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Im Westen die Schlacht

25. September 1915

In diesen Nächten wandten Millionen Herzen ihr lauschendes Ohr nach Westen, dort haben Massen von Völkern unser Heer berannt.
Das drückt uns, Soldaten, in den Lazaretten wieder das Gewehr in die Hand.
Wir fühlen Kräfte aufsteigen in wunden Gliedern, Sturmatem in keuchenden Lungen,
fühlen uns stündlich gesunden. Der Brüder Not hat unsre Gebreste bezwungen.
In den Nächten schüttern Salven von Granaten uns aus Schlaf und Traum.
Das Dunkel der Wände: Wolken von Rauch. Die Decke ist ein zersplitterter Baum.
Hunger und Durst. – Es schmerzen Wunden.– Wir sind erwacht: An den Betten vorüber gleiten die Schwestern.
Fensterblick: Stille Nacht. Mondnacht ... Und – der Tagesbericht von gestern:
Angriff nach siebzig Stunden Artillerievorbereitung, Kavallerie
in der Champagne. – Bei uns! Im zerschossenen Graben liegen sie,
Freund und Feind zerrissen, verblutet. Wälder und Blockhäuser brennen –
ihr Brüder, die ihr lebt – standet – steht noch und laßt euch für uns von den stürmenden Rotten berennen.
– Am Fenster vorüber geht der Mond, in blauem Licht atmet das friedliche Land,
Voll von Müttern und Frauen. Die Seele hat hohe Gebete in silbernen Saiten zum Himmel gespannt,
die Sehnsucht harft in den Saiten, singende Schmerzen gleiten an Mondstrahlen auf zu himmlischen Thronen,
Glaube und Hoffnung singt ein Wiegenlied, zu singen in den Schlaf die Gewehre und die Kanonen.


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