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Bruder, ach Bruder, ich bin schon getroffen

Rückkehr aus dem Kriege

O wie lächelt das Land! Ist das dieselbe Erde noch wie einst?
Die Fluren grüßen den Himmel, sie singen in seligen Farben
vom stillen Glücke des Friedens, von Werden und Blühn. – Garben
von Freuden reifen in mir. Seele, schäme dich nicht, wenn du weinst.

Weine, du Glückliche. Millionen Brüder gedenken dein –
wie du selber gedachtest des Friedens – als du noch bangtest inmitten
zerwühlter Felder. – Die Luft barst, von schreinden Granaten zerschnitten,
aufsprang die Erde, riß Menschen mit in die Lüfte hinein.

Hörst du noch, wie der summende Ton der Geschosse über dir pfiff?
Kleinste der Schrecken. Fühlst du zerspringende Minen?
Denke nicht – laß. – Sieh: Schwalben im Blauen, in den Blumen die Bienen,
und auf den leuchtenden Wellen wandert ein singendes Schiff.

O du glückliches Städtchen, dich grüß ich von deinen Söhnen aus fremdem Land:
Ihre Grüße glänzen aus meinen Augen, ihr Blick war ein sehnend Beneiden.
»Grüß unser Deutschland, die Heimat.« So sagten sie mir beim Scheiden,
drückten die Hand mir, winkten mir nach, bis unser Zug entschwand.

– Wald, nimm mich wieder auf, treib meine Gedanken nicht vor noch zurück;
jede Stunde ist Seligkeit. Deutschland, nimm auf mich Armen,
umschmiege mich, der da lächelt mit weinender Seele.
Jeder, der heimkehrt vom Kriege, der ist im Meere der trauernden Menschheit eine leuchtende Insel von Glück.


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