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Dreizehntes Kapitel.

Der Unterschlupf der Bande war ein kleines Naturwunder. Dieses große Plateau wurde durch seine hervorspringenden Felskanten und Felsblöcke von weitem völlig unsichtbar gemacht, vom Süden her war es nur über breite, eingekerbte Stufen zu erreichen; dagegen führte nach Norden ein hohes, rundes Felstor an einen Hang, der sanft abfallend in ein weites Tal führte. In diesem weideten Pferde; ebenfalls im Süden unterhalb der Stufen. So hatte es Miguel de Silva angeordnet. Die Bande konnte auf diese Weise im Falle eines Überfalls nach zwei Seiten flüchten. Es kostete allerdings mehr Pferde, aber das war Miguel in seiner Großzügigkeit, mit der er auf die Sicherheit seiner Leute bedacht war, gleich.

Außer einem großen Zelt, das auf dem Plateau zwischen den Felsblöcken aufgeschlagen war, und das Miguel nur am Tage als Wohnraum diente, gab es hier ausgebaute, trockene Felshöhlen.

Vor Hunderten von Jahren mußten sie Menschenhände angelegt haben. Auf einem seiner Ritte war de Silva einst mit fünf seiner Leute hierher gekommen; gleich erkannte er die wunderbare Lage und führte seine Bande hierher. Seit Jahren war es nun ihr fester Unterschlupf geworden.

In dem nach Norden gelegenen Tal weideten außer den Pferden noch Rinder und Bergschafe. Sie bildeten den Proviant der Bande; im Süden unterhalb des Plateaus standen nur die Anzahl von Pferden, die gegebenen Falles zur Flucht benötigt würden. Hier war ausschließlich Gebirgsboden, sodaß die Pferde von den Leuten der Bande gefüttert und getränkt werden mußten. Das Wasser spendete ein kleiner Quell.

Miguel saß auf einem Feldstuhl vor seinem Zelt. Vor seinen Augen hielt er einen Feldstecher, mit dem er schon eine Weile nach Süden Ausschau hielt. Plötzlich erhob er sich; er ging nicht in das Zelt sondern um zwei übermannshohe Felsblöcke herum in eine Felshöhle hinein. Trotz seiner Größe konnte er den langen Gang, ohne sich zu bücken, durchschreiten; der Gang endigte in eine Höhle, die durch eine Ampel erleuchtet wurde. An den Wänden und auf dem Boden lagen kostbare Teppiche, Beutestücke der Streifzüge.

»Mercedes!« rief Miguel; seine Stimme klang weich und zärtlich.

Wie ein Wirbelwind stand die Gerufene neben ihm, ihre weißen, weichen Arme legten sich um seinen Hals. Heftig preßte er die Frau an sich. Noch nach Jahren des Zusammenlebens entzückte ihn immer wieder ihre nie ermüdende Zärtlichkeit für ihn.

Plötzlich verschärfte sich ihr Blick; sie fuhr ihm mit einer zärtlichen Bewegung über die Stirn.

»Sorgen, Miguel?«

»Von Süden nähern sich mehrere Reiter, Mercedes. – Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wer sie sein könnten. Paulo mit der Herde muß ins Nordtal kommen; aus dieser Richtung erwarte ich niemanden.«

Bei seinen Worten hatte sich Mercedes Wesen verändert; nichts Zärtliches oder Frauenhaftes mehr war in ihrer Haltung. Gespannt lauschend stand sie vor ihm.

»Wo ist Ordonez und Affonso, Miguel?«

Affonso war Miguels Adjutant, der durch Mercedes in diese Vertrauensstelle gerückt war. Ihr war seine Leidenschaft für sie bekannt, und sie wußte, daß er ihr restlos ergeben war.

»Komm, Miguel, laß uns nach draußen gehen; alarmiere auf jeden Fall die Leute!« drängte sie.

Sie flog den Gang voraus, Miguel folgte ihr langsamer. Draußen traten ihnen Ordonez und Affonso schon entgegen.

Fragend sah Mercedes Affonso ins Gesicht, der ihre stumme Frage mit einem Achselzucken beantwortete.

»Miguel,« Ordonez trat neben ihn »ich war an der Teufelskante; durch einen Feldstecher konnte ich die Reiter erkennen. Es ist – Paulo mit seinen Leuten.«

Erschreckt fuhr Miguel einen Schritt zurück.

»Paulo?« fragte er leise. Zornrot im Gesicht fuhr er auf einmal hoch. »Zum Donnerwetter, was ist denn diesem Unglücksraben schon wieder passiert!«

Alles eilte nun zu dem kahlen Hang und sah in die wild zerklüfteten Täler und Einschnitte hinunter, die sich unter ihren Füßen ausbreiteten.

Nach dreißig Minuten bog eine Schar Reiter in den Einschnitt ein, der zur Höhe über die Stufen hinaufführte.

Unruhig schritt Miguel auf und ab; nur mit Gewalt zwang er sich zur Ruhe. Nicht weit von ihm stand Mercedes an einen Felsblock gelehnt; ihr Blick folgte den Reitern dort unten. Neben ihr stand Affonso, der sie unverwandt ansah; während Alexandre d'Ordonez den Weg, den Miguel hin- und hergehend zurücklegte, mit seinen Augen verfolgte. Im Hintergrunde hatten sich die hier anwesenden Leute der Bande versammelt.

Jetzt sprangen die Angekommenen von ihren Pferden. Ohne den wachhabenden Kameraden bei den dort unten stehenden Pferden eine Antwort auf ihre Fragen zu geben, eilten sie zu Fuß die breiten, schwer zu ersteigenden Stufen aufwärts; allen voran Paulo. Doch je höher sie kamen, desto langsamer schritten sie vorwärts. Miguel sah mit einem bedeutsamen Blick Alexandre an, der diesen zurückgab.

Nun hatte Paulo das Plateau erreicht, aufatmend blieb er stehen. Er wartete, bis alle seine Leute oben waren, dann setzte er sich an ihre Spitze und schritt auf Miguel de Silva zu. Erstaunt zählte Miguel nur acht Männer; zehn hatte er ausgeschickt. Wo waren die letzten zwei?

Einen Schritt von Miguel entfernt blieb Paulo stehen; ehrerbietig zog er seinen Hut. Er erzitterte, als er die fest zusammen gezogenen Brauen Miguels sah.

»Laternenpfahl,« redete er Miguel mit dem Namen an, den ihm seine Leute gegeben hatten, »ich muß Euch den Verlust des Viehes und zweier Leute melden.«

Ein erregtes Murmeln lief bei dieser Nachricht durch die Reihen der im Hintergrunde stehenden Männer.

»Wie kam das?« Schneidend klang Miguels Frage.

»Vierzig Meilen vom Triumphbogen entfernt trafen wir auf – den ›reitenden Tod‹.« Flüsternd sprach Paulo den Namen aus.

Ringsumher wurden erstaunte Ausrufe laut. Vor Aufregung drängten die Männer näher; eine Handbewegung Miguels scheuchte sie zurück und ließ lautlose Stille eintreten.

»Und –?« fragte er jetzt.

Paulo fing an zu stottern.

»Ich erkannte ihn sofort und da – da –« er verstummte. Betreten sahen die mit ihm Gekommenen darein.

»Ihr wart doch zehn Leute, und er nur ein einziger Mann gegen Euch?! So viel ich verstehe, fand die Begegnung auf der weiten Savanne statt, wo wohl gerade kein umgestürzter Wagen stand, hinter dem er vor Euch Deckung hätte finden können! Also weiter – weiter! Wie entwickelte sich die Begegnung?« Ruhig und ohne Aufregung sprach Miguel, das gab Paulo den Mut zurück.

»Laternenpfahl, dieser Mann ist ein Revolverheld. Keiner von uns ist ihm gewachsen, und so dachten wir – wir dachten,« Paulo gab sich einen Ruck »wir dachten,« begann er wieder »daß es besser sei, uns für Euch zu retten.«

»So – Ihr dachtet? Habe ich Euch nicht immer gesagt, Ihr sollt nicht denken; es kommt nur Blödsinn dabei heraus?« Fast zärtlich besorgt klang Miguels Stimme. »Sprich weiter, Paulo, was tatet Ihr nun?«

»Wir warfen unsere Pferde herum und ritten auf Umwegen, zuletzt sorgsam unsere Spur verwischend, hierher.«

»Ihr warft Eure Pferde herum, Paulo? Und wo blieben« ein scharfer Blick ging durch die hinter Paulo stehenden Männer »Anjez und Blaine?« ertönte es nun wie aus der Pistole geschossen.

Verlegenheit malte sich in Paulos Gesicht.

»Anjez und Blaine blieben bei dem Vieh. Sie wollten uns nicht folgen, zum langen Hin- und Herdebattieren war aber keine Zeit. Später hörten wir Schüsse.«

Schwer atmete Miguel auf.

»Also besitze ich doch noch tapfere Leute – allerdings ist der Prozentsatz verdammt gering!« Seine Augen verkleinerten sich zu einem Spalt.

»Du Hund!« donnerte er plötzlich den ratlos zurückweichenden Paulo an. »Bist also womöglich noch an der Spitze Deiner Leute wie ein feiger Coyote geflohen!«

»Laternenpfahl – bedenkt, der ›reitende Tod‹!« stammelte Paulo.

»Der ›reitende Tod‹ –« höhnte Miguel »ist das ein Kinderschreck? Ich schäme mich für Euch vor ihm. Mag der Mann sein, wie er will, aber wie muß er hinter Miguel de Silvas gefürchteter Bande herlachen, wenn die ihn kaum sehend die Flucht ergreift! Motto: Rette sich wer kann! – Mich ekelt vor Euch!«

Blaß waren die Gesichter der Männer vor ihm geworden.

»Zehn gegen einen! Was sagst Du zu diesen Memmen, Alexandre?« Laut rief er die Frage aus und wandte sich damit an seinen Unterführer.

Alexandre warf seine Zigarette zu Boden und trat sie aus; Miguel nickte. Er wandte sich wieder den betreten und verlegen dastehenden Männern zu.

»Ihr –« er wies auf die sieben Männer, die hinter Paulo standen, »tretet zur Seite. Ich will Euch verzeihen, da Ihr eine schlechte Führung hattet. Doch hoffe ich, daß Ihr durch doppelten Eifer die Scharte auswetzen werdet. Kein Wort wird mehr über die Sache gesprochen, verstanden!« wandte er sich an die übrigen Männer der Bande, die ihm zustimmend nickten. »Dich, Paulo, stoße ich aus der Bande aus! Dein Hab und Gut und Deinen Anteil an der Bande werde ich an die Leute verteilen. Geh!«

Ohne einen Widerspruch zu wagen, drehte sich Paulo um und schritt mit gesenktem Kopf von dem Plateau herunter. Miguels Augen verfolgten ihn. Vier breite Stufen war er schon heruntergeklettert, als Miguel blitzschnell seinen Revolver zog – ein Schuß erklang, und Paulo stürzte sich überschlagend den Hang hinunter.

Kalt sah ihm Miguel nach. Langsam drehte er sich um, steckte seinen Revolver ein, und laut, daß es jeder hören konnte, sagte er:

»Erst ein Feigling – dann ein Verräter; der Schritt ist nicht weit. Ich habe ihm diese letzte Erniedrigung erspart.«

Betreten ging alles aus einander. Keine Stimme aber gab es, die auch nur heimlich gegen Miguels Tat murrte. Und diesmal war auch in Alexandre d'Ordonez' Augen ein harter Schein. –

In dem großen Zelt, das ebenfalls luxuriös mit dicken Teppichen belegt war, nahmen um den Tisch, der in der Mitte desselben stand, Miguel, sein Adjutant und Ordonez Platz. Vor den Männern stellte Mercedes Gläser und südlichen, schweren Wein hin. Ein dankbarer Blick traf sie aus Miguels Augen, daß sie fürsorglich stets waltete, ohne erst lange gebeten zu werden. Dann ließ sie sich neben Miguel nieder.

Miguels Blick ging von einem zum anderen. Alle, bis auf Mercedes, die ihm seinen Blick voll zurückgab, wichen seinen Augen aus.

»Erst acht – nun drei meiner Leute – die Rechnung wird immer teurer, die wir mit dem geheimnisvollen Reiter haben!« sagte Miguel sinnend.

»Was ist das nur für ein Mann!?« fuhr er plötzlich hoch. »Das kann doch nicht so weiter gehen, Alexandre?« wandte er sich an diesen.

»Aber wie ist ihm beizukommen!« klang die leidenschaftslose Stimme Ordonez' auf.

»Wie kommt er nun gerade in diese unsere Gegend?« fragte Miguel ratlos.

»Weil Du einen Fehler machtest, und er ein findiger Kopf ist!« mischte sich plötzlich Mercedes in das Gespräch.

Alle sahen sie erstaunt an. Mit einem Blick forderte sie Miguel zum Weitersprechen auf.

»Ich habe mir die Sache durch den Kopf gehen lassen. Sieh, Miguel, jahrelang hast Du diesen Streifen Land verschont, der gerade mitten in unserem Wirkungskreis liegt. Mußte das nicht einem klugen Kopf auffallen?«

»Aber ich mußte doch Rücksicht nehmen auf unseren Freund Carrasco und auch auf Almares!«

»Gewiß, Miguel, verstehe ich, verstehen wir alle! – Und doch setzt diese Rücksichtnahme Dir nun diesen Mann auf Deine Spur.«

»Wir sind doch von diesem Prinzip schon abgegangen mit unserem letzten Zug nach Pambu, Senhora Mercedes!« warf Affonso ein.

»Vielleicht aber zu spät!« entgegnete Mercedes.

»Der Grund kann stimmen, Mercedes!« nahm Miguel wieder das Wort. »Aber nun taucht die schwere Frage auf: wie begegnen wir dieser Gefahr? Oder besser noch, wie erledigen wir den Mann?«

Alle schwiegen und grübelten nach. Plötzlich lachte Miguel ironisch auf.

»Kinder, wir können doch nicht eines einzigen Mannes wegen hier unsere Hütten abbrechen und uns in unseren alten Unterschlupf zurückziehen!«

»Wer weiß, ob es nicht besser wäre, Miguel!« meinte Ordonez ernst.

»Alexandre, das kannst Du mir doch nicht im Ernst raten!«

»Seien wir doch einmal vernünftig, Miguel. Dieser ›reitende Tod‹ scheint außer einem vorzüglichen Revolverhelden, ein tollkühner, kluger Mann zu sein. Außerdem hat er noch den Schutz der Polizei und des Militärs hinter sich. Wenn er auch hier nicht allzu viel damit anfangen kann, da wir ja Carrasco auf unserer Seite haben, so ist seine Macht doch nicht zu unterschätzen. Es kann dabei auch unserem Freunde Carrasco an den Kragen gehen; und das wäre doch immerhin peinlich für uns.

»Miguel, ich möchte Dir einen ernsthaften Vorschlag machen. Laß uns tatsächlich unsere Brücken hier für einige Zeit abbrechen.«

»Lachhaft!« mit einer wegwerfenden Handbewegung unterbrach ihn Miguel.

»Ich verstehe Euch nicht mehr. Ihr wollt vor einem einzigen Manne ausrücken, Ordonez?« wandte sich Mercedes an ihn. »Wir sind trotz der gehabten Verluste immer noch zweiundsechzig Mann stark, und die sollten vor einem Mann Reißaus nehmen. Das wäre ein starkes Stück!« rief sie empört.

»Ausgeschlossen, Alexandre; der Vorschlag ist nicht annehmbar! Wie stände ich vor meinen Leuten da! Du siehst auch zu schwarz; vor allen Dingen darf kein Trupp mehr aus unserem Lager gehen, den nicht einer von uns führt, damit eine solche Schweinerei, wie mit Paulo, nicht wieder passiert!«

Achselzuckend wandte sich Alexandre ab.

»Wir haben schon mancher Gefahr gemeinsam ins Auge gesehen, Alexandre,« fuhr Miguel mit überzeugender Stimme fort »und so werden wir auch diesmal zusammenhalten und es schon schmeißen, wir wollten uns ja sowieso nach der Sache von Pambu ruhig verhalten und erst Gras darüber wachsen lassen, damit sich die erregten Gemüter beruhigen. Das wollen wir auch tun. Komm, alter Junge, gib Deine Hand und folge mir!«

Alexandre schlug in die ihm gereichte Hand ein, aber er machte ein bedenkliches und sorgenvolles Gesicht dabei, was Mercedes mit einem höhnischen Lächeln quittierte. Miguel mochte sehen, daß Alexandre noch in keiner Weise überzeugt war, er wandte sich daher mit seinen folgenden Worten ausschließlich an ihn.

»Nirgendwo anders besitzen wir solche Verbündete, wie wir sie in Carrasco und Almares haben.«

»Carrasco – ja; aber Almares –?« ein Achselzucken beschloß Mercedes' Einwurf.

»Wie, ist unser Freund Almares nicht sicher?«

»Bis zu einem gewissen Grade ja, Miguel!« entgegnete Mercedes. »Doch er faselt immer von Rücksicht, die er auf seine Rinder nehmen muß. Carrasco ist ein leidenschaftlicher Verehrer der kleinen Luiza. Wenn er Almares Schwiegersohn würde, hätte er Einfluß auf dessen Handeln, und die Fazenda wäre so gut wie unser.«

»Dann soll er sich doch beeilen und die Kleine heiraten!« warf Miguel ungeduldig ein.

»Ja!« nickte Mercedes; heimlich beobachtete sie jetzt Ordonez, doch dieser verzog keine Miene. »Er fängt es zu tölpelhaft an – wie alle Männer. Man muß der Sache eben Nachdruck verleihen. Ich werde es mir ernsthaft durch den Kopf gehen lassen.«

»Tu das, Mercedes; Du wirst es schon machen!« anerkennend nickte ihr Miguel zu.

»Alexandre,« wandte er sich daraufhin wieder an diesen. »Ihr müßt mit Mercedes noch einmal zu Almares. Wir müssen das Vieh haben. Dieses Mal kann es Affonso holen, aber macht es völlig geheim mit Almares ab, seid vorsichtig, sehr vorsichtig!«

»Und dann habe ich noch einen Auftrag an Carrasco. Er muß wieder Munition bei seiner Regierung anfordern, wir brauchen welche. Diesmal muß er uns auch Maschinengewehre besorgen; nach der Sache in Pambu werden sie sie ihm auch zum Zwecke gegen uns gewähren.« Miguel lachte auf. »Daß sie dann in unsere Hände fallen, dafür kann ja der arme Carrasco nichts. Er muß uns nur genau mitteilen, welchen Weg der Transport nimmt, und wieviel Mann stark ihn bewachen. Für alles andere werden wir dann schon sorgen. Bis zum Überfall des Transports verhalten wir uns ruhig, bis dahin werden ja auch Wochen vergehen. Habt Ihr alles richtig verstanden?«

»Gewiß, Miguel, es soll geschehen, wie Du es wünschst!« antwortete statt Ordonez Mercedes. »An Deiner Seite, Miguel, fürchte ich nichts und fordere alle heraus!« Sie stand auf und reckte ihre schöne Gestalt. Bewundernd hingen die Augen der Männer an ihr, auch Ordonez mußte wieder feststellen, noch nie eine so aufreizend schöne Frau gesehen zu haben.

»Morgen also Aufbruch, Alexandre.« heftig fielen die Worte von Miguels Lippen mit einer flüchtigen, verabschiedenden Handbewegung; er wollte mit Mercedes allein sein, merkten Ordonez und Affonso. So verließen sie das Zelt.

Lange stand Alexandre d'Ordonez noch an der Teufelskante, dem Ausguckposten über das südliche Gebirge.

Seine Gedanken weilten bei der Gefahr für die Bande, die er dieses Mal sehr ernst nahm. Warum, hätte er selbst nicht sagen können.

Doch dann schweiften seine Gedanken ab, und er dachte an Luiza. Sie war das erste weibliche Wesen, für das Alexandre Liebe empfand. Seine Faust ballte sich bei dem Gedanken, daß Mercedes Ränke schmieden wollte, um die kleine, unerfahrene Luiza in die Arme Carrascos zu treiben.

Er nahm sich darum fest vor, als unsichtbarer Schutzengel hinter Luiza zu stehen. Ohne ihr Wollen sollte sie zu keinem Schritt veranlaßt werden.

Alexandres Liebe war umso größer, als sie wunschlos war.


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