Georg Queri
Bauernerotik und Bauernfehme in Oberbayern
Georg Queri

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Treiben zu Miesbach vom 7. zum 8. Oktober 1895

Zon erschtn wäma mit dö kloan Lumpen ofanga,
Dö Groußn werma nacha späta dalanga,
Drum däfma an Polizeidiana X. nit vogössn,
Dös is koa guata und wa auf oi Menscha vosössn,
Dä Spitzbua thuat nix ois d Leut eihö taucha
Und zum Meineid schwörn
Kundn a Jedwödena braucha.
Vo dein foisch schwörn do nimm di in acht,
Schinst kos leicht a moi sei,
Daß fürchtali kracht.
(Zum ersten werden wir mit den kleinen Lumpen anfangen,
die großen werden wir dann später erwischen:
drum dürfen wir den Polizeidiener X. nicht vergessen,
der ist kein guter und wär auf alle Menscher versessen;
der Spitzbub tut nichts, als die Leute hineintauchen,
und zum Meineidschwören
könnte ihn ein jeder gebrauchen.
Vor deinem falschen Schwören, da nimm dich in acht!
Sonst könnt's leicht einmal sein,
daß es fürchterlich kracht!)
Da größte Spitzbua und Schwindla
Is da N.-Klachö X. voro,
Weira gar so Schuin macha ko.
Wenn da meineidi Hund z Miesba no länga existiert,
dös sangma durchaus,
Nacha schwimma dö Herrn Miesböcka mit den hundshäutern X.
Auf der Schlierer obaus.
Da X. dä Lump is sonst a no a guata Patro,
Wei der Saustier an Bettelweiban
A Kin macha ko.
Da Spitzbua da schlecht,
D Religio und s Ehrgefühl fürn Mitmenschn
Dös hota vogössn,
Ea sagt, ös geht nimma lang her,
Is dös ganz Bezirksamt aufgfrössn.
(Der größte Spitzbub und Schwindler
ist der N.-Kerl X. voran,
weil er gar so Schulden machen kann.
Wenn der meineidige Hund in Miesbach noch länger existiert,
das sagen wir frischaus,
dann schwimmen die Herrn Miesbacher mit dem hundshäutigen X.
auf der Schlierach weg.
Der X., der Lump, ist auch sonst noch ein guter Patron,
weil der Saustier den Bettelweibern
ein Kind machen kann.
Der Spitzbub', der schlechte,
die Religion und das Ehrgefühl für den Mitmenschen,
das hat er vergessen;
er sagt, es geht nicht mehr lang' her,
dann ist das ganze Bezirksamt aufgefressen.)
Jetz müassma an X. vo M. hernehma,
Vo dem Saustia wöad vom vögln was köma
Der Lump hat a dö recht Quintn
Da vöglt Betlweiba oisam vo hintn.
Vor 2 Jahr hat a Nandana a Kind gmacht,
Da Huarnstingl da schlecht
Und wena noamoi dös thuad,
Wiad jahm da Beudl wegschnidn
Dös is ja ganz recht.
(Jetzt müssen wir den X. von M. hernehmen,
von dem Saustier wird vom Vögeln was kommen;
der Lump hat auch die richtigen Finessen:
der vögelt die Bettelweiber alle von hinten.
Vor 2 Jahren hat er einer anderen ein Kind gemacht,
der Hurenkerl, der schlechte,
und wenn er das noch einmal tut,
wird ihm der Beutel weggeschnitten,
das geschieht ihm ganz recht.)
Da Y. vo M. da Saukerl da schlecht
Dea war grad fürn Doifi
Zu an Untafutta recht,
Zum X.-Bauern gehta ausi zu da Sternguckerei
Do kimts jahm vo sein'm Sauklachei glei.
Mit seina Ehrlikeit is a a ganz schlechta Kerl,
Dös wissma gwiß,
Weia mit da Z. sein'm Samigehid
Zum Vögln auf Münga nei is,
Da Huarnstingl, da hata jahm traut
Und hat dös unschudi Gehid
Bei dö Schnoina schö sauba vohaut.
(Der Y. von M., der Saukerl, der schlechte,
der wär' gerade für den Teufel
zu einem Unterfutter recht;
Zum X.-Bauern geht er hinaus zu der Sternguckerei;
da kommt es ihm aus seinem Penis gleich.
In puncto Ehrlichkeit ist er auch ein ganz schlechter Kerl,
das wissen wir gewiß,
weil er mit dem von der Z. gesammelten Geld
zum Vögeln nach München [hinein] ist.
Der Hurenkerl, da hat er sich getraut
und hat das unschuldige Geld
bei den Huren schön sauber verputzt.)
Jatzt köma zwoa Bergwerksdirektor,
Da X. und da Y.
I komma nid denka,
Warum dö a Nieda in d' Luft sprenga will.
Vorigs Jahr hat ma z'Miaschba koa bis nix g'acht
Ham dö Mordbrenna aus drithalb Zentna Pulva
A Himmifahrt gmacht.
An Bergwerksvowoita
Denk i jatzt a no grad dro
Dä hot as Volöshaus
Pulva und Dynamit eihö do.
(Jetzt kommen zwei Bergwerksdirektoren,
der X. und der Y.
Ich kann es nicht verstehen,
warum diese ein jeder in die Luft sprengen will!
Voriges Jahr hat man in Miesbach nicht im entferntesten daran gedacht,
da haben diese Mordbrenner aus 2½ Zentnern Pulver
eine Himmelfahrt gemacht.
An den Bergwerksverwalter
denke ich jetzt auch noch gerade dran:
der hat in das Vorlesehaus
Pulver und Dynamit hineingetan.)
Da X., dä tuazi um d Habara gar a so kümmern,
Für jahm wa ja viel gscheida,
A dat z Münga koani Kinda zsamzimmarn.
Aba mia Habara
Mia wärn jahm s Kindamacha schön sauba austreim
Wena nid aufhört, laßt ma jahm am Frühjahr
Mit dö Hengstn an Beudl wögschnein.
Du Saukerl, du gscherda, loß dei Kindamacha sei,
Sunst kimmst um dein Beudl
Und kriagst d' Franzosen no drei.
(Der X., der tut sich um die Haberer gar so kümmern,
für ihn wär' ja viel gescheidter,
er tät in München keine Kinder zusammenzimmern;
aber wir Haberer,
wir werden ihm das Kindermachen schön sauber austreiben,
wenn er nicht aufhört, lassen wir ihm im Frühjahr
mit den Hengsten den Beutel wegschneiden.
Du Saukerl, du bäuerischer, laß dein Kindermachen sein,
sonst verlierst du deine Hoden,
und bekommst noch die Franzosen hinein.)
Jatz müassma an X. vo Lichtenau hernehma,
Dä mächt a dö Bauern oisam aufhänga.
Bei dem war a gscheida,
Ä dat mit dö Vereinsgehida bössa sparn,
Ois so saudumm im Handl umananda z fahrn.
Da Hami da geschwoin hat 100 Stuck Viech
Dös döfma nöt vogössn,
Und seini Dienstbotn dö giebta
Lauta Schuachschmiern zum Frössn.
(Jetzt müssen wir den X. von Lichtenau hernehmen,
der möchte auch die Bauern alle zusammen aufhängen.
Bei dem wär' auch gescheiter,
er tät mit den Vereinsgeldern besser sparen,
als so saudumm im Handel umherzufahren.
Der Hammel, der aufgeblasene, hat 100 Stück Vieh,
das darf man nicht vergessen,
und seinen Dienstboten, denen gibt er
lauter Schuhschmiere zu essen.)
An Oberamtsrichter sein Kamin
Däfma j atz a a weni köhrn,
Bei dem müassn d Schandarm und da Polizeidiana
Öfta an foischn Eid schwörn.
Und wenn oana zwegn jahm uschuidi verurteilt wird,
Da liegt jahm ja gar nix dro,
Ea sagt da koni grad lacha,
I bi und bleib a parteiischer Mo.
(Den Kamin vom Oberamtsrichter
dürfen wir auch ein wenig kehren:
bei dem müssen die Gendarmen und der Polizeidiener
öfter einen falschen Eid schwören.
Und wenn einer seinetwegen unschuldig verurteilt wird,
da liegt ihm ja gar nichts daran;
er sagt: da kann ich nur lachen –
ich bin und bleib' ein parteiischer Mann.)
An X. kinma a nöt vogössn,
Da is auf dö schön Diandl sakrisch vosössn.
Den hama a scho dawischt,
Wia bei da Y. zwischn der Gritl hat gfischt.
Wenn sö sölle Manna nit schama,
Was müassma nacha mit dö lödinga ofanga?
(Den X. können wir auch nicht vergessen,
der ist auf die schönen Dirndln sakrisch versessen:
den haben wir auch schon ertappt,
wie er bei der Y. zwischen die Voze gefischt hat.
Wenn sich solche Männer nicht schämen,
was müssen wir denn dann mit den Ledigen anfangen?)
A Huarnstingl is a scho da X. vorahjn.
Bei dem ko si koa Magd a nimma hain,
Boi da sei Huararei nöt aufgeit,
Nacha wähd jahm der Vicharzt gschickt,
Daß a jahm an Beudl wegschneid.
(Ein Hurenstingel ist auch schon der X. vor allen;
bei dem kann sich keine Magd auch nimmer halten –
wenn der seine Hurerei nicht aufgibt,
dann wird ihm der Tierarzt geschickt,
daß er ihm den Beutel wegschneidet.)
Zum Schluß hama no fürn X. wos z singa,
Weiha oiwei sei Tochta duat springa.
Dä Huanstingl dä schlecht
A hat zwar sehim a schös Wei,
Aba danächst haman darodn,
Wiara sei Tochta hat gvöglt drin a da Kasarei.
Wenma aufs Jahr dann auf Gmund eini dan köma,
Nacha wehrma den Hami scho extri hernehma.
(Zum Schluß haben wir noch für den X. was zu singen:
weil er immer seine Tochter tut springen.
Der Hurenstingel, der schlechte,
der hätte zwar selber ein schönes Weib,
aber kürzlich haben wir ihn ertappt,
wie er seine Tochter drinnen in der Käserei gevögelt hat.)

Das Treiben brachte für den Bezirksamtmann folgenden Nachtrag:

Wen ma das aufrichti dan sagn,
Wen ma wieda a moi Haberfehi treim,
Darfst mit dein damischn Köpfi a dahoam bleim.
Den dassma das sagt und richti erklärt,
Nit daß wieda weng deina Dumheit
An Schandarm da Beudl weggschossn werd.
Denn d Habara dö san bei da Schnei
Und scheuchn a so a Bezirksamtmandl
Und a fufzg Schandarmi a nit glei.
(Wenn wir dir's aufrichtig tun sagen:
wenn wir wieder einmal Haberfeld treiben,
darfst du mit deinem dämlichen Kopf daheimbleiben.
Denn daß man dirs sagt und richtig erklärt:
nicht daß wieder wegen deiner Dummheit
einem Gendarmen die Hoden weggeschossen werden.
Denn die Haberer, die sind bei Schneid!
Und fürchten so ein Bezirksamtmännchen
und ihrer fünfzig Gendarmen auch nicht gleich!)

Nach der Aufzählung der um das Treiben verdienten Personen (selbstverständlich mit fingierten Namen) wenden sich die Haberer mit ziemlicher Schärfe gegen den Erzbischof:

An Erzbischof vo Münga
Kints ins a no schö grüaßn.
Mia dadn jahm rathn ä soid d Spitzbuam und d Raba
Und nit Habra vo da Kircha auschliaßn.
Denn d Habra sahn ehrligi Leud,
Wo a gwiß nie nix hot gfeid,
Seine Lebtag hat a koana nix gestohin,
Daß uns da Doifi thuat hoin.
Denn es liegt uns zwar an den Ausschluß a nit viel dro,
Denn bei ins Habara
Glabt ja a nit ei den Schwefi und dös Koi
Da dummgößt Mo.
(Den Erzbischof von München
könnt ihr uns auch noch schön grüßen,
wir täten ihm raten, er sollte die Spitzbuben und Räuber,
und nicht die Haberer von der Kirche ausschließen.
Denn die Haberer sind ehrliche Leute,
bei denen gewiß nie etwas gefehlt hat,
seiner Lebtage hat noch keiner was gestohlen,
drum fürchten wir uns auch nicht,
daß uns der Teufel tut holen;
denn es liegt uns zwar an dem Ausschluß auch nicht viel dran,
denn bei uns Haberern
glaubt ja auch nicht an den Schwefel und den Kohl
der dümmste Mann!)

(Zum Schluß ein Hoch auf den Prinzregenten.)


 << zurück weiter >>