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Sechstes Kapitel.

Elliots und Armstrongs kamen zusammen,
Das war wohl eine tapfre Schaar!

Ballade von Johnnie Armstrong.

Ohne die Beschäftigungen der beiden nächsten Tage näher zu erörtern, die nicht interessant genug sind, um den Leser damit aufzuhalten, da sie nur aus den gewöhnlichen ländlichen Unterhaltungen, dem Schießen und Jagen bestanden, gehen wir lieber zu einer Eigenthümlichkeit Schottlands über, nämlich dem dort üblichen Lachsfang. Diese Jagd, wobei der Fisch mit widerhakigen Speeren verfolgt und gefangen wird, oder auch mit einer Art langschaftigem Dreizack, wird an der Mündung des Esk sehr geübt, so wie auch auf andern Lachsflüssen Schottlands. Sie findet bei Tage und bei Nacht statt, am gewöhnlichsten aber in letzterer, wo man den Fisch mittelst Fackeln entdeckt, oder mit Feuerbecken, welche mit den Resten der Theertonnen gefüllt sind und ein starkes, wiewohl auf einen Punkt beschränktes Licht über das Wasser ergießen. Bei gegenwärtiger Gelegenheit schiffte sich der vornehmste Theil der Gesellschaft in einem gebrechlichen Boote auf einer Stelle des Flusses ein, wo dieser durch den Zwang eines Mühlwehrs ungewöhnlich breit und tief war, während andere, gleich den alten Bachanten in ihren Freudensprüngen, an den Ufern hinrannten, ihre Fackeln und Speere schwangen und den Lachs verfolgten; mancher dieser Fische suchte im Strome zu entkommen, während andere, unter Baumwurzeln, Steine und Klippen flüchtend, sich vor den Nachforschungen der Fischer zu verbergen suchten. Die Gesellschaft im Boote entdeckte dieselben jedoch mittelst der geringsten Zeichen; das Glänzen einer Floßfeder, das Aufsteigen einer Luftblase war schon hinreichend, um diesen gewandten Jägern anzudeuten, welche Richtung sie ihrer Waffe zu geben hätten.

Dies Schauspiel war äußerst anziehend für diejenigen, die daran gewöhnt waren; da aber Brown im Gebrauche des Wurfspeers nicht geübt war, ermüdeten ihn die Anstrengungen bald, die keinen andern Erfolg für ihn hatten, als daß er seine Waffen gegen den Felsengrund des Flusses schleuderte, welchem er oft, statt des Lachses, seinen Stoß ertheilte. Auch war es für ihn nichts weniger als erfreuend, (obwohl er seine Gefühle, die doch Niemand verstanden hätte, verbarg,) daß er den Todeskampf der sterbenden Lachse so nahe mit ansehen mußte, wie sie zappelnd im Boote umher lagen, welches sie mit ihrem Blute färbten. Er ließ sich daher an's Ufer setzen und hier gewährte ihm das Schauspiel, von der Höhe des steilen Gestades betrachtet, weit mehr Vergnügen. Oft dachte er an seinen Freund Dudley, den Künstler, wenn er den Effect der dunkelrothen Gluth von dem romantischen Ufer, unter dem das Boot hinglitt, beobachtete. Jetzt verkleinerte sich das Licht zu einem fernen Sterne, der auf dem Gewässer sich flimmernd zu spiegeln schien, denjenigen gleich, die nach den Sagen des Landes der Wassernix sehen läßt, um das Wassergrab seines Opfers zu bezeichnen. Dann kam es wieder näher, immer glänzender und breiter werdend, bis die große flackernde Flamme Ufer, Felsen und Bäume im Vorübergehen sichtbar machte, sie mit dem eigenthümlichen düsterrothen Lichte färbend, bis sie alles wieder der Dunkelheit oder dem bleichen Mondlichte überließ, während sie zurückwich. Bei demselben Lichte sah man nun auch die Gestalten im Boote, bald ihre Waffen in die Höhe haltend, bald zum Wurfe ausholend, dann wieder aufrecht stehend und von dem nämlichen rothen Glühn übergossen, in einer Farbe, die sich wohl für die Regionen der Hölle schicken mochte.

Nachdem sich Brown eine Zeitlang an diesen Wirkungen des Lichtes und Schattens ergötzt hatte, schlenderte er heimwärts nach dem Pächterhause und betrachtete unterwegs die mit der Jagd beschäftigten Personen, von denen immer drei zusammenhielten, indem einer die Fackel hielt, während die andern mit ihren Speeren beim Scheine des Lichtes ihre Beute zu fangen suchten. Er bemerkte unter andern einen Mann, welcher mit einem sehr großen Lachs, den er gespießt hatte, kämpfte, ohne im Stande zu sein, den Fang völlig aus dem Wasser zu ziehn; Brown trat dicht an's Ufer, um den Erfolg seiner Anstrengungen zu beobachten. Der Mann, der in diesem Falle die Fackel hielt, war jener angestellte Jäger, dessen finsteres Benehmen Brown bereits mit Verwunderung bemerkt hatte. – »Hieher, Sir! hieher! Schaun Sie diesen Burschen! eine Seite hat er, wie 'ne Sau!« – So riefen die Gehilfen, als sie sahen, daß sich Brown näherte.

»Faß' ihn gut, Mann! den Spieß eingebohrt! o, du hast nicht den Muth einer Katze!« – So lautete der Rath, die Aufmunterung und das Verlangen derjenigen, die am Ufer standen; derjenige, dem der Zuruf galt, und der mit dem Lachse beschäftigt war, stand bis zum Gürtel im Wasser, zwischen dem zerbrochenen Eise, und hatte so mit der Kraft des Fisches und der Stärke des Stromes zu kämpfen, daß er zweifelhaft war, auf welche Weise er sich seines Fanges vergewissern könnte. Als Brown an den Rand des Ufers kam, rief er: »Halten Sie die Fackel hoch, Freund Jäger!« denn er hatte die düstern Züge bereits bei dem grellen Fackellichte erkannt. Kaum jedoch hörte der Kerl seine Stimme und sah, oder vermuthete vielmehr, es sei Brown, der sich nähere, so ließ er die Leuchte, statt sie näher zu halten, wie durch Zufall in's Wasser fallen.

»Den Teufel hat der Gabriel!« sagte der Mann mit dem Speer, als der Ueberrest des brennenden Holzes, halb flackernd, halb glimmend, bald aber ganz erlöschend, den Strom hinab fluthete – »der Teufel muß in dem Menschen sitzen! – ohne das Licht werd' ich des Lachses nimmermehr Herr – und was für ein Vieh ist es! hätt' ich ihn nur oben, solch ein Leckerbissen ist noch niemals geräuchert worden.« – Einige Leute sprangen in's Wasser, um ihren Beistand zu leihen und der Fisch, der, wie sich später auswies, fast dreißig Pfund wog, ward in Sicherheit gebracht.

Das Benehmen des Jägers setzte Brown in Erstaunen, obwohl er sich nicht besinnen konnte, ihn früher gesehn zu haben, und eben so wenig vermochte er sich zu erklären, warum dieser Mann, was doch offenbar der Fall war, seine Beobachtung scheuen möchte. Konnte es einer der Strauchdiebe sein, mit denen er vor wenigen Tagen zusammengerathen war? – diese Vermuthung war nicht ganz unwahrscheinlich, aber doch nicht erwiesen richtig, weil er jener Leute Gestalt und Gesichter nicht genau genug hatte beobachten können. Die Schurken trugen die Hüte weit über's Gesicht herabgezogen und hatten weite Kittel an, und ihre Gestalt und Größe hatte keineswegs so viel ausgezeichnetes, daß sie zu einem Unterscheidungszeichen hätte dienen können. Er beschloß, mit seinem Wirthe Dinmont über die Sache zu reden, hielt aber aus sehr natürlichen Gründen für's Beste, die Erörterung auf ein kühles Morgenstündchen zu verschieben.

Die Jäger kehrten mit Fischen beladen heim, nachdem sie an hundert Lachse während dieser Jagd getödtet hatten. Die besten las man für die vornehmsten Pächter aus, die übrigen wurden unter deren Schäfer, Häusler, Untergebene und andere untergeordnete Personen vertheilt. Diese Fische, im Rauch ihrer Hütten getrocknet, bildeten eine schmackhafte Zugabe zu den Kartoffel- und Zwiebelgerichten, woraus ihre Nahrung während des Winters hauptsächlich besteht. Ebenso fand auch eine freigebige Vertheilung von Bier und Branntwein unter diese Leute statt, nebst einem sogenannten Fischkessel, das heißt zwei oder drei Lachsen, die in einem Kessel zum Abendessen gekocht werden. Brown begleitete seinen muntern Wirth und die übrigen seiner Freunde in die geräumige und dampfende Küche, wo dies wohlschmeckende Mahl auf einem eichenen Tische duftete, daß Johnnie Armstrong und seine lustigen Genossen daran hätten bankettiren können. Alles war lustig und aufgeräumt, Späße, lautes Gelächter und Neckereien folgten unausgesetzt auf einander. Unser Reisender schaute sich eifrig nach dem finstern Gesicht unsers Fuchsjägers um; aber nirgends war es zu sehn.

Endlich wagte er eine Frage in Bezug auf denselben. »Das war ein recht ungeschickter Streich, meine Freunde, als einer von euch seine Fackel in's Wasser fallen ließ, während sein Gefährte mit dem großen Fisch kämpfte.«

»Ungeschickt!« erwiederte ein Schäfer, indem er sich gegen Brown wandte, (es war derselbe rüstige junge Mann, der den Lachs gespießt hatte,) »er hätte seine Tracht Hiebe dafür verdient – das Licht auszulöschen, während der Fisch gerade am Haken hing! – Ich weiß ganz gewiß, der Gabriel ließ die Fackel absichtlich in's Wasser fallen – er kann's nicht mit ansehn, daß ein Andrer etwas besser macht als er.«

»Ja,« sagte ein anderer, »er wird sich heute wohl schämen, sonst wäre er gewiß hier – Gabriel hat den Lachs eben so lieb, wie irgend einer von uns.«

»Ist er aus dieser Gegend?« sagte Brown.

»Nein, er ist erst seit kurzem im Amte; aber ein tüchtiger Jäger ist er – er ist unten aus der Gegend von Dumfries her.«

»Und wie heißt er?«

»Gabriel.«

»Gabriel und wie weiter?«

»Das weiß der Himmel; wir kümmern uns nicht um die Familiennamen der Leute, wenn wir nur den Clan wissen.«

»Sir,« sagte ein alter Schäfer, aufstehend und sehr langsam sprechend, »die Leute hier sind Armstrongs und Elliots, und dergleichen – zwei oder drei Namen sind Alles – und daher führen der Unterscheidung wegen die Lairds und Pächter die Namen ihrer Wohnorte, als zum Beispiel, Tam o' Todshaw, Will o' the Flat, Hobbie o' Sorbietrees, und unser guter Herr hier, o' the Charlies-hope. – Was nun die geringern Leute anlangt, so kennt man die immer an ihren Spitznamen, wie z. B. Faselhans, oder man nennt sie auch nach ihrem Gewerbe, wie etwa diesen Gabriel, der nur der Jäger-Gabbie genannt wird. Er ist nicht lang hier gewesen, Sir, und ich glaube nicht, daß irgend Jemand noch einen andern Namen von ihm weiß. Aber 's ist unrecht, ihm hinterm Rücken Böses nachzusagen, denn er ist ein tüchtiger Fuchsjäger, wenn er auch nicht eben so geschickt mit dem Wurfspeer umzugehen weiß, wie diese Leute hier.«

Nachdem die Unterhaltung noch einige Zeit so fortgesetzt worden war, zogen sich die vornehmern Jäger zurück, um den Abend auf ihre eigene Weise zu beschließen und die andern, ungestört durch ihre Gegenwart, ihrer Lust zu überlassen. Der Abend verging gleich allen, die Brown zu Charlies-hope zugebracht hatte, in unschuldiger Freude beim gemüthlichen Gelage. Das letztere hätte wohl leicht in Schwelgerei ausarten können, wenn die guten Weiber nicht gewesen wären; es hatten sich nämlich verschiedene benachbarte Mistresses (eine Benennung, die hier von weit besserer Bedeutung, als in unsern vornehmern Kreisen!) zu Charlies-hope versammelt, um den Hergängen dieses denkwürdigen Abends beizuwohnen. Da sie fanden, daß die Punschbowle so oft angefüllt ward, daß zu fürchten war, man werde ihre anmuthige Anwesenheit bald ganz vergessen, so griffen sie die Schwärmer muthig an, und zwar mit unserer guten Mistreß Ailie an der Spitze, und schnell ward Bacchus von der Venus besiegt. Die Fiedler und Pfeifer traten auf und so verging mit Tanzen der beste Theil der Nacht.

Am nächsten Tage ward mit einer Otterjagd und am darauffolgenden mit einer Dachshetze die Zeit angenehm vertrieben. – Ich hoffe, unser Reisender werde nicht in des Lesers Achtung sinken, selbst wofern letzterer ein Jäger wäre, wenn ich berichte, daß er bei letzterer Gelegenheit, nachdem der junge Pepper ein Vorderbein verloren hatte und Mustard der Zweite fast erwürgt worden war, als eine besondere und persönliche Gunst von Mr. Dinmont erbat, man möchte dem armen Dachs, der sich so ritterlich vertheidigt hatte, ohne weitere Belästigung den Rückzug gestatten.

Der Pachter, der dies Gesuch, wär' es von einer andern Person ausgegangen, wahrscheinlich mit Verachtung abgewiesen haben würde, begnügte sich in diesem Falle damit, seine höchste Verwunderung an den Tag zu legen. – »Gut,« sagte er, »es mag sein, wenn's auch wunderlich genug ist! – aber weil der Herr seine Partei nimmt, so soll ihm nimmermehr ein Leid geschehn – wir wollen ihn merken und er soll des Capitains Dachs heißen – mich freut es, wenn ich Ihnen gefällig sein kann – aber lieber Himmel, wie kann sich einer auch um einen Dachs Sorge machen!«

Nachdem eine Woche unter ländlichen Vergnügungen, erhöht durch die freundliche Aufmerksamkeit von Seiten des wackern Wirths, vergangen war, sagte Brown den Ufern des Liddell und der Gastfreundschaft zu Charlies-hope Lebewohl. Die Kinder, deren Vertrauter und Liebling er nun geworden war, brachen in ein einstimmiges Geheul aus bei seinem Abschiede und er mußte ihnen zwanzig Mal versprechen, bald zurückzukehren und ihnen all' ihre Lieblingsstückchen auf dem Flageolet vorzuspielen, bis sie dieselben auswendig wüßten. – »Komm wieder Capitain,« sagte ein kleiner munterer Bursch, »und Jenny soll auch deine Frau werden.« Jenny war etwa elf Jahr alt – sie lief hinweg und versteckte sich hinter ihrer Mutter.

»Capitain, komm wieder,« sagte ein kleines rundes sechsjähriges Mädchen, indem es den Mund zu einem Kusse bot, »dann will ich auch selber deine Frau sein.«

Sie müßten von härterm Stoffe sein, als ich, dachte Brown, die von so vielen freundlichen Herzen mit Gleichgiltigkeit scheiden könnten. – Auch die gute Hausfrau reichte dem scheidenden Gaste sittig und mit jener freundlichen Einfalt, welche der guten alten Zeit angehört, die Wange dar. – »Wir können nur wenig thun,« sagte sie, »freilich äußerst wenig – jedoch, wenn es irgend etwas gäbe« –

»Nun, meine theure Mrs. Dinmont, Sie ermuntern mich, eine Bitte zu wagen – hätten Sie wohl die Güte, mir ein solches graues Gewand zu verfertigen, wie Ihr Mann eines trägt?« Er hatte Sitten und Sprache des Landes während seines kurzen Aufenthaltes zur Gnüge kennen gelernt, um sicher zu sein, daß sein Gesuch nur Freude bereiten werde.

»O, wir müßten ja übel daran sein,« sagte die Hausfrau freudig, »wenn wir das nicht verschaffen könnten, und zwar so gut, als es nur je zu haben war. Ich will morgen mit John Goodshire, dem Weber in Castletown, sprechen. Glückliche Reise, Sir! Geh' es Ihnen so gut, als Sie es allen andern wünschen mögen!«

Ich darf nicht zu erwähnen vergessen, daß unser Reisender seinen treuen Gefährten Wasp auf einige Zeit als Gast zu Charlies-hope zurückließ. Er sah ein, daß das Thier ein störender Begleiter sein könne, sobald er sich in einer Lage befand, wo Vorsicht und Verborgenheit nothwendig sein würde. Er ward daher der Sorge des ältesten Knaben anvertraut, welcher, nach den Worten eines alten Liedes,

»Sein Theil am Tisch, sein Theil am Bett,«

versprach, so wie auch, daß er nicht bei jenen gefährlichen Jagdergötzlichkeiten betheiligt werden sollte, bei denen das Geschlecht Mustards und Peppers so häufig Verstümmelungen ausgesetzt war. Brown trat nun seine Reise an, nachdem er von seinem treuen kleinen Gesellschafter Abschied genommen hatte.

Es besteht ein seltsames Vorurtheil in jener Gebirgsgegend zu Gunsten des Reitens. Jeder Pächter reitet gut, und reitet überhaupt den ganzen Tag. Wahrscheinlich führte die Ausdehnung ihrer weitläufigen Weideplätze und die Nothwendigkeit, dieselben schnell zu beaufsichtigen, zuerst diese Gewohnheit ein; ein sehr eifriger Alterthümler könnte sie vielleicht auch aus den Zeiten des Liedes vom letzten Minstrel herleiten, wo sich zwanzigtausend Reiter beim Scheine der Feuerzeichen versammelten. Die Wahrheit bleibt indeß stehen: sie sind gern zu Pferde und lassen sich schwer davon überzeugen, daß Jemand auch aus andern Gründen zu Fuß gehen könne, außer des Anstandes oder der Armuth wegen. Demnach bestand Dinmont darauf, daß sein Gast ein Pferd bestieg, und begleitete denselben auch selbst zu Pferde bis zur nächsten Stadt in Dumfriesshire, wohin er sein Gepäck bestellt hatte und von wo er seine Reise nach Woodbourne, dem Wohnsitze der Julie Mannering, weiter fortsetzen wollte.

Unterwegs befragte Brown seinen Begleiter über den Charakter des Fuchsjägers, konnte jedoch nicht viel erfahren, da dieser sein Amt angetreten hatte, während Dinmont die Runde auf den hochländischen Jahrmärkten machte. »Er ist freilich wohl so ein landläuferischer Kerl, und mag sicherlich Zigeunerblut in den Adern haben – aber einer von den Strauchdieben, die wir auf der Heide sahen, ist er ganz gewiß nicht – die will ich wohl erkennen, wenn ich sie wieder sehe. Es gibt wohl auch manche brave Leute unter den Zigeunern, das ist nicht zu läugnen; sollt' ich je das alte baumlange Weibsbild wiedersehn, so soll sie einen Schilling zu Tabak haben – ich bin überzeugt, sie hat es gut mit mir gemeint.«

Als sie endlich im Begriff waren zu scheiden, hielt ihn der gute Pächter noch lange bei der Hand, bis er zuletzt sagte: »Capitain; die Wolle war dies Jahr gut im Werthe und sie hat den ganzen Pachtzins hergegeben; sobald nun Ailie ihr neues Kleid und auch die Jungen das ihrige haben, da wissen wir nicht, was wir mit dem übrigen Geld anfangen sollen – nun dacht' ich daran, es lieber in sichere Hand niederzulegen, statt blos auf Zucker und Branntwein zu wenden – ich habe gehört, ihr Herrn von der Armee könntet euch selber manchmal eine Stufe höher kaufen, und wenn Ihnen ein oder zwei Hundert für diesen Fall nützlich sein könnten, nun, da würde mir Ihre Handschrift so lieb sein, wie das Geld selber, und Sie könnten es ganz nach eigner Bequemlichkeit zurückzahlen – mir würde ein großer Gefallen damit geschehn.« – Brown, der das Zartgefühl völlig verstand, welches sich den Anschein zu geben suchte, als erweise es sich selber eine Gunst, während es dem Andern eine Verbindlichkeit auflegte, dankte seinem wackern Freunde sehr herzlich und gab ihm die Versicherung, er werde ohne Bedenken seine Börse in Anspruch nehmen, sobald ihm die Umstände Gelegenheit dazu bieten sollten. Und so schieden sie unter Versicherung wechselseitiger Hochachtung.



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