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Siebtes Kapitel

Emanuel Rapp verließ den furchtbaren Schattich mit dem Vorsatz, seiner Herr zu werden. Hierfür begab er sich erst einmal zu seinem Freund Ehmann. Der Mann der Beziehungen war Ehmann; wenn jemand an den Präsidenten der I. G. Chemikalien herankonnte, war es Ehmann. Emanuel dachte die Gewinnsucht der beiden riesigen Konzerne seinen kleinen Interessen nutzbar zu machen. Niemals überließ der eine dem anderen einen Sprengstoff von äußerster Brisanz, auf den die ganze Welt wartete. Das mußte er sich nur klarmachen … Indessen traf er Ehmann schon nicht mehr an.

Aus der Wohnung des Freundes läutete er bei der Geliebten Ehmanns an. Dies war ein Mädchen aus gutem Hause, eine andere würde der ehrgeizige Ehmann auch niemals eingestanden haben. Daher mußten die telefonischen Auskünfte der jungen Dame durchaus unverständlich gehalten sein, sie gab sie im Schoß ihrer Familie. Emanuel war genötigt, persönlich hinzueilen.

Herr Bausch, der Inhaber von Elektro-Lux, verbrachte den Sonntag auf der Gartenterrasse seiner Villa. Emanuel wurde vom Anblick all dieser Bequemlichkeit nur mit noch mehr Tatkraft erfüllt.

»Heute geht alles schneller«, erklärte er im Lauf der notwendigen Unterhaltung mit Bausch. »Nehmen wir mal an, eine Erfindung, richtig aufgezogen, das ist in einem Augenblick so viel wie zehn Jahre Elektro-Lux. Das Tempo unserer Zeit!«

Als rüstiger Vierziger wollte Bausch nichts gegen seine Zeit sagen. Nur gegen Ehmann war er eingenommen. Er hatte sich nicht entschließen können, den Freund seiner Tochter offen zur Kenntnis zu nehmen. Andrerseits ließen die Sitten kein strenges Einschreiten mehr zu. Bausch befand sich moralisch im Zustand der Schwebe; er stellte sich zu dem jungen Paar liebenswürdig, schadete aber Ehmann, wo er konnte.

»Achtung auf unseren Freund!« sagte er zu Emanuel recht munter. »Er ist ein außerordentlich moderner Junge, und wenn man glaubt, man hat ihn, hat er wenigstens drei Finger noch woanders drin. Das schätze ich so sehr an ihm«, setzte er schnell hinzu, um seine Tochter nicht zu verstimmen.

»Käthe, unser Freund kann gleich hiersein. Ich hoffe es wenigstens. Aber dann sollten Rosen auf seinem Platz stehen; du weißt, er hält darauf. Im letzten Beet drüben sind drei neue aufgeblüht. Willst du so gut sein, mein Kind, und sie abschneiden?«

Seine Tochter entfernte sich achselzuckend, darauf begann Bausch zu flüstern.

»Die Stellung unseres Freundes bei Ihrem Konzern ist nicht geklärt. Fiel Ihnen das noch niemals auf? Er hat Einfluß und hat mich schon mehrfach sozusagen mitgenommen – ohne eigenes Kapital, wie er ist. Was verkauft er eigentlich? Fragt man nach ihm, scheint er unbekannt.«

Bausch machte eine vielsagende Pause. Emanuel schob ein: »Er ist im Konzern dasselbe wie ich.«

»Wir wollen es hoffen. Aber bei Ihnen kenne ich bis jetzt noch nicht das Gefühl, als wäre der Teufel hinter mir.«

Der junge Gast hielt infolge dieses Wortes Herrn Bausch für überaltert, daher seine Bedenken gegen eine heutige Erscheinung wie Ehmann. Andrerseits verließ Frau Bausch den Hintergrund und eröffnete ihrem Gatten, daß sein künftiger Schwiegersohn zu ihm einfach kein Vertrauen habe.

»Mir hat er alles erklärt, was sie ihm im Konzern zu tun geben und so weiter. Ich als Dame verstehe nicht alles, aber das tut nichts. Jedenfalls braucht er nur noch eine große Sache –«

Emanuel unterbrach. »Was für eine?« Denn mit dem Wort im Innern ging er seit gestern umher; er konnte es nicht fallen hören, ohne zu erschrecken.

»Eine große Sache«, wiederholte Frau Bausch, ohne dem Wort einen Sinn zu geben. »Dann wird er befördert und kann sich um ein junges Mädchen aus gutem Hause bewerben.« Dies beiläufig und dadurch nur wirksamer.

Schon kehrte auch Fräulein Bausch zurück, sie wurde von beiden Herren achtungsvoll empfangen. Übrigens äußerte sie: »Der Junge kommt mal wieder nicht. Was er verkauft? Das weiß ich auch immer noch nicht. Ich weiß bloß, daß in der Central-Bar eine oxydierte Bardame namens Sonnenschein sitzt.«

»Aber, mein Kind!« sagte die Mutter in aller Ruhe.

»Du hast hundertprozentig recht«, sagte der Vater.

Der Gast empfahl sich.

»Um diese Zeit ist in der Central-Bar nichts los. Ich übernehme jede Garantie.«

Dennoch fuhr er sofort dorthin. Der Preis der Fahrten begann ihn zu beunruhigen. Hatte man den eigenen Wagen, damit Brüstung mit den beiden Kleinen ihn für seine Erholung benutzte, indes man selbst den angespanntesten Tag erlebte? Noch dazu hätte ein Boxer heute sich lieber massieren lassen und schlafen sollen! Am Abend setzte er seine Existenz aufs Spiel.

In der Central-Bar gab es keinen Ehmann. Aber auch Fräulein Sonnenschein war noch nicht im Geschäft, daher bewies seine Abwesenheit nichts. Außerhalb ihrer Geschäftsstunden gefiel sich die Sonnenschein gewöhnlich als Gast der Elba-Bar, nebenan in der Parkstraße. Emanuel hätte sofort nachgesehen, nur Mulle hielt ihn fest.

Es war inzwischen ein Uhr geworden; ob Mulle nun zu Mittag gegessen hatte oder nicht, getrunken hatte er schon viel, daher setzte er einem Kreise Gleichgesinnter auseinander, wie er zu seinem Stückchen Land gekommen war.

»Ich hatte immer Sinn für das Landleben. Als Vierzehnjähriger gehörte ich einer Einbrecherbande an, wir arbeiteten ausschließlich mit Schaufenstern und Automaten, und was wir verdienten, war für Reisen ins Gebirge und an die See. Weißt du noch, Emanuel?« fragte er anzüglich, hängte sich ein und war nicht loszuwerden.

»Mensch, du bist beschickert«, sagte Emanuel nur. Er wußte von der Mulleschen Vergangenheit nichts weiter, als daß sie eine Zeitlang dieselbe Unterstützung bezogen hatten.

»Was hast du an den Automaten schon verdient«, meinte er. »Geben wir mal zu, daß die Arbeitslosenunterstützung ein besseres Geschäft war! Mit Wohnungshilfe und Verbandshilfskasse machte es 160 Mark. Damals hätte man sich eine Villa auf Stottern kaufen sollen.«

»Hab ich gemacht«, Mulle reckte seine gedrungene Gestalt. »Das Stückchen Land mit 50 Mark Anzahlung. 30 Mark waren monatlich zu spucken, bin ich drei Monate schuldig geblieben. Der Prozeß dauerte noch mal so lange, dann zahlte ich 50 Mark ab. Nun hatte ich Arbeitslosenunterstützung plus Ertrag des Grundstücks. Ziegel machen, Häuschen bauen. So kommt man hinten hoch, prost.«

Beglückt legte Mulle sein völlig flaches Gesicht in den Nacken.

»Schiebung!« bemerkte ein sonst Gleichgesinnter. »Schädling am Volksganzen!«

»Riech mal an meiner Faust!« antwortete Mulle und nahm Kampfstellung ein, indes schon einige anfeuernd »Kss! Kss!« machten. Auch der andere war bereit, obwohl er sich langsam zurückzog. Er fand sofort die kriegerischsten Worte.

»Du, da müssen sechse von die Sorte kommen, und denn noch nicht!« rief er und suchte nur aus Geringschätzung, wie es schien, Abstand. Mulle wieder hielt sich an Emanuel, legte ihm von hinten den Arm über die Schulter und reckte die Hand gegen den, der mittlerweile die Tür erreicht hatte. Der Kreis der Zuschauer hetzte weiter: »Kss! Los dafür!«

»Dir zerschlag ich die Knochen«, drohte Mulle. Der andere fragte: »Willstes denn alleene machen oder dein Verein?«

»Wanze!« rief Mulle. Von jetzt ab beschränkte er sich auf dies Wort.

»Villenbesitzer will so was sein! Dein geklautes Klosett im Walde besetzen wir mit Rotfront.«

»Wanze!«

»Komm mal ran!« Und da Mulle wirklich den von ihm umarmten Emanuel vorwärts schob: »Jetzt stellst du dich wohl auf Held um.«

»Wanze!«

Es war das letzte, was der andere hörte; er hatte die Tür hinter sich zugemacht. Der Kellner war ihm zuvorgekommen und wartete draußen auf Bezahlung; daher auch die Sorglosigkeit der Dame hinter der Bar. Sie beschäftigte sich auf das liebevollste mit Emanuel, der Verbindung mit der Elba-Bar wünschte. Der Telefonapparat stand auf dem Bartisch, im Lokal herrschte Lärm, und was in der Elba-Bar vorging, schien nicht dahinter zurückzustehen. Daher war die Verbindung schwierig.

»Ist Herr Ehmann dort?« wiederholten Emanuel und das Mädchen abwechselnd.

Mulle verteidigte sich schreiend gegen den Vorwurf, er habe geschoben. »Wenn es durchaus nicht mehr anders zu machen ist, wißt ihr, wofür ich noch eher bin? Wißt ihr das? Wofür?«

»Für Mord«, sagte gelassen ein Gleichgesinnter.

»Sehr richtig«, bestätigte Mulle und ließ sich bewundern.

Die Bardame und Emanuel fragten abwechselnd: »Haben Sie denn Fräulein Sonnenschein dort?«

Aber auch dies war schwer zu ermitteln … Mulle indessen stieß auf Widerspruch.

»Kann man eventuell mal zusehen, wenn du einen beförderst?

Nee, Erich, du bist auch bloß so doof wie wir alle und verbrauchst dich im Betrieb.«

»Der Konzern hat mich entlassen wegen Umtriebe«, tobte Mulle.

»Na, nu biste Agent. Alles dasselbe. Stehst weiter auf dem laufenden Band – und daneben immer die Kontrolle.«

Emanuel hatte endlich glaubwürdig erfahren, daß weder Ehmann noch seine Begleiterin in der Elba-Bar gesehen worden waren. Sofort tat er den nächsten Schritt.

»Fräulein Melitta, verbinden Sie mich doch mal mit dem Präsidenten der I. G. Chemikalien! Geben Sie sich für die Sekretärin von Doktor Martini aus!«

»Knorke«, sagte das Mädchen. »Was krieg ich, wenn Sie das Geschäft machen?«

»Ich will ihn nur fragen, wie er geschlafen hat«, versicherte der Junge.

Mulle bezeugte nochmals allen: lieber Mord als der Dumme sein. »Wo mir sowieso mein mütterliches Geld geklaut ist von einem Herrn, der es damit bis zum Generaldirektor gebracht hat.«

»Na laß man!« wurde gesagt, denn diese Mullesche Leier kannte man. Er brauchte nur am Nachmittag zu trinken, dann kam sie dran; abends weniger. Verlorenes Erbe und vornehme Verwandtschaft beschäftigten Mulle nur in Stunden, wo er noch Sorgen hatte.

»Grammophon einstellen!« wurde gerufen. Sofort tauchten einige Mädchen aus den Ecken, die Paare scharrten. Grade erschien auch die Sonnenschein. Emanuel rief sie heran; auf seiner Schulter ruhte der Arm Melittas, während sie den Hörer hielt.

»Wo ist Ehmann?« fragte er.

»Wie wir von Hause weggehen wollten, wurde er angerufen, ich weiß nicht, von wem. Nein, das kann ich nicht sagen«, beteuerte die Sonnenschein. »Da hat er mich bei meiner Freundin abgesetzt und ist seiner Wege gegangen.«

»Der Privatsekretär des Präsidenten ist am Apparat«, meldete Melitta.

Emanuel sprach hinein.

»Wie geht es denn, Herr Doktor?«

Die Stimme, die ihm antwortete, schien bekannt, ohne daß ihr Inhaber ihm einfiel.

»Ich bin Doktor Martini und komme momentan aus London«, sagte Emanuel mit etwas Akzent. »Sie können mit mir eine große Sache machen. Auch am Sonntag«, antwortete er auf eine Frage. »Mich stört der Sonntag nicht.«

Die Stimme sagte: »Musik stört Sie auch nicht. Machen Sie Ihre Abschlüsse nur bei Musik? Dann sorgen wir für entsprechende Apparatur.«

Jetzt schien sie verändert, Emanuel erkannte nichts mehr. Zu seinem Erstaunen sagte sie: »Wir sind von Ihrer Ankunft schon informiert, Herr Doktor.«

»Um so besser«, entschied Emanuel. Eine Verwechslung mußte vorliegen.

»Wir haben Interesse für Ihre Erfindung.«

Auch in dem anderen Fall handelte es sich um eine Erfindung, das Zusammentreffen konnte vorkommen.

»Wir schicken Ihnen einen Herrn zwecks Fühlungnahme. Darf ich fragen, wo Sie zu finden sind?«

»Im Krankenhaus links des Flusses«, sagte Emanuel schnell entschlossen.

»Sehr wohl« – die Stimme fand nichts Auffälliges dabei.

»Ich erwarte Ihren Vertreter in einer Stunde«, bemerkte der Junge leichthin und hängte ein.

Der Beendigung des kühnen Gesprächs folgte nun doch eine leichte Betäubung. Emanuel sah seinen Freund Mulle einem fremden Gast die Zigarre aus dem Mund nehmen, worauf wieder Krach entstand. Der Geist Emanuels griff vor, er träumte sich in Verhandlungen mit einem gewichtigen Herrn, und es ging um vierzig Millionen. Der Geist Emanuels sagte rundweg vierzig. Damit verglich er unversehens das Dasein, die Reden und Taten seines Freundes Mulle und empfand die Unverträglichkeit der Dinge.

Emanuel verließ die Central-Bar. Andrerseits sah er ein, daß Mulle an seiner Stelle nicht anders gehandelt und beiläufig dieselbe Figur gemacht hätte. Alles und alle waren auswechselbar. Jeder brauchte eine Chance. Mulle suchte sie vorläufig im Mord, was aber weder sehr aussichtsvoll noch gute Klasse war. Nicht, daß Emanuel Mord auch bei günstigsten Umständen grundsätzlich abgelehnt hätte. Er wäre aus Gründen persönlicher Einstellung einem Unternehmen dieser Art wohl nicht erst nähergetreten; aber möglich im Ablauf der Tatsachen blieb alles, und vierzig Millionen, durch Mord erworben, waren so gut wie die vierzig Millionen, die Emanuel auf dem Verhandlungswege erstrebte.

Während seiner Gedanken über das Leben und das Glück befand der Junge sich noch in dem dunklen Seitengäßchen, das die Bar enthielt. Auf der Sonnenseite der Parkstraße ward ihm alsbald klar, wie er zu handeln hatte. Nicht wehrlos den Vertreter des Kapitals erwarten: – ihm eine gleichwertige Macht entgegenstellen. Emanuel selbst hatte etwas erfunden, so drückte er es kurz aus; verhandeln konnte nur, wer außerdem so viel Geld vertrat wie der andere. Er dachte wieder an Ehmann.

Dieser vertrat natürlich nicht das geringste an Geldwert, aber er sah so aus, daß jeder ihm die höchsten Beträge geglaubt hätte. Vor allem kamen sie ihm leicht und ungezwungen aus dem Munde … Emanuel wollte nach Hause, um nochmals Ehmann telefonisch zu suchen. Schon wandte er sich in der Richtung des Heumarkts, da erblickte er Inge.

Sie ging entgegengesetzt, trieb übrigens im Gewühl, er sah nichts weiter als, in Abständen, ihr helles Profil, die goldgelbe Locke unter dem engen Hut. Vielleicht auch war sie es nicht, nur sein Gedanke sprang vom Geschäft zu ihr. Denn sein Gedanke an Inge erfüllte dies ganze Geschäft mit einem Reiz, den es für sich allein, trotz der einzigen Gelegenheit für alle Leidenschaften, nicht angenommen hätte. Plötzlich bemerkte er alles. Worauf es im Grunde ankam, um was er sich in Abenteuer stürzte und wem er nachlief! Er lief Inge nach, ihrem blonden Kopf im blauen Hut, der Gestalt, die höher als die Menge schritt. Da sie aber die verkehrte Richtung hielt, ging auch er falsch.

Sie war weit entfernt, und der Abstand vergrößerte sich eher noch, denn das sonntägliche Gewühl zwischen ihnen schien nicht zu durchbrechen. Eine Kolonne Arbeiter hinderte den Ungeduldigen, vorwärtszukommen, als wäre sie dafür angestellt gewesen. Bei der Rosengasse beschloß er, um das nächste Häuserviertel zu lenken; dann konnte er in Höhe der Kanalbrücke grade neben Inge gelangen. Nichts anderes sah der Junge, nichts anderes mehr hatte er im Kopf.

In den kleinen Gassen kam er schnell weiter, freilich kreuzten sie einander mehrmals, überdies drang unter die vorstehenden Dächer nur halbes Tageslicht. Einmal wußte er nicht mehr, wohin einbiegen, und blieb stehen. Im gleichen Augenblick hielt irgendwo ein zweiter Schritt an – etwas nachklappend, wie ein Echo. Emanuel bemerkte erst jetzt, daß er schon seit einiger Zeit noch jemand laufen hörte, weder schneller noch langsamer als er selbst, nur gedämpft, man konnte denken: heimlich. Er sah sich um, fand aber niemand. Vergebens durchsuchte er mit den Augen die schattigen Winkel.

Er ging weiter, sogleich wurde auch der andere Schritt wieder hörbar, nur war er noch vorsichtiger geworden. ›Ich werde verfolgt‹, erkannte Emanuel. Es schien unglaublich, war in seinem Leben das erste Mal und machte ihm Eindruck. Es bestätigte ihm, daß er neuerdings an Bedeutung gewonnen hatte – für wen? Für manche. Am nächsten lag, daß der furchtbare Schattich ihm Aufpasser nachschickte – wenn nicht schon der Präsident von I. G. Chemikalien an der Arbeit war. Emanuel beglückwünschte sich zu seinem Scharfblick, nur konnte er leider noch immer nicht feststellen, wie der Verfolger aussah und wo er, wenn man sich hinwandte, verschwand.

Plötzlich tat er einen Sprung, das Dunkel jener Haustür hatte sich bewegt. Er griff etwas, es war eine alte Frau; der Schritt hatte schwerlich ihr gehört. Während der Junge noch überlegte, wurde aber der Schritt wieder laut – wurde lauter als je, er hatte sich offenbar selbständig gemacht. Mehr noch, er erklang jetzt von vorn, aus Strecken, die Emanuel noch gar nicht durchlaufen hatte. Hier wurde dem Jungen kalt.

Das Gefühl durchdrang ihn, daß er die Mächte, mit denen er den Kampf aufnahm, noch immer unterschätzt hatte. Sie standen früh auf, und es war schwer, ihnen zu begegnen. Man konnte nicht genug gute Verbündete haben, nicht genug Informationen einholen und nicht sicher genug gehen. Daher kehrte Emanuel ohne weiteres in die Parkstraße zurück, änderte auch durchaus die Richtung. Inge war nirgends zu erblicken, übrigens durfte sie ihn nicht ablenken.

Zu Hause fand er Margo allein bei dem erkaltenden Mittagessen. Niemand war gekommen. Die beiden Jüngsten bewachten irgendwo draußen den so notwendigen Schlaf des Boxers, sie hatten es telefonisch mitgeteilt. Inge? »Hast du Inge nicht gesehen?« fragte Margo den Jungen. Er antwortete »nein« – und ebensowenig verriet sie selbst ihre Begegnung mit Inge bei der Brücke.

Er zeigte große Eile. Ehmann hatte wirklich nicht angerufen? Wie war das möglich. Kein Sonntag verging doch, ohne daß die Freunde sich verabredeten; oft kam Ehmann zu Tisch … Margo hielt ihn auf, als er ans Telefon wollte.

»Einen Augenblick! Du mußt zuerst die Hauptsache wissen. Schattich hat mir einen Brief an den Präsidenten von I. G. Chemikalien diktiert, oder ich habe ihn mir selbst diktiert; aber unterschrieben ist er von Schattich, und ich steckte ihn eigenhändig in den Kasten. Er sagt darin, daß er den Erfinder nicht kennt, aber die Erfindung für epochal hält.«

»Hättest du das lieber nicht gemacht!« Er war so schroff, daß sie erschrak. »Ich selbst habe inzwischen die Sache ganz anders aufgezogen.«

Er fand es unnötig, zu sagen, wie. Er rief Ehmann an, wieder vergeblich. Als er einhängte, fragte sie plötzlich: »Weißt du, daß der Konzern eine Kontrollabteilung hat?«

»Nein«, antwortete er. »Ich glaube es auch nicht« – obwohl er sofort daran dachte, daß er verfolgt worden war.

»Alle stehen unter Aufsicht.«

Er zuckte die Achseln; das ging natürlich zu weit.

»Woher weißt du überhaupt von der Abteilung?«

»Ich selbst soll hinein.«

Sein erster Gedanke war: ›Da kann sie meiner Sache verdammt nützen.‹ Aus Gründen aber, die er sich nicht klarmachte, fand er es unerwünscht, Margo viel verdanken zu sollen.

Das Schlimme war, daß sie ihn verstand. Ihr Herz übermittelte jede Regung des seinen; und was bei ihm nur Unlust und innerer Widerstand war, bei Margo wurde es Qual, wurde schrecklicher Zweifel. ›Mein Mann – und jede Stunde des Lebens unser gemeinsames Eigentum!‹ Margo wußte, daß man so nicht fühlen darf. Leider fühlte sie so, sie war nicht in allem richtig. Daher kehrte auch, wo es doch um das Nächste, Notwendigste ging, immer ihre innere Frage wieder: ›Wo hat er sich inzwischen umhergetrieben? Nicht doch mit Inge?‹

»Hast du gar nicht daran gedacht, ins Krankenhaus zu Papa zu gehen?« fragte sie endlich laut.

»Natürlich.« Er log nur aus Widerspruchsgeist.

»So? Und dann behauptest du, daß du Inge nicht begegnet bist?«

Sie war erschreckend weiß, und ihre Augen brannten von einer solchen Leidenschaft, daß ihm bange wurde. Ihm bangte vor ihr und um sie. Einen Atemzug lang, nicht länger, spürte er den Puls des anderen Lebens, als ob es sein eigener gewesen wäre; ja, zwischen ihr und ihm verschob sich die Masse der angesammelten Fremdheit, die gewöhnliche menschliche Fremdheit und die der feindlichen Interessen – so daß er hindurchsah … Gleich darauf war die trennende Wand samt seiner Blindheit wiederhergestellt; er seufzte deshalb sogar erleichtert …

Er wollte gehen, sie hielt ihn nochmals zurück, oh, nicht, um der großen Aussprache ihren Lauf zu lassen, so laut ihre Augen und ihre weiße Haut auch schon gesprochen hatten. Margo empfand zu deutlich die entscheidende Minute. Jetzt ein Fehler, und alles war verloren. Vernünftig war Margo. Ihre Vernunft beherrschte alles, ihren inneren Aufruhr, den Haß, der ausbrechen wollte, und sogar ihre Lebensangst. Sie hielt sich vor: ›Ich und er haben ein großes gemeinsames Interesse.‹ Das war die rettende Tatsache. Margo ließ sie nicht wieder los, daher rief sie Emanuel von der Tür zurück.

»Übrigens ist das mit Inge nebensächlich.« Sie sprach überzeugend; nichts bekümmerte sie weniger als die Frage, ob er Inge getroffen hatte.

»Was ich aber sagen wollte: du solltest Ehmann nicht trauen.«

»Nanu?«

»Das Geschäft ist zu groß – auch zu gefährlich. Das bespricht man höchstens mit seiner eigenen Frau.«

»Ein Freund, den man ganz genau kennt – Ehmann und ich haben dieselbe Einstellung zu den Tatsachen. Ich kenne ihn als Mann.«

»Und ich als Frau.«

Zuerst sah er sie an, um in ihrem Gesicht mehr zu entdecken, als was sie sagte. Ehmann hatte sich vielleicht Freiheiten bei ihr herausgenommen? Das war immer möglich, sonntags nach dem Essen lag es nahe, und Ehmann gehörte ohnehin zu den Leuten, die keinen Augenblick mit einer Frau allein im Zimmer sein können, ohne loszugehen. Das war bei ihm, als ob er mit sich selbst gewettet hätte. Weiter bedeutete es nichts, Emanuel verzieh es ihm. Die Frauen natürlich beurteilten einen Mann nur von da aus, und Margo besonders war überempfindlich.

Er suchte nach einem Wort, womit er, ohne sich als Gatte etwas zu vergeben, ihre Zumutung beseitigte – da klingelte es von der Flurtür her. Wer erschien, war derselbe Ehmann. »Endlich!« rief sein Freund ihm entgegen.

Ehmann trat übrigens auf wie immer, als der vielbegehrte Herr, der hier erwartet wird, aber anderswo auch schon wieder. Korrekt, elegant, Geschäfts- und Weltmann, nur alles etwas abgegriffen, wie Margo heute deutlich bemerkte. Er hatte wenig Haare, ein spitzes Gesicht und eifrig suchende Augen. Wo er den Fuß hinsetzte, mußte etwas für ihn zu machen sein. Die Mißtrauische bekam von dem allen den untrüglichsten Eindruck. Die Gestalt erschien derart verdächtig, daß Margo ihrem Emanuel einfach die Augen zuwendete. ›Was habe ich gesagt‹, hieß es. Aber der treue Freund sah gar nichts.

»Dich suche ich den ganzen Tag«, rief er ihm entgegen.

»Ich war geschäftlich stark in Anspruch genommen«, erklärte Ehmann, wie immer.

»Was ich für dich habe, ist größer.«

»Ich würde dir aus Freundschaft helfen«, erwiderte Ehmann mit seinem gütig frechen Lächeln, das um alles in der Welt wußte.

»Eine große Sache«, beteuerte Emanuel.

»Eine große Sache, die brauche ich auch. Ich brauche sogar nur noch eine« – dies war ihm entfahren. Sogar Emanuel fühlte, daß Ehmann es aus Versehen gesagt hatte. Er sah Margo lieber nicht erst an. Er dachte an Bausch, den Inhaber von Elektro-Lux. Worte wie »Die Stellung unseres Freundes bei Ihrem Konzern ist nicht genügend geklärt« oder »Was verkauft er?« fielen ihm peinlich ein. Dazu Frau Bausch: »Jedenfalls braucht er nur noch eine große Sache, um befördert zu werden und sich um ein Mädchen aus gutem Haus zu bewerben.« Auch dies waren verdächtige Worte. Sie brachten jetzt nachträglich den Freund in den Geruch, als erwartete er für seine Hilfe von Emanuel eine Provision. Immer sind Provisionen etwas, das über einen Freund enttäuscht.

Wer wußte es besser als Ehmann. Er kannte die Menschen, sein gütig frecher Blick gab es zu erkennen.

»Ich habe übrigens nicht die Absicht, Fräulein Bausch zu heiraten«, äußerte er nur scheinbar unvermittelt. Er antwortete auf Gedanken.

»Ich dachte«, sagte denn auch Margo.

»Sehen Sie, gnädige Frau, so leicht wird man für persönlich interessiert gehalten.« Die Stimme Ehmanns klang milde. »Ich nütze Herrn Bausch mit meinen Beziehungen bei den städtischen Behörden. Gleich heißt es: die Tochter – als ob das ein gutes Geschäft wäre! Der Alte wackelt, wie ich Ihnen vertraulich weitergeben kann.«

Längst bereute Emanuel seinen Verdacht. Wenn Ehmann sich jetzt zurückzog, war er selbst hilflos. Schnell nannte er daher die Sache bei Namen: Sprengstoff, äußerste Brisanz. War er erst einmal ins Vertrauen gezogen, nötigte gewiß die eigene Anständigkeit den Freund, in der Sache mitzugehen. Emanuel berichtete von der Stellungnahme Schattichs, die feindselig und drohend war, sowie von seinem eigenen Schritt bei dem Präsidenten von I. G. Chemikalien – ein gewagter Schritt, wie er zugab, aber voll von Möglichkeiten.

Ehmann äußerte sich nicht gleich. Er hörte gewitzigt zu, schüttelte den Kopf und nickte abwechselnd. Sogar Margo fand ihn geheimnisvoll oder wenigstens besonders eingeweiht – so eindrucksvoll schwieg er.

Schließlich brummte Ehmann »Mm, mm«, als ob mehr zu machen wäre, als daß Emanuel einfach in das Krankenhaus ging und dort den Vertreter von I. G. Chemikalien erwartete.

»Das dachte ich mir auch«, bestätigte Emanuel. »Das Ding sitzt noch nicht richtig, willst du sagen. Eine letzte Drehung fehlt noch: ganz meine Meinung. Nun höre mal schnell zu, Ehmann! Ich habe nur noch acht Minuten Zeit. Ich soll im Krankenhaus den Vertreter von I. G. Chemikalien empfangen, schön. Ich bin Dr. Martini und bringe die Erfindung aus England, geht in Ordnung. Was noch fehlt, ist die Konkurrenz. Wenn der Trick ziehen soll, müssen die Engländer hinter der Sache her sein und mir nachreisen. Sonst möchte ich wissen, warum I. G. Chemikalien sich meinetwegen zerreißen sollten?«

Ehmann wartete ab, seine Miene zeigte unverändert sowohl Zynismus als Nachsicht.

»Nun klebst du dir einen Schnurrbart«, verlangte der Junge, entschlossen, aufs Ganze zu gehen. »Damit trittst du als englischer Kapitalist auf – platzt einfach in meine Verhandlungen hinein. Das hebt meinen Wert um hundertundfünfzig Prozent … Wie? Was?« fragte er erregt. »Englisch kannst du sowieso«, fiel ihm noch ein.

»Englisch kann ich sowieso«, wiederholte Ehmann. Sein Ausdruck wechselte dabei, er ward kalt, er ward bitter. Ehmann wendete sich an Margo.

»Wollen Sie gefälligst zur Kenntnis nehmen, gnädige Frau, daß nicht ich dies gesagt habe. Ein abenteuerlicher Vorschlag wie der, den wir soeben hörten, liegt außerhalb meiner Mentalität. Ich kenne die Welt zu gut, als daß ich der sein könnte, für den Sie mich halten, gnädige Frau«, schloß er strafend.

Es war sein einziges wirklich strenges Wort. Gleich darauf gab Ehmann sich jungenhaft. »Famoser Witz übrigens!« rief er übermütig. »Auf so was muß man kommen, da zeigt sich das Talent. Schade eigentlich, daß ich anders eingestellt bin. Ich bedauere meine Hemmungen.«

»Ich wollte dich zum Schwindel verleiten«, gab Emanuel zu, denn diese Wahrheit ging ihm jetzt erst auf. »Ich selbst schwindele auch«, sagte er achselzuckend. Was war zu machen, wenn gegebene Tatsachen den Schwindel nun einmal forderten! Der Junge zerbrach sich nicht weiter den Kopf, seine Frage war nur: »Wenn du den englischen Kapitalisten nicht machen willst, was rätst du mir dann?«

»Das will ich dir sagen.« Ehmann sprach bieder und schlicht. »Arbeite! Überlasse die Vermittlung von Erfindungen anderen, die brauchbarere Einfälle haben.«

Dies sagte er im Hinblick auf Margo, obwohl er sie grade dabei nicht ansah. Aber ihm war genau bekannt, wer gegen ihn wühlte. Wenn Ehmann nichts anderes für seinen Beruf mitgebracht hätte, den scharfen Sinn für seine Gegner besaß er. Tatsächlich sagte Margo zu ihrem Gatten: »Siehst du! Papa hat dir dasselbe geraten. Arbeit, Beziehungen oder Verbrechen, was glaubst du, daß für dich paßt? Er wollte nur, daß du es auch mal mit den Beziehungen versuchst. Jetzt ist es aber genug, es kommt nichts heraus. Überlasse die Beziehungen Herrn Ehmann. Er hat überhaupt keine Zeit mehr«, versicherte sie dringend.

Emanuel verstand sehr gut, daß sie seinen Freund entfernen, ihn selbst von weiteren Vertraulichkeiten zurückhalten wollte. Daher betonte er trotzig: »Unseren Wagen haben wir auch durch die Beziehungen Ehmanns anschaffen können. Sonst nie – wie wir dastehen! Das hast du dir von ihm gefallen lassen.«

Er lief umher und griff sich in die Haare.

»Ehmann, mach doch den Engländer!« rief er.

»Ich bin ernster veranlagt. Ich muß die Sache vor allem sehen und in der Hand haben«, erklärte Ehmann ohne längeres Zögern. Der entscheidende Augenblick schien ihm gekommen, er hatte ihn genügend vorbereitet.

»Die Bombe willst du haben?« fragte Emanuel – stoppte seine Bewegung und wandte sich einem bestimmten Möbel zu, dies unwillkürlich. Da zur gleichen Zeit Margo vor eben jenen eingebauten Schrank hintrat, um ihn zu schützen – war Ehmann im klaren.

»Ich nehme an, euer Sprengmittel ist nicht weit von hier«, sagte er in einem merkwürdigen Ton, gemütlich, verlockend, und was man erst nachträglich, gewissermaßen aus dem Echo seiner Worte hörte, nicht ohne Drohung.

»Das Sprengmittel ist selbstverständlich in Sicherheit«, behauptete Margo. »Wir sind nicht so leichtsinnig, es hier zu lassen, und nicht so unverantwortlich dumm, es aus der Hand zu geben.«

Sie wurde immer schärfer und entschlossener, nur so konnte sie ihrem armen Emanuel das unabweisbare Gefühl beibringen, daß sie für ihn mitsprach und daß er in Gefahr war. Es gelang der tapferen Margo. Die von Ehmann geschaffene Lage fand das Ehepaar verbündet gegen den Angreifer. Ehmann wurde hierdurch gereizt; die vorübergehende Einigkeit seiner Gegner machte ihn unvorsichtig, anstatt daß sie ihn warnte. Er steckte die Hände in die Taschen, er bekam ein nur noch geschäftlicheres Gesicht.

»Macht, was ihr wollt! Ich weiß doch, daß ihr ohne mich nicht aus dem Käfig kommt. Denn hier stoßt ihr bei jedem Schritt an ein Gitter. Es würde mich wundern, wenn die Kontrolle nicht schon hinter Emanuel her wäre. Stimmt?« fragte er stark. Damit brachte er auch richtig den Jungen ins Schwanken; nur Margo, die von dem unsichtbaren Verfolger nichts wußte, blieb fest.

»Unsere Erfindung ist am sicheren Ort«, wiederholte sie, »und der Platz ist sogar mit Diebsalarm versehen.« Sie erfand noch mehr. »Das Ganze geht überhaupt hoch. Die Bombe platzt einfach, sobald ein Unbefugter dran rührt. Da sehen Sie's! Wir wollen lieber das Ganze auffliegen lassen als bei dem Geschäft bestohlen werden.«

Wahr war einzig ihre Leidenschaft, diese aber bezwang Ehmann, so argwöhnisch grade er gegen Lügen sein mußte. Er ließ sich immer weiter hinreißen.

»Und wer bringt euch das Ding ins Ausland?« fragte er mit herausrollenden Augen.

»Ins Ausland?« wiederholten beide hocherstaunt.

»Entweder ihr laßt das Ding in die Luft gehen, weil hier niemand euch den Preis zahlt, oder ihr gebt es mir zur Beförderung ins Ausland. Ich habe die Beziehungen.«

»Es ist verboten«, rief Margo.

»Heutzutage? Man weiß doch, wie das ist« – Ehmann wurde wegwerfend, um so stärker aber Margo.

»Industrieverrat, so gut wie Landesverrat! Verrat militärischer Geheimnisse, das machen wir nicht. Ich muß mich über Sie wundern, Ehmann.«

»Ich dachte, Sie wüßten, daß wir das Recht haben, mit der Armut Schluß zu machen auf jede erreichbare Art. Das ist kein Umsturz, damit bin ich bloß ein konsequenter Verteidiger der bestehenden Ordnung. Was heißt hier Landesverrat? Reich werden auf alle Fälle ist die höhere Treue!« schwur Ehmann.

»Sie haben Sonne im Herzen«, bezeugte Margo ihm höhnisch.

Da Emanuel sich nicht entschied, blieb dem Versucher nur noch eins. Er senkte die Stimme, es wirkte außerordentlich.

»Mit wem hast du gesprochen, Rapp, als du den Präsidenten von I. G. Chemikalien heute Sonntag nachmittag in seiner Privatwohnung verlangtest?«

»Mit seinem Privatsekretär«, antwortete der Junge ahnungslos.

»Und wer hat dich verbunden? Melitta hat dich verbunden, denn der Privatsekretär hörte Tanzmusik. Das sind meine Beziehungen. Ein Vorfall, der erst dreiviertel Stunden her ist – was willst du gegen mich machen. Mit mir zusammen liegst du richtig. Begriffen?«

Er hielt sich nur noch an Emanuel. Margo überließ er ihrer Überraschung. Gleichzeitig zog er schon einen Handschuh wieder an.

»Übrigens habe ich andere Sorgen«, äußerte er leicht. »Du wirst von selbst kommen, wenn es soweit ist. Wiedersehen. Werde ich das Vergnügen haben, meine Gnädige, heute abend im Sportpalast? Nein? Na, dann dich und Fräulein Inge. Fräulein Inge sowieso!« Mit frechem Blick von ihr zu ihm. Aber er behielt das Gütige.

Abgang Ehmann.


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