Gottfried Keller
Züricher Novellen
Gottfried Keller

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Hans Gyr ertrug das Spiel nicht länger, dessen Süßigkeit für ihn mit bitterer Galle gemischt war. Er vermochte nicht zu erkennen, ob Ursulas Reden sich nur in den gemeinsamen Wahnvorstellungen ihrer Genossen bewegten, oder ob sie durch jene noch persönlich und vielleicht unheilbar in der Seele gestört sei. Er sprang gewaltsam in die Höhe, schüttelte sich, daß sein Rüstzeug klirrte, und mit bleichen Wangen rief er: »Komm, Ursula, wir wollen zu den Häusern hinunter!«

Verschüchtert und demütig stand sie vor ihm. »Sogleich, liebster Herr Engel Gabriel, werde ich Euch folgen,« sagte sie; »ich kann ja die Arbeit hier später verrichten und was noch zu tun ist.«

»Laß das dürre Gras fliegen, wo es will, wie unsere armen Sinne,« rief er nochmals, »und komm!«

Er ergriff Rechen und Gabel, während sie ungesäumt das Tuch zusammenwickelte, es an sich drückte und still und eilfertig an seiner Seite den Berg hinunter lief. Zuweilen sah sie furchtsam zu ihm auf; wenn er aber ihren Blick mit leid- und liebevollem Aug' erwiderte, faßte sie Mut, und da Land und Himmel immer sonniger und freundlicher wurden, kehrten auch die Vertraulichkeit und das Glücksgefühl der verwirrten Jungfrau zurück. Sie plauderte und erzählte dies und jenes und antwortete verständig auf die Fragen, die Hansli an sie richtete, wie der Weg, den sie gingen, es mit sich brachte.

Seine Behausung war die nächste, die sie erreichten. Verschlossen, still, wie eine Wohnung Abgeschiedener lag sie da, der Boden vor der Türe mit gefallenem Laube bedeckt, das niemand wegräumte. Mit einem tiefen Seufzer blieb er stehen; leise raunte Ursula ihm ins Ohr: »Was suchst du hier? Da wohnt mein alter Schatz, machen wir, daß wir weiterkommen.«

»Ist er denn zu Haus und sitzt da drin im Dunkeln?«

»Kann wohl sein! Er hat heitere blaue Augen, bei deren Licht er allerhand schaffen kann, selbst wenn alle Fensterläden geschlossen sind. Hörst du? Ich glaub', er klopft und hämmert was! Hu! es wird mir gruselig!«

»Wir wollen sehen, ob er drin ist!« sagte Hansli und ging gegen die Haustüre. Ursula kam ihm aber zuvor; sie horchte mit dem Ohr am Schlüsselloch. »Jetzt ist er mäuschenstill,« flüsterte sie; dann pochte sie mit dem gekrümmten Finger sachte und höflich an der Türe und rief halb furchtsam, halb schalkhaft: »Hänslein!«

»Er ist doch nicht drin!« sagte sie herzhafter, als alles still blieb und man nur das Geräusch des Brunnens hörte, welcher unter den Bäumen unverdrossen sein Wasser in den Trog ergoß, auf den der bekümmerte Hansli sich gesetzt hatte. Er fühlte sich wie in zwei Teile gespalten und war auf sich selbst eifersüchtig, weil er in seinem einfachen Sinne den Irrwegen, die Ursulas Gedanken gingen, nicht folgen konnte und ein unbegreifliches Unglück vor sich sah. In dieser Not gedachte er des Evangeliums und des allmächtigen, barmherzigen Gottes, der ihn jetzt gewiß sehen und hören werde, und verrichtete ein stilles Gebet für die Ursel, welchem er das Unservater beifügte.

Sogleich wurde ihm leichter, als er sah, wie inzwischen Ursula den Rechen genommen hatte und mit fester Hand das gefallene Laub vor der Türe und auf der ganzen Hofstatt zusammenkehrte und zur Seite schaffte. Sie sah dabei so gesund und verständig aus, wie jemals, bis sie fertig war und sagte: »So, nun kann er doch ordentlich laufen, wenn er kommt, derselbige Schwartenmagen, und man muß nicht singen:

Traut Hänslein über die Heide ritt,
er schoß nach einer Tauben,
da strauchelt ihm sein graues Roß
über eine Fenchelstauden!

Ach, so eine alte Lieb' ist doch nicht ganz leicht auszureuten!« fuhr sie nachdenklich fort und setzte sich neben den Hansli, »auch ist die Untreu' nichts Schönes, nein, und nichts Gutes, man mag sagen, was man will – und doch ist mir so wohl bei der Sache! Ich bin so leicht, wie ein Vögelein in der Luft, wie das kleinste Fläumlein, das ein solches verloren hat und das nun stillsteht zwischen Himmel und Erde und nicht weiß, soll es steigen oder fallen!«

In diesem Augenblicke fielen ein paar Nüsse von den Bäumen. »Er kommt, er kommt! Fort, fort!« rief sie und eilte so schnell davon, daß Hansli sie kaum einholen konnte.

»Ist er's? hast du ihn gesehen?« fragte sie, sobald er bei ihr war.

»Wen?«

»Ei, der dort wohnt!«

»Vergiß ihn jetzt, ich bin ja bei dir!«

»Ja, das ist auch wahr, und er kann mir nichts tun!«

Hansli ging nun mit ihr zu ihres Vaters Haus und sah mit Bewunderung, daß um dasselbe her eine fast ebenso große Verwahrlosung herrschte, wie um das seinige. Die Mutter saß auf der Türschwelle mit abgehärmten Zügen, mit düsterem, beinahe wildem Blicke, und schien sehr gealtert zu haben. Sie hielt ein Messer, ein Gericht Rüben zu schneiden, hatte aber beide Hände sinken lassen, und den grauen Kopf brütend vornübergebeugt.

»Mutter! Sieh, wer da ist, die Herrlichkeit kommt!« rief ihr Ursula mit rosigen Wangen entgegen; »mach, steh auf, ich will nur hinein und einen süßen Hirsebrei rösten! Den liebt Ihr doch, Herr Gabriel? Ach bedenkt, wenn Ihr mit uns gehen wollt, so müßt Ihr eben vorliebnehmen!«

Sogleich eilte sie ins Haus und machte sich dort zu schaffen. Die Alte hatte erstaunt aufgeblickt; als sie den Soldaten erkannte, schrak sie leicht zusammen.

»Mein Mann ist nicht da,« sagte sie, »wenn du etwa mit ihm rechnen willst; er hat übrigens jetzt kein Geld; du mußt dich gedulden, bald wird's besser kommen!«

»Ich brauche kein Geld und kann warten,« versetzte Hansli, »aber zu rechnen hätt' ich allerdings etwas und möchte fragen, was habt Ihr mit Euerer Tochter Ursula angefangen?«

»Wieso, was weißt du von ihr?«

»Ich habe sie draußen getroffen und bin über zwei Stunden mit ihr gewesen; sie behauptet, ich sei der Engel Gabriel, und redet als eine Irrsinnige. Denn, daß sie nur ein Spiel treibe, kann ich nicht glauben, es ist nicht ihre Art!«

»Das sind eben Sachen, die dir verschlossen und auch dem Kinde noch dunkel sind; aber es ahnt sie und ist davon erfüllt. Es gehen Dinge vor, und die Wunder werden da sein, ehe du dich dessen versiehst!«

»Sie werden ein Ende mit Schrecken nehmen, eh' Ihr Euch dessen verseht; ich fürchte, der Enoch führt Euch alle ins Unglück mit seinen Spitzfindigkeiten!«

»Im Gegenteil! Alles baue ich nur auf ihn und halte fest an ihm und seinem Geiste!« sagte die bedrängte Frau mit einem Tone, dem man wohl anfühlte, daß sie geheime Zweifel zu bekämpfen hatte und sie nur mit Mühe überwand, wenn sie sich selbst überlassen war. Mit unbewußter Vorsorge äußerte sie denn auch keine feindliche Gesinnung gegen den Hansli, noch brauchte sie harte Worte, noch dachte sie daran, ihm den weiteren Verkehr mit dem Kinde zu untersagen, obgleich sie wissen mußte, daß das gegen den Willen ihres Mannes ging.

»Ich weiß nichts zu tun,« sagte Hansli nach einigen Minuten stummen Sinnens, »als daß ich mich in Geduld fasse und die Zeit abwarte, die diese Verwirrungen lösen wird. Aber es ist schad' um die schönen Jahre, um die arme Jugendzeit! Ihr Alten hättet die Besessenheit während Eures eigenen Lenzes abspannen können, wenn es so nötig war, so könnten die Jungen jetzt ihrer Tage froh werden!«

Ursula war allein guter Dinge; sie bereitete das Essen und holte den Hansli und die Mutter herein.

»Essen die Engel auch Hirsebrei?« sagte ersterer mit trübem Lächeln, während er doch ihr trauliches und geschäftiges Wesen und Treiben wohlgefällig bemerkte.

»Wenigstens essen sie Weizenkuchen und Kalbfleisch,« rief sie fröhlich; »beim Erzvater Abraham im Hain Mamre sind sie zu Tisch gesessen drei Mann hoch und haben fest abgespiesen!«

Nur mit gepreßtem Herzen entschloß er sich, für diesmal wieder zu scheiden, brach aber dann plötzlich auf und machte sich, Abschied nehmend, auf den Weg. Ursula ging eine Strecke weit mit ihm; dann blickte sie ihm nach, bis er hinter einer Erdwelle verschwand, und als das geschehen war, kehrte sie mit entblühtem, fahlem Antlitz zurück, wie der Seele beraubt.

»Ich bin doch froh, daß er dagewesen ist, um des Kindes willen!« dachte die Mutter. »Es hat doch einmal wieder eine gute Stunde gehabt und sich etwas erholen können!« Als sie aber die Ursula zurückkommen sah, rief sie aus: »Um des Herren Christi willen! Wie siehst du aus! Was für ein Elend ist das!«

Erst gegen Abend kam der alte Enoch nach Hause, aber nicht in guter Laune. Die Bewegung hatte sich stark verbreitet und schlug hohe Wellen; aber sie war aus den Händen der Winkelpropheten und in diejenigen der bekannten mehr oder minder gelehrten Führer geraten, welche die gröberen Narrheiten darniederhielten und bewußtere Ziele verfolgten. So sehr sich Enoch überall hervortat mit Schreien und wildem Possenreißen, so vermochte er doch nicht obenaufzukommen, sondern trug nur dazu bei, Verwirrung und Gefahr, Haß und Leidenschaft zu vergrößern.

Bei allen drohenden Aufläufen und Kundgebungen war er einer der vordersten, zog in einem groben Sacke umher, streute sich Asche auf den Kopf und schrie: »Zion! Zion!«

Dabei ließ er seine Augen fleißig umhergehen und spähte, was er sich nach dem Umsturz aller Dinge wünschen und aneignen solle. Die große Menge der Aufgeregten dagegen glich, wie es jeweilig die Weise dieses Volkes war, einem von leidenschaftlicher Grab- und Hackarbeit, von Schleppen und Tragen, Grübeln und Sorgen ermüdeten Mann, der plötzlich einmal aufwallt, sich über die eigene Sorge und Mühsal ärgert und den Spaten wegwirft, um ihn später von selbst wieder aufzuheben, nachdem das Trugbild entschwunden ist, das ihn gelockt hat.

Jedoch Regiment und Mehrheit behielten die Oberhand über das Wirrsal; es wurde abermals zum lebendigen Worte und zur Bibel gegriffen, die Wiedertäuferei zum öffentlichen Gespräch geladen, für überwiesen und besiegt erklärt und verurteilt, das heißt bei fernerem Beharren verfolgt, verbannt oder an Freiheit und Leben gestraft.

Enoch Schnurrenberger gehörte zu denjenigen, welche sich nicht fügen wollten oder stets rückfällig wurden; bald war er flüchtig und trieb sich in benachbarten Gebieten herum, bald kehrte er heimlich zurück und suchte neue Zusammenrottungen aufzubringen oder an solchen teilzunehmen. Auf allen diesen Fahrten eignete er sich immer neue Manieren, Gebarungen und Schaustücke an; er konnte Feuer essen, mit Gott durch das Dach reden, sterben und wieder auferstehen, so oft er wollte, obgleich ihm diese Künste bei zunehmendem Alter beschwerlich wurden, insbesondere das Sterben, wo er sich gewaltsam auf den Boden werfen und in Zuckungen verfallen mußte.

Eines Tages aber wurde er mit Frau und Tochter, die er elendiglich mitschleppte, gefangengenommen, als er sich in einem Holze eben am Ausüben von Taufhandlungen beteiligte, und mit einem ganzen Trupp anderer Schwärmer nach Zürich geführt. Es waren gegen zwanzig Personen, die zuerst im Spital untergebracht, dann auf den Platz vor dem Rathause gestellt und hierauf in einen hohen Turm an der östlichen Ringmauer der Stadt, den seither sogenannten Ketzerturm, geleitet wurden, wo sie auf Stroh liegend bei geringster Nahrung »ersterben« sollten, jeder solang er nicht abschwur. In dem kleinen Aufzuge ging auch der Schneck von Agasul und der gelassene Rosenstil, der sich ein für allemal an diese Gruppe gehängt hatte, weil er bei seiner Unbeweglichkeit so nie für ein Unterkommen sorgen mußte. Voran zog der Enoch mit gebieterischer Haltung, zuletzt kamen einige Weiber. Ursula stützte ihre Mutter und trug in einem Bündel etwas Kleider für dieselbe und für sich, in den gestickten Teppich Hansli Gyrs gewickelt. Sie schaute sich schüchtern mit suchenden Augen um; als aber das Volk am Wege den Zug mit mißbilligender, ja verächtlicher Miene besah, wagte sie nicht mehr aufzublicken, während die trotzigen Männer sangen und riefen: »Hie Jerusalem, hie Zion!«

Hansli Gyr stand auch am Wege; sein Herz schlug ihm erbärmlich, allein er regte sich nicht. Wie er nur in Verständigkeit und Ordnung und klarer Luft zu leben vermochte, war ihm auch die bürgerliche Ehre notwendig zum Atmen. Da nun aber diese Betörten durch die Wendung der Dinge als Verbrecher und Verurteilte erschienen und wohl auch zu gutem Teil in Unehren dahinzogen, wendeten seine Gedanken sich schmerzlich ringend von seiner Neigung und von der Ursula weg, und er ließ sie ungesehen vorüberwandeln.

Im Turme erhoben die Gefangenen, besonders in stiller Nacht, einen unheimlichen Lärm mit Singen und Schreien, das zuweilen in ein weithin schallendes Geheul von furchtbaren Verwünschungen und Ausrufungen ausartete, von Angst und Not, Blitz und Donner, Jammer, Tod und Teufel, Untergang und Zerknisten, worauf zuweilen plötzlich wieder ein Siegesgesang ertönte.

Das ertrug Hansli doch nicht länger; er beschloß, wenigstens die Ursula aus dem Turme zu ziehen, wenn es irgend anginge, und beobachtete einige Tage die Gelegenheit. Der Eingang des Turmes befand sich in einem kleinen angebauten Holzschuppen und war nicht bewacht, da der Hochwächter, der zu oberst im Dachstübchen saß, den Schlüssel inwendig abzog und mit sich nahm, während die Wiedertäufer ungefähr in der Mitte des Turmes lagen. Überdies waren keine besonders festen Schlösser angebracht, weil der Turm ursprünglich nicht zu einem Gefängnisse bestimmt gewesen.

In einer dunkeln Nacht nahm Hansli das nötige Geräte sowie eine kleine Laterne und begab sich an Ort und Stelle. Er öffnete leicht ein paar Türen und stieg die steilen Treppen hinan, nachdem er das Licht angezündet. Es fand sich, daß die Gefangenen auf einem Estrich lagen, der nur durch einen leichten Lattenverschlag abgesperrt war. Diesmal schliefen die Wiedertäufer oder verhielten sich wenigstens still. Männer und Weiber lagen blaß und verwahrlost durcheinander; Hansli zündete jedem ins Gesicht, ohne die Ursula zu finden. Endlich sah er, daß sie abseits in einer Ecke, auf einem Bündel Stroh lag, über welches sie den Teppich mit dem Tod und dem Heiland gebreitet hatte. Sie schlief tief und fest wie jemand, der nach langem kummervollem Wachen endlich eine Stunde der Ruhe gefunden hat. Um jedes Geräusch zu vermeiden, rief er sie nicht an, sondern berührte nur leise ihr Kinn, und da sie hievon nicht erwachte, ergriff er ihre Hand, an welcher sein Ring im schwachen Laternenschimmer glänzte. Davon betroffen, schwankte er eine kurze Weile, ob er den Reif nicht vom Finger streifen und an sich nehmen sollte? In diesem Augenblicke aber schlug Ursula die müden Augen auf, und er wurde durch den unbeschreiblichen Ausdruck derselben an dem schnöden Vorhaben verhindert.

Wie im Traume eines Traumes erhob sie sich ungesäumt und schweigend, raffte die Decke zusammen und verließ an der Hand des Retters den schauerlichen Raum, mit dem sicheren Tritte einer Nachtwandlerin; aber vor und hinter ihnen wischten und huschten gleich grauen Lemuren auf leisen Sohlen die munter gewordenen Mitgefangenen die langen Treppen hinunter und davon. Wie ein Nebelstreif vor dem Nachtwinde glitten sie an der Ringmauer dahin und stoben aus dem in Friedenszeiten offen stehenden unweiten Kronentore und verschwanden in Nacht und Nebel. Auch die Ursula war dem Hansli Gyr von der Hand gekommen, ohne daß er wußte, wie es zugegangen; sie selber kam erst mit anbrechendem Tage zu völligem Bewußtsein, und es war begreiflich, daß auf ihre Aussage hin die Entsprungenen ein Wunder vorgaben und im Lande herum verbreiteten, der Engel des Herrn habe sie aus dem Gefängnis geführt. Zwei oder drei von ihnen wurden abermals rückfällig, wieder eingefangen, und hingerichtet; Enoch Schnurrenberger irrte mit den Seinigen im St. Gallischen herum und kehrte erst später in seine Heimat zurück, wo er sich einstweilen still verhielt und unbehelligt gelassen wurde.

Hansli Gyr, der vor dem leeren Gefängnisse stehengeblieben war, hatte die Türen so gut als möglich zugemacht, sein Licht ausgelöscht und sich still hinwegbegeben. Das Aufblicken der erwachenden Ursula in dem Momente, wo er mit sich zu Rate ging, ob er ihr den Ring nehmen solle, hatte einen so tiefen Eindruck auf ihn gemacht, daß er viele Tage voll bitterer Reue zubrachte. Freilich konnte er glauben, Ursula sei ihm freiwillig entflohen, während er gehofft hatte, sie in der Stadt behalten und guter Pflege übergeben zu können. Dann aber war er wieder versucht, das Verschwinden unlauteren Kräften zuzuschreiben, besonders wenn er bedachte, wie es der alten Frau möglich geworden sei, mit so hexenhafter Schnelligkeit davonzukommen, zumal er von den Wirkungen solcher Seelenzustände, wie diejenigen der Entflohenen waren, keine Kenntnis besaß, noch besitzen konnte.

Die Berichte von dem Treiben der Baptisten in den Gegenden, in welchen die Flüchtlinge sich jetzt auf hielten, von den greulichen Verirrungen und Handlungen derselben waren so abstoßender Art, daß Hansli die Hoffnung auf eine Wendung zum Guten aufzugeben begann und zunächst eine Gelegenheit, die sich ihm bot, benutzte, um sein bescheidenes Besitztum am Berge Bachtel zu verkaufen.

Nach Abzug der Lasten, die darauf ruhten, erhielt er einen mäßigen freien Gewinn, durch welchen er nun von der Heimatflur so gut wie geschieden war.


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