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4. Die Besuchsreise

Mariechen, es ist vier Uhr, du willst verreisen!« Mit diesen Worten rüttelte Emma die Kleine auf. Mariechen rieb sich die Augen und kleidete sich sorgfältig an. Dann lief sie ans Fenster mit den Worten: »O, Emma, das schöne Wetter, wie ich mich freue. Das ist die erste Reise, die ich allein mache. Ich erzähle dir alles, Emma!«

»Ja, das mußt du, Mariechen,« sagte die verständige Emma. »Aber nun nimm dich auch mit deinem Reden und Tun in acht und begehe keine Dummheiten.« – »Was denkst du, Emma! Ich werde euch keine Schande machen. Aber, daß ich gerade heute fortgehe, wo du so viel zu tun hast.«

»Darum gräme dich nicht, Mariechen. Es sind ja nur die unruhigen Abreisestunden, sind die vorüber, so haben wir eine ganze Woche ruhiger Tage in Aussicht. Doch spute dich, halb sechs kommt die Droschke, die dich an den Bahnhof bringen soll. Sieh nach deinen Sachen, trinke Kaffee, sage den Eltern Adieu und dann geh mit Gott – in die weite Welt.«

*

Etwas abseits von dem freundlichen, sauberen Wiesendorf lag das stattliche Herrenhaus. Zur Seite dehnte sich der geräumige Hof aus mit den Wirtschaftsgebäuden; vor dem Hause war ein großer Rasenplatz und ein paar mächtige Linden beschatteten das Haus. Hinter demselben befand sich ein wohlgepflegter Park, mit schönen Bosketts, herrlichen Teppichbeeten und kurzgeschorenen Rasenplätzen. Schattige Gänge luden zum Spazierengehen, mit Schlingpflanzen bewachsene Lauben zum Ausruhen ein. Am Hause selbst befand sich eine mit wilden Reben bewachsene Veranda, auf welcher am Sonnabend vor Pfingsten der Kaffeetisch serviert war. Eine stattliche Dame in den vierziger Jahren, in der wir Frau von Buchwald wieder erkennen, saß in geschmackvoller Morgentoilette beim Kaffee, eifrig strickend. Plötzlich sah sie nach der Uhr und sprang unruhig auf. Sich vor die Stirn schlagend rief sie: »Wie konnte ich das vergessen!«

Sie ergriff eine auf dem Tisch stehende silberne Klingel und schellte. Ein sauber gekleidetes Dienstmädchen erschien.

»Wo ist Robert?« fragte sie hastig.

»Robert ist in die Stadt gegangen, um Besorgungen zu machen, wie gnädige Frau gestern befohlen.« – »Und Lene?«

»Lene scheuert die Stube des gnädigen Herrn, Mine ist mit Mamsell beim Kuchenbacken und ich –«

»Du bist beim Plätten, ich weiß, – aber es kann nichts helfen, Auguste. Du mußt dich losmachen und auf den Bahnhof laufen, in einer Viertelstunde kommt der Zug. Wir erwarten Besuch.« – »Gnädige Frau, in fünfzehn Minuten kann ich mit dem besten Willen nicht –«

»Aber ich könnte es vielleicht ermöglichen, gnädige Frau, wenn Sie mir gestatten wollen, den zu erwartenden Besuch abzuholen,« ertönte eine männliche Stimme vom Garten herauf, und ein junger Mann verneigte sich höflich, der gnädigen Frau seinen Morgengruß bietend. Zugleich sprang ein etwa zehnjähriger Knabe die Stufen der Veranda hinauf, umschlang Frau von Buchwald und rief: »Guten Morgen, liebe Mama, denke dir, der gute Herr Werner hat einen Morgenspaziergang mit mir gemacht, wir haben Rehe und Hasen und –«

»Stille, Kind! Guter Herr Werner, wollten Sie mir die Liebe erweisen, Professor Rothes Töchterchen abzuholen? Ich habe es dummerweise ganz außer acht gelassen und nun sind die Leute alle beschäftigt –«

»Gewiß, gnädige Frau! Doch Zeit zum Umziehen ist nicht mehr. Gnädige Frau haben mich im Morgenjacket gesehen, da wird das Fräulein es wohl auch nicht übel nehmen –«

»Seien Sie außer Sorgen,« sagte Frau von Buchwald lächelnd – doch schon war Herr Werner flüchtigen Schrittes durch den Park enteilt und ging, einen Fußweg einschlagend, dem nahen Bahnhof zu. Man hätte auf den ersten Blick keinen Kandidaten der Theologie in Herr Werner entdeckt; der leichte Strohhut auf das braungelockte Haar gedrückt, das kurze graue Jacket ließen vielmehr einen Landmann oder dergleichen in ihm vermuten. Sah man aber die hohe, freie Stirn, die etwas große, gebogene Nase, besonders aber das geistvolle Auge und den denkenden Gesichtsausdruck, so konnte man bei näherer Betrachtung wohl den Gelehrten erkennen.

Fröhlich und wohlgemut näherte sich Herr Werner dem Bahnhof, gerade als das Pfeifen der Lokomotive das Nahen des Zuges verkündete. Es war nur Haltestelle. Ein Bauer stieg aus und außer ihm ein junges Mädchen, schlank und blond im himmelblauen Kattunkleid. Ein große Reisetasche in der Hand, den Regenmantel über den Arm geschlagen, sah sie sich forschend um. Plötzlich Herrn Werner gewahrend, der eben im Begriff stand, auf sie zuzugehen, kam sie mit stürmischen Schritten heran, sah ihn mit ihren blauen Augen so treuherzig und kindlich an und sagte schnell: »Sind Sie aus Wiesendorf?«

»Jawohl, mein Fräulein,« antwortete er und verneigte sich. Doch bevor er Zeit hatte sich vorzustellen, fuhr sie fort: »Heißen Sie Robert?« – Ganz erstaunt erwiderte der Kandidat: »Robert Werner ist mein Name.«

Kaum hatte er dies gesagt, packte ihm das junge Mädchen ihre Reisetasche auf, legte ihren Regenmantel über seinen Arm und sagte: »Es ist gut, Robert, daß Sie da sind, ich hätte mich allein nicht zurechtgefunden. Bitte, nehmen Sie die Sachen, meinen Schirm will ich behalten.«

Herr Werner war so verblüfft, daß er gar nicht wußte, wie ihm geschah. Sie ließ sich jedoch nicht irre machen. »Nun können wir gehen,« sagte sie, »einen Koffer habe ich nicht, bitte wollen Sie mir den Weg zeigen.«

Der bepackte Kandidat machte eine stumme Handbewegung, Mariechen schritt voran, in der Meinung, es gezieme sich nicht, mit dem Diener zusammen zu gehen. Sie wanderten nun die Landstraße, eine Allee rotblühender Kastanienbäume nahm sie auf. »Wie schön,« rief Mariechen, »und o! dort am Graben blühen Vergißmeinnicht.« Schnell war sie hinabgesprungen und hatte ein Sträußchen gepflückt. Aber o weh! das Gras war noch feucht, das schöne blaue Kleid bekam einen Rand. »Wie schade,« sagte sie, es mit Bedauern betrachtend. »Wenn das Emma sähe! Robert, sie haben wohl keine Stecknadel bei sich, ich will mir das Kleid doch lieber ein wenig aufstecken.«

»Tut mir leid, mein Fräulein.« Für was hält sie mich nur eigentlich, dachte er – doch plötzlich ging ihm ein Licht auf – Robert hieß ja auch der Diener des Hauses, gewiß hatte das junge Mädchen den Namen gehört und hielt ihn – o Schreck! für – den – – Bedienten. Große Ehre fürwahr! Er sollte seine Ahnung bald bestätigt finden.

»In Wiesendorf,« hob Mariechen naiv an, »tragen die Diener wohl gar keine Livree?«

»Gewiß, mein Fräulein, zu Mittag können Sie den Diener im Rock mit blanken Knöpfen, in Gamaschen und gestreifter Weste sehen.« – Die Geschichte fing an, ihn zu belustigen. »Das kommt davon,« dachte er, »wenn man die Amtstracht ablegt!« Jetzt wollte er sich um keinen Preis verraten; er hätte das junge Mädchen zu sehr in Verlegenheit gesetzt. Die Vorstellung mochte die gnädige Frau übernehmen; einstweilen gefiel er sich in der Rolle als Diener und die reizende Naivität des blonden Kindes amüsierte ihn. Sie hatte bald den Standesunterschied vergessen und plauderte munter mit dem Robert, erzählte von Kurt und dem Pensionsleben, was Herrn Werner, den früheren Lehrer Kurts, natürlich sehr interessierte. Jetzt näherten sie sich der Gartenpforte.

»Fräulein Rothe, gehen Sie da hinein, ich gehe mit den Sachen vorn herum. Sie können die gnädige Frau, welche dort den Laubengang herunterkommt, gleich begrüßen.« –

Er ging eiligen Schrittes dem Hause zu, legte sein Gepäck unten ab, und froh, von der Dienerschaft nicht gesehen worden zu sein, sprang er die Treppe hinauf und schlüpfte in sein Zimmer.

Mariechen klinkte schüchtern die eiserne Gartentür auf und betrat den Park. Sie sah zwei Damen, eine ältere und eine junge, auf sich zukommen. »Daß ich mich nur gut benehme,« dachte sie, eingedenk der Ermahnungen Emmas. Sie machte einen zierlichen Knix und küßte Frau von Buchwald die Hand. Diese hieß sie freundlichst willkommen, und nachdem sie sie mit ihrem Töchterchen bekannt gemacht, fragte sie:

»Wie ist es mit Ihrem Gepäck, liebes Mariechen, wir wollen es holen lassen.«

»Robert, der Diener, hat alles mitgebracht, gnädige Frau.«

»War denn Robert doch am Bahnhof? Das freut mich. Da hat mein Mann, eh' er abreiste, ihm Auftrag gegeben, und er ist an die Bahn gegangen, bevor er seine Besorgungen in der Stadt ausführte. Das ist gut! Röschen, führe unsern Gast in ihr Zimmer.«

Röschen ergriff, sichtlich erfreut, Mariechens Hand. Junge Mädchen müssen erst ein Viertelstündchen allein sein, wenn sie vertraut miteinander werden wollen.

»Kommen Sie« sagte sie, »Sie haben Ihr Zimmer neben dem meinigen.« Damit führte sie Mariechen durch die Veranda ins Speisezimmer, von da über den großen gewölbten Hausflur die Treppe hinauf. Wie groß und weit, wie prächtig und vornehm kam dem bescheidenen Mariechen alles vor, und gewöhnt, ihre Gedanken schnell auszusprechen, rief sie: »Wie schön haben Sie alles, es ist mir, als ob ich gar nicht hierher gehörte.« Röschen lächelte befriedigt und sagte, als sie die Tür zu ihrer Stube öffnete: »Sehen Sie, mein Zimmer ist nicht so groß, aber recht traulich.« Mariechen stand in dem reizendsten Mädchenstübchen, das sie je gesehen. Helle, freundliche Tapeten, Vorhänge und Möbelstoff von reizend geblümtem Zeug, ein Schreibtisch mit allen möglichen Zieraten, Photographien in schönen geschnitzten Rahmen, Vasen mit frischen Blumen, an den Fenstern Blumenstöcke und ein Vogelbauer. Was aber Mariechen das schönste deuchte, war ein Erker mit herrlicher Aussicht auf den Park, auf den nahen Fluß, auf die fernen Berge, und in dem Erker ein stilles Plätzchen mit zwei gepolsterten Stühlen, man konnte sich nichts traulicheres denken.

»O, hier wollen wir uns setzen,« rief Mariechen ganz begeistert aus, doch gleich sich verbessernd, fügte sie bescheiden hinzu: »Wenn es Ihnen recht ist, gnädiges Fräulein!«

»Warum nennen Sie mich denn gnädiges Fräulein« sagte Röschen unwillig. »Wir werden uns doch »du« nennen und einen Kuß darauf geben, sonst werden wir nicht recht vertraut.« Mit diesen Worten umschlang Rosa Mariechen und küßte sie herzlich. Diese machte es ebenso und rief glücklich aus:

»Ich habe mir immer eine Freundin gewünscht und nun willst du sie sein! Jetzt fürchte ich mich gar nicht mehr, hier zu sein; sie hatten mir alle so bange gemacht und Emma hat es mir streng anbefohlen, ja »gnädiges Fräulein« zu sagen; wie wird die staunen, daß ich dich »du« nennen darf!« – Und nun war der Bann gelöst, die beiden Mädchen saßen wie alte Bekannte im Erker, schwatzten und lachten zusammen. Röschen brachte alle ihre Herrlichkeiten, die Mariechen mit unverholenem Erstaunen und größter Naivität bewunderte. So verging die Zeit, bis ein Klopfen an der Tür sie aufhorchen ließ. Auguste brachte Frühstück für die Mädchen mit der Botschaft, sie möchten es heute oben verzehren, der Herr Baron aus Telschow sei gekommen und die gnädige Frau habe mit ihm zu sprechen. Mariechen machte ein etwas ängstliches Gesicht, doch Rosa, dies bemerkend, meinte: »Brauchst dich nicht zu fürchten. Onkel Harry, Mamas Bruder, ist sehr gut und freundlich, er wird dich auch gern haben, wenn er dich sieht.«

»Wenn ich mich nur nicht dumm benehme! Mama und Emma halten Sorge, daß ich etwas Unrechtes sagen oder tun könnte; bis jetzt ist mir noch nichts weiter passiert, als daß mein Kleid beim Blumenpflücken einen Rand bekommen hat.«

»Das schadet nichts,« meinte Röschen, »du ziehst zu Mittag ein anderes an.«

Nach dem Frühstück führte Rosa Mariechen in ihr Zimmer, und ließ sie einen Blick tun in die vielen Fremdenstuben, in das Billardzimmer usw.

»Wer ist da drin?« fragte Mariechen, auf eine Tür zeigend, hinter welcher sie mit lauter Stimme dozieren hörten.

»Da kann ich dich nicht hinführen, es ist Herrn Werners Stube, Walter hat eben Stunde.«

»Herr Werner ist wohl euer Kandidat? Vor dem werde ich großen Respekt haben,« sagte Mariechen. »Kurt hat mir schon viel vom »Herrn Kandidaten« erzählt, er ist sehr streng, nicht wahr?« – »In den Stunden ja, aber außer den Stunden ist er sehr liebenswürdig und nett. Du wirst ihn ja heute mittag kennen lernen.«

Was sollte Mariechen alles kennen lernen! Sie wollte recht auf sich achten, sich keinerlei Verstoß zu schulden kommen lassen!

Arm in Arm betraten die jungen Mädchen gegen Mittag den Speisesaal, in dessen Mitte eine schöne Tafel gedeckt war. »Ist der Tisch bei euch immer so schön,« fragte das aufs neue erstaunte Mariechen.

»Ja ich glaube,« sagte Röschen. »Doch komm auf die Veranda, ich höre Mama und Onkels Stimmen, da können wir dich gleich vorstellen.«

»Nun,« sagte Frau von Buchwald freundlich, »es scheint mir, ihr seid schon Freundinnen?«

»Natürlich, Mama, wir nennen uns »du« und haben uns schon viel anvertraut –«

»Zwei Seelen und ein Gedanke, zwei Herzen und ein Schlag,« meinte Onkel Harry lächelnd. »Also ist das die Kleine aus der Residenz, wo Kurt in Pension ist. Nun Fräulein, folgt denn Kurt gut, macht er Ihnen nicht viel Not?«

»Gar keine,« erwiderte Mariechen eifrig. »Papa und Mama sagen oft: an dem sieht man die gute Erziehung.«

»Siehst du, Frau Schwester, welches Lob du erntest,« sagte Onkel Harry belustigt.

»Gnädige Frau, es ist angerichtet,« ertönte des Dieners Stimme und ein Mann in reicher Livree, der aber nicht die entfernteste Ähnlichkeit hat mit dem Robert vom Morgen, steht in der Tür. – »Ist das Robert?« fragte Mariechen leise.

»Ja unser Diener,« sagt Röschen gleichgültig und schreitet mit ihr hinter der Mama und dem Onkel in den Saal. Gleichzeitig öffnet sich die gegenüberliegende Tür und herein tritt ein Herr in tadelloser Toilette; ein seiner, schwarzer Anzug mit blendend weißer Wäsche ließ den Herrn Kandidaten im adeligen Hause erkennen.

»Ei, sieh da, Herr Werner,« sagte der Baron, demselben freundlich die Hand schüttelnd, und in derselben Minute ruft die gnädige Frau: »Sie kennen sich schon, Fräulein Rothe, Sie haben Herrn Werners Bekanntschaft bereits gemacht!«

Herr Werner machte eine stumme Verbeugung, – und das arme Mariechen?

Ja, da steht es wie vom Blitz getroffen! Ganz bleich ist sie geworden vor Schreck und erst als Rosa sagt: »Mariechen, was ist dir, komm, setze dich,« folgt sie ihr mechanisch an den ihr angewiesenen Platz. Die Gegenwart des Barons, mit dem Frau von Buchwald sich angelegentlich unterhielt, war Ursache, daß diese nichts von Mariechens Unruhe merkte. Rosa, die von dem Vorgefallenen keine Ahnung hatte, war zu unschuldig, um sich bei Mariechens verändertem Wesen etwas zu denken. Herr Werner bemerkte es jedoch zur Genüge, es tat ihm aufrichtig leid, das kleine Fräulein in solche Verlegenheit gebracht zu haben. Er war aber zu sehr Weltmann, um durch irgend eine Miene seine Gefühle zu verraten. Erst machte er sich mit Walter, der neben ihm saß, zu tun, dann beteiligte er sich in lebhafter Weise an dem Gespräch, welches Frau von Buchwald und ihr Bruder führten. So hatte Mariechen Zeit, sich innerlich zu sammeln; sie rief sich Emmas gute Ermahnungen über Selbstbeherrschung und dergleichen ins Gedächtnis und gewann es über sich, während des Diners in kein Schluchzen auszubrechen, sondern stumm und gefaßt von den Speisen, die ihr der Diener reichte, zu nehmen und sie still zu verzehren. Einzelne an sie gerichtete Fragen beantwortete sie höflich und artig; – als jedoch die Tafel aufgehoben war, faßte sie krampfhaft Rosas Arm, stürmte mit ihr auf die Veranda und sank laut schluchzend auf eine Bank. »O Rosa, Rosa, daß mir so etwas passieren mußte! Gleich den ersten Tag! Es ist furchtbar, schrecklich! ich möchte am liebsten gleich wieder abreisen!«

»Aber liebes Mariechen, was hast du nur?« sagte Rosa ängstlich. »Du bist doch nicht krank? Ich sah dich schon vor Tisch so blaß werden –«

»Denke dir nur,« schluchzte Mariechen – und nun erzählte sie Rosa, wie sie gedacht, es sei der Diener, der sie am Bahnhof abgeholt, wie sie Herrn Werner so dreist mit allen Sachen bepackt und ihn so von oben herab behandelt usw. »Ich kann ihn nie – nie wieder ansehen – ich schäme mich zu sehr! Rosa, was soll ich tun?«

Rosa brach in ein so herzliches Lachen aus, daß Mariechen fast böse werden wollte. In diesem Augenblick betrat Frau von Buchwald die Veranda. »Nun,« sagte sie, »was soll mir dies? Die eine Freundin lacht, die andere weint und so zum Herzbrechen. Mein liebes, armes Kind, was haben Sie denn? doch nicht schon Heimweh?«

Rosa berichtete nun Mariechens Kummer, doch war derselbe nicht dazu angetan, Frau von Buchwald Tränen zu entlocken. Sie konnte sich eines Lächelns nicht erwehren, sagte aber dann ernst: »Nun, da bin ich die Schuldige. Da ich vergaß, den Robert, wie ich schrieb, auf die Bahn zu schicken, war Herr Werner so freundlich, sich im letzten Augenblick der Not anzubieten. Ich hätte ihm allerdings den Takt zugetraut, sich selbst vorzustellen.«

»Dazu hatte er gar keine Zeit,« fiel Mariechen entschuldigend ein. »Ich fragte nur: Heißen Sie Robert? und als er sagte: Robert Werner ist mein Name, packte ich ihm sofort die Sachen auf und sagte: So, Robert, nun können wir gehen.« Und dabei legte sie beide Hände vors Gesicht und rief: »O, nun schäme ich mich so entsetzlich vor ihm.«

Frau von Buchwald mußte wieder lachen, es mußte doch eine zu drollige Szene gewesen sein, und wie mochte das Ganze Herrn Werner belustigt haben. Der geistvolle, liebenswürdige Mann war ja sehr geschätzt von der ganzen Familie, in deren Hause er schon mehrere Jahre die Erziehung der Söhne leitete. Aber ein Zug seiner Ironie und Sinn für das Komische hatte sich doch auch bei ihm bemerklich gemacht. Frau von Buchwald tat es Mariechens wegen leid, daß das Zusammentreffen ein so unglückliches gewesen und sie beschloß, gleich mit Herrn Werner Rücksprache deswegen zu nehmen. Sie fand ihn im Musikzimmer am Flügel sitzend. Als er Frau von Buchwald eintreten sah, sprang er sofort auf; sein seines Lächeln bewies, daß er wußte, weshalb sie komme.

»Herr Werner,« sagte sie, den Finger halb scherzend, halb drohend aufhebend, was haben Sie gemacht? Da sitzt auf der Veranda ein armer Backfisch, der weint, als sei er fürs Leben durch Sie unglücklich gemacht. Fräulein Mariechen will Ihretwegen heute wieder abreisen!«

»Darf ich ihr vielleicht das Gepäck an die Bahn zurückbefördern, gnädige Frau?«

»Sie Böser, Unverbesserlicher! Nein, Sie sollen Ihre Sache wieder gut machen und das arme Kind beruhigen –«

»Darum ist mir nicht bange, gnädige Frau. Das kleine Fräulein scheint mir nicht schwermütig angelegt zu sein, wir wollen sie schon fröhlich machen. Soll ich gleich zu ihr gehen?«

»Warten Sie lieber, bis sie sich ein klein wenig mehr beruhigt hat.«

Jetzt trat Frau von Buchwalds Bruder ein, und während die gnädige Frau mit ihm in den Salon ging, schlüpfte Herr Werner schnell ins Speisezimmer und trat von da auf die Veranda. Die beiden Mädchen saßen noch da. Rosa hatte ihren Arm beschwichtigend um Mariechen geschlungen; diese weinte nicht mehr, hielt aber das Taschentuch fest in der Hand, um es bei etwaiger Wiederkehr der Tränen gleich in Bereitschaft zu haben. Als Herr Werner in der Tür sichtbar wurde, ergoß sich eine glühende Röte über ihr Gesicht, sie erhob sich schnell und machte ihm eine kleine Verbeugung, es hätte nicht viel gefehlt, so wären die Tränen wieder geflossen. Herr Werner ergriff sogleich das Wort und sagte: »Mein verehrtes Fräulein, ich höre, Sie grämen sich darüber, daß Sie mir Ihr Gepäck zu tragen gegeben. Ich bitte Sie, sich nicht weiter darüber zu beunruhigen, ich bin durch die kleine Last durchaus nicht ermüdet.«

»Ach nein,« unterbrach ihn Mariechen, »das ist es nicht allein. Sie wissen recht gut, was ich alles zu Ihnen gesagt, in der Meinung, Sie seien der Diener. Und nun schäme ich mich, daß ich mir gegen einen Herrn ein solches Benehmen erlaubte!« Und dabei sah sie so unglücklich und traurig aus, daß Herr Werner, gerührt durch ihren Anblick, ausrief: »Nun, wissen Sie was, Fräulein Rothe, wir wollen's so machen: wir vergessen, was dahinten liegt, wir betrachten diese kleine Bahnhofsgeschichte als gar nicht geschehen und datieren unsere Bekanntschaft erst von dem Zeitpunkt an, da Frau von Buchwald uns einander vorstellte!«

Mariechen sah erleichtert zu ihm auf. »Ja, wenn das geht,« meinte sie naiv. »Doch müssen Sie mir versprechen, wenn Sie einmal zu uns kommen, nichts gegen Emma zu erwähnen, sonst bekomme ich noch nachträglich eine gehörige Strafpredigt.«

»Was man vergessen hat, erzählt man nicht weiter,« sagte Herr Werner lächelnd, »und nun wollen wir gute Freunde sein.« Sich dann zu Rosa wendend: »Die Mama wünscht uns zum Kaffee im Salon zu sehen.«

Die jungen Mädchen gingen hinein, Herr Werner blieb noch einen Augenblick auf der Veranda stehen und sah ihnen nach. »Ein allerliebstes Mädchen, in der Freude und im Schmerz gleich frisch und natürlich. Origineller Anfang einer Bekanntschaft!« – – Dann, nachdem er einige Augenblicke in Gedanken versunken dagestanden, sagte er leise: »Wie Gott es fügt,« und betrat das Haus.

Gegen Abend fuhr der Baron auf sein benachbartes Gut zurück und die Familie sammelte sich im Salon um den Teetisch. »Mama,« meinte Walter, »es ist doch schade, daß Papa und Kurt die Feiertage nicht mit uns verleben, Kurts erste Ferien!«

»Onkel Hugo, Kurts Pate, wünschte denselben zu sehen. Und da der Onkel leidend ist und selbst nicht reisen kann, war es Papas Pflicht, mit Kurt zu ihm zu gehen. Einem Kranken tut man gern etwas zuliebe, nicht wahr?«

Walter nickte. »Aber Waldemar hätte doch kommen können, warum hat er sich nur keinen Urlaub geben lassen?«

»Gott weiß es,« seufzte Frau von Buchwald. »Ich hoffte immer, er sollte uns überraschen, doch seine Freunde scheinen ihm mehr wert zu sein, als die Heimat.« Sie sagte dies mit einem Anflug von Bitterkeit. Ihr Erstgeborener war immer ihr besonderer Liebling gewesen, und seine jetzige Entfremdung vom Elternhause tat ihr weher, als sie es aussprach. Sie fürchtete, daß leichtsinnige Freunde ihn allmählich in ihre Netze gezogen, so daß ihm ihre kostspieligen Vergnügungen mehr waren als die unschuldigen Freuden des Elternhauses. Als treue Mutter gedachte sie täglich fürbittend ihres Sorgenkindes und hoffte getrost, der Herr werde ihn durch seinen Geist wieder auf die rechte Bahn leiten.

Nach dem Tee begab sich die ganze Familie ins Musikzimmer zur Abendandacht, Herr Werner setzte sich an den Flügel. Die hohen Bogenfenster waren geöffnet. Herein drang balsamische Luft. Die Vögel sangen und zwitscherten in den Bäumen und Büschen, und als nun das Pfingstlied in gewaltiger Melodie erklang, da jubilierten die Sänger draußen immer lauter und köstlicher. Sie priesen unbewußt ihren Schöpfer, während drinnen Stimmen erklangen, die den Geist der Gnaden anriefen von ganzem Herzen, daß Er sie heilige und reinige und ihre Seelen bereite, Pfingsten zu feiern im rechten Sinn. Du wertes Licht, gib uns deinen Schein, daß wir Jesum Christum erkennen allein usw. tönte es in den stillen Abend hinaus.

Mariechen war tief bewegt. Ganz so war es zu Hause! Nach der Andacht entfernte sich die Dienerschaft, wie herzlich klang das: »Gute Nacht, ihr Leute!« der gnädigen Frau. – Halb zehn Uhr schickte Frau von Buchwald die Mädchen hinauf, nachdem sie sich an dem lieblichen Geplauder der kleinen Städterin ergötzt. »Ein köstliches Mädchen,« dachte sie. »Solchen Umgang habe ich mir längst für unser Röschen gewünscht, ich wollte, ich könnte die Kleine ganz dabehalten.«

Am zweiten Feiertage predigte Herr Werner im Dorfkirchlein. Nach der Kirche meinte Mariechen zu Rosa: »Wie schön hat Herr Werner gesprochen!«

»Ja,« erwiderte diese, »er ist sehr fromm und sehr gescheit.«

»Das merkt man,« sagte Mariechen. »Und ich habe ihn so behandelt! O, Rosa, ich vergesse es doch in meinem ganzen Leben nicht!«

»Herr Werner hat's aber vergessen, und nun quäle dich nicht mehr. Komm, laß uns in den Garten gehen. Mariechen, ich wollte, ich hätte dich immer hier. Die einzigen jungen Mädchen hier in der Umgegend sind die Töchter des Geheimrat von Brandt. Ich mag sie gar nicht, sie sind so stolz. Und doch steht uns ihr Besuch in den nächsten Tagen bevor. Zum Geburtstag kommen sie immer.«

»Geburtstag? Ist denn jemands Geburtstag?«

»Freilich,« entgegnete Röschen lächelnd, »mein Geburtstag ist am Freitag. Du sollst ihn mit uns feiern!«

»Das ist ja wunderschön,« rief Mariechen in die Hände klatschend. Dieser Gedanke beglückte sie so, daß alle Sorgen, die ihr kleines Köpfchen wieder einnehmen wollten, entschwanden.

Dienstag gegen Abend traf Herr von Buchwald mit Kurt ein. Allgemeiner Jubel entstand, als der Wagen vorfuhr. »Hier ist immer ein Tag schöner als der andere, Röschen,« rief Mariechen. Sie und Kurt waren ja längst die besten Freunde, sie erfreute sich außerdem in hohem Maße der Gunst Herrn von Buchwalds, der, ihr beide Hände entgegenstreckend, ausrief: »Nun, Fräulein Mariechen, läßt sich's in Wiesendorf leben?«

»Es ist zu schön, Herr von Buchwald. Alle sind so freundlich und gütig gegen mich.«

Nun erst, als auch der Hausherr zugegen war, gestaltete sich das Familienleben im Herrenhause Wiesendorf zu einem vollkommen glücklichen. Doch einem seinen Beobachter konnte es nicht entgehen, wie sich auf Herrn von Buchwalds Stirn ein Schatten legte, als seine Gemahlin ihm zuflüsterte: »Waldemar ist nicht gekommen.«

Am folgenden Tage schrieb Mariechen nach Hause. Dann ging sie, Rosa im Garten aufzusuchen. Sie eilte die Treppe hinunter und öffnete die Tür des Speisezimmers. »Nicht herein,« rief die Stimme der gnädigen Frau. »Oder sind Sie's allein, Mariechen? Nun da kommen Sie. Sie können sehen, was wir vorhaben.« Eine Menge duftigen, weißen Stoffs lag ausgebreitet auf dem Tisch. Die Jungfer stand und schnitt zu, während die gnädige Frau angab. »Sehen Sie, Röschen bekommt ein weißes Kleid zum Geburtstag, gefällt es Ihnen?« Mariechen trat näher. »O der feine Stoff,« und ihre Finger glitten liebkosend über den durchsichtigen Mull. »Es muß doch herrlich sein, ein weißes Kleid zu besitzen,« sagte sie seufzend. »Sie haben keins?« fragte Frau von Buchwald erstaunt. »Bis jetzt noch nicht; es ist auch gar nicht abzusehen, wann ich eins bekomme. Ich habe es mir schon lange sehr, sehr gewünscht. Aber Mama sagt, das Notwendige muß vorgehen. Wilhelm braucht einen neuen Anzug, oder Emma will in der Küche etwas anschaffen, oder die Eltern haben Bedürfnisse, so muß ich immer warten. Warten, bis ich etwa dreißig Jahre alt bin und dann brauche ich es nicht mehr!«

Frau von Buchwald lachte; Mariechen aber stand immer noch da, den Stoff streichelnd, als ob er es ihr angetan, bis Frau von Buchwald rief: »Ich glaube, Rosa kommt, schnell Mariechen, lassen Sie sie hier nicht hinein!«

Mariechen stürzte auf die Veranda und hätte bald Herrn Werner umgerannt, der eben durch die Glastür trat. Mit einem »Pardon!« trat er gewandt zurück und ließ das kleine Fräulein passieren, die hocherrötend ein »Verzeihen Sie« stammelte und die Stufen hinuntersprang.

»Wie unangenehm,« dachte sie. »Er hat es gewiß gehört, was ich von dem weißen Kleide sagte. Er ist mir auch immer im Wege; ich glaube, wenn er nicht hier wäre, wäre es vollkommen schön!« –

Wer beschreibt aber Mariechens Erstaunen und Entzücken, als am Freitag die Bescherung vor sich ging und neben dem reichgeschmückten Geburtstagstisch Rosas auf einem Nebentisch ein weißes Kleid für sie sich befand. Sie war in ihrer Freude und in ihrer Dankbarkeit lieblich anzusehen. Kaum konnte sie die Stunde des Ankleidens erwarten. Heute nahm sie willig die Hilfe der guten Auguste an, die ihr die hellblauen Schleifen auf den Achseln befestigte und dann meinte: »Es steht Fräulein Mariechen sehr gut!« Doch auch die brünette Rosa sah recht hübsch aus mit den ponceaufarbenen Bändern. »Nun gehen wir in den Garten und stecken uns an die Schleifen Maiblumen, das sieht so festlich aus,« rief Röschen.

Für den Nachmittag war eine Waldpartie arrangiert, deshalb wurde schon um zwölf Uhr zu Mittag gegessen. Dann rollte der Wagen des Herrn von Brandt vor, der die Töchter desselben brachte, junge Damen, die etwas stolz und vornehm auf Mariechen herabblickten; doch war diese zu glücklich, um sich dadurch bedrücken zu lassen.

Das Waldvergnügen war einzig in seiner Art. Eine mitten im Holz gelegene Wiese war zum Festplatz ersehen. Große Körbe mit Proviant waren von der Dienerschaft herbeigetragen und herrlich mundete es im Freien. Dann gab es Gesellschaftsspiele, an denen sich sogar Vater, Mutter und der ernste Herr Kandidat beteiligten, selbst die steifen, gnädigen Fräuleins aus der Stadt wurden lebhaft dabei. Jetzt wurde »eins, zwei, drei, das letzte Paar herbei« gespielt. Herr Werner rief es und herbei flog Mariechen von der rechten, Walter von der linken Seite. Wer konnte es dem Herrn Kandidaten verdenken, daß er sich nach rechts wandte und Mariechen zu haschen versuchte? Als sie es merkte, beflügelte sie ihre Schritte, leicht flatterten die blauen Bänder im Winde, sie schwebte dahin wie eine Elfe. »Mein mußt du werden, Maiblümchen,« dachte Werner und beeilte seine Schritte. Fast wäre sie ihm entschlüpft, wenn nicht, o weh, ein Dornbusch sie festgehalten und sie nun das Gefangenwerden unabweislich vor sich sah. Als jedoch eben Werner die Hand nach ihr ausstrecken wollte, wurde er von hinten festgehalten und eine Stimme rief: »Halt, Herr Kandidat, so jagt man nicht die Feen des Waldes.« Werner drehte sich um und sah sich von einem schlanken Offizier umfaßt. »Herr von Buchwald, Sie hier?« rief er erstaunt. Aber schon war der junge Mann gesehen worden! Die ganze Gesellschaft, die ehrbar in Reih und Glied gestanden, stob auseinander. »Waldemar, mein Waldemar,« riefen die Stimmen durcheinander. Er wußte nicht, wen er zuerst begrüßen sollte, die treue Mutter oder das reizende Geburtstagskind, den geliebten Vater oder die Brüder. »Gott grüße euch, wie geht's? freut mich, euch so fröhlich zu sehen. Erfuhr daheim, daß das ganze Nest ausgeflogen, und schlich mich hierher, euch zu überraschen. Konnte es doch nicht übers Herz bringen, zu meiner Rosa Geburtstag fern zu sein!«

Die Brandtschen Damen neigten anmutig ihr Köpfchen, um den Offizier zu begrüßen. Es war doch sehr hübsch, daß er gekommen, die ganze Sache bekam dadurch mehr Reiz!

Doch das Waldvergnügen erreichte sein Ende. Der Hausherr mahnte zum Aufbruch. Herr von Buchwald schritt mit Herrn Werner und den Knaben voran, die jungen Damen folgten unter fröhlichem Geplauder, Waldemar machte mit der Mutter den Beschluß.

Frau von Buchwald sah ihren Sohn mit einem bedeutungsvollen Blick an und sagte, ihm die Hand drückend: »Ich freue mich, daß du gekommen bist, es ist mir ein Beweis, daß du das Elternhaus nicht ganz vergessen hast.«

»Liebe Mutter,« erwiderte Waldemar innig, »es ist seit einigen Tagen eine Veränderung mit mir vorgegangen. Laß mich schweigen von dem Vorfall, oder vielmehr von der Fügung Gottes, die Veranlassung dazu war. Mit dem leichtsinnigen Wesen ist es abgetan. Der Verkehr mit den Freunden, die dir nicht zusagten, ist abgebrochen. Ich weiß jetzt, was ich am Elternhause gehabt, es ist, als ob eine Decke von meinen Augen genommen. Nun, mein Mütterchen, weißt du die Hauptsache; jetzt laß uns von andern Dingen sprechen.« Die Worte kamen alle kurz heraus, wie es Waldemars Art war. Er liebte keine langen Gefühlsäußerungen. Das wußte Frau von Buchwald. Sie verlangte nicht mehr, sondern war dankbar bewegt über die Worte: »Es soll anders werden.« Sie wußte ja, welche Verheißungen auf der Fürbitte treuer Eltern liegen, und dankte Gott im stillen, daß er auch ihre Gebete erhört.

Wir aber wollen einige Tage zurückgehen und dem Leser verraten, was in Waldemar eine so plötzliche Sinnesänderung hervorgebracht.

 


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