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Abschied aus dem Lazarett

Schenk ein uns, mein Bruder, noch einmal schenk ein:
Bald werden wir nicht beieinander mehr sein.
Uns Kriegskameraden von Osten und Westen
blühten Blutrosen aus Todestanzfesten.
Das Fleisch ist verheilt und die Knochen sind ganz,
jetzt braucht man uns wieder zum blutigen Tanz;
ade, Sachs, Bayer, Marker, ade Schwab, Hesse, Preuß;
nach Frankreich und Rußland geht unsere Reis'.

Wie gut war das Futter, das Bett war so weich!
Kein Schuß, Krach, Hieb, Stich – und das macht uns so reich;
wie oft sprachen wir von den Siegen und Schlachten,
und von den Granaten, die stille Leute machten!
Wenn wir jetzt nun wieder im Feindland rumgehn,
können wir uns die blühenden Gräber besehn;
schenk ein drum, mein Bruder, noch einmal schenk ein:
dies überleben, die trinken den Wein!

Schenk ein uns, mein Bruder, noch einmal schenk ein:
Die Brüder im Felde erwarten uns fein.
Sie können nicht in blinden Rotten marschieren,
Soldaten marschieren zu vieren und vieren.
Der Feldwebel gibt die Patronen uns her,
der macht uns den Affen noch einmal so schwer.
Wir geben den Brüdern da draußen die Hand,
erzählen viel Schönes von Leuten und Land.

Und eh wir nun scheiden, leb wohl Lazarett,
die frommen Pflegbrüder, die waren so nett!
Der Stabsarzt hat uns schon den Paß ausgeschrieben,
sagt: »Morgen, Kameraden! Und heil mir geblieben!«
Ihr Leute im Städtchen, wir ziehn in die Fern,
die andern, die bleiben, – auch die rauchen gern –
die Brüder im Felde, die wünschen uns her:
Drum fällt uns von keinem der Abschied nicht schwer!


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