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Siebenzehntes Kapitel.

Die Sonne stand schon tief über den unabsehbaren Strecken der Campos, als Lefty den Wald verließ. Still war seine Seele; er hatte keinen Wunsch, kein Verlangen! Sein Herz war voll von Zärtlichkeit für die beiden Geschwister ...

Langsam – er achtete nicht auf den Weg, den ihn sein Pferd führte – ritt er dahin. Die köstliche Abendluft wehte ihn mit kaum fühlbarem Atem an; nicht einmal das hohe Gras regte sich.

Bei dem Ritt waren seine Pulse allmählich ruhiger geworden; unbewußt lenkte er in sein gewohntes Denken ein und begann, wieder Interesse an seiner Umgebung zu nehmen.

Am Waldessaum entlang ritt Lefty seinem Versteck zu; hier unter den Bäumen dunkelte es schon stark; so hob er sich von der Ferne nicht ab.

Im Begriff eine scharfe Biegung des Waldes zu umreiten, riß er plötzlich sein Pferd zurück. Er hatte einen Reiter gesehen, der gleich ihm um die Ecke des Waldes biegen wollte.

Wie ein Blitz war Lefty vom Pferde und nahm Deckung. So blieb er abwartend stehen, doch nichts rührte sich; still wie zuvor blieb alles.

Regungslos verharrte er lange ... Lefty vernahm nicht das geringste Anzeichen, das ihm die Nähe eines Mannes oder seines Pferdes hätte verraten können. Fast wollte Lefty sich schon die Frage vorlegen, ob ihm etwa seine heute so erregten Sinne etwas vorgetäuscht hätten; doch verwarf er den Gedanken sofort wieder.

Abwartend blieb er stehen: er durfte nicht, ohne sich in eine große Gefahr zu begeben, aus dieser Deckung herausgehen.

Immer tiefer senkte sich die Dunkelheit. Lefty bewunderte sein Pferd, das ohne sich zu rühren wie eine Marmorstatue stand. Er war wirklich nicht schlecht beritten mit diesem Pferde, wenn sein Herz auch nicht so an ihm hing, wie an ›Black Night‹. Carlos hatte es ihm besorgt, woher wußte Lefty nicht. Auf dem Wege hierher hatte er eine Fazenda aufgesucht und war mit diesem Pferde, das er jetzt selbst ritt, wieder bei Lefty aufgetaucht.

Diese Gedanken gingen ihm durch den Kopf, als er nun neben seinem Pferde stand und einen unsichtbaren Gegner vor sich ahnte.

Plötzlich schärfte sich sein Ohr. Im gleichen Augenblick warf er sich blitzschnell zu Boden: schon pfiff eine Kugel über ihn hinweg!

Jetzt erging es Lefty gerade so wie José, er zuckte zusammen und lauschte starr dem Ton des Revolvers nach. Wer ein feines, darauf trainiertes Ohr besitzt, wird ohne Zweifel die Stimme eines bekannten Revolvers, die man oft vernommen hat, heraushören. Es ist keine Vermessenheit hier von einer Stimme zu sprechen. Gute kostbare Waffen haben ihre eigene Stimme; das wird jeder Jäger wissen, und sicher den Klang einer oft vernommenen Waffe wiedererkennen.

So erkannte auch Lefty diese Waffe wieder, unter Tausenden hätte er sie wiedererkannt!

»Halt – ich ergebe mich!« rief, nein schrie er in die Nacht hinein.

»Bleibt liegen, werft Eure Waffen fort!« klang eine schneidend harte Stimme zu Lefty.

Sofort folgte Lefty dem Befehl; weit flogen seine Waffen fort.

»Erhebt Euch und Hände hoch!« befahl die Stimme.

Auch jetzt folgte Lefty, ohne auch nur einen Versuch des Widerstandes zu machen. Nicht mehr vor ihm sondern hinter ihm, am Waldsaum noch zwischen hohen Farnkräutern stehend, stand sein Überwältiger und hielt zwei Revolver auf ihn angeschlagen. Lefty wußte nun, er hatte sein Pferd an der Biegung stehen gelassen, sich geräuschlos zurückgezogen, dann im Walde einen Haken geschlagen und war so in seinen Rücken gelangt.

»Kommt näher!«

Mit erhobenen Händen schritt Lefty furchtlos auf den Mann zu. Drei Schritte von ihm entfernt blieb er stehen. Es war noch gerade so hell, daß Lefty nun den vor ihm Stehenden sehen konnte. Er war nach der Art der nordamerikanischen Cowboys gekleidet. Rote Bluse, ein buntes Tuch lag um seinen Hals geschlungen, ein Sombrero keck aufs rechte Ohr gedrückt, eine Lederhose und ein schwerer Ledergürtel beschlossen seine Tracht.

In nichts glich er dem schwarzen Reiter vor sich, nur in einem – er trug gleichfalls eine Maske!

»Also so seht Ihr aus –? Immerhin sehr interessant Eure Bekanntschaft zu machen, ›reitender Tod‹!« höhnte der Mann, die stille, gegenseitige Betrachtung unterbrechend.

»Ihr kommt mir bekannt vor« fuhr er gleich darauf sinnend fort. Dann gebot er: »Maske herunter!«

Ein Ruck und Lefty riß sich die Maske vom Gesicht. Es war, als ginge ein Schlag durch den kräftigen Körper des Mannes vor Lefty; er taumelte einen Schritt zurück; ein keuchen rang sich aus seiner Brust.

»Lefty –?« flüsterte er, um gleich in einem namenlosen Jubel noch einmal »Lefty!« zu rufen.

Da schnellte Lefty vorwärts; zwei kräftige Arme umfaßten ihn und hielten ihn fest, ganz fest.

Nach Atem ringend befreite sich Lefty schließlich aus der Umarmung, sein Gesicht war in Glück getaucht.

»Junge – Du?« noch gab ihn sein Vater nicht frei. »Himmel, alles andere hätte ich eher angenommen, nur das nicht!« er geriet ganz aus dem Häuschen. »Mensch, Junge, sprich, wie kommst Du hierher!«

»Verzeih, Vater; aber das kann ich Dich mit ebenso viel Recht fragen.«

Lachend schlug ihm Garry Coolper auf die Schulter, »Hast recht! Wo können wir uns ungestört niederlassen, damit Du es mir erzählen kannst?«

»Vier Meilen von hier entfernt liegt ein Tal, wo wir ungestört sind. Dort können wir auch ein Lagerfeuer anzünden.«

»Dann vorwärts!« ungeduldig klang Garry Coolpers Stimme.

Ein leiser Pfiff, und um die Waldecke trabte ein Pferd auf ihn zu.

»Du hast ›Sunny‹ bei Dir, Vater?« Maßlos erstaunt fragte Lefty.

»Ja, denkst Du vielleicht, daß ich auf einem fremden Gaul durch die Gegend reite? – Nein, mein Junge; ich muß mich auf Tod und Leben auf mein Pferd verlassen können.«

Nun war es Lefty auch kein Wunder mehr, wie sich das Pferd verhalten hatte.

Leicht schwang er sich in den Sattel, und Leftys Pferd mußte sich gewaltig anstrengen, um ›Sunnys‹ Tempo zu folgen. – Jetzt hatte der Vater die entstellende Maske abgenommen; niemand würde diesem Manne sein Alter ansehen oder gar glauben, daß er schon einen so großen Sohn, wie Lefty es war, besaß.

Nach einer Stunde erreichten sie das Tal; zuletzt, in den Anfängen des Gebirges, war der Ritt langsamer geworden.

Lefty holte Holz und machte ein kleines Lagerfeuer an, in dessen Schein Garry Coolper bewundernd ›Black Night‹ betrachtete. Das Pferd hatte sich, als es die anderen Pferde hörte, eingefunden.

Garry Coolper holte aus seiner Satteltasche Fleisch, das nun über dem Feuer gebraten wurde.

»Erst essen, dann erzählen!« meinte er kurz.

Lefty hatte seinen Hunger bald gestillt; ihm fehlte heute der Appetit. Mattigkeit überfiel ihn, er lehnte sich gegen seinen Sattel zurück.

Mond und Sterne standen am Himmel ... unsagbar schön war es! Sie schwiegen beide: ringsumher herrschte jene Stille, in der die Laute gleichsam zerfließen, ohne die melancholische Harmonie zu stören.

Lefty bemerkte nicht, daß ihn sein Vater unter gesenkten Augenlidern hervor beobachtete; regungslos saß Garry Coolper und störte Leftys Versunkenheit nicht.

Er blickte Lefty an und wehrte sich nicht mehr dagegen, von ihm beglückt zu sein. Wie er jetzt so vor ihm saß, las er im Gesicht seines Sohnes; er sah harte Linien darin, die ein neues Leben gezogen hatte.

Doch sah er auch einen leidvollen Zug in Leftys Zügen, der sein Frohlocken in heißes Mitleid verwandelte, das schließlich in eine stechende Schmerzempfindung überging.

Lefty machte jetzt eine Bewegung mit den Schultern, als ob er etwas von sich abschütteln wollte, und wandte sich seinem Vater zu. Ein wenig verlegen fragte er: »Kam Dir niemals der Gedanke, daß ich der ›reitende Tod‹ sein könnte?«

»Nein!« verwirrt fuhr Garry hoch. »Bitte erzähle mir, bevor ich Dir mein Erscheinen hier erkläre, wie Du hierher kommst, und was Dich veranlaßte, meinen früheren Namen anzunehmen.«

Ein Augenblick verging, bevor Lefty den Anfang seiner Geschichte fand. Er begann bei Orfilas Besuch in Arkansas, und was für Gefühle dessen Erzählung in ihm ausgelöst hatten. Mit leiser Stimme versuchte Lefty seinem Vater zu erklären, wie er ihr gegenseitiges Verhältnis empfunden, und wie er darunter gelitten hatte, und daß das endlich den Ausschlag zu seinem plötzlichen Entschluß, an Stelle seines Vaters die Aufgabe zu lösen, gegeben hatte.

Dann sprach er von den einsam erlebten Wochen, bevor er Brasiliens Boden betreten hatte. Schließlich kam er auf seine Aufgabe zu sprechen und auf Orfilas Bitte, in die Fußtapfen seines Vaters zu treten. Er sprach von den Abenteuern, die er hier erlebt hatte. Als er von seiner Feuertaufe erzählte, erklärte er, keine Hemmungen gehabt zu haben, als er seine Colt zog, denn er war sich bewußt, daß er ja nur den niedrigsten Abschaum des wilden Westens vernichtete.

Dann machte er seinen Vater mit den hiesigen Vorgängen und allen darin handelnden Personen bekannt; und er schilderte sie in so kräftigen Farben, daß Garry Coolper meinte, jeden einzelnen nach der Beschreibung erkennen zu können. Nur, als er von Luiza Almares sprechen mußte, schien seine Stimme zu zögern; ihre Beschreibung geschah so flüchtig, daß es nur ein unklares Bild gab. Aufmerksam lauschte Garry; es zuckte auch jetzt keine Muskel in seinem Gesicht.

Genau so flüchtig wurde von Lefty das Abenteuer im Lazitenwald behandelt, das er mit Mercedes und Luiza gehabt hatte. Mit keinem Worte unterbrach ihn sein Vater.

Dann teilte Lefty ihm mit, was er durch Carlos' Freund, Paulo de Viera vernommen hatte, und welche Schlüsse er daraus ziehe.

»Es ist nur eine Annahme, Vater,« sagte er »und doch glaube ich bestimmt, daß die Munition für Silva bestimmt ist. Carrasco ist von Silva gekauft, und es ist sicher nicht das erstemal, daß er ihn mit Waffen versorgt. Silva wird den Transport überfallen; dafür wird dann keiner Carrasco zur Rechenschaft ziehen können. Dieser Lump geht dann straflos aus, steckt das Geld des Silva ein – Silva hat die Waffen, die er gebraucht, und alles ist zufrieden! Der leidende Teil ist nur die Regierung, die unwissend der Waffenlieferant für Miguel de Silva ist.«

»Du wirst schon recht haben, Lefty. Auf jeden Fall ist es ein Versuch, die Bande auf diesem Wege in eine Falle zu locken, den Du Dir nicht entgehen lassen darfst. Immerhin ist Dein Vorhaben nicht leicht; ich bin froh, daß ich bei Dir bin; so kannst Du auf meine Unterstützung rechnen.«

»Ich danke Dir, Vater! Du willst also die Angelegenheit nicht selbst in die Hände nehmen?«

»Lefty,« schwer legte sich Garrys Hand auf Leftys Schulter »besser als Du, hätte ich die Sache auch nicht machen können. Du sollst sie auch allein zu Ende führen. Ich will nur Dein Gehilfe sein, Dein Schutz – der Schutz des ›reitenden Tods‹,« fügte er mit einem kleinen Lächeln hinzu. Ernst werdend blickte er Lefty ins Auge. »Ich bin stolz auf Dich, mein Junge!« sagte er dann.

Bei diesen Worten fühlte sich Lefty reichlich belohnt für manche Strapaze, die hinter ihm lag.

»Nun erzähle aber auch, was erlebtest Du Trauriges, Lefty?« unterbrach plötzlich Garry die eingetretene Stille nach seinen letzten Worten.

Betroffen schaute Lefty ihn an. Las sein Vater so gut und mit so viel Verständnis in ihm? Freudige Dankbarkeit ergriff ihn. Ohne zu zögern, teilte er ihm nun auch das Erlebnis des heutigen Tages mit.

»Das Leben hier draußen ist hart. Jung muß es der kleine José schon verspüren, doch ist er aus echtem Holz, so wird ihn dieses Erlebnis zu einem ganzen Manne machen,« meinte Garry.

»Magst recht haben, Vater!« gab Lefty zu. Doch seine Gedanken weilten bei Luiza und ihrem Schmerz, den sie durchkämpfen mußte, und in dem er sie nicht trösten oder ihr beistehen konnte.

»Doch nun kommst Du daran, Vater!« wandte er sich wieder an diesen, alle anderen Gedanken fortweisend.

»Offen gestanden, Lefty, versetzte mich Dein Fortgehen in Wut. Ich glaubte, Dich zöge es in die großen Städte, und dem stand ich verständnislos gegenüber. Deine Mutter nahm Dein Verschwinden viel ruhiger auf als ich.

»Als wir kurz darauf nach New York reisten, um Betty abzuholen, muß ich gestehen, daß ich in der Riesenstadt immer heimlich Ausschau nach Dir hielt.

»Wir kamen zurück – keine Nachricht lag von Dir vor. Zwischen Deiner Mutter und mir fiel Dein Name nicht mehr. – Ich verstand ihre Ruhe in dieser Angelegenheit nicht; doch heute verstehe ich sie. Sie hatte mehr Vertrauen zu ihrem Sohne als ich ...

»Vor einiger Zeit geriet mir durch Zufall – oder war mir das Blatt mit Absicht zugeschickt – eine südamerikanische Zeitung in die Hände, die von den Taten eines Mannes sprach, dem mehrere Menschen ihr Leben verdankten, und der ein Gegner der Silva-Bande sein sollte. Dieser Mann nannte sich – ›der reitende Tod‹! – so erzählte der Artikel der Zeitung.

»Lefty, ich war starr. – Ich legte es mir nun so aus: Orfilas Bitte an mich hatte ich ausgeschlagen, seine Reise war also umsonst gewesen. Ich nahm an, daß die Brasilianer schon Propaganda mit meinem Namen getrieben hätten, in der Voraussetzung, daß ich kommen würde; und daß sie nun, da ich mich weigerte, einen tüchtigen Mann statt meiner losgesandt hatten, der unter meinem alten Namen hier wirkte. Dich, Lefty, brachte ich keine Sekunde mit dieser Geschichte in Zusammenhang.

»Ich muß offen sagen, ich war außer mir, daß ein anderer aus meinem alten Kriegsnamen Kapital schlug. Sofort stand es für mich fest, daß ich der Sache auf den Grund gehen müßte. Da der von diesem Manne gerettete Ort in der Zeitung angegeben war, so wußte ich, wohin ich mich zu wenden hatte.

»Merkwürdig war mir nur das Verhalten Deiner Mutter, Lefty. Als ich zu ihr eilte und ihr empört von dieser Angelegenheit, die mich doch hart traf, Mitteilung machte, teilte sie meine Empörung nicht, sie nahm es vielmehr sehr ruhig, ja beinahe gelassen auf. Ich war enttäuscht, daß sie scheinbar so wenig Verständnis für mich zeigte. Als ich ihr in schrofferer Weise, als es vielleicht meine Absicht war, meinen festen Entschluß mitteilte, die große Reise zu unternehmen und den Mann zu stellen, der meinen Namen zu führen wagte, war mein Erstaunen groß, denn sie, die sonst schon zitterte, wenn ich nur wenige Tage von ihr ging, stimmte plötzlich meinem Entschluß freudig bei, ja, sie bestärkte mich sogar auf einmal lebhaft darin!

»Ich verstand sie nicht mehr! – Dir, mein Junge, will ich es offen gestehen – ich fühlte eine große Enttäuschung in mir aufsteigen. Ich war auf Einwürfe und Kämpfe von ihrer Seite gefaßt gewesen und wollte sie mannhaft überreden. Beinahe verlor ich jetzt die Lust zur Reise; daß ich sie schließlich doch unternahm, war letzten Endes nur noch Trotz von mir.

»Ich sehe noch jetzt das feine Lächeln Deiner Mutter, als ich fortritt. Ich glaube, Lefty, sie wußte, wen ich hier treffen würde! Aus Mutterliebe zu Dir ließ sie mich ziehen ... Jetzt bin ich ihr dankbar, daß sie mich ohne Klage fortgehen ließ, und ich ahne, was es ihr an Energie während der letzten, gemeinsam verbrachten Tage, als ich mich zur Reise rüstete, gekostet haben mag ...« Leise verklangen die letzten Worte Garry Coolpers.

Wieder herrschte Schweigen zwischen ihnen. Lefty wagte nicht, die Gedanken seines Vaters zu stören.

Im Osten färbte sich schon der Himmel, das Tageslicht begann, sich wie eine weiche Sammtdecke über den Himmel zu breiten, eine reine, erfrischende Luft wehte vom Gebirge her, als Garry sich energisch emporreckte.

»Lefty, Dich ruft jetzt Deine Pflicht! Du mußt den Geschwistern als Pedro zur Seite stehen.« Er stand auf. »Wenn Du fort bist, werde ich mein Frühstück einnehmen.« Er schien dabei vorauszusetzen, daß Lefty auch jetzt nicht Verlangen nach einer Stärkung hätte.

Er drängte Lefty nun geradezu fort. Lächelnd half er ihm bei seiner Umwandlung, um ihn dann staunend zu betrachten.

»Ich hätte Dich in der Tat so nicht erkannt, Pedro!« meinte er schmunzelnd, und die Fältchen um seine Augen vertieften sich.

»Sag' einmal, Vater, als ich Dich an dem Ton Deiner Colts erkannte, wolltest Du mich da kampfunfähig machen oder ...?« fragte Lefty plötzlich.

»Nein, nicht oder! – Als ich Dich beobachtete und meinen Colt zog, achtete ich nicht auf das Farngestrüpp – dieses verriet mich – Du hörtest es und warfst Dich in dem Augenblick zu Boden, als mein Schuß fiel. Ich hatte auf Deinen rechten Oberarm gezielt; ich wollte Dich nur leicht verwunden, um Dich in meine Hand zu bekommen – ohne Dir weiter sonderlich Schaden zu tun.«

Lefty nickte, genau so hatte er es sich vorgestellt. – Als er sich dann auf sein Pferd schwang, reichte ihm sein Vater aus seiner Satteltasche eine Flasche hin.

»Hier, nimm einen Schluck Whisky zur Stärkung!«

Gern nahm Lefty die Stärkung an; dann ritt er fort. So lange er ihn sehen konnte, blickte Garry Coolper seinem Sohne nach; dann streckte er sich auf dem Boden aus, um den Schlaf der vergangenen Nacht nachzuholen.


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