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Aufdringliche Freunde

Rotbäckige Äpfel, das glaub' ich, ei!
Die locken selbst Nachbarskinder herbei;
So etwas riecht man bis über den Zaun,
Das muß man geschwind in der Nähe beschaun.

Der Friedel, mit schnupperndem Näslein voran,
Läuft auf krummen Beinchen, so schnell er kann,
Die Lies und die Lotte hinterdrein:
Wo mögen die duftenden Äpfel sein?

Beim Nachbar das Bäschen horcht und lacht:
»Da kommen sie ja, – ich hab' mir's gedacht! –
Grüß Gott mitsammen! Gilt er denn mir,
Der Besuch, oder nur meinen Äpfeln hier?«

Da hängen die drei ihr schon am Kleid
In lauter Liebe und Zärtlichkeit:
»Ei, die vielen Äpfel! Bäschen, sag,
Wer die Äpfel wohl alle kriegen mag?«

Das Bäschen schält weiter mit lust'gem Gesicht:
»Für euren Schnabel wuchsen sie nicht!« –
Zerlegt den Apfel, – das wäre ein Schmaus! –
Und schneidet das Kernhaus fein sauber heraus.

»Was machst denn damit?« Klein-Liesel beginnt.
»Die reih' ich auf einen Faden, Kind,
Und hänge sie in den Backofen drauf
Und hebe sie für den Winter auf, –

Gedörrte Äpfel, die schmecken gut!« –
Da faßt der Friedel doch endlich Mut.
» So schmecken sie auch!« sagt der Bettelmann
Und schaut das Bäschen treuherzig an.

Bild: Hermann Kaulbach

Aufdringliche Freunde.


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