Gerhard Rohlfs
Quer durch Afrika
Gerhard Rohlfs

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Ich hatte meine Diener nach und nach entlassen und nur den treuen Hammed, den Marokkaner, und den Negerknaben Noël, der sich kräftig entwickelte, bei mir behalten. Mohammed Gatroni, bei dem sich das Alter sehr fühlbar zu machen begann, sollte mich noch bis Magommeri begleiten, von da aber nach Kuka zurückkehren, um zwei von dem Dug-ma für mich in Verwahrung genommene Kisten, meine gesammelten Mineralien und Sämereien, die mir vom Sultan geschenkten Proben der Bornuer Kunstindustrie und andere für die Reise entbehrliche Gegenstände enthaltend, mit der großen Karawane, die zu Ende des Rhamadan von Bornu abzugehen pflegt, nach Fesan zu bringen und sie dort zur Weiterbeförderung nach Tripolis und Europa zu übergeben. Außerdem bildeten mein Gefolge ein berittener Kam-mai-be mit zwei Leuten, den mir der Sultan, und zwei Sklaven, die mir der Alamino in Kuka zur Verfügung gestellt. Zu den zwei Pferden, die ich besaß, hatte ich mir ein drittes nebst zwei Lastochsen gekauft und statt meines großen Zeltes ein kleineres anfertigen lassen, das für die verminderten Reiseeffekten genügenden Raum bot.

Die Physiognomie der Landschaft war, seit ich sie das letztemal durchzogen hatte, eine völlig andere geworden. Das frischgrüne Gras war in dürres Stroh verwandelt, und der herrschende Wüstenwind hatte alle Vegetation, auch die immergrünen Büsche, mit grauem Staub bedeckt. Gegen Abend kehrten wir in Hadj-Aba ein, wo ich diesmal recht gastlich aufgenommen, auch nicht von den Flöhen gepeinigt wurde; denn einen Monat nach der Regenzeit verschwinden sowohl die Flöhe wie die Moskitos und Schnaken, ausgenommen in der unmittelbaren Nähe von stehendem Wasser.

In der Nacht kühlte sich die Temperatur bedeutend ab, und morgens vor Sonnenaufgang sank das Thermometer bis auf +10 Grad, was mir um so empfindlicher war, als in dem von Mauern und Bäumen geschützten Kuka die Temperatur nie unter +15 Grad herabging. Der Weg führte nun in südwestlicher Richtung durch einen dichten Wald, dessen Laub ebenfalls teils grau gefärbt war, teils verdorrt am Boden lag. Alle Vögel, bis auf einzelne Tauben, Sperlinge, Raben und einen oder den anderen größeren Raubvogel, hatten den schon ganz und gar ausgetrockneten Wald verlassen; kein Perlhuhn sah ich mehr durch die Büsche schlüpfen. Nachdem um elf Uhr an dem Brunnen Uom-eri unser Vieh getränkt worden war, lenkten wir gerade südlich vom Weg ab, um in dem Dorf Kasaroa zu lagern, das wir um zwei Uhr erreichten. Merkwürdigerweise gab es hier noch sehr viele Flöhe, obgleich der Ort kein Wasser hatte, sogar der nächste Brunnen eine Stunde weit entfernt war. Ich ließ mir mein Zelt aufschlagen und schickte die Leute mit den Ochsen und Pferden an den Brunnen, um die Tiere zu tränken und die Schläuche zu füllen.

Am folgenden Tag wurde erst um halb neun Uhr aufgebrochen. Die Nacht war noch kälter gewesen als die vorige, das Thermometer sank bis auf +7 Grad. Dagegen fiel jetzt in der Nacht kein Tau trotz der Nähe des Tschad-Sees, dessen Wasser doch um diese Zeit noch unvermindert hoch steht; es ist eben der Staub der Wüste, welcher nun der Luft alle Feuchtigkeit nimmt. Immer in sandiger, dichtbewaldeter Ebene weiterziehend, gelangten wir an den Brunnen Karangua, der eine Tiefe von hundert Fuß hat. In einem der nächsten Dörfer wollte ich um ein Uhr lagern lassen, aber die Besitzerin desselben, eine dicke Negerin, die früher Sklavin im Harem des Schich el-Kanemi gewesen war, gab vor, es sei kein Brunnen in den Ort, und riet uns, lieber nach dem eine halbe Stunde rechts vom Weg liegenden Dorf Toe zu gehen. Der Billa-ma (Ortsvorsteher) von Toe nahm mich sehr freundlich auf, ja, er war so aufmerksam, daß er meine Hütte mit hohen Matten umgeben ließ zum Schutz gegen die Kälte, die seinem Gefühl schon fast unerträglich erschien. Die Bewohner dieses Ortes, wie aller anderen Orte zwischen hier und Kuka, sind Kanembu, d. h. Abkömmlinge der Bewohner Kanems, und mit dem Vater des jetzigen Sultans von Kanem nach Bornu übergesiedelt. Die Dörfer südlich von Toe aber haben eine aus Schua, Kanuri und Gamergu gemischte Bevölkerung, und zwar bilden letztere, Vettern der Uandala, welche selbst wieder mit dem Kanuri- und Kanembu-Stamm nah verwandt sind, die überwiegende Zahl.

Am 16. Dezember rückten wir früh um sieben Uhr aus. Nachdem wir wieder auf den Weg eingelenkt, wurde dieselbe Richtung wie am vorigen Tag verfolgt. Je weiter wir vordringen, desto dichter wird der Wald, obgleich die hohen Bäume nur durch die schwarzschattige Tamarinde vertreten sind. Eine Stunde von Toe liegt noch ein kleiner Ort, der ebenfalls Toe heißt, etwas links vom Weg, dann hört jede Spur von Anbau auf. Dagegen ist der Wald wieder reich mit Tieren bevölkert: Herden von Wildschweinen stürzten mit krachendem Geräusch durch die Büsche; Gazellen und Antilopen weideten zur Seite des Weges, ohne sich durch unser Herannahen verscheuchen zu lassen; das kleine Ichneumon eilte von einem Schlupfwinkel zum anderen; hier zeigten sich auch wieder große Ketten Perlhühner und viele andere, meist buntgefiederte Vögel, darunter der Pfefferfresser mit seinem langen krummen Schnabel. Auf der breiten Straße, die durch diesen Wald führt, kamen mehrere Karawanen sowie einzelne Wanderer an uns vorüber. Gegen ein Uhr waren meine Kräfte wieder dermaßen erschöpft, daß ich mich nicht länger auf dem Pferd zu halten vermochte. Unter dem schirmenden Blätterdach einer dichtlaubigen Tamarinde ließ ich Rast machen. Eine Tasse Kaffee, etwas Zwieback, Koltsche und Datteln, welches Frühstück mit Ausnahme des Kaffees meine Leute mit mir teilten, und eine Stunde Ruhe frischten die Lebensgeister wieder auf, und so konnte ich noch bis zu dem eineinhalb Stunden entfernten Dorf Mogur reiten, wo das Lager aufgeschlagen wurde.

Am folgenden Morgen fühlte ich mich wohler. Wir setzten um sieben Uhr unseren Marsch fort. Der Wald wurde nun weniger dicht, besonders das Unterholz, und obgleich die Bäume zur Hälfte ihr Laub verloren hatten, ließ sich doch erkennen, daß die Vegetation sich hier zu ändern beginnt. Ebenso werden Veränderungen in der Tierwelt bemerkbar. Es erscheinen neue Vogelarten, viele von schönen Farben und Formen; sehr zahlreich sind namentlich die Langschnäbler und Langschwänzer. Als Nachtlager war das Dorf Mule bestimmt. Der Ort bestand nur aus drei Hütten. Hier im Süden Bornus haben die Hütten eine von der im Norden gebräuchlichen schon erheblich abweichende Form, indem die Wände aus grob geflochtenen Matten mit Moro-Stroh überwölbt sind. Im allgemeinen habe ich die Bemerkung gemacht, daß vom Inneren Afrikas nach der Küste zu die Bauart der Hütten sich allmählich immer mehr vervollkommnet, bis sie zuletzt ganz in den Häuserstil übergeht. Nochmals sei übrigens bei der Gelegenheit wiederholt, daß alle von Kanuri und Kanembu erbauten Orte bei weitem reinlicher, wohnlicher und gefälliger aussehen als die Dörfer der Schua-Araber, denen eben jeglicher Sinn für Komfort und Sauberkeit abgeht. Man bewirtete uns in Mule mit Perlhühnern, die hier in Schlingen gefangen werden. Nebst den Hühnern halten die Eingeborenen Ratten für den feinsten Leckerbissen, daher sie ihnen mit Fallen eifrig nachstellen.

Ein dreistündiger Marsch in südwestlicher Richtung teils durch Wald, teils zwischen Feldern und an einer Reihe kleiner Ortschaften vorbei brachte uns am anderen Tag vormittags um zehn Uhr nach Magommeri, dem Sitz und Eigentum des Alamino. Noch ehe die Hütten des Ortes sichtbar wurden, vernahmen wir den Schall der großen Trommel, die Tag und Nacht vor dem Haus des Gutsherrn von Magommeri geschlagen wird. Zugleich begegnete uns ein Trupp festlich angetaner Reiter, von einem Schmaus und Reiterspiel heimkehrend, wozu sie vom Alamino zur Feier der Beschneidung seines jüngsten Sohnes geladen waren. Ich hatte mich tags zuvor durch einen Boten bei demselben anmelden lassen; er schickte uns daher zwei gepanzerte Reiter entgegen, die mich in seinem Namen begrüßten und uns in die bereitgehaltene Wohnung geleiteten. Es war ein großes mit Matten umfriedetes Gehöft, eigens, wie es schien, zum Funduk (Gastherberge) eingerichtet.

Kaum waren wir unter Dach, so erschien ein Diener des Alamino und lud mich ein, sogleich mit zu seinem Herrn zu kommen. Ohne Zögern folgte ich. Die herrschaftliche Wohnung, ziemlich entfernt von dem Funduk, ist sehr weitläufig, sie nimmt fast die ganze nördliche Hälfte des Ortes ein. Man hieß mich in einen großen Vorhof treten, in dem viele Männer um ein mit türkischen Teppichen verhängtes Bettgestell aus Palmenholz im Sand hockten, die auf Einlaß zu warten schienen. Hier nahm mich ein anderer Diener in Empfang und führte mich zu einem der inneren Höfe. Inmitten desselben unter einem schön belaubten Kornu-Baum lag der Herr des Hauses, in eine einfache schwarze Kulgu gekleidet und von rings aufgehäuftem Reisegepäck umgeben. Nachdem er mich herzlich willkommen geheißen hatte, sagte er mir, er sei im Begriff, sich nach Kuka zu begeben, um die Ränke seiner Feinde und Neider am Hof zu hintertreiben; er habe aber meinetwegen die Reise verschoben, denn er wisse, daß es ihm der Sultan sehr übelnehmen würde, wenn er mich nicht selbst auf seinem Territorium gastfreundlich bewirtet hätte, und er hoffe, ich werde ein paar Tage in Magommeri verweilen. Da ich ohnedies der Ruhe bedurfte, auch an meiner Ausrüstung mehreres zu ordnen und zu vervollständigen hatte, gab ich ihm die gewünschte Zusage. Hierauf erkundigte er sich, was es Neues in Kuka gebe, und es entschlüpfte ihm dabei die Frage: »Wie hoch stehen jetzt dort die Preise?« Doch ohne meine Antwort abzuwarten, fuhr er fort: »Verzeih! Ich vergaß, daß ihr euch um dergleichen nicht bekümmert, da ihr nicht um zu kaufen oder zu verkaufen in unser Land kommt, wie die Araber und Berber, sondern nur hier euer Geld ausgebt.« »Oh«, erwiderte ich, »du bist im Irrtum, wenn du glaubst, alle Christen seien reichlich mit Geld versehen. Ich selbst war genötigt, wie du wohl gehört haben wirst, ein Darlehen in Kuka aufzunehmen, und sinne und sorge nun beständig, ob ich mit meinem Geld bis an das große Meer ausreichen werde.« »Gott wird schon helfen!« tröstete er. »Geh nur vorerst in deine Herberge und stärke dich mit den Speisen, die ich inzwischen hingeschickt.«

In meine Herberge zurückgekehrt, fand ich einen lächerlichen Überfluß von Speisen und Lebensmitteln vor: ein fettes Schaf, ein paar Dutzend Hühner, mehrere Krüge Butter und Honig, einen Korb voll Eier, große Schüsseln mit Reis, andere mit gebratenen Perlhühnern und mit Giraffenfleisch. Zu dem Fest am Tag vorher war nämlich außer vielen Schafen, Kühen und Hühnern auch eine riesige Giraffe geschlachtet worden; das Tier lieferte nach Aussage der Diener nicht weniger als sechs Kamelladungen Fleisch, jede von fünf Zentner Gewicht, und noch an den aufgehäuften Knochen, die mir später gezeigt wurden, konnte man seine ungeheure Größe ermessen.

Als Gegengeschenk übersandte ich meinem splendiden Wirt drei rote Mützen, Pulver, Zündhütchen, Schreibpapier und nebst anderen Kleinigkeiten fünfundzwanzig Pfund Datteln und fünf Pfund Zuckermandeln. Letztere, welche die Bornuer wie alles Süße sehr lieben, hatte ich in Kuka von der aus Fesan gekommenen Karawane gekauft. Da der Alamino schon früher mehrmals von mir beschenkt worden war, unter anderem mit einer Doppelflinte, so hatte er diesmal, wie er mir wenigstens versicherte, nichts erwartet und zeigte sich daher sehr befriedigt von der verhältnismäßig geringen Gabe.

Nachmittags fand vor seinem Haus eine Fortsetzung des gestrigen Festes statt. Mehrere hundert Männer zu Pferd, die meisten in bunter Festkleidung, andere halb nackt und einen langen Speer in der Hand schwingend, übten wetteifernd ihre Reiterkünste, in denen die Kanuri es wohl mit allen Pferde züchtenden Nationen aufnehmen können, jedenfalls aber den Arabern und Berbern weit überlegen sind.

Anderentags machte ich einen Ritt durch das Dorf. Magommeri, recht hübsch auf einer kleinen Anhöhe gelegen, hat gegen viertausend Einwohner, sämtlich Sklaven oder Leute des Alamino, und eine entsprechende Zahl von Hütten. In dem umzäunten Hof vor jeder Hütte weiden ein oder zwei Pferde, mit welchen die männlichen Bewohner ihrem Herrn auf seinen Razzien zu folgen haben. Durch den ganzen Ort gewähren angepflanzte Bäume wohltuenden Schatten. Die nächste Umgegend ist etwas gewellt und mit Gruppen herrlicher Tamarindenbäume bewachsen.

Auf meinen Wunsch ließ mich der Alamino von einem seiner Eunuchen in den Räumen seiner ausgedehnten Behausung umherführen. Durch mehrere kleine Höfe, wo Sklavenkinder, Gazellen, Hühner und Perlhühner durcheinander liefen, kam ich in einen großen Hof mit drei der umfänglichsten Hütten, die ich je gesehen. Es ist die Küche für den aus mehr als fünfhundert Köpfen bestehenden Haushalt. Eine Menge junger und alter Weiber waren mit Zurichtung und Kochen der Speisen beschäftigt. Sie säuberten das Getreide von Kleie, stampften es in hölzernen Mörsern nach dem Takt eines eintönigen Negergesangs oder rieben es auf Granitsteinen zu Mehl, kneteten Brot auf hingebreiteten Ziegenfellen, reinigten Honig vom Wachs und setzten die kolossalen Giddra (tönerne Töpfe) ans Feuer. Außer dieser Küche für das Hauspersonal und die täglichen Kostgänger gibt es noch einen besonderen Küchenraum, in dem für den Alamino selbst, seinen Harem und seine vornehmen Gäste gekocht wird.

Wieder durch verschiedene Höfe gelangte ich in den Straußenhof, einen umschlossenen länglichen Raum, der dreißig Straußenweibchen und einem Männchen zum Tummelplatz und zur Brutstätte diente. Die Tiere werden behufs Gewinnung der Federn, die man ihnen einmal im Jahr ausrupft, auf dem Hof gezüchtet; alle dreißig von einem Männchen stammend, waren hier in der Gefangenschaft ausgebrütet und großgezogen worden. Mein Führer zeigte mir in dem weißen Sand sieben Löcher, jedes mit fünfundzwanzig bis dreißig Eiern, und belehrte mich, daß die Bruthennen ihre Eier am Tag frei liegen lassen und sie nur des Nachts bebrüten. Als Nahrung erhalten sie allerlei Fleischabfälle, Gras, Kräuter und mit Wasser getränkte Kleie. Obwohl die Straußenzucht bei dem hohen Preis, mit dem die Federn bezahlt werden, sicher einen sehr lohnenden Ertrag liefern muß, war dies die einzige, die ich auf meinen Reisen in Afrika angetroffen habe. In Kuka und anderen Ortschaften Bornus laufen zwar einzelne Strauße zahm auf den Straßen herum, aber von einer eigentlichen Zucht und Pflege habe ich nirgends etwas bemerkt. Der Strauß, strutio camellus, ist, wenn jung eingefangen, leicht zu zähmen und gewöhnt sich sogar an den Menschen. Im wilden Zustand lebt er meist von Vegetabilien, doch verschmäht er auch animalische Nahrung nicht; in seinem Magen und den Exkrementen finden sich sowohl Pflanzenreste als kleine Knochen, Teilchen von Eidechsen, Heuschrecken und anderen Tieren. Merkwürdig ist, daß die Weibchen, besonders in der Wüste, eine Anzahl ihrer Eier außerhalb des Sandnestes legen und nicht mit den anderen bebrüten. Diese unausgebrütet bleibenden Eier dienen der jungen Brut zur Nahrung, solange sie nicht wie die Alten in raschem Lauf weite Strecken durchmessen kann, um sich selbst das nötige Futter zu suchen.

Zuletzt wurde ich in die Höfe geführt, welche die Rüst- und Waffenkammern sowie die Vorratshäuser für die Lebensmittel umschließen. Jene enthielten Lanzen, Wurfspieße, Köcher voll vergifteter Pfeile, Panzer, Schilde von verschiedener Form und aus verschiedenen Stoffen, vom schweren ledernen bis zum leichten aus Stroh geflochtenen; ferner Sättel und wattierte Überzüge für die Pferde – wohl zur Armierung von tausend Reitern ausreichend. Die Vorratshäuser waren angefüllt mit Töpfen voll Honig und ausgehöhlten Kürbissen voll Butter. Alles Getreide aber lagerte in aus Matten geflochtenen Körben im Freien, damit die Würmer nicht hineinkommen; nur während der Regenzeit wird es zum Schutz gegen Feuchtigkeit und Schimmel in Türmen von Ton aufbewahrt.

Nach Beendigung meines Rundgangs ließ der Alamino eine Zibetkatze bringen, um mir das Ausleeren der Moschusdrüse zu zeigen. Die Katze befand sich in einem engen Käfig. Durch dessen Gitter wurde eine Stange gesteckt und das Tier damit eine Zeitlang gereizt. Hierauf packte ein Mann den Schwanz der Katze, zog ihre beiden Hinterbeine durch die Stäbe des Käfigs, quetschte die Drüse stark mit der Hand, stülpte sie um und schabte mit einem eifenbeinernen Stäbchen das stinkende weißliche Fett heraus. Dann wurde die Drüse mit Butter eingeschmiert und der Hinterkörper des gequälten Tieres wieder in den Käfig gezwängt. Das gewonnene Fett tat man in eine kleine lederne Büchse; es färbt sich nach einigen Tagen rötlich und wird mit der Zeit immer dunkler. Bei uns hat man das Zibetfett durch Bibergeil ersetzt, bei den Mohammedanern aber ist es das beliebteste Parfum. Die Zibetkatze, viverra civetta, erreicht eine Länge von ungefähr zwei Fuß, ohne den Schwanz, der die gleiche Länge hat, ihr Kopf ist rundlich, die Schnauze spitz, ähnlich der des Fuchses. Das weiße Fell hat dunkelgraue Streifen, die von einer schwarzen über den Rücken verlaufenden Borste oder Mähne ausgehen, aber den Bauch weiß lassen. In der Freiheit geht die Zibetkatze nur des Nachts auf Raub aus, daher sie auch im Käfig während der Nachtstunden wie toll umherspringt. Man füttert sie mit Hühnern, Kröten und anderen kleinen lebendigen Tieren, denn sie frißt, wie behauptet wird, kein geschlachtetes Fleisch.

Am dritten Tag machte ich mich zur Weiterreise fertig. Der Alamino, der mir fortwährend ungeheure Quantitäten von Speisen schickte, hatte mich gebeten, einen Brief an den Sultan Omar zu schicken, worin ich die in Magommeri gefundene Aufnahme und Bewirtung rühmte, und ich erfüllte gern seinen Wunsch. Ich tauschte von ihm gegen ein Pferd, die beiden Lastochsen und eine einläufige Flinte ein Kamel ein und ließ ihm, um das Gepäck noch mehr zu erleichtern, meine Matratze und einen Teppich zurück, mit der Bitte, er möge die beiden Gegenstände anderen, nach mir kommenden Reisenden zur Benutzung überlassen. Beim Abschied erteilte er mir durch seinen Fakih den Segen zur Reise.


 << zurück weiter >>