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Achtzehntes Kapitel.
Ninas Ansichten

Am südlichen Ende des Hauses mit dem Graben befindet sich eine kleine Fläche künstlich herangeschafften Wassers, die von altersgrauen Zeiten her noch mit dem Namen der »See« geehrt wird.

Diesen ziemlich melancholischen Fleck hatten sich die beiden Liebenden zum Schauplatz ihres ersten Rendezvous erlesen. Hier fand Claud denn auch Nina zur bestimmten Zeit auf ihn wartend. Das schöne Mädchen sah reizend aus in ihrem neuen, malerisch geschnittenen Kostüm von braunem Samt mit schmaler roter Einfassung, einem kleinen Samthut mit Zobelpelz und einer kurzen Jacke mit einem breiten Streifen desselben kostspieligen Pelzes. Sie aß in aller Gemütlichkeit und Seelenruhe Bonbons, und man sah ihr keine Spur von Ungeduld an, obschon sie doch auf eine große Entscheidung aus dem Munde ihres Geliebten wartete. Sie bot eine fast befremdende Verkörperung von Leben, Gesundheit und Schönheit dar, mitten unter all dem Verfall und all der Schweigsamkeit ihrer Umgebung. Sie mußte Clauds Schritte schon längst gehört haben; aber sie wandte den Kopf nicht eher, als bis er fast neben ihr stand, dann aber nickte sie ihm mit einem strahlenden Lächeln zu, hielt ihre Bonbontüte empor und sagte mit vollem Munde: »Echte Pariser Fondants. Heute morgen von einem Anbeter bekommen. Koste nur einmal; du kannst dir nicht vorstellen, wie gut sie sind.«

Etwas in den Worten oder in der Handlung wirkte verstimmend auf Clauds feines Gefühl. Das war nicht die Art von Begrüßung, die er sich auf seiner langen, eiligen Wanderung ausgemalt hatte, und es kränkte ihn, Nina so leichtherzig zu sehen zu einer Zeit, wo sein und ihr Glück in der Wage des Schicksals schwankten. Im nächsten Augenblick jedoch verwies er sich bereits seine Ungerechtigkeit. Konnte sie wissen, welche Hindernisse ihrer treuen Liebe in den Weg gelegt worden waren? Es lag ihm nun ob, sie darüber aufzuklären; aber er dachte, eine kurze Spanne Seligkeit dürfte er sich und ihr wohl gönnen, ehe er sich an die Erfüllung dieser unromantischen Pflicht machte, und als er diesen Gedanken in die That übersetzte, da hatte er an der Art und Weise, wie sie seine Kühnheit aufnahm, nichts auszusetzen.

Da sich nun aber für einen alten Junggesellen die Ausmalung solcher Liebesscenen kaum recht eignet, so lassen wir mit Ihrer Erlaubnis, meine werten Leser, über die erste Viertelstunde von Clauds Zusammensein mit seiner Verlobten den Vorhang fallen und ziehen ihn erst wieder in die Höhe, um die letzten Worte ihrer oft abgebrochenen Unterhaltung aufzufangen. Die beiden Liebenden, uneingedenk einer möglichen Erkältung, haben sich in einem Winkel des Sommerhäuschens niedergelassen. Sein Arm liegt um ihren Schultern, ihr Haupt an seiner breiten Brust, und seine linke Hand spielt, ohne es zu wissen, mit den Ringen, die ihre schlanken Finger schmücken.

»Und du bist sicher – ganz sicher – daß du nie – einen geliebt hast außer mir?« flüsterte Claud.

Mit einem sonderbaren Blick ihrer grauen Augen sieht sie zu ihm empor, während ein unwiderstehliches Lächeln sich in jeder Linie, in jedem Grübchen ihres Gesichts ausprägt.

»Es ging ein kleiner Junge mit mir in die Tanzstunde, als ich acht Jahre alt war, der verwandte sein ganzes Taschengeld dazu, mir Näschereien zu kaufen,« sagte sie ernsthaft. »Ich denke, das war der erste. Dann kamen alle Schulfreunde meiner Brüder heran, manche davon ganz reizende Jungen und mir sehr zugethan. Dann erinnere ich mich eines Kapitäns Ponsonby, eines außerordentlich gut aussehenden, bestechenden Mannes, den ich lange Zeit hindurch buchstäblich anbetete. Er hat sich seitdem anderweitig verheiratet, was du mit Bedauern hören wirst. Das war, ehe ich in die Gesellschaft eingeführt wurde. Seitdem habe ich wenigstens für ein halbes Dutzend Männer mich lebhaft interessiert und mich drei bis viermal ernstlich verliebt.«

»O Nina!«

»Je nun, du fragtest mich. Was blieb mir da anderes übrig, als dir die traurige Wahrheit zu gestehen?«

Claud stieß einen tiefen Seufzer aus, faßte aber dann den großmütigen Entschluß, die Vergangenheit ihre Toten begraben zu lassen.

»Wenigstens,« sagt Claud, »wirst du von nun an niemanden lieben, als mich allein?«

»Ah, da forderst du aber sehr viel,« meint das Mädchen. Als sie jedoch in das traurige Gesicht ihres Geliebten blickt, verändert sich plötzlich ihr Ton. Sie schlingt die Arme um seinen Hals und sagt: »Nein, nein, sieh nur nicht so verzweifelt aus; es war alles nicht wahr, was ich dir soeben erzählt habe. Ich sagte es bloß, um dich zu necken. Ich habe mir noch nie einen Strohhalm breit aus diesen stupiden Menschen gemacht, und ich liebe dich sehr, sehr viel mehr – als du mich liebst, davon bin ich überzeugt. Bist du nun zufrieden?«

»Zufrieden?« Claud konnte keine Worte finden, seine Seligkeit auszudrücken, und mußte seine Zuflucht zu anderen Methoden der Verständigung nehmen.

»Und wird auch nichts deine jetzige Gesinnung ändern?«

»Nichts in der Welt.«

»Und was du gestern sagtest?«

»Denke nicht an das, was ich gestern sagte. Heute ist heute; laß uns das Heute nehmen, wie wir es finden, und dankbar dafür sein.«

»Ja, heute ist heute.« Claud war durch dieses unwiderlegliche Wort plötzlich an seine Pflicht erinnert worden. »Wir müssen das Heute nehmen, wie wir es finden. Nina, mein Liebling, es ist heute etwas geschehen, was ich dir erzählen muß.«

»Etwas Unangenehmes?«

»Ich fürchte, es ist ziemlich unangenehm. Du weißt, ich mußte heute morgen mit meinem Vater von der Sache reden.«

»Und er drohte, dich ohne einen Schilling zu verstoßen, wenn du mich heiratetest. War es nicht so?«

»Nein, ganz so schlimm war es nicht; aber –«

»Ich weiß, was jetzt kommen soll. O Claud, laß uns keine lange Verlobung haben! Weit lieber wollte ich mich sofort von dir trennen und die Sache überwunden haben. Ich glaube nicht, daß du nur entfernt verstehst, was ich bin, obgleich ich es dir oft genug gesagt habe und obgleich dir ohne Zweifel genug teilnahmsvolle Berichte über alle meine Koketterieen und Liebesgeschichten zugetragen worden sind. Wenn ich deine Frau wäre, so würde das anders sein; solange ich aber so lebe, wie ich jetzt lebe, muß ich mich irgend womit amüsieren, und daher kommen dann solche Geschichten. Ich kann mir nicht helfen; das liegt so in meiner Natur. Dann würdest du eifersüchtig werden und es gäbe Zwistigkeiten und Auseinandersetzungen und abermals Zwistigkeiten, und es ist leicht zu sehen, wie das enden würde. Was auch geschehen muß, laß uns nicht die Demütigung heraufbeschwören, daß wir auf die Probe gestellt werden und sie nicht bestehen.«

Das Mädchen sprach mit einer Dringlichkeit, die in Clauds Augen der Gelegenheit gar nicht angemessen war. In diesem ersten Augenblick seines Triumphes schien ihm die natürliche Neigung, deren Nina sich selber anklagte, kein sehr häßliches Gebrechen zu sein. Er war sogar versucht, es der Liste ihrer unwiderstehlichen Reize einzuverleiben und mit sanftmütigen Augen den zukünftigen Anbetern entgegenzusehen, die es herbeilocken könnte. Diese armen, eitlen Geschöpfe, die sich mit der Hoffnung schmeichelten, ein Kleinod zu erjagen, das ihnen unerreichbar war! War er, der es errungen hatte, nicht in der Lage, über ihren Selbstbetrug zu lächeln?

»Mein Liebling,« sagte er, »ich glaube nicht, daß ich je eifersüchtig auf dich sein oder deine Handlungsweise bekritteln könnte, solange du mich liebst. Ob aber unsere Verlobung eine lange oder eine kurze ist, hängt allein von dir ab. Wir können uns gleich auf der Stelle verheiraten, wenn du dich nicht fürchtest – einen armen Mann zu heiraten. Mein Vater, mußt du wissen, hat überhaupt einen tödlichen Haß gegen das Heiraten. Seine zweite Ehe ist auf irgend eine Weise keine glückliche geworden. So hat er es sich in den Kopf gesetzt, daß jeder andere ebenso unglücklich sein muß. Er sagte mir mit dürren Worten, daß er meine Verheiratung hintertreiben würde, wenn er könnte, und ich war so dreist, ihm zu sagen, daß er dazu nicht imstande wäre. Alles in allem genommen, hat er sich indessen nicht unnobel gezeigt. Er drohte nicht, mir alle Zubuße seinerseits abzuschneiden, wie es ja auch in seiner Macht stand. Was er that, war, daß er mir versprach, nur ein bestimmtes Jahreseinkommen auszusetzen – genug für einen Junggesellen, aber nicht genug, wie er meint, für einen verheirateten Mann. Ich muß sagen, daß ich denke, er war mir wohl so viel schuldig; dennoch zwang ihn nichts, es zu thun, und unter den obwaltenden Umständen war es ein großmütiges Anerbieten. Er sagte, du würdest mich ganz gewiß zum Hause hinausjagen, sobald du hörtest, was für ein Bettler ich sei; ich erklärte ihm meine feste Ueberzeugung, daß du das ganz gewiß nicht thun würdest. Soll mich wundern, wer von uns recht hatte.«

Es war offenbar unvernünftig, von Fräulein Flemyng zu erwarten, daß sie sich zwischen Vater und Sohn entscheiden sollte, ehe sie ganz genau über die Sachlage unterrichtet war. Sie erhob ihre Augen etwas ängstlich zu denen ihres Liebhabers und sagte: »Nun, und –?«

»Ja, – es sind siebenhundert Pfund das Jahr – nicht ein Penny mehr!«

»Siebenhundert Pfund jedes Jahr?« wiederholte Nina ungläubig.

Claud sank das Herz; er war unfähig zu sprechen und machte nur eine zustimmende Bewegung.

»Wolltest du wirklich sagen, daß dein Vater uns zwingen wollte, voneinander zu lassen, indem er dir eine solche Summe aussetzte? Das kann er nicht im Ernst gemeint haben. Siebenhundert Pfund jährlich sind ja bei richtiger Einteilung ein wirklicher Reichtum. Warum in der Welt sollten wir damit nicht heiraten?«

Sie war so vertrauensvoll, daß Claud nach einem kurzen Zwischenspiel voll liebender Hingebung es für seine Pflicht hielt, sich in Einzelheiten einzulassen.

»Bist du dir denn aber auch wohl bewußt, welche Selbstverleugnung ein solches Einkommen dir auferlegt? Nehmen wir die Kleidung allein. Dieses Ding hier – er strich sanft über ihren Zobel – muß schon mehr gekostet haben, als ich dir das ganze Jahr über für deine Garderobe aussetzen kann, mein armes Kind.«

»O, dieses Kostüm ist auch noch lange nicht bezahlt,« entgegnete Nina heiter.

Das war nun allerdings kein Grund, wodurch ein vorsichtiger Hausvater sich beschwichtigt fühlen konnte. »Es wird aber bezahlt werden müssen,« fuhr er mit einem Schatten von Besorgnis in der Stimme fort.

»O ja, eines schönen Tages. Ich erlaube aber meinen Lieferanten nicht, daß sie mich drängen. Ich bin, solange ich denken kann, noch nie ohne Schulden gewesen, und ich sehe nicht ein, wozu man das überhaupt sein muß. Wozu soll man bar bezahlen, wenn die Leute einem doch dieselben Preise abfordern, wie wenn man auf Kredit nimmt? Ich zahle ab, wenn ich kann, und damit geht die Sache fort. Setze nur nicht eine so feierliche Miene auf. Ich beabsichtige ein wahres Muster von Sparsamkeit zu werden, wenn wir erst verheiratet sind, und du brauchst nicht zu fürchten, daß wir im Arbeitshause enden werden. Ich könnte dir ganze Haufen Leute in Beachborough nennen, die nicht mehr Einkommen haben, als wir haben werden. Und außerdem, Claud, sind doch diese paar Hundert nicht alles, was wir bis an unser Lebensende zu erwarten haben.«

»Wir dürfen bei Lebzeiten des Vaters keinen Penny mehr erwarten,« erklärte der junge Mann schnell. »Er kündigte mir das von vornherein an, und er ist der Mann nicht, der je sein Wort zurücknähme.«

Nina lächelte und bemerkte: »Das ist eine façon de parler. Alles und jedes in dieser Welt verändert sich. Aber laß ihn so halsstarrig sein wie er will, es wird die Zeit kommen, wo du nicht so knapp daran bist wie jetzt. Ich will dir keinen Schreck einjagen und hoffe selbst, daß Herr Gervis noch viele Jahre zu leben haben wird; aber Thatsache bleibt doch, daß du ihn höchst wahrscheinlich überleben wirst.«

»Es steht ihm vollkommen frei, mich zu enterben, und es ist ihm ganz zuzutrauen, daß er das thut, wenn ich mich seinen Wünschen widersetze.«

»Er wird es nicht thun,« sagte Nina sehr bestimmt. »Er kann mich nicht leiden, ich weiß –«

Claud murmelte einen schwachen Protest.

»O, du brauchst dir die Mühe nicht zu machen, mir das ausreden zu wollen. Ich entdeckte seine Gesinnung gegen mich schon vor langer Zeit, und ich gab alle Versuche auf, mich bei ihm einzuschmeicheln, weil ich es nicht der Mühe für wert hielt und es mir sehr gleichgültig war, ob ich ihm gefiel oder nicht. Aber jetzt liegt mir etwas daran, ihm zu gefallen, und ich will alle Hebel in Bewegung setzen, um sein Herz zu erobern. Ich versichere dich, ich kann sehr bestechend sein, wenn ich meinen Kopf darauf gesetzt habe.«

Daran hegte nun Claud nicht den leisesten Zweifel. Zu gleicher Zeit konnte er sich aber gegen den Gedanken nicht verschließen, daß im allgemeinen auch Varinka unter die bestechendsten aller Frauen gerechnet wurde – und trotz alledem, und obgleich sie Gervis' Frau war, keinen Einfluß auf diesen eigentümlichen alten Herrn hatte.

»Du kennst meinen Vater nicht,« bemerkte er. »Er ist in keinem Punkt so, wie alle anderen Leute sind. Viel eher werde ich mir durch meine Feder eine mäßige Zubuße zu verschaffen suchen.«

»Natürlich, das mußt du,« sagte Nina. »Du wirst ein großer Mann werden, und ich werde lächerlich stolz auf dich sein. Es ist wirklich nicht die leiseste Aussicht, daß wir Hungers sterben müßten. Aber weißt du, nun laß uns nicht mehr über Geldsachen reden. Es ist ein abscheuliches, ordinäres Thema und ich hasse es. Du nicht auch?«

Nach dieser Erklärung konnte Claud nicht wohl fortfahren in seiner Erörterung über das Wie ihres Durchkommens. Es war ja richtig, daß das Thema ein ordinäres war, und er war nicht abgeneigt, es mit einem angenehmeren zu vertauschen.

Die Minuten schwanden dem glücklichen Paare in ihrem baufälligen Häuschen eilig genug dahin. Der Wind, der in einzelnen scharfen Stößen einherfuhr, riß ganze Schauer gelber Blätter mit sich herab, die matte Helle des nebligen Nachmittags wurde zum Zwielicht; sie aber waren zu sehr hingenommen voneinander, als daß sie hätten wahrnehmen sollen, ob ihre Umgebung heiter oder düster aussah. Sie sprachen von dem fröhlichen, unabhängigen Leben, welches sie miteinander führen würden, und kamen darin überein, daß sie ihr Daheim in Paris aufschlagen wollten – Paris sei doch ein Ort, wo sich furchtbar billig leben lasse und der zugleich doch sonst unerreichbare Vorteile biete, sowohl für litterarische Männer als für Damen von beschränkten Mitteln, die doch gern gelegentlich einen Blick in die bunte, frische Welt thun möchten. Ein geringes Einkommen in London, führte Nina aus, bedeute nichts mehr und nichts weniger, als socialen Tod; in der französischen Hauptstadt dagegen, wo die Entfernungen nicht so groß und das Geld nicht so reichlich vorhanden sei, könne man für wenig Geld eine hübsche kleine Wohnung mit schöner Aussicht mieten, von Zeit zu Zeit seine Freunde empfangen, ohne ein Vermögen auf ihre Bewirtung zu verwenden, und einen Abend im Théâtre français oder im Odéon zubringen, ohne mehr als sieben bis acht Franken die Person auszugeben. Eine derartige Lebensweise, erklärte sie, würde ihre kühnsten Wünsche befriedigen. Sie brauchte gar nicht mehr; ja, wenn man sich die Sache recht überlegte, war es wirklich noch hübscher, arm zu sein, als immer aus dem Vollen greifen zu können. Dies England war ihr schon längst sterbenslangweilig; sie sehnte sich danach, unter einem sonnigeren Himmel und in geistreicheren Kreisen einen frischen Aufschwung zu nehmen.

Jetzt vernahm man das Geräusch von Wagenrädern, und sie rief gemütlich lachend aus: »Da fahren Besucher vor! Wie dankbar ich bin, nichts von ihnen sehen zu müssen! Wie dankbar ich sein werde, wenn ich erst gar nichts mehr von ihnen zu sehen brauche, außer wenn ich es wünsche! O, die Freude, ihnen allen adieu sagen zu können! Ihnen und ihrem Geplapper, ihrem Gönnerwesen, ihren abgestandenen Neuigkeiten, ihren Staatsklubs und ihren schauerlichen Tanzvergnügungen. Du verstehst das nicht, weil du ein Mann bist und dir deine Freunde selber wählen und sie behandeln kannst, wie es dir zufällig gutdünkt. Wir Frauen aber müssen höflich sein quand même, und ich versichere dir, daß die Leiden, die wir uns gegenseitig auflegen und stoisch ertragen, manchmal alle Vorstellung übersteigen. Wir wollen gar keinen Umgang haben mit allen solchen bösartigen, alten Klatschbasen, wenn wir verheiratet sind, nicht wahr?«

Als nach Verlauf von einiger Zeit sich noch immer nicht das Abfahren des Wagens vernehmen ließ, lachte sie und rief: »Die armen Kreaturen! Ich weiß, was ihnen widerfahren ist. Papa hat sie abgefangen, als sie gerade ihre Karten abgeben wollten, und in diesem Augenblick werden sie in ihren dünnen Schuhen durch das feuchte Gras herumgeführt, um unsere Prachtgewächse zu bewundern. Kannst du nicht sehen, wie sie im Herzen toben, ihre Gesichter aber zu einem kränkelnden Lächeln verziehen und ausrufen: ›O, wie schön, Herr Flemyng! Ich beneide Sie um Ihren Garten! Davon hatte ich noch keine Ahnung, daß das Chrysanthemum so schön werden könnte!‹ und was da alles zusammengeschwindelt wird, denn dieselben Blumen haben sie im vorigen Jahre auch bewundern müssen und werden sie im folgenden Jahre wieder bewundern müssen, wenn sie nicht bis dahin sterben. Papa ist in seiner Glorie und bildet sich wirklich ein, er bereite ihnen einen Festtagsgenuß. Der arme Papa! Weißt du noch, wie zornig er über seine Dahlien war? Und wie tadelnswert du dich dabei benommen hast, als du den nichtswürdigen jungen Burvill laufen ließest? Ich warf ihm seine Sünden vor, als ich ihn bald darauf am Strande traf, und er bediente sich solcher Redensarten, daß ich mich geschlagen zurückzog. Wie kamst du bloß dazu, ihn laufen zu lassen? Ich glaube, er drohte so lange, dich durchzuprügeln, bis du es thatest.«

Claud lachte. Er erinnerte sich seiner Unterhaltung mit Tom Burvill an jenem denkwürdigen Abende sehr wohl und sehnte sich nicht danach, über den Gegenstand verhört zu werden.

»Da wir gerade von deinem Vater reden,« suchte er das Gespräch in eine andere Bahn zu lenken, – »ich denke, ich werde wohl binnen kurzem auch mit ihm eine langweilige Konferenz zu bestehen haben, nicht wahr? Väter sind doch manchmal eine rechte Bürde, muß ich gestehen. Was wird er zu einem so bettelhaften Schwiegersohn sagen?«

»Nur sehr liebenswürdige Dinge, wenn du ihm nicht selber Einwände in den Kopf setzest. Er hat nicht die entfernteste Idee vom Werte des Geldes, der gute alte Mann! Wenn du ihm erzähltest, du könntest von den siebenhundert Pfund eine Kutsche und ein Paar Reitpferde halten, so würde er dir's glauben, daran zweifle ich nicht. Das beste, was du thun könntest, wäre, daß du seine Einwilligung für gegeben ansiehst und der Sache eine solche Wendung gibst, als habe er selber sie arrangiert und du gingest nur auf seine Pläne ein.«

Claud sagte, er wolle nach Kräften dieser Anweisung Folge leisten. In Wahrheit war er Herrn Flemyng gegenüber nicht sehr ängstlich. Allein der Gedanke, daß er seiner Bitte um Ninas Hand sogleich die Ankündigung nachschicken mußte, er habe ihr nur ein knappes Auskommen zu bieten und sein Vater widersetze sich dieser Ehe aufs ernstlichste, trieb ihn an, diese peinliche Viertelstunde sobald als möglich hinter sich zu bekommen. Er sprach das gegen Nina aus, die ganz auf seinen Wunsch einging.

»Es ist greulich langweilig,« sagte sie. »Ich wünschte, ich könnte dir das Geschäft abnehmen. Aber ängstige dich nur nicht. Es wird nicht lange dauern, und ich denke, er wird ohne alles Zögern einwilligen. In mehr als einer Hinsicht, kann ich dir nur sagen, wird es eine ungeheure Erleichterung für ihn sein, wenn er mich los wird.«

Es erwies sich nun aber bald, daß Fräulein Flemyng eine zu bescheidene Meinung von sich hegte und daß ihr Vater keineswegs so begierig war, sich von ihr zu trennen. Claud wurde nämlich in die Studierstube dieses Herrn eingeführt und statt mit dem freundschaftlichen Gruß bewillkommt zu werden, den er nach den Erfahrungen der letzten Wochen wohl hätte erwarten dürfen, sah er sich mit ernster Stimme eingeladen, Platz zu nehmen und hörte die folgenden Worte an sich gerichtet: »Ich bin bekannt mit dem Anliegen, welches Sie hierher führt, und es freut mich, daß Sie sich ohne Zeitverlust an mich gewendet haben. Unter den obwaltenden Umständen war es der passendste Weg, den Sie einschlagen konnten, und es setzt mich in den Stand, Ihnen zu sagen, was ich unter anderen Umständen nicht ohne den Anschein von Unzartheit hätte sagen können: daß ich nämlich für die nächste Zeit der Ehre entsagen muß, Sie in meinem Hause zu empfangen, wie ich es in der letzten Zeit mit Vergnügen gethan habe.«

Der Philosoph hatte, als er dies sagte, eine imponierende Stellung angenommen. Seine Wangen hatten sich gerötet, seine Züge trugen noch die Spuren einer soeben überstandenen Aufregung, die sich unter einem gewissen hochtrabenden Wesen nur schlecht versteckte. Enttäuschung und gekränkte Eitelkeit wären für jeden unbefangenen Beobachter deutlich an ihm zu lesen gewesen; Claud aber war von seinen eigenen Angelegenheiten zu sehr in Anspruch genommen, um an seinem alten Freunde etwas anderes zu sehen, als daß er ärgerlich war. Er versuchte zu reden, wurde aber von dem Alten mit einer gebieterischen Handbewegung zum Schweigen gebracht.

»Erlauben Sie mir gefälligst ein paar Minuten,« sagte Flemyng. »Wenn ich Ihnen sage, daß sich soeben Ihr Vater von mir verabschiedet hat, und zwar nach einer sehr langen Unterredung, so werden Sie die Situation verstehen – ich darf hinzufügen: die unerwartete und peinliche Situation, in der ich mich befinde.«

Clauds Gesicht wurde lang, und ein leiser Pfiff entschlüpfte seinen Lippen. »Ah,« dachte er, »dann war es also des Vaters Wagen, den wir hörten. Er ist mir zuvorgekommen. Wie thöricht war ich, nicht zu überlegen, daß der alles gewonnen hatte, der zuerst diesem feierlichen alten Esel von Flemyng die Ohren kraute!«

»Was ich heute gehört habe,« fuhr Flemyng fort, ohne sich im geringsten der respektwidrigen Erwägungen im Kopfe seines ungebetenen Schwiegersohnes bewußt zu sein, »hat mich aufs höchste überrascht. Ich meine nicht die Nachricht Ihres Verhältnisses zu meiner Tochter, denn Sie können sich wohl denken, daß Ihr Benehmen gegeneinander mir nicht entgangen ist. Was mich überraschte, war Ihres Vaters so entschiedener Widerstand gegen Ihre Verheiratung und das Mittel, dessen er sich bedient, um sie unmöglich zu machen. Ich sage mit Vorbedacht ›unmöglich‹, denn in diesem Punkte ist meine Ueberzeugung so unerschütterlich wie die Ihres Vaters. Ob bei der Sache auf mich und meine Tochter die gebührende Rücksicht genommen worden ist, will ich nicht näher erörtern. Meine sehr entschiedene Meinung ist, daß ich vorher mit den eigentümlichen Ansichten Ihres Vaters über den Ehestand hätte bekannt gemacht werden müssen; Herr Gervis im Gegenteil denkt, daß es meine Aufgabe war, mich damit bekannt zu machen. Ueber diesen Punkt müssen wir uns zufrieden geben. Ich muß zugeben, daß Herr Gervis sich mit großer Höflichkeit über die Sache verbreitete, und es ist zu keinerlei Bruch zwischen uns gekommen. Wir sind, kurz gesagt, beide Männer von Welt, er und ich,« bemerkte Flemyng mit einem wohlgefälligen Rollen des Kopfes, »was ebensoviel bedeutet, als: wir sind imstande, unter allen Umständen unsere Selbstbeherrschung zu bewahren. Ich habe nur die Hoffnung hinzuzufügen, daß die freundschaftlichen Beziehungen zwischen unseren Familien durch dieses verdrießliche Ereignis nicht zu einem Ende kommen mögen, obschon ich es für geraten halte, daß eine zeitweilige Unterbrechung darin eintrete.«

»Ich hoffe,« sagte Claud, »Sie überzeugen zu können, Herr Flemyng, daß keine Unterbrechung in unseren freundlichen Beziehungen einzutreten braucht, daß wir vielmehr in kurzem an Stelle derselben verwandtschaftliche setzen können.«

»Verzeihen Sie mir, mein lieber junger Freund, Sie werden mich von nichts derartigem überzeugen können. Lassen Sie uns als Männer von Welt und von gesundem Verstande die Thatsachen prüfen. Wir befinden uns vor einem unübersteiglichen Hindernis – einem ungenügenden Einkommen. Und zwar ungenügend jetzt und in Zukunft, denn Herr Gervis gab mir deutlich zu verstehen, daß Sie nicht notwendigerweise sein Erbe sein müßten, nicht einmal zu einem Teile seines Vermögens. Nun glaube ich wohl, daß Sie, mein lieber junger Freund, diesen Punkt in einem anderen Lichte ansehen mögen, als mich meine Vernunft dazu zwingt. Ihr Vater hat mich schon darauf vorbereitet, Sie in finanziellen Begriffen etwas unklar zu finden. Um so unerläßlicher ist es für mich, meine geringe Fähigkeit dazu anzuwenden, daß Sie über die Sachlage aufgeklärt werden. Viele Väter an meiner Stelle würden sich damit begnügen, Ihren Antrag einfach abzulehnen. Ich aber interessiere mich für Ihre Wohlfahrt, ich empfinde eine aufrichtige Freundschaft für Sie, und es würde mir eine Befriedigung verschaffen, wenn ich Ihnen über die in dieser Welt unerläßlichen Lebensbedingungen die Augen öffnen könnte.«

»O,« dachte Claud, »du willst wohl sagen, es würde dir eine Befriedigung verschaffen, dich reden zu hören.« Aeußerlich aber verbeugte er sich, ohne seinen Gedanken Ausdruck zu verschaffen.

Herr Flemyng räusperte sich und begann dann eine Rede, die, ohne daß er nur einmal innehielt, zwei volle Stunden in Anspruch nahm. Als Claud in späteren Jahren mir einen Bericht über diese Unterredung gab, erzählte er, daß der fürchterliche alte Herr die Geschichte des Ehestandes von seinem Ursprung im Garten Eden bis zu dem gegenwärtigen Tage schilderte und dabei die ehelichen Verhältnisse unter den Patriarchen, den Aegyptern, den Spartanern, Athenern und Römern ebenso ausführlich behandelte, wie die zur Zeit der germanischen Barbaren, der Renaissance, der Reformation, dann des siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts, worauf er endlich nach einem umfangreichen Nachweis des Einflusses der Revolutionsära auf Ehe und Gesellschaft zu dem Schluß überging, daß siebenhundert Pfund jährlich nicht hinreichten, um zur Zeit der Königin Viktoria eine Familie der höheren Stände zu ernähren. Die umherwandernden Gedanken des jungen Heiratskandidaten wurden erst dann wieder gefesselt, als Flemyng die Bemerkung fallen ließ, daß Ninas Gatte auf keinerlei Mitgift rechnen dürfte. Das entlockte dem jungen Manne die Versicherung: »Mein teurer Herr, ich versichere Ihnen, daß mir das auch nicht im Traume eingefallen ist. Es ist nur meine feste Ueberzeugung, daß wir ausgezeichnet gut mit dem, was wir haben, auskommen können. Keiner von uns erwartet oder wünscht mehr.«

Flemyng wiegte den Kopf und lächelte in mitleidiger Ueberlegenheit. »Haben Sie sich die Sache schon gründlich überlegt? Haben Sie eine Idee von der Macht des Geldes und von den Kosten der unentbehrlichen Lebensbedürfnisse?«

»Ich weiß, daß unzählige Menschen mit weniger als siebenhundert Pfund heiraten.«

»Ohne Frage. Was aber den einen in den Stand setzt, behaglich zu leben, kann für die Bedürfnisse des anderen noch bei weitem nicht ausreichen, und wenn wir von den zum Lebensunterhalt zweier Personen notwendigen Geldmitteln urteilen wollen, so müssen wir die Umgebung und die Gewohnheiten dieser Personen mit in Betracht ziehen. Und da muß ich Ihnen denn ins Gedächtnis rufen, daß selbst das Gesetz unter den Notwendigkeiten des Lebens, die der Mann seiner Frau verschaffen muß, Schmuck und Geschmeide mit aufführt.«

»Ich glaubte, das richte sich nach dem Einkommen des Mannes,« meinte Claud.

»Ich war nicht willens, das Ergebnis ins Auge zu fassen, falls die Gläubiger Ihrer Frau sich mit ihren Forderungen an die Gerichte wendeten. Meine Anspielung sollte nur die Dehnbarkeit des Wortes ›Lebensbedürfnisse‹ darlegen und zeigen, wie notwendig es ist, eine Dame nach ihrer Auffassung dieses Begriffes sorgfältig zu fragen, ehe man sie zum Altar führt. Nun befinde ich mich zufällig im Besitz gewisser Data, die uns im vorliegenden Falle ein klares Urteil ermöglichen. Ich habe hier verschiedene Dokumente, die sehr überzeugende Beweise enthalten. Es sind – um nicht mehr Worte damit zu vergeuden – Rechnungen, Rechnungen von Schneiderinnen, Putzmacherinnen, Schuhmachern und anderen Gewerbetreibenden, die mir zu verschiedenen Zeiten zugeschickt worden sind und die ich – die ich mit einem Wort zu bezahlen hatte.« Flemyng zog ein ziemlich saures Gesicht bei diesen Worten. »Seitdem Ihr Vater von mir gegangen ist, habe ich diese Posten ein wenig überrechnet und habe gefunden, daß, obschon mir eine ganz genaue Berechnung der Ausgaben meiner Tochter nicht möglich ist, ich sie doch nicht geringer als zu zweihundertundfünfzig Pfund jährlich anschlagen kann.«

Flemyng sah über seine Brille hinweg Claud an, um die Wirkung dieser beunruhigenden Erklärung zu beobachten. Der junge Mann aber lächelte nur obenhin, und der Alte fuhr fort: »Nun lassen Sie uns eine oberflächliche Abschätzung auch Ihrer Bedürfnisse vornehmen und das dadurch gewonnene Soll mit Ihrem Haben vergleichen. Zweihundertundfünfzig Pfund haben wir nun schon untergebracht. Ihr eigenes Taschengeld für Kleidung, Tabak und dergleichen mehr würde ich festsetzen auf –«

»Fünfzig Pfund das Jahr,« sagte Claud sehr entschieden.

»Hundertundfünfzig zum allermindesten. Die Wohnungsmiete mit Steuern und Abgaben rechnen wir gleichfalls auf hundertundfünfzig Pfund – gewiß nicht zu hoch gegriffen. Dazu kommen: Lohn für drei Dienstboten sechzig Pfund, Arzt, Reisen und andere zufällige Ausgaben ungefähr wieder hundertundfünfzig Pfund. Nun beträgt Ihr Einkommen in Verbindung mit den hundert Pfund, die ich Nina nach ihrer Verheiratung jährlich bewillige, achthundert Pfund, und Sie werden finden, daß, wenn Sie alle diese Items zusammenzählen, Ihnen genau vierzig Pfund jährlich zur Bestreitung der Kosten für Küche, Wein, Heizung und Erleuchtung übrig bleiben. Quod est absurdum.«

Flemyng schob die zu Rate gezogenen Rechnungen in die Tasche zurück und rieb sich wie in stillem Triumphe die Hände. »Nichts ist so überzeugend als Zahlen,« bemerkte er.

»Ich habe im Gegenteil sagen hören,« wendete Claud ein, »daß nichts so irre leitet als Zahlen. Unter allen Umständen aber müssen Ihre Schlüsse falsch sein, weil sie von falschen Voraussetzungen ausgehen. Der Umstand, daß wir bisher sehr viel Geld ausgegeben haben, berechtigt durchaus noch nicht zu der Folgerung, daß wir das auch künftig thun müssen. Man muß sich eben nach der Decke strecken. Ich behaupte nicht, die Einzelheiten sehr genau studiert zu haben; aber ich denke, ich könnte leicht einen Ueberschlag unserer Ausgaben machen, der gerade so zuverlässig wäre wie der Ihre. Zum Beispiel muß man doch jedenfalls schon eine ganz niedliche Wohnung für fünfzig Pfund Miete bekommen. Nun lassen Sie uns sagen: Miete, Steuern und Abgaben siebzig Pfund, Kleidung hundert, Lohn fünfzig, Arzt zwanzig, Haushaltausgaben fünf Pfund die Woche, zweihundertundsechzig das Jahr; Gesamtsumme fünfhundert Pfund. Bleibt uns noch ein Ueberschuß von dreihundert Pfund für unvorhergesehene Ausgaben.«

Es ist unnötig, den Wortstreit zu verfolgen, der sich hierüber zwischen den beiden »Volkswirten wider Willen« erhob. Der eine verstand vom Gegenstand gerade so viel wie der andere, so daß sie in diesem Sinne auf ziemlich gleichem Fuße standen. Es ist indessen leichter, eine Stellung zu behaupten als anzugreifen, und insofern war Claud schlimmer daran. Ueberdies wurden die Früchte vom Besuche des alten Herrn Gervis in mehr als einem Punkte sichtbar, und als unserem jungen Freunde aus Mangel an Material die Argumente ausgingen, da hatte er keinen Vorteil errungen, außer dem einen, die gute Laune seines Opponenten wieder hergestellt zu haben. Denn Flemyng liebte eine Diskussion über alles und hatte die ihm widerfahrene Beleidigung fast vergessen, so sehr freute er sich der Gelegenheit, seine aufgespeicherten Kenntnisse hervorkramen zu können. Als er zum Abschied Claud die Hand drückte, ging er so weit, die Hoffnung auszudrücken, daß sie sich bald wiedersehen möchten.

»Darf ich daraus entnehmen, daß Sie mir Ihr Haus nicht verbieten?« fragte Claud.

Flemyng erklärte sich mit einiger Wärme unfähig, eine solche Ungezogenheit zu begehen.

»Und darf ich Fräulein Nina wie gewöhnlich sehen?«

»Ah – hm – ich weiß kaum, was ich dazu sagen soll. In Gegenwart einer dritten Person – ja.«

»Aber, mein bester Herr Flemyng, Sie können mir eine letzte Zusammenkunft nicht verweigern. Ich will nicht mehr erbitten.«

»So sei es denn. Aber vergessen Sie nicht – nur eine. Ich weiß überhaupt nicht, ob ich klug daran thue.«

Claud fiel ihm aber mit vielen Dankesbezeugungen ins Wort und machte sich davon, ehe sein Wirt Zeit fand, dieses widerwillig gemachte Zugeständnis zurückzunehmen. Und als er in der Dunkelheit nach Southlands zurückwanderte, sagte er sich, wenn nur Nina ihm treu bleiben wolle, könne weder ihr noch sein Vater sie lange voneinander trennen.



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