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Einundzwanzigstes Kapitel.
Enthüllungen

In Vercelli wurde ein Ball zu Ehren der Neuvermählten gegeben. Fräulein Arnaldi, welche nach den ausgestandenen Schmerzen sich vor einem möglichen wiederholten Falle oder Stoße hüten wollte, welche die Wunde wieder hätte öffnen können, nahm wohl daran teil, tanzte jedoch nicht.

Voll Zärtlichkeit blickte sie auf die junge Frau Conti, die so elegant und so bewundert war; sie empfand nicht den leisesten Schatten von Neid; dagegen fühlte sie eine Traurigkeit in ihrem Herzen, die sie sich nicht zu deuten wußte; vielleicht war sie von dem Bedauern hervorgerufen, nicht auch an dem Tanzvergnügen teilnehmen zu können. Über eine Stunde saß sie im Salon, und als sie zufällig ihre Tante vorbeigehen sah, bat sie dieselbe, mit ihr ein wenig umherzupromenieren. Sie wandten sich den anderen Sälen zu; als sie am Balkon vorbeikamen, wünschte die Tante hinauszutreten, um ein wenig Luft zu schöpfen. Indessen hatte Malwina in einem kleineren Raume, der als Verbindung zwischen dem Ballsaale und dem Konversationssalon diente, ein Gemälde gesehen, das ihr Interesse erweckte. Es stellte Diana als Jägerin vor, und Malwina betrachtete es aufmerksam in allen Einzelheiten. Während sie auf diese Weise beschäftigt war, hörte sie im Nebensaale ihren Namen aussprechen. Sie blieb wie gebannt auf ihrem Platze und hörte eine ihr unbekannte Stimme sagen: »Ich habe es von mehr als einer Person gehört; alle haben das Gleiche gedacht. Wie Sie sich selbst überzeugen, ist sie äußerst befriedigt, die beiden glücklich zu sehen; und sie war es, die es gewollt hat; sie war ihre Freundin.«

»All das ist richtig,« unterbrach Frau Bera den unbekannten Redner; »aber ich weiß aus sicherer Quelle, daß Conti nie an sie gedacht hat und daß er im Freundeskreise einmal sagte, daß er sie um alles in der Welt nicht geheiratet haben würde.«

»Und darf man den Grund wissen?«

»Weil die Signorina Arnaldi eitel und vergnügungssüchtig ist.«

Malwina wollte nichts weiter hören; sie fühlte sich wie gebrochen.

An der Wand eine Stütze suchend, und auf den Fußspitzen gehend, um ihre Nähe nicht zu verraten, entfernte sie sich aus dem Zimmer, verabschiedete sich von den Neuvermählten mit der Ausrede, daß ihr Arm sie schmerze und ließ sich nach Hause fahren.

Nun wußte sie, warum Conti sie verlassen hatte! O, wie täuschte er sich in seiner Beurteilung ihres Charakters!

Sie und eitel!

»Nein, ich bin nie eitel gewesen; ich war auch nicht vergnügungssüchtig, und wenn es eine Zeitlang so schien, war es einzig seinetwegen, um ihm zu gefallen.«

Wie sehr hatte auch sie sich selbst getäuscht!

»So sind die Männer!« dachte sie. »Luxus und Vergnügungen liebend, suchen sie die Gesellschaft der eleganten und lebenslustigen Damen auf; aber in der Wahl einer Gattin ändern sich ihre Ansichten! Und wie thöricht war ich, mich an das zu halten, wodurch ich ihm zu gefallen wähnte!«

Das, wovon sie glaubte, daß es zu ihrem Glücke beitragen würde, war ihr zum Unsegen geworden.

Aber nein, sie hatte sich über nichts zu beklagen; im Gegenteil dankte sie Gott, daß er ihr die Augen geöffnet und ihr gezeigt habe, daß jenes Gefühl nur überspannte Einbildung gewesen war.

Sie wurde nun von einer anderen Furcht befallen.

»Ob wohl der Doktor ebenfalls so von mir denkt? O nein! diese Fehler habe ich nicht; ich bin ernst und gut aus dem Kloster gekommen. Alle haben sich gegen mich verschworen! Aber ich kann der Sache ja abhelfen! Der Doktor soll sich überzeugen, ob man im Recht ist, in dieser Weise über Malwina zu urteilen. Der Doktor kann unmöglich so von mir denken! Ihm gegenüber habe ich mich nie leichtsinnig gezeigt … Ach! … Mit ihm war ich ganz anders! Ich fiel in den entgegengesetzten Fehler.

O, hätte ich nach den Lehren und guten Ermahnungen, die mir im Kloster gegeben worden, gehandelt; dann wäre ich jetzt nicht in dieser Lage! Man hätte kein so absprechendes Urteil über mich fällen können! Sollte Conti mich in der That für eitel und oberflächlich halten? Sollte es darum sein, daß er Lina nicht hier in der Stadt verweilen lassen will? O, er hat recht! Bald würde auch sie frivol werden wie die anderen.

O mein Gott! Wenn ich inniger an dir gehangen wäre, wenn ich den guten Rat jener Persönlichkeiten, die in Alter und Erfahrung über mir stehen, befolgt hätte, wie viel besser stünde es um mich! Wie zufriedener würde ich mich fühlen! Anstatt dessen habe ich die Ratschläge Lauras verschmäht, die nur mein Bestes im Auge hatte, und die Ermahnungen von Donna Ildefonsa vergessen, die mich so aufrichtig liebt und die mich auch aus der Ferne hätte leiten können. Und wie gern hätte sie es gethan!«

In diesem Aufruhr der verschiedenartigsten Empfindungen und Gefühle war sie zu Hause angekommen. Auf der großen Treppe kam ihr Laura mit bestürztem Gesichtsausdruck entgegen.

»Was giebt es?« fragte Malwina erschrocken.

»Signor Arnaldi …«

»Was? Sprich schnell, was ist vorgefallen?«

»Nichts, nichts, ein wenig …«

»So sag' schnell, was denn?«

»Ein kleiner Ohnmachtsanfall …«

»Wo ist er? wo ist er?« Und ohne die Antwort abzuwarten, lief sie atemlos nach dem Zimmer ihres Vaters.

Sie fand ihn im Bett aufrecht sitzend, an Kissen gelehnt und schwer atmend.

»Was hast du, lieber Papa?«

»Ich weiß nicht, was es war … Ich konnte nicht mehr atmen; aber jetzt fühle ich mich wieder leichter.«

»Und was sagt der Doktor?«

»Ich wollte keinen rufen lassen; es ist nicht notwendig.«

»Doch, lieber Papa; er muß auf jeden Fall geholt werden, gleich, auf der Stelle.«

»Ich fühle mich so viel wohler, liebes Kind!«

»Das ändert nichts; ich will um jeden Preis, daß er kommt.«

Und sofort wurde ein Diener nach dem Arzte geschickt.

Welch ein eigentümlicher Kontrast, dieses junge Mädchen in Balltoilette am Krankenbett des Vaters! Nach den beiden Gesichtern zu urteilen, hätte man nicht zu unterscheiden vermocht, welches das des Kranken sei; denn beide waren bleich und verstört, das eine infolge des physischen Schmerzes, das andere aus Kummer und angstvoller Sorge.

Doktor Bizzi, der sogleich erschienen war, verordnete ein Beruhigungsmittel und versprach, am nächsten Morgen wieder nachzusehen.

Malwina verbrachte die Nacht am Lager ihres Vaters, und es war eine Nacht der Reue und der guten Vorsätze. In Gedanken die Zeit seit ihrem Austritte aus dem Kloster durchgehend, bekannte sie sich als schuldig gegen Gott, gegen ihren Vater und alle jene, die sie geliebt hatten, wie auch gegen sich selbst.

Und wenn ihr der Vater genommen würde (o, daß Gott ein solches Unglück von ihr fern hielte!), wenn er ihr fehlen würde, wäre es nicht durch ihre eigene Schuld? Weil sie die heilige Pflicht der liebenden Sorge für ihren Vater vernachlässigt hatte! O, niemals hätte sie sich seinen Tod verzeihen können, niemals! …« Und sie machte sich bittere Vorwürfe, klagte sich der Undankbarkeit an und faßte die ernstesten Vorsätze für die Zukunft.

»O, wenn der Vater wieder gesund würde! Es sollte sich dann zeigen, ob ihre guten Entschlüsse fest und treu gemeint waren!«

Als Doktor Bizzi wiederkehrte, war Herr Arnaldi bereits aufgestanden. Er begab sich zu Malwina.

»Ich bedauere, Sie umsonst gestört zu haben, Herr Doktor,« sagte Malwina.

»Ich hingegen bedauere keineswegs, gekommen zu sein; denn ich muß über ernste Dinge mit Ihnen sprechen.«

Malwina wurde leichenblaß und richtete ihre angstvollen Augen auf den Arzt.

»Erschrecken Sie nicht so über meine Worte; sonst nötigen Sie mich, zu schweigen.«

»Nein, nein; sprechen Sie, Herr Doktor, bitte! Ich werde ruhig sein.«

»Wohlan, kommen Sie mit mir und hören Sie mich an.«

Und sie bei der Hand nehmend, führte er sie in den Salon, schloß die Thür, und sich neben sie setzend, sagte er: »Ihr Vater hat ein Herzleiden. Gestern äußerte sich dies in dem ersten Anfall, der glücklicherweise nur schwach war; ich kann Ihnen nicht dafür bürgen, daß sich ein solcher nicht wiederhole und zwar in erhöhtem Maße; Herr Arnaldi kann eben so leicht im Hause, als auswärts, im Bett oder unterwegs davon befallen werden.«

»Und giebt es kein Mittel dagegen? Kann man gar nichts thun?«

»Meiner Ansicht nach wäre das beste Mittel folgendes: Alle Geschäfte beiseite legen und den Aufenthalt wechseln; am besten wäre es, auf das Land zu ziehen, in ein Haus, wo Ihr Vater keine Stiegen zu steigen hätte, und wo er ein ruhiges Leben, ohne jede Aufregung führen könnte. Das ist das einzige Mittel, sein Leben zu verlängern. Wenn er mit diesem Wechsel zögern würde, könnte ich für keine längere Lebensdauer gutstehen. Die Geschäfte nehmen ihn zu sehr in Anspruch und das beständige Nachdenken über dieselben ermüdet ihn; er ist kein junger Mann mehr, Sie verstehen mich …«

»Was wird er, der so an Arbeit gewöhnt ist, ohne jegliche Beschäftigung beginnen?«

»Hier stehen wir vor der Aufgabe, die dem Fräulein Tochter zufällt. Sie müssen dafür sorgen, daß Ihr Vater sich nicht langweilt. Sie werden ihn auf den Spaziergängen begleiten, ihn zerstreuen, ihm Unterhaltendes vorlesen, ihn durch Musik ergötzen, die nicht allzu ergreifend ist, ihm fröhliche Lieder vorsingen und mit ihm plaudern. Auf diese Weise kann Ihr Vater noch zehn Jahre und darüber leben; im anderen Falle garantiere ich für nichts.«

Malwina blieb wie versteinert.

»Ich begreife,« fuhr der Arzt fort, »daß es Ihnen bei Ihrer Jugend und Lebenslust schwer fallen wird, sich wie eine Verbannte aufs Land zurückzuziehen; wenn Ihnen aber die Gesundheit Ihres Vaters am Herzen liegt, müssen Sie Geduld haben und sich ergeben.«

Malwina wußte sich in ihrem Kummer nicht zu raten. Kaum war sie allein, rief sie Laura zu sich und wiederholte ihr, was der Doktor gesagt hatte. Die gute Frau vermochte die Thränen nicht zurückzuhalten; sie war ihrem Herrn so treu ergeben, daß der Gedanke seines möglichen Verlustes sie schaudern machte.

»Fräulein,« rief sie sofort aus, »reisen wir so schnell als möglich ab! Ich danke Gott, daß er dem Doktor diesen Vorschlag eingegeben hat. Wenn wir uns noch länger hier in der Stadt aufhielten, würden wir schließlich Leib und Seele verlieren. Wären wir nur schon vor zehn Jahren fortgezogen, so stünde es jetzt nicht so schlimm mit Herrn Arnaldi! Hätten Sie ihn gesehen, als noch die selige Frau Ermenegilda unter uns weilte! Aber jetzt! Indes was geschehen ist, läßt sich nicht mehr ändern. Lassen wir das Vergangene und beschäftigen wir uns mit der Gegenwart. Suchen wir ein Plätzchen auf, wo es Ihrem Vater am besten gefallen dürfte. Verlassen wir diese Leute und diese Stadt, wo man an nichts denkt, als an die Vergnügungen des Lebens. Danken auch Sie, mein Fräulein, mit mir dem lieben Gott, daß er Sie durch den Unfall mit Ihrem Arm und jetzt durch die Krankheit Herrn Arnaldis dem Leben entreißen will, das Sie zu verderben droht. Ich weiß, was ich sage. Reisen wir sobald wie möglich ab!«

»Es ist schnell gesagt: ›reisen wir ab‹; aber Papas Geschäfte?«

»Das ist wahr; daran habe ich gar nicht gedacht.«

»Vor allem muß es dem Vater beigebracht werden; aber wie? Wird er so plötzlich alles aufgeben wollen? Es muß irgend ein stichhaltiger Grund dafür gefunden werden.«

»Darin besteht die Schwierigkeit. Mit Ihrem Verstand und Ihrer Klugheit werden Sie schon Mittel und Wege finden. Aber weder Frau Varelli noch die anderen dürfen etwas davon erfahren; sonst wäre alles umsonst. Wenn dieselben wüßten, daß Sie die Stadt verlassen wollen, so fänden sie so viele überzeugende Gründe für das Gegenteil, daß Sie schließlich doch hier bleiben würden.«

»Ich werde nachdenken und heute noch mit meinem Vater reden.«

Eine halbe Stunde später war Malwina im Arbeitszimmer ihres Vaters angelegentlich damit beschäftigt, die Bücher in den Regalen zu ordnen. Herr Arnaldi saß am Schreibtisch und schrieb, ohne die Augen zu erheben. Entschlossen näherte sich ihm Malwina, indem sie sagte: »Schon wieder an der Arbeit, lieber Vater? Vergangene Nacht warst du krank und jetzt schreibst du schon wieder, anstatt auszuruhen!«

»Mein liebes Kind; solange man Arbeit vor sich hat, muß man sie auch erledigen.«

»O Papa, es ist endlich an der Zeit, daß du zu arbeiten aufhörst; du hast dich schon zu lange geplagt; ich kann es nicht mehr mit ansehen, wie du dich so beständig mit diesen Schriften und Papieren abmühst. Gib deine Geschäfte endlich einmal ganz auf; sie sind es, die dich krank machen … Wenn du dich ganz vom Handel zurückziehen würdest, Väterchen?«

»Träumst du?«

»Nein, nein; es ist mein voller Ernst.«

»Wer sollte mich dann ersetzen?«

»Das ist Nebensache, wenn nur du dir Ruhe gönnst.«

»Ich werde im Grabe ausruhen.«

»Nein, lieber Vater, sprich nicht so, auch nicht im Scherz! Wenn du wüßtest, welchen Kummer ich gestern durchgemacht habe bei dem Gedanken, daß du krank werden könntest! Was sollte ich allein thun? O Vater, höre mich an! Schon seit einiger Zeit denke ich daran; aber ich habe nie mit dir darüber gesprochen, weil ich sah, daß dir die Arbeit eine Freude war. Aber jetzt bin ich entschlossen, nicht nachzugeben, bis du einwilligst!«

»Und was willst du, daß ich dann beginne?«

»Du sollst der Ruhe pflegen.«

»Den ganzen langen Tag?«

»Meine Sorge soll es sein, dir Zerstreuungen zu verschaffen. Versprich mir, deine Geschäfte aufgeben zu wollen!«

Herr Arnaldi weigerte sich erst, darauf einzugehen; Malwina jedoch verfolgte ihren Plan so geschickt, bis sie ihm endlich das Versprechen entlockt hatte, daß er darüber nachdenken wolle.

Den folgenden Tag kam sie auf denselben Gegenstand zurück und ließ mit überzeugenden Gründen nicht ab, bis sie ihren Vater zu dem gewünschten Punkte gebracht hatte.

Herr Arnaldi, der sich wirklich müde fühlte, sich jedoch nie aus eigenem Antriebe entschlossen hätte, von seinen Geschäften zurückzutreten, war froh, von seiner Tochter dazu überredet worden zu sein.

»Was werden wir dann unternehmen?« fragte er eines Tages seine Tochter.

»Was wir thun werden? Höre meinen Vorschlag, und dann teile mir deine Ansicht darüber mit. Ich meine, wir sollen auf das Land ziehen. Die Stadt ist mir zum Überdruß geworden, und ich möchte ihr am liebsten das ganze Jahr hindurch fern bleiben.«

»Ist das dein Ernst?«

»Ja, lieber Vater! Ich möchte Vercelli für immer verlassen.«

»Wenn die Sachen so stehen, dann stimme ich vollkommen mit dir überein. Wenn wir das Schloß nehmen würden?«

»Das Schloß! … Ja, o ja, Papa!« rief Malwina aus, deren Herz laut pochte.

»Wohlan, so werden wir es wieder bewohnen. Nur mit dem Unterschiede, daß wir es diesmal nicht mieten. Nachdem du mir versicherst, daß es dir gefällt und du gern bereit bist, immer dort zu bleiben, wollen wir es gleich käuflich erwerben. Was sagst du dazu?«

»O Papa, wie gut bist du!«

Und Malwina warf sich an die Brust ihres Vaters und küßte ihn voll dankbaren Entzückens.

Zwei Monate später, nachdem Herr Arnaldi seine Geschäfte in Ordnung gebracht hatte, ließ er sich mit Malwina im Schlosse nieder, das sein Eigentum geworden war, und es begann für beide ein neues Leben des süßesten und trautesten Familienglückes.

Unter dem Einflusse der sorglichsten Kindesliebe weihte Malwina sich ganz und gar ihrem Vater und ihren Pflichten. Kaum im Schlosse angekommen, schrieb sie an Donna Ildefonsa, erzählte ihr von den vergangenen traurigen Zeiten, schilderte ihren damaligen Seelenschmerz, beklagte das Leid, das sie auch ihr, der treuen Erzieherin, zugefügt hatte, und lieh ihrer Reue beredte Worte. Sie bat Donna Ildefonsa, ihr die alte Zuneigung wiederzuschenken und sie mit ihren mütterlichen Ermahnungen zu beglücken, die sie stets treu befolgen würde.

Sie hatte sich einen neuen Lebensplan vorgezeichnet, auch den Pfarrer, einen vorzüglichen, würdigen Mann mit einem liebevollen Herzen, aufgesucht und ihn gebeten, auf das Schloß zu kommen und seine freien Stunden mit ihrem Vater zu verleben. Da derselbe abends nicht ausging, hätte er sich wohl mit der Zeit etwas gelangweilt. In diesen gemütlichen Abendstunden hörte sie mit Interesse von den Armen des Dorfes sprechen, von denen sie sich, ohne daß der Pfarrer ihre Absicht ahnte, die Wohnstätten angeben ließ, und wenn sie ihren Vater auf dem Spaziergang begleitete, suchte sie dieselben auf, um sie zu unterstützen.

Malwinas Herz öffnete sich dem Mitleid und der Barmherzigkeit. Wenn die Armen ihre Segenswünsche über sie ergossen, erfüllte sie ein so seliges Empfinden, wie sie nie geglaubt hätte, ein solches hier auf Erden fühlen zu können. Wie verschieden waren diese Empfindungen von denen, die sie im Glanze eines Ballsaales, unter dem Beifalle einer nur dem weltlichen Genusse ergebenen Gesellschaft gekostet hatte!


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