Daniel Casper von Lohenstein
Cleopatra
Daniel Casper von Lohenstein

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Caelius.
Das grosse Troja ward für Helenen verlohren.

Antonius.
Di Flamme Trojens ward von Hecuben gebohren.Di Flamme Trojens ward von Hecuben gebohren. Daß Ilium oder Troja / weil der Paris dem Menelaus di Helena entführet / von den Grichen zerstört worden / ist mehr als zu gemein. Als aber Hecuba mit dem Paris schwanger gegangen / hat ihr geträumt / als wenn sie eine Fackel gebehre. Welches Maro eben auf di Art / wie ich allhier anwendet lib. 7. Aen. v. 319.

– – – – – – – – – – – – nec face tantum
Cissaeis praegnans ignes enixa jugales:
Quin idem Veneri partus suus & Paris alter
funestaeque; iterum recidiva in Pergama Tedae.

Caelius.
Di durch der Tugend Wind gar bald zu dämpffen war.

Antonius.
Wer nicht di Libe kennt / der baut ihr kein Altar.

Sosius.
Wer Thron und Krone kenn't / nimmt Thron und Kron für alles.

Antonius.
Wer hoch steht / tröste sich auch eines hohen Falles.

Sosius.
Der fäll't offt tieffer ab / der keinen Zepter trägt.

Antonius.
Man weiß: daß Blitz und Keil meist in di Gipfel schlägt.

Sosius.
Wer kan di Herrligkeit der Krone sattsam rühmen.

Antonius.
Glaubt: daß mehr Dörner sie als Lilgen nicht beblümen.

Sosius.
Di Sternen weichen selbst der Diamanten Glutt.

Antonius.
Der Diamant hegt schweiß / Rubine deuten Blutt.

Sosius.
Wer hat deß Zepters Gold deß Purpers Glantz geschätzet?

Antonius.
Ein Sack / ein Hirten-Stab / hat oftmals mehr ergätzet:

Sosius.
Was sind di Fürsten sonst als Götter dieser Welt?

Antonius.
Di oft der Libes-Gott in Schäffer hat verstellt.

Sosius.
Di zarte Libe kan in Purper weicher nisten.

Antonius.
Sie wird / eh als sie weich't / auf Haar und Stroh sich fristen.

Sosius.
Der Purper deß Anton verträgt di Libe wol.

Antonius.
Nicht wo Cleopatra sich von ihm trennen sol.

Sosius.
Wie viel Cleopatren kan ihm sein Drittel geben.

Antonius.
August begehr't: ich sol mit seiner Schwester leben.

Sosius.
Ein solches Reich ist wol Octaviens noch wehrt.

Antonius.
Weh dem! der Schlang und Molch in Schooß und Busem nehrt.

Canidius.
Wir müssen Schlang und Molch mit kluger Sanfftmuth zähmen.

Antonius.
Sol ich das Unkraut noch mit linder Wartung sämen?

Canidius.
Di macht den Panther zahm / nimmt Schlangen ihre Gifft.

Antonius.
Glaubt: daß ein lüstern Weib di Schlangen übertrift.

Canidius.
Offt hat uns di ergätzt di wir zu vor vertrieben.

Antonius.
Ich kan Octavien den bösen Wurm nicht liben.

Sosius.
Wer Wol regiren wil / thut mehr als dis zum Schein.

Antonius.
Was lobet ihr mir noch für grause Laster ein.

Canidius.
Man muß mit Giffte Gifft / mit Liste List vertreiben.

Antonius.
Ach! wessen Dinst-Magd wird Cleopatre verbleiben?

Caelius.
August wird Königlich Geblütte nicht so schmähn.

Antonius.
Rom hat viel Fürsten schon in Pfahl und Stahl gesehn.

Sosius.
Rom hat viel Könige / di es bezwang / belehnet.

Antonius.
Vergebens! Rom wird nur durch ihren Schimpff versöhnet.

Canidius.
Wenn Schiff und Mast versinckt / sorgt ieder nur für sich.

Antonius.
Wer setzte sein Gemahl so liderlich in Stich?

Caelius.
Schickt Masanissa nicht ein Gifft-Glas Sophonisben?Schick't Masanissa nicht ein Gift-Glas Sophonißben. Als Scipio den König in Numidien Siphax und Sophonisben gefangen bekam / verliebte sich in diese Masanissa: welchen aber Scipio beweglich von ihrer Liebe und Eh abmahnete. Dahero weil er ihr versprochen: daß sie in keine feindliche Hände kommen solte / schickte er ihr Gifft zu / welches sie auch behertzt ausgetruncken / diese Wortte aussprechende: Accipio nuptiale munus nec ingratum, si nihil majus Vir Uxori praestare potuit, hoc tamen nuncia, melius me morituram fuisse, si non in funere meo nupsissem. Livius. dec. 3. lib. 5. p. m. 395.

Antonius.
Hingegen Piramus stirb't neben seiner Thisben.Pyramus stirbt neben seiner Thysben. Diese bekandte Fabel beschreibt Ovid. l. 4. Metam.

Sosius.
Diß letzte Fabel-Werck kommt keinen Helden zu.

Antonius.
So räthstu: daß ich dis was Masanissa / thu?

Sosius.
Ich thät's.

Antonius.     ach! solt ich so an ihr zum Hencker werden.

Sosius.
Was Masanissa thät / rühm't noch der Kreiß der Erden.

Antonius.
Di Porcellane wird der Gifft-Verräther sein.

Sosius.
Es darf kein Meichel-Mord den Gift-Kelch schäncken ein.

Antonius.
Meinstu / di Fürstin wird dis Gifft mit wissen nähmen?

Sosius.
Wo Sophonißbe nicht sol ihren Ruhm beschämen /
Di den Gestirnen hat ihr Grabmahl eingeetz't /
Als sie den Gifft-Kelch hat so freudig angesetz't
Umb ihres Libsten Ruhm / und Zepter zu erhalten.

Antonius.
Mein Liben wird auch nicht durch ihren Todt erkalten.

Sosius.
Di Zeit half: Daß Anton der Fulvien vergaß.

Antonius.
Als er mit neuer Lust Cleopatrens genaß.

Sosius.
Es wird / wenn di schon weg / ihm doch an Lust nicht fehlen.

Antonius.
Ich würde müssen mich mit's Keisers Schwester kwälen.

Canidius.
Im Land' ist keine nicht / di Fürsten was versagt.

Antonius.
Denckt: mit was Ruhm ihr Holtz zu ihrem Feuer tragt.

Canidius.
Mit was für Ruhme sie bei Actium gefochten.Mit was für Ruhme sie bei Actium gefochten. Als Antonius und Augustus bei Actium zur See schlugen / sahe Cleopatra eine weile dem Gefechte zu / sie wolte aber der Schlacht zweifelhaften Außgang nicht erwarten / sondern flohe mit 60. Schiffen darvon. Als dis Antonius / dessen verliebte Seele in ihrem Leibe lebte / gewahr ward / folgte er ihr nach / und gab also den Seinigen Anlaß zuflihen / dem Feinde di Oberhand zubehalten. Plutarch. in vit. Antonii p. m. 451. Xiphilin. lib. 50. p. m. 61.

Antonius.
Der Sieges-Krantz ist auch für Weiber nicht geflochten.

Canidius.
Di grosse Fulvia hat's Helden vorgethan.Di grosse Fulvia hat's Helden gleich gethan. Fulvia des Antonii Ehweib war ein Weib von Männlicher Hertzhaftigkeit / daher sie auch offt den Degen anzugürten / die Soldaten zu mustern / selbte anzufrischen und anzufahren pflegte: besihe Plutarch. d. 1. p. m. 411. Xiphilin. lib. 47. p. 45.

Antonius.
Den Männern steht der Helm / di Haube Weibern an.

Canidius.
Oft würde Weibern auch di Treue wol anstehen.

Antonius.
Wenn ließ Cleopatra der Treue was entgehen?

Canidius.
Als sie Pelusium vorsätzlich uns entzog.Als sie Pelusium vorsätzlich uns entzog. Man gab der Cleopatra schuld. daß Seleucus sich nebst dieser vornehmen Festung in Egypten mit willen der Cleopatra ergeben. Nichts desto weniger überlieferte sie Antonio des Seleuci Weib und Kinder zur Straffe. Plutarch. ibid. p. 456.

Antonius.
Nicht sie / Seleucus war's der uns und sie betrog.

Canidius.
Sie stieß uns zum Verterb di Schiffe vom gestade.

Antonius.
Weil derer Zuflucht sie hier ließ allein im Bade.

Sosius.
Sie machte: daß von uns di Schiff-Armee fiel ab.Si machte: daß von uns di Schiff-Armee fiel ab. Als bei wehrender Belägerung einsmals Antonius sein Kriegs-Heer für Alexandria in di Schlacht-Ordnung stellte / ward er gewar; daß in des seine Schiff-Flotte auß dem Hafen segelte und sich mit des Keisers vereinigte. Als nun hierauf auch seine Reiterey von ihm übergieng / auch sein Fuß-Volck zertrennet ward / kehrte er zornig in di Stadt zu rücke / schreiende: daß er von Cleopatra denen verrathen sei / wider welche er ihrethalben di Waffen ergriffen. Plutarch. d. 1. p. m. 457. 458.

Antonius.
Mit was Vermässenheit sucht ihr der Fürstin Grab?

Sosius.
Weil ihr ihr Sarch nach Ruhm / und ihm den Thron kan geben.

Antonius.
Muß denn das Reich auf Mord / der Thron auf Blutte schweben?

Sosius.
Bei disem Sturme kan der Ancker sonst nicht ruhn.

Antonius.
Entweicht. Wir woll'n allein' erwegen / was zu thun.

Reyen.

Der Göttin deß Glücks. Des Jupiters. Des Neptunus. Des Pluto. Wie auch der Himmlischen Götter / als deß Mars, deß Apollo, und Mercurius. Der See-Götter / als des Proteus / des Triton / des Glaucus, denn der Höllen-Götter / des Minos, des Aeacus, und Rhadamanthus.

Fortuna.
    Ihr güldnen Himmels-Rosen ihr /
Di ihr mit Gold und Glutt den Himmels-Garten blümt /
Komt / werdet itzt zu Palmen mir /
Umbkräntzt mein Haupt / wie sich den Siegern sonst geziehmt /
    Gib / Chloris / deine Lilgen her:
Daß man mein blaues Haupt mit ihrem Silber stückt:
Ihr Nimfen / macht di Muscheln leer /
Beperlt den Hals / für dem sich Erd' und Himmel bückt.
    Ihr schnöden Sterblichen der Welt
Kombt baut mir Tempel auf / steckt safftgen Weyrauch an /
Weil meine Gottheit / Gold und Geld
Ruhm / Zepter / Infel / Thron und Weißheit geben kan.
    Ihr Götter kommt küßt meinen Fuß /
Dem Himmel / Helle / Meer muß unterworffen sein:
Ihr wisset den Verhängnüß-Schluß:
Daß ich Saturnus Erb' in euch sol theilen ein.Daß ich Saturnus Erb' in euch sol theilen ein. Von dieser brüderlichen des Saturnus Erb- und Reich-Schichtung redet Neptunus beim Homero Iliad. o. p. m. 529. also:

Τριχθὰ δὲ πάντα δέδασται, έκαστος δ' έμμορε τιμη̃ς.
’Ήτοι εγὼν έλαχον πολιὴν άλα ναιέμεν αιεὶ
Παλλομένων, ’Αΐδης δ' έλαχεν ζόφον ηερόεντα
Ζεὺς δ' έλαχ' ουρανὸν ευρὺν εν αιθέρι καὶ νεφέλησι.
Dis All' ist in drey Theil getheil't: iedwedem fäll't
Absonder' Ehre zu. Ich kriegte Meer und Wellen:
Dem Pluto kam di Nacht der düster-finstern Hellen:
Und Jupiter erlangt des Himmels wölckicht Zelt.

Was sonst di Erfindung dieses Reyens belangt / gestehe ich aufrichtig zu: daß ihn der unvergleichliche Barclajus in seiner Argenis 3. Buche im 23. Capitel unter einem Tantze des Radirobanes der gelehrten Welt schon auf den Schauplatz gestellet: ich halte es aber für besser / seine Wegweiser eröfnen / als frembde Wahren für eigne verkauffen.

Jupiter. Neptunus. Pluto.
    Wir stell'n uns ein / und fallen dir zu Füssen;
Umb / grosse Göttin / deines Zepters Gold /
Der der Natur di Gräntzen setzt / zu küssen.
Es tröstet sich iedweder deiner Hold.
    Wir opffern dir di Demuth unsrer Hertzen.
Weil Weyrauch ja zuvor dein eigen ist.
Ihr irrdisch's Volck / last di Gedancken stertzen:
Daß man sein Theil hier ungefähr erkiest.
    Di Thorheit pflägt das Glücke blind zu nennen.
Was opffert ihr der / di kein Opffer siht /
Der Aber-Witz läst Oel und Ampeln brennen
Der / derer Thun keinmal nach Gunst geschiht.
    Nein nein! geirrt! di Göttin theilt di Gaben
Mit wohlbedacht / meist auch nach Würden auß.
Sie hat gewüst / was ich und du sol haben /
Eh Sonn' und Mond' umblief das Sternen-Haus.

Fortuna.
    Kommt loos't / ihr Götter / umb di Welt.
Dis Schürtz-Tuch hier verdeckt / di Helle Stern' und Wellen.
Weil dieser Glücks-Topf in sich hällt
Den Blitz; den Drey-Zancks-Stab / di Schlüssel zu der Hellen.

Jupiter.
    Glück zu! glück zu! ach Göttin nicht entferne
Mir dein Gesicht! verleihe Glück' und Heil!
Glück zu! glück zu! mein Erbtheil sind di Sterne
Sehr wol geloos't! hier ist der Donnerkeil.

Neptunus.
    Laß/ Göttin / nicht mein Hoffnungs-Schiff erschellen /
Zeuch nicht von mir der Augen Leit-Stern ab!
Glück zu! glück zu! Mir kommen Meer und Wellen.
Sehr wol geschafft; hier ist der Drey-Zancks-Stab.

Pluto.
    Wie ungleich ist Saturnus Reich zerstücket!
Mir bleibet nichts / als Radarnanthus Stul.
Jedoch nim hin! was das Verhängnüß schicket!
Hier sind di Schlüssel zu der Hellen Pful.

Fortuna.
    Auf auf! betretet Reich und Thron.
Lufft / Himmel / Helle / Meer verlanget euer Licht.
Di andern Götter kommen schon
Zu schweren bey dem Styx euch Treue / Schuld / und Pflicht.

Apollo. Mars. Mercurius.
    Beherscher deß Himmels / und König der Brüder /
Wir legen den Bogen / den Harnisch / und Stab
Für deinem gestirneten Throne darnider /
Wir treten dir Sternen und Königreich ab /
Wir ligen in Dehmuth dir ewig zu Füssen.
Nur lasse dein Nektar uns ewig genüssen.

Triton. Glaucus. Proteus.
    Fürste der schäumendem Wasser-Kristallen /
Thetis verehret dir Perlen aus Schnee /
Triton di Muscheln / und Glaucus Corallen /
Proteus reicht dir di Schlüssel der See:
Lasse nur in den umbschilfften Gestaden /
Vater / uns neben den Najaden baden.

Minos. Aeacus. Rhadamanthus.
    Du grosser Printz der unter-irrdschen Hölen /
Hier opfern dir di Richter blasser Seelen:
Schau / Minos legt den Zepter für dir ab /
Und Aeacus den schweren Richterstab /
Der Radamanth di Fackel und di Rutte /
Laß das Elyser Feld uns nur zu gutte.

Alle Götter.
    Himmel / Meer / Helle / bleib't ewig in Ruh.
    Euer Reich reichet drey Jupitern zu.

NB. In diesen Reyen sitzet anfänglich di Fortuna auf einer grossen Welt-Kugel / habende blau aufgeschürtzte Kleider. Di Himmlischen Götter sind in Purperfarbe / di See-Götter Meergrün / di Hellischen Eisenfarbicht bekleidet.


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