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Die toten Soldaten

II

Nun gehen die toten Soldaten wie Geister um in der Nacht.
Sie haben auf alle Herzen, die kämpfen und ringen, acht.
Sie schweben um Häuser und Hütten und schaun in die Seelen hinein
und kehren bei allen Menschen, die leiden und traurig sind, ein.

Sie finden die Eltern, Geschwister, denen ihr Glück verdarb,
als ihnen Sohn und Bruder den Tod vorm Feinde starb:
Sie sagen ihnen, wie glücklich die toten Soldaten sind,
weil ihnen in Gott gelohnet die harten Taten sind.

Und finden sie eine Seele, die bangt um Deutschlands Glück:
Dann weisen sie ihr die Zeiten und hellen ihr den Blick.
Sie weisen ihr Gottes Erbe, gehalten durch deutsche Kraft,
und zeigen ihr die Stärke, durch die Gott Helden schafft.

Und finden sie die verfluchten Krämerseelen im Land,
die Gold aus Herzblut münzen, aus Tränen Reichtumstand,
die möchten sie erwürgen und zeigen einen Traum,
wie sie als Leichen faulen an einem Galgenbaum.

Sie möchten in Schlangen verwandeln die Schätze aus ihrem Tun,
mit Totengebeinen füllen das Lager, worin sie ruhn.
Mit abgeschossenen Händen ausschmücken Tisch und Saal,
zerrissene Körper geben statt Fisch und Fleisch zum Mahl.

– – – – – – 

Sie gehn in die Lazarette und trösten die Brüder im Leid,
und danken den guten Frauen, die ihnen sich liebend geweiht.
– Es gehen die toten Soldaten zur Nacht herum im Land,
wohl dem, der reinen Herzens ihnen reichen darf die Hand.


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