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Beim Dorfschuster

Beim Dorfschuster heute
Gibt's gar keine Ruh',
Als hätten alle Leute
Zerrissene Schuh'.

*

Mit Löchern kommt jeder, –
Die Kinder zumeist, –
Warum nur das Leder
So schnell auch zerreißt?

*

Nicht hat's bei dem Kleinen
Vom Müller drum Not,
Der Hut nur den einen
Und reichliches Brot.

*

Er kann auf den Gassen
Zerreißen, was er mag,
Und flicken sich lassen
Seine Schuh' jeden Tag.

*

Mit solchen Gedanken
Schaut 's Jockle ihm zu,
Wie er anzieht die blanken
Genagelten Schuh'. –

*

Da kommt das Kathrinchen
vom Stellmacher-Franz,
Mit Bärbel und Linchen
Und dem Huckpack, dem Hans.

*

Mit lachender Miene
Und fröhlichem Gruß
Zieht unsre Kathrine
Ihren Schuh von dem Fuß.

*

Wo man hinschaut, da reißt er,
Ist durchlocht und zertrennt, –
O weh, lieber Meister,
Ein böser Patient!

*

Der schaut durch die Brille
Bedächtig ihn an.
Ob wohl guter Wille
Dem helfen noch kann.

*

Und sieht dann ins echte
Jungmädelgesicht
Und denkt wohl: die brächte
Zu neuen es nicht!

*

Ist so ein arm Hascherl
Wie nur eins in der Welt,
In der ihrem Tascherl
Da klimpert kein Geld.

*

Doch dem bittenden Mündchen
Kann nichts widerstehn.
So sagt er: »Mein Kindchen,
Wir wollen mal sehn!«

Bild: Hermann Kaulbach

Beim Dorfschuster.


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