Hermann Oeser
Des Herrn Archemoros Gedanken über Irrende, Suchende und Selbstgewisse
Hermann Oeser

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1.
Bist du ein Christ?

Bist du ein Christ?

Ja, Herr!

Woher weißt du das?

Daher, daß ich getauft bin auf den Namen Jesu Christi.

Seit wann weißt du das?

Ich lernte es schon in meinen Knabenjahren.

Das hast du nun gelernt und weißt es darum. Woran aber merkst und erkennst du, daß du ein Christ bist?

Wie meinst du das?

Du stutzest mit Recht, denn an sich es zu merken, daß man ein Christ sei, daran hindert einen das Christsein. Nun laß mich dich einiges lehren, woran du erkennen kannst, daß andere Christen sind:

Ein Christ versteht andere.

Ein Christ will nicht selbst »verstanden« werden, er »fühlt« nie »sich unverstanden«.

Ein Christ freut sich über das Glück anderer.

Ein Christ erhebt nicht selbst Anspruch auf »Glück«. 10

Gegen einen Christen ist nichts »versäumt« worden.

Ein Christ weiß, daß er täglich gegen andere vieles versäumt.

Ein Christ erklärt seine Sünde und sein Unrecht nicht durch »die Verhältnisse«.

Ein Christ sieht trauernd, erbarmend und verzeihend, wie die Verhältnisse in anderen die vorhandenen Anlagen zum Bösen unheilvoll entwickeln.

Ein Christ jammert nicht, daß er seinen Beruf »verfehlt« habe.

Ein Christ lehrt andere »das Holz« schnitzen, das sie nun einmal haben. 11

 


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