Magnus Gottfried Lichtwer
Fabeln
Magnus Gottfried Lichtwer

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Die Frösche und der Storch.

        Das Froschgeschlecht beschloß ein großes Fest zu feiern,
    Und unter sich zugleich ihr Bündniß zu erneuern;
    Es schlief die sämmtliche Natur,
Als der erwachte Schwarm aus den Morästen fuhr.

    Das war ein Blöcken und ein Quaken,
    Ein solcher Lärmen, ein Geschrei,
    So grob, so klar, so mancherlei,
    Daß Berg und Thal davor erschraken.

Ganz oben auf dem Sumpf saß ein entsetzlich Thier,
    Das schrie so stark, als ihrer Vier,
    Und orgelte recht mit der Kehle,
Sein Bauch ward groß und klein, als wie ein Blasebalg,
Bisweilen stellte sich der abgefeimte Schalk
    Als ob ihm Geist und Athem fehle.

Durch dieses Lärmen ward der Frösche Prätendent,
    Der ihnen wenig Gutes gönnt,
    Der Storch, aus seinem Schlaf erwecket,
    Davon er gleich den Grund entdecket.

So. sprach er, kann man denn nicht eine Stunde ruhn?
    Unfehlbar gibt's dort was zu thun
    (Die Störche schlafen angezogen).
    Er ließ sein warmes Federnest,
    Und kam unangemeld't zum Fest
    Als wie ein Pfeil herzu geflogen,
    Und ehe sich's ein Frosch versah,
    So war der Prätendente da,
    Und ließ ihr Fleisch sich trefflich schmecken.

* * *

D'rum merke, daß du bei der Lust
Nicht allzu sicher jauchzen mußt,
Du möchtest deinen Feind erwecken.

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