Georg Queri
Bauernerotik und Bauernfehme in Oberbayern
Georg Queri

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Treiben in der Valley vom 16. zum 17. September 1897

        Ös hot woi oiwei ghoaßn
dasma ihns it ad Valley zuawj dan wong,
Aba jatz sama do scho do
dasma eng d Worat song.
Den des lost si da Kaisa Karl it gfoin
Was do glumbt wäd vo de Ehbrecha Spizbuam und Schnoin.
Mir hom de Laid scho efta afgfodat
Si soin si bekean,
Awa des hams it do,
Drum müassmas heid effentli hean.
D Schadarm und hohn Hean warn ihns do garit z schlauch,
Und akema lasman äscht rächd it
Den tausandjäringa Brauch.
D Schadarm müsma a no warna
Das it zuahj dan schiaßn,
Sischt kundn leicht an ötli ad Ewikeit müassn,
Denn mir ham a guidi Bixn Puiva und Blei
und san dabei sichane Schützn.
So laid jatz hobts no kloani Geduhid mia san no guat ada Zeit,
Na wämas glei sehgn
was fürj Schbitzbuam und Huanstingl das geit.
(Es hat wohl alleweil geheißen,
Daß wir uns nicht nach der Valley zu täten wagen,
aber jetzt sind wir doch schon da,
daß wir Euch die Wahrheit sagen.
Denn das läßt sich der Kaiser Karl nicht gefallen,
was da gelumpt wird von den Ehebrechern, Spitzbuben und Schnallen [Huren];
wir haben die Leute schon öfter aufgefordert,
sie sollen sich bekehren,
aber das haben sie nicht getan,
drum müssen wir's heute öffentlich hören.
Die Gendarmen und hohen Herren wären uns doch gar nicht zu schlau,
und abkommen lassen wir ihn erst recht nicht,
den tausendjährigen Brauch.
Die Gendarmen müssen wir auch noch warnen
daß sie nicht [auf uns] zu täten schießen,
sonst könnten leicht ein etliche in die Ewigkeit müssen,
denn wir haben auch gute Büchsen, Pulver und Blei
und sind dabei sichere Schützen!
So, Leute, jetzt habt noch eine kleine Geduld, wir sind noch gut in der Zeit,
Dann werden wir gleich sehen,
was für Spitzbuben und Hurenstingl daß es gibt.)

1.

        Gon äschtn müasma jatz glei an X. vo U. hernöma,
Ba den wäd wos van Kuha Vögln köma.
Den Saukeal hots Gehid a so greut
Boi a Kuha nachi hot gstiat,
Drum hot dea Hamö glei sehiba s Kaibi macha prowiat.
Den hama scho sauba dawischt
Do hota dea Kuha an Beidl eihö gschom
Und is afn Stuhalei om gschtana,
Für an sölan schlechdn Huankeal
Dan do scho glei zecha Jahr njma glanga,
Wos dea Kuhavögla scho Laid agfiat hot
Des is njma zon song,
Koan schlächdan Schbizbuam
Muas da Deifö ei da Hoi dina hom.
(Zum ersten müssen wir jetzt gleich den X. von U. hernehmen,
bei dem wird was von Kuhvögeln kommen.
Den Saukerl hat das Geld [ein] so gereut,
sobald eine Kuh nachgestiert hat [zum zweiten Mal gedeckt werden mußte],
drum hat der Hammel gleich selber das Kälbermachen probiert.
Den haben wir schon sauber [richtig] erwischt,
da hat er der Kuh den Beutel hinein geschoben
und ist auf dem [Melk-]Stühlchen oben gestanden.
Für einen solchen schlechten Hurenkerl
täten doch auch schon gleich zehn Jahr nicht mehr gelangen [reichen].
Was der Kuhvögler schon Leute angeführt hat,
das ist nicht mehr zu sagen,
keinen schlechteren Spitzbuben
muß der Teufel in der Höll drinnen haben.)

2.

        Da Y. dea Huanstingl duat si a garit schama,
Dea hot N. N. oiwai gvögld
und hots a gmacht schwanga,
Finf Monat hots trang nocha hams Kind wöka putzt,
Füra so a Ehbröcha Panti wars gscheida
es wur ehana da Brunzzeug schö gstutzt.
Gon Wei hota gsagt ea häd z Loading Loschin
dawoi hotn dea Beutl oiwai zon N. N. eiha triem.
(Der Y., der Hurenstingl, tut sich auch gar nicht schämen,
der hat [die] N. N. alleweil gevögelt
und hat sie auch gemacht schwanger.
Fünf Monate hat sie getragen; nachher haben sie das Kind weggeputzt [abtreiben].
Für eine solche Ehebrecherbande wär's gescheiter,
es würde ihnen das Brunzzeug schön gestutzt.
Zu [seinem] Weib hat er gesagt, er hätte zu Leiding Logis;
Derweilen hat ihn der Beutel alleweil zur N. N. hineingetrieben.)

3.

        An Z. vo U. den bigodischen Schbizbuam
Müasma a no wos song
Dea hot ois Steia Einähma
2000 March Steia Gehid undaschlong
Nocha hot dea Gotsraba und Kirchnschända
Sei Oiti afda Orgl om zamaghaut
Und da Grauvogl hot eham schö sauwa
vo da Sakrischtei aus zuagschaut.
Wann a voheirata Mo
s Huan ko ada Kircha din it gran,
Da koma nacha do scho vo da Schlechtikeit song.
(Dem Z. von U., dem bigotten Spitzbuben,
müssen wir auch noch was sagen,
der hat als Steuereinnehmer
2000 Mark Steuergeld unterschlagen;
nachher hat der Gottesräuber und Kirchenschänder
seine Alte [sein Weib] auf [hinter] der Orgel droben zusammengehaut,
und der Grauvogel hat ihm schön sauber
von der Sakristei aus zugeschaut.
Wenn ein verheirateter Mann
das Huren kann in der Kirche drinnen nicht geraten,
da kann man nachher doch schon von der Schlechtigkeit sagen!)

4.

        Jatz kimb a Baua
Bei dem wäds a woita saua.
Dea hot mit sein Sauschwoaf
Dea Dian oiwai an Bauch eihögschbiem,
Und wias schwanga is gwen
hota ihrs Kind wökatriem.
Des is da V. vo Z. dea Hamö dea gschwoin,
Dem is gor nix z schlächd,
sischt häta an N. N. sei Gehid net geschtohin.
(Jetzt kommt ein Bauer,
bei dem wird es auch woltern [sehr] sauer;
der hat mit seinem Sauschweif
der Dirn alleweil in den Bauch hineingespien
und wie sie schwanger ist gewesen,
hat er ihr das Kind weggetrieben.
Das ist der V. von Z., der Hammel, der Geschwollene,
dem ist gar nichts zu schlecht,
sonst hätte er dem N. N. sein Geld nicht gestohlen.)

5.

        Von X. vo U. dama a viahand wissn
Dea Ehbröcha dea vahuat hot a sei Dian oiwei grissn.
Dö wä eham zwor heund no voschwieng
Wara zon Vögln it an Stohi außiganga
Und war an Haus din bliem.
Dea hot a zwoa Lampin gschtohin
Aba ea woaß nix davo hota gsogt,
Dawei hots dea Diab am Denna ada Kischtn din ghobt.
(Vom X. von U. täten wir allerhand wissen:
der Ehebrecher, der verhurte, hat auch seine Dirn alleweil gerissen.
Die wär' ihm zwar heute noch verschwiegen,
wär' er zum Vögeln nicht in den Stall hinausgegangen
und wär' im Haus drinnen geblieben.
Der hat auch zwei Lämmer gestohlen,
aber er weiß nichts davon, hat er gesagt,
derweilen hat sie der Dieb auf der Tenne in der Kiste drinnen gehabt.)

6.

        An Y. duat a scho gar nix schinian
Sischt dat a net oiwai N. N. ban H. krischtian,
Des is a oana dea an Ehschtand gorit betrachd.
Sischt häta da Kehinarin z M. dent koa Jungs it gmachd.
Söln Huanstingl hot ma früha Ehbröcha ghoaßn,
Dö wo nem dö Weiwa no Menscha zamhauen
Und ad Gebärmuatta neischmeißn.
(Den Y. tut auch schon gar nichts genieren,
sonst tät' er nicht alleweil [die] N. N. beim H. klystieren;
das ist auch einer, der den Ehestand gar nicht [betr]achtet,
sonst hätt' er der Kellnerin zu M. drüben kein Junges nicht gemacht.
Solche Hurenstingel hat man früher Ehebrecher geheißen,
die [wo] neben den [Ehe-]Weibern noch Menscher zusammenhau'n
und [ihnen] in die Gebärmutter hineinschmeißen.)

7.

        Da Vawoita vo da M. dea is a oana
Dea mit de Weiwalaid gor nix machd,
Aba da Natharin hota do scho Britschn opacht. –
D W. ada Valley hot af sein Mo
Zweng da Köchin den oiagröaßtn Zorn,
Aba de Hua hot glei ada Schier din
mitn Mälza a Ordnsstück valorn.
D X. hot an Vawoita um an Schloßstadl umagjogt,
Aba dea is davo weira
Koa henafleischgflicktö Britschn it mog hota gsogt.
(Der Verwalter von der M., der ist auch einer,
der mit den Weibsleuten gar nichts macht,
aber der Näherin hat er doch schon die Voze abgepachtet. –
Die W. in der Valley hat auf ihren Mann
[zu]wegen der Köchin den allergrößten Zorn,
aber diese Hur' hat gleich in der Schier drinnen
mit dem Mälzer ein Ordensstück [die Keuschheit] verloren.
Die X. hat den Verwalter um den Schloßstadel herumgejagt,
aber er ist davon,
weil er keine hühnerfleischgeflickte Voze nicht mag, hat er gesagt.)

8.

        Koan eagan Stia wiaran X. vo H. muas a njima göm,
Dea mechd de ganz Zeit
Ba da Dian und da Kehinarin din löng.
Danachts hots eham d Kehinarin fürghoitn
Da hota woita it gschaut
Denn dea ausgewiesn Strizi
Hot a scho oii Korbmacha und Kratla Menscha zsamghaut.
Wann dea Schnointreiwa sein Huan no lang aso treibt,
Na schickman zon Nazi adar Au,
dasa eham an Beudl wegschneid.
(Keinen ärgeren Stier wie den X. von H. muß [es] auch nimmer geben,
der möcht' die ganze Zeit
bei der Dirn und der Kellnerin drinnen liegen;
demnächst hat es ihm die Kellnerin vorgehalten,
da hat er weiter nicht geschaut [war erstaunt];
denn der ausgewiesene Strizzi
hat auch schon alle Korbmacher- und Gratler-[Hausierer]Menscher zusammengehaut.
Wenn der Schnallentreiber sein Huren noch lang [ein] so treibt,
dann schicken wir ihn zum Nazi in der Au,
daß er ihm den Beutel wegschneidet.)

9.

        Von N. N. müasma a zuahi schrein
Mia ham scho lang gmoat
Mia woin eham extri s Hobafehi treim.
Wia dea Sau Stia d Kehinarina zamvöglt
Is do a scho a Schand.
Koan eagan Huanstingl gibts njma an boarischn Land.
Zo den seina Schlächtigkeit is njma zon lacha,
Jatz muaßa scho wieda
Ba da Kehinarin an Kindsvota macha.
(Vom N. N. müssen wir auch zuschreien,
wir haben schon lang gemeint,
wir wollen ihm extra das Haberfeld treiben.
Wie der Saustier die Kellnerinnen zusammenvögelt,
ist doch eine Schande;
keinen ärgeren Hurenstingel gibt's nimmer im bayrischen Land.
Zu dem seiner Schlechtigkeit ist nimmer zum lachen,
jetzt muß er schon wieder bei der Kellnerin den Kindsvater machen.)

10.

        Da X. X. dea is a sauwana Hamö,
Dea roast mit sein Beudl oiwai aussi zo da Y. Nanö,
Dea volumbt a nacha an Wei sei Gehid
Dea Windbeudl der nouithi,
Und ko dö Laid ofieren,
Is dem Schwindla gor nix z kouithi.
Danachst hota sei jungs Wei boid daschlong
Wans dea net andast macht
Müasma eham eins as Hobafehi jong.
(Der X. X., der ist ein sauberer Hammel,
der reist mit seinem Beutel alleweil hinaus zu der Y. Nanni.
Der verlumpt auch nachher dem [Ehe-]Weib sein Geld,
der Windbeutel, der notige,
und kann die Leut' anführen,
ist dem Schwindler gar nichts zu kotig.
Demnächst hat er sein junges Weib bald [beinahe] erschlagen –
wenn der nicht anders wird,
müssen wir ihn eigens ins Haberfeld jagen.)

11.

        Wann grod da Foihi war,
Datma nach Hoizkircha köma,
Na müasma gon äschtn an V. und an Z. hernöma.
Da V. duat nem sein Wei oiwai Dian mausn
Und da Z. dea hot scho ois vahaut
Dea ko vor lauta Nouth njma hausn.
An N. N. darfma a it vogößn,
Dea hot da X. Kehinarin Britschn ogmößn.
Dea Sau Stia hot an Kopf ois wiara Doin
Und vor lauta Vögln und Huan weadn da Deifö boid hoin.
Wo da Y. und da Z.
Vo dene Sau Menscha mingma gar nix mea song,
Dene soitma mit an Büschi Brenössl
s Loch rächt voschlong.
An V. hama danachst ban Hoiz Stehin vowischt,
Aba d Famili hot ihns dabarmt
sischt häman seine vaschtohin Haxn wökpritscht.
(Wenn gerade der Fall wär',
täten wir nach Holzkirchen kommen,
dann müssen wir zum ersten den V. und den Z. hernehmen.
Der V. tut neben seinem Weib alleweil [die] Dirn mausen
und der Z., der hat schon alles verhaut,
der kann vor lauter Not nimmer hausen [sein Anwesen erhalten].
Den N. N. dürfen wir auch nicht vergessen,
der hat der X.-Kellnerin die Voze abgemessen;
der Saustier hat einen Kopf wie eine Dohle [so verschlagen],
und vor lauter Vögeln und Huren wird ihn der Teufel bald holen.
Von der Y. und der Z.,
von diesen Saumenschern, mögen wir gar nichts mehr sagen,
denen sollt' man mit einem Büschel Brennessel
das Loch recht verschlagen.
Den V. haben wir neulich beim Holzstehlen erwischt,
aber die Familie hat uns erbarmt,
sonst hätten wir ihm seine verstohlene Haxen weggepritscht [Onomatopoetisch für »weggeschossen«].)

Es folgte ein dreifaches Hoch auf den Prinzregenten und folgender Merkspruch für den Papst:

»An Papstn den römischn Wehid Froß loßma a schö löm,
Zwar is grod it recht schö
Ea loß si vo an jedn Hoderlumpa und Korbflicka
An Petaspföning göm.«
(Den Papst, den römischen Weltfraß lassen wir auch schön leben,
zwar ist's gerade nicht schön:
er läßt sich von einem jeden Haderlumpensammler und Korbflicker
den Peterspfennig geben.)

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