Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Der kleinste Stift

Sieben junge Kellner – Stifte genannt – gab es in dem großen »Hotel Waldrast« im Thüringer Lande. Wenn sie frühmorgens vor dem Herrn Oberkellner zur großen Parade antreten mußten, da ging es scharf zu. Der schneidigste Hauptmann konnte kein strengeres Auge auf seine Rekruten haben als der Oberkellner auf die Stifte. Diese sollten ja einmal tadellose Kellner werden, und das ist gar nicht so leicht. Seht nur einmal, was so ein Kellner zu tragen hat, und welche Geschicklichkeit er braucht, um nirgends anzustoßen, welche Aufmerksamkeit und welches Gedächtnis er haben muß, um sich alles, was von den Gästen verlangt wird, zu merken! Gewandt soll er sein, immer höflich, immer sauber und geschmeidig wie ein Kätzchen. Diese Ausbildung nun sollte der Oberkellner besorgen, und noch dazu sollte er sich meist aus gewöhnlichen Dorfjungen seine schmucken Gehilfen ziehen. Das ist gewiß nicht leicht!

In ihren neugewaschenen, schneeweißen Jacken mußten die sieben Stifte frühmorgens antreten, blitzblank von Kopf bis zu Fuß, die Stiefel gewichst, daß man sich darin spiegeln konnte, die Haare scharf und gerade gescheitelt und mit Kamm und Bürste, mit Öl und Wasser geglättet, daß sie aussahen wie festgeklebt, Gesicht und Hände blank und rein.

Stets mußten sie der Größe nach antreten. Das gab eine ganz gehörige Abstufung. Denn Schorschl, der älteste, ein schwarzhaariger, kräftiger Bursch, sah eigentlich schon aus wie ein ganz erwachsener Mensch, und Franzl, der jüngste, noch nicht dreizehnjährige, war noch ein richtiges Kind von Aussehen und Größe. Er war zu Ostern eingesegnet worden, weil er mit der Dorfschule fertig war, aber wie so ein ehrwürdiger Fertiger sah er gar nicht aus. Der Herr Oberkellner hatte ihn erst gar nicht anwerben wollen, weil er gar zu klein und dünn und schwächlich war.

Da hatte er aber so ernsthaft und so dringend gebettelt: »Ach, versuchen Sie's doch mit mir! Ich will mir die größte Mühe geben und meine Sache ganz gewiß gut machen!« daß der gestrenge Herr im schwarzen Frack gnädig eingewilligt hatte.

»Mir liegt so viel daran, daß ich die Stelle krieg!« hatte das Stiftel ehrlich gestanden und von einer kranken Mutter und drei kleinen Geschwistern rasch und leise etwas erzählt. Sein Vater sei tot. Ein großer Baum im Walde habe ihn erschlagen, nachdem er selbst Bäume geschlagen hatte, große und kleine, in des Herrn Oberförsters Dienst, so an die zwanzig Jahre lang.

Da war der kleine Franz versuchsweise angenommen worden mit einer Mark Lohn für die Woche. Das war zwar wenig, aber der kleine Stift wußte wohl, was da Gutes noch im Hintergrunde lag: ein Zauberwort nämlich, das hieß »Trinkgelder!« denn die vielen, vielen Sommergäste, die im Hotel Waldrast wohnten oder dort zu den Mahlzeiten einkehrten, schenkten den Stiften bei jeder Zahlung ein paar Groschen mehr, als die Rechnung betrug. Dieses Geld kam in eine gemeinsame Kasse, die Stiftekasse, und allwöchentlich, am Sonnabend, wurde deren Inhalt geteilt.

Da gab's oft eine ganze Handvoll Geld für jeden!

Der kleine Franz wußte das von einem Vetter, der vor Jahren einmal Stift im Hotel Waldrast gewesen war, schon von vornherein. Deshalb lachte er so seelenvergnügt, als habe er das große Los gewonnen, als er die ersehnte Anstellung wirklich bekam.

Und wie hielt er sich dazu, wie gab er sich Mühe, der kleine Stift!

Dem lag eben etwas daran! Das sah man deutlich, schon wenn die sieben früh antraten. Keiner stand so stramm, so auswärts, so straff gestreckt vor dem »Chef«, wie der Oberkellner bei den Dienstleuten des Hotel Waldrast hieß. Ernst waren die ehrlichen, blauen Augen des kleinen Burschen auf den gestrengen Vorgesetzten gerichtet; rot und weiß wie ein Borsdorfer Apfel glänzte sein kleines Gesicht vor Eifer, ein richtiges Kindergesicht war's, für ein Dorfjungengesicht ein merkwürdig zartes, aber doch eins voll richtigen, tüchtigen Ernstes.

Wenn der Herr Oberkellner nach beendeter Parade mit Befehlshaberstimme rief: »Rührt euch!« dann flog keiner fixer und eifriger an seine Morgenarbeit als der kleine Kerl, der Franz. Und gründlich und ordentlich tat er alles, was nun zu verrichten war: das Abpolieren der silbernen Frühstücksbretter, das Zurechtsetzen der Tassen, der Teller, der Frühstückskörbe, Butterteller und Marmeladebüchsen.

Wenn die ersten Frühaufsteher unter den Frühstücksgästen in den Speisesaal und in die Veranda kamen, ging die Tagesarbeit gleich flott los und riß bis nachts um zwölf Uhr meist nicht mehr ab. Das schöne Waldhotel, das in einem schattigen Tannengrunde an einem wilden, fröhlichen Waldbach lag, war vom Mai bis September von Logiergästen besetzt, am dichtesten im Juli und August zur Zeit der Schul- und Beamtenferien.

An drei langen Tafeln saßen die Gäste dann zu Mittag im Speisesaal. Da hieß es: Jetzt fliegt, ihr Stifte! Unter dem leisen, aber sehr herrischen und bestimmten Kommando des Herrn Oberkellners mußten die gut gedrillten Bürschchen die vollen, schweren Schüsseln und Teller vom Büfett, wohin sie ein Aufzug aus der Küche brachte, nehmen und geschickt und flink herumreichen. Der Herr Oberkellner selbst nahm die größte und schwerste und ging als Anführer den sieben voran. Jedem wurde genau bestimmt, bei welchem Gast er anzufangen hatte, und wehe, wenn ein Fehler vorkam, wenn so ein Bürschchen ungeschickt präsentierte, Sauce oder Saft verschüttete, beim Hinsetzen und Wegnehmen der Teller unnötig klapperte oder gar Gabel, Messer oder Teller zu Boden fallen ließ. Der Oberkellner hatte ein unheimliches Geschick, Ohren zu beuteln und zu zwicken, klatschende Ohrfeigen in aller Gemütsruhe auszuteilen, so nebenbei, zum Vergnügen scheinbar. Es machte ihm aber gar kein Vergnügen.

Er meinte es auch nicht böse, tat nur sein Menschenmöglichstes, um ein gut geschultes Kellnerpersonal zu haben. Die vielen Sommergäste verlangten ja vom Wirt, daß alles am Schnürchen ging, und der Wirt, der in Küche und Keller die Oberaufsicht führte und daselbst gerade genug zu tun hatte, verlangte die tadellose Bedienung seiner Gäste im Speisesaal und im Garten wiederum vom Oberkellner.

Da mußte der wohl seine Hilfstruppen gut abrichten und schulen!

Ja, wie mußten die sich tummeln!

Mittags, wo es für alle die gleichen Gerichte gab und alles hübsch der Reihe nach ging, wo die Speiseglocke sie alle zu gleicher Zeit in den Eßsaal rief, ging's noch. Aber abends! Einzeln oder in Gruppen, zu zweien, zu vieren, zu zehnen und zwölfen kamen die Leute dann müde und hungrig von ihren großen Waldspaziergängen, von den weiten Ausflügen und anstrengenden Kraxeleien heim, und alle wollten dann Platz finden an einem blank und rein gedeckten Tisch. Jeder bestellte etwas andres nach schlauem Aussuchen auf der Speisekarte: der etwas Warmes, der etwas Kaltes, der Fisch, dieser Braten, jener Eier, der eine wünschte sein Bier gewärmt, der andere nur ja recht frisch und kalt, klein Fritze aus Berlin trank nur gekochte Milch, die Liesel aus Ulm aß nur dicke, mit Zucker und Zimt bestreut, an dem einen Tisch tranken sie Tee, am Nebentisch Wein, drei, vier verschiedene Sorten, am dritten Tisch teils Milch, teils Bier, teils Wein, teils Tee.

Oh, wie mußten die Stifte da ihre Ohren spitzen, um das alles richtig zu hören, zu merken und zu behalten! Wie mußten sie dann ihre Beine werfen!

Alle Leute wollten ihre Sache ja fix, fix, fix! Keiner wollte auch nur ein bißchen warten. Wie beim Tischleindeckdich im Märchen verlangten sie's. Und dabei mußten die Stifte doch immer erst in die Küche hinuntereilen, um alles zu bestellen. Und drunten gab's ein Gedränge! Jeder Kellnerstift wollte seine Sache zuerst haben, und die Köche und Mamsells konnten doch auch nicht hexen!

Das sahen manche Leute eben gar nicht ein.

Daß die meisten dieser geschniegelten und gebügelten Kellnerlein eigentlich noch halbe Kinder, wilde, törichte, dumme, kleine Jungs waren, das bedachten auch die wenigsten.

Das war ein Rufen und Kommandieren: Schorschl! Ferdinand! Otto! Fritz! Max! Heinrich! Franzl! »Franzl!« hieß es am alleröftesten. »Franzl!« klang's hier, »Franzl!« scholl's da; denn Franzl, der es allen Leuten recht zu machen suchte, der so überaus höflich und gefällig war und so nett und appetitlich dabei aussah, war nun einmal der Liebling aller Gäste.

Er glitt und schlitterte förmlich von Tisch zu Tisch, solcher Geschwindigkeit befleißigte er sich. Und dabei gab's doch kein Überstürzen. Mit Umsicht und Bedacht balancierte er die schweren Bretter, mit scharf gespannter Aufmerksamkeit notierte er sich die Wünsche seiner Kunden.

»Schön! Gut! Sogleich! Gewiß!« sagte er höflich zu den verschiedenen Bestellungen und dienerte dabei mit Anstand und Würde wie ein Alter.

Die innere Angst: »Wird's gut gehen? Werde ich's richtig machen? Werde ich's noch aushalten?« sah ihm niemand an.

Und doch war der ganze kleine Stift manchmal ein einziges inneres Zittern und Ängsten.

Der schwere Dienst ging reichlich bis an die Grenzen seiner Kraft. Die Stifte bekamen zwar ganze Berge von Mittagessen in der Küche unten, bekamen zur Vesper Weißbrot und Kaffee und zwei mächtige, lecker belegte Butterbrote als Abendmahlzeit. Nur schade, zum Essen aller dieser guten Dinge fehlte meist die Zeit. Wenigstens mußten die Jungen recht schlingen, um mit den guten Dingen fertig zu werden. Der jüngste Stift wußte für seine Bratenstücke, für Kuchen und Butterbrote aber eine vorteilhaftere Verwendung, als sie so einfach in den Mund zu stecken. Heimlich und verstohlen tat er damit etwas nach seiner Meinung viel Hübscheres und Schlaueres.

Weil er aber nicht viel von den Sachen aß, konnten sie ihm auch nicht gedeihen. Es wurde dem kleinen Stift in dem großen Gedränge und Gehetze manchmal ein bißchen merkwürdig, ein bißchen schwindlig und schwach. Das ließ er sich aber nicht merken. Recht tapfer nahm er sich zusammen, und immer freundlich und höflich tat er seine Pflicht, ja, eigentlich noch ein bißchen mehr als diese. Denn die Kameraden, die längst gemerkt hatten, daß der jüngste Stift der gefälligste und geduldigste von ihnen allen war, machten es sich öfter ein wenig bequem auf seine Kosten. Zu den Gästen, die recht absonderlich quälten und drängelten und recht vielerlei wollten – alles recht fix, fix! – schickten sie den Franz, zu den gröbsten Leuten (die gib'ts auch in den reizendsten Sommerfrischen!), an die am weitesten entfernten Tische im Garten und in der Veranda schickten sie ihn. Und Franz ließ sich's gefallen, damit die andern ihn nur ja nicht scheel ansahen, damit sie ihn nur ja nicht beim Oberkellner wegen Faulheit und Ungefälligkeit verklagten, damit er nur ja seine Stelle behielt.

Die Bedienung der »garstigen Frau«, der »groben Gräfin«, die halsten die schlauen andern Stifte natürlich auch dem guten Franzl auf.

Diese Dame war ein gefürchteter Gast im schönen Waldrasthotel. Schon äußerlich sah sie gar nicht lieblich aus unter den vielen fröhlichen, hübschen, nett angezogenen Gästen. Sie war groß und breit und ging immer in noch sehr viel breiteren, rauschenden, kohlschwarzen Kleidern einher. Ihr Gesicht war immer rot wie von heißem, langem Laufen, obgleich sie immer fuhr und fast gar nicht lief. Kohlschwarze, breite Augenbrauen hatte sie; die machten ihr Gesicht doppelt streng und finster. Nur ein Schnauzbart fehlte ihr, sonst hätte das Gesicht wie das eines strengen Wachtmeisters in der Kaserne ausgesehen. Mit barscher, starker, immer etwas heiserer Stimme gab sie ihre Befehle. Und wenn diese langsam oder schlecht ausgeführt wurden, dann schalt sie sehr. Fast alle jungen Stifte hatte sie schon einmal gehörig ausgescholten. Der eine hatte ihr das Beefsteak hart gebraten gebracht, das sie doch halb roh bestellt, der andere die Eier kalt, der dritte den Tee ganz dunkelbraun. Und alle hatten sie viel zu lange warten lassen, so schrecklich lange. Sie hatte doch nichts zu versäumen, dachten die Stifte. Sie saß immer allein an ihrem Tisch und sprach mit keinem Menschen ein Wort. Sobald sie mit dem Essen fertig war, stand sie immer gleich auf und begab sich auf eine der Bänke am Waldesrand dicht hinter dem Hotel, von denen aus man die schöne Aussicht über das breite Tal genoß. Oft saß sie bis tief in die Nacht da, ganz regungslos und immer ganz allein. So langweilig! dachten viele. Ob sie da wohl noch dem Ärger nachhing über die Stifte?

Fast jeden Abend, seit sie im Hotel wohnte, hatte sie sich über diese erregt, hatte gescholten und sich beklagt, – bis Franzl, von den andern dazu gepufft, ihre Bedienung mit übernahm. Der wußte von seinen Kollegen schon vorher, die alte, garstige Dame sei ein schwieriger Fall. Mit großem Ernst nahm er deshalb alle seine Aufmerksamkeit zusammen, um es ihr recht zu machen. Die alte Dame saß so weit abseits, – den letzten, fernsten Tisch in der Veranda hatte sie immer inne, – deshalb lauerte Franzl schon immer, sobald er sie nur in den Garten eintreten sah, auf ihren Ruf. Und doppelt tief und höflich dienerte er vor ihr, doppelt flink sprang er, um ihre Befehle auszuführen. Schon mehr wagrecht als senkrecht war die kleine Gestalt mit den ausgestreckten Beinchen immer zu schauen, so raste Franzl dahin.

Aber trotz dieses guten, allerbesten Willens hatte der kleine Stift gerade mit der groben Dame ganz besonders Pech. Als er sie zum erstenmal abends bediente, war die weiche Wurst, die sie ausdrücklich zu ihren Butterbroten bestellt hatte, am Büfett gerade alle, und die Mamsell hatte statt ihrer recht harte, feste zwischen die Brotscheiben gelegt.

Das konnte doch Franzl nicht wissen! Ganz bestürzt nahm er die Vorwürfe der Gestrengen hin, die ihn von weiter Entfernung her mit lautem Ruf zu sich beschied.

Wie sie sich wegen solcher Kleinigkeit aufregen konnte! Franzl konnte es gar nicht begreifen. Wurst war für ihn Wurst. Weiche oder harte schmeckte ihm gleich gut.

Aber die alte Dame war tief erzürnt. Leichtsinn könne sie nicht leiden! Das hieße nun Dienst! Und ein Kellner habe auf die Wünsche der Gäste zu achten. »Ist das Aufmerksamkeit? Ich hab' es dir doch laut und deutlich dreimal gesagt!« sprach sie. »So mach doch die Ohren auf! Wer Lohn will, muß auch seine Pflicht tun, mein Bürschchen! Ein Kellner hat aufzupassen, wenn er auch noch so jung ist, sonst kann er eben keiner sein! Bitte, sei so gut, merk dir das! Ich erwarte, daß so etwas nicht mehr vorkommt!«

Immer lauter, barscher waren die Worte herausgekommen.

Franzl, dem der Schreck durch und durch gefahren war, hatte sich unter Tränen entschuldigt.

Da war die zürnende Dame still geworden und hatte das zitternde Bürschchen einen Augenblick lang unter ihren finstern Brauen hervor verstohlen und aufmerksam angesehen.

»Für heute mag's gut sein!« hatte sie dann mit etwas sanfterer Stimme gemeint. »Wir wollen morgen einmal sehen!«

Am andern Abend saß die Dame schon um halb sieben Uhr auf ihrem Platz. Für acht Uhr – pünktlich um acht – hatte sie sich ihr Abendbrot bei Franzl bestellt: Tee, Spiegeleier, Butterbrot und Salat. Während der Stunde, in der sie nun still und allein vor ihrem weißbedeckten Tischchen saß, hatte der kleine Kellner immer die unangenehme Empfindung, daß ihre Augen ihm aufmerksam überallhin folgten.

Wie gräßlich war das dem Franzl! Er wußte genau, daß er noch so viele Ungeschicklichkeiten beging, so vielerlei verwechselte, vielerlei vergaß. Durch höfliche Entschuldigungen und doppelten Eifer suchte er das Verkehrte immer gut zu machen. Zu seiner Freude waren ihm auch in der letzten Zeit Unannehmlichkeiten etwas seltener passiert.

Aber nun heute gerade! Von einem Tisch ganz in der Nähe der groben Gräfin rief ihm eine laut schmetternde Stimme zu: »Franzl, hallo! Sollen wir vielleicht unsern Kalbsbraten heute ohne Gabeln essen?« – »Franzl, Salz vergessen!« tönte es von einem andern Tische. Bei wieder andern Leuten hatte er eine Bestellung verwechselt. Und – o weh, o weh! – das hatte die Gräfin alles gehört! Gerade in ihrer Nähe waren diese dummen Geschichten alle vor sich gegangen.

Dem Franzl war schrecklich unbehaglich und ängstlich zumute. Mit der Gräfin war nicht zu spaßen, o Himmel, nein! Seit heute wußte er das ganz genau. Als er einer kränklichen Dame den Kaffee heute früh ins Zimmer trug, hatte er die Liesel, das Stubenmädchen des ersten Stocks, laut schluchzend auf der Treppe sitzen gefunden.

Der Liese, die er sehr gern hatte, ging's schon lange nicht recht gut; sie hatte immer Kopfweh und Schmerzen in den Füßen von dem vielen Hin- und Herlaufen treppauf, treppab in dem großen Hotel. Täglich wurde sie blasser und hohläugiger.

Und heute früh sei es ihr so komisch geworden in dem Zimmer der Gräfin, erzählte sie dem kleinen Stift, der sie teilnehmend fragte, unter heftigem Schluchzen. Sie habe das Bett nicht weiter machen können, sondern habe sich erst einmal setzen müssen. Da habe die Gräfin gleich nach der Wirtin geschellt; sie solle sich einmal darum kümmern, wie blaß und elend die Liese sei, hatte sie ihr gesagt.

Eine Stunde darauf hatte die Wirtin der Liese gekündigt.

So war die Gräfin! Um ihre Stelle gebracht, ihre schöne Stelle, die ihr so viel Geld eintrug, hatte sie die Liese.

Oh, wie hatte das arme Ding die Hände gerungen! Sie mußte ja Geld verdienen! Ihrem Vater war im Frühjahr die Kuh gestorben; dadurch war auf einmal Not und Entbehrung bei ihr zu Hause eingezogen.

Die weinenden Augen der Liese hatte der kleine Stift den ganzen Tag nicht vergessen. Bang und beklommen war ihm zumute, wenn er an die böse Gräfin nur dachte.

Ob die stille Angst vor ihr es aber vielleicht gerade schlimm machte heute abend?

Dem kleinen Stift war sein Dienst nie so schwer geworden. Der große Hotelgarten war aber auch so voll Menschen, wie er im ganzen Sommer noch nicht gewesen war. Immer mehr Leute kamen; jeder Tisch war besetzt. Das rief und schwirrte durcheinander; und dazu rollten immer neue Wagen durch das Tal und brachten weitere Gäste. Hin und her rannten die Stifte; hin und her flog der Franzl. Seine Backen glühten; ernst und ängstlich schauten seine blitzblauen Augen drein. Immer von neuem galt's, ein vollbesetztes Speisebrett durch die Tische durch zu balancieren, da beide Hände voll Bier heranzuschleppen, da den großen, silbernen Eiskübel mit Weinflaschen.

Zwischendurch hatte der Franzl an der Gartentür ganz eilig etwas zu tun. Ein großes Paket, das er verstohlen aus dem weißen Jäckchen hervorzog, reichte er flink hinaus. Drei Kinderhände streckten sich ebenso flink danach aus.

Hast du nicht gesehen! Wie flog der Franzl dann gleich an seinen Dienst zurück! In zehn Minuten war's acht auf der großen Uhr im Türmchen des Waldhotels.

Jetzt kam das Abendbrot der Gräfin dran. Also flink in die Küche und alles bestellt! Was das heute für ein Trubel drunten war! Dem kleinen Stift war's, als könne er kaum noch recht gehen und stehen vor Ermattung. Aber nur nicht nachgeben! Nur nicht etwa schwach werden wie die Liese! Ja nicht!

Tapfer zwang er sich durch das Knäuel der andern Kellner durch; extrafreundlich bat er die Mamsell, ihm alles recht schön zu machen.

Und fröhlich, mit neuer Lust schwang er dünn bald darauf sein vollbesetztes Brett auf die Schulter. Nun schnell die Küchenstufen hinauf und durch den Garten!

»Hoppla! Platz!« rief er einem mit vielen leeren Gläsern im raschen Lauf ihm entgegenstürmenden Kollegen zu.

»Mach selber Platz!« antwortete dieser.

Richtig! Franzl hatte ja falsch ausweichen wollen. So kam es im raschen Lauf zu einem Zusammenprall der beiden, bei dem das Speisebrett Franzls umkippte. Mit aller Macht hielt er es noch vom gänzlichen Rutschen zurück. Aber gerade die Eierschüssel war nicht mehr zu halten gewesen. Pardauz schlug diese über und mit ihrem breit auseinandergekleckerten Inhalt breit auf die Erde.

Bei solchem Malheur darf es für einen Kellner kein langes, fassungsloses Stehen, Gaffen und Besinnen geben. Das wußte Franzl. Was einem verdirbt und verunglückt, das bezahlt man eben aus seiner eigenen Kasse. Also nur rasch das Brett auf der Treppenmauer abgestellt, die Scherben und Eier mit dem Birkenbesen aus dem Schuppen zusammengekehrt und beseitigt!

Dann flugs in die Küche zurück und neue Eier bestellt, stramm, ruhig, schneidig, als sei nichts geschehen, wenn man sich auch eigentlich erst einmal so recht ausschluchzen möchte statt der Schneidigkeit.

»Vier Spiegeleier! Bitte, bitte, liebe Mamsell! Mir jetzt erst! Vier Spiegeleier! Recht schnell! Bitte, bitte, recht, recht schnell!« bettelte der kleine Stift inständig.

Aber die Mamsell fand: »Na, immer kannst du doch nicht zuerst drankommen, Franzl! Jetzt warte auch mal ein bißchen!«

Das waren Minuten voll Zittern und Angst.

Natürlich war der Tee kalt, als die Eier endlich fertig und heiß waren. Und natürlich war es nun bald ein Viertel auf neun.

O weh, o weh! Mit welchem Blick empfing die Gräfin den Franzl, als er endlich mit dem Speisebrett angestürzt kam! Sie sagte gar nichts; sie besah nur die Eier, befühlte die Teekanne, schaute Franzl mit finsterem Runzeln ihrer schwarzen Brauen an, schüttelte den Kopf, schüttelte ihn immer wieder.

Als Franzl eine Viertelstunde später zaghaft herbeikam, um ihren Tisch abzuräumen, war sie auf und davon, und Franzl sah zu seinem Schrecken und Entsetzen, daß sie weder Speisen noch Getränke auch nur angerührt hatte.

Dem Franzl schwante nichts Gutes an diesem Abend und am andern Tage. Unheimliche Gedanken gingen durch seinen Sinn, und er war nur froh, daß er mit Gabel- und Messerputzen und immer neuem Abwischen der Gartentische nach immer neuen Regengüssen auch zwischen den großen Mahlzeiten am ganzen andern Tag so viel zu tun hatte. Die Arbeit tat ihm wohl; es war, als könnte er seine Angst und Bangigkeit, sein schlechtes junges Kellnergewissen ein wenig dahinter verstecken.

Der Oberkellner sah ihn einmal freundlich an. Da war's freilich, als ob die Tränen nun gerade gepurzelt kommen müßten. – Der freundliche Blick bewegte sein Herz. Wenn der Oberkellner wüßte, was er alles versehen hatte, was für ein schlechter Stift er war! Ob er die Gräfin wohl bitten könnte heute abend, doch noch Geduld mit ihm zu haben, dem Gestrengen doch ja nichts zu sagen? überlegte er. Er nahm sich's vor und redete sich den ganzen Tag Mut dazu ein. Mit ängstlich klopfendem Herzen wartete er am Abend auf der finstern Dame Ruf und Befehle.

Sie saß wieder schon von sehr früher Abendstunde an auf ihrem bestimmten Platz. Stumm und düster saß sie da wie lauter Unheil. So oft Franzl, ihres Winkes gewärtig, in ihre Nähe kam, winkte sie ab mit einer Gebärde, die befehlend ausdrückte: »Jetzt nicht! Später!«

Sie zog ein Zeitungsblatt aus ihrer großen, schwarzseidenen Beuteltasche, entfaltete es und las. Aber merkwürdig, obgleich ihr das Lesen so wichtig schien, daß sie sich nicht einmal durch ihr Abendessen darin stören lassen wollte, sah und fühlte Franzl doch ganz genau, daß sie neben dem Lesen her jeden seiner Schritte genau beobachtete. Er redete sich zwar ein, das könne nicht sein, und doch – so oft er in ihre Nähe kam und unter Zittern und Zagen einen heimlichen Blick nach ihr hingleiten ließ, merkte er's deutlich: sie sieht nach dir hin. Sie sieht alles ganz genau, was du tust!

Sie hatte gesehen, wie er an der Gartentür in Windeseile sein weißes Paket unterm weißen Röckchen hervorzog und in die von draußen hereinlangenden kleinen Hände schob. Das wußte er.

Sie hatte gesehen, daß er an einem der Tische eines lieblichen kleinen Mädchens weißes Kleid mit ein paar großen Tropfen roter Kirschensauce begossen hatte. Wohl hatte das kleine Mädchen ihn lieblich gestreichelt, aber ihre große Schwester hatte doch ein paar sehr böse laute Worte gesagt von einem »dummen ungeschickten Jungen«.

Und das laute Schelten einer ganzen fremden Gesellschaft über zu langes Warten hatte die Gräfin auch vernommen.

Die hatten wohl zehnerlei verschiedene Gerichte beim kleinen Stift bestellt.

O, der kleine Stift war heute aber auch so zerfahren! Heute fühlte er selbst, er tauge nichts. Nichts, nichts machte er ordentlich! Niemandem machte er's recht! Er war innerlich ganz geknickt.

Es war ihm nicht wohl heute. Die Angst, das schlechte Gewissen mochten wohl mit schuld daran sein, die stille Bangigkeit vor etwas Gefährlichem, Schlimmem, das ihm drohte von der Verandaecke aus, in der die Frau Gräfin saß und ihn mit ihren finstern Blicken verfolgte.

Wie der kleine, bange Stift zusammenzuckte, als ihn endlich, nachdem alle Leute ihr Abendbrot bekommen hatten, die Gräfin mit laut schallendem, strengem Tone zu sich rief!

»Was darf ich bringen?« fragte Franzl mit vor Angst und Mattigkeit ganz leiser Stimme.

Die Gräfin gab ihre Befehle um so lauter.

»Zwei gebratene Hühner!« rief sie mit ihrer Baßstimme in herrischem Tone.

Franzl horchte auf, als habe er nicht recht gehört.

»Zwei?« fragte er ganz verwirrt, schüchtern und leise.

Da schlug die Gräfin ungeduldig mit der Hand auf den Tisch. »Spreche ich denn nicht deutlich?« fuhr sie unwillig auf.

»Zwei Hühner!« wiederholte sie noch einmal langsam, laut, jede Silbe betont. »Zwei zarte, junge, sehr schöne, braungebratene Hühner. – Zwei Portionen Bratkartoffeln dazu,« fuhr sie fort, »und zwei Portionen feinstes Kompott!«

»Herrgott, das ist, weil sie gestern abend keinen Bissen gegessen hat!« dachte der sich langsam fassende Stift erschrocken.

»Zwei kleine Gläser frisches Bier dazu,« befahl die Gräfin ruhig weiter. »Und nun fix, so schnell wie möglich die ganze Geschichte. – – – Lauf!«

Da flog der Stift nur so davon.

»So!« sprach die Gräfin, und ihre Stimme nahm ihren schärfsten Kommandoton an, noch zwingender, als sie ihn je gehabt.

Eine Viertelstunde später war's. Der Franzl hatte eben ganz erschöpft die herrlichen Dinge alle von dem großen Speisebrett auf den blendend weiß gedeckten Tisch vor der stolzen Dame niedergesetzt.

»So!« rief sie laut noch einmal, und unter ihren finstern Brauen hervor blickte sie zum erstenmal mit einem vollen Blick ihrer überraschend hellblauen, klaren Augen dem ganz blaß gewordenen Stift ins ängstliche Gesicht. Diese Augen sahen ja aber aus wie der helle Sommerhimmel! Nein, wie freundlich, wie schön und gut!

»Und nun setze dich einmal zu mir her, mein Sohn! Lange dir das eine Huhn auf den Teller, den ich dir da nebst Messer und Gabel eben selber vom Büfett herausgeholt habe! Zerlege es dir in Ruhe! Nimm dir Kompott und Bratkartoffeln dazu, und iß alles auf! Dein Glas Bier laß dir auch dazu schmecken! – Nun?«

Der sprachlose, regungslos starrende Stift mußte mit diesem kräftigen »Nun?« erst richtig aufgerappelt werden, bis er den Ernst, die Wirklichkeit dieser Einladung richtig verstand.

Der kleinste Stift

Der kleinste Stift.

Ja, es war einfache Wahrheit! Er sollte sich neben die fremde Dame selbst an den Tisch setzen. Mit freundlichem, immer freundlicherem, immer gütigerem Blick forderte die Gastgeberin ihn auf – sie lachte jetzt; wer hätte das gedacht, daß die lachen könnte! – er solle teilnehmen, zur Hälfte teilnehmen an dem köstlichen Mahl, das er mit ängstlicher Sorgfalt in der Küche »nur recht, recht schön« bestellt, das er ängstlich, atemlos herangeschleppt hatte für die Gefürchtete!

Als er es endlich ganz richtig begriff, was von ihm verlangt wurde, war sein Gesicht ein einziges glänzendes, sonniges Lachen. Indem er einen ängstlichen Blick auf den Oberkellner warf, setzte er sich schüchtern und verlegen an die lockende Mahlzeit. Linkisch griff er zu. Aber ach, er hatte ja Hunger! Nun er zu essen anfing, merkte er erst so recht, daß er eigentlich ganz schwach war vor lauter Leere im Magen.

»Du hast seit heute mittag nichts gegessen, Junge!« rasselte die Dame, nachdem sie ihn lange heimlich freundlich angesehen hatte, plötzlich wieder mit rauher, heftiger Entrüstung.

Franzl stotterte etwas Undeutliches und nickte dabei; – er mußte es zugeben, es war so, wie die fremde Frau es sagte.

»Du hast dein Abendbrot verschenkt, gestern schon, vorgestern schon, heute wieder, dort an der Gartentür!« sagte sie ihm schroff und kurz ins Gesicht. »Ja, du armer Sünder,« fuhr sie fort, als sie sah, daß Franzl vor Schreck bei dieser Entdeckung Messer und Gabel aus der Hand legen und zu essen aufhören wollte, »das hilft nun nichts, das habe ich nun einmal entdeckt! Wer sind denn die drei kleinen Mätze, die sich da ihr Fütterchen von dir holen? Deine Geschwisterchen wohl, wie?«

Franz nickte bestürzt. O, was die alles wußte! »Mutter ist jetzt krank und kann den Kleinen nichts kochen!« flüsterte er verlegen zu seiner Entschuldigung. »Ach, sagen Sie's doch nur bitte dem Chef nicht und dem Wirt nicht! Das wär' schrecklich! Da verlör' ich meine Stelle! Wir sollen natürlich unser Abendbrot selber essen!«

Die Frau Gräfin schüttelte ernsthaft den Kopf.

»Nein, tröste dich nur, und iß jetzt ganz ruhig weiter und laß dir's schmecken wie ich! Mir schmeckt's heute abend auch ganz vorzüglich. Gestern abend um so weniger! Ich mag's nicht, daß so ein kleiner, dünner Kerl sich so abhetzt, und eine alte, dicke, große Frau soll sich dann Eier und Salat, die er herbeigeschleppt hat, ruhig schmecken lassen. Nein, brrr!«

Sie schüttelte sich bei dem Gedanken an das gestrige Abendbrot, die alte Frau Gräfin.

Wie das Stiftel sie erstaunter, immer erstaunter ansah von Minute zu Minute! Ihm war, als träume er.

Das Gute plötzlich, das Sattsein, das Gläsel Bier dazu, das Ausruhen nach dem atemlosen Gehetze! Wie einem Kind, das seine Mutter nach heißem, anstrengendem Tage ins weiche Bett gebracht hat, ward es ihm plötzlich zumute. Er war gar zu tief erschöpft, der kleine Kerl. Die Augen fielen ihm zu, während der Mund noch freundlich lächelte. Wie blaß, wie zart sah sein beim eifrigen Tagewerk so rotbäckiges kleines Gesicht da auf einmal aus! –

Als der kleine Stift am nächsten Morgen erwachte, lag er nicht in dem heißen, engen Dachkämmerchen des Waldrasthotels, nicht zwischen den sieben andern auf dem groben Leintuch über dem Stroh, sondern in einem hübschen Bett in einem richtigen kleinen, netten Hotelzimmer. Und aus dem Nebenzimmer trat eben mit einem Brett voll guter Frühstücksdinge in den Händen eine wohlbekannte Gestalt zu ihm ein.

Die Liese!

Hatte die ihn nicht gestern abend schon mit der Gräfin vereint zu Bett gebracht, ihn die Treppe mit ihr zusammen mehr hinaufgetragen als -geführt?

Undeutlich wußte er das freilich nur. Es ging ihm alles wunderlich im Kopf herum: die Erinnerung an alle Angst, die er gestern ausgestanden, an das gute Abendbrot, an die Frau Gräfin, an die Liese.

Aber die Liese setzte sich auf einen Stuhl neben seinem Bett und lachte selig übers ganze Gesicht.

War die nicht fortgeschickt worden? Nach Haus geschickt? Was wollte die hier? fragte sich im stillen der Stift.

»Ach Franzl, die Frau Gräfin, das ist ja ein Engel gegen uns beide, gegen dich und mich!«

Das war das erste, was die Liese deutlich hören ließ, und was der Franzl klar verstand. »Mich nimmt sie mit auf ihr schönes Gut und gibt mir so viel Lohn, daß ich Vater mehr als die Hälfte schicken kann. Erst aber soll ich mich erholen und ausruhen, sie hat's nicht mit ansehen können, wie ich mich hier plagen muß. Und du, Franzl, und du – –! Jetzt sollst du dich auch erst ein paar Tage ausruhen und pflegen lassen, weil du sehr runter bist, sehr erschöpft. Und dann –!«

Ja, das »Dann«, das hat die sogenannte grobe Gräfin, die da eben ins Zimmer trat, in einem langen, sehr lieben, sehr freundlichen Gespräch mit barscher Stimme, aber goldguten Worten mit dem Franzl selbst besprochen.

Sie hatte den kleinen Stift in allen diesen Tagen heimlich sehr genau beobachtet. Die Hauptsache, die sie über ihn erfahren wollte, wußte sie also schon. Sie fragte jetzt nur noch nach seiner Mutter, seinen Geschwistern, und ob er nicht eigentlich lieber etwas Tüchtiges lernen wollte, etwas andres als Kellner. Brave, junge Leute etwas Rechtes lernen und werden zu lassen, das sei ihre Hauptfreude im Leben. Sie sei nun auch gerade zufällig reich und dürfe sich diese Freude erlauben.

Da hat ihr der Franzl ganz vertrauensvoll gestanden, wie's um sein junges Herz aussah.

Ein großer Wunsch stand darin. Der hieß nicht gerade direkt Kellner sein.

»Brav und gut sein und der Mutter helfen auf irgend eine Weise,« hieß er.

Nun – da hat die »grobe Frau« die beste Art und Weise herausgefunden. Vorläufig wollte sie noch nicht sagen, was sie Schönes im Sinn hatte.

Aber Franzl und seine Mutter haben ihr vertraut. »Du Liebe, Gute, was du rätst und willst, das soll geschehen! Du wirst's schon recht machen!«


 << zurück weiter >>