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25. Durch Unglück

Ein Jahr ist wieder vergangen. Es ist ein schöner Frühlingstag. Elisabeth steht am Kinderstuben-Fenster, sie sieht gedankenvoll in den klaren blauen Himmel, sie sieht hinab auf den Hof, wo ihr kleiner Friedrich fröhlich in der lauen Frühlingsluft herum spielt, und ihr kleines liebes Mädchen, das der Herr ihr im November schenkte, sich im warmen Sonnenschein spazieren tragen läßt. Sie legt ihre bleichen Wangen an die Scheiben. Hat der Herr ein Wunder an ihr gethan? Ist sie glücklicher als damals, wo sie beten konnte: Durch Glück oder durch Unglück – mache mich wieder zu deinem Kinde. – Nein, sie ist unglücklicher, des Herrn Strafe scheint allein auf ihr zu ruhen. Das Unglück ist über sie gekommen, als die Welt ihre Seele matt gemacht und vom Herrn entfremdet hatte, als sie das Beten und das Hilfesuchen verlernt hatte. Die Welt aber hilft kein Unglück tragen, die hält es nur mit glücklichen Leuten. Die Welt war ihr verleidet, und zu dem Herrn konnte sie sich nicht finden.

Seit einem Jahre war sie krank und schwach und angegriffen, elend an Leib und Seele. Ein frommes Herz trägt das wohl mit Frieden, es trägt freilich daran ein Kreuz, oft mit Seufzen und Zagen, aber es wird auch selige und stille Minuten dabei erleben, denn der Herr ist mit ihm und hilft ihm tragen. Ein gottesfürchtiger Mann übt auch Liebe und Geduld gegen seine schwache eigensinnige Frau, nicht aus Freude an ihr und Liebe zu ihr, denn Liebe und Freude fliehen vor Eigensinn und Krankheit; auch nicht weil er so gute Vorsätze im Herzen hat, die guten Vorsätze fliehen vor dem Reiz und der Versuchung zur Sünde: nein, einzig und allein kann er Liebe und Geduld üben, weil der Herr es verlangt, weil er gewohnt ist, auf des Herrn Wort zu hören, und geübt ist, von ihm Hilfe und Kraft zu erbitten und zu nehmen. Viele Männer mit den guten Vorsätzen und dem ruhigen Gewissen würden eine Prüfung vor diesem ihrem eigenen Gewissen wohl bestehen, sie machen nicht viel Ansprüche an sich selbst. Aber ja selbst die besten Männer, die wirklich von Natur sanftmüthigen und großmüthigen, wenn sie nicht im Glauben leben, würde es Thorheit dünken, glückliche und selige Minuten im gemeinsamen Kreuztragen zu finden. Sie sind schon mit sich zufrieden, wenn sie nicht selbst dabei ärgerlich und unzufrieden sind, wenn sie sich gefaßt über das Elend hinwegsetzen. Davon hat aber freilich die arme Frau nicht viel.

Bald nachdem Charlottchen gestorben war, – das war gegen das Frühjahr 1848 – kam die Revolutionszeit und nahm die Gemüther ganz und gar in Anspruch. Elisabeths Gemüth aber ward durch Unwohlsein und Nervenleiden so hingenommen, daß die Politik ihr ganz gleichgiltig wurde, ja nicht nur gleichgiltig, sie wandte sich unzufrieden von ihr ab, denn ihr Mann hatte kaum ein Wort, einen Blick der Theilnahme für sie. Ihn beschäftigte das große, eine, unglückliche Ereigniß so sehr, daß ihm nicht Zeit blieb, an Elisabeths kleine Verstimmungen, an ihr kleines Unwohlsein zu denken, und als sie ihn erst öfters versichert hatte, sie könne Politik nicht hören, wandte er sich dahin, wo er davon reden konnte, und verkehrte, was sich überhaupt schon von selbst verstand, sehr viel mit Männern. Die Zeit, die für ihn eine Erfrischung und Belebung des inneren Lebens war, wurde ihr zur größten Bedrückung.

Gleich vom Anfang war er überzeugt gewesen, daß der Herr diese ernsten Ereignisse ihm nicht allein, sondern allen Schwachgläubigen zur Hilfe schickte. Wie schnell war das eine schon erreicht, daß die gläubigen Leute plötzlich in Achtung und Ansehen standen. Sie hatten sich sofort entschieden für die gute Sache bekannt, und hatten Muth, bei ihr zu stehen. Wie entzückt waren Kaddens Kameraden jetzt von den Predigten dieses gläubigen Pastors, der den König und seine Soldaten gegen Aufruhr und Rebellen vertheidigte, während die anderen honetten Prediger sich so jämmerlich von der Gesinnung des mächtigen Pöbels regieren ließen.

Wenn diese großen Begebenheiten seine innerliche Stellung wesentlich befestigten und dem Glauben vorarbeiteten, so nahmen sie ihn auf der anderen Seite doch wieder zu sehr hin, beschäftigten ihn zu sehr, als daß er dem Glaubensleben selbst besondere Sorge hätte widmen können; noch weniger aber zog es ihn zu seinem Familienleben. Elisabeths Stimmung mit Geduld zu tragen, war seiner Natur wirklich eine Aufgabe, sie war fast immer bedrückt, weinerlich und eigensinnig, und er beklagte sich offen bei der Großmutter darüber. Diese bat ihn, Nachsicht mit ihr zu haben, sie tröstete ihn, daß diese Zeit vorübergehen würde, Elisabeth würde dann wieder frisch und freudig sein mit ihm und mit der ganzen Welt. Wie gern ließ er sich trösten, wie oft stand ihm der Großmama Bitte vor der Seele, wie oft übte er sich in Geduld und Nachsicht mit der Frau, die er lieb hatte, die ihm aber das Leben jetzt gar zu schwer machte. Wie oft aber ließ er sich gehen in seiner Heftigkeit und Rohheit, denn die Liebe und die guten Vorsätze ließen ihn in der Leidenschaft im Stich. Gottes Wort zur Richtschnur zu nehmen, mahnte ihn wohl sein Gewissen, aber das ist nicht so gleich gelernt, das will geübt sein, und will erbeten sein, und beides konnte er jetzt nicht. Zwang ihn doch einmal seine Gutmüthigkeit theilnehmend und freundlich gegen seine Frau zu sein, so half ihm das auch nicht viel, Elisabeth fühlte zu deutlich seine Absicht, und der Gedanke: er hat dich nicht mehr lieb, er ist nur freundlich aus Mitleiden und Pflichtgefühl, bedrückte und bekümmerte sie immer mehr.

Im November, gerade in der Zeit, wo die politischen Ereignisse neue Spannungen und Aufregungen brachten, wurde ihr kleines Mädchen geboren. Die Mutter aus Berlin war hier, die Geburt des Kindes schien alle Herzen zu bewegen, Kadden selbst war so glücklich. Jetzt sollte seine liebe Elisabeth wieder frisch und fröhlich sein, Mutter und Großmutter, ja sie selbst hatte es ihm so freudig versichert: jetzt sollte es nun wirklich anders werden. Es wurde aber nicht anders. Elisabeth hatte sich, wie die Mutter behauptete, und wie sie eigensinnig abstritt, einigemal erkältet, sie konnte sich nicht erholen. Fieberbewegungen kehrten immer wieder, und als die kleine Marie getauft wurde, konnte sie das Kind bei der Einsegnung kaum halten und lag während des übrigen Tauffestes kummervoll in der stillen Kinderstube. An diesem Tage theilte sie der Großmama ihren tiefen Kummer mit, die Mutter war selbst so unruhig und unzufrieden mit ihr, der konnte sie nichts sagen, aber das Großmutterherz war still und freudig und wußte immer zu trösten.

Als sie der Großmutter erst klagte, daß ihres Mannes Freude an dem kleinen Mädchen so kurz gewesen und er jetzt wieder nur Sinn und Interesse für politische Dinge habe, erklärte ihr die Großmama, das sei Männer-Weise, die Frauen müßten sich darin fügen, sie habe es in den Kriegszeiten auch erfahren müssen. Das dauere aber nur eine gewisse Zeit. Wenn der männliche Geist sich an den großen Interessen ermüdet, dann sehne sich das Herz desto inniger nach einer Heimath, nach Frieden und Glück in der Häuslichkeit. Sie möchte nur mit treuer Liebe dies Heimaths-Gefühl in ihm pflegen, wenn er es jetzt auch nicht anzuerkennen schiene. – Aber dazu gehörte ein sanfter stiller Geist, der da lebet in Demuth, Glauben und Hoffnung, den kannte Elisabeth jetzt nicht. Doch entgegnete sie der Großmama nichts.

Die Zweifel überhaupt an ihres Mannes Liebe wagte sie ihr nicht zu sagen, sie schämte sich. Auch fürchtete sie, die Großmutter müßte das selbst schon gemerkt haben, sie hätte sonst nicht so oft mit tröstlichen theilnehmenden Worten unaufgefordert darauf hindeuten können. Elisabeths Hauptklage und Hauptkummer sollten heute nur sein, daß sie in der ganzen langen letzten Zeit im Geiste so bedrückt war, daß sie weder lesen, noch singen, noch beten konnte; grau und still war es über ihr, und grau und still war es in ihr. Selbst nach der glücklichen Geburt des Kindes konnte sie sich nicht erheben, nur zuweilen bitterlich weinen über ihre Armuth.

Die Großmutter tröstete sie mit ähnlichen Zeiten, die sie selbst erlebte, sie schob es auf die Nerven, erkannte darin aber zugleich eine Prüfung und eine Mahnung des Herrn, mit der er anklopfte an die Seele, um sie zur Buße zu mahnen und sie im Glauben zu üben und zu stärken, und wenn sie auch zu allem sich matt und muthlos fühlte, so sollte sie nur nicht nachlassen um Kraft und Hilfe zu bitten.

»Laß nur dein Herz im Glauben ruhn«,
Wenn dich will Macht und Finsterniß bedecken;
Dein Vater wirds nichts Schlimmes mit dir thun,
Vor keinem Sturm und Wind darfst du erschrecken.
Ja siehst du endlich ferner keine Spur,
So glaube nur!«

Diese Worte hatte die Großmama ihr gesagt, und hatte sie ihr am folgenden Tage, auf ein Blättchen geschrieben, geschickt. Elisabeth hatte sich, so viel sie konnte, an diesen Trost gehalten, aber still und einförmig waren ihre Tage dahingegangen, sie blieb immer schwach und reizbar, und der Arzt und ebenso die Großmutter vertrösteten sie auf das Frühjahr und auf eine Badekur.

Als sie jetzt so traurig am Fenster stand, ritt ihr Mann auf den Hof. Sie fühlte das warme Herzblut in ihre Wangen steigen, – je mehr sie um seine Liebe bangte, je mehr klammerte sich die eigene Liebe in ihrem Herzen fest.

Er schien heute zerstreut, er sah nicht nach dem kleinen Friedrich, mit dem er sich sonst so viel und so glücklich beschäftigte. Der Kleine aber machte sich laut bemerkbar und ruhte nicht eher, als bis der Papa ihn auf das Pferd setzte und in den Stall reiten ließ. Sie traten dann beide aus dem Stall und das gute alte Kindermädchen brachte ihren kleinen Liebling, damit der Papa ihn bewundern möchte. Er that es auch ganz freundlich und ging darauf in das Haus. Nach Elisabeth sah er nicht hinauf, daran dachte er gar nicht. Die Zeit, wo sie an das Fenster nach der Straße eilte, wenn sie die Musik von ferne hörte, und wo sie dann mit strahlendem Glücke seinen freudigen Gruß empfing, war ja auch längst vorbei. Als er angefangen, den Gruß zu vergessen, hatte sie sich nicht herabgelassen ihn darum zu bitten und ihn zu überzeugen, daß es ihn selbst beglücke, und so gehörte es zu den verlorenen Dingen. Die Hoffnung, daß der Herr ein Wunder thun und die zerwehte Brautliebe wieder neu erschaffen könne, hatte sie längst aufgegeben, wenn auch die Kämpfe in ihrem einsamen und sehnsuchtsvollen Herzen immer nicht aufhören wollten.

Zu der Freude, ihn im Hause zu wissen, und zu ihrer kummervollen Liebe gesellte sich jetzt ein leises Zürnen: Er weiß es daß ich in diesem Zimmer bin, konnte er nicht hinaufsehen? Die Männer sind alle egoistisch, wie können sie eine arme kranke Frau lieb haben? Ja, ich bin ihm gewiß eine rechte Last. – Bange griff sie nach dem Trauring. – Den Ring am Finger habe ich aber, er darf mich nie lassen, ich kann ihn auch nicht lassen, wenn er mich auch immer trauriger behandelt, wenn er mich auch gar nicht mehr lieb hat.

In dem Augenblick trat er selbst ein.

Als er sie da so bleich und traurig stehen sah, ging, es ihm wie ein Schwert durch das Herz. Du arme liebe Elisabeth! sagte er mitleidig und nahm sie warm an sein Herz, wenn ich Dir doch helfen könnte!

Wie wohl ihr selbst dies Mitleid that. Sie weinte leise, aber sie zwang sich zum Lächeln, damit die Thränen ihn nicht forttreiben möchten.

Es ist heute so schön, sagte er, wollen wir Nachmittag spazieren gehen?

Wenn Du willst, entgegnete sie, und erschrak fast vor der Antwort, in der vielleicht ein Vorwurf für ihn liegen konnte. Mit ähnlichen Vorwürfen, oder vielmehr mit Klagen, daß er sie nicht mehr lieb habe und ihr auch nichts zu Liebe thue, hatte sie ihn kurz vorher so böse gemacht, daß sie noch mit Zittern an diese Scene dachte. Er hatte ihr versichert, daß sie ihn selbst auf solche unglückliche Gedanken bringe, und daß er fürchte, es sei wirklich so. Seine guten Vorsätze und braven Ansichten hatten ihn vergessen lassen, daß er eine arme kranke Frau vor sich hatte.

Ich will gern! entgegnete er jetzt, und knüpfte daran freundliche tröstende Worte über den kommenden Frühling, wo sie wieder ganz frisch und gesund und seine liebe Elisabeth sein würde.

Der kleine Friedrich holte die Eltern zum Mittagsessen ab, und beim Essen wurde der Spaziergang berathen. Gleich nachdem Elisabeth geruht, wollten sie mit den Kindern zusammen gehen, wenn auch nur den breiten Grasrain hinauf.

Als sie etwas geschlafen hatte und sich zum Spazierengehen rüsten wollte, sah sie zu ihrem Kummer, daß der Himmel sich bezogen und daß schon einzelne leise Tropfen niederfielen. Ihr Mann war aufrichtig betrübt darüber. – Wird er wohl bei dir bleiben heute Nachmittag? dachte sie zagend. – Nein, er hatte keine Ruhe, er nahm nach kurzer Zeit die Mütze, er wollte zu den Freunden, es waren gerade wieder aufregende Nachrichten über Baden in den Zeitungen, die er besprechen wollte.

Als er fortging, versprach er bald wiederzukommen. Er versprach es aus bösem Gewissen: er hätte seiner kranken Frau wohl ein Opfer bringen können, es wäre jetzt vielleicht seine Pflicht gewesen sie zu unterhalten, wenn es ihm auch kein Vergnügen machte. – Elisabeth fühlte dasselbe: Sein Gewissen sagt ihm, daß er bleiben müßte, dachte sie, daß er mir und den Kindern auch Zeit und Unterhaltung schuldig ist, aber er kann es nicht, er lebt nach seinem Gefallen, nicht nach Gottes Gebot. Der Großvater hat Recht gehabt: solche Liebe hält im Glück aber nicht im Unglück aus. – Sie kämpfte mit ihren Gedanken, die sehr unfreundlich und zürnend waren, sie war damit noch längst nicht fertig, als ihr Mann plötzlich zurückkehrte.

Die Kameraden hatten gleich nach Tisch eine Partie unternommen, er fand niemand zu Hause. Er war verstimmt darüber, aber er suchte es zu verbergen. Nun will ich Frau und Kinder unterhalten, sagte er scherzend.

Hätte sie doch jetzt die Gewalt über sich gewinnen können, ihre Freude über sein Kommen auszusprechen, – es war ihr ja doch eine Freude! Nein, sie konnte es nicht, sie schwieg und lächelte nur etwas traurig.

Soll ich Dir etwas vorlesen? fragte er freundlich. – Sie nickte. – Oder wollen wir Klavier zusammen spielen? fügte er hinzu.

Friedrich gab den Ausschlag, er wollte Musik hören und wollte tanzen. Die Eltern setzten sich an das Klavier, sie spielten und der Junge tanzte. Das ging auch schön, er mußte nur dazwischen einmal nebenan in die Kinderstube laufen, um das weinende Schwesterchen zu beruhigen. Als er zurückkehrte, stand eben der Papa von dem Klavier auf, warf das Notenbuch mit Gewalt zu und verließ das Zimmer.

Papa soll ja spielen! sagte Friedrich. Elisabeth antwortete dem Kinde nicht. Sie saß bleich und zitternd. Ja, sie war reizbar und eigensinnig und unfreundlich gewesen, durfte er denn aber so heftig sein? Konnte er denn nicht Geduld mit ihr haben? Fast wäre ihr das Notenbuch an den Kopf geflogen.

Sie hatte wohl zehn Minuten unbeweglich gesessen, als die Thür aufging und ihr Mann zurückkehrte. Er setzte sich zu ihr, nahm ihre Hand und sagte ernsthaft und traurig: Elisabeth, verzeihe mir.

Ich war ja schuld daran, sagte sie leise.

Ach ja, Elisabeth, fuhr er traurig fort, wenn Du mich doch nicht so viel zur Heftigkeit reizen möchtest! Du glaubst nicht, ich führe ein elendes Leben, ich fürchte mich, mit Dir zusammen zu sein.

Sie weinte. Das zu hören, war ihr wieder ein bitterer Schmerz, aber es war nur die Wahrheit, und als sie beide noch einige Augenblicke schweigend neben einander gesessen, verließ er das Zimmer.

Im Juni war der Frau Oberförsterin Geburtstag Veranlassung zu einer kleinen Familienversammlung. Elisabeths Eltern und Schlössers kamen nach Woltheim. Elisabeth, obgleich es ihr wirklich schwer war, mit Emilien und mit Tante Julchen, ja selbst mit ihrer Mutter zusammen zu sein, überredete sich doch, daß sie sich auf dieses Fest freue. Sie bemühte sich auch nicht, diese Gefühle gegen ihren Mann zu verbergen, ja ohne es mit einer bestimmten Ueberlegung zu thun, erschuf sie sich das angenehme Gefühl, ihn fühlen zu lassen, daß sie, da er sie einsam und liebeleer ließ, Trost und Liebe bei ihrer Familie suchen müsse, wo sie so sicher war beides zu finden.

Sie erreichte ihren Zweck vollständig. Schon vor der Abreise und auf der Fahrt war er übler Laune, er war überhaupt nicht gern hingegangen, weil ihm die beobachtenden Frauen lästig waren. Daß Elisabeth sehr lebhaft und teilnehmend empfangen wurde, verbesserte seine Stimmung nicht. Je mehr sie sich von den Ihrigen bedauern und trösten ließ wegen ihres Unwohlseins, je mehr sie sich zu ihnen hielt und vergnügt und befriedigt schien, je schweigsamer und ernster wurde er. Es war zu deutlich, man wollte ihn aufmerksam machen, wie er die arme Frau jetzt behandeln müsse. Die gutmüthige Frau Oberförsterin ging sehr taktlos dabei zu Werke. Emiliens kaltes, kluges Gesicht war ihm an und für sich unangenehm, und heute schaute sie mit einem gewissen Triumfe auf ihn herab.

Seine Schwiegermutter war wirklich kummervoll und traurig, er konnte sie nicht ansehen und sich ihr nicht nahen. Er fühlte sich einsamer und verlassener in dieser Gesellschaft, als einst dem alten Erbkoffer gegenüber, ja er gerieth endlich in eine so unangehme Aufregung, daß es ihm eine Aufgabe war, hier zu bleiben und sich doch wenigstens hin und wieder in ein Gespräch mit den Männern einzulassen.

Was Elisabeth in einer Art Spielerei angefangen, das machte sie jetzt bange. Die düstern Blicke ihres Mannes waren ihr ganz verständlich, und er kam nicht wie damals im ersten Sommer, wo sie über die Freude, ihre Geschwister wieder zu haben, ihn einige Stunden vergessen hatte, er sagte ihr nicht: Liebe Elisabeth, mich mußt Du immer am meisten lieb haben, sonst werde ich traurig. Sie konnte es endlich nicht länger lassen, ihr Gewissen trieb sie dazu, sie ging zu ihm und fragte mit großer Befangenheit: Otto, bist Du unwohl?

Er sah sie kalt und ruhig an und entgegnete ebenso: Durchaus nicht, – wie kömmst Du darauf?

Sie wandte sich bange von ihm, sie fühlte es, daß sich ein Sturm vorbereite, und fürchtete sich.

Emilie hatte diese kleine Unterredung beobachtet. Sie nahm die Oberförsterin bei Seite und sagte: Die arme Elisabeth kann einem wirklich jetzt leid thun! Und Elisen begreife ich nicht recht, wie sie doch die Tochter so ruhig an dieses Mannes Seite wissen kann.

Ruhig? entgegnete Julchen bewegt, ruhig ist sie wirklich nicht; findest Du nicht, daß die arme Elise in dem letzten Jahre alt geworden ist? Ihr Haar fängt plötzlich an grau zu werden, sie kann gar nicht mehr vergnügt sein. Daß sie sich von ihrem Mann und von den Eltern gern beruhigen läßt, ist ihr zu gönnen.

Ja, die guten Großeltern sind unbegreiflich, sagte Emilie scharf. Als ob sie Elisabeth und Kadden gegenüber ihr gesundes, richtiges Urtheil aufgegeben hatten. Kadden ist und bleibt ihr Liebling, ja die Großmama möchte ihn nur immer trösten, möchte das ganze Unglück allein in Elisabeths Nerven finden, und erwartet von den Seebädern Wunder. Aber auch die Seebäder werden hier nicht helfen (bestimmte sie ruhig), es konnte nicht anders kommen. Wie kann eine Liebe zwischen zwei so heftigen, eigenwilligen Leuten, bestehen? Ich habe es längst vorausgesagt, niemand wollte mir glauben. Wenn ich ihre Brautzeit bedenke – Das war wirklich ein liebliches Bild, unterbrach sie Julchen lebhaft, und es kann einem zu weh thun, wenn man sie jetzt sieht.

Ja, ein liebliches Bild, fuhr Emilie fort, eine Seifenblase im Sonnenschein; ich sage Dir aber, Julchen, wir haben das Ende der traurigen Geschichte noch nicht erreicht, ich sehe es deutlich vor Augen. Wenn aber Eltern und Großeltern sich darüber beruhigen, werde ich es auch können.

Sie konnte es aber nicht. Als am Abend Kadden und Elisabeth fort waren, und sie nur im engsten Kreise mit den Großeltern, mit Elisabeths Eltern und Oberförsters war, brachte sie die Unterhaltung auf das verstimmte junge Paar, und Julchen war sehr bereitwillig ihr dabei zu helfen. Emiliens entschiedener Rath war: sie müßten jetzt beide ermahnt und gewarnt werden, der Abgrund, an dem sie stünden, müßte ihnen gezeigt werden, denn von ihrem jetzigen Verhältniß bis zum Verlangen nach Scheidung sei nur ein kurzer Schritt.

Julchen war nicht ganz einverstanden mit Emilien, sie meinte, Elisabeth hätte ihren Mann zu lieb, ihr Herz würde nie einen solchen Gedanken fassen können.

Ihr täuscht Euch auch in Elisabeth, versicherte Emilie; sie hat sich zu sehr in Liebe verwöhnen lassen, bei einem so leicht erregbaren Gemüthe kann Liebe sich schnell in Zürnen verwandeln, ja selbst ihr Stolz, ihr Selbstgefühl muß sich gegen eine solche Behandlung sträuben.

Der Großvater hatte ruhig zugehört, jetzt aber nahm er ernsthaft das Wort: Vor allen Dingen bemüht Euch nicht, die Sache zu übertreiben, sprecht nicht zu viel davon, auch nicht unter einander mit unnützen Worten. Haltet Ihr die Sache wirklich für bedenklich, so tragt sie in herzlicher Theilnahme dem Herrn vor.

Ja, Kadden hat mir heute leid gethan, sagte die Großmutter, er mußte Euer Wesen drückend fühlen, und selbst Elisabeth habt Ihr heute förmlich verführt und von ihm abgewandt.

Aber, liebe Tante, begann Emilie mit einem verwunderten Kopfschütteln.

Laß nur, liebes Kind, unterbrach sie die Großmama, Ihr wißt recht gut, was ich meine, und werdet mir auch Recht geben müssen, Elisabeth hat doch die größte Schuld, wenn ich sie auch gern entschuldige mit ihrer Krankheit, wir können jetzt nichts Besseres thun, als ihn trösten und es ihm leicht machen, daß er Geduld mit ihr hat.

Nun, liebe Tante, entgegnete Emilie ruhig, wir wollen nicht weiter sprechen darüber, unsere Ansichten sind zu verschieden, ich will ja wünschen, daß ich Unrecht habe, fürchte aber das Gegentheil.

Elise und Julchen schwiegen. Sie waren augenscheinlich auf Emiliens Seite. Der Großvater versicherte noch einmal, und Schlösser und der Geheimerath waren mit ihm einverstanden: wenn Elisabeth wohler wäre, würde sich das Verhältniß besser gestalten; wäre es auch immer keine Muster-Ehe zu nennen, so wäre doch auch an etwas wie Scheidung nicht der entfernteste Gedanke. Man sah es dem Großpapa an, er wollte nicht näher auf das Gespräch eingehen, er schloß noch einmal mit der Ermahnung, sie sollten nur nicht so viel Familien-Geschwätz daraus machen und die Sache in Theilnahme auf ihrem Herzen tragen; er versprach aber zugleich, daß es bei der Verabredung bleiben und Elisabeth gleich nach der Badezeit als Nachkur mit ihren Kindern zu ihnen nach Woltheim kommen und während des ganzen Herbstmanövers dort verweilen sollte.

Elisabeth war indeß an ihres Mannes Seite nach Hause gefahren. Anfangs hatte sie Furcht vor einer heftigen Scene, aber bald gewahrte sie, daß er kalt und ruhig blieb. Sie versuchte nun, mit ihm zu reden, – durch ihr ganzes Wesen ging der stille sehnende Zug, ihn zu begütigen. Es gelang ihr nicht. Er konnte sich nicht überwinden. Sie hatten ihn heute auf die empfindlichste Weise getränkt. Sie gab endlich jeden Versuch auf und saß schweigend und kummervoll neben ihm.

Am andern Morgen war Elisabeth allein, ihren Mann hatte sie noch nicht gesehen, er war fort geritten, ohne ihr guten Morgen zu sagen. Sie überlegte sich den vergangenen Tag; was hatte sie denn eigentlich verbrochen? Sie konnte jetzt kaum Unrecht entdecken, und ihre Gedanken über das Wesen ihres Mannes wurden immer anklagender. Wenn er mich vernachlässigt, soll ich mir nicht Trost in meiner Familie suchen? Bin ich denn nicht schwach und elend und beklagenswerth? Wie wird er nun wieder tagelang gegen mich sein? Heute Nachmittag wird er jedenfalls gar nicht zu Hause sein? Ein unüberwindliches Verlangen, diesen Nachmittag mit ihren Eltern und Geschwistern zusammen zu sein, bewegte ihr Herz. Ja, wenn sie nur hätte zu Fuß gehen können, so würde der Besuch keine Schwierigkeiten gehabt haben, ihr Mann würde aus ihrer Abwesenheit sich nicht viel machen, – das setzte sie zürnend, aber doch mit großem Herzweh hinzu.

Bei Tische war Kadden wieder wie immer, er sprach mit Elisabeth von gleichgiltigen Dingen und sprach freundlich und liebreich mit dem kleinen Friedrich. Als sie vom Tisch aufgestanden, konnte Elisabeth ihrer inneren Aufregung nicht widerstehen, sie mußte von ihren Wünschen nach Woltheim sprechen, obgleich eine Stimme in ihrem Herzen sie entschieden davor warnte. Sie entschuldigte sich aber in ihren Gedanken: wenn er immer nur an sich denkt, warum soll ich nicht auch einmal an mich denken? Und überdem ist es der einfachste Wunsch von der Welt.

Heute sind sie noch alle in Woltheim beisammen, begann sie zagend. – Ihr Mann schwieg. – Ich wäre so gern dort gewesen, fuhr sie fort.

Heute wieder? fragte er verwundert.

Ich werde meine Geschwister den Sommer nicht mehr sehen, und ob ich den Nachmittag hier bin oder nicht, das ist doch gleich.

Er sah sie an mit dem schnellenden fragenden Blick; wenn sie vernünftig war, hätte sie jetzt aufgehört, aber der Gedanke, er könne ihr die Bitte abschlagen, er könne ihr den Besuch geradezu verbieten, reizte sie im voraus. Wenn ich nur gehen könnte, sagte sie entschlossen, es wäre doch ganz natürlich, daß ich heute wieder dort wäre.

Ich habe auch nichts dagegen, sagte er schnell.

Ich kann aber nicht gehen, fuhr sie in gereiztem Tone fort.

Du willst doch keinen Wagen nehmen? fragte er unwillkürlich.

Das wäre freilich zu viel verlangt, sagte sie mit leiser Stimme und verließ das Zimmer.

Sie stand am Kinderstubenfenster in einer sehr traurigen Stimmung. Aerger und Unwillen und die Stimme des bösen Gewissens stritten sich um die Oberhand, da hörte sie plötzlich ihren Mann den Burschen rufen und nach einem Wagen schicken. Noch einige Minuten stand sie erschrocken und nachdenklich, dann ging sie in ihres Mannes Zimmer. Ich möchte doch lieber hier bleiben, sagte sie mit stockender Stimme.

Er sah gar nicht vom Schreibtisch auf, vielleicht hätte ihre ganze Erscheinung, ihr bittender Blick ihn bezwungen. – Wenn der Wagen zu haben ist, wirst Du nun hin fahren, entgegnete er ruhig.

Nein, Otto, ich möchte wirklich lieber hier bleiben, bat sie noch einmal.

Und Du wirst wirklich hin fahren! fuhr er heftig auf. Jetzt bitte ich Dich, geh, setzte er ruhig hinzu.

So antwortet eine Sünde auf die andere, und ein Mißverständniß knüpft sich an das andere. Elisabeth verließ unglücklich das Zimmer und fuhr ebenso bald darauf nach Woltheim.

Ihre Familie war überrascht durch ihr Kommen, es war ganz gegen die Verabredung. Elisabeth war aber auch nicht im Stande, ihre unglückliche Stimmung zu verbergen, und Elisens Mutterherz wurde immer schwerer, wenn sie so an der Tochter selbst die Bestätigung von Emiliens unglücklichen Profezeihungen sah. Sie konnte es auch nicht lassen – doch that sie es nur im Beisein der Großmutter, – Elisabeth nach der Ursache ihrer heutigen Verstimmung zu fragen.

Otto wünschte nicht, daß ich her fuhr, und ich hatte doch so große Sehnsucht, war ihre stockende Antwort.

Armes, liebes Kind, sagte Elise und liebkoste ihre Wangen.

Die Großmutter aber sagte etwas vorwurfsvoll: Wenn er es nicht gern sah, mußtest Du lieber zu Hause bleiben.

Elisabeth schüttelte nur traurig mit dem Kopf, sie wollte nichts weiter sagen. Als sie recht früh wieder an die Rückfahrt dachte, wurde sie von niemanden zurückgehalten.

Diesen Nachmittag war Kadden nicht mit seinen Bekannten, die Politik interessirte ihn heute nicht, er war mit sich selbst beschäftigt. Um ganz allein zu sein, wählte er den einsamen Spaziergang auf dem Grasrain hinauf, so unglücklich, so ohne Aussicht auf Glück, hatte er sich noch nie gefühlt. Wie stand er gestern der Familie seiner Frau gegenüber, wie hatten ihn diese Frauen unzart und rücksichtslos behandelt. Nur Schlösser und der Großpapa waren unbefangen, und die liebe Großmama war liebreich wie immer, sie hatte auch freundlich seine Hand genommen und ihm tröstlich in die Augen geschaut, als wollte sie sagen: Lieber Otto, es wird wieder besser werden. »Nur der Großeltern Wesen hatte ihn bewegt zum geduldigen Ausharren den ganzen langen Tag hindurch. – Auch Elisabeth, wie konnte sie so gegen ihn sein, ihn absichtlich kränken, mit einer gewissen Befriedigung ihn seine Unfreundlichkeiten einmal entgelten lassen! Er überlegte nicht ihre Reue, ihren Kummer, ihr Herzweh, er gedachte nur ihres Unrechtes und wollte damit sein heutiges Thun wieder entschuldigen. Daß es ihm nicht gelang, daß sein Gewissen leise klagte, vermehrte nur die Verwirrung seiner Empfindungen. Er kehrte von seinem Spaziergang zurück mit dem festen Entschluß, vorsichtig zu sein und seine Pflicht zu erfüllen. Mit diesem Trost, der ihn in der letzten Zeit immer mehr und mehr getäuscht, mußte er sich auch heute begnügen.

Er war noch nicht lange auf sein Zimmer zurückgekehrt, als Elisabeth vorfuhr. Er hatte sich vorgenommen, die Sache als abgemacht zu betrachten, ruhig und freundlich wie immer zu sein, und fühlte sich beinah stolz, daß er den Entschluß fassen konnte. Aber sein Herz war doch unruhig, als er Elisabeths leise zögernde Schritte im Nebenzimmer hörte und als sie dann die Thüre öffnete. Sie war von der Qual des Nachmittags wirklich angegriffen, – sie konnte nicht anders, als sie zu ihm trat, mußte sie heftig weinen. Sie legte ihren Kopf an seine Schulter und bat: Otto, sei mir nicht böse!

Das kam ihm unerwartet, er sah sie unruhig an, er war wirklich bereit zur Versöhnung. Ich will Dir nicht böse sein, versicherte er aufrichtig.

Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und bat noch einmal: Verzeihe mir nur, ich bin zu unglücklich gewesen.

Ich verzeihe Dir, versicherte er noch einmal, aber nun beruhige Dich, wir wollen uns das Leben nicht schwer machen, es soll alles gut sein.

Sie sah ihn traurig an. Wenn er ihr doch erlaubt hätte, sich auszusprechen. Aber das war ihm unbequem, es war ohne Vorwürfe für ihn nicht möglich, er fürchtete sich davor; Elisabeth konnte ihn dabei nur wieder reizen, dann gab es wieder eine Scene.

Aber sie wollte ihn heute nicht reizen, sie wollte ihn nur versöhnen: Otto, es war so Unrecht von mir, begann sie noch einmal.

Ich bitte Dich, laß es gut sein, bat er ganz freundlich, aber auch abwehrend, wir wollen es beide vergessen, ich bin Dir ganz gewiß nicht böse.

Sie schwieg, sie fühlte es kalt am Herzen, sie reichte ihm freundlich die Hand, er geleitete sie nach der Stubenthür, er küßte sie zerstreut auf die Stirn und sie ging in ihr Schlafzimmer.

Hier saß sie trostlos. Es war ihr klar: er hatte sie nicht mehr lieb, er verlangte nach keiner Verständigung; er wollte nur äußerliche Ruhe. Wie sollte sie das aber ertragen? Wenn sie auch jetzt matt und krank war, wenn auch jetzt auf ihrem ganzen Seelen- und Herzensleben eine Decke lag, es gab ja doch Tage und Stunden, wo es in ihrem Herzen freudig hoffend aufblitzte, ihr Herz war doch immer das alte liebebedürftige und liebewarme. – Es ist alles vorbei! dachte sie und weinte ohne Aufhören. Er hat dich nicht mehr lieb, –warum hat er dich aber überhaupt lieb gehabt? setzte sie trostlos hinzu. Ach ja, laß es nur gut sein, wollte sie sich trösten; aber fühlte sie sich denn nicht von allen Menschen und von Gott verlassen? Beten konnte sie nicht, sie konnte immer nur noch weinen.

Ihr Mann saß in seiner Stube, er hatte arbeiten wollen, aber er konnte es nicht. Er griff unentschlossen nach seiner Mütze, und unentschlossen warf er sie wieder hin. Er wußte es, was er Elisabeth jetzt gethan hatte, er kannte ihr warmes Herz, ihr hilfesuchendes, ihr trostbedürftiges Herz, er hatte sie von sich gewiesen, sie war verlassen in der Welt. Er wollte ihr Trost und Schutz und Hilfe sein, nur heute nicht, heute konnte er sich nicht bezwingen.

Sie erschien bei Tische, er sah es, daß sie geweint hatte, er wollte es nicht sehen, Er war freundlich und aufmerksam, und Elisabeth war es auch. Wenn er dich nicht mehr lieb hat, dachte sie in stiller Resignation, wird sich dein Herz gewöhnen, keine Ansprüche an ihn zu machen, und es wird dir nicht zu schwer werden, aufmerksam und freundlich mit ihm zu sein. Das Herz ist aber ein trotzig und verzagt Ding, besonders ein warmes Herz: in einer Stunde kann es so vernünftig kühle Vorsätze fassen, und wirft in der anderen Stunde alles über Bord.


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