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Zweites Kapitel.

– – – Ja, ihr moosbewachs'nen Mauern,
Ihr unbeschützten Thürme, wieder komm' ich
Zu euch, allein beschämt! Ach, wo sind nun
All' eure Siegeszeichen? die belebten Höfe,
Die Schmausereien, das Getöse, welches
Von meines Hauses Größe sprach und von der Ehrfurcht
Der Ritter rings im Land?

Die geheimnißvolle Mutter.

Indem er durch eine Hinterpforte das Schloß Ellangowan betrat, welche noch Spuren zeigte, daß sie einst mit äußerster Sorgfalt verwahrt gewesen sei, ging Brown (den wir, seitdem er den Fuß auf das Erbe seiner Väter setzte, von nun an bei seines Vaters Namen, Bertram, nennen wollen) von einem zerstörten Gemach zum andern, erstaunt über die massenhafte Stärke einiger Theile des Gebäudes, über die rohe und ausdrucksvolle Pracht anderer, sowie über die große Ausdehnung des Ganzen. In zweien dieser Gemächer, die dicht nebeneinander lagen, fand er noch Spuren die anzeigten, daß sie neuerdings bewohnt gewesen sein mußten. In einem kleinen Gemach fanden sich leere Flaschen, halbabgenagte Knochen und vertrocknete Ueberreste von Brod. Im anstoßenden Gewölbe, welches durch eine, jetzt offen gelassene, starke Thür verwahrt ward, bemerkte er eine beträchtliche Menge Stroh, und in beiden Gemächern befanden sich noch die frischen Spuren von Feuer. Wie wenig konnte Bertram ahnen, daß so geringfügige Umstände im dichten Zusammenhange standen mit Ereignissen, welche sein Glück, seine Ehre, vielleicht sein Leben betrafen!

Nachdem er seine Neugierde durch einen flüchtigen Blick durch das Innere des Schlosses befriedigt hatte, ging Bertram durch das große Thor, welches sich nach dem Lande zu öffnete und blieb hier stehen, um die herrliche Landschaft, welche sich darbot, zu betrachten. Umsonst bemühte er sich, die Lage von Woodbourne zu entdecken, und nachdem er mit ziemlicher Sicherheit die von Kippletringan erkannt hatte, wandte er sich, um noch einen Abschiedsblick auf die herrlichen Ruinen zu werfen, die er eben besucht hatte. Er bewunderte die gewaltige und malerische Wirkung der starken runden Thürme, welche, zu den Seiten des Portales stehend, dem hohen finstern Bogen, unter welchem das Thor sich öffnete, noch mehr Tiefe und Hoheit gaben. Das aus Stein gehauene Wappenschild der alten Familie, drei Wolfsköpfe darstellend, hing unter dem Helm und Helmbusch; der letztere stellte einen liegenden, von einem Pfeil durchbohrten Wolf dar. Auf jeder Seite stand als Schildhalter ein lebensgroßer wilder Mann, in der Hand einen entwurzelten Eichbaum haltend.

Und die mächtigen Barone, denen dies Wappen gehörte; – dachte Bertram, den Gedanken nachhängend, die in solchen Scenen gewöhnlich das Gemüth besuchen, – ob ihre Nachkommen wohl noch im Besitz der Güter sind, welche sie vor Zeiten so stark zu befestigen wußten? Oder sind sie hier- und dorthin zerstreut und wissen vielleicht nicht einmal etwas von dem Ruhm und der Macht ihrer Väter, während ihr Erbtheil ein fremdes Geschlecht inne hat? Warum, fuhr er fort, indem er diesen Gedanken noch weiter nachhing, warum erweckt mancher Anblick Gedanken, die zu den Träumen früher dunkler Erinnerung zu gehören scheinen, und die mein alter Bramine Moonshie für Erinnerungen aus einem früheren Dasein gehalten haben würde? Sind es Traumbilder, die dunkel in unsrer Seele liegen, und durch den Anblick solcher Gegenstände hervorgerufen werden, die mit den Gestalten unsrer Einbildungkraft verwandt sind? Wie oft empfinden wir selbst unter Menschen, die wir vorher nie sahen, ein geheimnißvolles, unerklärliches Gefühl, welches uns zu sagen scheint, daß dieser Schauplatz, dieser Sprecher, dieser Gegenstand des Gesprächs uns nicht völlig neu ist; ja, es kommt uns vor, als ob wir die Unterhaltung, die noch nicht angeknüpft worden ist, im Voraus errathen könnten! Es ist mir genau so, während ich auf diese Trümmer blicke; ich kann mich nicht von dem Gedanken losreißen, daß diese gewaltigen Thürme, dieses düstere Thor, mit seinen tief gewölbten Bogen und seiner matten, vom jenseitigen Hofe kommenden Beleuchtung mir nicht ganz fremd sind. Sollten sie mir in der Kindheit befreundet gewesen sein? und könnte ich in ihrer Nähe jene Freunde suchen, von denen mir aus der Kindheit noch eine liebevolle, wenn auch schwache Erinnerung geblieben ist, und die ich frühzeitig gegen so strenge Lehrmeister vertauschte? Aber Brown, der mich doch wohl nicht täuschen wollte, erzählte mir immer, ich sei von der östlichen Küste gebracht worden, nach einem Gefechte, worin mein Vater getödtet ward; und ich erinnere mich eines schrecklichen Kampfes, so daß seine Erzählung wohl richtig sein muß. –

Zufällig war der Ort, wo der junge Bertram stehen geblieben war, um das Schloß besser zu übersehen, beinahe derselbe Punkt, auf welchem sein Vater gestorben war. Er war durch eine große alte Eiche bezeichnet, die einzige auf diesem freien Raume vor'm Schloß, welche, da hier die Herrn von Ellangowan früher Gericht gehalten hatten, der Gerichtsbaum hieß. Es traf sich, und dies Zusammentreffen war merkwürdig, daß Glossin an diesem Morgen gerade mit einer Person beschäftigt war, die er über vorzunehmende Reparaturen und eine Erweiterung des Hauses Ellangowan zu Rathe zu ziehen pflegte; er hatte beschlossen, die Steine des verfallenen Schlosses zum neuen Gebäude zu benutzen, weil er an den alten Resten wenig Behagen fand, die ihn zu sehr an die Größe der frühern Bewohner erinnerten. Deßhalb kam er herbei, begleitet von dem schon früher erwähnten Feldmesser, welcher im Nothfalle auch die Stelle eines Architekten versah. Im Entwurf von Plänen u. s. w. pflegte sich Glossin auf seine eigene Geschicklichkeit zu verlassen. Bertram wandte ihnen gerade den Rücken zu, als sie die Anhöhe heraufstiegen, und überdies war er auch durch die Zweige des großen Baumes völlig verborgen, so daß Glossin die Gegenwart des Fremden nicht eher gewahrte, als bis er dicht bei ihm war.

»Ja, Sir, ich hab' es schon oft zu Ihnen gesagt, das alte Schloß hat herrliche Bausteine; und es würde für das Gut besser sein, wenn das Nest völlig niedergerissen wäre, da es ja doch nur eine Höhle für Schmuggler ist.« In diesem Augenblick wandte sich Bertram schnell nach Glossin um und sagte, nur zwei Schritt von demselben entfernt: »Wollen Sie das herrliche Schloß zerstören, Sir?«

Sein Gesicht, seine Person, und seine Stimme waren so genau die seines Vaters in dessen besten Tagen, daß Glossin, jenen Ausruf vernehmend und eine so unverhoffte Erscheinung in Gestalt seines Wohlthäters erblickend, und zwar fast auf derselben Stelle, wo der letztere gestorben war, beinah auf den Gedanken gerieth, das Grab habe seinen Todten wiedergegeben. – Er wankte einige Schritte rückwärts, wie wenn er eine plötzliche und tödtliche Wunde empfangen hätte. Indeß rief er augenblicklich seine Geistesgegenwart zurück, indem ihn der quälende Gedanke ergriff, daß er keinen Bewohner einer andern Welt vor sich habe, sondern einen beleidigten Mann, den der geringste Mangel an Gewandtheit auf seiner (Glossin's) Seite leicht zu der Bekanntschaft mit seinen Rechten führen und ihm die Mittel, letztere zu behaupten, geben konnte. Aber diese Gedanken waren durch den empfundenen Schreck so verworren, daß seine erste Frage seltsam genug klang.

»Im Namen Gottes, wie kamen Sie hieher?« sagte Glossin.

»Wie ich hieher kam?« wiederholte Bertram, überrascht durch das Feierliche der Anrede. »Ich landete vor einer Viertelstunde in dem kleinen Hafen unter'm Schlosse, und beabsichtigte, der Betrachtung dieser schönen Ruinen einen Augenblick zu widmen. Ich hoffe, daß ich auf diese Weise nicht unhöflich eingedrungen bin?«

»Eingedrungen, Sir? – nein, Sir,« sagte Glossin, wieder einigermaßen Athem schöpfend; darauf flüsterte er seinem Begleiter einige Worte in's Ohr, welcher ihn alsbald verließ und nach dem Hause hinabstieg. »Eingedrungen, Sir? – nein, Sir, – Sie, so gut als jeder Gentleman, sind willkommen, wenn Sie Ihre Schaulust befriedigen wollen.«

»Ich dank' Ihnen, Sir,« sagte Bertram. »Man nennt dies das alte Herrenhaus, wie ich hörte?

»Ja, Sir; zur Unterscheidung von dem neuen, welches mein Haus ist, dort unten.«

Es muß bemerkt werben, daß Glossin während des folgenden Gesprächs einerseits begierig war, zu hören, welche örtliche Erinnerungen Bertram von dem Schauplatz seiner Kindheit behalten hatte, andrerseits aber auch genöthigt war, in seinen Antworten äußerst vorsichtig zu sein, damit er nicht durch einen Namen, eine Redensart oder Anekdote den schlummernden Ideenkreis wieder erwecke oder unterstütze. Er erduldete wirklich während des ganzen Auftrittes die so reichlich verdiente Todesangst; aber sein Stolz und sein Interesse ermuthigten ihn, gleich der Tapferkeit eines nordamerikanischen Indianers, die Qualen auszuhalten, die mit einemmal das schuldbeladene Gewissen, Haß, Furcht und Argwohn über ihn verhängten.

»Ich möchte den Namen wissen, Sir,« sagte Bertram, »den Namen der Familie, welcher dieß zerstörte Schloß gehört.«

»Es ist mein Eigenthum, Sir; mein Name ist Glossin.«

»Glossin – Glossin?« wiederholte Bertram, als ob die Antwort etwas verschieden von dem lautete, was er erwartet hatte; »ich bitt' um Verzeihung, Mr. Glossin; ich war etwas zerstreut. – Darf ich fragen, ob Ihre Familie lange im Besitz des Schlosses war?«

»Es ward vor langer Zeit von einer Familie Namens Dingawaie erbaut, wie ich glaube,« antwortete Glossin; er ließ, aus den sehr natürlichen Gründen, den Namen Bertram weg, welcher jene Erinnerungen hätte erwecken können, die er so sorgfältig im Schlummer zu erhalten wünschte, und mit einer ausweichenden Antwort beseitigte er die Frage in Betreff der Dauer seines eigenen Besitzes.

»Und wie lesen Sie das halberloschene Motto, Sir,« sagte Bertram, »welches sich an dem Sims über dem Wappen befindet?«

»Ich – ich – ich weiß es wirklich nicht genau,« erwiederte Glossin.

»Ich glaube, es soll heißen: Unser Recht ist unsre Macht

»Ich glaube, so ungefähr wird es heißen,« sagte Glossin.

»Darf ich fragen, Sir,« sagte der Fremde, »ob dies der Wahlspruch Ihrer Familie ist?«

»Nein, – nein – nicht der unsre. Dies ist, glaub' ich, das Motto der frühern Bewohner – meines – in der That, ich habe an Mr. Cumming beim Heroldsamt in Edinburg wegen des meinigen geschrieben. Er schreibt mir, die Glossins hätten vor Alters den Wahlspruch geführt: » Wer's nimmt, macht's

»Wenn die Sache ungewiß ist, Sir, und wofern ich betheiligt wäre,« sagte Bertram, »so würde ich das alte Motto wählen, welches mir das bessere von den beiden scheint.«

Glossin, dessen Zunge jetzt kein Wort hervorzubringen vermochte, antwortete nur durch ein Nicken.

»Es ist alt genug,« sagte Bertram, seinen Blick auf das Wappen und das Portal heftend, und theils Glossin anredend, theils nur laut denkend, – »unser Gedächtniß spielt uns doch närrische Possen. Die Laute einer alten Prophezeiung, eines Liedes, Reims, oder was es sonst sein mag, kommen mir in der Erinnerung wieder, indem ich dies Motto höre – halt – es ist ein seltsam klingender Reim:

›Das Dunkel werde Licht,
Und das Unrecht werde Recht,
Wenn Bertrams Recht und Bertrams Macht
Neu auf‹ –

Ich kann mich auf die letzte Zeile nicht besinnen – erwacht, so ist der Reim, das weiß ich; aber ich kann mich des vorhergehenden Wortes nicht erinnern.«

»Zum Teufel dein Gedächtniß,« murmelte Glossin, »du besinnst dich schon auf mehr als zuviel!«

»Es hängen noch andere Reime mit dieser Jugenderinnerung zusammen,« fuhr der junge Mann fort; »Bitte, Sir, gibt es in dieser Gegend nicht vielleicht ein Volkslied, welches von einer Tochter des Königs auf der Insel Man spricht, wie jene von einem schottischen Ritter entführt ward?«

»Niemand ist schlechter in alten Sagen bewandert, als ich,« antwortete Glossin.

»Ich kannte ein solches Lied;« sagte Bertram, »von Anfang bis Ende wußt' ich es als Knabe zu singen. Sie müssen wissen, daß ich Schottland, meine Heimath, sehr jung verließ, und diejenigen, die mich wegführten, unterdrückten jeden meiner Versuche, meine Jugenderinnerungen zu bewahren; vermuthlich deßwegen, weil ich den kindischen Wunsch nährte, ihrer Obhut zu entfliehen.«

»Sehr natürlich,« sagte Glossin, aber auf eine Weise, als ob seine äußersten Anstrengungen nicht im Stande wären, seinen Mund weiter als um einen Viertelzoll zu öffnen, so daß seine Aeußerung nur wie eine Art Gemurmel erschien, sehr verschieden von der vollen, kühnen und lauten Stimme, womit er gewöhnlich sprach. Wirklich schien auch durch sein ganzes Benehmen während dieser Unterhaltung seine Kraft und Gestalt zusammenzuschrumpfen, und abzunehmen; bald setzte er den einen Fuß vor, bald den andern, bald sanken, bald hoben sich seine Schultern, bald spielte er mit den Westenknöpfen, bald schlug er die Hände zusammen, – kurz, er war das lebendige Bild eines gemeinen, kleinmüthigen Schurken, der angstvoll der Entdeckung entgegensieht. Alles dies entging indeß Bertram völlig, da sich dieser zu sehr dem Gange seiner eignen Gedanken überließ. Und obwohl er Glossin anredete, dachte er in der That doch so wenig an ihn, daß ihn jener gar nicht in seinen eignen Gefühlen und Erinnerungen unterbrechen konnte. »Ja,« sagte er, »ich bewahrte meine Muttersprache unter den Seeleuten, von denen die meisten englisch sprachen, und so oft ich mich in einen Winkel für mich allein zurückziehen konnte, pflegte ich das ganze Lied von Anfang bis zu Ende zu singen; jetzt hab' ich es ganz vergessen – aber ich entsinne mich noch recht gut der Melodie, obwohl ich nicht errathen kann, was es ist, das sie mir jetzt so deutlich in's Gedächtniß ruft.«

Er zog sein Flageolet aus der Tasche, und spielte eine einfache Weise. Wahrscheinlich erweckte diese Melodie die gleichen Empfindungen in einem Mädchen, welches bei einem Brunnen, der einst das Schloß mit Wasser versorgt hatte und in der Mitte des Abhanges lag, mit Leinwandbleichen beschäftigt war. Sie begann alsbald zu singen:

»Sie sprach: ist dies der Strand des Forth,
Sind das die Höhn von Dee,
Der schöne Wald von Warroch dort?
Wie gerne säh' ich sie!«

»Beim Himmel,« rief Bertram, »das ist dieselbe Ballade! Ich muß jene Worte von dem Mädchen lernen.«

»Verwünscht!« dachte Glossin; »wenn ich hier nicht Einhalt thun kann, so wird Alles aus sein. O, der Teufel hol' alle Balladen, und Balladenmacher, und Balladensinger! und das verwünschte Mädchen obendrein, mit ihrem Singsang!« – »Sie werden dazu zu andrer Zeit genug Gelegenheit haben,« sagte er laut; »für jetzt« – (er sah soeben seinen Abgesandten mit zwei oder drei Leuten die Anhöhe herauf kommen) »für jetzt müssen wir ein ernsteres Wort zusammen reden.«

»Wie meinen Sie das, Sir?« sagte Bertram, indem er sich rasch zu ihm wandte, weil ihm der Ton, dessen sich jener bediente, auffiel.

»Nun, Sir, was das anlangt – ich glaube, Ihr Name ist Brown?« sagte Glossin.

»Und was soll's damit, Sir?«

Glossin warf einen Blick zurück, um zu sehen, ob seine Hilfstruppen nahe genug wären; sie kamen eilig herzu. »Vanbeest Brown? wenn ich nicht irre.«

»Und was soll's damit, Sir?« sagte Bertram mit wachsendem Staunen und Mißfallen.

»Nun, in diesem Falle,« sagte Glossin, welcher bemerkte, daß seine Freunde jetzt die Anhöhe erstiegen hatten und nahe genug waren – »in diesem Falle sind Sie mein Gefangener, im Namen des Königs!« – dabei streckte er zugleich die Hand nach Bertrams Kragen aus, während ihn zwei von den herzugekommenen Leuten bei den Armen ergriffen; er machte sich indeß durch eine gewaltige Anstrengung von ihren Händen los, wobei er den hartnäckigsten zu Boden warf; und indem er seinen Säbel zog, stellte er sich zur Vertheidigung bereit, während jene, die seine Kraft gefühlt hatten, zurückwichen und ihn aus sicherer Ferne anstarrten. »Merkt wohl,« rief er zu gleicher Zeit, »daß ich mich der königlichen Autorität durchaus nicht widersetzen will; überzeugt mich, daß ihr eine obrigkeitliche Vollmacht habt und zu dieser Verhaftung berechtigt seid, dann will ich ruhig gehorchen; aber Keiner, dem sein Leben lieb ist, wage sich mir zu nähern, bis ich weiß, um welches Verbrechen und auf wessen Befehl ich verhaftet werde.«

Glossin ließ einen der Gerichtsdiener eine Vollmacht zur Verhaftung des Vanbeest Brown vorzeigen, welcher des Verbrechens angeklagt ward, absichtlich und boshafter Weise auf Charles Hazlewood, Junker von Hazlewood, geschossen zu haben, in der Absicht, denselben zu tödten; deßgleichen beschuldigt anderer Verbrechen und Vergehungen, in Folge deren er verhaftet und zur Untersuchung an die nächste Obrigkeit geliefert werden solle. Da die Vollmacht in gehöriger Form und das Factum auch nicht abzuläugnen war, so warf Brown seine Waffe weg, und übergab sich den Gerichtsdienern, welche mit einem Eifer über ihn herfielen, der ebenso groß als ihre frühere Zaghaftigkeit war. Sie wollten ihn fesseln, um sich selbst zu sichern, weil sie seine Kraft und Gewandtheit empfunden hatten. Glossin aber schämte oder fürchtete sich, ihm diese unnöthige Schmach zufügen zu lassen und befahl, daß man den Gefangenen mit all dem Anstande, ja mit all der Ehrerbietigkeit behandeln solle, welche mit der Sicherheit vereinbar sei. Indem er sich aber zugleich fürchtete, ihn in sein eignes Haus führen zu lassen, wo noch manch' andre Gegenstände Erinnerungen in ihm wecken konnten, und zugleich ängstlich bemüht, sein eignes Verfahren durch eines andern Autorität zu sanctioniren und zu decken, befahl er, daß sein Wagen bereit gehalten werde, (denn er hatte sich kürzlich einen angeschafft) und in der Zwischenzeit ließ er dem Gefangenen und den Gerichtsdienern Erfrischungen reichen; diese Personen waren in eins der Gemächer des alten Schlosses gewiesen, bis alles zur Ablieferung des Gefangenen an eine Obrigkeit vorbereitet sein würde.



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