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13. Kapitel.
Die Stimmen der Hospizhunde.

Prinz Jan wußte nicht, wieviele Tage und Nächte auf der Fahrt vergingen. Er gewöhnte sich an die Bewegung, und da der Kapitän mehrmals täglich zu ihm kam und mit ihm sprach und auch andere Leute ihn besuchten, fand er das Leben auf dem Schiffe sehr angenehm.

Unter den Besuchern befand sich eine junge Frau mit großen braunen Augen und einer sanften Stimme. Sie hielt gewöhnlich ein kleines Kind auf dem Arm oder führte es an der Hand, da es eben anfing zu laufen. Kapitän Smith und sie schienen sehr befreundet. Öfters trug er das Kind auf seinem Arm, und es lächelte ihn an, wenn er es hinunterhielt, um Jans Kopf streicheln zu lasten. Der Hund erwartete sie jeden Tag und wurde in seiner Hoffnung nicht enttäuscht. Eines Tages brachte der Kapitän Hippity-Hop, um Jan zu besuchen; die Katze schnurrte laut und rieb sich gegen Jans Beine, indes er sie sanft mit seiner Schnauze anstieß. Der Alte schmunzelte: »Ihr beide habt euch noch nicht vergessen, gelt?« Dann hob er die Katze auf und trug sie wieder fort.

In derselben Nacht trat plötzlich eine große Veränderung ein. Das Schiff wankte hin und her, als ob es vor den hohen Wellen Furcht habe, die gegen dasselbe anprallten und darüber hinwegstürzten. Die Nacht war sehr dunkel, und unten im Schiffsraum war es noch unfreundlicher. Jan hörte Männer laufen, Stimmen laut durcheinander rufen, und dann kam plötzlich ein Krach. Das Schiff bebte, als ob es schwer beschädigt sei.

Jan war so heftig gegen eine Seite des Raumes geschleudert worden, daß er kaum atmen konnte. Alsbald erhob er sich aber wieder, und es gelang ihm, auf den Füßen zu stehen, indem er sich gegen die Wand stützte; doch schwankte er hin und her. Es war stockfinster und er schaute in der Richtung, wo die Treppe aufs Verdeck führte. Wiederum hörte er eilige Schritte, laute Männerstimmen und diesmal auch das Weinen und Rufen von Frauen und Kindern.

Er wußte, irgend etwas war nicht in Ordnung. Als er heftig an seinem Strick zog und seine Augen nach der Treppe starrten, hörte er ein Geräusch, das ihn vor Freude bellen machte.

»Schon gut, Jan,« rief sein Herr durch die Dunkelheit, »ich komme!«

Der Hund winselte und dankte auf seine Art den Händen, die den Strick lösten, der an der Schiffswand befestigt war. Mit einem Sprung und lautem Freudengebell kletterte er, seinem Herrn voran, die Treppe hinauf, und nun standen beide auf dem Deck.

Es war sehr früh am Morgen, und schwere Wolken hingen am Himmel. Der Wind heulte, die Wogen gingen so hoch, daß es zeitweise schien, als ob das Schiff in einem tiefen Abgrund läge. Obgleich der Dampfer bebte, knarrte, hin und her gestoßen wurde, bewegte er sich doch nicht von der Stelle. Als das Wasser einen Augenblick vom Deck abfloß, sah Jan zackige Felsmassen emporragen und fühlte, wie das Schiff auf dieselben aufstieß. Er konnte all dies nicht begreifen, und als er den Kapitän fragend anschaute, sah er dessen Blick auf eine Küste gerichtet, die nicht weit entfernt lag, und auf der Leute eiligst hin und her liefen.

Einer von der Mannschaft lief mit einem Tau an Jan vorbei; einige andere Männer legten sonderbar aussehende Gürtel um die Körper der Frauen und Kinder, und wieder andere ließen ein kleines Boot ins Meer hinabgleiten. Aber sobald dasselbe auf dem Wasser war, wurde es umgeworfen und wie eine Eierschale an der Schiffsseite zertrümmert.

Jan, der sich mit gespreizten Beinen aufrecht halten konnte, bemerkte die angsterfüllten Frauen und Kinder dicht zusammengedrängt; die meisten waren ruhig und gefaßt, aber einige weinten. Mehrere knieten auf dem nassen Deck; obgleich ihre Augen geschlossen waren, wußte Jan, daß sie nicht schliefen, denn ihre Lippen bewegten sich, als ob sie zu jemand sprächen, den er nicht sehen konnte.

Das Ufer schien nicht weit entfernt, und Jan sah, wie Männer ein kleines Boot ins Wasser stießen, dann schnell hineinsprangen und die Ruder ergriffen.

»Gott sei Dank!« sagte der alte Pfandstallwärter zu einem Manne, der neben ihm stand, »die Rettungsmannschaft wird die Frauen und Kinder retten.«

»Hier gibt es keine Lebensrettungsstelle,« hörte Jan eine Frauenstimme sagen. Er blickte auf und sah neben seinem Herrn die hübsche Dame, die ihn des öfteren im unteren Schiffsraum besucht hatte. Ihr Gesicht war sehr blaß, und sie hielt ihr Kind fest im Arm, während sie nach der Stelle hinstarrte, wo Männer, die bis zur Hälfte im tosenden Wasser standen, das kleine Boot auf die Wellen hinausschoben. Dann wurde das Boot auf einer hohen Woge emporgehoben und steuerte auf den Dampfer zu. Auf dem gestrandeten Schiff ertönten Bravorufe, in die die Menschen am Ufer mit einstimmten. Aber während sie noch jubelnd riefen, erfaßte eine riesige Woge das kleine Boot, kippte es um und warf die Insassen ins Wasser. Das Boot wurde auf den Strand geschleudert und die es gerudert hatten, trieben im Wasser, bis man ihnen zu Hilfe kam.

Am Strande wurde mittlerweile versucht, noch ein Boot auszusetzen, und auf dem Schiffe drängten sich alle heran, um es zu beobachten. Mehrere Männer auf dem Dampfer, die sich mit dem Kapitän des Schiffes beraten hatten, holten ein Tau herbei und warfen es dem Ufer zu über Bord. Die Wellen trugen das Tau vorwärts, warfen es aber dann zurück gegen die Schiffsseite und spielten damit wie die Katze mit der Maus. Das Tau wurde hin und her geworfen, auf und ab geschleudert, mitunter war es sichtbar, dann wieder verschwand es unter dem tosenden Wasser, aber es gelangte nicht näher ans Ufer.

»In einer halben Stunde wird das Schiff zertrümmert sein. Es bricht schon in der Mitte auseinander,« sagte der Mann neben Jans Kapitän. »Kein Boot kann solchen Wogen widerstehen und kein Mensch kann in solch einer See schwimmen.«

Kapitän Smith sah nieder auf seinen Hund. »Uns macht es nicht viel aus, Jan,« sagte er dann, »aber die armen Frauen und Kinder; vielleicht kannst du ihnen helfen. Komm!«

Der Hund folgte seinem Herrn über das Deck zu den Offizieren des Dampfers, die bei ihrem Kapitän standen. Sie sprachen eben sehr ernsthaft zusammen, als der Alte sich mit Jan zwischen sie drängte.

»Vielleicht könnte mein Hund das Tau ans Ufer bringen,« sagte Smith zu ihnen, während seine Hand auf dem nassen Fell des Tieres ruhte. »Er kann ausgezeichnet schwimmen und hat keine Angst vor dem Wasser.«

Der Mann mit der goldumränderten Mütze – es war der Schiffskapitän – sah auf den Hund nieder, dessen intelligente Augen von einem zum andern blickten, als ob er wissen wollte, warum ihn alle ansahen, und was sie von ihm verlangten.

»Das ist dem Hunde zu viel zugemutet,« sagte der Kapitän und schüttelte seinen Kopf, »selbst wenn er die Kraft dazu hat; kann er ja doch nicht begreifen, was er tun soll.«

»Jan versteht alles, was ich ihm sage,« entgegnete der Smith, »und es kann doch nichts schaden, den Versuch zu machen. Wenn er einmal begriffen hat, was er tun soll, wird er die Aufgabe vollbringen oder dabei zugrunde gehen.«

In dem Augenblick rollte das Schiff stark und Passagiere rutschten auf dem nassen Deck aus, aber Jan hielt sich aufrecht, dank seinem starken Rücken und seinen straffen Muskeln. Die Offiziere sprachen wieder zusammen und lobten Jans Stärke. Eine besonders hohe Woge hob jetzt das Schiff empor und schleuderte es dann wieder auf die zackigen Felsmassen, die es bis ins Herz zu treffen schienen. Das Geräusch des Schiffes, das in allen Fugen krachte, klang wie das Stöhnen eines menschlichen Wesens, das in seiner Not um Hilfe ruft.

Der Kapitän des Dampfers blickte von den Frauen und Kindern über das tosende und schäumende Wasser hinweg nach dem Ufer, um die Entfernung zu messen, die den Dampfer vom Lande trennte. Langsam wandte er sich dann zu Smith und dem Hunde. »Vielleicht wird es ihm gelingen, wenn er Sie verstehen kam,« sagte er endlich, und fügte dann mit gedämpfter Stimme hinzu: »Es ist noch unsere einzige Hoffnung.«

Jan bemerkte, wie alle ihn anblickten, als der Kapitän in seinen Worten fortfuhr: »Wenn der Hund das Ufer mit einem dünnen Tau erreichen kann, werden wir ein stärkeres an dasselbe befestigen; dann können wir aus einem Bootsmannsstuhl eine Hosenboje herstellen, in der die Frauen und Kinder festgeschnallt und ans Ufer gezogen werden können.«

Kapitän Smith bückte sich und nahm Jans Kopf in seine zitternden Hände. Er und der Hund sahen sich in die Augen, und alle, die ihnen zuschauten, erfüllte ein Gefühl der Hoffnung. Es schien, als ob das Tier sich anstrenge, den Sinn der Worte des alten Mannes zu fassen. Smith hatte ein Stück von einem Seil in der Hand und hielt es Jan hin, der es beroch und darauf seinen Herrn ansah. Mit dem Seil in der Hand führte der Kapitän den Hund an die Seite des Dampfers und deutete auf das Tau im Wasser, das in der Nähe des Schiffes zu sehen war.

»Geh, hole es, Jan!« rief der Alte mit scharfer Stimme.

Die Leute auf dem Deck drängten sich dicht heran, und der Hund stemmte sich, um zu springen. Aber in dem Augenblick brach sich eine mächtige Welle hoch über dem Schiff, ihr weißschäumender Kamm zischte wie eine wütende Schlange. Jan blickte tief hinab in einen gähnenden Abgrund, wo die spitzen Zacken der Felsen gleich Zähnen eines verborgenen Ungeheuers hervorragten. Er erkannte die Gefahr und zog sich zurück, seinen Herrn mit flehenden Augen anschauend.

»Geh, Jan!« sagte die Stimme, die er liebte, aber diesmal war der Ton eine Bitte, nicht ein Befehl.

Die hohe Woge rollte zurück, andere kamen hinterher, eine jede mit weißem Schaum gekrönt, und zwischen ihnen waren die dunklen Tiefen. Jan wandte sich wieder zum Meere, und während er hinunterblickte, schien es ihm, als ob die weißgekrönten Massen sich in die schneeigen Gipfel der Berge beim Hospiz verwandelten: die dunklen Tiefen waren die Gletscherspalten und Klüfte, in denen Barry, Pluto, Pallas, Rex und alle Hunde des Hospizes Jahr für Jahr seit zehn Jahrhunderten gewandelt waren. Er hörte ihre Stimmen ihm zurufen. Er spitzte die Ohren, sein Körper bebte, die Muskeln wurden straff und mit emporgehobener Schnauze stieß er einen Laut aus, der eine Antwort auf den Ruf seines Stammes war, und der so klar und rein erscholl wie der tiefe Ton einer wunderbaren Glocke. Dann stemmte er sich noch einmal und sprang weit hinaus ins Wasser, das ihn wie mit mächtigen Armen unter die Wogen hinabzog.

Mit aller Macht kämpfte Jan sich zur Oberfläche empor; etwas stieß gegen ihn an, und als er sich wandte, bemerkte er das Tau, und es fiel ihm ein, was ihm befohlen war.

»Geh, hole es, Jan!« hatte sein Herr gesagt.

Der Hund faßte das Tau mit seinen Zähnen, und gleich darauf hörte er deutlich, wie die Menschen auf dem gestrandeten Schiff, sowie auch die am Ufer Bravo riefen. Dann wurde er abermals in die Tiefe hinabgezogen; aber er hielt das Tau fest gepackt. Als er wieder an die Oberfläche kam, sah er, wie sein Herr über die Seite des Schiffes lehnte und auf das Ufer deutete. Nun begriff er, was er tun sollte, und, ohne einen Augenblick zu zögern, kehrte er sich vom Schiff ab dem Ufer zu, das Tau hinter sich herziehend. Es hemmte ihn zwar im Schwimmen und zog ihn öfters rückwärts; die Gewalt der Wogen riß ihn mit fort auf ihre höchste Höhe und dann in die Tiefe. Mit großer Mühe schnappte er nach Luft; das Wasser brauste in seinen Ohren und zeitweise konnte er nichts sehen wegen der beißenden, salzigen Gischt, die wie ein scharfes Messer in seinen Augen wühlte. Aber er ließ nicht nach.

Trotz seiner Anstrengung schien er dem Lande nicht näher zu kommen. Hinter sich sah er die schwankenden Maste des Schiffes und dann und wann die ganze Länge des Decks, auf dem die Menschen zusammengedrängt standen. Halb betäubt und ganz erschöpft wandte sich endlich Jan, um wieder zu seinem Herrn und in Sicherheit zurückzukehren, mit abnehmender Kraft kämpfte er gegen die Wellen. Aber seine Zähne hielten das Tau fest. Tiefer und tiefer sank er hinab und über seinem Kopf brach sich der weiße, schäumende Kamm der Wogen. Jetzt klang das Brausen in seinen Ohren, wie die Stimmen der Hunde des Hospizes. Die Stimmen von Barry, von Bruno, Rex und Jans Mutter vernahm er ganz deutlich. Andere Hunde mischten sich in den Chor, bis Jan wußte, er höre die Stimmen von allen Hunden, die je im Hospiz gelebt hatten. Dazu Hunderte und Hunderte von tiefen Tönen, als ob die Glocken des Hospizes ihm die Botschaft sandten: »Es ist die Pflicht eines Bernhardiners, Leben zu retten.«

Mit erneuter Kraft kämpfte er weiter, und als sein Kopf und das Tau abermals über den Wogen auftauchten, hörte er Rufe, aber diesmal kamen die Stimmen vom Lande her. Die Brandung ging wieder hoch, brach sich über ihm und schleuderte ihn dann mit aller Gewalt hoch auf den sandigen Strand hinauf, wo er erschöpft und außer Atem liegen blieb, das Tau fest in den Zähnen haltend. Er hielt es fest, selbst als mehrere Männer es ihm fortnehmen wollten; erst allmählich ließ er es los, als er sanft aufgehoben wurde und an eine Stelle getragen, wo die grausamen Wogen ihn nicht wieder fassen konnten.

Jan war zu ermüdet, um seine Augen zu öffnen, als ein Mann neben ihm niederkniete, sein nasses Fell streichelte und mit bewegter Stimme sagte: »Du prächtiger, tapferer Kerl!« Bravorufe erklangen laut und lange. Endlich öffnete Jan die Augen und hob einen Augenblick mühsam den Kopf empor. Ehe er ihn wieder sinken ließ, hatte er gesehen, wie die Männer am Strande mit einem anderen, stärkeren Tau beschäftigt waren, und jemand rief aus: »Gott sei Dank, diesmal haben sie es erfaßt!«

Jan stolperte auf die Füße, und mit zitternden Beinen wankte er einige Schritte vorwärts. Dann vergaß er seine Müdigkeit und seine schmerzenden Muskeln und gewahrte einen Vorgang, der die Frauen zu Tränen rührte und die Männer zu lauten Jubelrufen veranlaßte. Ein Tau reichte vom Ufer bis an das gestrandete Schiff und etwas bewegte sich langsam am Tau entlang dem Ufer zu. Es war ein Stuhl, der an einem Tau befestigt war, und in dem Stuhl saß eine Frau. Als der Stuhl ans Ufer gezogen war, wurde sie von bereitwilligen Händen herausgehoben. Sie sagte unter Weinen und Lachen: »O beeilt euch, und rettet die anderen!«

Wieder und wieder wurde der Stuhl über die Wellen hin und her gezogen, die gierig nach ihm haschten, aber vergebens, denn das Tau war stark. Einmal, als wieder eine Frau in dem Stuhl herangezogen worden war, schloß ein Mann sie mit einem Freudenruf in die Arme. Jan erkannte die hübsche Dame, aber diesmal hielt sie kein Kindchen im Arme.

Alles stand gerührt dabei, und man hörte nur das leise Schluchzen einer Frau. Die hübsche Dame starrte auf das Meer hinaus, wo hoch über den Wogen ein großer lederner Postsack, am Tau befestigt schwebte. Er kam näher und näher, und einige Männer wateten weit ins Wasser hinaus, um ihn in Empfang zu nehmen. Er wurde vom Seil losgelöst und geöffnet, und die hübsche Dame weinte und lachte zugleich, als sie ihr Kind in den Armen hielt und das Kindchen allen zulächelte.

Wieder ertönten Bravorufe vom Schiff und vom Ufer, und der Vater und die Mutter des Kindes knieten bei Jan nieder und sagten:

»Du hast sie gerettet, Prinz Jan.«

Der Hund wartete mit Sehnsucht auf seinen Herrn. Mit jeder Fahrt wurden Männer und Frauen ans Land gebracht und alle mit stürmischem Willkommen begrüßt; aber der alte Kapitän war nicht unter ihnen.

Plötzlich stieß Jan ein lautes Freudengebell aus und stürzte sich ins Wasser. Der Stuhl landete am Ufer und in ihm war sein Herr. Auf den Knien hielt er einen Korb, auf dem ein Vogelbauer befestigt war, in dem sich ein sehr erschrockener Kanarienvogel befand; aus einem Loch des Korbes steckte Hippity-Hop ein Sammetpfötchen heraus. Die Leute am Strande stoben auseinander, als Jan bellend zwischen ihnen hindurchraste. Er bellte so lange, bis sein Herr wohlgeborgen bei ihm stand und sich zu ihm niederbeugte. Der alte Mann streichelte zärtlich die langen, weichen Ohren des Hundes, indem er immer wieder sagte: »Jan, Prinz Jan! Ich wußte, du würdest es vollbringen.«

Auf diese Weise, im Stuhl angebunden, wurden einundneunzig Menschen an dem Tau, das Prinz Jan ans Land gebracht hatte, glücklich an den Strand befördert. Das Kind, das im Postsack gereist war, wurde von allen, die ihm nahekommen konnten, geherzt und geküßt.

Darauf folgte Prinz Jan seinem Kapitän, der hübschen Dame und dem Herrn, der neben ihr ging und sie mit einem Arm umfaßt hielt. Er trug das Kindchen hoch auf seiner Schulter. Aus dem Korb, den Kapitän Smith trug, streckte sich eine kleine Pfote hervor, und der Hund fühlte Hippity-Hops Pfötchen an seinem Ohr. Er wandte sich und berührte grüßend den Korb mit seiner Schnauze und sah dann, wie Cheepsie in dem Käfig, den sein Herr in der anderen Hand hatte, umherflatterte.

Die kleine Gesellschaft erreichte die Höhe des felsigen Ufers und wandte sich dann zurück, um noch einen Blick auf das stürmische Meer zu werfen. Das verlassene Schiff senkte sich eben seitwärts. Hohe Wogen türmten sich vor demselben auf und entzogen es ihren Blicken. Einen Augenblick darauf war nichts mehr zu sehen als der Himmel mit seinen drohenden Wolken und die sturmbewegte See.

Kein Wort wurde gesprochen, als sie den Weg hinanstiegen, der zu dem kleinen Hause führte, in welchem die hübsche Dame wohnte. Die Tür wurde geöffnet, sie traten ein, und nun kniete die Dame vor Jan nieder, küßte seinen Kopf und flüsterte:

»Gott segne dich, Prinz Jan.«

Obwohl der Hund sie nicht verstand, fühlte er sich doch sehr glücklich, denn er wußte, daß sie alle froh und mit ihm zufrieden waren.


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