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Ein Brief aus der Heimath.

So weit hatt' ich erzählt, als der Graf zu mir sprach: Ich muß Sie unterbrechen, Illonda! denn der Graf ist mein Vater.

– Nun war ich beschämt, so sehr man es sein kann; denn oft erzählt man in der Fremde von fernen Personen, ohne zu bedenken, daß auch Andre daher gekommen sein können, wo wir waren! – Vielleicht ist es ein anderer Zweig der Familie, faßt' ich mich; ich habe noch einen Knopf mit dem Wappen und der Devise von meiner Kammerhusaren-Uniform, mit der ich bei dem Zahnarzt der Gräfin Nepomuk entlief.

Herr, der überaus betreten und verlegen war, stellte sich neben mich, nahm den Knopf, den ich hervorgesucht, hielt ihn an ein Licht, und las die Devise; aber von einem falschen Punkt anfangend, also: rex. bibat. grex. vivat. – Ja ja, es ist richtig! sprach er halb für sich, und ist Er es – dann bin ich's! Der arme Schelm! – Der Graf aber ging still auf und ab; Herr hatte auf einmal eine übertriebene Höflichkeit gegen ihn angenommen, die von einem sarkastischen Mienenspiel, selbst vom Stolz begleitet war, so daß sein Benehmen mir ihn als Leibhusaren vor Augen stellte; Athalie mußte lächeln, und ein Brief von der Post hob die Verlegenheit und das Schweigen. Als unsere schönen Gäste uns verlassen, las der Graf, der sie begleitet hatte, den Brief mit feuchten Augen, schob ihn mir hin, setzte sich ins Dunkle und sagte: Sie sollen mehr erfahren; ich reise! – Indeß lesen Sie, damit Sie sich überzeugen, daß ich keine Ursache habe, auf Sie zu zürnen. Der Brief war aus des Grafen Vaterschlosse, vom vormaligen Schulhalter auch Haideläufer und jetzigen Küchenschreiber Magdalena Knecht vertraulich geschrieben, und lautete, wie folgt:

Hochgeborener Herr Ungerscher Reichsgraf!

Ew. Erlaucht werden unterthänigst verzeihen, daß sich meine miserable Person mit ganz verstümmelten Gliedmaaßen erkühnt, gegenwärtigen Gruß-, Trost- und Einladungsbrief aufs Gerathewohl in Höchstdero Hände zu schreiben. Will auch nicht anheben mit einem »Erschrecken Sie nicht« mein Allergnädigster, als ob Höchstdero Schloß – so Gott will – in Flammen stehe, und einen Feuer- und Rauchbolzen stracks in die Luft schieße. Dennoch begehrte ich wohl, den Reißern und Malern nachäffen zu können, indem die seltsame Fügniß sehr einer ausführlichen Vermeldung, ja eines rechtschaffenen Pinsels bedürfte. Wir alle leben durch selbige in einer stockfinstern Nacht, schwärzer und gepichter weder alle andern Nächte, will heißen: in einer totalen Geisternacht, gleichsam auf erdbebender Erde, wo eine Gesellschaft solcher Rauch- und Schmauchbrüder throneten, die man Aetnas und Vesuvios benannet, d. h. feuerspeiende Löcher und Flammenspeier, die voll ausgehöhlter Gruben, Kluftgewölber und Spelunken starren. Denn wenn ich aus meinem gefensterten Losament hinaus in die Freiheit schaue, ist mir der Berg vor Augen, das flache Land und die Kirche ordentlich verruckt worden. Aus besagten Worten belieben sich Ew. Erlaucht unsern absonderlichen Zustand abzunehmen.

Wie wir aber darein versunken, das stehe also!

Wie so gar hart Hochdero geliebten Aeltern mit Ew. Erlaucht als einzigem Sohne umgesprungen, werden sich Hochdieselben muthmaßlich noch sattsam erinnern, und wenn nicht, desto besser! Mir aber haben Ew. Erlaucht allweil ausbündig leid gethan, dieweil Hochdieselben noch in der Soldatesca ganz besondere Merkzeichen frischer Mannheit von sich gegeben, ganz als eine ächte ungarische Reben, trotz jedem Eng-, Teutsch- oder Hol-Länder, auch niemalen die Hasenflagge aufgesteckt. Durch die vielen Ausgaben auf Reisen war Hochdero väterliches Patrimonium fast gänzlich erschöpft, und Ew. Erlaucht paarten sich Höchstselbst heirathlich in der Aussicht auf das bewegliche und unbewegliche Vermögen von Dero Frau Mutter Nepomuk, Hochgräflichen Gnaden. Nachdem aber der Satan ein Stück aus seiner Gaukeltaschen dazwischen gespielt und das hohe Ehepaar sammt Kinde und Kindtaufen aus einander gesprengt und auf immer verjagt, – worunter nach meinem wenigen Bedunken eine List verborgen gesteckt, und als dann späterhin der auserwählte Kernfreund Hochdero Frau Gemahlin Gnaden, der Pater Buffalora, Beichtvater bei Ew. Erlaucht Frau Mutter Nepomuk, süß wie Meer-Eis und schleichend wie Grundeis – will sagen: der Beichtvater – seine hohe Patronin überlistet und schlüßlich in seine Gewalt bekommen, wußten wir nicht mehr, wer Koch oder Kellner sei, und lebten in einer vorauszusehenden Unwissenheit aller Dinge, besonders aber der Zukunft: Wer die vielen und schönen Güter einmal zu Erbe nehmen und darüber gebahren werde?

Ew. Erlaucht Herr Vater Alibonar, welcher, mit hoher Erlaubniß anzuführen – welche ich mir in der Ferne tiefselbst zu nehmen obligirt bin – welcher also bei Hochdero Mutter in so gutem, oder besser – wenn es nicht schlechter wäre – in so schlechtem wie gar keinem Ansehn, kaum in ihrem gnädigen Anblick stand, ging oder fuhr vielmehr seiner ex intestato angeerbten unmaßgeblichen Corpulenz wegen auf seinem massiven eichenen Lehn- und Backenstuhl verdrüßlich, aber doch gemächlich in sein 67stes Jahr. Aus eben besagter Ursache war Hochdero Frau Mutter nun auch schon 62 Jahr – »alt,« durfte sich niemand unterwinden zu sagen, nur zu sehen. Da ich aber einmal in diese Materie zu stecken gekommen, unterstehe ich mich, keine andere Entschuldigung des wenigen Vertrags unter dem hohen Paare herfür zu heben, als: ein Kätzlein kann eine ächte Cyperkatze sein, ja eine wohlriechende Meerkatze, und ein Bologneser kann sein ein wirklich ächter löwenhaft zoddliger Bologneser, und dennoch vertragen sich Beide nicht mitsammen, am mindesten aber an einer Schüssel und auf einem Lager. Ew. Erlaucht verzeihen vielmalst unterthänigst und aus Angewohnheit, daß ich als weiland auch eine Art Jägersmann, diesen kurzen Ab- und Nebentritt von der Materie gethan. Es sollte der Ausgang auch noch verwunderlicher gefallen sein, daferne die gnädigste Frau Nepomuk nicht in diesen letzten Jahren endlich eine wahre Zerknirschung in ihrem Herzen verspürt, welche eine Sinnes- und Verfahrensänderung gegen Höchstihren Gemahl den Hochgebornen Grafen und Herrn Alibonar zum Gefolge gehabt, die in übermaaßen große Zärtlichkeit, der nicht allzuviel mehr zur Affenliebe ermangelt, gleichsam sich veredelt. Und ist dieß kein bloßer Wahn oder Persuasion, wie ich darüber vermöchte Gutachten und Exempel beizuführen. Die Ursachen sind aber also gestaltet, daß ich es nicht thun will, den übelgelegten Grund dazu anzugeben, will geschweigen, davon zu reden.

Nun empfand dickmals angeregter Herr Graf Alibonar unlange Sehnsucht, noch einmal sein hölzernes Lustschloß, Cent-soucis von Hochdemselben benannt, zu sehen. Denn nach Höchst Ihrer eigenen Verbannung aus dem väterlichen Hause, überließ Höchst-Er sich daselbst seinen mehr denn tausend Sorgen, weswegen und weshalb der Name Cent-soucis – welcher meines französischen Wissens doch nur hundert bedeutet, noch ein sehr, so genannter discoureter Name gegen seine Frau Gemahlin, Frau Gräfin Nepomuk gewesen. Hochdieselben befahlen also anspannen zu lassen; und da die Pferde acht Tage lang – lange Sommertage obendrein – gestanden, und aus Mangel an Ziegelsteinen, keine gefahren hatten, waren sie wiederum muthig, wie zwölf Jahr alt Jedes. Auch bekam der Kutscher, der seit manchem frohen Leichnamstag seine Staatsliverei wiederum anthun dürfen und müssen, ein frisch geschäumtes Glas Kesselbier. Frau Gräfin hatten die Gnade, den Herrn Grafen begleiten zu wollen, wie auch wirklich zu begleiten. Nun klatschet dem Fuhrmann seine Peitsche lustiger, wie die allerliebste Nachtigall ihm, indem er in höchster Morgenfrühe dem kühlen schattigen Lustwald vorüber fährt, in die Ohren schlägt. Aber den Pferden nicht also angenehm um die Ohren. Als sie sich nun der alten Zeiten erinnert, wo sie weidlich traben müssen, haben sie wirklich getrabt. Darüber haben nun Herr Graf Alibonar geruhet, gewaltig zu schreien, und darüber haben Gräfin Nepomuk den Kutscher gewaltig angeschrien, und dieser die Pferde, so daß sie durch das Anhalten und Ziehen der Zügel, links aus dem Wege gerathen, und einen Graben durchgeloffen, worauf und worin der Wagen umgeworfen. Solches und Folgendes hat mir der alte Portier und Wachtmeister Illok erzählt, der, weil er nur immer – als so lange es Menschen überhaupt möglich – in seinem Thürsteherstuhle sitzet und schläft, nur vulgo der Schlafmeister auch Schlafmütze heißt, als welcher diesen Tag den Laquey gemacht. Denn, wie früher, haben Ihro Erlaucht die Frau Gräfin schon seit ihrem Funfzigsten nicht mehr zuträglich gefunden, weder Leib-Heiducken, dergleichen Jäger noch Kammerhusarchen zu halten, und der Letzte dieser Letzteren ist derjenige gewesen, welchen Frau Gräfin geruhet hatten, ihn unbewußt mit nach der Stadt zu nehmen, um ihm seiner schönen Zähne Zwei ausziehen, und sich Höchstselbst einsetzen lassen zu wollen, sie also zu einem Theil ihres eigenen hohen Leibes oder doch Mundes zu machen; welche Ehre dem jungen altklugen Pürschlein aber nicht recht einleuchten wollen. Denn die heutige aufgeklärte Jugend hat gar keinen wahren Respect mehr. Was so ein Mensch sich einbildet, selber etwas zu sein, und was noch ärger, eingreifischer in die hoch- und nieder-adligen Rechte ist: selbst etwas vorzustellen! ist über alle Begriffe! Herr Graf Alibonar, den ich so lange jämmerlich liegen lassen, – bitte zu verzeihen – haben nach dem Falle nun dagelegen wie Tods verblichen. Frau Gräfin aber sind an allen Gliedmaaßen Dero Leibes vollkommen wohlbehalten verblieben, selbst ohne Confusion, Ritzlein oder Schrammen ausgegangen. Als Höchstsie nun aber auf Befragung Ihres ängstlich geliebten Ehegesponses vernommen, Hochderselbe habe einen, nur einen Arm gebrochen, sind dieselben platterdings in eine Ohnmacht verfallen, die etwas apokalyptisches bei sich geführt haben muß. Denn angeregte Frau Gräfin geruhen noch dermalen ohne Sprache hart und fest darnieder zu liegen. Und mag wohl nichts Grausameres erdichtet werden, als wenn nur ein gemeines junges Frauenzimmer ihr Zünglein nicht zu bewegen vermag, führnehmlich so dasselbe eine bejahrte Frau Gräfin Gnaden ist, als welche so viel und mancherlei auf Hochdero liebem Herzen und schwerem Gewissen haben mag. Ohne Mahlwerk und angestrichenen Backenschimmer schauen Dieselben nun auf einmal zweimal so alt aus, und die Angesichtsfarbe fällt mehr auf gelb als roth, wie ich mich unterwunden nicht unwahr zu nehmen, als ich die Gnade gehabt auf den Knieen zu Hochderselben Bett kriechen zu dürfen; und Dero Händedruck nahm ich mit ehrerbietigen und niedrigen Geberden, als aus übertriebener Gnade und Herablassung an; und es steht die Frage und Waage, ob wir nicht Hochdieselbe durch Gesang und Fackelschein im Grabe bestätigen müssen!

Ew. Erlaucht können sich in sothaner Lage der Sachen und Personen höchstwahrscheinlich eine leutselige, nicht scheltreiche Empfehlung vermuthen, als so viel ich erlaustert habe. Vielleicht noch Alles wiederum erben! Wenn meine arme Person die Ehre hätte Ew. Erlaucht Person vorzustellen, so käme ich hieher, wo ich bin! Deßwegen schrieb ich auch voll Ahndung zu Eingang dieses unterthänigsten: »Höchstdero Schloß, so Gott will! Denn wenn Allerhöchstdieser im Himmelreich tausendmal weniger wollte, als Allerhöchst-Er nicht ruht zu wollen, will Allerhöchst- und immer derselbe gewiß noch die Gerechtigkeit, – stell' ich mir ganz unmaaßgeblich vor – als die ja eine Tugend ist, welche sich die Rechts-Lehrer, Helfer- und Haber sogar selbst untereinander abstreiten wollen! Voll so herrlicher Männer ist schon das Erdreich!

Genehmigen Ew. Erlaucht meine Ungewöhnlichkeit, zu einem Briefe anjetzo den zwoten Bogen von meinem eigenen Papier zu nehmen. Geschieht auch unterthänigst zugleich deßhalb, um hohe Dinge und Personen, von meiner niedrigen Person und Dingen, – als welche ich annun Ew. Hochgebornen Gnaden zu Füßen legen will – respectschuldigst gehörig aus- und abzusondern von dem wahren Corpus epistolae in angehenkter Entschuldigung.

Ew. Erlaucht lebten sonst der hohen Ueberzeugung, daß ich, als ein Trinker von Profession, mich zu tief in die Weinreben verwickelt. Das sei Gott geklagt! und Mehr ertrinken im Becher als im Meer. Wär' die Jugend klug, sie wär' nicht mit Gold zu bezahlen! Aber der mit Lieblichkeit gemengte Ruchathem des Weines, also gar, daß Einem, der den Becher nur berührt, die Hände darnach schmecken, ködert mich nimmer! Bin zwar kein Baum mehr, sondern nur ein Knieholz oder ein Pusch, welcher seine Rütlein ausbreitet, und kaum ein satyrischer Waldmensch zu nennen. Denn ich habe mir in einer seeleneinzigen Nacht draußen im Freien überwinternd, im Schlafe Hände und Füße partial wie auch total erfroren. Und als solche unschätzbare Gliedmaaßen – denn der Gesunde und Faule weiß gar nicht, wie reich er ist mit bloßen Füßen und leeren Händen – mir gehörig amportirt waren, habe ich von jenem Trank nicht mehr getrunken noch geschlürft, als ein Becherlein, thörigerweise aus einem Kirschsteinlein geschnitzet, fassen mag! Da ich nun aber solcher (traurigen) Gestalt als Schulhalter wie auch Haideläufer nicht füglich mehr practiciren können, denn das Haselnußstöckchen zu handhaben und nur den Dohnenstrich zu belaufen, geht nimmer an ohne Hände und Füße – da hatte Ihro der Frau Gräfin Nepomuk, Gnaden, die Gnade mir statt einer schwerfälligen Pension, die Stelle Hochdero Secretarii zu verleihen, und schreibe ich vermittelst nachgemachter Hand von dem Genfer buchstäblich zu verstehenden Chir-Urgus Taillefer oder Schneid-Eisen, wie diese Zeilen bezeugen. Gott hat mich nun erniedrigt, aber er hat mich auch erhöht und gesegnet, und wie! Ich bekam endlich eine Frau! was mir vorhero nimmer hatte – wie ich denn war – glücken wollen, und ich habe sogar, Gott sei Dank, statt zwei Füßen und Händen nun zwei und zwanzig niedliche Patschchen und Läuferchen an Eilf Kindlein, deren zwei Aelteste ein Jährchen jünger sind als der Frost. Auch meine rothen Backen, meine weiße Nase, meine Luchsaugen, meine Haare, Alles habe ich, theils zwei- und zwanzig- theils eilf Mal wieder, und in dem Schneegrabe habe ich eben nichts gelassen, als was ich damals darin verloren, meine Flasche, mein Kartenspiel, einige unnütze Gänge, und alle Untugenden. (O wie unglücklich wäre erst Mancher, der vier Hände hätte, der vorne Ofner trinken und hinten zugleich Schaafkopf spielen könnte!) Auf mich kann ich mich, und Ew. Erlaucht Sich nun verlassen! Vierzig Jahr nach meiner Geburt bin ich erst ein ordentlich gebornes Kind geworden, denn mit den Füßen sind nun auch die 6 Zehen daran weg. Mein Weib ist der alleredelste Schatzkasten, und meine niedrige Person, einem Steinsetzer vergleichbar, die sich an Stuhl und Tisch aufrichtet wie die Paradieses-Schlange mit dem Menschengesicht, ist glücklich, seit das alberne Volk mit Fingern auf mich weiset und spricht: der arme, elende Mann! und nichts verdreußt mich bitterlicher, als wenn vornehme Herrschaften, die zum Besuch kommen, mir manchmal einige W. W. Gulden, die nicht klimpern, heimlich in die Ficke zu stecken geruhen, wie Hoch- und Höchstdieselben zweifelsohne vermeinen. Könnte mich zum Satyr machen! denn das könnte ja erscheinen, als ob ich mich ließ mit Gelde stechen. Ja wären meiner Jahre nicht so viele, ich wollte mich zum reichen Mann carminisiren, durch Hochzeit-, Namenstag- und Trauer- Carmina; also gar froh ist mein Herz, meine Seele frisch, und alle meine Steige sind richtig. Dieß Gezeugniß muß ich meinem lieben Gott geben, daß mir die Augen überlaufen! Aber derweilen der Mensch doch falbet und verwelket, gleich aus der Erde gefahrenen Blumen, auch peramirenden Pflanzen, als wollte ich für meine Kindlein doch dieses gegenwärtigen schlechten Dienstes willen, eine gleichmäßige diensthafte Vergeltung von Ew. Erlaucht Gnaden zum mindesten hoffen! so fahre ich mit Freuden in die Grube. Denn Herrendienst erbt nicht, und Hoffnung ist das süßeste Leid; denn ich kann stundenlang Krebse ansehen, welchen die Scheerlein, auch lange Beinlein wiederum gewachsen! Daß Hochdieselben in Triest Dero Stöße machen, als da sind Terzen, Quarten, Quinten und Finten, hat mir ein durchpassirender Herr Offizier verantraut. Deßwegen schreib ich, wie ich sagte, aufs Gerathewohl, und sehr leicht viel Unbedachtes, aber unbedächtige Wort sind wahre Wort. Vornehme Leute achten zwar nicht, was unnütze Leute von Ihnen reden – aber ich rede ja zu ihnen. Wenn die alten Hunde bellen, so ists Zeit, daß man hinausschaut; übrigens muß man die Leut, auch die Weiber, reden lassen, denn die Gäns könnens nicht. Jedoch kein Rath ist gut, man folg' ihm denn, und wer sich nicht schämt, der bekommt Etwas, und Ew. Erlaucht werden den Hasen nicht mit der Trommel fangen! Ich weiß, wo die Zäume hängen, mein allergnädigster Herr Herr, so Gott will. Der wohl zuräth, ist der beste Wahrsager, und das ist des niedrigsten Respect vollst

Ew. Erlaucht                                             
Endesunterschriebener
Magdalena Knecht,
Schloßsecret- wie auch Bibliothek-Arius.



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