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Stadtwappen

Bautzen

Das allverzehrende, unverzehrbare Element des Feuers, das die hölzernen Gassen der mittelalterlichen Städte mit ihrem Zierat und Unrat immer wieder wegfegte, hat Bautzen, das alte Budissin, besonders oft und vernichtend heimgesucht; aber seinen kühnen, malerischen Umriß hat es nicht angetastet. Gebaut auf Felsen von Granit, umschattet von Wäldern, scheint es von schaffenden Naturgeistern ans Licht gezaubert zu sein. Der Strom zu seinen Füßen, die schilfigen Teiche, die erhabenen Eichen vor seinen Toren haben etwas Menschenfernes, heilig Verhülltes, als wären sie von geflüchteten Dämonen bewohnt. Es ist historische, mythische Erde; sie hat sich voll Blut getrunken in Schlachten und hat die Heidengötter noch nicht vergessen, um die hier einst gerungen wurde. Der goldene Löwengötze, den Bischof Adelgott von Magdeburg einst in die Spree hinabstieß, glimmt in Geisternächten aus der Tiefe hervor. So scheint wohl wendisches Blut durch die Seele des deutschen Volkes, das hier wohnt; denn die Wenden wurden in dieser Gegend nicht vernichtet oder gänzlich verdrängt wie anderswo, sondern führten ein rechtmäßiges und gesichertes Leben in der Stadt fort, wenn auch in geringerer Zahl und abgesondert; namentlich auf dem Lande jedoch wird es zu Vermischungen mit den Deutschen gekommen sein.

Seit Heinrichs I. Zeit wogte der Kampf zwischen Deutschen, Wenden, Polen und Böhmen, die sich um das Land an der Spree, an der Neiße und an der Oder stritten, auf und ab. Langsam wichen die wendischen Götter der christlichen Bekehrung, die von dem zu diesem Zweck gegründeten Bistum Meißen ausging. Kaiser Heinrich IV. belehnte den Böhmenherzog Wratislav, der ihm treu beigestanden hatte, indem er ihn zum König erhob, mit Meißen und den beiden Lausitzen, wodurch diese zu Böhmen kamen. Wratislav übergab sie seinem Schwiegersohn, dem tapferen Wiprecht von Groitzsch, der, als Heinrich IV., um Rache für Canossa zu nehmen, im Jahre 1083 gegen den Papst Gregor zog, zuerst die Mauern von Rom erstieg. Er bewohnte die Ortenburg und rief deutsche Ansiedler aus Franken, Hessen, Thüringen, namentlich aber Friesen in sein fast entvölkertes Land, die in der Kultur des Bodens sowie im Handwerk den Wenden überlegen waren. Welche Bedrängnisse diese Niederdeutschen veranlaßten, ihre Heimat zu verlassen, scheint im einzelnen nicht bekannt zu sein; sie sangen auf dem Wege das alte Auswandererlied: »Naer Oostland willen wy ryden – naer Oostland willen wy mee – al over die groene heiden! – frisch over die heiden – daer isser een betere stee.«

Der Keim der Stadt Budissin war die Ortenburg auf dem Felsen über der Spree, die Kaiser Otto I. als Zwingburg gegen die Slawen errichtet haben soll. Die schroffe Granitzacke, ursprünglich von der Stadt durch einen tiefen Graben getrennt, wandelt sich fast unmerklich in Turm und bearbeitetes Gemäuer, das schwindelnd aufschießt. In dieser Felsenburg wohnten die Landvögte der Lausitz, Vertreter des jeweiligen Landesherrn, die von ihm vorgeschlagen, von den Ständen aber, Adel, Geistlichkeit, Städten und Landgemeinden bestätigt wurden. Auch der Landesherr wurde gewählt. Dem Herkommen nach mußte der Landvogt dem deutschen Ritterstande angehören.

Die Burg, von dem genialen Ungarkönig Mathias Corvinus neu erbaut, bildet einen Eckpfeiler der Stadt, die selbst eine Burg ist, getürmt zwischen Türmen, Granit auf Granit, das kühnste Bild triumphierender Kraft und Wehrhaftigkeit. Von allen Seiten umfaßt der Blick ein ganzes Bild aus einem Guß trotz des Nacheinander der Entstehung. Den der Ortenburg entsprechenden Eckpfeiler bildet die alte Wasserkunst, die der Ratsbaumeister Wenzel Rohrscheid der Ältere am Ende des 16. Jahrhunderts sowohl zur Verteidigung wie zum Zweck der Erhebung der Spreemassen erbaute, ein bauchiger, aus der Taltiefe aufwachsender Koloß, dessen Spitze ein wenig zur Seite gerückt ist, damit Platz für Geschütze gewonnen werde. Dahinter und höher hinauf ragt mit feiner Turmspitze die gedrungene Michaelskirche, die an der Stelle errichtet wurde, wo der Hussitensturm am heftigsten gewütet hatte. Noch höher hinauf erheben sich im Inneren der Stadt die schlanken Türme der Peterskirche und des Rathauses. Keiner der vielen Türme gleicht dem andern: der viereckige Lauenturm trägt eine barocke Laterne, elegant ist der zierlich bekrönte Reichenturm, düster die hohe Masse des Gefängnisturms an der Burg. Graue Mauern steigen hinauf und hinab, den Schutz der Felsen verstärkend, um den Berg, der das Schloß trägt, schlingt die Spree einen Bogen, wie um die Festung, die die Erde schuf, auch durch die Macht des Wassers abzuschließen.

Die Hauptstadt der Lausitz, Budissin, trat an Reichtum und Macht allmählich hinter Görlitz zurück; die Ursache davon mag sein, daß es als Sitz des Landvogtes sich weniger frei bewegen konnte. Wie in Görlitz wurde in Budissin hauptsächlich Tuch und Leinen verfertigt; die Handelsbeziehungen waren besonders mit Nürnberg lebhaft. Die Zünfte machten einen einzigen gewaltsamen Versuch, die Mitherrschaft im Rate zu erringen, nach dessen schrecklichem Ausgang sie verstummten. Infolge einer Bestimmung des Königs Wenzel, der zugleich König von Böhmen und Kaiser im Reich war, sollte der Rat zur Hälfte aus Handwerkern bestehen, ja, die Bürgermeister sollten abwechselnd aus den Geschlechtern und aus den Zünften gewählt werden. Um diese Verordnung kümmerten sich die Ratsfamilien nicht, sondern besetzten die Regierung nach wie vor aus ihrem Kreise. Den Anlaß zum Aufstande gab das Recht des Bierbrauens, an dem die Handwerker einen Anteil verlangten, während die Geschlechter es für sich allein beanspruchten. Nachdem die Unzufriedenheit mehrere Jahre hindurch gegärt hatte, brach sie im Jahre 1405 offen los. Unter Anführung des Ältesten der Tuchmacherinnung zogen die Handwerker auf das Rathaus, um den Rat gefangenzunehmen; es gelang jedoch allen sich zu retten, bis auf einen, der eine Zeitlang in einem Turm festgehalten wurde. Hierauf wendeten sich die Aufständischen gegen die Ortenburg und setzten sich dort fest, bis der damals gerade abwesende Landvogt, Bolko von Münsterberg, zurückkehrte. Die mit Budissin verbündeten Sechsstädte waren ihm bei der Wiedereroberung der Burg behilflich. Trotz der Rückkehr der Obrigkeit blieb der neue, aus Handwerkern zusammengesetzte Rat drei Jahre im Amte; solange dauerte es, bis König Wenzel, vom Landvogt über das Vorgefallene unterrichtet, sich der Erledigung der Sache widmete. Im September 1408 kam er mit seiner Gemahlin Sophie in Budissin an, begab sich auf das Rathaus, ließ die Mitglieder des alten und des neuen Rates vor sich kommen und eröffnete, wie überliefert wird, das Gericht, indem er sich auf den Stuhl des Bürgermeisters setzte und sagte: »Hier sitze ich, euer rechter Bürgermeister; wer etwas zu klagen hat, der tue es!« Der neue Rat entschuldigte sich damit, daß der König selbst den Handwerkern Anteilnahme am Rat gewährt habe und daß sie also nur ihr Recht in Anspruch genommen hätten; sie hätten auch zu ihren Gunsten anführen können, daß sie kein Blut vergossen hatten. Allein Wenzel mochte inzwischen durch den Landvogt für die Sache der Geschlechter gewonnen sein, oder er mochte den Angriff auf seine Burg als Hochverrat betrachten: er setzte den alten Rat wieder ein und verurteilte die Leiter des Aufstandes, die zum Teil im Rat saßen, zum Teil von der Bürgerschaft bezeichnet wurden, zum Tode. König und Königin sahen vom Fenster eines am Markt gelegenen Hauses der Vollziehung des Urteils zu. Nachdem 14 Köpfe gefallen waren, erwirkte die Fürbitte der Königin, die das Jammern und Flehen der Frauen und Kinder vielleicht rührte, die Begnadigung der Übrigen. Die Fleischerinnung, die den Aufstand nicht mitgemacht hatte, wurde als einzige nicht aufgelöst und erhielt ein eigenes Panier. Der Stadt wurde zur Strafe die freie Ratswahl genommen, aber später zurückgegeben.

Die siegreiche Abwehr des Hussitensturms ist der heroische Augenblick in der Geschichte Budissins, der energischen Erscheinung der Feste wert. Nicht ohne schweren Kampf vermochte die damals noch nicht so durchaus befestigte Stadt die Gefahr zu überwinden. Daß die Hussiten die Belagerung unternahmen, obwohl Bautzen viel unzugänglicher war als Görlitz, erklärte sich vielleicht daraus, daß sie sich auf heimlichen Beistand von Freunden innerhalb der Mauern verließen. Unter dem Landvogt Thimo von Colditz verteidigte das Bürgerheer standhaft die Wälle, unterstützt durch tapfere Frauen und Geistliche, bis der Fall des Hussitenführers Molesto, der von zwei Pfeilen tödlich getroffen wurde, das Zeichen zum Abzuge des Feindes gab. Ein fürchterliches Nachspiel folgte dem Siege mit der Hinrichtung des Stadtschreibers Preischwitz, der des Einverständnisses mit den Hussiten beschuldigt wurde. Nachdem er auf einer Kuhhaut durch die Stadt geschleift worden war, wurde ihm das Herz aus dem Leibe gerissen und ins Gesicht geschmissen. Es ist wohl denkbar, daß es unter den Bewohnern Bautzens solche gab, bei denen die große tschechische Bewegung Anklang fand. Auch der hussitische König Podiebrad hatte Anhänger in den Sechsstädten, obwohl die Räte ihn überall ungern anerkannten.

Nun aber trat eine Persönlichkeit auf, die durch ein merkwürdiges Kunstwerk mit Budissin auf immer verbunden ist, und für welche die alte Felsenstadt einen geeigneten Rahmen bildete: Mathias Corvinus. Der rasche, kluge Ungar, der mit der gespannten Leidenschaftlichkeit eines genialen Emporkömmlings sich die Bildung seiner Zeit aneignete, in seiner Residenz Ofen ein Schloß erbaute, das italienische Künstler mit der neuen Kunst ihres Landes schmücken mußten und eine Hofhaltung in der Art der Renaissance durch seinen Wink dort erstehen ließ, war einer jener geborenen Herren, die ihr Fürstentum suchen, und wenn es fehlt, fast aus dem Nichts heraus schaffen müssen, Gewalt, List, Überredung und die Macht ihrer Gegenwart zu dem einen Zweck bewußt und unbewußt zusammenspielen lassend. Die Sechsstädte waren ihm nicht unebenbürtige Gegner. In ihrer Begierde, von Georg Podiebrad loszukommen, anerkannten sie zwar Corvinus als König, weigerten sich aber, in die dauernde Abtrennung von Böhmen zu willigen, das nach dem Tode Podiebrads an Polen gefallen war, während Corvinus Mähren, Schlesien und beide Lausitzen an sich brachte. Der Bürgermeister von Budissin, Balthasar Pretsch, genannt Steinichen, der mit Benedikt Dörheide nach Breslau abgeordnet war, weigerte sich, auf den Vertrag, den der König forderte, einzugehen, indem er sagte, er wolle lieber des Königs Strafe leiden, als sich daheim von groben Schustern und Schneidern belästigen zu lassen. Das läßt darauf schließen, daß die Handwerker, wenn auch keinen rechtlichen, doch einen fühlbaren Einfluß ausübten, mit dem der Rat rechnen mußte.

Die von Budissin hatten Ursache auf der Hut zu sein; denn Mathias Corvinus war im Anfang seiner Regierung persönlich dort gewesen, hatte Gefallen an der imposanten Festung gefunden und erwog den Plan, sie zu seinem Königsitz zu machen. Eine solche Ehre bedeutete Verlust aller Freiheit für die Stadt und sie suchte sich ihrer zu erwehren. Indessen begann der von Corvinus eingesetzte Landvogt Georg von Stein auf königlichen Befehl die Ortenburg aufzubauen, die durch Brände bis auf den Gefängnisturm zerstört war. Gleichsam als Siegel der Besitzergreifung ließ der König in den Schloßturm sein Bild ein setzen, ein schönes und eigenartiges, des königlichen Abenteurers würdiges Denkmal. Es stellt ihn in halber Lebensgröße unter einem Baldachin sitzend dar, das Szepter in herrischer Faust aufs Knie stemmend; zwei knabenhafte Engel halten eine Krone über dem Barbarenhaupte. Das fremdartig wilde, häßlich-schöne, dumpf leidenschaftliche Etzelgesicht würde man für ähnlich halten, auch wenn nicht überliefert wäre, daß der Landvogt dreimal mit dem Entwurf nach Ofen reisen mußte, wo Corvinus residierte, bis er seinen Charakter getroffen fand.

Die Überzeugung, daß der König die Burg bewohnen und von dort aus gegen Sachsen operieren wollte, bewog den Bürgermeister Pretsch, dem Landvogt möglichst viele Schwierigkeiten in den Weg zu legen; so weigerte er sich zum Beispiel, ihm die unterhalb des Schlosses gelegenen Häuser, die der Stadt gehörten, zu verkaufen, an deren Stelle jener einen königlichen Marstall anlegen wollte. Der entrüstete König lud Pretsch als Hochverräter vor sein Gericht, doch hatte die Stadt den Mut, auf ein Privileg sich stützend, ihren Bürgermeister zurückzubehalten. Schließlich mußte sie sich doch dazu verstehen, ihn auszuweisen, um so mehr, als der andere Bürgermeister, Benedikt Dörheide, sich auf des Königs Seite hatte ziehen lassen. Grundsätzlich scheint Dörheide dieselbe Politik wie Pretsch verfolgt, aber mehr diplomatische Mittel zu ihrer Durchführung vorgezogen zu haben, wie solcher auch Corvinus selbst sich zu bedienen liebte. Georg von Stein fiel bei ihm in Ungnade, weil er in seiner Wut die Stadt vom Schloß aus hatte beschießen wollen.

Mathias Corvinus starb; das Schicksal stand diesmal noch den mannigfaltigen Staatsgebilden des Mittelalters bei. In das Jahrhundert selbständigen Lebens, das den Sechsstädten noch beschieden war, fällt die Reformation, der unglückliche Pönfall und mühsames Erhalten der zugestandenen Religionsfreiheit. Ferdinand I., Maximilian II., Rudolf II., Matthias, Ferdinand II. zogen nacheinander festlich in Budissin ein; aber der letzten Huldigung folgte bald die Absetzung des jesuitischen Habsburgers und der Anschluß an das protestantische Böhmen mit seinem Winterkönig. Dann verpfändete der Kaiser dem Kurfürsten von Sachsen die Lausitz, indem er ihn mit ihrer Eroberung beauftragte, und aus der Verpfändung wurde im Laufe des Krieges dauernder Besitz. Schauerlich beleuchtete den Untergang des alten Budissin der Brand des Jahres 1634, der, ein Jahr bevor es mit den übrigen Sechsstädten an Sachsen fiel, die Stadt verzehrte. Der kaiserliche Oberst v. Goltz ließ auf Wallensteins Befehl die Stadt anzünden, damit sie dem heranrückenden sächsischen Heer als Schutthaufen in die Hände fiele. Nach sagenhafter Überlieferung soll der Mordbrenner, der mit seinen Soldaten durch das Lauentor aus der feuererfüllten Stadt floh, im Augenblick, als er zurückblickend voll Hohn ausrief: »Hört, wie die Hunde von Budissin heulen!« von seinem vor den Flammen scheuenden Pferde gestürzt und von den nachdringenden Heermassen zerstampft worden sein.

Ein in dem städtischen Museum befindliches, vom Ratsmaler Matheus Crocinus angefertigtes Bild stellt die brennende Stadt dar, über der Rauchmassen stehen wie schwere, schwarze, riesengroße Trauerfahnen. In größeren Maßen malte derselbe Maler im Auftrage des Rates die Stadt Bautzen, wie sie vor dem Brande war. Da sieht man in der Mitte die Peterskirche noch mit dem gotischen Turme, tiefer unten die Nikolaikirche, deren Dach vor der ersten sächsischen Belagerung der damalige Hauptmann Kornitzky abtragen ließ, um die Kirche als Bastion zu benutzen und den Feind durch die hohen schmalen Fenster zu beschießen. Man ließ sie verfallen und Gräber das verlassene Schiff erfüllen. Am Markt sieht man die geschmückten Giebel des alten Rathauses, das dem von Breslau geglichen zu haben scheint, sieht man die Giebel des Gewandhauses und des Syndikathauses, wo die Versammlungen der Sechsstädte tagten.

Die gotische Herrlichkeit ist bis auf die Türme und Mauern dahin. August der Starke führte den Barockstil in Bautzen ein, der jetzt die Hauptmärkte charakterisiert; aber die schönen hohen Häuser sind nicht mehr von Geschlechtern bewohnt, wie sie unter den anmutig-pompösen Denkmälern des Taucherkirchhofs liegen: die gute Gesellschaft lebt nicht in der inneren Stadt, sondern in Vororten, die den modernen Bedürfnissen entsprechen. Auch die zahlreichen Fabriken, die in neuerer Zeit entstanden, hat man von dem alten Budissin ferngehalten, damit das einzigartige Stadtbild nicht zerstört werde, das aus soviel Feuerflammen und Bombardierungen nicht unversehrt, aber immer wieder der Erneuerung fähig hervorging. Im Märchen kommt es wohl vor, daß einer, durch dicken Wald wandernd, es plötzlich grau durch die schwarzen Tannen schimmern sieht: da liegt ein verwünschtes Schloß mit Zinnen und Brüstungen, das nur ein Kind des Glückes, von guten Geistern geführt, auffindet. Nicht durch hohe Wälder muß sich schlagen, wer Bautzen aufsuchen will, sondern durch mehr oder weniger häßliche moderne Straßen mit Mietskasernen und Kaufhäusern. Auf einmal betritt er den Bannkreis; steigt umbüschte Stufen hinauf und hinunter, windet sich durch drollige Winkel, steht bestürzt vor steinernen Riesensäulen, schlendert vorüber an grünüberhangenen Mauern, an winzigen, dicht an den Fels geduckten Häusern, an jähen Abgründen. Wo sind die Barbaren, die Helden, die Träumer, die auf dieser Bühne Tragödien spielten? Jetzt ist es ein Park voll Sehenswürdigkeiten, wo die Menschen nach Stunden gehetzter Arbeit oder gehetzten Vergnügens Erholungsstunden feiern.


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