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Zweiundzwanzigstes Kapitel

1

Ein Jahr verbrachte er in Rudd Center, drei Jahre in Vulcan, und zwei Jahre in Sparta. Daraus, daß Rudd Center 4100, Vulcan 47 000, und Sparta 129 000 Einwohner hatte, ist ersichtlich, daß der Reverend Elmer Gantry rasch an christlichem Einfluß und Rang zunahm.

In Rudd Center unterzog er sich seinen Mizpah-Schlußprüfungen und empfing seinen Titel als Baccalaureus der Theologie vom Seminar; in Rudd Center entdeckte er die Kunst des Beitretens, die ihn später in die Lage versetzen sollte, die unternehmenderen und solideren Geschäftsmänner kennenzulernen – Augenärzte, Verleger und Badewannenfabrikanten – und deren Gaben in den Dienst seiner Kreuzzüge für das Seelische zu stellen.

Er trat den »Maurern« bei, den »Sonderbaren Brüdern« und den »Makkabäern«. Er hielt am Ausschmückungstag die Ansprache für die Bürgerkriegsveteranen, und die Begrüßungsrede für die Abgeordneten, die aus dem Kongreß heimkehrten, nachdem sie das Pokerchampionat des Hauses gewonnen hatten.

Vulcan zeichnete sich, abgesehen von seinen Arbeiten für die Vollkommenheit, durch die Geburt seiner zwei Kinder aus – Nat, 1916, und Bernic, der Bunny genannt wurde, 1917 – und durch das Aufhören seiner Versuche, seine Frau zu seinen Idealen der Liebe zu erziehen.

Das Unglück geschah einen Monat nach der Geburt Bunnys.

Elmer hatte an diesem Abend beim Dinner des Angler- und Jägerklubs gesprochen. Er hatte darauf hingewiesen, daß unser Herr ein Freund von Angeln und Jagen gewesen sein müsse, er sagte: »Ich möchte Sie auf den Umstand aufmerksam machen, daß der Meister, als er seine ersten Jünger aussuchte, nicht ein paar krummrückige, watschelnde Schlappschwänze genommen hat, sondern zwei erstklassige Fischer!«

Ihr Gelächter berauschte ihn fast.

Seit Bunnys Geburt hatte er im Gastzimmer geschlafen, aber nun ging er beschwingten Schritts auf den Zehenspitzen um elf Uhr in Cleos Zimmer, mit jener Miene selbstbewußter Unschuld, die kalte Frauen augenblicklich verstehen und fürchten.

»Na, mein Süßes, die Sache ist großartig gegangen! Hat ihnen allen gefallen, Nanu, du armes, einsames Mädelchen, 'ne Schande, daß du die ganze Zeit hier hast allein schlafen müssen, armes Kind!« sagte er, ihre Schulter streichelnd, während sie an die Kissen gelehnt dasaß. »Heut' nacht werd' ich wohl hier schlafen müssen.«

Sie atmete schwer, versuchte entschlossen auszusehen. »Bitte! Noch nicht!«

»Was soll das heißen

»Bitte! Ich bin heute abend müde. Gib mir einen Gutenachtkuß, und dann laß mich einschlafen.«

»Was wohl heißen soll, daß meine Aufmerksamkeiten Eurer Majestät nicht willkommen sind!« Er schritt auf und ab. »Junges Weib, es ist an der Zeit für eine Aussprache! Ich hab' schon mal darauf hingewiesen, aber ich hab' soviel Geduld und Langmut geübt, wie ich nur konnte, aber, bei Gott, man hat dir zu viel durchgehen lassen, und dann versuchst du noch anzugeben – ›Gib mir einen Gutenachtkuß!‹ Freilich! Ich soll 'n Mönch sein! Ich soll einer von den Ehemännern sein, die verwässerte Milch in den Adern haben und ganz zufrieden damit sind, sich im Haus rumzutreiben und keinen Muckser zu machen, wenn ihrer Frau ihre Methode der Zärtlichkeit wurscht ist! Nun, glaub mir, junges Weib, der Wind pfeift aus einem anderen Loch, und wenn du glaubst, daß ich, weil ich 'n Prediger bin, ganz einfach 'n Pantoffelheld bin – du machst nicht einmal die kleinste Anstrengung, bißchen Leidenschaftlichkeit zu lernen, aber du führst dich ganz einfach so auf, als ob du weiß Gott was mit mir zu ertragen hättest! Glaub mir, 's gibt noch andere Frauen, viel besser und schöner – ja, und sogar auch frömmer! – die nicht der Meinung waren, daß es so ekelhaft wär', mich um sich zu haben! Ich denke nicht daran, mir gefallen zu lassen – Und nie auch nur die kleinste Anstrengung zu machen –«

»Doch, Elmer, das hab' ich! Ich hab' wirklich! Wenn du nur ganz zu Anfang etwas zärtlicher und geduldiger mit mir gewesen wärst, hätte ich lernen können –«

»Dreck! Alles verdammter Blödsinn! Das Malheur bei dir ist, daß du immer Angst davor gehabt hast, den nackten Tatsachen ins Gesicht zu schauen. Also, ich hab's satt, junges Weib! Du kannst dich zum Teufel scheren! Das ist das letztemal gewesen, das kannst du mir glauben!«

Er schlug die Tür zu; er hatte die Genugtuung, sie in dieser Nacht weinen zu hören; und er hielt sein Gelübde, ihr fern zu bleiben, fast einen Monat. Bald hielt er es ganz; es war ausgemacht, daß sie getrennte Schlafzimmer hatten.

Und die ganze Zeit war er fast ebenso verwirrt und sehnsüchtig wie sie; und sooft er ein weibliches Pfarrkind fand, das bereit war, ihn zu trösten, oder sooft er von wichtigen, doch nie erklärten Angelegenheiten nach Sparta gerufen wurde, hatte er keinen kühnen Rausch der Befriedigung, sondern ein Schuldgefühl, ein Unbehagen, gesündigt zu haben, das sich in immer wilder werdender Verdammung der gleichen Sünde von der Kanzel aus Ausdruck verschaffte.

»Ach Gott, wenn ich nur weiter mit Sharon hätte zusammenbleiben können, dann wär' ich vielleicht ein anständiger Mensch geworden«, klagte er, in seinem Kummer mit der ganzen Welt mitleidend. Aber am nächsten Tag, im Heiligtum, pflegte er diesen Kummer zu heilen, indem er tobte: »Und diese Tanzsaalbesitzer, diese Verführer lieblicher unschuldiger Mädchen, deren Tore sich zum Pfuhl des Todes und der Entsetzen öffnen, sie werden ihren Lohn haben – sie werden in der untersten Hölle braten – buchstäblich braten – braten! – und an ihren Leiden werden wir nur die Freude haben, daß der Gerechtigkeit des Herrn voll und ganz Genüge getan ist!«

2

So etwas wie Ruhm in seinem Heimatstaat begann sich um den Reverend Elmer Gantry während seiner zwei Jahre in Sparta – von 1918 bis 1920 – zu verbreiten. Im Frühjahr 1918 war er einer der tapfersten Verteidiger des Mittelwestens gegen die drohende deutsche Invasion. Er gehörte zu den »Vierminutenrednern«. Er erzählte grauenhafte Dinge von Mißhandlungen und verkaufte in Unmengen Freiheitsanleihe. Er drohte damit, Sparta seinen Sünden zu überlassen und hinauszugehen, um als Feldvikar »für unsere armen Jungens zu sorgen«, und vielleicht hätte er das auch getan, wenn der Krieg ein Jahr länger gedauert hätte.

In Sparta ging er auch von schüchtern sensationellen Kircheninseraten zu Fanfarenstößen über, die den Teufel selbst erbeben machen mußten. Auf jeden Fall brachten sie jeden Sonntag abend sechshundert entzückte Sünder in die Kirche, und nach einer Predigt über die Schrecken des Alkohols stieß ein angesäuselter Salonwirt einen Schrei aus und legte eine Fünfzigdollarnote auf den Teller.

Bis zu diesem Tag hatte es, trotz allen Fortschritten in geistvollem Inserieren, noch keinen so aufrüttelnden Versuch zum Verkauf der Gnade gegeben wie Elmers Prosapoem in der Sparta World-Chronicle, an einem Sonnabend im Dezember 1919:

 

WÜRDEN SIE ES GERN SEHEN
DASS IHRE MUTTER
OHNE STRÜMPFE BADEN GEHT?

Sind Sie ein Anhänger altfränkischer Frauen, die lieben und lachen, und doch Symbole von Gottes eigener Rechtschaffenheit sein können, die einem die Tränen in die Augen bringen, wenn man ihrer warmen Zärtlichkeit gedenkt? Würden Sie es gern sehen, daß Ihre eigene, liebe Mammy dem Familienbad frönt, oder dem Tanzen jener höllischen Posse, des Onesteps?

REVEREND ELMER GANTRY

wird diese und andere Fragen am nächsten Sonntagvormittag beantworten. Gantry schießt frei von der Schulter.

POPLAR AVENUE METHODISTENKIRCHE

 

Geh mit den Scharen entgegen den herrlichen Zeiten, In die herrliche Kirche, wo herrlich die Glocken dir läuten.

3

Während er in Sparta war, kam die Nationalprohibition, und mit ihr prachtvolle Möglichkeiten für Kanzelredner; in Sparta wurde er auch zu seiner größten politischen Campaign begeistert.

Der offenbar anständige Kandidat für den Bürgermeisterposten in Sparta war ein christlicher Geschäftsmann, ein Presbyterianer, der Gummiüberschuhe fabrizierte. Wohl klagte man ihn des Besitzes von Häusern an, in denen sich einige der übelsten Bordelle und schwarzen Kneipen der Stadt befanden, doch es war ausführlich erklärt worden, daß es dem Unglückseligen unmöglich gewesen sei, seine Mieter hinauszuwerfen, und daß er tatsächlich alle Einkünfte aus den Grundstücken für die Missionsarbeiten in China hergebe.

Sein Gegenkandidat war ein Mann, der in jeder Hinsicht Elmers Prinzipien widersprach: ein Jude, ein Radikaler, der an den Kirchen Kritik übte, weil sie nicht Steuern zahlten, ein sensationslustiger und Publizität suchender Rechtsanwalt, der die Fälle von Arbeiterverbänden und Negern unentgeltlich übernahm. Als Elmer sich mit dem Kollegialausschuß beriet, war dieser einstimmig der Meinung, daß der Presbyterianer der einzige Mann sei, den man unterstützen müsse. Sie betonten, daß Schlimme an dem radikalen Juden sei, daß er nicht nur ein Radikaler, sondern auch noch ein Jude sei.

Doch Elmer gab sich nicht zufrieden. Er hatte vielleicht weniger gegen übelberüchtigte Häuser einzuwenden, als man aus seinen Äußerungen auf der Kanzel hätte schließen können, und er teilte ganz bestimmt den Standpunkt des Presbyterianers, daß »wir keine gefährlichen Experimente mit der Verwaltung machen dürfen, sondern mutig an den erwiesenen Verdiensten und der Wirtschaftführung der gegenwärtig am Ruder seienden Behörde festhalten müssen.«

Als Elmer aber mit Mitgliedern seiner Gemeinde sprach, entdeckte er, daß die einfachen Leute – und die einfachen, die sehr einfachen Leute waren der größere Prozentsatz seiner Herde – den Presbyterianer haßten und eine erstaunliche Bewunderung für den Juden hegten.

»Er ist schrecklich freundlich zu armen Leuten«, sagten sie.

Elmer hatte, was er einen »Riecher« nannte.

»Alle feinen Hunde werden den McGarry unterstützen, aber ich will verdammt sein, wenn der Jidd nicht gewinnt und alle, die ihm helfen, nach der Wahl fein dastehen.«

Lärmend setzte er sich für den Juden ein. Die Zeitungen quiekten, die Presbyterianer heulten, und die Rabbiner kicherten leise in sich hinein.

Nicht nur auf seiner Kanzel, auch in den verschiedensten Sälen kämpfte und donnerte Elmer. Einmal, in der Nähe des verrufensten Viertels, wurde er in einem Saal mit faulen Eiern beworfen, und einmal versuchte ein Schnapsschieber ihm die Nase einzuschlagen, und das war ein sehr glücklicher Augenblick für Elmer.

Der Schnapshändler, ein rundlicher aufgeregter Mann, kletterte auf die Saalbühne, schwankte auf Elmer zu, fuchtelte mit den Fäusten und schrie: »Sie gottsverdammter verlogener Evangeliumsgauner, ich werd' Ihnen zeigen –«

Der vergessene Star der Terwillingermannschaft kehrte ins Leben zurück. Er war ruhig wie beim Ringen um den Ball im Rugby. Er machte einen Schritt, berechnete sorgfältig den Punkt am Kinn des Paschers und traf ihn exakt. Er sah den Mann hinplumpsen, blieb aber nicht stehen, um ihn zu betrachten; er ging zum Lesepult zurück und sprach weiter. Das ganze Auditorium erhob sich, in rasendem Beifall, und Elmer Gantry war auf eine Sekunde der berühmteste Mann in der Stadt geworden.

Die Zeitungen gaben zu, daß er Einfluß auf die Wahlschlacht nehme, eine von ihnen schwenkte ein und unterstützte ihn. Er sprach so gewaltig von der Tugend, von der Reinheit der Frauen und den Übeln des Alkohols, daß ihm zu opponieren, sich selbst zum Lüstling stempeln hieß.

Bei der Geschäftsversammlung des Kirchenkuratoriums kam es zu aufgeregtem Streiten über seine Unternehmungen. Als der führende Kurator, ein Freund des presbyterianischen Kandidaten, erklärte, er werde resignieren, wenn Elmer nicht Schluß mache, schrie ein bejahrter Pförtner: »Und wir alle werden zurücktreten, wenn der Reverend nicht bei der Stange bleibt!«

Es gab munteren und unschicklichen Applaus; Elmer strahlte.

Die Campaign wurde so kriegerisch, daß Reporter der in Zenith erscheinenden Zeitungen kamen, unter ihnen auch der berühmte Bill Kingdom von den Zenither Advocate-Times. Elmer hatte eine Schwäche für Reporter. Sie zitierten ihn in allen Angelegenheiten, von der Schulbibel bis zum armenischen Mandat. Er achtete darauf, nicht »Jungs«, sondern »Meine Herren« zu ihnen zu sagen, ihnen nicht zu oft auf den Rücken zu klopfen; er hielt sich ausgezeichnete Zigarren für sie; er sagte immer: »Ich fürchte, ich kann nicht als Prediger mit Ihnen reden. Davon hab' ich am Sonntag zu viel. Ich spreche ganz einfach als gewöhnlicher Bürger, der eine reine Stadt haben will, um seine Kinder darin aufzuziehen.«

Bill Kingdom hatte ihn fast gern, und die Geschichte von dem »zu Felde ziehenden Pfarrer«, die er den Zenither Advocate-Times schickte – dem Donnerer des ganzen Staates Winnemac – erschien auf der dritten Seite mit einer Photographie Elmers, auf der er die Faust ballte, als wollte er alle sinnlichen Menschen und Missetäter auf der Welt zermalmen.

Die Zeitungen Spartas druckten die Geschichte nach und sprachen mit Ehrfurcht von ihr.

Der Jude gewann die Wahlschlacht.

Und unmittelbar nachher – sechs Monate vor der Jahresversammlung von 1920 – ließ Bischof Toomis Elmer zu sich kommen.

4

»Zuerst hatte ich Angst«, sagte der Bischof, »es wäre ein Fehler, daß Sie sich in den Schmutz dieser Wahlschlacht in Sparta einlassen. Schließlich ist es unsere Mission, das reine Evangelium und die Erlösung durch das Blut Jesu zu predigen, und nicht, mit der Politik herumzuspielen. Aber Sie haben einen so schönen Erfolg gehabt, daß ich Ihnen vergeben kann, und nun ist die Zeit da – bei der nächsten Versammlung werde ich in der Lage sein, Ihnen endlich eine Kirche hier in Zenith anzubieten, und zwar eine sehr große, aber mit Aufgaben, die nach heroischer Energie verlangen. Es ist die alte Wellspringkirche, hier draußen in der Stanley Avenue, an der Dodsworthecke, in dem Viertel, das wir die Altstadt nennen. Sie war seinerzeit die eleganteste und nutzbringendste Methodistenkirche der Stadt, aber der Stadtteil ist heruntergekommen, und die Mitgliedschaft hat sich von etwa vierzehnhundert auf achthundert vermindert, und unter dem jetzigen Pastor – Sie kennen ihn – es ist der alte Seriere, ein feiner, vornehmer christlicher Gentleman, eine große Seele, aber ein ziemlich miserabler Redner – ich glaube kaum, daß mehr als hundert Leute oder so etwas zur Morgenandacht kommen. Eine Schande, Elmer, eine lästerliche Schande, sehen zu müssen, daß diese großartige Stiftung, die zur Erweckung großer Mengen von Seelen dienen sollte, so herabsinkt und, zum Donnerwetter, kaum einen Cent für Missionen liefert. Ob Sie sie wieder ins Leben rufen könnten? Gehen Sie hin, sehen Sie sich die Kirche und die Umgebung an, und lassen Sie mich wissen, was Sie davon halten. Oder ob Sie lieber in Sparta bleiben würden. An der Wellspring werden Sie weniger Gehalt bekommen, als Sie in Sparta haben – viertausend, nicht? – aber wenn Sie die Kirche in die Höhe bringen, wird der Kollegialausschuß wohl Ihre Mühen entsprechend belohnen.«

Eine Kirche in Zenith! Elmer würde sie – fast – ganz ohne Gehalt angenommen haben. Er sah sich schon als Doktor der Theologie, als Bischof oder Rektor eines Colleges, oder auf einer fabelhaften Kanzel in Neuyork.

Er fand in der Wellspring M. B. Kirche einen scheußlichen Kasten aus grauem Stein mit schmutzfarbenen Fenstern und einem hohen Turm, der mit kleinen Wasserspeiern und abwechselnden Schichten kümmerlich roter und grüner Kacheln geziert war. Die Umgebung war elegant gewesen, aber die Backsteinhäuser, die früher beschaulich zwischen Rasenflächen und Gärten standen, waren schmutzig und verwahrlost, zu Logierhäusern mit Delikatessenläden im Erdgeschoß verwandelt worden.

»Herrgott, das Viertel kommt nie wieder hoch. Zu viel von der verdammten misera plebs. Lauter Mist. Auf zehn Blocks kein Mensch, der mehr als zehn Cents bei der Sammlung geben würde. Nichts zu machen! Ich hab' keine Lust, 'ne Suppenküche zu führen und 'nen Haufen dreckige Vagabunden aufzufordern, zu Jesus zu kommen. Nicht ums Verrecken!«

Doch er sah, einen Block von der Kirche entfernt, ein neues elegantes Miethaus, und in dessen Nähe eine Baugrube.

»Hm. Kommt vielleicht doch wieder hoch. Mit solchen Häusern. Ich darf nicht zu schnell sein. Übrigens, die Leute hier brauchen das Evangelium genau so wie die eingebildeten Geldaffen draußen in Royal Ridge«, überlegte der Reverend Mr. Gantry.

Durch seinen alten Bekannten, Gil O'Hearn vom O'Hearnhotel lernte Elmer einen soliden Unternehmer kennen, den er nach der Fruchtbarkeit des Wellspring-Weinbergs befragte.

»Ja, ganz sicher werden hier 'ne Menge elegante Miethäuser gebaut werden, recht gute, hier in der Umgebung in den nächsten paar Jahren, 's wird 'ne große Wohnungshausse in der Altstadt geben. Die Gegend liegt weit genug drin, daß es bequem fürs Geschäftsviertel ist, und weit genug vom Güterbahnhof, daß keine Magazine und Läger herkommen können. Guten Kauf, Reverend!«

»Ach, ich kauf nicht, ich verkauf nur – ich verkauf das Evangelium!« sagte der Reverend und ging hin, um Bischof Toomis zu informieren, daß Gebet und Meditation ihn dazu geführt hätten, das Pastorat an der Wellspringkirche anzunehmen.

So kam Caesar im Alter von neununddreißig Jahren nach Rom, und Rom hörte sofort von ihm.


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