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Junge Liebe

Ja, auch diese kleine Gesellschaft gehört hierher. Kinder ... und es wird strenge Leute geben, die bei ihrem Anblick bedenklich den Kopf schütteln: es gibt keine Kinder mehr! Dennoch, es sind Kinder, wahrscheinlich ganz unschuldige Kinder, die nicht wissen, daß ihr Augenspiel Koketterie genannt wird, daß ihr Lachen, Winken, Plaudern, ihre kleinen, zierlichen und gezierten Verstellungskünste schon das Vorspiel der Liebeskomödie ist, der sie entgegenreifen.

Kleine Mädchen, die spazieren gehen. Hinter ihnen Gymnasiasten in den Flegeljahren. Verwogen und schüchtern, tapfer und verzagt, und hartnäckig in jener Übung, der man jeden Moment einen Schein von Unabsichtlichkeit geben kann: im Nachsteigen. So zwei kleine halbwüchsige junge Dinger schleifen ihre jungen, halbwüchsigen Bewunderer stundenlang durch den Prater hinter sich her. Das nennen sie dann: spazieren gehen. Und so zwei schüchterne, entschlossene Gymnasiasten rennen wie gebannt hinter den kleinen Mädeln her, stundenlang, unermüdlich. Sie brauchen nichts miteinander zu sprechen. Und sie verstehen sich doch. Frühlingserwachen ...

Hier feiern junge Schönheiten ihre ersten Erfolge. Angehende Koketten erleben ihre ersten Triumphe. Künftige Flatterherzen begehen hier ihre erste Untreue. Heranreifende Don Juans üben sich hier in frühen Verführungskünsten. Hier gibt es List und Vertrauen, Falschheit und Hingabe, ganz wie bei den Großen.

Hier gibt es Schmerzen, Enttäuschungen und in all der kindlichen Unerfahrenheit, bittere Erfahrungen. Zwölfjährige Mädchen seufzen: »Ich werde keinem Mann mehr etwas glauben!« Vierzehnjährige Buben rufen ironisch: »Hör' mir mit den Weibern auf!« Wenn sie dann abends müde, den Kinderschlaf in den Augen, zu Hause sitzen, ist alles vergessen. Und wenn die Eltern sie fragen: »Wo warst du?« antworten sie unschuldig und einfach: »Spazieren ...«