Maximilian Schmidt
Der Bubenrichter von Mittenwald
Maximilian Schmidt

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IV.

Stille war es im Ort geworden. Da mit frühestem Morgen wieder auf die Wiesmad gezogen wurde, suchten die Leute noch für wenige Stunden die Wohlthat eines Bettes zu genießen, und der pflichteifrige Nachtwächter sang seinen Stundenvers bereits in menschenleeren Gassen vor lichtlosen Häusern. Aber der Mondschein blickte träumerisch hernieder über dem alten Mittenwaldermarkt und mochte sich seine eigenen Gedanken machen über dessen wechselvolles Schicksal, über seine glücklichen und mißlichen Zeiten, welch letztere aber durch den Fidelbogen glücklich wieder in die Flucht geschlagen wurden. Und so beschien das milde Licht des wandernden Gestirns fast durchweg nur die Stätten braver, zufriedener Leute, wo er selbst gerne geweilt hätte, wenn er nicht rastlos seinen ewigen Bahnen hätte folgen müssen.

Aber niemand achtete in Mittenwald mehr seiner, nur im Hause der Blasin saß in der obern Stube am Fenster ein alterndes Weiblein, das sinnend zum wandelnden Gestirn hinaufblickte, während sein Ohr der leisen Erzählung eines kranken, blassen Mannes lauschte. Das Weiblein war Jakls ehemalige Kindsfrau, die alte Nandl, die im Blasischen Hause schon über vierzig Jahre diente und als Familienglied betrachtet wurde; sie hatte Freud und Leid mit der Familie Blasi geteilt, welch letzteres zur Zeit der Kriegsjahre 1805 und 1809 furchtbar auf dem 43 Markt und all seinen Bewohnern lastete. Die alte Nandl diente aber nicht nur im Blasischen Hause, sie regierte auch da. Während die Blasin als junges Weib mehr über ihre Theatertriumphe und ihren Anzug nachdachte, führte Nandl die Zügel des Hauswesens, und die unselbständige Blasin vermochte es später und gar als Witwe nicht mehr, sich zur Herrschaft emporzuraffen. So hatte Nandl auch seinerzeit die Erziehung Jakls ganz allein übernommen, und ließ sich hierin weder von Vater noch Mutter etwas einreden.

Nandl konnte die Laute spielen und war eine Freundin des Gesanges; sie dichtete wohl auch selbst manches Volkslied, und 's Jakele mußte alle ihre alten und neuen Lieder erlernen und sie auf der Laute begleiten.

»Spiel lusti durch d' Welt,
Kriegst a Glück und a Geld!«

Das war ihr Wahlspruch, und 's Jakele freute sich schon auf jene goldenen Tage, wo er mit der Butte als Instrumentenhändler herumziehen und nebenbei seine lustigen Stücklein zum Besten geben konnte. Er war ja ein flotter Bursche mit offenem, lebensfrischem Sinn geworden; die dunklen Haare hingen ihm gelockt herab bis an die Schultern, und seine regelmäßigen Gesichtszüge, mit den klaren, dunklen Augen und dem kleinen schwarzen Schnurrbärtchen machten, daß die Mädchen gerne nach ihm schielten. Er trug sich nach Mittenwalder Art: grünen Hut, Joppe, rotes Kamisol und grüne Hosenträger, dazu die Kniehose und die mit Pfaufedern abgenähte Leibbinde. So wanderte der lustige Fant, die bemalte Butte am Rücken und den Bergstock in der Hand, hinaus in die Welt, und »der Lautenspieler von Mittenwald« war überall ein freudig 44 bewillkommter Hoagast, und nach Hause zurückgekehrt, drückten ihm Mutter und Freunde herzlich die Hand; der schönen, schwarzen Liesl aber, der er stets auf seiner Wanderung in Liebe gedachte, seinem treuen Schatz, galt sein herzlichster Willkomm.

Sonst währte seine Wanderzeit fünf bis sechs Monate, das letztemal aber blieb er mehr als ein Jahr vom Hause fern. Er trieb sich, wie schon das vorletztemal, unten im Welschland herum, an der tirolisch-italienischen Grenze. Sonst fehlte sich nichts; für die nachbestellten Waren traf das Geld jedesmal richtig ein, seit des Lautenspielers letzter Wanderung aber erfolgte eine solche Zahlung nicht mehr, und niemand konnte sich diese Unregelmäßigkeit, die manchem Absender sehr empfindlich war, erklären.

Jetzt freilich erklärte sich das leicht den Frauen, welche ihn wiedergesehen, wie er bettelarm und krank die Grenze überschritt, nichts sein Eigen nennend als die Lumpen seiner Kleidung; doch die Laute, die in glücklichen Tagen sein treuer Gefährte war, sie war es auch in den Zeiten des Elends.

Noch kannte niemand die nähere Geschichte seines Unglücks; seine Mutter mußte sich, erschöpft vor Aufregung und Müdigkeit, gleich nach der Heimkehr zu Bette legen, und die alte Nandl übernahm des Ankömmlings Bewirtung und Pflege. In der obern Stube lag er jetzt zu Bett; er hatte über Kopfleiden geklagt, und die Alte hatte ihm kalte Ueberschläge gemacht. Sie sprach ihm Mut zu, obwohl sie selbst ihr Herz beschwert fühlte vor Mitleid und Kümmernis um ihren Ziehsohn.

Um ihn im Schlafe nicht zu stören, hatte sie sich ans 45 offene Fenster gesetzt, und, zu Mond und Sternen aufblickend, hatte sie wohl auch ein Gebetlein hinausgeschickt zum Himmel, daß wieder alles gut und recht und ihr Liebling nicht krank werden möge. Sie wurde in ihren Gedanken durch Jakls Zuruf gestört.

»Was willst, Büawal?« sagte sie, zum Bette hineilend;»soll i dir an' nuin Ueberschlag machen?«

»Na,' laß's geh'n, Nandl,« erwiderte der Bursche, »der Wehthoa hat aufg'hört; es is mir just frischer.«

»Dös macht der Baldrianessenz, den i dir eingeb'n hon; der hilft allemal. Mei' Gott, ja. Halt di nur staad – alles wird wieder wern, daß's recht is. Gel, a Lump bist ja nit worn? Es is dir halt amal falliert, und so was kann an' jeden passiern, wenn's d' nur dabei rechtschaffen bleibst, mei' ja! Froh bin i grad, daß d' so schlau warst und nit zerlumpt in 'n Markt eina bist; dessel wär nit gschickt gwen, aber a so hat di neamd g'seh'n, bsunders nit in deine Fetzen, und so hoff ma halt, daß's Elend drauß blieb'n is und dei' Glück wieder aufblüaht im Mittenwalder Marktl.«

»Nandl, i fürcht, mei' Elend geht iatz erst recht an.«

»Fürcht di nit, Büawal – deine Ausständ an d' Moasta wern zahlt, und müaßt i mei' silberne Halsketten vokaafa. Dei' Muatta laßt di nit im Stich, und iatz bleibst nacha schö' dahoamt und führst's G'schäft von dein' Vata seli weiter, und schaugst di um an' Hausstand um. Höllseiten, Büawal, i woaß's ja von eh scho', daß die schwarz Liesl drent auf di hofft – i bin einverstanden, völli einverstanden, mei' ja! Dös is die richtige für di. Gelt, du führst es uns recht bal hoam als dei' Hausfrau?«

46 »Nandl,« entgegnete der Kranke mit unsicherer Stimme, »i muaß dir a G'heimnis anvertrau'n, aber versprich mir, verrat's vorderhand no' neamd.«

»No', als wenn i pladeri (geschwätzig) waar!« versetzte die Alte verweisend. »Därfst mir's scho' sag'n, dös G'heimnis. Zum Daschrecka wird's wohl nit sei'. Magst ebba d' Nachbarnliesl gar nimmer?«

»Mög'n thua i's scho', aber zu meiner Hausfrau kann i's nimma macha.«

»Warum denn nacha nit? Sie is a sittsams G'schöpf und is dir mit koan Blick untreu worn; mei' Hand leg i für sie ins Feuer und gar niermals kriegst a bessere als d' Liesl, selm dei' Muatta hat heunt dösselbe g'sagt, wie's hoamkemma is von der Komödie. G'spielt muaß's ja heunt justament hab'n, daß alles narrisch worn is. No', so was kann an' Mo' scho' g'freu'n, wenn d' Leut über sei' Wei' narrisch wern! Dös is scho' a schön's Denka. I wünschet ma nix mehr im Leb'n, als daß i nomal jung weret und so sauber waar, und so schö' spiel'n kaannt wie d' Liesl; nacha, Jakoberl, lasset i di selm nit aus, nacha müassest mi zu dein' Wei' nehma, ob's d' wollst oder nit. Mei' ja, es is ja grad G'spoaß.«

»Di kaannt i aa nit nehma zu mein' Wei', just so weni, wie d' Liesl, und warum? Weil i scho' oans hon, weil i scho' verheirat't bin.«

»Hörst auf!« rief die Alte, vom Stuhl auffahrend, aber sofort wieder auf denselben zurücksinkend. »Is's ma iatz dengerscht durch d' Füaß g'fahr'n, als hauet mi ebba mit an' Tremmel drauf. Gel, is aber nit wahr, was d' da g'sagt hast?

47 »Völli wahr is's,« erwiderte Jakl; »und bei mir hon i's aa scho' glei'.«

»Hör auf, du luigst –«

»So luig i d' Wahret – drent beim Schändlnachbar is 's.

»Ebba gar dös Weibats, die Grottenziehgerin, die 's Briefal von dir bracht hat?« fragte die Alte, vor Verwunderung ganz außer sich.

Jakl nickte bejahend mit dem Kopfe.

Die Alte schlug die Hände wie zum Gebet zusammen und starrte den Mann lange mit offenem Munde an, dann unterbrach sie das Schweigen mit der feierlich gehaltenen Frage:

»Und dei' Wei' is's? Dei ankoplierts Wei'? Von an' Pfarrer eing'segnt?«

»Wie 's d' sagst – alles in Richtigkeit,« antwortete Jakl.

»Ja, du woaß i nacha nimmer, was i sag'n muaß!« rief die Alte. »A Wei bringst mit! Ja, is's denn nur mögli! Du bist halt dengerscht a Lump worn, Jakoberl, moanst nit aa? Mei' liabe Zeit! Da glaub i's schier selm, daß iatz 's Elend erst recht angeht. A Wei und koan Kreuzer Geld! Jakoberl, i verwoaß mi nit, i verwoaß mi nit! Wie hoaßt's denn nacha?«

»Marietta hoaßt's.«

»Und kopuliert bist worn mit der – wia hoaßt's?«

»Marietta; 's is halt welsch und soviel wie Maria, d' Muatta Gottes.«

»Aber wo is's denn in Gottsnam her? Von der Straß'n weg wirst es nit g'heirat't hab'n? Sie wird dengerscht aus an' Haus sein, und woher wird's denn sei'? 48 Is's a reputierlis Haus, müassen ma uns nit schaama? Red, i bitt' di da Gottswill'n! Aber wart, i gieb dir z'erst a Lemoniwasser z' trinka, dös kühlt di; und nacha dazählst ma alles, gar alles.«

Jakl erzählte hierauf folgendes:

Auf seiner Wanderschaft gelangte er ins Trientinische und Lombardische hinab. In jedem Orte suchte er die Musikalien- und Instrumentenhändler auf und ward da oft von einem zum andern empfohlen. So kam er auch in ein kleines Städtchen und war bei dem Besuch eines Instrumentenhändlers nicht wenig überrascht, die schwarze Liesl dort zu finden, nämlich Marietta, des Instrumentenhändlers an Kindesstatt angenommene Nichte, welche mit der Geliebten in der Heimat eine auffallende Aehnlichkeit hatte. Dies war die Ursache, daß er sich zu der Fremden hingezogen fühlte, und der Einladung des welschen Händlers folgte, einige Zeit bei ihm zu arbeiten und sich mit ihm zu associeren. Der Gewinn war ein großer, da die Mittenwalder Instrumente reißenden Absatz fanden. Das fortwährende Beisammensein mit Marietta, welche gleich ihm die Laute vortrefflich spielte und mit der er oft zusammen musizierte, mußte für Jakls Herz gefährlich werden. Wohl hielt er anfangs tapfer Widerstand, aber die feurigen Augen der Südländerin zogen ihn immer wieder an, sie spielte so schön, sie sang so entzückend und – die arme Liesl war so weit entfernt. Noch gedachte er der Jugendfreundin, die auf ihn hoffte und vertraute; da trat ein Ereignis ein, welches eine rasche Lösung herbeiführte.

Ein Nebenbuhler Jakls, dem Marietta früher nicht abhold gewesen sein mochte, beschloß in seiner unbändigen 49 Eifersucht, sich an dem Deutschen und Marietta zu rächen; er wollte ihn, als letzterer abends lautenspielend im Garten saß, meuchlings erdolchen. Marietta erhielt davon Kenntnis, und im gleichen Momente, als der Meuchler auf sein Opfer zurannte, war auch sie am Platze, die gespannte Pistole ihm entgegenhaltend und ihn so zum Rückzuge zwingend. Die Sache wurde bekannt, und um alles müßige Gerede abzuschneiden, verlobte sich Jakl mit dem tapferen Mädchen.

Der als ein vermöglicher Mann geltende Oheim betrieb sofort die Trauung, die ohne Hindernisse von seiten der Behörde vollzogen wurde.

Bald darauf enthüllte es sich, daß dieser Onkel seinen Kredit nur durch den deutschen Teilhaber wieder heben wollte, daß er verschuldet war und sein Anwesen unter den Hammer kam. Alles, was Jakl eingelegt, das Geld sowohl, wie die Instrumente aus der Heimat, die ihm von seinen Landsleuten vertrauensvoll geschickt wurden, war verloren, er selbst als Schuldner in Verantwortung gezogen; dazu kam noch der italienische Aufstand gegen die österreichische Fremdherrschaft. Er galt als Oesterreicher und mußte bei einem beabsichtigten Massacre mit seinem Weib die Flucht ergreifen. Unterwegs suchte er überall Arbeit, aber vergebens. Nichts war mehr sein eigen, als seine treue Laute, die er so klug war, mitzunehmen; auch Marietta nahm ihr Lieblingsinstrument mit auf die Flucht. Da mußte denn die Laute helfen. Sie spielten und sangen vor den Thüren der Landleute, um einige Kreuzer zu verdienen und ihren Hunger stillen zu können.

Doch Marietta konnte nicht mehr weiter. In einem tirolischen Dorfe ward sie längere Zeit durch eine 50 gefährliche Krankheit festgehalten. Da war es denn, daß Jakl wieder um Waren nach Hause schrieb, die ihm aber nur von wenigen Meistern gesandt wurden. Er hoffte, wenn er nur einmal wieder Glück hätte, sich abermals emporzuschwingen, ohne daß seine Mutter und seine Landsleute von dem ihn betroffenen Unglück erfahren sollten. Er hatte Arbeit bei einem Instrumentenmacher gefunden, und es hatte den Anschein, als ob sein Geschick einen Umschwung nehmen sollte. Damals schrieb er das letzte Mal an seine Mutter, an Liesl. Bis zum Jakobitag hoffte er sich wieder erholt zu haben, und wenn auch mit Weib, so doch als ehrlicher Mann wieder in Mittenwald zu erscheinen; aber die vielen Aufregungen hatten sein Nervensystem zerrüttet, er ward aufs Krankenlager geworfen, auf das er monatelang gefesselt blieb. Marietta wartete seiner, sie tröstete ihn, sie bettelte für ihn, indem sie mit der Laute vor den Häusern spielte; dadurch kam sie mit der Ortspolizei in Konflikt; unbeschreibliches Elend hatten sie und ihr Mann zu erdulden. Da entschloß sich Jakl, heimzuwandern, gehe es, wie es wolle; sein Weib durfte er nicht länger diesem Elend preisgeben.

So kam er heute über die Grenze.

Er schloß seine durch Ausrufe des Schreckens und des Mitleids von seiten Nandls oft unterbrochene Rede mit den Worten:

»Bei alledem hon i mir denkt, d' Muatta wird wegen der Heirat wenger sirri sei', weil's ja d' Schändlleut eh nit leiden kunnt und oft g'sagt hat: »Bring mir, wen d' magst, als Schwiegertochta, nur nit d' Schändlliesl.« Und iatz san's ausg'söhnt, d' Muatta hat ma's heunt selm als Hochzeiterin zuag'führt, und der Liesl bin i recht, 51 trotzdem i verlumpt und elend bin! I hon glei alles sag'n woll'n, aber sie hab'n mi nit reden lassen. Iatz woaßt alles, Nandl, iatz denk drüber nach, wie 's z' richten is; i hon 's Denken verlernt.«

»Und hast dei' Wei' gern?« fragte Nandl.

»Wenn ma so viel Unglück mit ananda teilt, kriegt ma si gern. Mei' Leb'n kannt i geb'n für sie jeden Augenblick.«

»Und iatz is's unterm Dach vom Schändl,« sagte Nandl kopfschüttelnd.

»Z'wirrta hätt's scho' nit geh'n kinna,« versetzte Jakl. »Du muaßt schaug'n, daß 's glei morg'n in der Fruah ummakimmt zu uns.«

»Was i thua, woaß i no' nit, so was denkt si nit auf amal firti! nur so viel is g'wiß, glei därf d' Muatta die G'schicht nit erfahr'n, dös kemmet ihr z' gaach. Woaßt, dei' Muatta hat an' Stolz – von dem Bettelwei' därf'n d' Mittenwalder nix erfahr'n. Vor allem muaß's besser gwandt (gekleidet) wern, und d' Leut brauchen nit mehr inna z'wern, als vonnöten is; mei' na'! Schlaf iatz ruhi, und Gott stärk di! 's best is's anemal gwen, daß d' kemma bist; load is ma grad um d' Liesl.«

»Mei', wenn's mi am Tag siehgt, wird's koa' Verlanga mehr hab'n nach mir. Mi hat's bös herg'nomma, mei' Frischen is weg.«

»Sei nur grad staad, die kimmt scho' wieder; bist ja no' jung. Du klaubst di scho' wieder zam, mei' ja. I lieg in der Kammer neben dir, brauchst mi, so schrei mir nur. No' Mal a ruahsame Nacht! Es wird scho' wieder – da hast an' Weihbrunn, schlaf g'sund und g'segnt.«

Die Alte begab sich in ihre Kammer, aber nicht, um 52 auszuruhen, sondern um nachzudenken, wie diese kritische Sache für alle Teile möglichst begütigend eingerichtet werden könnte; aber sie konnte zu keinem vernünftigen Plan kommen.

»Der arma Liesl drent wird's es 's Herz brecha!« sagte sie für sich. »Mir is's grad aa so ganga, i hon g'hofft und g'hofft, und im Umschaugn hat er si an' andere g'holt. O, die Manna! Die schreiten weg über an' arms Frauenherz und wissen nit, daß 's Glück zamtreten für die ganz Lebenszeit! Arme Liesl, möchst ebba du mei' Nachganglerin (Nachgeherin) wern als Muatta von die Rosenkranzdeandln. Ja, ja, morg'n müassen's mit mir in d' Kircha und mit mir beten, daß unser Herrgott die Bedrängnis von die zwoa Häuser wegnimmt. I alloa woaß ma da koan Rat.«

Lange sann sie besorgt hin und her, bis ihr endlich ein unbezwinglicher Schlaf die müden Augen zudrückte. –

Liesl aber schwelgte im gleichen Augenblick in den seligsten Gedanken.

»Arm und elend is er wiederkemma,« sagte sie für sich, »iatz gilt's, daß i eam zoag, daß i 'n nit g'ringer acht und daß eam mei' Liab g'hört in Freud und Leid, wie 's G'schick aa spielt, in alle Ewigkeit.« 53


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