Matthäus Merian
Matthäus Merian

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München

Mönchen

Ist nicht allein die Hauptstatt in Ober- sondern auch in gantz Bayern und derzeit die Churfürstliche Residentz und Hoffhaltung; da ingleichem eine Fürstliche Lands-Regierung Rentampt und das obriste Hoffgericht ist.

Vom Namen und Anfang dieser löblichen Statt Mönchen schreibet Aventinus in seiner Bayrischen Chronik also: Hertzog Heinrich der XII. in Bayern hatt die Statt Mönchen gebauet, auff das von Closter Schefflarn Grund, darumb man es die Statt Mönchen hat genennet, und führet einen Mönch für ihr Wappen. Damals war deß Saltzhandels Niederlag zu Pfering, underhalb Mönchen gieng die Straß von Reichenthal durch Wasserburg. Hertzog Heinrich verbrennet die Statt Pfering, brach die Brück über die Isar ab, legt Maut und Zoll, die Straß und allen Handel in seine Statt Mönchen. Dieses sagt Aventinus.

Andreas Brunner sagt, daß vorhin allhie an dem Gestade der Isar ein Meyer Hoff (oder Weyler) gestanden, der von den Mönchen zu Schefftlarn, als denen er gehöret, den Namen gehabt. Hertzog Heinrich der Löw habe den Saltzzoll auff der Veringer Brück, so in der Bischoffe von Freising Cammer pflegte zu kommen, von dannen zu bringen gedacht; darüber es zu den Waffen gerathen, Veringen vertilget und die Brück abgeworffen worden. Welches dann die Gelegenheit gewesen, auß besagtem Weyler umb das Jahr 1175 diese Statt Mönchen zu erbauen.

In einer geschriebenen Verzeichnuß stehen folgende Wort: Es ligt Mönchen in Vindelicia, am Wasser Isara, so auß dem Anstoß des Italianischen Gebürgs entspringet, zwischen zweyen berühmbten Flüssen, dem Lech, gegen West, und dem Inn, gegen Ost. Gegen Mittag siehet die Statt das Tyrolisch Gebürg an, gegen Auffgang schöne liebliche Gärten, mit Bächlein dahin geleytet. Ist ein überauß schöne Statt und wird erachtet, daß kein schönere Fürsten Statt in Teutschland zufinden seye.

Auß der Isar lauffen etliche Canäl durch die Statt, in welcher es viel Mühlen, schönes Brunnenwerk mit springenden Röhren und außgehauenen Bildern hat. Die Handwercker, sonderlich Glaser und Seidenweber, seynd da im Wolstand, und vor kurtzer Zeit über 18000 Heerdstätte sampt einer grossen Menge Volcks, auch viel frembde ansehnliche Fürsten, Graffen, Herrn und vom Adel allda gewesen. Die Häuser seyn groß, schön und prächtig erbauet, haben artige Manier mit den Wasser-Eymern das Wasser hinauff zu ziehen und zu schöpfen und seyn solche, sonderlich auff dem Marckt schön gemahlet. Es hat umb die Statt von Jagen, Weydwerk und Fischern ein sehr lustige Gelegenheit, liebliche Wäld, viel See und Weyher.

Zu welchem andere thun: der Lufft seye allda gar gesund, habe einen schönen Markt, auff welchem unlängsten von rotem Marmor ein Säul auffgerichtet worden, auff dessen Spitz oder Höhe die Mutter Gottes mit dem Kindlein Jesu, im Mond stehend, alles stattlich vergüldet, zu sehen; gebe allda stattlichen Handel mit Wein, Saltz und Getreyd, und werden jährlich zween vornehme Märckt oder Messen gehalten, die erste am Sonntag nach der H. drey König Tag, die ander auff S. Jacobi im Sommer, zu welchen Zeiten Comoedien, Ritterspiel, Schlittenfahrt und Auffzüge der Geschlechter mit ihren Frauen und Kindern durch die Statt, öffentliche Gastunge auff dem Rahthause, Tänze und dergleichen gehalten werden.

Was etwan dieser Statt für Unfäll begegnet und allda vorgeloffen, darüber schreibet Aventinus: Anno 1327, den 14. Hornung, ist zu Mitternacht ein groß Feuer bey Anger in dem Frauen Kloster auffgangen und wol der dritte Theil der Statt sampt S. Peters Kirch mit dem Chor und Spittal, auch das Thal und die alte Veste verbronnen. Anno 1403 nahmen Herzog Ernst und Wilhelm Gebrüder, so vor fünff Jahren von hinnen vertrieben worden, diese Statt wieder ein, ließen vier Rathsfreund köpffen, die übrigen so man bekommen, mußten ein gantzes Jahr einen Strick am Halß tragen. Anno 1632, den 17. Maij ist der König auß Schweden, Gustavus Adolphus, auff getroffenen Accord, allhie eingeritten und hat mit Pfalzgraff Friderico & co. sein Losament im Schloß genommen und ward umb die Statt ein Läger geschlagen. Den 8. Maij ist er in die Zeughäuser gangen und hat die schönste herrlichste Stück und darunter theils mit sonderbaren Wappen, so vergraben gewesen, durch Verrähtereyen etlicher Bauren, in grosser Anzahl gefunden, so er auffladen lassen, und hat die Statt ein grosse Summa Gelts vor die Plünderung geben müssen. Am Auffarths Tag war die erste Lutherische Predigt im Schloß, die neue Veste genandt, gehalten, darbey der König mitgesungen: »Nun freud euch lieben Christen gemein«. Es hat vor Zeiten auch Juden allhie gehabt, deren Anno 1285 mehr als 180 mit sampt ihrer Synagog oder Schul verbrandt und an dasselbe Orth ein Christen Kirch solle erbauet worden seyn.

Von weltlichen Gebäuen ist allhie sonderlich das Churfürstliche Schloß oder Pallast zu besichtigen. Die Stuben in dieser neuen Veste haben schöne durchscheinende Öfen, dabey allwegen eine Cammer, und hat jedes Gemach noch ein Gemächlein. Unter andern Zimmern ist auch ein große Tafelstuben, darinn stehet ein lange Tafel, darob man essen kan, mit einem Musicalischen Instrument darin, welches, wann man die Nägel zeucht, die besteckte Wellen aufflöset und die Blasbälge auftreibet, von sich selbst spielet. Hat auch dort einen schönen großen gevierdten Garten, zu Ende dessen ein schöner Fischweyher mit Blau gefütert. Und stehet auff Felsen ein großer metalliner Mann, item ein Weib, die halten miteinander einen großen Delphin umb den Leib, welcher zum Maul auß hauffenweiß Wasser speyet und geusset. Auff Nebenfelsen seyn Wald-Teuffel, die spritzen auch Wasser. Und hat es noch kleine Nebenberglein mit spritzenden Bildern, würde aber allhie zu lang, wann man alles beschreiben wollte.

Unter denen Sachen, so weiters vornemblich zu sehen, leuchtet herfür die Hauptkirchen zu unser Frauen, welches ein schönes großes Gebäu mit einer schönen Cantzel und zwei hohen gleichen Thürnen gezieret ist, deren jeder 333 Werckschuh hoch ist, darinnen seine Glocken, auch in der Kirchen sehr schöne Altär und ein schöne Orgel so sehr grosse Buchsbäume geträhete Pfeiffen hat. Ist erstlich eine Capell gewesen, hernach Anno 1271 von S. Peters Pfarrkirch abgesondert, und selbsten zu einer Pfarr gemacht, folgends solche alte Capell abgebrochen und Anno 1648 diese herrliche schöne Kirchen, wie sie jetzo zu sehen, zu erbauen angefangen.

Zum andern ist zu sehen die Jesuiter Kirchen, auf Italianische Manier sehr schön gebauet, die hüpsche Gemählde, schöne Altär, sonderlich einen grossen im Chor hat, vor welchem Chor ein schöne silberne Oel-Ampel, so 50 Marck Silbers wiegen soll, hanget. Neben dieser ist auch S. Peters Pfarr und andere Kirchen und darunter der Franciscaner zu sehen, allda ein schönes Uhrwerck, so den englischen Gruß schlägt, dazu ein Engel posaunet.


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