Unbekannte Autoren
Tausend und eine Nacht. Band XV
Unbekannte Autoren

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Der junge Mann aus Bagdad und seine Sklavin.

Ferner erzählt man, daß in alter Zeit in Bagdad ein Mann von den Kindern des Glücks lebte, der von seinem Vater ein großes Vermögen geerbt hatte. Dieser Mann 100 verliebte sich in eine Sklavin und kaufte sie, und beide liebten einander gleich zärtlich, und er ließ nicht ab sein Geld für sie auszugeben, bis all sein Gut dahin war, und er nichts mehr übrig behalten hatte. Er versuchte nun sein Brot auf irgend eine Weise zu verdienen, doch gelang es ihm nicht; da er aber in den Tagen seines Reichtums die Gesellschaften der Sangeskundigen zu besuchen gepflegt hatte und es dadurch in dieser Kunst selber zur höchsten Vollendung gebracht hatte, sprach einer seiner BrüderBruder ist hier im weiten Sinne von Gefährte zu verstehen., den er zu Rate zog, zu ihm: »Ich weiß kein besser Gewerbe für dich, als daß du mit deinem Mädchen singst und dadurch viel Geld verdienst und zu essen und trinken hast.« Ihm und dem Mädchen mißfiel dies jedoch, und das Mädchen sagte zu ihm: »Ich habe für dich einen Plan gefunden.« Da fragte er sie: »Was ist's?« Und sie erwiderte: »Verkaufe mich, damit wir beide aus dieser Drangsal herauskommen, und ich selber wieder in Wohlstand gerate; denn ein Mädchen wie mich kauft nur ein reicher Mann, und so kann ich es bewerkstelligen, daß ich wieder zu dir zurückkehre.« Da führte er sie auf den Bazar, und der erste, der sie sah, war ein HaschimitEin Nachkomme Hâschims, des Stammvaters der Abbasiden, der Urgroßvater Mohammeds., vom Volke Basras, ein feingebildeter, eleganter, hochherziger Mann, der sie für fünfzehnhundert Dinare kaufte.

»Als ich nun den Kaufpreis für sie empfangen hatte, – so erzählt jener Jüngling, der Herr der Sklavin, – gereute es mich, und ich und das Mädchen weinten, und ich versuchte den Kauf wieder rückgängig zu machen. Da es der Käufer jedoch nicht wollte, steckte ich die Dinare in den Beutel, ohne zu wissen, wohin ich gehen sollte, da mein Haus ohne sie verödet war; und ich weinte und schlug mir vors Gesicht und jammerte wie nie zuvor. Alsdann begab ich mich in eine der Moscheen und saß dort weinend und ganz verstört da, bis ich nichts mehr von mir wußte und auf dem 101 Beutel einschlief, der unter meinem Haupt lag und mir als Kopfkissen diente. Ehe ich's mir aber versah, zog mir ein Mensch den Beutel unter dem Kopf hervor und lief fort, worauf ich in Furcht und Schrecken erwachte; und als ich nun den Beutel nicht fand und mich erhob ihm nachzulaufen, da waren meine Füße mit einem Strick zusammengebunden, daß ich aufs Gesicht fiel. Da begann ich zu weinen und mir vors Gesicht zu schlagen und sprach bei mir: »Nun hast du dein Leben und dein Geld eingebüßt.«

Achthundertundsiebenundneunzigste Nacht.

Von Kummer überwältigt, machte ich mich zum Tigris auf und, mein Gesicht mit meinen Kleidern verhüllend, warf ich mich in den Strom. Die Leute jedoch, die sich an Ort und Stelle befanden, bemerkten mich und sprachen: »Dies ist um eines großen Kummers wegen, der ihm widerfahren ist, geschehen.« Alsdann stürzten sie sich mir nach und zogen mich heraus, worauf sie mich nach meinem Fall ausfragten. Als ich ihnen erzählt hatte, wie es mir ergangen war, bezeugten sie mir ihre Teilnahme, und ein Scheich trat auf mich zu und sagte: »Dein Geld hast du zwar verloren, wie aber willst du dir nun auch den Verlust deines Lebens zuziehen und dem Volk des höllischen Feuers angehören? Komm mit mir, daß ich deine Wohnung sehe.« Da that ich es, und als ich zu Hause angelangt war, blieb er eine Weile bei mir sitzen, bis ich mich etwas beruhigt hatte, worauf ich mich bei ihm bedankte. Als er mich dann wieder verließ, war ich nahe daran mir das Leben zu nehmen, jedoch dachte ich ans Jenseits und das Feuer; und, mein Haus verlassend, eilte ich zu einem meiner Freunde und teilte ihm mein Mißgeschick mit. Mein Freund weinte aus Mitleid über mich und schenkte mir fünfzig Dinare, indem er dabei zu mir sagte: »Nimm meinen Rat an und verlaß auf der Stelle Bagdad, indem du von diesem Geld lebst, bis du dir die Liebe zu ihr aus dem Herzen geschlagen und sie vergessen hast. 102 Du stammst von Kanzlisten und Schreibern ab, deine Handschrift ist schön und deine Bildung vortrefflich; such' daher irgendeinen der Gouverneure auf und such' dein Heil bei ihm, vielleicht vereint dich Gott auf diese Weise mit deinem Mädchen.« Ich hörte auf ihn, und da mein Gemüt in der That wieder beruhigter geworden war und mein Kummer etwas nachgelassen hatte, entschloß ich mich nach dem Land von WâsitWâsit ist eine Stadt zwischen Bagdad und Basra. zu ziehen, da ich dort Verwandte hatte. Ich begab mich deshalb an das Ufer des Tigris, wo ich ein Schiff sah, auf das der Kapitän und Matrosen Güter und prächtige Stoffe verluden. Auf meine Frage, ob sie mich mitnehmen wollten, erwiderten sie mir: »Dieses Schiff gehört einem Haschimiten, wir können dich daher nicht in solchem Aufzug mitnehmen.« Ich machte sie jedoch auf den Lohn lüstern, so daß sie schließlich zu mir sagten: »Wenn es durchaus sein muß, so zieh' deine feinen Sachen aus, leg' Schifferstracht an und setz' dich zu uns, als wärest du einer von uns.« Da kehrte ich um und kaufte mir etwas Sachen, wie sie von Schiffern getragen werden, worauf ich dieselben anzog und wieder zum Schiff ging, das für Basra bestimmt war. Kaum aber war ich mit ihnen an Bord gestiegen, da gewahrte ich mein Mädchen, wie es leibt und lebt, von zwei Mädchen, die sie zu bedienen hatten, umgeben, so daß sich mein Groll legte und ich bei mir sprach: »Jetzt kann ich sie sehen und ihren Gesang hören, bis wir nach Basra gelangen.« Bald darauf kam der Haschimit mit seinem Gefolge angeritten und stieg mit seiner ganzen Begleitung an Bord, worauf das Schiff abzog. Alsdann holte der Haschimit ein Mahl hervor und sagte, nachdem er, das Mädchen und alle Übrigen mitten auf dem Schiff gespeist hatten, zu ihr: »Wie lange willst du dich noch weigern zu singen und dich der Trauer und dem Weinen überlassen? Du bist nicht die erste, die sich von einem Geliebten trennen mußte!« Hieraus aber erkannte ich, 103 was sie aus Liebe zu mir litt. Alsdann zog er einen Vorhang vor sie am Rand des Schiffs und rief die, welche abseits saßen, zu sich, worauf er sich mit ihnen vor den Vorhang setzte; und, als ich mich nach ihnen erkundigte, siehe, da waren es seine Brüder. Er ließ nun für sie so viel Wein und getrocknete Früchte bringen, als sie bedurften, worauf sie so lange das Mädchen zum Singen drängten, bis es nach der Laute rief und sie stimmte; dann hob sie an zu singen und trug die beiden Verse vor:

»Die Karawane brach auf mit dem Geliebten im Dunkel der Nacht,
Und zog ohne Rast mit dem Wunsch meines Herzens fort.
Und als ihre Kamele von hinnen trabten, erwachte ein Leid
In seinem Herzen, das wie die Ghadākohle flammte.«

Hierauf warf sie, vom Weinen überwältigt, die Laute fort und brach den Gesang ab, so daß die Leute beunruhigt wurden, während ich in Ohnmacht sank. Sie glaubten, ich wäre ein EpileptikerEpileptiker gelten für besessen; der Dämon wird hier besprochen., weshalb einer von ihnen mir etwas aus dem Koran ins Ohr sagte, während die andern ihr freundlich zuredeten und in sie drängten, weiter zu singen, bis sie die Laute wieder stimmte und zu singen anhub, indem sie folgenden Vers vortrug:

Ich stand da und weinte über sie, als sie die Lasten luden und abzogen,
Sie, die in meinem Herzen wohnen, auch wenn sie in die Ferne ziehen.«

Dann trug sie noch den Vers vor:

»Ich stand bei den Trümmern und fragte nach ihnen,
Doch die Stätte war wüst und die Wohnung leer.«

Alsdann sank sie in Ohnmacht, und die Leute huben an zu weinen, während ich mit einem Schrei ebenfalls in Ohnmacht sank. Die Schiffsleute entsetzten sich über mich, und einer der Pagen des Haschimiten fragte sie: »Wie konntet ihr diesen Verrückten ins Schiff nehmen?« Hierauf sagte einer zum andern: »Wenn ihr zu einem der Weiler gelangt, so schafft ihn hinaus, damit wir vor ihm Ruhe haben.« Ich 104 grämte und betrübte mich hierüber schwer und nahm mich zusammen, so gut ich es vermochte, indem ich bei mir sprach: »Es giebt kein anderes Mittel mich aus ihren Händen zu befreien, als daß ich ihr mitteile, daß ich mich auf dem Schiff befinde, damit sie meine Entfernung verhindert.« Hierauf zogen wir weiter, bis wir in die Nähe eines Landgutes kamen, wo der Schiffsherr sagte: »Laßt uns an den Strand gehen.« Da stieg das Volk ans Land, während ich, da es Abend geworden war, hinter den Vorhang ging, die Laute nahm und den Accord änderte, Weise für Weise, indem ich sie nach einer Weise stimmte, die sie von mir gelernt hatte, worauf ich wieder an meinen Platz auf dem Schiff zurückkehrte.

Achthundertundachtundneunzigste Nacht.

Bald darauf stiegen alle Leute wieder an Bord und kehrten an ihre Plätze zurück; und der Mond goß sein Licht aus über Strom und Land. Da sagte der Haschimit zum Mädchen: »Um Gott, trübe nicht unser Leben!« worauf sie die Laute wieder nahm. Als sie sie jedoch mit ihrer Hand berührte, schrie sie so laut, daß sie glaubten, sie hätte den Geist aufgegeben. Dann rief sie: »Bei Gott, mein Lehrer ist unter uns auf dem Schiff!« Der Haschimit versetzte hierauf: »Bei Gott, wäre er unter uns, ich würde ihn nicht von unserer Gesellschaft ausschließen, da er vielleicht dein Herz erleichtern würde und wir uns an deinem Gesang erfreuen könnten; jedoch liegt seine Anwesenheit auf dem Schiff in weiter Ferne.« Sie versetzte indessen: »Ich vermag nicht die Laute zu schlagen oder Lieder zu singen, während mein Herr bei mir ist.« Da sagte der Haschimit: »Wir wollen die Schiffsleute fragen.« Sie entgegnete: »Thu's.« Hierauf fragte er sie: »Habt ihr jemand an Bord genommen?« Sie erwiderten: »Nein.« Da fürchtete ich, die Untersuchung könnte damit ein Ende haben, und sagte lachend: »Jawohl; ich bin ihr Lehrmeister; ich lehrte sie, als ich ihr Herr war.« Sie aber rief: »Bei Gott, das ist die Stimme meines Herrn.« Da nahmen mich 105 die Pagen und führten mich vor den Haschimiten, der mich auf den ersten Blick erkannte und zu mir sprach: »Wehe dir, was sehe ich dich in diesem Zustande, und was hat dich hierzu bewogen?« Nun erzählte ich ihm alles, was mir widerfahren war, und weinte dabei, während das Mädchen hinter dem Vorhang laut zu jammern anhob, daß der Haschimit und seine Brüder ebenfalls laut aus Mitleid über mich weinten. Dann sprach er: »Bei Gott, ich bin diesem Mädchen weder genaht noch hab' ich sie berührt, und habe sie heute zum erstenmal singen hören! Ich bin ein Mann, dem Gott reiches Gut verliehen hat, und kam nur nach Bagdad, um Gesang zu hören und meine Einkünfte vom Fürsten der Gläubigen zu erheben. Nachdem ich beides erreicht hatte, wollte ich wieder heimkehren, sprach jedoch bei mir: »Hör' dir etwas von Bagdads Gesang an.« Alsdann kaufte ich mir dieses Mädchen, ohne zu wissen, daß es so mit euch beiden stand. Nun aber nehme ich Gott zum Zeugen wider mich, daß ich sie, sobald ich nach Basra gekommen bin, freilassen und mit dir verheiraten will, indem ich euch so viel Einkommen festsetze, als ihr bedürft, und noch mehr; jedoch nur unter der Bedingung, daß, wenn mir der Sinn nach etwas Musik steht, ein Vorhang vor sie gezogen wird, und sie mir hinter demselben etwas vorsingt; und du sollst zur Zahl meiner Brüder und Tischgenossen gehören.« Ich freute mich hierüber, der Haschimit aber steckte nun seinen Kopf hinter den Vorhang und fragte sie: »Bist du damit zufrieden?« worauf sie anhob ihn zu segnen und ihm zu danken. Alsdann rief er einen seiner Pagen und sagte zu ihm: »Nimm diesen jungen Mann bei der Hand, zieh' ihm seine Sachen aus, kleide ihn in einen feinen Anzug, beräuchere ihn und bringe ihn dann wieder zu uns.« Da nahm mich der Page und that mit mir nach seines Herrn Geheiß, worauf er mich wieder zu ihm führte und mir wie den andern Wein vorsetzte. Alsdann hob das Mädchen an in lieblichster Melodie zu singen und trug die Verse vor: 106

»Sie tadelten mich, daß ich Thränen vergoß,
Als der Liebste zum Abschiednehmen kam.
Nie kosteten sie die Speise der Trennung und nie
Die Flammen des Leids, die mein Innres verbrannten.
Ach, der Liebe Sehnsucht kennt nur ein Trauernder,
Der sein Herz in seiner Heimat verlor.

Die Leute gerieten über diese Verse ins höchste Entzücken, und ich freute mich so mächtig, daß ich ihr die Laute abnahm und, die schönsten Töne ihr entlockend, die Verse sang:

Edle zu bitten bringt Ehre ein,
Doch Gemeine zu bitten bringt Schmach.
Drum wenn du dich erniedrigen mußt,
Erniedrige dich und bitte Große.
Daß du die Edlen ehrst, bringt keine Entehrung,
Entehrt nur wird, wer Kleine ehrt.

Die Leute freuten sich über mich, und Freude und Fröhlichkeit hörten nicht auf, während bald ich und bald das Mädchen sang, bis wir zu einem der Halteplätze am Gestade gelangten, wo das Schiff die Anker auswarf und alle ans Land stiegen. Ich stieg gleichfalls mit ihnen aus, doch war ich trunken, und, als ich mich niedersetzte, ein Bedürfnis zu verrichten, überkam mich der Schlaf, während die Passagiere aufs Schiff zurückkehrten, worauf dasselbe mit ihnen weiter zog, bis sie nach Basra gelangten, ohne daß sie etwas von meinem Verbleiben wußten, da sie ebenfalls trunken waren. Nun hatte ich aber all mein Geld dem Mädchen gegeben, so daß mir nichts übrig geblieben war, und ebenso hatte ich vergessen den Haschimiten nach seinem Namen und seiner Wohnung in Basra zu fragen, und wie er aufzufinden wäre. Ich erwachte erst von der Sonnenhitze, worauf ich mich erhob und umsah; als ich aber niemand sah, ward ich niedergeschlagen, und es kam mir vor, als ob das Wiedersehen mit dem Mädchen nur ein Traum gewesen wäre. Ich saß so lange ratlos da, bis ein großes Schiff dahergezogen kam, das mich mit nach Basra nahm. Da ich dort keinen kannte, geschweige denn das Haus des Haschimiten, ging ich zu 107 einem Gemüsehändler und ließ mir von ihm Tinte und Feder geben, –

Achthundertundneunundneunzigste Nacht.

worauf ich mich niedersetzte und schrieb. Dem Gemüsehändler gefiel meine Handschrift und, da er sah, daß meine Sachen schmutzig waren, fragte er mich nach meinen Verhältnissen, worauf ich ihm erwiderte, ich sei ein armer Fremdling. Da sagte er zu mir: »Willst du bei mir bleiben? Ich will dir jeden Tag einen halben Dirhem und zu essen und trinken geben, während du die Buchführung in meinem Laden besorgst.« Ich sagte zu und blieb bei ihm, indem ich ihm sein Geschäft führte und den Ausgang und Eingang verwaltete. Als der Mann dann nach Verlauf eines Monats sah, daß seine Einnahmen gewachsen waren und die Ausgaben abgenommen hatten, dankte er mir und gab mir von nun an täglich einen Dirhem. Nach Ablauf des Jahres machte er mir den Vorschlag seine Tochter zu heiraten und sein Teilhaber zu werden, und ich willigte ein und suchte mein Weib heim. Ich war jedoch gebrochen an Herz und Gemüt und der Kummer stand mir auf der Stirn; und wenn der Gemüsehändler, der gern eins trank, mich hierzu einlud, lehnte ich es aus Traurigkeit ab. In dieser Weise verbrachte ich zwei Jahre, als eines Tages, während ich im Laden saß, eine Gesellschaft mit Speise und Trank vorüberkam. Da fragte ich den Gemüsehändler, was das zu bedeuten hätte, worauf er mir erwiderte: »Heute ist der Tag der Lustbarkeitsmacher, an dem alle Musikanten und Spaßmacher und jungen reichen Leute an das Stromufer hinausziehen, um unter den Bäumen des Ubulleflusses zu schmausen und zechen.« Ich bekam Lust mir diese Sache anzusehen, indem ich bei mir sprach: »Vielleicht werde ich, indem ich mir dieses Volk ansehe, mit meiner Liebsten vereint.« Und so sprach ich zum Gemüsehändler: »Ich habe Lust hierzu,« worauf er mir erwiderte: »Es steht dir frei mit ihnen hinauszuziehen.« 108 Alsdann machte er mir Speise und Trank zurecht, und ich zog zum Ubullefluß hinaus, wo ich die Leute wieder heimkehren sah. Als ich nun wieder mir ihnen heimziehen wollte, sah ich mir einem Male den Kapitän des Schiffs, auf dem sich der Haschimit und das Mädchen befunden hatten, den Ubullefluß hinabziehen. Da rief ich ihnen zu, worauf er und seine Leute mich erkannten und mich zu sich nahmen, indem sie zu mir sprachen: »Lebst du noch?« und mich umarmten und nach meiner Geschichte fragten. Nachdem ich ihnen alles berichtet hatte, sagten sie: »Wir glaubten, du wärest im Rausch ins Wasser gefallen.« Hierauf erkundigte ich mich bei ihnen nach dem Mädchen, und sie versetzten: »Als sie sah, daß du verloren gegangen warst, zerriß sie ihre Kleider, verbrannte die Laute und hob an sich vors Gesicht zu schlagen und zu jammern. Als wir dann mir dem Haschimiten in Basra eintrafen und ihr zuredeten, das Weinen und Grämen ruhen zu lassen, versetzte sie: »Ich will mich in Schwarz kleiden und mir ein Grab neben dem Hause machen, um dort zu verweilen und für mein Singen Buße zu thun.« Wir erlaubten es ihr, und seit jener Zeit lebt sie in dieser Weise bis auf den heutigen Tag.« Hierauf nahmen sie mich mit, und als ich nach dem Hause gelangte, traf ich sie in solcher Weise an. Sobald sie mich erblickte, schrie sie so laut auf, daß ich glaubte, sie wäre gestorben und sie für eine lange Weile umarmte. Dann sagte der Haschimit zu mir: »Nimm sie hin.« Ich versetzte: »Schön; gieb sie jedoch frei, wie du es mir versprachst, und vermähle mich mit ihr.« Der Haschimit that es und gab uns kostbare Sachen und viele Kleidungsstücke, eine Hauseinrichtung und fünfhundert Dinare, indem er dabei sprach: »Dies ist der Betrag, den ich euch jeden Monat als Einkünfte festsetzen wollte, unter der Bedingung, daß du mein Tafelgenoß wirst, und daß das Mädchen mir etwas vorsingt.« Alsdann räumte er uns ein Haus ein und befahl alles, dessen wir bedurften, hineinzuschaffen; und als ich das Haus bezog, fand ich es eingerichtet und voll 109 Zeug, worauf ich das Mädchen in dasselbe schaffte. Hierauf begab ich mich zum Gemüsehändler und teilte ihm alles mit, ihn zugleich bittend, mir die Scheidung von seiner Tochter, ohne daß eine Schuld ihrerseits vorläge, zu gewähren. Dann gab ich ihr ihre Mitgift und was mir sonst oblag, worauf ich in solcher Weise zwei Jahre bei dem Haschimiten verbrachte und großen Reichtum erwarb, so daß ich wieder in die frühere Lage kam, in der ich mit dem Mädchen in Bagdad gewesen war. Und Gott der Allgütige gab uns Trost und gewährte uns Glück in Hülle und Fülle und krönte unsere Geduld mit der Erreichung unserer Wünsche. Ihm sei das Lob im Anbeginn und im Jenseits! Und Gott ist allwissend.

 


 


 << zurück weiter >>