Maximilian Schmidt
Die Jachenauer in Griechenland
Maximilian Schmidt

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VII.

Der Herbstmorgen war angebrochen. Ein dichter Nebel wogte über dem Gewässer des Walchensees und verhüllte die ganze Landschaft rings umher. Die Wälder und Fluren am Ufer waren mit starkem Reif bedeckt, der auch die Georginen und Astern in Frau Gertrauds Blumengärtchen vernichtete. Gestern prangten sie noch so schön in ihren bunten Farben und hoben die Köpfchen empor zum wärmenden Himmelsgestirn; heute waren sie zerstört, ihr schöner Traum war aus.

Der würdige Priester vom Klösterl betrachtete auf den Jammer der alten Gertraud hin mit wehmütigem Blick den raschen Verfall seiner Lieblinge.

»Ach, wie schade ist's um die herrlichen Astern!« jammerte Frau Gertraud. »Wie ist die Natur so grausam! Alles, was sie uns zur Freude schafft, zerstört sie wieder über Nacht.«

»Aber sie bringt auch wieder,« warf der Benefiziat ein; »sie handelt nach ewigen Gesetzen. Was heute tot ist, steht im Frühjahre wieder verjüngt auf. In ihrem Scheiden läßt sie uns noch die Hoffnung auf den Frühling, die Hoffnung, die niemals trügt, die Sehnsucht, die niemals ungestillt bleibt. Grausam und tückisch ist nur der Mensch, der seinen Nebenmenschen vernichtet in seiner niederen Leidenschaft und niemals wieder aufbauen kann, was er zerstört.«

76 Diese Worte drangen wie Dolchstiche in das Herz des jungen Fischers, der sich den Bewohnern des Klösterl genähert, um von ihnen Abschied zu nehmen und sich zu bedanken für all das Gute, was man ihm hier zuteil werden ließ. Er war ja einer jener Verruchten. Aber in seiner Macht lag es noch, das Unheil wieder gut zu machen.

»Vergelts Gott, Hochwürden, für alles,« sagte er. »Die ersten Saibling, die i fang, bring i der Frau Gertraud.«

»Eigentlich sollte ich dich darüber schelten, daß du gestern so tief in den Krug geschaut,« meinte der Geistliche. »Aber ich gebe dir für dieses Mal die Absolution. Es war ein Glück, daß der See so ruhig war. Wär' er stürmisch geworden, dein Schlaf hätte dir schlecht bekommen können.«

»O, bei mir hat's gestern g'stürmt, wie no' niemals in mein' Leben,« erwiderte Friedl. »Kann i unserm Herrn was ausrichten?«

»Der weiß schon alles,« antwortete der Benefiziat. »Nächsten Sonntag halte ich's Amt in der Jachenau. Heute muß ich nach Walchensee, um Gottesdienst zu halten.«

»Därf i Eahna ummifahrn, Hochwürden?« fragte Friedl.

»Ich ziehe den Landweg vor,« lächelte der Geistliche. »Verfehl dich nicht bei dem Nebel. Behüt dich Gott!«

Frau Gertraud steckte dem Burschen ein Sträußchen vom Reife verschont gebliebener Blümchen auf den Hut und gab ihm noch einige ermunternde Worte mit auf den Weg.

Der See war heute leicht bewegt. Immer neue Nebelmassen brauten aus demselben auf, kaum konnte man auf Schiffslänge vor sich sehen, und nur dem langjährigen 77 bewährten Schiffer war es möglich, mit ziemlicher Sicherheit seinem Ziele zuzusteuern.

Insoweit belästigte ihn also der Nebel nicht, doch brachte er ihn unwillkürlich mit der ihn so beunruhigenden Angelegenheit in Verbindung. Im Gebirge, wo plötzlich eintretende Nebel oft großes Unglück im Gefolge haben, ist es üblich, dieselben den Gewittern gleich weg zu beten, und besonders ist das bei den Wildschützen und Jägern der Fall, welche gefährliche Steige zu begehen haben, wo ein unsicherer Tritt den Sturz in die Tiefe zur Folge hätte. Viel hübsche Sagen leben darüber im Volksmunde. Manch undurchdringlicher Nebel soll durch solches Beten plötzlich zerteilt worden sein, als ob ihn die Mittagssonne zerstreut.

Friedl meinte, was sein sonst so heiteres Gemüt so verdüstere, sei auch einem solchen Nebel vergleichbar, und er wolle es versuchen, ihn wegzubeten. Er gelobte feierlich, schon am morgigen Samstage nach dem Klösterl in der Hinterrieß zu wallfahrten und dort sein Vergehen zu sühnen. Er wünschte jetzt nichts sehnlicher, als Wendl und Resei wieder vereinigt zu sehen. Was sollte es ihm nützen, wenn sie beide unglücklich wären? Wie viel begreiflicher war ihm Reseis Handeln, seit er gestern Amrei gesehen. Jetzt verstand er, wie man sich plötzlich von dem einen wenden und für den andern empfinden könne. War es ihm gestern nicht selbst so ergangen?

Wohl war es zunächst die Aehnlichkeit der Schwestern, es waren die ihm so lieben Züge, die ihn gefangen nahmen, als ihm Amreis Augen so freundlich zugrüßten; aber wie Hoffnung zog es durch sein trostloses Herz, einem Sonnenstrahle ähnlich, der plötzlich durch dichten Nebel bricht.

Aber nein, er durfte ja kein Glück empfinden, ehe nicht 78 die beiden Getrennten durch ihn wieder vereinigt waren, und er that ein heiliges Gelübde, keinem andern Mädchen eher die Hand am Altare zu reichen, auch nicht Amrei, bevor nicht das Glück aus dem Wallerhofe wieder eingekehrt.

In diesem Augenblicke ertönte das Glöcklein von dem Kirchlein in Walchensee. Es war das erste Zeichen zum Gottesdienst. Friedl aber meinte, es sei ein Zeichen, daß sein Schwur von den Himmlischen gehört worden.

Gleich darauf landete er bei dem kleinen Dörfchen. Im Posthause angekommen, war seine erste Frage nach dem Zigeuner Duli. Aber niemand hatte ihn weder gestern noch heute gesehen.

Diese Nachricht schaffte dem armen Friedl neue Qual. Er ging von einem Hause zum andern, um nach dem Zigeuner zu fragen, umsonst, niemand wußte von dem Vagabunden. Selbst die Wegmacher, die gestern den ganzen Tag auf der Straße gearbeitet, beantworteten seine Frage verneinend. Es war also sicher, der Gesuchte war einen andern Weg gegangen.

Friedl war der Verzweiflung nahe. Duli war also über den Kesselberg hinab nach Kochel gestiegen, somit mußte Friedl in jener Richtung nach ihm suchen.

Jetzt wurde das zweite Zeichen zur Messe gegeben. Friedl lenkte seine Schritte nach dem uralten, dem heiligen Jakob geweihten Kirchlein, um den Segen des Himmels für sein Werk zu erflehen. Der würdige Benefiziat vom Klösterl las die Messe. Das kleine Gotteshaus war so ziemlich angefüllt mit den Leuten aus dem Dörfchen und der Nachbarschaft.

Die Messe hatte kaum begonnen, da trat ein in Jachenauer Tracht gekleidetes Mädchen in die Kirche und nahm 79 in einem der Stühle Platz. Es war Amrei; Friedl hatte sie sofort erkannt. Nun war's mit dem »Nebel wegbeten« vorbei.

Was wollte das Mädchen schon zu so früher Stunde hier in Walchensee? Würde sie mit dem in einer Stunde eintreffenden Postwagen schon wieder wegfahren zu ihrer Base?

Amrei sah gegen gestern sehr blaß aus, aber Friedl fand, daß ihr diese Blässe noch zehnmal besser stünde, als die roten Wangen. Ihre Augen waren heute matt und glanzlos, während sie gestern funkelten wie zwei Sternlein; aber Friedl fand sie auch jetzt schön, zeugten sie doch von einer verwandten Gemütsstimmung.

Um was mochte sie wohl beten? Vielleicht um Strafe für ihn, den Zerstörer des Glückes ihrer Schwester? Aber nein! Amrei hatte ganz das Aussehen jener Menschen, die imstande sind, dem Feinde nur Gutes zu wünschen, was Frau Gertraud als die schönste Tugend erklärt hatte.

Und so wollte er es wagen, das Mädchen nach beendigtem Gottesdienst anzusprechen. Er wollte aus seinem Benehmen dann erkennen, ob man auf dem Singerbauernhofe Verdacht gegen ihn schöpfe, ob man ahne, daß er etwas gegen Reseis Glück versucht.

So folgte er denn, als Amrei die Kirche verließ und sich dem Posthause zuwandte, derselben auf dem Fuße und nahm sich, vor dem Hause angekommen, das Herz, die schöne Jachenauerin zu grüßen.

Wie ein Sonnenblick überflog es Amreis Gesicht, als sie Friedl erblickte. Sie reichte ihm freundlich die Hand.

»So bist mir nit bös?« fragte Friedl.

»I dir bös sein, Friedl?« sagte das Mädchen. »Dauert 80 hast mi, därfst mir's glauben. Wie vorigs Jahr mei' Schwester bei der Bas'l auf B'suach war, hat's nur von dir g'red't und erzählt, wie lieb und brav daß d' bist und i hon 's Resei nur als dei' künftige Hausfrau g'sehgn –«

»Aber gel, es ist halt anders kömma,« unterbrach sie Friedl. »Der Wendl hat ihr's antho und mit mir war's aus.«

»Dös war nit recht und drum is's g'straft worn. Es is nit schö' von eam, daß er 's so ins G'red bringa mag und ins G'spött, drei Tag vor der Hochzeit auf und davon geht, so ganz gaach; so was is no' nit gwen, so lang d' Jachenau b'steht. Da hab i an' Brief für 'n Wendel, den muaß i der Post mitgebn, drum bin i so fruah herkömma.«

»Därf i wissen, was in dem Brief drinsteht?« fragte Friedl.

»Ja, dös därfst wissen,« versetzte Amrei. »Da steht drin, daß der Vater sei' Wort zruck nimmt, daß 's Resei si' nimmer bunden fühlt an Wendel und daß der Kuchelwagen wieder hoamg'fahrn wird. Dös steht drin. I hab den Brief schreibn müassen, weil der Vater nit recht damit umz'gehn woaß und 's Resei halt nix als g'woant und g'woant, daß's eam dabarma möcht.«

Friedl erschrak aufs neue über diese Nachricht; sie verwirrte ihn in diesem Augenblick.

Dem Mädchen aber schien es gar wohl zu thun, sein Herz ausschütten zu können, und Friedl fühlte sich unwillkürlich zu demselben hingezogen.

Die beiden hatten in der angenehm durchwärmten Gaststube nebeneinander Platz genommen, und sie sprachen 81 zusammen, als ob sie längst gut bekannt miteinander gewesen wären.

»O mei' Friedl,« sagte Amrei im Verlaufe des Gespräches, »du wärst freili a besserer Mann für d' Schwester gwen. Der Vata hat's aa g'sagt; aba 's Resei is halt blind. Wenn die nur mit unsere Augen sehget!«

»Also hätt'st du mi nit aufgeb'n?« fragte Friedl errötend.

»Mei' Lebta nit!« erwiderte Amrei rasch, und erst nachdem sie es ausgesprochen, mochte sie finden, daß sie doch zu aufrichtig gewesen, denn sie schlug errötend die Augen nieder.

Friedl aber faßte des Mädchens Hand und im Drange der Gefühle sagte er:

»Amrei, wennst so große Stuck auf mi haltst, so – so werd' du mei' Regentin. I lauf dir nit davon. Gwiß nit!«

Amrei sah den Sprechenden fest an.

»Friedl, dir könnt i guat sein, recht guat,« sagte sie, »aber i hoff fast, mei' Vata hat's im Sinn, dir 's Resei wieder z' gebn.«

»Da wird nix draus!« rief Friedl, sich vergessend;»im Gegenteil, 's Resei und der Wendl müssen beinand bleibn, denn i hons globt, so lang die nit Mann und Frau san, därf i koan Dirndl hoamführn als mei' Regentin. Dös hon i g'schworn und unser Herrgott hat's g'hört.«

»Dös hast du g'schworn, und warum denn?« fragte Amrei. »Was geht di 's Resei no' an und der Wendel?«

»Dös kann i dir nit sagn,« erwiderte Friedl, »aber es is a so. Und itz gieb Antwort auf mei' Frag. Moanst, 82 du könntst, was d' Schwester wegg'worfen, wieder aufheb'n?«

»Friedl!«

Das war alles, was ihm zur Antwort wurde. Aber es war in einem so warmen und herzlichen Tone gesprochen, daß es dem Burschen ganz heiß aufstieg.

»Amrei, is's denn mögli, mi soll aa no' mal 's Lebn g'freun?« rief er. »Aber dös bin i ja nit wert! I muaß dir's scho' sagn, gestern, wie r i di 's erst' Mal g'sehn hab, da is's mir mitten in meiner Verzweiflung gwen, als höret dös Wehthoa' plötzli auf. Es hat aber nur an' Augenblick dauert, nachher is's wieder angunga. D' Schuld und d' Reu ham mi g'martert bis zu dem Augenblick, wo i di heut wieder g'sehn hon. So lang i dei' Hand in der mein gspür, is mir's, als rinnet 's Elend weg von mir, als teilet si' der Nebel und d' Sunn scheint wieder runter auf mi, so lind, so wohl. Laß mir d' Hand, Amrei, laß mir's!«

»I laß dir's scho', Friedl,« sagte Amrei herzlich und teilnahmsvoll. »I hon mi nit verlobt, daß i koan Buam g'hörn will, so lang 's nit 'n Wendl g'fälli is, wieder zruckz'kehrn zu seiner Braut. Friedl, da wird's nix wern mit uns zwoa, wennst nach dein' G'löbnis thuast.«

»Muaß i denn nit?« rief Friedl. »I halt 'n Menschen mei' Wort und unsern Herrgott halt i 's doppelt. Aber Amrei, du kannst mir dabei helfen. Den Brief da därfst nit abschicken.«

Das Mädchen sah ihn fragend an.

»Woaß 's Resei um den Brief und was sagt's dazua?«

»Mei', was sagt's? Die is zu koan richtigen Gedanken z' bringa. Bald schimpft's über 'n Wendl, nacha lobt's 'n wieder über 'n Schellnküni. Aber du hast recht, i schick 83 den Brief nit ab. I schreib 'n Wendl, daß er glei wieder kömma soll.«

»Wenn dös aber nix nutzt?«

»No', so schreib i eam halt, daß er so bald als mögli wieder kömma soll, und daß eam's Resei treu bleibt. I glaub, dös därf i schreibn.«

»Ja, dös därfst schreib'n!« pflichtete Friedl bei. »Und weiter sagst eam, daß aa unser Glück davon abhängt und daß er scho' deshalb recht bald kömma soll.«

»I werd's scho' machen,« versprach Amrei. »I schreib eam halt, daß i g'lobt hon, nit ehnda an' Mann z' nehma, als bis er und 's Resei kopliert san, obwohl i scho' oan woaß, der mir der Allerliaba is –«

»Amrei!« lachte Friedl glückselig, »moanst ebba gar mi damit?«

Und das Mädchen nickte ihm schalkhaft zu. Dann ließ es sich von der Kellnerin Papier, Feder und Tinte geben.

Der neue Brief war kaum fertig geschrieben, als die lustigen Klänge des Posthorns die Ankunft des Eilwagens verkündeten. Der Brief ward der Post übergeben und Amrei befahl ihrem Knechte, wieder einzuspannen.

Mit einem herzlichen Händedruck verabschiedete sie sich von Friedl, der ihr nachsah, so lange er sie sehen konnte.

Der Nebel hatte sich zerteilt, der See war rein, nur die Gipfel und Hänge der Berge waren noch von ihm bedeckt.

Friedl suchte nun einen armen Burschen auf, den er beauftragte, sofort nach Kochel zu gehen, überall nach dem Zigeuner Duli zu fahnden und ihn zurückzubringen. Er 84 sollte ihm reichlichen Lohn versprechen und ihn um jeden Preis zu rascher Rückkehr bewegen.

Zwar sagte ihm heute wieder die Vernunft, daß Wendels Fortgang mit seinem Hexendraht nichts zu schaffen habe, aber das seltsame Zusammentreffen der Dinge, der rasche und unbegreifliche Entschluß Wendels gaben ihm doch immer wieder zu denken und schienen ihm mehr als ein bloßer Zufall zu sein.

Vielleicht hätte ihn der Pfarrer beruhigen können. Aber er scheute sich jetzt, sein mit dem Zigeuner gemeinsam vollbrachtes Hexenwerk zu bekennen.

So stieß er denn voll Hoffen und Bangen sein Schiff vom Ufer und ruderte in den Weitsee mit der Richtung nach Niedernach. –

Leichler, durchsichtiger wurde das Gewölke; einzelne Lichtblicke tauchten aus dem Schatten auf und mehr und mehr traten die Wände der höheren Berge hervor. Allmählich umlagerten nur noch leichte Wölkchen in phantastischem Spiele die Gipfel der Gebirge, bis die vom Sonnengolde umflossenen Bergesspitzen in zauberischem Farbenspiel frei emporragten in den Azur des wolkenlosen, tiefblauen Firmamentes.

Nicht viel fehlte und Friedl hätte beim Anblick all dieser Pracht, für die er heute plötzlich wieder Sinn und Verständnis hatte, laut aufgejubelt zu den so herrlich sich im Bergsee spiegelnden Riesenhäuptern, um ihnen sein neues Glück kund zu thun, aber noch hielt ihn das Schuldbewußtsein zurück.

Immerhin aber begrüßte er mit freudigem Gefühl die ihn am Ufer erwartende, um ihn besorgte Mutter.

»Kimmst so spät? Hast was g'fischt?« fragte ihn diese.

85 »G'wiß hon i was g'fischt, Muatterl,« gab er zur Antwort, »und dös was rar's!«

»Saibling oder Renken? Wir brauchens notwendi zum verkaufen.«

»Was i g'fischt hon, Muatterl, dös wird nit verkauft, dös b'halt i schon selm. Kimm nur eini in d' Stuben, i dazähl dir's schon; da wirst schaun!« –

Spät abends kam der um den Zigeuner abgesandte Bote zurück. Er hatte denselben in der That in Kochel angetroffen, aber Duli hatte schon gestern in Walchensee von dem Ereignisse auf dem Wallerhofe gehört und fürchtete, da sich alles so seltsam traf, von Friedl in eine Falle gelockt und bestraft zu werden, denn dieser mußte ihm sicherlich die Schuld zuschreiben. Deshalb ließ sich Duli durchaus nicht zur Rückkehr bewegen, sondern sagte nur, zu der bewußten Zeit sei er am Zigeunerbrunnen wieder zu treffen, dorthin solle dann Friedl kommen und dann würde alles wieder recht werden.

Der Bote wußte nicht, um was es sich handle, und beendigte seine Botschaft mit der Bemerkung:

»Wenn i dir gut's Rats bin, Friedl, so trau dem Lumpen nit, b'sonders nit an so an' verrufnen Ort, wie der Zigeunerbrunnen. I halt 'n für an' Sechser- und Thalerwechsler. Dank Gott, daß er nimmer zu dir her is. Und jetzt b'hüt di!«

Er erhielt seinen Lohn und ging.

Friedl überlief wohl ein gewisses Gruseln, als er die Botschaft nochmals überdachte – doch Amrei lächelte ihm die schwarzen Nebel von der Seele und neue Hoffnung zog in seinem Herzen ein. 86


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