Robert Kraft
Die Vestalinnen, Band 1
Robert Kraft

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32.

Die gestörte Segelregatta.

»Es ist unmöglich, ihnen zu entkommen,« sagte Ellen ärgerlich und deutete dabei nach zwei Segelschiffen, welche eben in den Hafen von Colombo einliefen, »und nicht einmal die Ehre lassen sie uns, daß die ›Vesta‹ das einzige Schiff ist, welches keinen Lotsen an Bord hat. Auch sie verschmähen es, die Lotsenflagge zu hissen und fahren noch dazu mit vollen Segeln herein.«

»Weinen hilft hier nichts,« würde Charles gesagt haben, hätte er diese Rede Ellens gehört. Die Sache ließ sich nun nicht ändern, allerdings kamen der ›Amor‹ und der ›Blitz‹, welche sich angesichts Colombos auf offener See getroffen hatten, mit voller Fahrt in den Hafen gelaufen, ohne bei dem günstigen Wind weder einen Schleppdampfer, noch einen Lotsen zu begehren. Sie erreichten den Hafen zwei Stunden später als die ›Vesta‹.

Jeder, auch der kleinste Hafenplatz hat seine Lotsen, welche die Schiffe durch das unbekannte Fahrwasser geleiten, aber es ist nicht nötig, daß der Kapitän einen solchen annimmt, wenn er die Einfahrt selber genau zu kennen glaubt.

Hat das ankommende Schiff eine Flagge gehißt, welche anzeigt, daß es einen Lotsen wünscht, so wird ein des Fahrwassers kundiger Mann an Bord geschickt, und in dem Augenblick, da derselbe die Kommandobrücke betritt, übernimmt er die Führung des Schiffes, und der Kapitän ist meist außer Dienst gestellt, bis das Schiff sicher vor Anker liegt.

Passiert es trotzdem, daß das Schiff auf Strand läuft, mit anderen in Kollision kommt oder sonst einen Schaden erleidet, so muß die Gesellschaft, welcher der Lotse angehört, für den Schaden aufkommen, im anderen Falle übernimmt der Kapitän selbst das Risiko. Doch kommt es selten vor, daß ein Kapitän den Lotsen ablehnt, obgleich die Kosten dafür hoch genug sind, er zahlt lieber die Summe und ist dann von jeder Verantwortung frei.

Die ›Vesta‹ hatte es gewagt, unter eigenem Kommando in den Hafen zu segeln, und hatte erst kurz vor dem Ankerplatz einen Schleppdampfer angenommen, was unter den Besatzungen der bereits daliegenden Schiffe Enthusiasmus hervorrief, die beiden aber, der ›Amor‹ und voran der ›Blitz‹, segelten sogar bis auf den Platz, wo sie Anker werfen wollten, bargen gleichzeitig ihre Segel und lagen bald an den straff gespannten Ankertauen. Die Bewunderung der fremden Seeleute über dieses kecke Manöver verminderte sich, als man erfuhr, daß die beiden Kapitäne ihre eigenen Lustschiffe fuhren, die Seefahrt also mehr zum Sport, als zum Geschäft betrieben. Was kümmert es solche Herren, wenn sie Schäden erleiden, die mittels des vollen Geldbeutels wieder geheilt werden können?

Colombo, der größte Hafen und zugleich die Hauptstadt der Insel Ceylon, ist, wie fast jeder Ort, in dem das europäische mit dem eingeborenen Element in Geschäftsbeziehungen tritt, streng in zwei Hälften geschieden. Am Hafen liegt die ›europäische Stadt‹ – sie hat keinen anderen Namen – mit ihren Geschäftshäusern, Bureaux und kleineren Wohnungen, meist von Engländern, Holländern und Portugiesen besetzt, während der Aufenthaltsort der Eingeborenen ›Pettah‹ oder ›die schwarze Stadt‹ genannt wird und mehr nach dem Lande zu, am Flusse Kailanigonga, liegt. –

An die europäische Stadt grenzt auf der einen Seite das Meer, auf der anderen ein großer Südwassersee.

Colombos eingeborene Bewohner setzen sich aus vier Hauptklassen zusammen: aus den Singhalesen, welche meist als Handwerker ihr Brot verdienen, d. h. nur in den Städten, und als die eigentliche Bevölkerung Ceylons bezeichnet werden können, aus Tamulen, als Soldaten oder Diener beschäftigt, aus den Parßi, Mischlingen von Eingeborenen, und Holländern, vom Großhandel lebend, und aus sogenannten Mohren, Mischlinge von Europäern, Eingeborenen, Malayen, Negern u. s. w., welche verachtet sind und den Kleinhandel betreiben.

Nach einigen Tagen hatten sich die Damen und die Herren vollkommen in Colombo orientiert, und besonders die abenteuerlustige Ellen war es, welche auf ein Unternehmen sann, das eine Abwechselung bieten sollte.

Eines Tages erschien auch in Colombo jene französische Lustyacht, mit deren Kapitän man einst in Konstantinopel eine Regatta ausgemacht hatte, welche aber wegen des gegen die Mädchenhändler geplanten Unternehmens unterblieben war.

Sofort wurde beschlossen, diesen Plan wieder aufzunehmen, und zwar sollte diesmal ein Wettsegeln in Booten nach Pantura veranstaltet werden. Dieser kleine Hafen ist von Colombo nur fünfzehn Meilen entfernt, also bei einigermaßen günstigem Wind in zwei Stunden zu erreichen und außerdem noch der Sitz einer Gesellschaft, welche durch Taucher in einer nahen Bucht Perlmuscheln fischen läßt.

So konnte man gleich diese Leute einmal bei ihrer Arbeit beobachten.

Die Herren des ›Amor‹ waren mit dem Vorschlage einverstanden, ebenso der Kapitän des französischen Schiffes, nur Hoffmann wollte sich nicht beteiligen, und es kostete Ellen viele Mühe, ihn dazu zu bewegen.

»Sie alle haben hölzerne Boote,« entschuldigte er sich, »die meinen sind mit Stahlblech beschlagen und bedeutend schwerer, also sind Sie in großem Vorteil mir gegenüber.«

»Aber, Herr Hoffmann, selbst wenn Ihre Boote viel schwerer wären, als die der ›Vesta‹, so dürfen Sie sich doch nicht weigern, mit uns um die Wette zu fahren. Bedenken Sie, daß Sie an Bord Ihres Schiffes nur alte, erfahrene Seeleute haben, während unsere Boote von schwachen, in diesen Künsten wenig erfahrenen Damen bedient und gesteuert werden. Kommen Sie nicht mit, so nehme ich an, daß Sie wenigstens so von uns denken und mir nur deshalb eine abschlägige Antwort geben.«

Hoffmann willigte schließlich doch ein.

Der nächste Morgen versprach einen prächtigen Tag; einen besseren Wind, um nach Süden zu fahren, hätte man nicht wünschen können, und so wehte schon bei Sonnenaufgang an einem Maste der ›Vesta‹ die Signalflagge, als Zeichen, daß heute das Wettsegeln nach Pantura stattfinden solle. Die Boote konnten beliebig besetzt und beliebig ausgerüstet werden, ebenso wie sich jedes Schiff der vier Nationen mit so vielen Booten beteiligen konnte, als es wollte.

Es würde den Leser ermüden, sollte hier die Takelage eines Bootes beschrieben werden. Nur so viel sei erwähnt, daß jedes Boot mit Vorrichtungen zum Aufrichten von Masten versehen ist, und zwar gewöhnlich für zwei derselben. Die beiden mittelsten Sitzplätze sind durchbohrt, durch die Löcher wird der Mast gesteckt, unten befestigt, die Segel gehißt, und aus dem Ruderboot ist ein Segelboot geworden. Ebenso wie auf den Schiffen ist ein kleiner Klüverbaum, der am Bug schräg vorspringende Mast, vorhanden, und gerade die Bedienung desselben erfordert die größte Geschicklichkeit, weil von ihm das schnelle Wenden des Bootes abhängt, er aber, wegen des Platzes, nur von einem Manne gehandhabt werden kann.

Im Segelboot sind die Kommandos anders als auf dem Schiff, aber nirgend anders, als in einem solchen, können die Matrosen ihre Tüchtigkeit zeigen. Hier arbeitet eine Hand der anderen zu, ein einziger, falscher Griff kann ein Manöver um Minuten verzögern und die Fahrt des Bootes bedeutend hemmen. Ein gut bedientes Segelboot gewahrt einen wunderschönen Anblick, aber man bekommt einen solchen nur bei der Kriegsmarine oder bei Sportyachten zu sehen, die Handelsschiffe üben ihre Leute nicht in Bootsmanövern.

Das Aufrichten der Masten, das Aufziehen des Segels und besonders das Vorschieben des Klüverbaumes ist keine Kleinigkeit, und doch gilt es als grober Verstoß, wenn jemand während eines Manövers von der Ruderbank aufsteht. Jede Handlung muß erscheinen, als wenn sie spielend vor sich ginge, und dazu ist es eben notwendig, daß alle Mann im rechten Augenblick ihre Kräfte konzentrieren. Die Hauptperson ist der am Steuer Sitzende. Er muß das Boot so zu regieren wissen, daß sich der Wind mit voller Macht in die Segel legen kann, und daß es doch dem Ziele direkt zustrebt, er muß ferner das Gleichgewicht zu wahren trachten. Wenn er den Wind recht ausnutzen will, drängen sich auf seinen Wink alle nach der einen Seite des Bootes, er wendet das Steuer etwas, und das Fahrzeug legt so über, daß es umzuschlagen droht. Es darf natürlich nicht so weit kommen, und dieses genau zu beobachten, ist die Hauptkunst des Steuernden. Das fortwährend ins Boot strömende Wasser darf die Leute nicht genieren, es wird schnell wieder ausgeschöpft.

Jedes Schiff hatte zwei Kutter, die größten Boote, gestellt, in welchen die ganze Besatzung untergebracht war, nur der ›Blitz‹ war bloß mit einem vertreten, und nachdem ausgemacht worden war, daß derjenige, der zuerst in Pantura eine hervorspringende Landzunge Passiere, als Sieger hervorgehen sollte, gab Ellen das Zeichen zur Abfahrt!

Schon beim Emporrichten der Masten zeigte sich, daß die Vestalinnen den anderen weit überlegen waren, denn sie hatten sich im kleinen Segelboot fortwährend geübt, während die Engländer nur gewohnt waren, ihre großen Yachten zu bedienen.

Die ersten Boote, deren Segel den Wind abfingen, waren die beiden der ›Vesta‹ mit der Kapitänin und Miß Murray am Steuer, dann folgte Lord Harrlington, hierauf der Kapitän der ›Justica‹ und das andere französische Boot, dann kam der vollständig schwarze Kutter des deutschen Kapitäns und schließlich das Boot von Lord Hastings, dem ein Manöver mißlungen war.

Es dauerte nicht lange, so hatte letzteres das Hoffmanns überholt, und so blieb die Reihenfolge, ohne daß jemand einen besonderen Vorsprung erreicht, noch überhaupt zu gewinnen suchte, denn, wie bei jedem Messen der Schnelligkeit, wird auch beim Segeln die letzte Kraft und Geschicklichkeit bis zuletzt aufgespart. Die fünf ersten Boote hatten gleichmäßige Entfernung voneinander, nur Kapitän Hoffmanns Boot blieb immer mehr zurück. Während die anderen schon stark auf der Seite lagen und bereits ab und zu Wasser schöpften, hielt er sein Boot aufrecht, aber das Steuer schien doch in einer guten Hand zu sein, welche ein Fahrzeug gar wohl zu führen wußte.

Eine Stunde war bereits vergangen, als Jessy einmal aus dem Wind kam, sodaß ihr Boot dadurch etwas im Lauf gehemmt wurde und Harrlington an ihre Seite kam.

»Den Schaden machen Sie nicht wieder gut, Miß Murray,« sagte derselbe.

Die Insassen des Bootes wurden sehr ärgerlich, und am meisten natürlich das Mädchen, welches die Schuld trug.

»Weinen Sie nicht, Miß Thomson,« rief Charles hinüber, »geben Sie mir ein freundliches Wort, und ich schneide hier alle Segel ab. Soll ich?«

Aus Spaß zog der Baronet sein Messer heraus und that, als wolle er das Tau, an dem er saß, durchschneiden.

Da aber richtete sich die Aufmerksamkeit aller nach vorn, denn vor ihnen tauchte eine Rauchwolke auf, und nicht viel später konnten sie den Schornstein eines kleinen Dampfers sehen, der direkt ans sie zuhielt.

»Was will er?« fragte der Lord. »Es scheint fast, als ob er gerade auf uns zuführe.«

Nach einigen Minuten konnte man deutlich bemerken, daß der Dampfer allerdings keine Miene machte, eine Schwenkung auszuführen, denn nach den Seegesetzen müssen Dampfer Segelschiffen und Booten schon in großer Entfernung ausweichen.

»Der weicht nicht aus,« meinte Charles. »Miß Petersen scheint auch keine Lust dazu zu haben, und so können wir in fünf Minuten einige Menschen aus dem Wasser fischen.«

Jetzt ging am Signalmast des Dampfers eine Flagge hoch, das Zeichen, daß die Boote ihre Fahrt einstellen sollten.

»Unsinn!« rief Ellen. »Keinen Augenblick halten wir.«

»Es ist ein Regierungsdampfer,« meinte ein Mädchen, »der versteht keinen Spaß.«

Ellen lenkte das Boot etwas zur Seite, denn fast wäre es mit dem Dampfer zusammengestoßen, aber der auf der Kommandobrücke stehende Kapitän winkte heftig, zu halten und ihn anzuhören.

Ellen ließ ihr Boot vorbeischießen und gab somit das Signal, daß auch die anderen ihr folgten, und kein Boot schloß sich aus. Ehe der Kapitän nur Zeit fand, etwas zu rufen, waren die fünf Fahrzeuge vorbei, nur Hoffmanns Kutter war noch hinten, aber in weiter Entfernung.

»Dampf auf,« rief der Kapitän durchs Sprachrohr, »wir wollen diesen Leutchen zeigen, was es heißt, meine Befehle zu mißachten.«

Der Dampfer wandte und hatte in kurzer Zeit das letzte Boot, welches Lord Hastings steuerte, eingeholt. Ein Strick, an dem vorn ein Enterhaken befestigt war, sauste durch die Luft, legte sich um den vordersten Mast und nur der kaltblütigen Geschicklichkeit des Lords war es zu verdanken, daß das Boot nicht umschlug. Aber im gleichen Augenblick blitzte es auch in Hastings Hand auf und das Tau fiel klatschend ins Wasser – es war durchschnitten.

Der Kapitän war außer sich, daß er das Boot nicht, wie er gehofft hatte, aus dem Winde gebracht hatte, sondern daß es schon wieder weiterfuhr. Mit aller Geschwindigkeit jagte der kleine Dampfer ihm nach und hatte es im Nu wieder eingeholt.

Jetzt sprang Lord Hastings auf. Er hatte gesehen, daß das Schiff nicht die englische Flagge am Heck führte, sondern daß sie dieser nur ähnlich sah, wodurch vorhin das Mädchen getäuscht worden war.

»Wollen Sie uns in den Grund bohren, Kapitän?« rief er.

»Bergt die Segel, oder ich thue das,« war die Antwort.

»Bei Gottes Tod,« schrie der Lord, »wagt es, und Ihr sollt uns kennen lernen!«

Lord Hastings war ein sehr phlegmatischer Mensch, wurde er aber einmal gereizt, so kannte sein Zorn keine Grenzen.

Aber der Kapitän wagte es; immer mehr näherte sich der scharfe Bug des Dampfers dem hölzernen Boot, bis ein Knirschen und Krachen hörbar ward. Im nächsten Moment war das Wasser mit Planken und schwimmenden Menschen bedeckt.

Jetzt bemerkten die vorausgesegelten Boote, was hinter ihnen passiert war, stoppten, wendeten und fuhren nach der Unglücksstelle. Der Kapitän schien sich zu besinnen, daß er doch eben eine große Unklugheit begangen habe, ließ den kleinen Dampfer einen Bogen beschreiben und fuhr nach Westen zu, ohne sich um die Verunglückten zu kümmern.

Die ankommenden Boote hatten Mühe, die im Wasser Schwimmenden an Bord zu bringen.

Lord Hastings fluchte in allen Tonarten und wollte dem Dampfer am liebsten folgen, natürlich war dies unmöglich.

»Was für ein Fahrzeug war das nur, das uns hier ohne weiteres aufhalten wollte?« fragte Ellen. »War es wirklich ein englischer Regierungsdampfer?«

»Unsinn,« brüllte Hastings, »und wenn es zehnmal ein englischer Regierungsdampfer oder ein Kriegsschiff gewesen wäre, wie kann es wagen, ein Boot zu rammen!«

»Ich habe keine Ahnung, wie es überhaupt hierherkommt,« meinte Harrlington. »Das Einzige wäre, daß es ein Lotsendampfer ist oder einer Gesellschaft angehört. Hat sich jemand der Herren oder Damen Flagge und Namen des Schiffes gemerkt?«

Niemand hatte es gethan. Die Aufregung war eine so große gewesen, daß keiner daran gedacht hatte. Man wußte nur, daß die Flagge der englischen zum verwechseln ähnlich gesehen hatte.

Während die Boote noch zusammenlagen und berieten, kam Kapitän Hoffmann angefahren.

»Haben Sie gesehen, was passiert ist?« rief ihm Ellen entgegen.

Hoffmann bejahte.

»Ich habe es nicht für nötig gehalten, ihn dingfest zu machen,« antwortete er, »denn ich weiß, wem das Schiff gehört, und wir werden ihn vielleicht heute noch treffen und zur Verantwortung ziehen.«

Niemand war unter den Herren, der ein Lächeln unterdrücken konnte.

»Na, Herr Hoffmann,« konnte Charles sich nicht enthalten zu sagen, »beim Wettsegeln haben Sie sich nicht gerade mit Ruhm bedeckt, und wie Sie den Dampfer ›dingfest‹ machen wollen, müssen Sie uns noch näher erklären.«

Es passierte öfters, wenn sich Hoffmann als der Gegenstand allgemeiner Aufmerksamkeit fühlte, daß er verlegen wurde, und so schoß auch jetzt ein flüchtiges Rot über sein offenes Gesicht.

»Er gehörte jener portugiesischen Gesellschaft an, welche in der Bucht von Pantura Perlenfischer unterhält,« fuhr er fort, ohne auf die Frage des Baronets einzugehen.

»Ah,« rief Ellen, »das kann ja heute noch interessant werden.«

»Nun fällt mir auch ein,« murrte Lord Hastings, der mit triefenden Kleidern in einem französischen Boot Platz genommen hatte, »daß jener Schurke so eine gelbe, spanische oder portugiesische Spitzbubenphysiognomie hatte. Na warte, ein Gericht rufe ich nicht zusammen, aber–«

Der Lord streckte seine Arme aus, als hätte er sein Opfer schon vor sich.

»Warum mag er uns zum Halten aufgefordert haben?« meinte Ellen wieder,

»Es fährt immer ein Damfer vor der Bucht auf und ab, welcher ein etwaiges Entwischen von Tauchern mit Perlen verhindern soll,« entgegnete Hoffmann, »leicht möglich, daß es ein solcher gewesen ist.«

»Und daß er glaubte, wir hätten Perlen gestohlen,« lachte Charles. »Aber wenn wir hier liegen bleiben, werden wir nie nach Pantura kommen, was dem portugiesischen Kapitän vielleicht recht angenehm sein könnte. Hastings, stecken Sie Ihre langen Beine unter die Bank, oder besser, legen Sie sich gleich unter die Bänke, sonst sind Sie im Wege.«

Die Regatta wurde natürlich nicht wieder aufgenommen, denn einige Boote waren mit den Verunglückten beschwert, die der Damen dagegen nicht. Die Engländer warfen noch einen bedauernden Blick nach den Trümmern, welche von dem schöngebauten Boot übrig geblieben waren und zerstreut auf dem Wasser schwammen, dann setzten auch sie Segel und folgten den Vestalinnen, welche bereits ein gutes Stück voraus waren. –


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