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Petroleum

Sie hatten nichts miteinander gemein gehabt. So wenig, wie ein Ire mit dem Namen Kennedy gemein haben kann mit einem Manne aus Westfalenland, der Schmieding heißt.

Weit lag ihr Leben auseinander, weiter noch die Quelle ihres Blutes. Und dennoch rannen eines Tages ihre Bäche ineinander.

Schicksal?

Was kümmerte sich das Schicksal groß um einen Kennedy aus Irland, einen Schmieding aus Westfalen? Jetzt wenigstens nicht mehr. Das war schon eine Weile her, daß das Schicksal sie gedankenlos gestreift hatte. So gestreift, daß ihm vom Iren das Vermögen zwischen den Fingern blieb – gelangweilt schnalzten diese Schicksalsfinger, und das Vermögen klatschte einem andern auf den schuftenden Rücken – und vom Westfalen ein Stück von seiner Ehre – whupp, geschnalzt –, aber die Ehre eines Menschen kann selbst das Schicksal nicht auf einen andern übertragen. Die zerstäubte irgendwo.

Also mit dem Kennedy und mit dem Schmieding war das Schicksal fertig. Sicher saß es hinter irgendeinem Felsen im Schatten und gähnte und fing sich Fliegen.

Wenn aber das Schicksal Fliegen fängt, wenn uns seine hypnotischen Augen nicht mehr in seinem Bannkreis halten, gewinnt der Abenteurer Zufall Gewalt über uns und bläst uns, wohin er will.

Also blies er diese zwei zunächst hinüber nach Amerika. Nicht, daß sie sich gesehen hätten. Zwei verschiedne Schiffe, die sich kreuzten, trugen sie. Das eine fuhr nach Baltimore, das andre nach New York. Und als sich ihre Wege dergestalt zum ersten Male kreuzten, als der tolle Zufall seine erste Masche schlug, da wußte keiner von den beiden, daß der andre auf der Welt sei.

Als aber dann derselbe tolle Zufall seine zweite Masche schlug, im hinteren Kalifornien schlug, da wußten beide freilich, daß der andre auf der Welt ist. Mehr noch: da wußten beide, daß einer von ihnen zuviel auf der Welt sei.

Zwischen diesen beiden Maschen aber lagen manche sonderbaren Fäden. Fäden, die aus purem Eigenwillen parallel gelaufen waren; ohne sich zu schneiden.

Da lagen Zeitungsmeldungen aus Kalifornien. Artikel, welche sämtlich eine gemeinsame dicke Überschrift trugen:

Armdick waren diese Lettern in den Extrablättern. War dieses P zum Beispiel nicht ein Erdölstrahl, der senkrecht aus der Tiefe schoß, und den die Schwerkraft und der Wind von droben wieder rückwärts peitschte wie in einer Schlinge? Und strebte nicht das Rückgrat aller andern Lettern auch fontänenhaft zur Höhe, oft drei auf einmal aus dem gleichen Grundstück, wie beim m? Einträchtig, spielerisch bogen die Fontänen sich einander zu …

Wenn man so zusah, in die Zeitung starrte, wurde man nervös. Kreuzteufel, konnte man nicht auch so einen Brunnen bohren? Es auch so machen wie die andern, die gestern ausgezogen waren und sich heute Millionäre nannten?

Zum Donnerwetter auch, was hatten denn die andern groß voraus? Das Gesetz doch nicht. Das Berggesetz, das war für alle gleich: Schürfen, auf Petroleum schürfen durfte jeder, der ein Bohrloch niedertreiben wollte. Und wer zuerst auf das Petroleum stieß, wessen glühend gewordnes Bohreisen zuerst in das Petroleum fuhr, so daß es zischte, dem gehörte Land und Quelle.

So das Gesetz. Stand zwischen dem Gesetz und dem erbohrten Glück und Reichtum noch der Bohrturm. Der war alles, was man da riskierte. Also so viel Kröten rasch zusammenscharren, wie der Turm dort drunten kostete, und dann drauf und dran …

So dachte der Ire Kennedy, der in New York die Zeitung las mit dem Petroleumtelegramm. Und genau so dachte auch der Westfale Schmieding, der in Baltimore die gleiche Zeitung las. Und als sie beide auf die dicken Lettern starrten, ei, da hörten sie es schon in weiter Ferne brausen – armdick schoß es in die Höhe …

Und dann erkundigten sie sich, dann horchten sie herum. Das Technische war nicht so schwer. Die Fabriken hatten sich drauf eingerichtet. Die lieferten die Teile für den Bohrturm fix und fertig, numeriert. Nur daß man sie zusammensetzen mußte drüben, das war alles. Und dann losgebohrt!

Hm, und wenn dann das Petroleum kam, was dann? Das mit den Fässern, der Fabrik und dem Vertrieb, das war schon schwerer, wie?

»Ach, dummes Zeug«, sagten die Befragten, »habt nur erst Petroleum, dann braucht ihr euch nicht weiter zu bekümmern.«

»Wieso?«

»Na, dann kommt John Dee und mißt den Strahl und zahlt euch das Hundertfache in soliden Goldstangen, als eure Petroleumsäule Kubikinhalt besitzt.«

»John Dee? Wer ist John Dee?«

»Will der Mensch Petroleum schürfen und weiß nicht, wer John Dee ist. John Dee ist der mächtigste Mann in Amerika, mein Lieber.«

»Doch nicht der Präsident?«

»Gott behüt' mich, der Präsident, Sie Waisenknabe! Daß ich nicht lache, Sie Greenhorn, Sie gesegnetes. Präsidenten in Amerika kommen und gehn, aber John Dee, der bleibt.«

»?«

»Haben Sie wirklich noch nie von einem Petroleumkönig John D. Rockefeller gehört …?«

Und dann entwarfen die Befragten dieses Mannes Bild. Ein Mann, der arm begann. Ein Mann, der sich eine Quelle nach der andern dienstbar machte. Ein Mann, der mit dem Reinertrag der Quellen Eisenbahnen kaufte in einem Ausmaß, größer als das Deutsche Reich. Der einen Riesenlindwurm nach dem andern in Röhrenleitungen vom Innern Amerikas an die Küste legte, Röhren, die sich durch die Flüsse schoben und die Berge überkletterten. Röhren, die das Öl direkt in die Tanks der eignen Dampfer gossen. Die fuhren dann nach andern Kontinenten, eine Flotte, welche nicht mehr abriß, Tag und Nacht. Und das Wunderbare sei das, was vor ihm noch kein Gewalthaber der Industrie verwirklichte: alles lag in seiner Hand, von der Quelle bis zum letzten Konsumenten.

In Pennsylvanien, in Kalifornien, in Galizien, in Rußland, in Java donnerte der Naphthastrahl ans Licht – wer stand daran? John Dee. Millionen Fässer wurden täglich aus den Raffinerien in die Frachtwaggons gerollt – wer stand daran? John Dee. Die Tankflotten pflügten übern Ozean – wer stand auf der Kommandobrücke? John Dee. Das Petroleum wurde drüben in Europa in die riesigen Zisternen gepumpt – ein Riesenkopf hob ihren Deckel, der Kopf John Dees. Das Petroleum kam in Kannen. Die schepperten auf flinken Wagen, die über der letzten Provinzstadt Pflastersteine ratterten. Und wer saß oben auf dem Bocke, auf dem Kutscherbocke? John Dee. Wer kletterte herab und läutete an der Wohnung, übergab der letzten Hausfrau eine Kanne und kassierte bar das letzte Geld in dieser lückenlosen Kette von der Quelle bis zur Kanne ein? John Dee, John Dee …

»Und wo irgendeine neue Naphthaquelle aus der Erde schießt«, so sagte man dem Schmieding aus Westfalenland zu Baltimore, »und wär' es auf dem Himalaja, verlaßt Euch drauf, John Dee steht dran und fragt den glücklichen Erbohrer: › How much, how much?‹ …«

Und zur selben Zeit zeigte man dem Iren Kennedy John Dee auf einer Straße.

»Wie, dieser hagre, graue, unscheinbare Mann?«

Aber weiter kam er nicht in seinem Ausruf. Wie in einer Vision sah er plötzlich dieses Gestaltlein vor sich schwellen, bis es ein schemenhafter grauer Riese ward, bis es an die Wolken stieß, bis seine Arme über die Meere, über die Kontinente griffen, bis sein Arm nach Kalifornien griff, bis seine eine Hand einen riesigen Petroleumstrahl umspannte, der über einem Bohrturm aufstieg, während seine andre Hand Goldstückpfeiler schichtete und damit zahlte. Und wie der Ire schärfer hinsah auf den Bohrturm, hing eine Tafel dran, eine rohe, hölzerne Tafel:

Bis hierher also liefen die sonderbaren Zufallsfäden Kennedys und Schmiedings parallel, nachdem sie auf der Seefahrt sich zum ersten Male unbewußt im Kielwasser zweier sich kreuzender Auswandererschiffe geschnitten hatten. Die zweite Masche aber lag in Kalifornien auf einem ebnen Landstrich. Sand weitum. Im Westen eine dünne grüne Linie, wo der Wald den Sand besiegte. Und weit im Norden schimmerndes Gebirge, die Berge von Nevada.

Dazwischen aber sah man, wenn man sich im Luftschiff hoch erhoben hätte, eine sonderbare Saat aus diesem Sand aufkeimen. Kurze dicke Halme, welche sich verjüngten, schossen aus dem Boden. Manche weit auseinander, manche dicht beisammen. Und alle gleich. Was für eine sonderbare Saat von Riesen. War das eine Drachensaat? Hatte Jason sie gesät? Aber zu Jasons Zeit gab's noch keine Dampfmaschinen, die dicht neben diesen Halmen keuchten, die ein stählernes Gestänge in die Erde trieben, unermüdlich, Tag und Nacht. Die auf Petroleum bohrten, wütend auf Petroleum bohrten. Wer wird der erste sein, der erste …?

Zwei Bohrtürme standen sich dicht gegenüber. »Kennedy«, besagte eine Tafel an dem einen, »Schmieding«, eingekerbt im unteren Tragbalken des andern. Weiß der Teufel, wie es kam, daß sie an der gleichen Stelle bohrten.

Nein, der Teufel kann darüber keine Auskunft geben. Das kann vielmehr der Mann, der Geologe, den sie beide vor zwei Wochen nacheinander um Rat befragten: »Wo, an welcher Stelle hätte man die meiste Aussicht, daß …«

Weiter als bis »daß« kamen sie nicht in ihrer Frage. Weiter brauchten sie auch nicht zu kommen. Weiter kam kein Mensch in Kalifornien. Man ist da drüben ein Freund vom Handeln und kein Freund vom Reden. Was hinter diesem »Daß« kam, wußte doch ein jeder, wozu noch reden?

Der Geologe aber sparte sich das Reden überhaupt. Er zeigte auf der Karte auf einen Punkt, er bohrte seine Bleistiftspitze dahinein und schwieg dazu. Er hätte ja noch sagen können:

»Auf Grund der geologischen Formationen ist anzunehmen, daß hinter jenem Waldstreifen, grade halbwegs nach dem Flusse, da, wo drei alte verdorrte Kiefern standen, eine ausdauernde Bohrung alle Aussicht habe, auf Petroleum fündig zu werden. Denn es sei geologisch derselbe Strich, der dreiundzwanzig Kilometer weiter nordwärts vor zwei Wochen einem Schürfer eine Quelle in den Schoß warf, die jetzt dreißigtausend Faß im Tage abwarf …«

Wie gesagt, das alles und noch mehr hätte ihnen dieser Mann verraten können. Aber Zweck hätte es keinen gehabt. Denn das mit den dreißigtausend Faß, das hatten sie schon in der ersten Stunde ihrer Ankunft gehört. Und das mit der geologischen Formation war ihnen Krimskrams. Wichtig war allein: Der Bleistiftpunkt, das war Petrol, das war die künftige Naphthasäule, die John Dee einhundertfach in Gold ummünzen würde, heute oder morgen.

Diesen Bleistiftpunkt besah zuerst der Ire Kennedy, und eine Stunde darauf Schmieding, der Westfale. Beider Augen brannten auf dem Punkte, beider Hände zeichneten die Lage peinlich scharf auf Pauspapier nach.

Und dann war noch keinen halben Vormittag lang das Zelt von Kennedy links von den drei verdorrten Kiefern im Sand errichtet, als auch schon rechts von diesen Kiefern ein zweites Zelt emporwuchs, das von Schmieding.

Die beiden sahen sich in der ersten Stunde des Zusammentreffens stumm in das Weiße ihrer Augen. Kein Wort und keine Handbewegung. Sie wußten nur zu gut, das gab ein Rennen auf Tod und Leben. Nur einer konnte nach dem Berggesetze siegen. Der, dessen Stahl zuerst in das Petroleum zischte. Dem gehörte alles. Der war reich und der war König. Und der andre war ein Bettler, ein Besiegter. Eine Stunde, ja, eine Minute früher oder später konnte die Entscheidung bringen.

Hei, wie trieben da die beiden ihre Leute an. Mit welcher fieberhaften Eile schossen da die beiden Schwestertürme in die Höhe. Wie wurde an der Dampfmaschine hingewerkelt. Das hämmerte und sägte, das stampfte und klang da Tag für Tag und weit hinein in jene stillen Nächte, die der tiefste Frieden zwischen der Nevada und dem Meere schaffen konnte.

Frieden? Was Frieden! Krieg war das, was aus den feindlichen Bohrtürmen wie eine rußende Flamme gen Himmel schlug, Krieg bis aufs Messer. Das wußten nicht nur Kennedy und Schmieding, das wußten auch die Leute, welche sie in ihrem Solde hatten. Das wußten auch die Dampfmaschinen, welche jetzt – was für ein Zufall – in der gleichen Stunde ihre Bohrarbeit begannen. So daß die diamantenbesetzten Kronen der beiden Bohrer haargenau zur gleichen Zeit ins Erdreich knirschten.

Hu, wie das staubte, wie der Sand da spritzte. Wie der Bohrturm zitterte. Wie die Augen der beiden Abenteurer glänzten. Wie die Maschine sang. Und wie das fürchterliche Eisen der Mutter Erde Leib aufriß.

An den Dampfmaschinen standen die beiden Tag für Tag und schürten. Am Bohrloch standen beide Tag für Tag und starrten: Wer wird der erste sein, der erste?

Herr im Himmel, quoll's da nicht schon naß hervor? Dummes Zeug, das war ja doch das Öl, das Schmieröl, das am Bohrer niederträufeln mußte.

Und dann rannten sie wieder hinaus aus dem Bohrturm und schauten glühend hinüber nach des andern Arbeit. Wie weit war der schon?

Großer Gott, die Dampfmaschine drüben stoppte – schoß drüben schon das Öl zutage? Nein, Gott sei Dank, der andre machte sich nur was am Schwungrad zu schaffen. Irgend etwas war nicht ganz in Ordnung. Hurra, das war vielleicht ein Vorsprung, der Vorsprung einer Stunde, einer Viertelstunde – nur von fünf Minuten – gleichviel, gleichviel – ein Vorsprung war ein Vorsprung und konnte alles sein, Sieg herüben und Verderben drüben. –

Aber da ging die Maschine drüben schon wieder mit verdoppelter Geschwindigkeit, puff-puff, puff-puff-puff …

Rasch, auch die höchste Schnelligkeit eingeschaltet – srr-srrrrrrr zitterte das eiserne Bohrlied über den Sand, schwirrte um die abgedorrten Kronen der drei Kiefern und strich hinüber zu den Bergen der Nevada.

Tag verging um Tag, und mühsam erkämpfte sich die Nacht den Schlaf. Dann wälzten sich die beiden in den leichten Decken und träumten, träumten nur zwei Träume, zwei ewig gleiche Träume. Ich hab' gewonnen – der andre hat gewonnen …

Aber manchmal in der Morgendämmerung stieg ein drittes zwischen diese beiden Träume. Ein Schatten ging langsam in die Höhe, da drüben im Osten, wo New York lag. Ein grauer Schatten zog sich gen Westen. Ein grauer Riesenschatten stand still zwischen den drei Kiefern. Zwei graue Augen starrten auf die Türme, wanderten von einem zu dem andern: Welcher von den beiden, welcher …? Zwei Arme zögerten da droben in dem Schatten, und eine Hand öffnete und schloß die Finger, die was greifen wollten, während die andre Hand eine zählende Bewegung machte: › How much, how much …?

Und dann war es den beiden Abenteurern, als ob sie diese graue Wolke schon von früher her kennen müßten, als hätte diese Wolke zum ersten Male über ihnen gestanden, als das Schicksal das Vermögen im Vorübergehen abstreifte und dort die Ehre. Als hätte sie diese graue Wolke nach Amerika gezogen auf verschiedenen Wegen. Als hätte ihnen diese Wolke die gleichen Zeitungsblätter zugeweht, wo dick und fett

Petroleum

stand und darunter:

Gewaltige Vermögen zu verdienen!

Als hätte sie diese graue Wolke quer und unaufhaltsam über den Kontinent gejagt, beim Geometer vorbei, zum Bleistiftpunkt auf der Spezialkarte. Und als hätte sie erst dann befriedigt stillgestanden, wie aus dem Sand der Bohrturm wuchs, einer links und einer rechts von jenen Kiefern.

Und dann –

Aber da sprangen sie schon beide aus den Betten – die Dampfmaschine hatte zu singen angefangen, der Bohrer zu bohren.

Und dann war es ein stiller Nachmittag. Schmieding stand vor seinem Bohrturm, überdachte seine Augen und sah hinüber. Gott sei Dank, da drüben lief das große Rad noch ruhig weiter. Und Kennedy, der Feind, der stumme Feind, der stand daneben und überdachte auch die Augen und sah herüber. Wie sonderbar ein kaum hörbares Zittern in der Luft lag. Und wie merkwürdig sich da drüben eine graue Wolke vom Horizonte löste und herübersegelte.

Auf einmal riß es Schmieding herum nach seiner eignen Dampfmaschine. Da hatte es geknackt. Der Riemen war vom Rad geglitten. Leer lief sie jetzt. Und jetzt – jetzt ein Freudengeheul von seinen Leuten aus dem Innern des Bohrturms. Und dann wurde das Geheul übertönt von einem Brausen, einem Dröhnen. Schmieding sah das Dach des Bohrturms leicht wie Kartenblätter in die Lüfte steigen. Und hinterher – und hinterher kam ein brauner dicker Strahl, ein schmutziger Strahl, auf dessen Krone Erde schwebte, dessen Krone eiserne Werkzeuge zornig in die Weite schleuderte, höher stieg und höher …

»Herrgott, ich danke dir – danke dir«, brach es aus des Westfalen Brust, und seine Nüstern blähten sich und sogen fiebrig gierig einen Geruch ein, einen Geruch:

»Petroleum!« schrie er, »Petroleum, mein Petroleum!«

Aber weiter kam er nicht. Da stand plötzlich, wie von einer Sturmwolke herübergetragen, der Ire vor ihm. Blutunterlaufene Augen sah Schmieding vor sich. Ein Messer sah er blitzen. Ein irisches Messer fuhr ihm ins Herz. Nieder stürzte er. Und über ihn sein Feind. Und über beide jetzt Petroleum aus den Lüften. Petroleum von dem Riesenstrahle, der sich umgebogen hatte und seine Krone übers Land versprühte. Ein Bach floß ab, ein Ölbach. Und in das Rinnsal mischte sich ein wenig Blut.

Da aber war es, daß im Rücken ein zweites Brausen kam. Daß auf der anderen Seite der verdorrten Kiefern ein zweites Bretterdach himmelwärts wirbelte, ein zweiter Naphthastrahl ihm folgte, umsäumt von mitgeführten Erden, Kitteln, Stangen …

Der Ire starrte hinüber und rührte sich nicht. Nur dumpfe, gurgelnde Laute kamen aus seiner Brust. Und jetzt sah er, wie eine riesenhafte graue Wolke über den Kiefern stand, eine Wolke, die sich senkte, immer weiter senkte. Und jetzt schienen zwei Arme aus der Wolke herauszugreifen, zwei mächtige Wolkenarme. Und der eine Arm langte von den Kiefern rechts hinüber zu dem donnernden Strahl, und der andere nach links zum donnernden Strahl …


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