sagte Bertram.

»Ei, ich weiß nicht,« sagte der Mann; »aber wenn Ihr einer seid, so seid Ihr kein arger, das liegt am Tage.«

»Und warum sagt Ihr, ich sei kein arger?«

»Nun, weil nur ein einfältiger Gimpel sich das Geld hätte nehmen lassen, das Ihr im Wirthshause ließt!« sagte der Gerichtsbeamte. »Der Teufel hole mich, aber ich würd' es ihnen schon aus den Zähnen gerissen haben! Ihr durftet eigentlich nicht Eures Geldes beraubt und zum Gefängniß geschickt werden, ohne einen Heller, um Eure Gebühren zu zahlen; als Beweismittel hätten sie die andern Sachen zurückbehalten können. Aber warum, zum Henker, fragtet Ihr nicht nach den Guineen? und doch winkte und nickte ich die ganze Zeit, aber der Teufelskerl wollte nicht ein einzig Mal nach mir hinsehen!«

»Nun, Freund,« erwiederte Bertram, »wenn ich Anspruch machen kann, daß mir das Geld ausgeliefert werde, so will ich es fordern; und es ist bedeutend mehr, als Ihr nur immer verlangen könnt.«

»Ich weiß davon ganz und gar nichts,« sagte Mac-Guffog; »aber Ihr könnt lange genug hier sitzen. Und das Creditgeben bei den Gebühren kommt doch sehr in Betracht. Indeß, ich will es bei Euch einmal darauf ankommen lassen, wiewohl meine Frau meint, ich komme durch meine Gutmüthigkeit zu kurz; wenn Ihr mir für meine Gebühren auf das Geld eine Anweisung geben wollt – ich denke, Glossin wird mir's schon verschaffen – ja, ja, er wird mir gern durchhelfen, und nachbarlich handeln –«

»Gut, Freund,« erwiederte Bertram, »wenn ich nicht in ein paar Tagen anderweit versehn bin, sollt Ihr eine solche Anweisung haben.«

»Nun gut, dann sollt Ihr Euch wie ein Prinz befinden,« sagte Mac-Guffog. »Aber merkt wohl auf, Freund, damit wir hinterdrein keine Streitigkeit haben, – ich will Euch die Gebühren sagen, die ich jederzeit von Eures Gleichen zu verlangen habe: – dreißig Schilling die Woche für Wohnung und eine Guinee Eintrittsgeld; eine halbe Guinee wöchentlich für ein einzelnes Bett, – und davon bekomm' ich nicht einmal Alles, denn ich muß eine halbe davon für Donald Laider ausgeben, der wegen Schafdiebstahl hier ist; der sollte nämlich der Regel nach mit Euch zusammen schlafen; nun braucht er aber reines Stroh und wird ein wenig Branntwein obendrein wollen. Sonach hab' ich gar nicht viel davon.«

»Gut, Freund, fahrt fort.«

»Was Essen und Trinken betrifft, da sollt Ihr vom Besten haben und ich nehme nie mehr als zwanzig Procent über den Wirthshauspreis, wenn ich einem Gentleman gefällig bin – und das ist wenig genug, für das Hin- und Herschicken, wobei das Mädchen die Schuh zerreißt. Und wenn Ihr Lust habt, so will ich mich Abends recht gern selber ein Bischen zu Euch setzen und Euch bei einer Flasche helfen. – Ich habe manches Glas mit Glossin getrunken, obwohl der jetzt Friedensrichter ist. Und dann werdet Ihr auch in diesen kalten Nächten Feuer wollen, oder Ihr werdet Licht brauchen, und das ist ein kostspieliger Gegenstand, denn es ist gegen die Vorschrift. Und nun hab' ich Euch die Hauptgegenstände genannt, und es wird außerdem nicht viel mehr sein, obwohl noch einige besondere Nebensachen vorkommen können.«

»Gut, Freund, ich rechne auf Eure Gewissenhaftigkeit, wenn so etwas vorkommen sollte – ich muß mich auf Euch verlassen.«

»Nein, nein, Sir,« antwortete der vorsichtige Kerkermeister, »so dürft Ihr mir nicht reden – ich zwinge Euch zu gar nichts; – gefällt Euch der Preis nicht, so braucht Ihr die Sache nicht zu nehmen – ich zwinge Niemand; ich wollt' Euch nur erklären, was anständig ist; wollt Ihr aber lieber auf dem gewöhnlichen Fuße des Hauses leben, so ist mir's gleich; – ich will mich nur vor Unannehmlichkeit sichern, das ist Alles.«

»Nun, mein Freund, ich habe, wie Ihr wohl von selber errathet, keine Lust, mit Euch über Eure Bedingungen zu streiten,« antwortete Bertram. »Komm, zeigt mir mein Gemach, ich möchte gern allein sein.«

»Nun, so kommt nur mit, Capitain,« sagte der Mensch mit einer Gesichtsverzerrung, welche ein Lächeln bedeuten sollte; »und damit Ihr seht, daß ich ein Gewissen habe, wie Ihr's nennt, so will ich verdammt sein, wenn ich Euch mehr als sechs Pence täglich für die Freiheit hier im Hofe zu spazieren, anrechne; und Ihr dürft hier täglich fast drei Stunden wandeln und könnt Ball spielen, oder was Euch sonst beliebt.«

Mit dieser gütigen Verheißung brachte er Bertram in das Haus und führte ihn eine steile und schmale, steinerne Treppe empor, an deren Ende oben sich eine starke, über und über mit Eisen beschlagene Thür befand. Durch diese Thür gelangte man auf einen schmalen Gang oder Galerie, wo sich drei Zellen auf jeder Seite befanden, elende Gewölbe mit eisernen Bettgestellen und Strohsäcken. Aber am Ende war noch ein kleines Gemach von anständigerm Ansehn, d. h., es hatte weniger das Ansehn eines Gefängnisses, da es, (bis auf das große Schloß und die Kette vor der Thür, so wie die gekreuzten, starken Eisenstäbe am Fenster) eher des »schlechtsten Gasthofs schlechtestem Gemache« glich. Es war für Gefangene bestimmt, deren Gesundheitszustand einige Nachsicht erforderte; und wirklich war Donald Laider, Bertrams bestimmter Genosse, soeben erst aus einem der beiden Betten geschleppt worden, die das Zimmer enthielt, um zu versuchen, ob reines Stroh und Branntwein sein Fieber nicht leichter zu heilen im Stande wäre. Diese Herauswerfung war durch die Kraft der Mrs. Mac-Guffog vollzogen worden, während ihr Gemahl mit Bertram im Hofe sprach, denn die gute Dame hatte bestimmt vorausgeahnt, auf welche Weise die Verhandlung enden werde. Offenbar hatte die Herauswerfung nicht ohne einige Kraftanstrengung stattgefunden, denn ein Bettpfosten an einem kleinen Himmelbett war niedergebrochen, so daß die Gardinen mitten in das kleine Zimmer herabhingen, gleich dem Banner eines Heerführers, welches im Gewühl einer Schlacht halb gesunken ist.

»Alles soll in Ordnung kommen, Capitain,« sagte Mrs. Mac-Guffog, welche ihnen jetzt in das Gemach folgte; dann wandte sie dem Gefangenen den Rücken und band, mit so viel Zartheit, als die Handlung überhaupt gestattete, ihr Strumpfband vom Knie los, womit sie den zerbrochenen Bettpfosten wieder befestigte; dann nahm sie so viel Stecknadeln, als ihr Anzug nur entbehren konnte, und ordnete die Bettgardinen wieder zierlich. Ferner schüttelte sie das Bettzeug ein wenig, warf über das Ganze eine Decke, und verkündigte endlich, daß nun alles in Ordnung sei. »Und das ist Euer Bett, Capitain,« sagte sie, auf das plumpe, vierbeinige Gestell zeigend, welches wegen der unebenen Dielen, die bedeutend gesunken waren, (das Haus, obwohl neu, war nach einem Contrakt erbaut worden) nur auf drei Beinen stand, das vierte aber frei in der Luft hielt, als wolle es, gleich einem Elephanten, damit stampfen – »das ist Euer Bett sammt dem Weißzeug; braucht Ihr aber Tücher, oder Kissen, oder Handtücher und Tischtücher, so habt Ihr mit mir darüber zu reden, denn der gute Mann versteht davon nichts,« (Mac-Guffog hatte unterdessen das Zimmer verlassen, wahrscheinlich um eine Berufung auf sich zu vermeiden, die bei dieser neuen Eröffnung stattfinden konnte) »und er kann sich nie um dergleichen Dinge bekümmern.«

»In Gottes Namen,« sagte Bertram, »laßt mich haben, was anständig ist, und macht Eure Forderung nach Belieben.«

»Gut, gut, das ist also abgemacht; wir wollen Euch nicht rupfen, wenn wir gleich so nah am Zollhaus wohnen. Und ich will gleich Feuer machen und Essen besorgen; aber Eure Mahlzeit wird heute nur gering sein, denn wir erwarteten keinen anständigen und vornehmen Besuch.« – Mit diesen Worten holte Mrs. Mac-Guffog schnell eine Pfanne mit glühenden Kohlen herbei und nachdem sie den alten Rost, der seit Monaten kein Feuer sah, damit versehen hatte, fuhr sie fort, mit ungewaschenen Händen das bestellte Weißzeug zu ordnen (ach, wie verschieden von jenem der Ailie Dinmont!) und indem sie, nachdem ihr Werk vollbracht war, vor sich hinmurmelte, schien sie, in Folge einer eingewurzelten übeln Laune, selbst dasjenige ungern zu geben, wofür sie bezahlt werden sollte. Endlich schied sie jedoch und murmelte dabei noch zwischen den Zähnen, »daß sie lieber mit allem Andern zu thun haben wolle, als mit so einem Herrn, der so eigensinnig in seinen Launen sei.«

Nachdem sie hinweggegangen war, hatte Bertram nur noch die Wahl, entweder sich in seinem kleinen Zimmer durch Umhergehen Bewegung zu machen, oder auf die See zu schauen, so viel er nämlich davon überhaupt durch die engen Oeffnungen seines Fensters sehen konnte, welches durch den Schmutz und die dichten Eisenstäbe verfinstert war; oder er konnte auch die Proben des rohen Witzes lesen, welche Verzweiflung auf die halbgeweißten Wände gekritzelt hatte. Diese Worte waren so untröstlich, als die Aussicht in's Freie; das dumpfe Rauschen der Fluth, welche jetzt zurücktrat, und das gelegentliche Knarren einer auf- oder zugehenden Thür, wobei man zugleich die rasselnden Ketten und Riegel vernahm, dies Alles vereinte sich zu einem düstern monotonen Geräusch. Zuweilen war auch die rauhe Stimme des Kerkermeisters zu vernehmen, oder das noch grellere Organ seiner Ehegenossin, welches stets nur unzufrieden, zornig oder ärgerlich klang. Dann antwortete auch wohl der große Kettenhund im Hofe mit wüthendem Gebell auf die Neckereien der müßigen Gefangenen, die sich ein Vergnügen draus machten, ihn zu reizen.

Endlich wurde diese langweilige Einsamkeit durch das Eintreten einer schmutzigen Magd unterbrochen, welche Anstalten zum Mittagessen traf, indem sie ein halbschmutziges Tuch auf einen ganz schmutzigen Tisch breitete. Messer und Gabel, die durch zu vieles Reinigen nicht abgenutzt waren, lagen zur Seite eines zerbrochenen Tellers; ein beinah leerer Senftopf, der auf einer Seite des Tisches stand, hatte zur Gesellschaft auf der andern ein Salzfaß, welches eine grauliche oder vielmehr schwärzliche Mischung enthielt, beide Gefäße waren von Steingut und zeigten die Spuren, daß sie neuerdings benutzt worden. Kurz nachher erschien dieselbe Hebe wieder mit einem Teller voll Fleischschnitte, die in der Bratpfanne bereitet waren und eine reichliche Quantität Fett als Zugabe hatten, welches in einem Ocean lauwarmen Wassers schwamm. Nachdem sie diesem Fleischgericht ein grobes Brod beigefügt hatte, verlangte sie zu wissen, welches Getränk dem Herrn gefällig wäre. Bertram fand dies Alles gar nicht einladend, ließ sich jedoch zur Verbesserung des Ganzen, Wein geben, den er erträglich fand, und mit Hilfe von etwas Käse sättigte er sich hauptsächlich durch das Brod. Als das Mahl beendigt war, erschien die Dirne wieder und brachte ihres Gebieters Empfehlungen, welcher, wenn es dem Gentleman angenehm wäre, den Abend mit ihm zubringen wollte. Bertram ließ sich entschuldigen und bat, ihn statt der angebotenen freundlichen Gesellschaft, mit Feder, Tinte, Papier und Licht zu versorgen. Das Licht erschien in Gestalt einer langen zerbrochenen Talgkerze, die auf einem mit Talg besudelten Leuchter prangte; was die Schreibmaterialien anlangt, so ward dem Gefangenen gemeldet, er solle sie den nächsten Tag haben, wenn er sie dann kaufen lassen wolle. Bertram bat nun die Magd, ihm ein Buch zu verschaffen, und unterstützte sein Gesuch durch einen Schilling; in Folge dessen erschien sie, nach langer Abwesenheit, mit zwei Bänden des Tagebuchs von Newgate, die sie von Sam Silverquill, einem jungen Taugenichts, der wegen Fälschung gefangen saß, entlehnt hatte. Nachdem sie die Bücher auf den Tisch gelegt, ging sie ab und überließ Bertram den Studien, die nicht übel zu seiner melancholischen Lage paßten.



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