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Zwölftes Kapitel

Dies war das zweite Jahr des Mißwachses. Im vorigen Jahre hatten die spärlichen Überbleibsel der früheren dem Mangel noch soso abgeholfen und die Bevölkerung, weder satt noch hungrig, doch gewiß völlig entblößt, sich bis zur Ernte des sechzehnhundertachtundzwanzigsten fortgeholfen, in dem wir uns mit unserer Geschichte befinden. Nun aber fiel diese so ersehnte Ernte teils wegen ungünstigerer Witterung – und zwar nicht allein im Mailändischen, sondern auch in einer großen Strecke des angrenzenden Landes – teils durch die Schuld der Menschen noch ärmlicher als die frühere aus. Die Verwüstung und Verheerung des Krieges, des nämlichen schönen Krieges, dessen wir oben gedacht haben, war so groß, daß in dem ihm zunächst gelegenen Teile des Staates gar viele Besitzungen noch mehr als sonst unbestellt blieben und von den Landleuten verlassen wurden, die, anstatt durch Arbeit sich und anderen Brot zu erwerben, sich genötigt sahen, um Gottes willen betteln zu gehen. Ich habe noch mehr als sonst gesagt; denn die unerträglichen, mit einer fast grenzenlosen Habgier und Unbesonnenheit auferlegten Lasten, die gewöhnliche Aufführung, auch im tiefen Frieden, der vaterländischen Truppen, eine Aufführung, die nach den schmerzvollen Belegen jenes Zeitalters der eines angreifenden Feindes zu vergleichen war, andere Ursachen, die es hier nicht der Ort ist aufzuzählen, trugen schon seit einiger Zeit dazu bei, nach und nach jene traurige Wirkung im ganzen Mailänder Gebiete hervorzubringen; die besonderen Umstände, von denen wir jetzt sprechen, waren nur eine plötzliche Verschlimmerung eines langwierigen Übels. Und kaum, daß diese Ernte, wie sie nun war, völlig eingebracht, als die Versorgung des Heeres und die Vergeudung, die damit verbunden, einen solchen Riß hinein machten, daß der Mangel bald fühlbar wurde, und mit dem Mangel seine schmerzhafte, aber so heilsame wie unvermeidliche Wirkung, die Teuerung.

Wenn indessen die Teuerung einen gewissen Grad erreicht, so entsteht immer, oder ist wenigstens bisher immer entstanden – und wofern dies, nach den Schriften so vieler braven Männer, noch der Fall ist, so nehme man nun gar einmal jene Zeit an! – so entsteht ein Dafürhalten bei den meisten, daß sie nicht durch Not veranlaßt worden sei. Man vergißt, daß man sie gefürchtet, vorhergesagt hat; man nimmt mit einem Male an, Korn sei zur Genüge vorhanden, und das Unglück rühre von daher, daß davon nicht hinlänglich viel zum Verbrauch vorkomme; allerdings ziemlich ungereimte Annahmen, die aber zugleich dem Grimme wie der Hoffnung schmeicheln. Den eingebildeten oder wirklichen Kornanhäufern, den Landbesitzern, die nicht an einem Tage alles verkauften, den Bäckern, die etwas kauften, kurz allen denen, die ein wenig oder genug Korn hatten oder haben sollten, gab man den Mangel oder die Teuerung schuld; diese waren die Gegenstände der allgemeinen Anklagen, der Abscheu des großen gut und schlecht gekleideten Haufens. Man sagte genau, wo die mit Korn angefüllten, von Korn strotzenden, gestützten Vorratshäuser, die Kornkammern wären; man gab die Zahl der Säcke übermäßig hoch an; man sprach mit Bestimmtheit von der ungeheueren Menge Getreide, das heimlich ins Ausland geschafft würde, wo man wahrscheinlicherweise mit gleicher Zuversicht und ebenso tobend schrie, das Getreide würde von dort nach Mailand ausgeführt. Man ging die Obrigkeiten dringend um die Vorkehrungen an, die der Menge immer so billig, so einfach, so geeignet scheinen oder wenigstens seither immer geschienen haben, das, wie sie sagen, versteckte, vermauerte, vergrabene Getreide herzuzuschaffen und den Überfluß wieder herbeizuführen. Die Obrigkeiten gingen auch darauf ein, daß sie z. B. den höchsten Preis einiger Arten desselben feststellten, demjenigen Strafe zuerkannten, der sich zu verkaufen weigerte, und andere ähnliche Verordnungen erließen. Da denn aber alle menschlichen Vorkehrungen, wie wirksam sie auch seien, weder die Kraft haben, das Bedürfnis der Nahrung zu verringern, noch Lebensmittel außer der Zeit hervorzurufen; und da dieselben in diesem Falle gewiß nicht diejenige besaßen, deren von Orten anzuziehen, wo sie im Überflusse vorhanden sein konnten; so währte denn auch das Übel fort, ja nahm noch zu. Die Menge maß eine solche Wirkung der Dürftigkeit und Schwäche der Hilfsmittel bei und forderte mit lautem Geschrei großmütigere und entscheidendere. Zu ihrem Unheil fand sie den Mann nach ihrem Herzen.

In der Abwesenheit des Statthalters Don Gonzalo Fernandez de Cordova, der Casale in Montferrat belagerte, vertrat seine Stelle in Mailand der Großkanzler Antonio Ferrer, auch ein Spanier. Derselbe sah ein – und wer hätte das nicht eingesehen! – daß ein mäßiger Preis des Brotes an und für sich eine sehr wünschenswerte Sache ist, und meinte – das war denn eben der Schnitzer! – ein Befehl von ihm dürfe hinreichen, sie zu bewerkstelligen. Er setzte die Brottaxe nach dem Werte fest, den das Brot gehabt haben würde, wenn das Getreide insgemein zu dreiunddreißig Lire der Scheffel verkauft worden wäre, und man bezahlte ihn fast mit achtzig. Er machte es wie ein jung gewesenes Frauenzimmer, das sich wieder zu verjüngen glaubt, indem es seinen Taufschein verfälscht.

Minder törichte und minder ungerechte Verordnungen waren mehr als einmal wegen des Widerstandes in der Sache selbst unvollzogen geblieben; doch über die Vollziehung der gegenwärtigen wachte die Menge, die, indem sie endlich ihren Wunsch in Gesetz umgewandelt sah, nicht geduldet haben würde, daß dies etwa nur zum Scherze geschehen. Sie eilte sofort zu den Bäckern, um zu dem abgeschätzten Preise Brot zu fordern, und forderte es mit jener entschlossenen und drohenden Miene, die die Leidenschaft, die Gewalt und das Gesetz miteinander vereinigt verleihen. Ob die Bäcker murrten, keine Frage. Denn was das Ärmelaufstreifen, Kneten, in den Ofen schieben und aus dem Ofen ziehen ohne Rast und Ruhe, – das Volk fühlte dunkel, daß es eine Gewaltsamkeit war, und belagerte darum die Backöfen unaufhörlich, um dies zeitliche Glück zu genießen – was das ewige Sichplagen und Abäschern, um sich nur Schaden zu tun, für ein Vergnügen sein mußte, begreift ein jeder. Aber auf der einen Seite die Obrigkeit, die Strafen auferlegte, auf der anderen das Volk, das bei jeder Zögerung, die einer von ihnen in seinem Dienste eintreten ließ, drängte und murrte, gar heimlich ein Beispiel seiner Gerechtigkeitspflege zu geben drohte, die da eine der schlimmsten ist, von denen man hier auf Erden weiß; es war keine Rettung, es mußte geknetet, eingeschoben, herausgezogen und verkauft werden. Aber um zu bewirken, daß sie in diesem Tun beharrten, war es nicht genug, daß sie strenge Befehle und große Furcht hatten, es war auch vonnöten, daß sie konnten; und hätte die Sache noch ein klein wenig länger gewährt, so würden sie nicht mehr gekonnt haben. Sie stellten unaufhörlich die Unbilligkeit und Unerträglichkeit der ihnen aufgebürdeten Last vor, beteuerten, die Schaufel in den Ofen zu werfen und davongehen zu wollen; dennoch halfen sie sich unterdessen weiter wie sie konnten und hofften immer, daß über kurz oder lang der Großkanzler zur Vernunft kommen werde. Antonio Ferrer aber, der da war, was man heutzutage einen Charakter nennen dürfte, entgegnete, die Bäcker wären erstens vordem schon gut und übergut daran gewesen, und würden auch wieder in künftigen besseren Zeiten gut und übergut daran sein, man wolle zusehen, man wolle darauf Bedacht nehmen, ihnen vielleicht von Staats wegen einige Entschädigung zukommen zu lassen; mittlerweile müßten sie sich aber in Geduld fassen. Ob er nun wirklich, er zuerst, von diesen Gründen, die er den anderen vorhielt, überzeugt war, oder ob er vielmehr, aus den Erfolgen die Unmöglichkeit erkennend, jene Maßregel durchzuführen, anderen das gehässige Amt überlassen wollte, sie zurückzunehmen; denn wer vermag heutigen Tages Antonio Ferrers Meinung zu erraten? Ausgemacht ist, daß er nicht um ein Haar breit von dem abwich, was er angeordnet hatte. Am Ende berichteten die Dekurionen – ein aus Edeln bestehender Gemeinderat, der bis Anno sechsundneunzig des verflossenen Jahrhunderts fortbestand – schriftlich an den Statthalter des Staates, wie die Sachen ständen, damit er irgendeine Auskunft fände, sie wieder in Gang zu bringen.

Don Gonzalo, der bis über die Ohren im Kriegswesen stak, tat, was der Leser sich gewiß vorstellt: er ernannte eine Behörde, der er die Machtvollkommenheit übertrug, einen Brotpreis zu ermitteln, der gelten könnte; also eine für beide Parteien gerechte Sache. Die Abgeordneten traten zusammen, oder, wie man sich in dem damaligen kauderwelschen Kanzleistil hispanisierend ausdrückte, formierten eine Junta; und nach tausendfachen Kratzfüßen, Ehrerbietungen, Umschweifen, Achs und Wehs, Berücksichtigungen, Vorschlägen zur Güte, Ausflüchten, allesamt zu einem Entschlusse hingezogen, dessen Notwendigkeit alle fühlten, versichert, daß sie viel auf das Spiel setzten, aber überzeugt, daß nichts anderes zu tun sei, kamen sie überein, den Preis des Brotes zu erhöhen. Die Bäcker atmeten auf; aber das Volk ergrimmte.

Am Vorabende des Tages, da Renzo nach Mailand kam, wimmelten Straßen und Plätze von Menschen, die, von einer Entrüstung ergriffen, von einem gemeinsamen Gedanken beherrscht, ob nun Bekannte oder Fremde, ohne vorgängige Übereinkunft, gewissermaßen ohne sich dessen zu versehen, sich in Kreise, in Trupps vereinigten, gleich Tropfen, die über dem nämlichen Abstürze schweben. Jedwede Rede steigerte Überzeugung und Leidenschaft der Zuhörer wie des Redners. Unter so vielen Aufgeregten waren auch einige kälteren Blutes, die mit vielem Ergötzen beobachteten, wie das Wasser immer trüber wurde; sich bemühten, es je mehr und mehr mit solchen Redensarten und mit solchen Nachrichten zu trüben, die nur Schelme ersinnen und nur erhitzte Gemüter glauben können und sich vorsetzten, das Wasser nicht wieder klar werden zu lassen, ohne ein wenig darin gefischt zu haben. Tausende von Menschen legten sich mit dem unbestimmten Gefühle nieder, daß irgend etwas zu tun wäre, daß irgend etwas getan werden würde. Die Aufläufe gingen der Morgenröte voran: Kinder, Weiber, Männer, Greise, Tagelöhner, Bettler rotteten sich aufs Geratewohl zusammen; hier ein verworrenes Gemurmel vieler Stimmen, dort predigte einer, und die anderen zollten ihm Beifall; der richtete an seinen nächsten Nachbar dieselbe Frage, die soeben an ihn gerichtet worden; jener wiederholte den Ausruf, der ihm in die Ohren schallte; allerwärts Klagen, Drohungen, Verwunderung; eine geringe Anzahl Worte war der Stoff so vieler Redereien.

Es fehlte nur noch eine Veranlassung, ein Anstoß, ein Hebel, um aus Worten Handlungen zu machen, und der blieb nicht lange aus. Beim Anbruch des Tages kamen die Bäckerburschen mit Tragkörben voller Brot aus ihren Läden heraus und trugen es den gewöhnlichen Kunden in die Häuser zu. Das erste Erscheinen eines der zur unglücklichen Stunde ausgegangenen Burschen bei einem Volkshaufen glich dem Einfallen eines brennenden Schwärmers in eine Pulverkammer. »Seht, wieviel Brot da ist!« schrien hundert Stimmen auf einmal. »Ja, für die Tyrannen, die im Überflusse schwimmen und uns wollen Hungers sterben lassen,« spricht einer, nähert sich dem Jungen, streckt die Hand zu dem Rande des Korbes empor, tut einen Ruck und sagt: »Laß sehen!« Der Junge wird rot und blaß, zittert, möchte gern sagen, laßt mich gehen, aber das Wort erstirbt ihm im Munde, er zieht die Arme an und sucht sie eilig von den Gurten loszuwinden. »Herunter mit dem Korbe!« schreit man unterdessen. Viele Hände packen an, er ist am Boden; man schleudert das Tuch hinweg, das ihn bedeckt; ein warmer angenehmer Brodem verbreitet sich umher. »Wir sind auch Christenmenschen, wir müssen auch Brot essen,« sagt der erste, nimmt eins, zeigt es den Umstehenden hoch hin, beißt es an, da fährt alles über den Korb her und reißt sich um die Brote, in kürzerer Zeit, als man es erzählt, war er aus, geleert. Durch den Anblick des Gewinnes anderer gereizt und von der Leichtigkeit des Unterfangens ermutigt, brachen diejenigen, denen nichts zuteil geworden war, haufenweise auf, um anderen wandernden Tragkörben nachzustellen; so vielen sie begegnen, so viele werden geplündert. Auch trat nicht einmal der Fall ein, daß man die Träger angreifen mußte; die sich unglücklicherweise eben unterwegs befanden, entledigten sich, sobald sie sahen, von welcher Seite her der Wind blies, freiwillig ihrer Bürde und machten sich aus dem Staube. Bei alledem mußten verhältnismäßig die meisten mit trockenem Munde abziehen; ebensowenig waren die Eroberer mit so geringer Beute zufrieden, und unter die einen und die anderen gemischt diejenigen, deren Absicht auf eine schon weit besser beschaffene Unordnung gerichtet war. Es wird geschrien: »Zum Bäcker! zum Bäcker!«

Auf der Straße, die man la Corsia de Servi nennt, war und ist ein Backofen noch jetzt, unter demselben Namen, ein Name, der auf toskanisch der Ofen der Krücken heißt, und auf mailändisch – el prestin di scanse – aus so sprachwidrigen, so grillenhaften, so rauhen Worten zusammengesetzt, daß das ABC der Sprache keine Schriftzeichen hat, ihren Klang wiederzugeben. Dahin stürzte der Schwarm. Die im Laden waren noch dabei, den geplündert zurückgekehrten Burschen auszufragen, der, ganz bleich vor Schrecken und verblüfft, sein betrübtes Abenteuer stammelnd berichtete, als man das Geräusch von einer bewegten Volksmenge hört; es nimmt zu und naht; die Vorläufer des Schwarmes werden sichtbar. »Zugemacht, zugemacht; rasch! rasch!« Einer läuft um Hilfe zum Stadthauptmann, die anderen verschließen in der Eile den Laden, verrammeln und stützen die Türen von innen. Die Menge beginnt sich davor zu verdichten und zu schreien: »Brot, Brot! aufgemacht! aufgemacht!«

Und siehe, da kommt der Stadthauptmann inmitten eines Fähnleins Hellebardierer an. »Platz, Platz, Kinder! nach Hause, nach Hause! macht dem Stadthauptmann Platz,« ruft er den Hellebardierern zu. Das Volk, das noch nicht allzu gedrängt stand, weicht ein wenig aus, so daß jene anlangen und sich hart aneinander, wo nicht in Reih und Glied, mit dem Rücken gegen die verschlossene Tür des Ladens aufstellen konnten. »Aber, Kinder!« redete sie von hier aus der Hauptmann an; »was tut ihr hier? Nach Hause, nach Hause. Wo ist die Gottesfurcht hin? Was wird der König, unser Herr, sagen? Wir wollen euch nichts tun, aber geht nach Hause wie brave Leute! Was, zum Henker, wollt ihr hier so zusammengepfropft anfangen? Nichts Gutes, weder für die Seele noch für den Leib. Nach Hause, nach Hause!«

Aber wenn auch diejenigen, die dem Sprecher vor Augen standen und seine Worte vernahmen, hätten Gehorsam leisten wollen, so sage einmal einer, wie sie es gekonnt hätten, aneinandergekeilt und vorgeschoben von den hinteren, die ihrerseits wieder von anderen gedrängt wurden, wie Wogen von Wogen, stufenweise, bis zum äußersten Ende des Auflaufs hin, der immer mehr anwuchs. Der Stadthauptmann begann ein wenig Angst auszustehen.

»Macht, daß sie zurückweichen, damit ich wieder zu Atem komme,« sprach er zu den Hellebardierern. »Aber tut niemand etwas zuleide. Wir wollen zusehen, daß wir in den Laden kommen; klopf an, drängt sie zurück.«

»Zurück! zurück!« riefen die Hellebardierer, drängten miteinander gegen die ersten an und trieben sie mit den Schäften ihrer Waffen zurück. Diese brüllen, weichen so viel sie können, stoßen die Hintenstehenden mit den Rücken wider die Brust, mit den Ellbogen wider den Leib, treten ihnen mit den Fersen auf die Fußspitzen; es war ein Gewühl, ein Gedränge, ein Getreibe, so daß die, welche sich in der Mitte befanden, etwas darum gegeben haben würden, anderswo zu sein. Mittlerweile ist um die Tür herum ein wenig Raum entstanden; der Stadthauptmann klopft, donnert an, ruft, daß ihm aufgemacht werde; die von innen sehen zu den Fenstern hinaus, man kommt eilig herunter, macht auf, der Hauptmann tritt ein, ruft die Hellebardierer, die ebenfalls einer nach dem anderen nachkommen, indem die letzten die Menge mit den Gewehren abhalten. Als alle darin sind, schleppt man vielerlei Gebälk herbei. Der Hauptmann steigt geschwind empor und tritt an ein Fenster. Hu, wie das siedet und braust!

»Kinder!« schreit er; viele schauen hinauf. »Kinder! geht nach Hause. Generalpardon allen, die auf der Stelle nach Hause gehen.«

»Brot! Brot! aufgemacht! aufgemacht!« waren noch die verständlichsten Worte in dem grausamen Gewirr von Stimmen, mit dem die Menge darauf erwiderte.

»Nehmt Vernunft an, Kinder, seht euch vor, es ist noch Zeit dazu. Fort, marsch, geht nach Hause. Ihr sollt Brot haben, aber das ist keine Manier so. Ei! ... ei! Was macht ihr denn da unten? Was! An der Tür! Nicht doch! beileibe nicht! Ich sehe es ja, ich gebe acht; vernünftig! seht euch vor! es ist ein grobes Vergehen. Ich werde gleich kommen. He, he! Weg mit den Eisen; die Hände los! I, bewahre! Mailänder Bürger, die man in der ganzen Welt wegen ihrer Bravheit rühmt! Hört! Hört! Ihr waret immer gute Kin... Ha, das Lumpenpack!«

Dieses plötzliche Umschlagen des Stils war die Wirkung eines Steines, der, aus den Händen eines der guten Kinder abgeschickt, an des Hauptmanns Stirn auf die linke Erhöhung des metaphysischen Tiefsinnes flog. »Das Lumpenpack! das Lumpenpack!« fuhr er zu schreien fort, und warf das Fenster hastig zu, indem er sich zurückzog. Aber wenn er auch aus vollem Halse geschrien hätte, seine Worte würden alle auf halbem Wege in der Luft zerflossen und von dem dumpfen Geschrei, das von unten herauf drang, zurückgetrieben, verloren gegangen sein. Und was er eben, wie er sagte, gesehen, war ein gewaltiges Hantieren mit Steinen und Werkzeugen, den ersten besten, die sie hatten unterwegs auftreiben können, an Tür und Fenster, um die Tür einzuschlagen und die Gitter loszureißen, und schon war das Werk weit gediehen.

Unterdessen bedeuteten Herren und Diener des Ladens, die mit einem Vorrat von Steinen – sie hatten wahrscheinlich den Hof entpflastert – an den Fenstern der oberen Gestocke standen, durch Geschrei, Gesichter und Gebärden die da unten, daß sie davon ablassen sollten, zeigten ihnen die Steine vor und machten Miene, damit werfen zu wollen. Ja, da sie sahen, daß das nichts half, fingen sie wirklich zu werfen an. Und es traf auch keiner fehl, denn das Gedränge war so groß, daß kein Hirsekorn, wie man zu sagen pflegt, hätte zur Erde fallen können.

»Ach, ihr Schurken! ach, ihr Bösewichter! Ist das das Brot, das ihr den armen Leuten gebt! O weh! O weh mir! Au! Nun wartet, wartet, gleich ist es an uns!« heulte man unten. Mehr als einer wurde übel zugerichtet, zwei Jungen blieben tot liegen.

Die Wut erhöhte die Kräfte der Menge; Türpfosten, Fenstergitter wurden herausgerissen, und der Strom drang durch alle Pässe hinein. Sobald die darinnen die Gefahr vor Augen sahen, flüchteten sie sich eilends nach dem Dachboden; der Hauptmann, die Hellebardierer und einige Hausgenossen hielten sich daselbst unter den Ziegeln verkrochen, andere kletterten zu den Dachluken hinaus und irrten wie Katzen auf den Dächern umher.

Der Anblick der Beute bewirkte, daß die Sieger nicht mehr an blutige Rache dachten. Sie stürzen über die großen Kasten her, das Brot wird ihr Raub. Einer dagegen macht sich schnell daran, vom Geldschranke das Schloß abzulösen, bemächtigt sich der Schalen, greift mit beiden Händen zu, steckt ein und entfernt sich geldbeladen, um auch noch Brot zu erraffen, wenn welches übrig sein sollte. Die Menge verbreitet sich über die inneren Speicher. Säcke werden angepackt und hinweggeschleppt. Dieser stürzt einen um, reißt ihn auf und schüttet einen Teil des Mehles weg, um das Gewicht so weit zu ermäßigen, daß er ihn tragen könne; jener schreit: »Warte, warte,« und macht sich darüber her, mit Tüchern, mit den Kleidern von dieser Verschwendung etwas wegzukriegen. Dieser wirft sich auf einen Backtrog und heißt einen Klumpen Teig mitgehen, der sich dehnt und ihm nach allen Seiten hin entfällt; jener, der einen Mehlbeutel erobert hat, trägt ihn in die Höhe gehoben davon; der kommt, der geht, der hantiert; Männer, Weiber, Kinder, Stöße, Gegenstöße, Geschrei, und eine weiße Staubwolke, die sich auf alles niedersenkt, von allem auffliegt und alles einhüllt und umnebelt. Draußen ein Gedränge, das aus zwei einander entgegenstrebenden Zügen besteht, die sich wechselweise verwirren und beeinträchtigen, und von denen der eine mit der Beute von dannen und der andere hinein will, um Beute zu machen.

Derweil dies Backhaus also verwüstet wurde, war kein anderes in der Stadt ruhig und ungefährdet. Aber vor keinem rottete sich das Volk in solcher Anzahl zusammen, daß es alles hätte wagen können; in einigen hatten die Hausherren sich mit hinlänglicher Hilfsmannschaft versehen und waren auf ihrer Hut; anderwärts geringer an Zahl, oder furchtsamer, gingen sie gewissermaßen einen Vergleich ein, verteilten an diejenigen, die angefangen hatten, sich vor den Läden zusammenzurotten, Brot, unter der Bedingung, daß sie fortgingen. Und sie gingen denn auch fort, nicht sowohl, weil sie mit dem Erwerbe zufrieden gewesen wären, als vielmehr, weil die Hellebardierer und die Häscher, die in jenem schrecklichen Krückenofen weit vom Schuß geblieben waren, doch anderswo mit ausreichender Macht erschienen, um die kleinen Häuflein Meuterer in Zaum zu halten. Also nahm der Aufruhr und der Zudrang bei jenem ersten unseligen Ofen immer mehr überhand; denn alle, denen die Hände juckten und die es gelüstete, irgendeinen Streich zu machen, verfügten sich eben dahin, wo die Freunde in größerer Streitkraft waren, und die Straflosigkeit ausgemacht zu sein schien.

So standen die Sachen, als Renzo, nachdem er, wie wir gesagt haben, sein Brot allmählich aufgegessen hatte, aus der Vorstadt vom Tore Orientale heraufkam und, ohne es zu wissen, dem eigentlichen Mittelpunkte des Aufruhrs zuwandelte. Er ging bald rasch, bald von der Menge behindert, und sperrte unterwegs Augen und Ohren auf, um aus dem verworrenen Gesumme von Stimmen irgend etwas Gewisseres von der Lage der Dinge aufzuschnappen. Und dies sind ungefähr die Worte, die er auf der ganzen Strecke zu vernehmen vermochte.

»Jetzt ist sie entdeckt, die schändliche Betrügerei der Schelme, die vorgaben, es wäre weder Brot, noch Mehl, noch Getreide da. Nun liegt die Sache klar und deutlich am Tage; und sie können uns nichts mehr weiß machen. Es lebe der Saus und Braus!«

»Ich sage euch, daß das alles nichts hilft,« sprach ein anderer; »es ist vergebliche Mühe und wird sogar noch schlimmer werden, wenn man sich nicht ordentliche Gerechtigkeit verschafft. Das Brot wird wohlfeil werden, ja, aber sie werden Gift hineintun, daß die armen Leute wie Fliegen hinsterben. Sie sagen es nun schon, daß unser zu viele sind; sie haben es sich da im Rate verlauten lassen, und ich weiß es gewiß, denn ich habe es mit meinen eigenen Ohren von einer Gevatterin von mir gehört, die mit einem Verwandten von einem Küchenjungen von einem der Herren gut Freund ist.«

»Das ist kein Spaß,« sagte mit schäumendem Munde ein anderer, der mit einer Hand einen Fetzen von einem Schnupftuche in die zerzausten und blutigen Haare hielt. Und ein Beistehender sprach es ihm, wie um ihn zu trösten, nach.

»Platz, Platz, ihr Herren, wenn es gefällig ist; lassen Sie einen armen Familienvater durch, der fünf kleinen Kindern was zu essen bringt.« So sagte einer, der unter einem großen Sacke mit Mehl einherwankte; und ein jeder beeiferte sich zurückzutreten, um ihm Raum zu geben.

»Ich,« raunte ein anderer heimlich seinem Gefährten zu, »ich drücke mich. Ich kenne die Welt und weiß, wohin das führt. Die großen Schlagetote, die jetzt mit solchem Lärmen obenauf sind, werden morgen oder übermorgen ganz kleinlaut zu Hause verkrochen bleiben. Ich habe schon so gewisse Gesichter, so gewisse Ehrenmänner gespürt, die herumgehen, als wüßten sie von nichts und sich hinters Ohr schreiben, wer dabei ist und wer nicht dabei; wenn hernach einmal alles erst vorüber ist, ziehen die ihre Rechnung aus, und da wehe dem, den's trifft.«

»Wer die Bäcker eigentlich beschützt,« rief eine schallende Stimme, die Renzos Aufmerksamkeit auf sich zog, »das ist der Proviantverwalter.«

»Es sind alles Schufte,« sagte ein Nachbar.

»Ja, aber der ist der vornehmste,« versetzte der erstere.

Der Proviantverwalter, der alljährlich von dem Statthalter aus einer Liste von sechs Edelleuten erwählt wurde, die der Rat der Dekurionen anfertigte, war der Vorstand desselben und der Proviantstelle, welche aus zwölf anderen Edelleuten zusammengesetzt war und neben anderen Obliegenheiten vornehmlich dem Kornhause vorzustehen hatte. Wer nun ein solches Amt bekleidete, der mußte notwendigerweise, in Zeiten der Hungersnot und der Unwissenheit, der Urheber des Übels gescholten werden, wenn er nicht etwa getan hätte, was Ferrer tat; eine Sache, die nicht in seinem Vermögen stand, wenn sie auch sogar nach seinem Sinne gewesen wäre.

»Die Schurken!« rief ein anderer aus; »kann man schlechter sein? es ist so weit gekommen, daß sie sagen, der Großkanzler sei ein kindisch gewordener alter Mann, um ihn ums Ansehen zu bringen, und damit sie allein befehlen können. Man sollte einen großen Kapaunenstall bauen und sie hineintreiben und mit Wicken und Lolch füttern, wie sie uns abspeisen wollen.«

»Brot, he?« sagte einer, der schnell durchzukommen suchte; »Brot? Steinwürfe, pfundschwer; Steine prasselten wie Hagel herunter. Und wie viele zerbrochene Rippen! Ich kann es kaum erwarten, bis ich nach Hause komme.«

Unter diesen Reden, von denen ich nicht zu sagen wüßte, ob sie ihn mehr aufklärten oder verblüfften, und unter derben Stößen kam Renzo endlich vor jenem Backofen an. Die Volksmasse war daselbst schon weit lichter geworden, und so konnte er die schmutzige, noch ganz frische Zerstörung beschauen. Die Mauern entkalkt und von Feld- und Backsteinen beschädigt, die Fenster ausgehoben, die Tür zertrümmert.

»Das ist aber doch kein erfreuliches Ereignis,« dachte Renzo bei sich; »wenn sie alle Backöfen auf die Art zurichten, wo wollen sie denn Brot machen? In den Brunnen?« –

Von Zeit zu Zeit kam einer oder der andere aus dem Hause und schleppte ein Stück von einem Brotkasten oder Backtroge oder Mehlbeutel, ein Knetscheit, eine Bank, einen Korb, ein Buch, allerlei Kleinigkeiten, kurz irgend etwas aus dem armen Bäckerhause fort und drang mit dem Rufe: »Platz, Platz!« durch die Menge. Alle diese schlugen ein und dieselbe Richtung ein und begaben sich augenscheinlich an einen verabredeten Ott. Renzo wollte zusehen, was auch das für eine Geschichte sei, und folgte einem nach, der sich aus zerspaltenen Brettern und Spänen ein Bündel machte, es sich über die Achsel warf und wie die anderen durch die Straße ging, die sich an der mitternächtlichen Seite des Domes hinzieht und nach den Stufen genannt wurde, die dort waren und seit kurzem nicht mehr dort sind. Das Gelüste, die Begebnisse mit anzusehen, konnte den Gebirgsmann, als er das große Bauwerk vor Augen hatte, nicht abhalten, stehen zu bleiben, um mit offenem Munde daran empor zu sehen. Er verdoppelte darauf den Schritt, um denjenigen, den er sich zum Führer auserkoren hatte, wieder einzuholen; bog um die Ecke, warf noch einen Blick auf die Vorderseite des Domes, die damals großenteils noch roh aussah und von der Vollendung weit entfernt war; und immer hinter jenem drein, der nach der Mitte des Platzes zusteuerte.

Die Menschen standen immer dichter, je weiter er vorschritt; aber man wich dem Träger aus; er durchschnitt die Woge des Volkes und Renzo, der den Platz, den er sich machte, hinter ihm einnahm, gelangte so mit ihm in den Kern des Auflaufs. Hier war ein leerer Raum und mitten darin ein Freudenfeuer, ein Haufen glühender Kohlen, Überbleibsel des oben erwähnten Hausrats. Ringsumher ein Geklatsch mit den Händen und Getrommel mit den Füßen, ein wildes Getös von tausendfachem Siegesgeschrei und von Verwünschungen.

Der Mann mit dem Bündel schleudert es in die Kohlen; ein anderer schürt sie mit dem halb verbrannten Stumpfe einer Schaufel und facht sie von unten und von den Seiten an, der Dampf nimmt zu und verdickt sich, die Flamme schlägt wieder auf, mit ihr erhebt sich das Geschrei stärker. »Es lebe der Überfluß! Es sterben die Aushungerer! Es sterbe die Teuerung! Der Proviant komme um! Nieder mit der Junta! Es lebe die Hülle und Fülle! Es lebe das Brot!«

Die Wahrheit zu sagen, ergreift man, wenn man die Mehlbeutel und Backtröge verdirbt, die Backöfen verwüstet und die Bäcker verwirrt und wild macht, nicht eben die dienlichsten Mittel, das Brot leben zu lassen; aber dies ist eine der metaphysischen Spitzfindigkeiten, die der Menge nicht in den Sinn kommen. Renzo zwar, der nicht so gewaltig aufgeregt war wie die anderen, stellte diese Betrachtung in seinem Herzen an, ohne ein allzu tiefsinniger Kopf zu sein; aber er behielt sie bei sich, denn unter so vielen Gesichtern befand sich nicht eins, das etwa zu sagen schien: Bruder, wenn ich irre, so weise mich zurecht, ich werde es dir Dank wissen.

Schon war die Flamme abermals erloschen; man sah niemand mehr mit anderem Brennstoffe kommen, und die Versammlung begann sich zu langweilen, als das Gerücht erscholl, auf dem Cordusio, einem unfern gelegenen Platze oder Kreuzwege, werde ein Backofen gestürmt. Bei ähnlichen Gelegenheiten bewirkt die Ankündigung einer Sache zuweilen, daß sie geschieht. Zugleich mit diesem Gerücht kam in die Menge die Lust, sich dorthin zu ziehen. »Ich gehe; gehst du? kommt, kommt,« hörte man von allen Seiten; das Gedränge bricht los, kommt in Bewegung, wälzt sich fort. Renzo blieb zurück, rührte sich weiter nicht von der Stelle, als nur insofern er vom Strome mit fortgerissen wurde, und beratschlagte mit sich, ob er sich aus dem Getümmel befreien und nach dem Kloster zurückkehren solle, um den Pater Bonaventura aufzusuchen, oder ob er sich das auch noch mit ansähe. Die Neugier siegte ob. Jedoch nahm er sich vor, sich nicht in das hitzigste Handgemenge zu stürzen, um sich etwa die Knochen zerstoßen zu lassen, oder gar was Schlimmeres zu wagen; sondern sich in der Ferne zu halten, um zu beobachten. Nachdem er den Entschluß gefaßt hatte, langte er, schon ziemlich weit vom Schusse, das zweite Brot heraus, biß es an und schloß sich dem Nachtrabe der aufrührerischen Menge an.

Diese war bereits durch den Paß im Winkel des Platzes in die kurze und schmale Gasse Pescheria vecchia und aus dieser durch den schrägen Bogen auf den Platz de Mercanti gedrungen. Hier waren sehr wenige, die, indem sie an der Blende vorbeikamen, welche gegen die Mitte hin die Galerie des Gebäudes teilt, das damals il Collegio de dottori hieß nicht einen Seitenblick zu der großen darin aufgestellten Bildsäule mit der gestrengen, düsteren, grollenden, bedenklichen Miene Philipps II. emporgeworfen hätten, die noch sogar im Marmor eine unerklärliche Ehrfurcht einflößte und im Begriff zu sein schien zu sagen: Da bin ich, Gesindel.

Diese Nische ist gegenwärtig infolge eines seltsamen Zufalls leer. Ungefähr hundertsiebzig Jahre nach dem, wovon wir erzählen, wurde der Bildsäule, die darin stand, eines Tages der Kopf ausgetauscht, das Zepter aus der Hand genommen und statt dessen ein Dolch hineingegeben, und dem Standbilde der Name Marcus Brutus beigelegt. Also zugerichtet, blieb es ein paar Jahre stehen; aber eines Morgens schlangen gewisse Leute, die für Marcus Brutus keine Sympathie empfanden, ja wohl gar einen heimlichen Haß gegen ihn hegen mochten, ein Seil um die Bildsäule, rissen sie herab, taten ihr hunderterlei Tort an, schleiften sie verstümmelt und zu einem unförmlichen Torso verkehrt, durch die Straßen und warfen sie, wer weiß wohin, als sie sich damit recht abgemattet hatten. Wer hätte das wohl Andrea Biffi gesagt, als er sie ausarbeitete!

Von dem Platze de Mercanti sackte sich der tobende Schwarm in das Gäßchen de Fustagnai, von wo aus er den Cordusio überströmte.

Beim ersten Hervorbrechen wandte ein jeder sogleich den Blick nach dem bezeichneten Backofen. Aber anstatt der Menge von Freunden, die sie erwarteten, dabei schon in voller Arbeit anzutreffen, sahen sie nur wenige sich müßig herumtreiben, oder gaffend in einiger Entfernung von dem Laden, der verschlossen war, stehen und an den Fenstern Bewaffnete, die Miene machten, sich im Notfall verteidigen zu wollen. Sie wandten sich darauf und verweilten, um die Herankommenden zu unterrichten, um zu horchen, welchen Entschluß die anderen zu ergreifen gesonnen wären; einige kehrten um oder blieben zurück. Das war ein Gewimmel und Getreibe, ein Gefrage und ein Auskunftgeben, gleichwie ein Stocken, ein Gezauder, ein verworrenes Geschwirr von Beratschlagungen!

Indem ertönte aus dem dicksten Haufen eine verfluchte Stimme: das Haus des Proviantverwalters ist hier nahe bei; laßt uns dahin, um uns Gerechtigkeit zu verschaffen und zu plündern.

Da war es viel mehr, als ob man sich einer schon getroffenen Abrede allgemein erinnere, als etwa einen Vorschlag annehme. Zum Proviantverwalter! Zum Proviantverwalter! ist das einzige vernehmliche Geschrei.

Der wilde Schwarm schlägt mit einträchtiger Wut die Straße ein, worin das in einem so heillosen Augenblick genannte Haus lag.


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